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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Die Arme meines Vaters


 
 
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Hardy-Kern
Kopfloser

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Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag30.05.2012 20:52
Re: Die Arme meines Vaters
von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

MT hat Folgendes geschrieben:
Der Beginn einer neuen Romanidee. Zündet der Anfang?

Ob der Anfang zündet ist immer schwer zu sagen, weil man nicht weiß wie es weitergeht. So ganz klappt das bei mir nicht, da einige Unzulänglichkeiten in den den relativ wenigen Sätzen formuliert sind.
Dein Zitat:
Amseln singen im weiß blühenden Kirschbaum, von der Nebenterrasse weht Husten eines alten Mannes herüber.

Ein Kirschbaum blüht immer weiß. Eigentlich singen Amseln kaum in Bäumen, sie suchen sich meist auf dem Boden ihre Nahrung, singen abends mal ihr Schlummerlied. (jedenfalls meine Amseln)

Wie ich sehe, hast du das Husten eines alten Mannes wegwehen lassen in deiner Bearbeitung. Warum tust du das? Das ist die bisher einzig kernige Bemerkung im Text, und weil einigen das nicht gefällt schmeißt du es raus? Das hätte ich sogar noch krasser formuliert. Auch gefällt mir die wunderbar beschriebenen Landschaft im Pflegeheim nicht.
Das sollte etwas hoffnungsloser geschrieben werden, düsterer, da das Ende vieler Leben vor dem Abschluss steht.
(z.B., dass die Tulpen schon ihre verwelkten, bunten Blütenblätter abwerfen?) Das ist schwer, weiß.

Der Prota fährt nun zum Vater nach sovielen Jahren?
Die Geschichte ist voraussehbar, ich hoffe ich irre mich.
Lass dich nicht stören von mir.

Hardy
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Wohnort: wien



Beitrag30.05.2012 23:34

von lupus
Antworten mit Zitat

Guten Abend emti,
sprachlich ist kaum etwas auszusetzen, ich glaub festgestellt zu haben, dass - es ist nicht oft der Fall bei deinen Texten - du hier ein bisserl viele Redundanzen drinnen hast. Das is es dann aber auch schon. Das ganze ist vom Dialog getragen, weshalb ein sprachlich-literarisches Feuerwerk nicht zu erwarten ist. Der Dialog ist authentisch und gut gemacht.

Dennoch gibt es etwas, was bei mir ein leicht mulmiges Gefühl hinterlässt. Ich hab versucht herauszufinden was es sein kann und ich glaube, es ist die Vorhersehbarkeit. Als du mir geantwortet hast, du bräuchtest dieses Mädl und die Zugfahrt (eigentlich bin ich bei dir ja davon ausgegangen) hatte ich die Hoffnung, sie würden sich nicht gleich im Zug  treffen und ich würde nicht gleich erfahren (dass sie auch nach P. will/muss, dass sie muss war irgendwie klar). Es ist diese Häufung an Zufällen. Er sieht sie, sie nimmt denselben Zug, sie sitzt neben ihm, sie fleigt auch nach P. Jetzt hoffe ich, dass sie nicht seine Halbschwester ist und auch einen Brief vom Anwalt hat. Wink

MT hat Folgendes geschrieben:
(...)

