|
|
Autor |
Nachricht |
Fleur de Sol Wortedrechsler
Beiträge: 58 Wohnort: Im Geiste überall
|
28.04.2013 18:11 Der Zug rollt an ..., von Fleur de Sol
|
|
|
..., die Hände in den Manteltaschen, stehst du am Abschnitt 'B' wie eine Akazie im Schnee, dass ich versucht bin, deine Haarspitzen unter die Mütze zu zupfen, als wäre noch gestern.
Weitere Werke von Fleur de Sol:
_________________ „Alles Gelingen hat sein Geheimnis, alles Mißlingen seine Gründe.“(J.Kaiser) |
|
Nach oben |
|
|
firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
|
28.04.2013 22:57
von firstoffertio
|
|
|
Der Binnenreim von B auf Schnee ist gut. Am Ende arbeitest du mit einer Praesupposition, gefällt mir auch.
Insgesamt fängst du mit diesen kurzen, zunächst lapidar wirkenden Zeilen eine Menge ein!
|
|
Nach oben |
|
|
Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
|
29.04.2013 07:46
von Stimmgabel
|
|
|
-
Der Zug rollt an
..., die Hände in den Manteltaschen, stehst du am Abschnitt 'B' wie eine Akazie im Schnee, dass ich versucht bin, deine Haarspitzen unter die Mütze zu zupfen, als wäre noch gestern.
--------------------------------------------------------------
Hallo Fleur de Sol,
ich habe mich seltenst in meinem Leben mit einem Satz wie diesen, derart intensiv bzgl seiner inneren Kausalität und Bedeutung befasst. (... wie folgend /... wurde geradezu verleitet, den Hintergrund entdecken zu versuchen ) Zum einen fragte ich mich, wie hier die innere grammatikalische Kauslität tatsächlich ist, zum anderen, was mir dieser Satz direkt nur sagen kann – vllt sagen, assozieren lassen will?
Also, worum geht es hier wirklich?
Da gibt es einen wie-Vergleich, da gibt es eine dass-Folge Konjunktion einer Aktio-Möglichkeit des LI, etwas tun zu können (zupfen versuchen), ohne es zu tun - und eine zeitvergleichende als-Beziehung.
Das heißt – real passiert in diesem Ablauf nichts.
Ein LI wird bzgl eines unerkannt bleibenden LD’s (wie-vergleichend) an ein eigenes Gefühl erinnert (etwas tun zu können - etwas getan haben zu können) – und zwar zusätzlich konjunkt zeitrückversetzt, es auch schon gestern nicht getan zu haben,
und letztlich laufschleifend gleich zurückgehend in jede Vergangenheit davor liegend ... so ich es richtig verstehe.
Quasi ein deja-vu’end laufschleifendes Gefühl, das dadurch permanent überlebt, indem etwas nicht getan wird – eben, an dem Haar tatsächlich zu zupfen. / ... oder andererseits – dieses Li traut sich nicht zu zupfen, obwohl es das zu gerne möchte???
Wobei ja dieses Gefühl in LI einzig dadurch entsteht, dass LI einzig in einem Wie-Vergleich zu einem Baum (über ein beliebiges LD) dieses Gefühl bekommt.
In meinem persönlichen Versuch, vllt eine solches Gefühl in mir schon erlebt zu haben, bin ich zumindest bis jetzt nicht fündig geworden , was ja nix zu sagen hat, oder doch?
Faktisch hier:
ein Baumbild als vermenschlichtest Baumbild, um sich einer bestimmten, fiktionierten Menschvorstellung anzunähern, die anscheinend für LI real nicht existiert, zumindest bisher nicht existiert hat. / Und was heißt das nun konkret?
Vllt: Li hat ein fiktioniertes Gefühl darüber, enen Menschen (LD, welcher Funktion auch immer) berühren zu wollen, ohne tatsächlich einen Menschen real und direkt berühren zu wollen (aus welchem Grund auch immer?) – und somit im Baumbild verbleibt.
