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Dieses Werk wurde für den kleinen Literaten nominiert Fliegen


 
 
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Herbert_Stencil
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 28
Wohnort: Leipzig


Beitrag18.05.2012 00:43
Fliegen
von Herbert_Stencil
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Mir ist heiß, so furchtbar heiß.
Wie in einem Kinderspiel starren wir uns an. Wer zuerst wegschaut verliert. Ich werde es nicht sein. Ich weiß was du im Schilde führst. Mein Herz hämmert wie wild.
Frivol reibst du deine Schenkel aneinander. Das macht mich nervös, treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Meine Finger werden taub, ich löse den Griff ums Laken etwas.
Jetzt läufst du einige Schritte, bist dir deiner Wirkung voll bewußt. Ich drücke mich in meine Ecke. Deine großen Augen ruhen auf mir, ich spüre deine Lust auf meiner Haut. Dieses Kitzeln. Ich ziehe mein Laken bis zum Hals. Das nützt nichts, summend kommst du näher. In einem Anflug von Panik entfährt mir ein leiser Schrei, der offenbar auch dich erschreckt. Du nimmst wieder Platz.
So sitzen wir minutenlang. Ich kauere in meiner Ecke, du spielst an dir selbst.
Weißt du, du ekelst mich an, habe ich dir das schon mal gesagt? Nein? Dann weißt du es jetzt! Deine Bewegungen, deine unersättliche Gier nach mir, sogar, nein, vor allem wenn ich schlafe, deine Art mich zu berühren.
Die Zeit dehnt sich. Das Licht hinter dem Vorhang nimmt schon ab. Und wieder kommst du einige Schritte auf mich zu, leckst dir die Lippen ich kann es nicht genau sehen, du bist zu weit weg, zu klein, aber ich weiß, dass du es tust. Draußen ist es windig geworden, der Vorhang bläht sich. Du siehst deine Chance gekommen. Ein sanftes Zittern erfasst deine durchsichtigen Flügel, du schwingst dich in den Wind, kommst im Zick-Zack-Kurs auf mich zu. Ich springe auf, außer Atem, in die Enge getrieben weiß ich nicht wohin. Auf den Vorhang zu, ein Windstoß verbündet sich und macht den Weg frei ins Dunkelblaue, weg von dir.
Ich fliege davon, der Mond ist Zeuge.

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Biggi
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 52
Beiträge: 782
Wohnort: BY



Beitrag18.05.2012 09:03

von Biggi
Antworten mit Zitat

Hi Inko/a,

aber, aber, eine Mücke im Zimmer ist doch kein Grund, aus dem Fenster zu springen ...?!
Na gut, vielleicht sind's auch wirklich nur zwei Fliegen im Zwiegespräch. Nur gehen die schneller ran und fliegen dann sogar zu zweit... Laughing

Also, so habe ich es zumindest verstanden, denn den bösen Ehemann möchte ich da jetzt wirklich nicht hineininterpretieren. Soll ich vermutlich auch nicht. Cool

LG
Biggi
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Herbert_Stencil
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 28
Wohnort: Leipzig


Beitrag22.05.2012 00:36

von Herbert_Stencil
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Nun, Menschen haben schon wegen weniger das Weite gesucht. wink
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Gast







Beitrag22.05.2012 07:05

von Gast
Antworten mit Zitat

Guten Morgen Inko/a,

auch wenn man bei deiner Geschichte ziemlich schnell weiß, worum es geht, schon wegen der so verräterischen Überschrift, finde ich sie gelungen.

Eine Kleinigkeit hätte ich:

Inkognito hat Folgendes geschrieben:

Draußen ist es windig geworden, der Vorhang bläht sich. Du siehst deine Chance gekommen. Ein sanftes Zittern erfasst deine durchsichtigen Flügel, du schwingst dich in den Wind, kommst im Zick-Zack-Kurs auf mich zu.