Im Großraumabteil hole ich den Brief hervor, den ich von dem Notar aus Perpignan bekommen habe.
Ich klappe meinen Sitz zurück und schließe die Augen. Vor mir liegen rund dreieinhalb Stunden Fahrt. Ich will versuchen etwas zu schlafen, ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan und auch jetzt rast mein Herz. Mein Vater ist gestorben, als ich vier war, ich kann mich kaum an ihn erinnern. Was sollte es da jetzt noch zu regeln geben, nach siebenundzwanzig Jahren?
„Entschuldigung, ist hier noch frei?“ Ich erschrecke, öffne die Augen. Die Rucksackfrau vom Bahnsteig steht neben mir. Sie ist außer Atem und lächelt.
„Klar“, sage ich und nehme neben mir meinen Koffer vom Sitz. (eigentlich würde "Klar" reichen)
Mit einer Kraft, die ich nicht vermutet hätte, wuchtet sie ihr Gepäck auf die Ablage und lässt sich in den Sessel fallen. Sie atmet tief durch, nimmt ihr Stirnband, ein breites, blumiges Tuch, vom Kopf und sieht mich an.
„Heiß heute, nicht?“
„Oh, ja“, erwidere ich und weil ich nicht unhöflich wirken möchte, füge ich ein „ziemlich sogar“ hinzu.
Die Frau hat ihre blonden Haare zu einem Zopf gebunden. Sie hat braune Augen, wie ich, nur ihre sind rot gerändert und wässrig. Hat sie geweint? Oder nur Heuschnupfen?
„Mächtiges Gepäck“, ich deute nach oben. Sie nickt.
„Ich fahre für eine Weile nach Hause. Urlaub vom Studium, sozusagen.“ Dann sieht sie zur Uhr und sagt: „Scheiße.“
„Stimmt etwas nicht?“, frage ich, während der Zug anrollt.
„Ach, die Deutsche Bahn halt… Meinen Flieger kann ich vergessen.“ Das Mädchen schüttelt den Kopf.
Den Flieger also. Wo sie wohl hin will, überlege ich und denke darüber nach, ob es plump wäre, wenn ich einfach frage.
„Wird mir wahrscheinlich genauso gehen“, bringe ich stattdessen raus und wir lachen. Ihr Lachen klingt ernst, so, wie Lachen klingt, wenn einem zum Heulen zumute ist. Die Frau hat etwas an sich, was mich verlegen macht, schüchtern geradezu. So ist das bei mir, so reagiere ich immer auf Frauen. Matthias, der Schüchterne; Großmutter hat schon Recht.
Die Frau zieht ihre Sandalen aus und nimmt (??) die Füße auf den Sitz. Immer, wenn die Sonne am Fenster vorbeiwischt, unterbrochen nur von Tunnelröhren oder Wolken, glitzern die blau lackierten Fußnägel.
„Auf die Bahn ist halt Verlass“, sagt sie, klappt ihren Sitz zurück und schließt – bevor sie noch einmal in meine Richtung gelächelt hat – die Augen.
Ich nicke, drehe mich um und sehe aus dem Fenster. Weidelandschaften ziehen vorbei, saftig grüne Wiesen. Ein Fluss schlängelt sich durch die Täler. (kann sich ein(!) Fluss durch mehrere(!) Täler schlängeln?) Kühe grasen und sehen aus wie hingetupft. Bis der nächste Tunnel kommt und nur noch schwarz zu sehen ist. (geht nicht das Licht an, wenn ein ZUg durch den Tunnel fährt?)
Erneut drehe ich mich zur anderen Seite und betrachte meine Sitznachbarin. Sie sieht sehr hübsch aus mit ihrer Stupsnase und den paar Sommersprossen darum, sie hat etwas Skandinavisches an sich. Dazu passen auch die hohen Wangenknochen und diese makellose Haut. Ihr Freund ist zu beneiden.
Nein, natürlich weiß ich nicht, ob sie einen Freund hat, einen Partner. Aber Mädchen mit ihrem Aussehen haben immer einen Partner. Das ist einfach so, das ist ein Naturgesetz und ich werde es nicht ändern.
„Wohin musst du?“, fragt sie auf einmal, während sie die Augen geschlossen hält.
Ich fahre zusammen, fühle mich ertappt, sage:
„Perpignan.“
Und als das gesagt habe, schreckt sie hoch, stellt ihre Beine auf den Boden zurück und sieht mich an. Sie mustert mich, sie sieht in mich hinein, ihr Blick sticht in meine Brust, mir ist mulmig. Bis sie schmunzelt und sagt:
„Na, das ist ja was.“
Ich lege den Kopf zur Seite und runzele die Stirn. (das Stirn runzeln schient mir perspektivisch ein bisserl zu viel Selbstbeobachtung, außer natürlich es ist ein aktive hervorgerufenes, so zu sagen ein 'bewußt gesetztes Zeichen') Aus den Lautsprechern wird der nächste Halt angekündigt. Die Ansage dauert ewig, Anschlusszüge werden runtergebetet, die, die nicht mehr warten konnten und die, bei denen noch Chancen bestehen. Während der ganzen Zeit, die mir wie ein Theaterstück vorkommt, bei dem nichts geschieht und die Zuschauer dennoch auf ein Ereignis warten, sieht die Frau mich lächelnd an. Irgendwann, der Ansager quasselt immer noch, steht sie auf, fummelt in ihrem Rucksack über mir und kommt mit zwei Äpfeln zurück. [kommt zurück? klingt so als wäre sie ins Gepäcknetz geklettert) In diesem Moment ist die Durchsage beendet. Die Frau hält mir einen der Äpfel entgegen und sagt:
„Ich bin Kristin.“ Sie beißt ab und ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Bis sie kauend auf den Apfel in meiner Hand zeigt und mich ermuntert ebenfalls zu essen.
Ich habe keine Ahnung, warum, aber ich muss lachen. Der Zug stoppt im nächsten Bahnhof, Kassel-Wilhelmshöhe, und die Frau mit dem Namen Kristin sagt:
„Ich muss auch nach Perpignan.“

Ab 'na, das is ja was' ist 100%ig klar, dass sie auch nach P. will, die Pointe hinauszuzögern ist ein bisserl seltsam. Du 'verheimlichst' etwas, was der Leser längst weiß. Da könntest du vielleicht ein bisserl umstellen.

(…)


blau ... gefällt, wirklich gute Charakterisierungen und gute Formulierungen.

alles in allem is das flott geschrieben, liest sich leicht (zu leicht?). ich würde schon weiterlesen, mir aber den einen oder anderen sprachlichen Höhepunkt erhoffen, etwas humoriges vlt, irgendwas, was diesen Text von anderen unterscheidet.

Du siehst: ich mag den Text, aber er mag mich nicht so recht vom Hocker reißen. Noch nicht. Wink

Aber wie ich dich kenn, wird das sicher noch

lgw

@Hardy

Zitat:
Der Prota fährt nun zum Vater nach sovielen Jahren?
Die Geschichte ist voraussehbar, ich hoffe ich irre mich.

stimmt, DAS ist vorhersehbar ... irgendwann wird auch der Prota tot sein, vlt nicht in der Geschichte, aber das macht nix, der Vater is auf jeden seit 27 Jahren schon unter der Erd' Smile Smile Sorry, ich musste einfach


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lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

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Nina
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Beitrag30.05.2012 23:37

von Nina
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MT hat Folgendes geschrieben:
Und der Übergang zu schnell? Hm, weiß nicht so Recht. Gefiel mir eigentlich ganz gut.


Aha.


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Liebe tut der Seele gut.
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Gast







Beitrag31.05.2012 06:38

von Gast
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Guten Morgen, Markus!

