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Autor |
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Lovecraft Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 68 Wohnort: Zürich
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07.05.2012 20:47 Am Abend tritt hinaus von Lovecraft
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Am Abend tritt hinaus vor deine Tür
und lausche in den Tag hinein,
der voller wogend
sich mit Wald vermischt
und Blumen, die von Ferne flüstern,
und Bäumen
die nur Häuser sind.
Du stehst wie oft
in wilder Dämmerung,
wenn rot mit Wind,
wenn Baum mit Schatten
und Himmel sich mit Nacht vermählt,
und lauschst verlorn geglaubten Klängen
und nimmst die Töne mit dir fort,
die langsam steigen und erst dann verklingen,
wenn Abend um die Sterne weht
und tiefe Nacht dein Herz entzündet.
Weitere Werke von Lovecraft:
_________________ "That is not dead which can eternal lie / And with strange aeons even death may die." - H. P. Lovecraft |
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seppman Weltfriedenstreiber
S Alter: 42 Beiträge: 923 Wohnort: Yaren
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S 07.05.2012 21:21
von seppman
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Moin
Mir fehlt in der voller wogend Zeile das Substantiv sowas wie Duft oder Liebe oder Himmel.. naja
und das verlorene würd ich reinmalen
Grüße
seppman
_________________ Ich bin Flexitarier, ich esse dann, wenn ich Hunger, das worauf ich Hunger habe und verlass mich da völlig auf mein Bauchgefühl. Nebenbei bin ich Anhänger der Multitoleranzbewegung. |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2505
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Gerhard Falk Schneckenpost
Alter: 77 Beiträge: 9 Wohnort: Dautphetal
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08.05.2012 05:32
von Gerhard Falk
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"voller wogend" finde ich gut, nach meinem Empfinden würden "Wogen" stören.
Ein schönes Stimmungsbild!
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palomina Leseratte
Beiträge: 197
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08.05.2012 06:49
von palomina
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Hallo Lovecraft,
ja auch ich fühle mich wie Perry in die Zeit der Romantiker zurückversetzt. Die erste Strophe empfinde ich als bei weitem nicht so stark wie die zweite, ich glaube sogar, dass sie durch die Nennung von Abend und Bäumen... der zweiten an Intesnsität und Dynamik nimmt.
Es kommt dir wahrscheinlich zu radikal vor, aber - könnte man nicht darauf verzichten? Um den Vers, dass die Bäume nur Häuser sind, wärs allerdings schade. Ich weiß auch nicht, aber in voller Länge ist mir ein bisschen viel "Sahne" dran. Und ich schätze es weniger, als Leser gleich zu Beginn fast befehlsmäßig an die hand genommen zu werden, das dann auch noch doppelt (Titel!) Vielleicht wäre etwas zurückhaltender "Am Abend vor der Tür/dem Haus/ ..." denkbar?
Begeistert bin ich von Formulierungen wie:
Lovecraft hat Folgendes geschrieben: | wenn Rot mit Wind,
wenn Baum mit Schatten
und Himmel sich mit Nacht vermählt, |
Dass jetzt kein Irrtum entsteht, mir gefällen deine Zeilen. Ich glaube aber, dass dein Gedicht (für mich) durch Straffung und Konzentration auf so kraftvolle und individuelle Bilder noch gewinnen könnte. Wesentlich ist aber nur deine Ansicht, was meinst du?
Liebe Grüße, palo
_________________ Es ist schon Gras gewachsen
über unsren Himmel.
An manchen Stellen ist es blau
und gleich daneben ausgebrannt.
(palo 2011) |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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08.05.2012 08:38
von jim-knopf
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guten morgen
mir persönlich ist das gedicht ehrlich gesagt zu pathetisch auf eine form des schreibens getrimmt, die vielleicht vor ein paar jahrhunderten (die romantik wurde erwähnt) aktuell war. man läuft meiner meinung nach gern gefahr, damals gesagtes einfach zu wiederholen, unreflektiert und ohne eigene substanz. ich selbst vertrete dabei die ansicht, dass solch ein text in der heutigen zeit nicht mehr viel geben kann, weil er nicht zu den verhältnissen passt. zumindest so lange, wie er ein abbild älterer texte bleibt. man kann das nun aber anders sehen, ganz klar.
nichtsdestotrotz weißt diese text auch grammatische fehler auf.