Und das ganze getittelt mit: Der Zug rollt an / als würde damit etwas in eine realere Bewegung kommen können oder wie bisher, in fiktionierter Bewegung verbleiben?
Schon eine sehr interessante hermetische Vorstellung ,
etwas Bestimmtes quasi zu tun, ohne es real zu tun – und zwar, noch nicht einmal in der Vorstellung ... da ja Li nur „versucht ist, zu zupfen“
/ ... obwohl für mich letztlich nicht greifbar ...
Fleur de Sol, mal so meine Gedanken dazu – zu einem höchst interessant strukturierten Satzgebilde – und ja, interessant außerdem, eine Prosa derart indirekt ins Lyrische zu überführen, ohne Zweifel
... sage wieder ein Tschüss, Frank ...
-
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
|
Nach oben |
|
|
Fleur de Sol Wortedrechsler
Beiträge: 58 Wohnort: Im Geiste überall
|
29.04.2013 20:35
von Fleur de Sol
|
|
|
Was ist es nun: lyrische Prosa oder prosaische Lyrik ... , ich entscheide mich für die erste Variante.
Tatsächlich sind
@ firstoffertio (Danke für das zunächst!)
Zitat: | ...diese zunächst lapidar wirkenden Zeilen... |
Teil einer winzigen Kurzgeschichte - demnach Prosa, bei der ich versuchte, den Abschied sehr bildhaft zu erzählen, also mehr "Show" als "Tell". Am Ende fand ich den Satz plötzlich so lyrisch, dass ich es wagte, ihn auch für sich stehen zu lassen, so wie er war - ohne Strophenschema etc.
@Stimmgabel
ich freue mich, dass mein Satz Dich früh am Morgen zu solch einer Analyse animiert hat, für mich haben sich dadurch wieder einmal WELTEN eröffnet. Vielen Dank dafür! Ich schreibe noch immer mehr nach Gefühl ... und experimentiere - so wie gestern - einen halben Tag lang, damit ich den geneigten Leser/innen die Innenwelt des Li/ Protas zeigen kann und ausreichend Spielraum bleibt für die eigenen Bilder.
"Laufschleifendes Gefühl" finde ich übrigens prima, da die Handlung im Gestern oftmals wiederholt wurde und die Vertrautheit in der Beziehung symbolisiert. Die Akazie ist für den Winter nicht bestimmt und wirft zumindest bei Dauerfrost die Blätter ab, ist also nackt verletzlich und bleibt ungeschützt zurück, weshalb das Li geneigt ist, das vertraute Sein wieder herzustellen, ab der Zug rollt an ..., welcher auch immer und wohin?
Herzliche Grüße
Fleur
|
|
Nach oben |
|
|
Stimmgabel Papiertiger
Beiträge: 4370 Wohnort: vor allem da
|
03.05.2013 23:27
von Stimmgabel
|
|
|
-
Der Zug rollt an
..., die Hände in den Manteltaschen, stehst du am Abschnitt 'B' wie eine Akazie im Schnee, dass ich versucht bin, deine Haarspitzen unter die Mütze zu zupfen, als wäre noch gestern.
-------------------------------------------------------------------------------------
Hallo Fleur de Sol,
möchte noch mal, kurz auf Deinen tollen Gedankensatz eingehen.
Deine Sichtweise, dass hier das Li einen Blick zurück zur getrennten Zweisamkeit vornimmt – verleitet, versucht ist, dem LD nochmal seine Wärme zu schenken, hatte ich mir schon gedacht.
Doch – wie ich es oben schon analysierte, ist da mMn eine grammatikalische, temporale Unebenheit für Deinen Gedanken ... zumal bei diesem schwer strukturierten Kausalsatz – den ich ja echt mag
MMn liegt für Deine Intention das umgesetzte Problem (temporal) genau im letzten Anhängsel mit:
... , als wäre noch gestern.
