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[Außer Konkurrenz] Entschuldige

 
 
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Memotone
Schneckenpost
M


Beiträge: 6



M
Beitrag25.03.2012 19:00
[Außer Konkurrenz] Entschuldige
von Memotone
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Entschuldige

Opa Werner, der verbitterte alte Nazi. Überrascht hat es uns damals nicht sonderlich, dass sich Oma von ihm getrennt hat. Dass er jetzt ganz alleine gestorben war, war ebenso bedauerlich wie absehbar. Er hatte sich nach der Trennung immer weiter zurückgezogen in seinen eigenen kleinen Bunker in der Parkallee. An Weihnachten empörte er alle mit seinen vermeintlich glorreichen Kriegsgeschichten. Sobald er dann genügend Brennesselschnaps intus hatte, löste er sich von seinen alten Parolen, wurde sentimental und begann von der mysteriösen Liebe seines Lebens zu schwadronieren, von der angeblich nicht einmal ein Foto existiere. Ihre Blicke hätten sich getroffen, damals im Zug nach München. Sie seien auf der Stelle verliebt gewesen, das hätte er in ihren Augen gesehen. Doch dann sei sie einfach weitergelaufen. Niemand erwiderte etwas, auch wenn ihm keiner die Geschichte abnahm. Lass dem alten seinen Stolz, meinte meine Mutter immer. Irgendwann merkte er, dass wir ihm nur halb zuhörten und versank im Ecksessel, schaute grimmig auf den Fußboden und war wieder allein. Hin und wieder hob er den Kopf und schaute in die Ferne. Dann sah er friedlich aus, ein wenig glücklich sogar. Wahrscheinlich dachte er an seine Kameraden von damals.

Mit fast neunzig Jahren war Opa Werner schließlich gänzlich verstummt und ich hatte mich der Aufgabe angenommen, seine Wohnung auszumisten. Das waren sozusagen meine letzten Worte mit ihm. Nachdem ich die muffigen Klamotten entsorgt hatte, machte ich mich über die Schreibtischschubladen her. Dort fand ich neben alten Tagebücher, Schwarzweiß Fotografien mit uniformierten Männern auch eine Bibel. Ich schlug sie auf und landete prompt bei den sieben Todsünden im alten Testament. Nun, den ehemals sieben Todsünden, denn eigentlich war nur noch Stolz übrig geblieben. Der Rest hatte Platz machen müssen für ein Daumenkino, dass Opa Werner in der ausgehöhlten Bibel versteckt hatte. Ich wunderte mich immer mehr, das passte einfach nicht zu dem ernsten Griesgram, den ich kannte. Vorsichtig nahm ich es heraus und sah, wie oft er es benutzt haben musste. Die Stelle, an der der Daumen aufsetzte, war schon ganz braun und faserig, der Rücken drohte auseinander zubrechen und das Papier war ganz weich und hatte seine Spannkraft verloren. Ich fing an zu blättern und erkannte Seite für Seite, wie wenig wir Opa Werner eigentlich gekannt hatten. Als ich auf der letzten Seite angekommen war, flossen Tränen der Trauer und der Wut über meine Wangen. Wir waren blind. So Blind. Das Daumenkino zeigte eine Frau. Bild für Bild erschien auf ihrer Brust ein Davidstern, wurde kräftiger und begann zu leuchten. Dann verfärbte sich der Hintergrund in ein dunkles Blau und der Davidstern explodierte. Alles was blieb, war die Frau, die Opa sein ganzes Leben lang geliebt, doch nie gesucht hatte. Hätten wir ihm nur zugehört.

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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag26.03.2012 00:22

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Neutraler Befederungskommentar - wenn es die Zeit erlaubt, später evtl. mehr.

LG, Ana
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag31.03.2012 10:09

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hmmm ... seltsame Geschichte. Vielleicht könnte man sie etwas entrümpeln und gerade ziehen, damit etwas Ordentliches daraus wird. Zunächst hat es mich sehr gestört, dass vom Opa nur auf so eine geringschätzige Art die Rede ist. Als Leser kann kaum selbst ein Bild über den alten Menschen machen, mann kann muss die Vorgaben des Autors übernehmen. Allein der erste Satz lässt einem keine andere Wahl. Auch dass von Wohnung "ausmisten" die Rede ist, stört mich in diesem Zusammenhang. Der Sinneswandel am Schluss war mir nicht recht klar ... Obwohl das mit dem Daumenkino ja recht gut beschrieben war.

