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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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24.05.2012 23:50 Seewind von last-virgin
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Seewind
Auflandige Winde
treiben Feuchtigkeit und Salz
von der weiten See
sie verteilen sich in engen Gässchen
legen sich auf Haut und Haare
vermischen sich mit Schweiß
und den Gerüchen von Trauer
Liebe Blut und Tod
Gerüche wecken
Ahnungen und Erinnerungen
Ablandige Winde nehmen sie mit
über die weite See
treiben sie an andere Ufer
in unbekannte Gassen
gehen schlafen auf fremder Haut
und in fremden Seelen
Weitere Werke von last-virgin:
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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25.05.2012 11:41 Re: Seewind von KeTam
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Hallo last-virgin,
ich mag dein Gedicht. Ich weiss, ist nicht konstruktiv.
Ich mag es, weil ich Wind liebe und du etwas beschreibst, was einer der Gründe ist, warum ich ihn so liebe:
Diese Vorstellung, der Wind kommt von weit her.
Diese Luftmassen, die die ganze Welt umfassen, wie ein Ozean.
Und der letzte Satz ist einfach wunderschön..
last-virgin hat Folgendes geschrieben: |
gehen schlafen auf fremder Haut
und in fremden Seelen |
Lg,KeTam.
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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25.05.2012 20:50
von last-virgin
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Hallo KeTam,
ich freue mich, dass Du meine Empfindungen über Wind und See teilst, das ist schon konstruktiv für mich. Freude beflügelt.
Danke dafür!
lg
last-virgin
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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25.05.2012 21:01
von KeTam
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Gerne!
Lg,KeTam.
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 29.05.2012 15:36
von Aranka
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Hallo last-virgin,
in deinem Gedicht spüre ich ein LI außerhalb des Textes, das sich eng verbindet mit dem Seewind. Es reflektiert über das Kommen und Gehen des Windes, das was der Wind aufnimmt und weiterträgt. Das ist die Bildebene, die ich in diesem Gedicht finde.
Ich habe über ein paar Kleinigkeiten nachgedacht. Da der Text in der Werkstatt steht, werde ich sie aufzeigen. Hier sind sie:
„enge Gässchen“ aus meiner Sicht würde Gasse reichen. Die Gasse ruft bei mir die Vorstellung von eng hervor. Das eng und „chen“ ist ein wenig viel des Guten. Wenn du ein Adjektiv brauchst zu Gasse, dann eins, was eine zusätzliche Information ein zusätzliches Bild liefert. (verwinkelt)
„Liebe Blut und Tod“ Das sind riesige Begriffe, sie bewegen eine unendliche Dimension, aber so abstrakt, das sie eher abschrecken statt zu berühren. Du erzielst damit nicht die Wirkung, die du ja gerade mit dieser Zeile erreichen willst.
Vielleicht suchst du Worte eine Ebene darunter, die man dann auch besser mit Gerüchen verbinden kann. Beispiel „Sterben“ „Krankheit“ „Lust“ ?????.
Du arbeitest mit Wiederholungen. Eine fällt mir besonders auf: „von der weiten See / über die weite See“. Durch ablandige Winde und auflandige Winde ist das eigentlich nicht nötig und man könnte die Wiederholung vermeiden. Es sei denn, hier verfolgst du eine Absicht, die ich im Moment nicht durchschaue.
Die Idee und dein Gedankengang gefällt mir, ich habe nur das Gefühl, man könnte das noch verdichten, damit es intensiver wirkt.
Nur als Beispiel ein unvollkommener Versuch:
Auflandige Winde
treiben Feuchtigkeit und Salz
weit in verwinkelte Gassen
sie (fallen/kleben) auf Haut und Haar
vermischen sich mit Schweiß
dem Geruch von Sterben und Lust
Egal, wie du es schreibst, ich würde ein Verb wählen, was das doppelte „sich“ vermeidet, also ein nicht reflexives Verb.