Warum sieht das Viech seine Chance, wenn es windiger wird? Oder unterstellst du ihm gar mörderische Absichten? Dann würde es passen, halte ich aber für zu dicke.

Gerne gelesen und geschmunzelt.

Liebe Grüße
Monika
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Herbert_Stencil
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 28
Wohnort: Leipzig


Beitrag22.05.2012 11:12

von Herbert_Stencil
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Viele Dank, Paloma, fuer deine Meinung.
Ab wann war dir die Natur der Lauernden denn klar, ab dem "summend kommst du naeher"? Ich hatte eigentlich gehofft, dass sich das erst ab dem Fluegel-Satz offenbart.
Aber wahrscheinlich hast du recht, die Ueberschrift ist dann wohl doch viel zu verraeterisch, spannte aber eben so schoen den Bogen zum Schlußsatz. Vielleicht waere etwas wie Begehren geschickter, ohne Bogen.

Zu deiner Anmerkung: Der Wind bricht nur die festgefahrene Situation auf. Wenn ich mir vorstelle ich koennte fliegen, dann wuerde ich eine Boee (ok das sieht schlimm aus, Böe) durchaus als willkommenen Anlass wahrnehmen, um mich aus einer Lethargie oder wie hier einer Lauerhaltung herauszureißen.
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Aranka
Geschlecht:weiblichBücherwurm
A


Beiträge: 3106
Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
Lezepo 2017 Pokapro und Lezepo 2014



A
Beitrag22.05.2012 12:45

von Aranka
Antworten mit Zitat

Ein interessanter Text und interessant geschrieben. Kurze präzise Sätze. Der Leser ahnt gleich, dass da etwas nicht stimmt mit dem „lüsternen“ Gegenüber, aber die Ahnung der Fliege kam mir erst  bei „SUMMEND“. Über den Titel würde ich auch noch mal nachdenken. Habe spontan nur die Idee einer Richtig: in die Enge getrieben / meine Chance / ungleicher Kampf / im Visier / Ich würde das Fliegen nicht vorwegnehmen und ein wenig die sich im Text aufbauende Spannung im Titel aufnehmen, auch als Leseranreiz.

Ich habe nur ein paar Anmerkungen. Ich habe sie in den Text gesetzt und meine Erläuterungen in eckige Klammern geschrieben. Eigentlich sind es nur ein paar Kürzungen. Aber wie immer, es ist meine Sicht, überprüfe selbst, ob du was brauchen kannst.

Zitat:
(Mir ist heiß, so furchtbar heiß.)[Der nächste Satz ist aus meiner Sicht der bessere, spannendere erste Satz. Man könnte ihn umdrehen. Wir starren uns an, wie in einem Kinderspiel. Muss aber nicht, er funktioniert auch so. Das da jemandem heiß ist steht ja drei Sätze weiter noch.]
Wie in einem Kinderspiel starren wir uns an. Wer zuerst wegschaut verliert. Ich werde es nicht sein. Ich weiß was du im Schilde führst. Mein Herz hämmert (wie wild.)[hämmern ist meist wild. Ist eine so erwartbare Formulierung.]
Frivol reibst du deine Schenkel aneinander. Das macht mich nervös, treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Meine Finger werden taub, ich löse den Griff ums Laken etwas.
Jetzt läufst du einige Schritte, bist dir deiner Wirkung voll bewu(ss)t. Ich drücke mich in meine Ecke. Deine großen Augen ruhen auf mir, ich spüre deine Lust auf meiner Haut. Dieses Kitzeln. Ich ziehe mein Laken bis zum Hals. Das nützt nichts, (summend) kommst du näher. [ab da hatte ich eine Ahnung. Das ist zu früh. Würde nur schreiben: Das nützt nichts, du kommst näher.] In einem Anflug von Panik entfährt mir ein leiser Schrei, der offenbar auch dich erschreckt. Du nimmst wieder Platz.