Die Zugfahrt also. Auch ich habe auf die Rucksackfrau getippt, und ein Kennenlernen in einem Zugabteil ist allein noch keine "göttliche Fügung" smile ... dazu später mehr.*
Unwillkürlich dachte ich an die Zugfahrt des Prota in einem Roman, den ich kürzlich gelesen habe (zwecks Recherche zum Thema :"Wie liest sich ein Liebesroman von einem zeitgenössischen deutschen Schriftsteller, tausendfach verkauft?)
Nun hat dein Matthias nicht viel Zeit zur Reflektion, bevor der Platz neben ihm besetzt wird, aber (lupus hat schon darauf hingewiesen) Landschaft, die am Auge des Betrachters vorbeizieht, Beobachtungen hierzu müssen korrekt sein - ich wünsche mir da mehr, ausserdem, etwas Besonderes oder etwas, was dadurch, dass es nur deinem, diesem Prota auffällt, ihn zusätzlich charakterisiert.
(Die Zugfahrt des gefeierten Autors war vollkommen verhauen, du könntest dich also hierdurch positiv hervortun smile extra )
Der Dialog eines Schüchternen mit einer hübschen Frau (denkt man(n) wirklich so etwas wie "... sie hat braune Augen, so wie ich?)*
Es ist in Ordnung, wie du es gelöst hast, denke ich, allerdings könnte seine Schüchternheit durch den Dialog ein wenig akzentuiert werden, ich meine, wir "erfahren" es von Oma, dass er schüchtern ist, aber sein Verhalten ist ziemlich normal, ich bin jetzt nicht sicher, ob Kristin die Schüchternheit überhaupt bemerkt hat.
Es ist früh klar, dass das Mädchen ebenfalls nach Perpignan reist, und man kann sich fragen, ob ein Kennenlernen zu einem so frühen Zeitpunkt schon nötig wäre (wenn sie am Flughafen denselben Flug verpassen, ist ja auch Gelegenheit, oder sie könnte ihm in Paris wegen des Anschlussflugs behilflich sein, oder sie nehmen zusammen einen Mietwagen oder, oder  Embarassed ich schweife ab, entschuldige, worum es mir geht - und ich entnehme den beiden Kommentaren über mir, dass ich nicht die einzige bin, die sich Gedanken darüber macht:
*Vorhersehbarkeit
Die Fragen:du streust "Hinweise" ein, die in verschiedene Richtungen gedeutet werden können (Augen wie ich); muss es so schnell gehen, dass man herausfindet, dass die Reise der beiden in dieselbe Richtung geht? Witzig ist natürlich,dass Hardy etwas ganz anderes "vorauszusehen" scheint als lupus, womit das Thema ja schon wieder erledigt wäre ... Ich habe allerdings das Gefühl, dass alles zu schnell geht, die Rucksackfrau ist die einzige Person auf dem Bahnsteig, die näher beschrieben wird und sie ist es auch, die nach Perpignan fährt, sie hat Augen wie er, sie bietet ihm einen Apfel an ... vielleicht stört mich eher der "Zeitraffer" als die Vorhersehbarkeit. (Übrigens verliebt sich  Prota in oben erwähntem Roman in die vorhersehbarste Frau der Welt, also ist das nun kein Handikap smile )
Das waren ein paar Gedanken, die mir so vor dem Frühstück hierzu kamen, ich hab sie dir einfach aufgeschrieben smile
Einen schönen Tag wünscht
Lorraine
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MT
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Beitrag31.05.2012 08:22

von MT
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Guten Morgen, zusammen!

Wow! Tausend Dank für Eure Anmerkungen zum Text. Hardy, Lupus und Lorraine, ihr habt klasse Detailarbeit geleistet. Ich schaue mir alles in Ruhe an. DANKE.  Very Happy

Etwas aber finde ich bei Euren drei Postings interessant (Anja hat´s bereits angesprochen): ihr haltet die Geschichte für vorhersehbar, nun gut; interessant dabei ist aber, dass sich Hardys Prognose offenkundig von Lupus´ unterscheidet. Ich möchte nicht klugscheißerisch daherkommen, aber ist nicht gerade das der Beweis, dass es eine Vorhersehbarkeit nicht wirklich gibt? Embarassed

In der Tat könnte das Problem im Tempo und der schnellen Aneinanderreihung von Zufällen liegen; Anja, Du hast es angesprochen. Meine Absicht war/ist, zügig (im besten Wortsinn) voran zu kommen, Tempo hineinzulegen, gekoppelt mit der Geschwindigkeit des Zuges (so wird die Handlung "eingefroren" und langsamer (kommt schließlich zum Stehen), als der ICE in den Bahnhof einfährt). Das scheint noch nicht aufgegangen zu sein. Ich arbeite dran.

Übrigens: M.E. muss ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit zwingend rein. Der Leser muss sich auch bestätigt fühlen in seinen Überlegungen, Vermutungen. Bis es dann wieder zur Wende kommt und er sich sagt, "Abgefahren, damit habe ich jetzt nicht gerechnet." Ich denke, das kommt in meinem Text noch... Embarassed  Cool

Wolfgang, für Dich ist der Text/die Sprache möglicherweise zu leicht. Das war in diesem Fall volle Absicht. Meine Texte sind in der Regel recht voll von Tragik und Schwermut, ich probiere mich seit geraumer Zeit an "leichterer" Kost. Insoweit ist dies hier ein Versuch in diese Richtung. Aber natürlich dürfen Redundanzen nicht sein und Langeweile in der Erzählsprache auch nicht. Insoweit werde ich ebenfalls nochmal schauen. Ich krieg Dich schon noch vom Hocker! lol

Und Hardy, Du störst keineswegs! Ich find´s toll, dass Du Dich mit meinem Text auseinandersetzt.  Laughing Das Husten weht übrigens wieder...