Du schreibst:
Zitat: | Gerüche wecken
Ahnungen und Erinnerungen
Ablandige Winde nehmen sie mit
über die weite See |
Hier sind „Ahnungen und Erinnerungen“ ganz schöne Wortbrocken. Auch würde ich hier in Anlehnung zur 1. Strophe den Aufbau beibehalten und mit „Ablandige Winde“ beginnen. Als Leser schaffst du so gleich den Gegensatz zur 1. Strophe und damit eine Verbindung zum Inhalt.
Nur eine Idee: Ablandige Winde / nehmen Ahnen und Erinnern/ …
Das ist nun ganz gewiss Ansichtssache, was ich jetzt schreibe, aber im Sinne von Verdichtung könnte man gut aus den Strophen Dreizeilen machen, ohne groß Inhalt wegzunehmen.
Zitat: | treiben sie an andere Ufer
(in unbekannte Gassen)
gehen schlafen auf fremder Haut
und in fremden Seelen |
Die letzte Strophe gefällt mir. Hier finde ich die Zeile mit den Gassen nicht nur weil es eine Abwandlung aus Strophe 1 ist überflüssig, sondern weil du mich hier in das konkrete Bild der 1. Strophe holst, wo doch sonst diese Strophe eine schöne Offenheit besitzt. „andere Ufer“ hat so viel Weite, die du dann in den Gassen wieder wegnimmst.
Eine schöne Idee, ich würde noch ein wenig Ballast abwerfen.
Gern gelesen Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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29.05.2012 16:49 re von last-virgin
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Hallo Aranka,
vielen Dank für Dein genaues Hinschauen.
Ich werde Deine Hinweise überdenken und das Ganze überarbeiten,
verdichten ist eine gute Idee.
Bei "Liebe, Blut und Tod" war ich mir der Dimension durchaus bewußt, denn Seewind hat für mich eine fast unendliche Dimension und ich glaube, die Ahnung von einem wilden Seeräuberschiff mit geblähten Segeln durchzuckte auch gerade meine Gedanken (wenn es aucb
h nicht bis aufs "Papier" gekommen ist ),
nur zur Erklärung.
Aber ich werde es auch auf den Prüfstand setzen.
bis bald
last-virgin
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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29.05.2012 19:04 re von last-virgin
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ich hoffe, das es jetzt besser ist.
Variante 2[
Seewind
Auflandige Winde
treiben Salz und Nebel
bis in alte Gassen
liegen auf Haut und Haaren
gemischt mit Schweiß
erinnern an lieben und sterben
Ablandige Winde
nehmen die Erinnerung
mit in die Weite
treiben an unbekannte Ufer
gehen schlafen auf fremder Haut
und in fremden Seelen[/b]
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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29.05.2012 22:48
von firstoffertio
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Die zweite Fassung wirkt auf mich weniger als die erste, die mich richtig mitgeweht hat. Die zweite ist irgendwie trocken, nicht wie der beschriebene Seewind.
In der ersten, wenn du da nur die zweite Strophe vielleicht einfach so schreiben würdest:
legen sich auf Haut und Haare
vermischen Schweiß
mit den Gerüchen von Trauer
Liebe und Tod
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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30.05.2012 06:09 re von last-virgin
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firstoffertio hat Folgendes geschrieben: | Die zweite Fassung wirkt auf mich weniger als die erste, die mich richtig mitgeweht hat. Die zweite ist irgendwie trocken, nicht wie der beschriebene Seewind.
In der ersten, wenn du da nur die zweite Strophe vielleicht einfach so schreiben würdest:
legen sich auf Haut und Haare
vermischen Schweiß
mit den Gerüchen von Trauer
Liebe und Tod |
guten Morgen firstoffertio,
ich habe auch das Gefühl, die zweite Version bleibt hinter der ersten zurück.
Ich werde da nochmal rangehen
danke fürs Lesen
lg
last-virgin
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 30.05.2012 19:26
von Aranka
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Hallo last virgin,
kann nicht generell sagen, dass die 2. Fassung schlechter ist. Vielleicht sind die 1. und 3. Strophe etwas skelettartig und haben daher eine andere Melodie als Strophe 2. und 4., die ich jedenfalls besser finde.
