Schaum, das Gold unserer Tage

[Pencake]

Aus dem Fenster meiner Küche
überblicke ich das Viertel,  
die Ampel, an der Mütter stehen,
die Ärsche auf Topmodel geschnürt,
die Handgelenke ihrer Blagen im Klammergriff,
der gleiche, der im Handumdrehen
den Stylo-Männern die Eier abdreht,
sehe die Bank, auf der eine Gestalt aus der Gegend
aus einem knallroten Stiletto trinkt,

ich massiere die Spülmittelflasche,
jemand hier kauft nur noch
umweltbewusstes Zeug, es reinigt ganz gut
und produziert zu wenig Schaum,

ich blicke aus dem Fenster, sehe
die Straße, die Ampel, die Apotheke,
den Bodybuilding-Shop, ich sehe
Einkaufstüten von Supermärkten,
Schuhläden, Parfümerien, Schreibwarengeschäften
und türkischen Gemüseläden, höre das Knistern,
 
spüre an den Händen das laue, dünne Wasser,
drücke nochmal die Plastikflasche zusammen,
lasse den Strahl aus dem Kran draufprasseln,
Schaum, Schaum, das Gold unserer Tage,

ich sehe das Viertel unter mir,
die Straßenränder schillern,
Licht fällt schräg durch zerbrechliche Kugeln,
die Münder schwer verzerrt,
auf einem guten Trip könnten sie alle lächeln,
strahlen, sich in die Arme nehmen, warm, geschmeidig,

hastig tragen Kasperlfiguren die Tüten nach Hause,
nichts als hölzerne Schuhsohlen im Gesicht,
ein Jet steigt über der Turmspitze schräg in den Himmel,
will nicht weg aus diesem Viertel,
an den Strand, ans Meer, in die Sonne,
mein breites Holzlächeln in einer Blase
will ich nur diesen Tragflächen zusehen,
die näher kommen, immer näher, geladen mit grellem Licht,
das unsere Holzmünder in Streifen schneidet -
fauchend wie platzender Schaum.

[firstoffertio]

Das finde ich gut. Die Vermutung, dass "Kran" auch ein Wasserhahn sein kann, musste ich erst mal googelnd verifizieren. Du spielst gut mit deiner Hauptmetapher. Dabei fängst du einiges ein.

Diese Zeilen würde ich weglassen:

[Tiefgang]

hallo pfannkuchengesicht,

beim zweiten lesen gefällt es mir sehr gut, was eigenartig ist: beim ersten lesen waren mir die zahlreichen ausschmückungen zuviel, weil gefühlt zu ähnlich. beim zweiten anlauf aber, mit der durchblickten metapher im hintergrund, liest sich nichts ähnlich, sondern alles treffend, passend.
einzig: bei der stilettogestalt bin ich mir nicht sicher, ob die sein sollte. das ist doch ein werbeplakat, oder? in 6 monaten erinnert sich keiner mehr daran, deine metapher funktioniert dann aber noch genauso gut. der stilettotyp würde nur irritierend wirken, vermute ich. auch wenn er natürlich den skurrilen konsum unserer zeit gut herzeigt.
der trip, das finde ich auch, sollte raus - solange es kein lesetrip ist.

cheerio,

g.

[Pencake]

Moin FirstGang,

dank für eure Rückmeldung und die guten Hinweise.
Das Leben wie eine Trip ganz ohne Drogen zu betrachten,
hat zwar was, könnte aber zugegebenermaßen auf die falsche
Fährte führen.

HG, Niko

[catch2211]

guten morgen niko

dein li im mittelpunkt seiner welt
business as usual in
einer bio schaumblase
  gänseblümchen ..
  selters..
  topfkultur..
im zwiespalt zwischen
moralischem anspruch an sich selbst und
dem wunsch sich verführen zu lassen
ein ernster text  ohne
zeigefinger gefuchtle

sehr gerne gelesen
grüsse
tini