Danke nochmals und frohes Schaffen!

LGMT


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Siegfried Lenz
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Beitrag31.05.2012 08:24

von MT
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Nina hat Folgendes geschrieben:
MT hat Folgendes geschrieben:
Und der Übergang zu schnell? Hm, weiß nicht so Recht. Gefiel mir eigentlich ganz gut.


Aha.

Hi, Nina,

wie ich eben schon erwähnte (im Posting zuvor): Mir kommt es auf Tempo an. Wenn das allerdings zu schnell ist, leidet der Text darunter. Auch die von Dir angesprochene Passage werde ich mir noch einmal vornehmen. Danke Dir.

LGMT


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Beitrag31.05.2012 08:27

von MT
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KeTam hat Folgendes geschrieben:
Hallo nichtmehr Inkognito, MT!

mich hat der erste Teil ja schon neugierig gemacht.
Und jetzt derzweite Teil...
Was mir so richtig rundum gefällt, wie du es schaffst mich mit in dieses Zugabteil zu setzen!
Da war alles da!
Ich weiss nicht, wie du das geschafft hast. WOW!

Jetzt würde ich wirklich gerne wissen wie es weiter geht und vor allem deine Schreibe geniessen.

Lg,KeTam.


Hi, KeTam,

danke Dir! Schön, wenn´s Dir bis hierher gefallen hat und Du Lust zum Weiterlesen empfindest. Fortsetzung folgt...

LGMT


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Beitrag31.05.2012 08:29

von MT
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hobbes hat Folgendes geschrieben:
Hallo MT,
wie so oft bei Deinen Texten fällt mir gar nicht so viel dazu ein. Mir gefällt's einfach smile
(Außerdem freu ich mich, dass Du im Präsenz schreibst. Macht mir Mut, das auch zu tun ...)

Zwei Erbsen hätte ich noch:
Einmal hadere ich mit der Stelle, die Nina auch schon beanstandet hat, also hier:
Zitat:
„Warum, Oma? Warum hast du mich all die Jahre belogen?“
Als ich gehen will, hält sie mich am Arm fest.

Wobei, eigentlich hadere ich gar nicht. Hab mich nur gefragt, wie viel Zeit dazwischen ist. So wie es da steht, gar keine. So wie es gefühlsmäßig bei mir ankommt, aber doch. Wenigstens eine Nachdenkpause. Falls das so gedacht war, würde ich noch einen Absatz einfügen, Nachwirkpause für den Leser.

Zweite Erbse:
Zitat:
Die Frau zieht ihre Sandalen aus und nimmt die Füße auf den Sitz.

Füße auf den Sitz nehmen? Den Ausdruck kenne ich nicht, ich kenne nur Füße vom Sitz nehmen.

Ich würde jedenfalls gern weiterlesen.

Moin hobbes,

Danke auch an Dich! Deine Erbsen sind gemarkert, Korrektur kommt.

LGMT


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Siegfried Lenz
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Beitrag31.05.2012 08:31

von MT
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Moin KayKariel,

schön, wenn Du Dich hier aktiv an der Textarbeit beteiligst. Willkommen im Forum.

Schön auch, wenn Dir das Stück bisher gefällt. Vielleicht magst Du ja bei der Fortsetzung dranbleiben.

Frohes Schaffen und Danke nochmals!

LGMT


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Beitrag31.05.2012 13:08

von MT
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Ich habe ein wenig umgestellt und "verzögert". Vielleicht mögt Ihr ja noch einmal drüber schauen:


Die Arme meines Vaters

1.

„Hier, sieh mal“, sage ich und halte meiner Großmutter den Brief entgegen.
„Was ist das?“
„Lies halt.“
Mit ihrer Gichthand nimmt sie das Kuvert und mustert den Absender, ganz dicht muss sie ihn vor die Nase halten und es vergehen nur Sekunden, bis sie den Brief in ihren Schoss legt und in den Garten starrt.
Es ist elf Uhr morgens, das Thermometer zeigt knapp zwanzig Grad und die Sonne strahlt von einem blauen Himmel herab. Amseln singen im weiß blühenden Kirschbaum, von der Nebenterrasse klingt das Husten eines alten Mannes herüber.
„Willst du gar nicht lesen, was drin steht?“, frage ich und meine Stimme ist nicht einmal laut dabei.
Die Schwester kommt zu uns und fragt mich, ob ich Kaffee wünsche. Ich lehne ab. Sie lächelt, schenkt meiner Großmutter wortlos nach und geht. Altersheimkaffee schmeckt mir nicht.
„Irgendwann musste es passieren, mein Junge.“
Ich stehe von meinem Stuhl auf, nehme den Brief aus ihrem Schoß und lege ihr eine Hand auf die Schulter.
„Du hast mich all die Jahre belogen, nicht wahr, Oma?“
Als ich gehen will, hält sie mich am Arm fest.
„Was wirst du tun?“
Jetzt sehe auch ich in den Garten, in den gepflegten Park mit seinen gepflegten Wegen und dem gepflegten Springbrunnen, mit den vielen bunten Tulpen und den alten Menschen, die wie Steinskulpturen auf den Bänken hocken. Großmutter und ich starren auf die Tujahecke am Ende des Grundstücks, geradeso, als könnte sie Antworten geben.
„Ich werde hinfahren“, sage ich.
Sie nickt kaum sichtbar. Ich löse meinen Arm aus ihrer Hand.
Und gehe.