Danach hab ich nichts mehr zu meckern.
Gerne gelesen. Gruß Aranka
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Gast







Beitrag22.05.2012 16:10

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Inka/o,

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Viele Dank, Paloma, fuer deine Meinung.
Ab wann war dir die Natur der Lauernden denn klar, ab dem "summend kommst du naeher"? Ich hatte eigentlich gehofft, dass sich das erst ab dem Fluegel-Satz offenbart.


So richtig an einem Punkt festmachen kann ich es jetzt nicht mehr. Aber ich meine, ich habe erst neulich so etwas in der Art gelesen, glaube aber da ging es um Mücken.

Inkognito hat Folgendes geschrieben:
Zu deiner Anmerkung: Der Wind bricht nur die festgefahrene Situation auf. Wenn ich mir vorstelle ich koennte fliegen, dann wuerde ich eine Boee (ok das sieht schlimm aus, Böe) durchaus als willkommenen Anlass wahrnehmen, um mich aus einer Lethargie oder wie hier einer Lauerhaltung herauszureißen.


Das sehe ich auch so. Im Text habe ich es allerdings so gelesen, als wenn die Fliege oder Mücke durch die Windböe ihre Chance sah.

Liebe Grüße
Monika
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Herbert_Stencil
Geschlecht:männlichGänsefüßchen


Beiträge: 28
Wohnort: Leipzig


Beitrag24.05.2012 00:30

von Herbert_Stencil
pdf-Datei Antworten mit Zitat

@Aranka:
Auch dir lieben Dank, für deine Meinung und die Anmerkungen. Über den Titel werde ich mir nochmal Gedanken machen, hier im Forum ist er aber wohl nicht mehr änderbar?!
Ich gebe dir Recht, der zweite ist der bessere erste Satz. "wie wild" habe ich auch gestrichen, ist tatsächlich zu beliebig und der Satz gefällt mir kürzer auch besser. Das summend würde ich hingegen eigentlich gerne behalten. Bei einem anderen Titel ist es vielleicht auch nicht so verräterisch, sondern einfach nur etwas seltsam, bis eben zur Auflösung.
Ansonsten hab ich noch das zum Vorsatz etwas widersprüchliche 'schon' in "Die Zeit dehnt sich. Das Licht hinter dem Vorhang nimmt schon ab." gegen 'jetzt' getauscht.

@Paloma:
Da hat der Protagonist wohl aus ner Mücke ne Fliege gemacht. Vielleicht hätte er mit Bestimmungsbuch unterm Kopfkissen ruhiger geschlafen. smile
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Heerwisch
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 37
Beiträge: 48
Wohnort: Nürnberg


Beitrag25.05.2012 22:37

von Heerwisch
Antworten mit Zitat

Kurz, knackig und vieldeutig. Was will man daran noch aussetzen?
Okay, das Ende ist ein bisschen merkwürdig - klingt für mich nach einer massiven Mückenphobie. Aber ich fand den Text so amüsant geschrieben, dass mir das in erster Linie erstmal egal war. Du führst die Gedankengänge deines Lesers im Kreis herum: Zuerst dachte ich an ein Pärchen, dann an einen Menschen und seine Katze, dann an eine Katze, die eine Fliege belauert, dann wieder an einen Menschen mit bösen Gedanken und sein Opfer, dann wieder an eine Fliege, und irgendwo zu diesem Zeitpunkt waren meine Gehirnwindungen schon so verzwirbelt, dass ich gar nicht mehr genau wusste, was ich eigentlich dachte, und den Rest einfach genossen habe. Ein sehr spaßiges Stück, einfach mal erfrischend anders. ^^
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Gast







Beitrag25.05.2012 22:48

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Herbert,

ich weiß es wieder. Es war dann doch von Anfang an die Überschrift.
Fliegen sind eben Fliegen. Wenn du das Fliegen, im Sinne von in der Luft rum flattern, gemeint hättest, dann hättest du entweder fliegen kleinschreiben müssen oder wirklich den Artikel davor setzen. So, bin ich gleich davon ausgegangen es sind die Viechers.

Liebe Grüße
Monika
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