"bis in die Gassen", die Zeile ist etwas ausgemergelt. Einziges Bedeutungswort ist "Gasse". Vielleicht würde ich an Strophe 1 und 3 noch etwas arbeiten.
Gruß Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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30.05.2012 23:12 re von last-virgin
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*seufz*
nicht zu fassen, wie schwer mir das fällt...aber ich lasse nicht locker.
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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30.05.2012 23:30 re von last-virgin
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Seewind
Auflandige Winde
treiben Salz und Nebel
über alle Meere
tief in alte Gassen
legen sich auf Haut und Haar
gemischt mit Schweiß
erinnern Gerüche
an lieben und sterben
Ablandige Winde
gesättigt von Gerüchen
tragen Erinnerung
in die unendliche Weite
treiben an ferne Ufer
und gehen schlafen
auf fremder Haut
und in fremden Seelen
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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31.05.2012 07:55
von Kissa
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Guten Morgen!
Nun ist es für mich fast perfekt.
Zitat: | legen sich auf Haut und Haar
gemischt mit Schweiß
erinnern Gerüche
an lieben und sterben |
Vielleicht passte eher: .... erinnern Aromen
(die Nomen Lieben und Sterben groß schreiben )
Zitat: | treiben an ferne Ufer
und gehen schlafen
auf fremder Haut
und in fremden Seelen |
hier könnte vielleicht das und vor Zitat: | und gehen schlafen | weg.
Was meinst du, liebste Jungfrau?
Alles Liebe
Kissa
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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31.05.2012 08:34
von KeTam
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Hallo last-virgin,
hier mein "Verbesserungsvorschlag", obwohl mir die erste Version schon soooo gut gefallen hat.
Seewind
Auflandige Winde
treiben Feuchtigkeit und Salz
von der weiten See
verteilen sie in engen Gässchen
legen sie auf Haut und Haare
vermischen sie mit Schweiß
den Gerüchen von Trauer
Liebe Blut und Tod
Gerüche wecken
Ahnungen und Erinnerungen
Ablandige Winde nehmen sie mit
über die weite See
treiben sie an ferne Ufer
in unbekannte Gassen
gehen schlafen auf fremder Haut
und in fremden Seelen
Ich habe nur einige Wörter etwas abgeändert und durch "sie" anstatt "sich" den Bezug zu den auflandigen Winden, der ersten Zeile hergestellt..
und anatatt "andere Ufer", "ferne Ufer".
Naja, vielleicht gefällts dir.
Lg,KeTam
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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31.05.2012 21:27 re von last-virgin
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@ Kissa, Aranka, KeTam
Ach Ihr Lieben, ich danke Euch sehr!
Das wird vermutlich meine letzte Fassung, ich hoffe, dass sie Euch so gefällt, wie mir:
Seewind
Auflandige Winde
treiben Salz und Nebel
über alle Meere
tief in alte Gassen
legen sich auf Haut und Haar
gemischt mit Schweiß
erinnern Gerüche
an Lieben und Sterben
Ablandige Winde
gesättigt von Gerüchen
tragen Erinnerung
in die unendliche Weite
treiben an ferne Ufer
und gehen schlafen
auf fremder Haut
und in fremden Seelen
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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KeTam Ungeduld
Alter: 49 Beiträge: 4947
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31.05.2012 21:55
von KeTam
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Ja!
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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01.06.2012 07:24
von Kissa
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Ja!!!
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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last-virgin Klammeraffe
Alter: 72 Beiträge: 565 Wohnort: Berlin
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01.06.2012 07:42 re von last-virgin
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Danke allen,
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich mich freue!
lg
last-virgin
_________________ Das "Ganze" ist mehr als die Summe seiner Einzelelemente. |
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Kissa Klammeraffe
Beiträge: 630 Wohnort: Saxonia
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01.06.2012 07:50 Re: re von Kissa
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last-virgin hat Folgendes geschrieben: | Danke allen,
Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich mich freue!
lg
last-virgin |
Doch!
_________________ "Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire (1694 - 1778)
eigentlich François-Marie Arouet,
französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
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