2.
Es ist vierzehn Uhr, als ich den Bahnsteig betrete, um auf meinen Zug zu warten. Die Luft flimmert über den Gleisen. Ein paar Menschen stehen im Schatten, manche rauchen. Eine junge Frau hockt vor einem riesigen Rucksack und kramt darin. Der Rucksack ist größer als sie selbst, vielleicht eine Studentin mit einem Interrailticket für Europa; wie ich vor zwei Jahren.
Der ICE fährt mit kreischenden Bremsen ein, er hat zehn Minuten Verspätung. Kein gutes Zeichen für meinen Anschlussflug von Frankfurt.  
Im Großraumabteil hole ich den Brief hervor, den ich von dem Notar aus Perpignan bekommen habe. Ich halte ihn in der Hand, als wüsste ich nichts damit anzufangen, drehe ihn ein paar Mal, betrachte seine Seiten und Kanten und die Struktur des Papiers.
Durch den Gang drängen Menschen. Verbissene Gesichter auf der Suche nach Sitzplätzen. Der Zug schäumt über vor Fahrgästen. Da wird gedrückt und gedrängelt und leise geflucht. Anders die Rucksackfrau, die eben durch die Glastür kommt. Im Strom der Leute wird sie an mir vorbei geschoben, ich sehe in ihr Gesicht. Da blitzt weder der Frohsinn noch Traurigkeit auf, nicht Langeweile nicht Erwartung. Ein Gesicht wie eine glatt gespachtelte Wand. Eine Büste, eine teilnahmslose Maske, die auf einem Körper steckt, der von anderen bewegt wird. Sie lässt es geschehen, ihren riesigen Rucksack auf dem Rücken.
Ich klappe meinen Sitz zurück und schließe die Augen. Vor mir liegen dreieinhalb Stunden Fahrt. Ich will versuchen etwas zu schlafen, ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan und auch jetzt rast mein Herz. Mein Vater ist gestorben, als ich vier war, ich kann mich kaum an ihn erinnern. Was sollte es da jetzt noch zu regeln geben, nach siebenundzwanzig Jahren? Im Grunde kann ich mich nicht mehr an ihn erinnern. Die Bilder, die ich in Gedanken mit mir trage, sind Bilder aus seiner Jugend und Studentenzeit, die Großmutter mir gegeben hat. Er hat angeblich in Hamburg Maschinenbau studiert und damals meine Mutter kennen gelernt. Später ist er mit ihr nach Frankreich. Ich glaube, meine Großmutter hat ihm nie verziehen, dass er ihre Tochter mitnahm, in ein fremdes Land. Großmutter fühlte sich im Stich gelassen, allein im grauen Altona, in dem sie mehr als drei Jahrzehnte eine Hafenkneipe betrieb. Sie arbeitete rund um die Uhr, kochte und putzte selbst und stand abends bis in die Nächte hinein hinterm Tresen. Sie machte viel mit schwarzer Kasse, hat sie mal gesagt. Nur für ihre Tochter, für ihr Studium; sie sollte es mal besser haben. Großmutter fuhr nicht in den Urlaub, sie kaufte sich keine Kleider, sie aß, was übrig blieb in der Kneipe. Jeden Pfennig legte sie zurück, sparte, wo es was zu sparen gab, und als meine Mutter mit neunzehn ihr Studium begann, zahlte Großmutter ihr ein Zimmer im Studentenheim und Unterhalt. Und dann ging sie, als auch mein Vater sein Diplom in der Tasche hatte, mit ihm nach Frankreich.
Wir haben nie viel über ihn gesprochen, Großmutter und ich. Wenn ich fragte, wich sie aus. Und wenn ich mir die alten Bilder ansah, auf denen mein Vater lacht oder tanzt oder einfach nur dasitzt in einem schwarzweißen Wohnzimmer mit Chaiselounge und raucht, sah sie nur kurz durch den Türspalt in mein Zimmer und ging. Ich hätte so viele Fragen gehabt an ihn. So viele Wünsche. Andere Jungs aus meiner Klasse gingen am Wochenende mit ihren Vätern ins Freibad oder zum Fußball. Ich spülte Gläser. Andere bekamen bei den Hausaufgaben Hilfe von ihren Vätern, ich saß allein am Stammtisch und alles stank nach Pommesfett. Damals als Schüler, in einer Zeit, in der die Kräfte wie Unkraut im Körper wachsen, prügelte ich mich oft. Ich prügelte mich mit Schülern aus den höheren Klassen und bekam ständig was eingesteckt. Ich weiß nicht, wie oft ich mit meiner Großmutter beim Direktor saß, der ein ums andere Mal sagte, so ginge es nicht weiter, während meine Großmutter in einer Tour nickte. Wenn wir zu Hause waren, verpasste sie mir Eine, dass mein Kopf zur Seite schleuderte und schickte mich in mein Zimmer. Und wenn ich dort auf meinem Bett lag, wenn ich mir die Decke über den Kopf zog und froh, dann stellte ich mir vor, wie mein Vater mich in seine Arme schlösse und meinen Kopf streichelte.
All die Jahre, die bis heute vergangen sind, habe ich an ihn gedacht oder besser: habe ich mir ein Bild von ihm gemalt, ihn mir zurechtgelegt. Ich wusste immer, dieses Bild stimmt nicht, doch es hat mir geholfen. Großmutter sagte, er sei ein Säufer gewesen, verantwortungslos und ohne Skrupel. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Vorstellen konnte ich es mir nie.