Zitat: | der voller wogend
sich mit Wald vermischt
und Blumen, die von Ferne flüstern,
und Bäumen
die nur Häuser sind. |
"voller wogend" kommt mir nicht richtig vor. in der dritten zeile scheinst du eine aufzählung fortzuführen, die du aber vorher nicht begonnen hast. Was ist mit den Bäumen? Vermischen die sich auch mit dem Tag? Oder werden sie ebenfalls nur aufgezählt und müsste dann nicht das n am wortende weg. wenn ich mal ein bisschen reinpfuschen darf:
Am Abend tritt hinaus vor deine Tür
und lausche in den Tag hinein,
der unter Wogen
sich mit Wald vermischt
mit Blumen, die von Ferne flüstern,
mit Bäumen
die nur Häuser sind.
klingt für mich persönlich schlüssiger
Zitat: | wenn rot mit Wind, |
hier würde ich das "rot" auf jeden fall groß schreiben. es wirkt für mich ein bisschen seltsam und leicht aufgesetzt, weil du bei den folgenden vergleichen eben keine abstraken begriffe gewählt hast. warum nicht das "Abendrot" als ersatz. wäre ein bisschen konkreter.
insgesamt ist mir - wie angedeutet - auch die wortwahl zu willkürlich. du spielst mit begriffen und formulierungen, die man zwar aus der romantik und auch aus der lyrik großer dichter kennt, setzt sie aber ziemlich wahllos, wie im Baukastensystem, zusammen. die guten texte der romantiker sind sehr aufwendig komponiert, jedes bild, jede formulierung hat seinen zugewiesenen platz, alles ist aufeinander abgestimmt und lässt sich in sehr verschiedene richtungen lesen. für mich gehst du den weg der romantiker nur an der oberfläche. das mag nach einem "romantischen" text aussehen. meiner meinung nach aber nur auf den ersten blick.
vor allem aufgrund der handwerklichen, d.h. orthographischen mängel, würde ich diesen text daher gerne in unsere werkstatt verschieben. man kann hier noch mit gewinn dran arbeiten. und genau dafür ist unsere werkstatt da.
viele grüße
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Gast
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08.05.2012 08:48
von Gast
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Hallo Lovecraft,
hier ist mir die auf den Zeilen liegende Staubschicht dann doch zu dick - ich kann darunter keine Farben, keine Formen mehr erkennen. Ich stecke ja selbst ein gutes Stück in der dichterischen Vergangenheit fest, aber so ausschließlich umgesetzt halte ich den Rückgriff für verdächtig.
Edit: Mit dem "wogend" gibt es aber doch keine Schwierigkeiten? Man könnte vielleicht Komma setzen (und das untere, fehlende, gleich mit ergänzen):
Am Abend tritt hinaus vor deine Tür
und lausche in den Tag hinein,
der, voller wogend,
sich mit Wald vermischt
und Blumen, die von Ferne flüstern,
und Bäumen,
die nur Häuser sind.
Ich finde das durchschaubar aufgebaut - ich habe sofort eine Aufzählung gelesen, mit Wald, Blumen, Bäumen sich vermischt. Hoffentlich im Sinne des Verfassers ...
Gruß,
Soleatus
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Walküre Leseratte
W
Beiträge: 152
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W 08.05.2012 23:29
von Walküre
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Hallo Lovecraft,
ein wunderbare Idylle, die Du mit Deinem Gedicht zauberst. Es lädt zum Verweilen ein. Ich habe die Einladung angenommen und bin im Meer der Träumereien versunken. Danke dafür!
LG Walküre
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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09.05.2012 07:48
von jim-knopf
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Zitat: | Edit: Mit dem "wogend" gibt es aber doch keine Schwierigkeiten? Man könnte vielleicht Komma setzen (und das untere, fehlende, gleich mit ergänzen): |
verstehe.
du meinst das ganze "wogt noch voller als davor"?
finde ich aber ehrlich gesagt immer noch ein bisschen eigenartig.
gruß
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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09.05.2012 23:21
von firstoffertio
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Leider habe ich grad wenig Zeit für hier.
Das "voller wogend" hatte ich auch wie Soleatus verstanden. Steigerungsform eben.
Den Tag, der sich mit Wald vermischt finde ich gut, wie überhaupt die erste Strophe, die ich als zeitgemäß empfinde.
Die zweite ist dann wirklich eher altertümlich gestylt.
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Lovecraft Wortedrechsler
Alter: 33 Beiträge: 68 Wohnort: Zürich
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12.11.2012 22:51
von Lovecraft
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"voller wogend" habe ich wirklich im sinne einer steigerung gemeint. "Rot" finde ich groß geschrieben auch besser. es ist ein gedicht, das sicher noch ein wenig eindrücklicher und origineller hätte geschrieben werden könnte. gleichzeitig wollte ich es aber klar in der tradition der dichterischen romantik verorten. als solches sollte es auch erkennbar bleiben. um noch einen methodischen gesichtspunkt hier anzuführen: ich persönlich denke, dass die romantik eine epoche war, die heute, von einfühlsamen ohren rezipiert, noch genau die gleiche strahlkraft besitzen kann wie zu zeiten eichendorffs und brentanos. solche stimmungen wie ich sie hier (vielleicht vergeblich) versucht habe zu evozieren, werden auch noch in hundert jahren lyrisch sein, wenn das lyrische bis dann nicht vollends von unprätentiöser sachlichkeit zersäbelt wurde.
_________________ "That is not dead which can eternal lie / And with strange aeons even death may die." - H. P. Lovecraft |
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