Ein paar Änderunge und das kann eine recht interessante Geschichte werden. Die Idee war jedenfalls gut, die Umsetzung konnte ich nicht immer nachvollziehen.

BN
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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag01.04.2012 10:42

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo,

auch hier wegen der Disqualifikation ein Kommentar ohne Berücksichtigung der Vorlage.

Sprache:
Es finden sich doch einige Fehler, vor allem Rechtschreibfehler.
Zitat:
Sobald er dann genügend Brenn(n)esselschnaps intus hatte

Zitat:
Lass dem aAlten seinen Stolz, meinte meine Mutter immer.

Zitat:
Schwarzweiß Fotografien Schwarzweißfotografien/Schwarz-weiß-Fotografien mit uniformierten Männern auch eine Bibel.

Zitat:
der Rücken drohte auseinander zubrechen auseinanderzubrechen


An der einen oder anderen Stellen sind auch unnötige Wortwiederholungen drin, die du leicht hättest vermeiden können:
Zitat:
Opa Werner, der verbitterte alte Nazi. Überrascht hat es uns damals nicht sonderlich, dass sich Oma von ihm getrennt hat. Dass er jetzt ganz alleine gestorben war, war ebenso bedauerlich wie absehbar. Er hatte sich nach der Trennung immer weiter zurückgezogen in seinen eigenen kleinen Bunker in der Parkallee. An Weihnachten empörte er alle mit seinen vermeintlich glorreichen Kriegsgeschichten. Sobald er dann genügend Brennesselschnaps intus hatte, löste er sich von seinen alten Parolen, wurde sentimental und begann von der mysteriösen Liebe seines Lebens zu schwadronieren, von der angeblich nicht einmal ein Foto existiere. Ihre Blicke hätten sich getroffen, damals im Zug nach München. Sie seien auf der Stelle verliebt gewesen, das hätte er in ihren Augen gesehen. Doch dann sei sie einfach weitergelaufen.


Was du mir mit diesem Satz sagen möchtest, habe ich schlicht nicht verstanden:
Zitat:
Dann verfärbte sich der Hintergrund in ein dunkles Blau und der Davidstern explodierte.


Bei der wörtlichen Rede hätten Anführungszeichen nicht geschadet und es hätte zur Übersichtlichkeit beigetragen, wenn du sie an den Zeilenanfang gesetzt hättest:
Zitat:
Lass dem alten seinen Stolz, meinte meine Mutter immer.



Inhalt:
Inhaltlich ist die Geschichte zwischen dem Naziopa und der jüdischen Geliebten sicher interessant, aber aus meiner Sicht eher schwach umgesetzt. Dem Text fehlt es an Lebendigkeit, weil ich kaum etwas über das Verhältnis Opa zu Enkel und erst recht nichts über das Verhältnis von Werner zu seiner Geliebten erfahre. Von der Aufteilung her hätte der Schwerpunkt darauf liegen müssen, denn es ist ja gerade die Geschichte zum Foto, die ich lesen möchte.

Viele Grüße
Rufina


_________________
Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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Aknaib
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 64
Beiträge: 740
Wohnort: Dresden
DSFo-Sponsor Lezepo IV


Beitrag07.04.2012 21:07

von Aknaib
Antworten mit Zitat

Hallo Unbekannte(r),

nun da ich alle Geschichten mehr oder weniger kommentiert und befedert habe, ist noch Zeit für Geschichten außer Konkurrenz.
Schade, dass ich sie nicht schon eher gelesen habe, denn dann hätte ich bei den Veranstaltern nachgefragt warum deine ausgeschlossen wurde.
Ich kann hier das Thema Prosa 1 erkennen.
Gut, wenn ich es genau betrachte gibt es nur den Ich Erzähler als  handelnde Person- gefordert waren zwei handelnde. Jedoch kann dies wohl nicht der Grund sein, denn so eine Geschichte gibt es unter den anerkannten Geschichten und einige andere bewegen sich an der Grenze von zwei handlungstragenden Figuren.