Der Schaffner reißt mich aus der Vergangenheit, er will meine Fahrkarte. Er lächelt und es wirkt nicht einmal aufgesetzt. Als er weiterzieht, meine ich es ernst, als ich ihm einen schönen Tag wünsche. Ich kann mir nicht helfen: Männer in Uniform beruhigen mich irgendwie.
Ein paar Plätze weiter, an einem Tisch, sitzt die Frau mit dem Rucksack. Ihr Gepäck hat sie auf die Ablage über sich verfrachtet. Sie hat ihre blonden Haare zu einem Zopf gebunden und trägt ein Stirnband, ein breites Tuch mit Blumenmuster. Neben ihr, am Fenster, hockt ein alter Mann, die beiden unterhalten sich, irgendwann lacht sie. Ihr Lachen klingt ernst, so, wie Lachen klingt, wenn einem zum Heulen zumute ist. Die Frau hat etwas an sich, was mich verlegen macht, schüchtern geradezu. So ist das bei mir, so reagiere ich immer auf Frauen. Matthias, der Schüchterne; Großmutter hat schon Recht.
Die Frau schlüpft aus ihren Sandalen und winkelt die Beine an den Oberkörper. Immer, wenn die Sonne am Fenster vorbeiwischt, unterbrochen nur von Tunnelröhren oder Wolken, glitzern die blau lackierten Fußnägel.
Ich lehne mich zurück und sehe aus dem Fenster. Weidelandschaften ziehen vorbei, saftig grüne Wiesen. Ein Fluss schlängelt sich durchs Tal. Kühe grasen und sehen aus wie hingetupft. Bis der nächste Tunnel kommt und nur noch schwarz zu sehen ist.
Erneut beuge ich mich ein wenig in den Gang und linse rüber. Die Frau sieht sehr hübsch aus mit ihrer Stupsnase und den paar Sommersprossen darum, sie hat etwas Skandinavisches an sich. Dazu passen die hohen Wangenknochen und diese makellose Haut. Ihr Freund ist zu beneiden. Natürlich weiß ich nicht, ob sie einen Freund hat, einen Partner. Aber Mädchen mit ihrem Aussehen haben immer einen Partner. Das ist einfach so, das ist ein Naturgesetz und ich werde es nicht ändern.
Aus den Lautsprechern wird der nächste Halt angekündigt. Die Ansage dauert ewig, Anschlusszüge werden runtergebetet, die, die nicht mehr warten konnten und die, bei denen noch Chancen bestehen. Während der ganzen Zeit, die mir wie ein Theaterstück vorkommt, bei dem nichts geschieht und die Zuschauer dennoch auf ein Ereignis warten, sehe ich zu der Frau. Plötzlich erwidert sie meinen Blick. Ich drehe mich weg. In solchen Momenten drehe ich mich immer weg.
Der Zug kommt zum Stehen. Erneutes Gedränge im Gang, niemand fragt mich, ob ich meinen Koffer vom Sitz nehmen soll. Ein paar Minuten später rollen wir wieder an.
Ich glaube, das ist auch so etwas, das man als Junge, als Mann, besser könnte, wenn man mit einem Vater aufgewachsen wäre: Selbstbewusster mit Frauen umzugehen. Maria sagt, ich sei beziehungsunfähig, ich hätte da einen Knacks. Wahrscheinlich hat sie Recht. Sie kennt mich seit dem Studium, sie hat Psychologie studiert. Sie wird wissen, wovon sie redet. Ich habe ein paar Mal mit ihr geschlafen und mich anschließend gefragt, ob wir jetzt ein Paar seien. Ich fühlte mich nicht mit ihr als Paar, sie war immer so etwas wie ein bester Freund. Als ich ihr das einmal sagte, lachte sie erst und küsste mich. Später weinte sie.
Alles, was ich von meinem Vater in der Beziehung weiß, habe ich von meiner Großmutter erfahren. Sie hielt ihn vor allem für einen Tagträumer; das Wort werde ich nicht vergessen, sie hat es so oft benutzt. Tagträumer, was bedeutet das eigentlich? Ist das etwas Schlechtes, ich meine, in jeder Hinsicht Schlechtes? Doch sicher nicht. Vielleicht bin ich auch einer. Immerhin habe ich mir ein Vaterbild an meine Seite geträumt, und das tat mir gut, auch wenn dieses Bild nichts mit meinem wirklichen Vater zutun gehabt haben dürfte, den ich bis zu meinem vierten Lebensjahr hatte. Der war wahrscheinlich wirklich nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Der hat sich nicht um andere geschert. Um meine Mutter nicht, um meine Großmutter nicht, nicht einmal um seinen eigenen Sohn. Hat sein Ding gemacht. Studium, einer Frau den Kopf verdreht und ist mit ihr durchgebrannt. Ohne Zügel, ohne Verantwortung, wahrscheinlich nicht einmal für sich selbst. Und als dann ich auf die Welt kam, fing er das Saufen an. Wollte mich nicht haben. Meine Mutter war im Kreissaal geblieben. Ein paar Tage später haben sie sie beerdigt. Die Bilder, die ich von ihr in meinem Kopf habe, stammen auch nur von Polaroids.