Denn hier, so meine Meinung, wird der zeitliche Abschluss der Beziehung (vor allem, dass sie überhaupt bestand) unklar – so dass die LI Sicht für – der LI Blick für / von einem Heute in eine abgeschlossene Vergangenheit / echt geht (gehen kann!!!).
Habe mal folgenden Vorschlag dafür / (plus meinen kleinen Zusatz: “frierend“ / (ach ja, und das anfängliche Komma brauchts nicht ...)
-------------------------
Der Zug rollt an
...(,) die Hände in den Manteltaschen, stehst du am Abschnitt 'B' wie eine Akazie im Schnee – frierend – dass ich versucht bin, deine Haarspitzen unter die Mütze zu zupfen, als wollt’s mich ins Gestern ziehen.
--------------------------------
... zumal mMn, sich mit diesem Abschluss ja noch weitere Gedankenlinien eröffnen, was dieses Haarzupfen (unter die Mütze) im Früher bedeutet haben könnte
Fleur de Sol,
hat mir Freude gemacht, nochmal bei Dir reinzuschauen – bin mal gespannt, was Du zu meinem Vorschlag meinst ... / Dir wieder ein Tschüss, Frank ...
-
_________________ Gabel im Mund / nicht so hastig... |
|
Nach oben |
|
|
firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
|
03.05.2013 23:42
von firstoffertio
|
|
|
Ich weiss nicht, für mich braucht es da keine Zusätze. Das finde ich gerade daran so gut.
|
|
Nach oben |
|
|
Fleur de Sol Wortedrechsler
Beiträge: 58 Wohnort: Im Geiste überall
|
05.05.2013 13:09
von Fleur de Sol
|
|
|
Huch, schon wieder Post!
@ Stimmgabe schrieb:
Zitat: | lMMn liegt für Deine Intention das umgesetzte Problem (temporal) genau im letzten Anhängsel mit: ... , als wäre noch gestern.
Denn hier,..., wird der zeitliche Abschluss der Beziehung (vor allem, dass sie überhaupt bestand) unklar – so dass die LI Sicht für – der LI Blick für / von einem Heute in eine abgeschlossene Vergangenheit / echt geht (gehen kann!!!). |
Meine Intention war:
Der Abschnitt "B" steht sowohl für "ein Leben danach" (Leben davor = A), gleichzeitig stellt es eine sehr genaue Orientierung auf dem Bahnsteig dar und spricht für die geplante Handlung des Li's (Es gibt einen Wagenplan an dem man bei Platzreservierungen seine Wagennummer bestimmen kann).
"Der Zug rollt an...", sagt nicht, dass sich zwei auf dem Bahnsteig befinden, aber das Gefühl den/ie Zurückbleibende/n trösten zu wollen lässt den/die Abfahrende/n an die vertraute Handlung (...Haare in die Mütze zupfen) denken, die er/sie schon oft in der Vergangenheit machte.
Also, ich finde dieses Bild (der Jetztzeit und dem Vergangenheitsbezug) immer noch klar und kann grammatikalisch da keine Zweideutigkeit finden, daher kann ich mich mit Deinem vorgeschlagenen Anhang nicht anfreunden - es nimmt mir auch zu viel an Interpretation des Bildes, Sorry.
Den Vorschlag, das Wort - frierend - einzufügen, finde ich nicht schlecht, wobei dann das Bild (Akazie im Schnee) nicht stark genug ist oder gar nicht wirkt.
LG Fleur
PS: Bin gespannt auf Deine Argumente!
@firstoffertio
Danke für's Gegenhalten!
|
|
Nach oben |
|
|
|
|
Seite 1 von 1 |
|
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben. Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten. Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen. Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen. In diesem Forum darfst Du keine Ereignisse posten Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten Du kannst Dateien in diesem Forum herunterladen
|
Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung | Empfehlung |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|