Die Idee zu deiner Geschichte ist großartig.
Die Umsetzung ist weniger elegant.
Was mir schon nicht gefällt ist der erste Satz; der kein Satz ist, weil ein Verb fehlt.

Zitat:
Opa Werner, der verbitterte alte Nazi.  Überrascht hat es uns damals nicht sonderlich, dass sich Oma von ihm getrennt hat. Dass er jetzt ganz alleine gestorben war, war ebenso bedauerlich wie absehbar. Diesen Satz hätte ich hier nicht eingebracht, sondern weiter chronologisch erzählt. Denn weiter unten erfährt der Leser, dass er tot ist. Er hatte sich nach der Trennung immer weiter zurückgezogen in seinen eigenen kleinen Bunker in der Parkallee.


In deinem Text wimmelt es von „war“ welche du als Hauptverb benutzt. Solche war-Sätze geben einem Text wenig Kraft.
Versuche so viele wie möglich, durch lebendige Verben zu ersetzen.
Dazu kommen Füllwörter, die einem Text in dieser Menge schaden.

Schau dir diesen Satz an:
Die meisten Füllwörter sind in einem Text eigentlich ganz entbehrlich. Sicher erkennst du, dass weder "eigentlich" noch "ganz" nötig ist, um die Satzaussage zu verdeutlichen.
Dreimal „und“ in einem Satz ist grenzwertig.
In so einem kurzen Text sollte jedes Wort sitzen und inhaltliche Wortwiederholungen vermieden werden.

Hier ein Beispiel:
Zitat:
Die Stelle, an der der Daumen aufsetzte, war schon ganz braun und faserig, der Rücken drohte auseinander zubrechen und das Papier war ganz weich und hatte seine Spannkraft verloren. Ich fing an zu blättern und erkannte Seite für Seite, wie wenig wir Opa Werner eigentlich gekannt hatten. Als ich auf der letzten Seite angekommen war, flossen Tränen der Trauer und der Wut über meine Wangen. Wir waren blind. So Blind.
Wunderbar hast du an dieser Stelle die Spannung geschürt.
Doch arbeite mit den Sinnen: Hören Fühlen Sehen Schmecken

Die Stelle, an der der Daumen aufsetzte sah schmutzig aus und fühlte sich fasrig an.  Der Heftrücken drohte auseinander zu brechen. Ich fing an zu blättern. Da das weiche Papier seine Spannkraft verloren hatte, hörte ich trotz der Stille kein Rascheln der Blätter. Seite für Seite flog an mir vorbei.  Vertrauter Geruch nach Opa Werners Pfeifentabak  stieg in meine Nase. Wie  wenig wir ihn gekannt hatten,  begriff ich auf der letzten Seite. Tränen der Trauer und der Wut flossen über meine Wangen. Wir waren blind gewesen. So Blind.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Bemerkungen etwas anfangen.
Wegen des Klasse entwickelten Spannungsbogen und der Grundidee wäre mir die Geschichte trotz der stilistischen Schwächen sechs Federn wert gewesen.

Herzliche Grüße
Bianka

PS: Mit diesem Link kannst du deine Füllwörter prüfen  Wink  https://www.schreiblabor.com/textlabor/statistic/
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag08.04.2012 17:30

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Autor,

dein Beitrag wurde disqualifiziert. Dennoch hast du dir die Mühe gemacht einen Text zu verfassen, sodass ich mir nun die Mühe, oder die Freude(?)
mache, dein Werk(wenn auch kurz) zu kommentieren.


So so, ein Daumenkino. Er hat sich in die Frau aus diesem Heftchen verliebt? Oder doch in die Zufallsbekanntschaft? Beides scheint mir für eine lebenslange tiefe Liebe ein wenig zu weit hergeholt. Dass seine Herzensdame Jüdin ist, weiß/ ahnt man bereits nach ihrem ersten Erwähnen. Da könnte man noch ein wenig daran feilen, dann könnte es eine schöne Geschichte werden.

Liebe Grüße

Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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