Frankfurt, Hauptbahnhof. Ich bin fast gewillt, meiner schönen Unbekannten ‚Auf Wiedersehen’ zu sagen, aber das traue ich mich nicht. Sie geht mir voraus und kurz darauf, in der Bahnhofshalle, habe ich sie aus den Augen verloren.
Meinen Flieger erreiche ich doch noch. Als ich das Gate betrete, halte ich Ausschau. Ebenso in der Maschine. Doch das, wonach ich suche, finde ich nicht.

3.

(…)


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Beitrag31.05.2012 14:13

von lupus
Antworten mit Zitat

ein paar Sachen sind mir aufgefallen ... dazu später, aber:

na, geht doch Wink
schon herunten vom Hocker.

Das klingt doch gleich nach was Echtem, also, Roman und so .. Wink


 Daumen hoch

wolfgang


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Beitrag31.05.2012 14:39

von Rheinsberg
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Wow. Mir gefiel schon der Anfang gut, aber jetzt nimmt das echt Form an.
Gibt's mehr?  Wink


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"Write what should not be forgotten…" Isabel Allende

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KeTam
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Das goldene Gleis Ei 1
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Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag31.05.2012 14:51

von KeTam
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Gleiche Frage!
Wann kommt mehr?

Lg,KeTam.
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag31.05.2012 14:58

von adelbo
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Ja, gefällt mir richtig gut. Macht sehr neugierig auf das was kommt.

Es gibt ein paar Kleinigkeiten über die ich gestolpert bin. Nichts von Bedeutung, aber ich bin halt hängengeblieben. So wie hier:

Zitat:
Sie nickt kaum sichtbar. Ich löse meinen Arm aus ihrer Hand.
Und gehe.


Dieses "und gehe", liest sich für mich so alleingelassen, am Satzanfang. Ich denke mal, wegen dem und. Stünde da, Ich gehe, klänge es anders, so für sich.

Würde sehr gerne weiter lesen.

adelbo


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Bertrand Russell
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag31.05.2012 16:47

von MT
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adelbo hat Folgendes geschrieben:
Ja, gefällt mir richtig gut. Macht sehr neugierig auf das was kommt.

Es gibt ein paar Kleinigkeiten über die ich gestolpert bin. Nichts von Bedeutung, aber ich bin halt hängengeblieben. So wie hier:

Zitat:
Sie nickt kaum sichtbar. Ich löse meinen Arm aus ihrer Hand.
Und gehe.


Dieses "und gehe", liest sich für mich so alleingelassen, am Satzanfang. Ich denke mal, wegen dem und. Stünde da, Ich gehe, klänge es anders, so für sich.

Würde sehr gerne weiter lesen.

adelbo

Hi, adelbo,

ach ich weiß auch nicht. ich wollte etwas Tragik reinbringen (da stand das Und noch nicht da). Dann las ich und dachte: zu abrupt, geht nicht, da muss ein Und hin. Tja, und jetzt kommst Du. lol
Mal sehen, vielleicht geht´s noch ganz anders.

Danke Dir!

LGMT


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Siegfried Lenz
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag31.05.2012 16:50

von MT
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@ lupus
Mein lieber Wolfgang, das freut mich! Dann finde ich jetzt vielleicht die/meine Linie.

Danke Dir!

@ KeTam und Rheinsberg
Es soll noch mehr kommen, klar. Nur wann, weiß ich noch nicht.

Schön, dass Euch das Stück gefällt. Vielen Dank auch an Euch.

LGMT


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Siegfried Lenz
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag31.05.2012 16:53

von Hardy-Kern
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MT hat Folgendes geschrieben:

„Ich werde hinfahren“, sage ich.
Sie nickt kaum sichtbar. Ich löse meinen Arm aus ihrer Hand.
Und gehe.

Das blau gezeichnete könnte weg, da oben alles klar ersichtlich ist.
Hast die weißen Kirschlüten noch drin? Smile

Im Teil 2 sind einige Kleinigkeiten (überquellende Abteile, oder so) aber das ist Ansichtssache. So sieht das Ganze schon etwas besser aus.
Mir gefällt das flüssige Schreiben, stolperst nicht, was mir sagt, du weißt wo du hinwillst. Ist egal welche Vermutung des Endzieles stimmt, wir werden es wohl erst spät erfahren.
Wenn es ein Roman werden soll, würde ich jetzt Stoi rufen oder weitere Teile absichern.

Hardy
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag31.05.2012 17:52

von MT
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Hardy-Kern hat Folgendes geschrieben:
MT hat Folgendes geschrieben:

„Ich werde hinfahren“, sage ich.
Sie nickt kaum sichtbar. Ich löse meinen Arm aus ihrer Hand.
Und gehe.

Das blau gezeichnete könnte weg, da oben alles klar ersichtlich ist.
Hast die weißen Kirschlüten noch drin? Smile

Im Teil 2 sind einige Kleinigkeiten (überquellende Abteile, oder so) aber das ist Ansichtssache. So sieht das Ganze schon etwas besser aus.
Mir gefällt das flüssige Schreiben, stolperst nicht, was mir sagt, du weißt wo du hinwillst. Ist egal welche Vermutung des Endzieles stimmt, wir werden es wohl erst spät erfahren.
Wenn es ein Roman werden soll, würde ich jetzt Stoi rufen oder weitere Teile absichern.

Hardy

Hast Recht, Hardy, die Streichungen sind schon geschehen. Und das "Weiß" der Kirschblüte auch.

Aber was heißt: "Wenn es ein Roman werden soll, würde ich jetzt Stoi rufen oder weitere Teile absichern." Shocked

LGMT


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Siegfried Lenz
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KayKariel
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 66
Wohnort: Jena


Beitrag31.05.2012 18:51

von KayKariel
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Das ist jetzt richtig gut geworden,

es lässt sich viel flüssiger lesen und de Zufälle hast du sauber raufgearbeitet.

Jetzt bemerkt man die Schüchternheit des jungen Mannes, die vorher noch die war. Gut umgesetzt.

Will mehr smile
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag31.05.2012 19:04

von MT
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3.

Die Air-France-Maschine landet pünktlich um 20.40 Uhr. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben Business geflogen, irgendwie ein erhabenes Gefühl. Der Notar, ein Monsieur La Garde, hat darauf bestanden und gleich ein Ticket in den Umschlag gesteckt.
Trotz der Abendstunden steht die Hitze auf dem Asphalt, ich merke, wie sich Schweißperlen auf meiner Oberlippe bilden. Ich möge am Terminal vorbei in Richtung Haupteingang gehen und mir ein Taxis nehmen. Ich möge dem Fahrer den Hotelnamen nennen, ein Zimmer sei reserviert. Monsieur La Garde hat an alles gedacht. Aber hat er auch daran gedacht, dass ich womöglich den Brief zerreißen und wegschmeißen könnte? Hat er daran gedacht, dass mich Frankreich und mein Vater, der mich nie haben wollte, im Grunde nicht die Bohne interessieren? Nein, hat er offenkundig nicht und für einen Moment frage ich mich, warum ich überhaupt hergekommen bin.
Der Taxifahrer, ein alter Mann mit dunkler Haut und einem Zigarrenstummel im Mundwinkel, kennt das Ziel. Er fährt ruppig, in den von Autos und Motorrollern überfüllten Straßen hupt er andauernd, gestikuliert mit dem linken Arm und ruft irgendwelche französischen Wörter aus dem Fenster. Was er ruft, klingt nicht nett, und was er zur Antwort bekommt, ebenso wenig. Dennoch hat er ein fortwährendes Schmunzeln auf den Lippen und man könnte meinen, er nimmt sich selbst nicht ernst.
Gelbe Straßenlaternen trotzen der Dämmerung, vor den Bars und Restaurants unter den Platanen sind alle Tische besetzt. Ich habe mein Fenster heruntergekurbelt und halte die Nase in den warmen Fahrtwind. Knoblauch, Kräuter, gebratener Fisch. Die Aromen ziehen bis in die Haarspitzen und ich habe das Gefühl, in meinem Bauch klafft ein riesiger Krater. Seit heute Früh habe ich nichts mehr gegessen. Oftmals denke ich nicht daran, etwas zu essen, manchmal vergehen Tage, ohne dass ich eine halbwegs vernünftige Mahlzeit zu mir nehme, und mein Körper schien sich bislang daran gewöhnt zu haben. Aber jetzt? Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen solchen Hunger verspürt habe.
Der Taxifahrer hält vor einer Art überdimensioniertem Reihenmittelhaus, das man eher als Privatvilla an den Elbterrassen vermuten würde, als darin ein Hotel zu erkennen. Ein weißes, schlankes Gebäude mit türkisfarbenen Fensterläden und einem Eingang aus Glas. Die Türen werden von Zypressen in Tonkübeln gesäumt, sechs Stück auf jeder Seite.
Die Dame an der Rezeption lächelt mich an. Als ich meinen Namen nenne, weiß sie offenbar sofort Bescheid. Sie tippt irgendetwas in ihren Computer und weißt mir das Zimmer No. Achtzehn zu, im zweiten Stock. Überall Mahagoniverkleidung, der Aufzug ist mit einem Jugendstilgitter verziert. Blumen leuchten in großen Vasen, die Böden sind mit englischem Teppich ausgelegt, in dem jeder Schritt versinkt. Ich möchte nicht wissen, was eine Nacht hier kostet. Aber auch darüber muss ich mir keine Gedanken machen, Monsieur La Garde zeigt sich großzügig. Hat er geschrieben.
Im Zimmer lege ich mich aufs Bett. Die Türen zu einem kleinen Balkon, der zur Straßenseite herausragt, sind geöffnet. Stimme, Lachen, Motorgeräusche gesellen sich zu mir. Meine Augenlider werden schwer, ich wollte doch noch etwas essen.
Mir fallen die Augen zu und ich denke an die Frau im Zug. An ihrem Rucksack baumelte ein Namensschild. Alles, was ich entziffern konnte, war ‚Kristin’.
(…)

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KayKariel
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 66
Wohnort: Jena


Beitrag31.05.2012 19:25

von KayKariel
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smile

ich hätte gerne ein paar der unschönen französischen Wörter gelesen smile

supi smile

das mit dem Namensschild finde ich zwar süß, aber irgendwie wieder ein Zufalls-Ding smile

Mal sehenw as die anderen davon halten, ich finde es toll


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KeTam
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Beitrag31.05.2012 19:34

von KeTam
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Hallo MT,

gefällt mir immer mehr, die Atmosphäre!
Dein Prota ist sympathisch und ich fange an für ihn zu hoffen...

Das einzige, winzigkleine Detail, dass mich gestört hat, war der fluchende Taxifahrer, der trotzdem ein Lächeln auf den Lippen hat.
Das Lächeln passt für mich nicht.
Das Fluchen schon.

Lg,KeTam.
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