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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2012
[Außer Konkurrenz] Der Zorn wich mit den Wellen

 
 
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Rotkäppchen
Geschlecht:weiblichWortedrechsler
R


Beiträge: 58



R
Beitrag25.03.2012 19:00
[Außer Konkurrenz] Der Zorn wich mit den Wellen
von Rotkäppchen
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Zorn wich mit den Wellen

Der Kuss war nur ein Teil des Ganzen. Ein winziger, verlogener Teil, unwichtig im Vergleich zu dem, was vorher geschehen war. Aber er hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und deshalb sprachen sie jetzt darüber.
Nur eine Kleinigkeit, sagten sie, ein Zufall. Die Flasche hätte doch auf jeden anderen zeigen können. Und er hatte den Sack über dem Kopf, woher sollte er wissen, wen er so innig küsste? Sie machte wirklich aus einer Mücke einen Elefanten.
Dumpfe Wut überkam mich, wann immer ich das Getuschel hinter meinem Rücken hörte. Sie alle tratschten, ohne eine Ahnung davon zu haben, worüber. Sie sahen nur den Kuss und meine Reaktion. Nichts von dem, was wirklich geschehen war, vorher. Was ging es sie auch an? Es war meine Beziehung und meine Entscheidung, da sollten sie sich gefälligst raushalten.
Aber das taten sie nicht. Die ganze Woche lang verfolgten mich das Getuschel und, fast noch schlimmer, die mitfühlenden Blicke. Dann hatte ich genug. Mein Rucksack war schon seit jenem Freitagabend gepackt, also schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr los.

Der Weg war länger, als ich es in Erinnerung hatte und es war mitten in der Nacht, als ich endlich das Meer erreichte. An dem alten Apfelbaum, der den Abzweig zum Haus kennzeichnete, hielt ich unschlüssig an. Ich wollte die Kleinen nicht wecken. Letztendlich holte ich mein Handy heraus und tippte ihr eine kurze Nachricht. Dann lehnte ich mein Fahrrad an den Apfelbaum und lief über die Dünen zum Meer, um dort auf sie zu warten.
Der Strand war geisterhaft verlassen und der Sand leuchtete hell im Mondlicht. Nur die Brandung war zu hören. Ich zog Schuhe und Strümpfe aus und lief durch den kalten, feuchten Sand zum Wasser. Auslaufende Wellen umspielten meine Füße. Sie waren wärmer als die Brise, die über den Strand strich. Fröstelnd setzte ich mich und beobachtete das Spiel der Wellen, wie sie kamen und wichen. Und mit ihnen wich die Wut, die mich nicht ruhen ließ. Zurück blieb nur eine bleierne Müdigkeit.

Irgendwann rüttelte sie mich wach. Sie machte mir keine Vorwürfe, weil ich sie um diese Zeit aus dem Bett holte, sie verlor kein Wort über die Eltern, denen ich nicht gesagt hatte, wohin ich fuhr, sondern setzte sich nur schweigend neben mich. Das war eine der Sachen, die ich an meiner Schwester so schätzte: Sie ließ mir Zeit, selber anzufangen.
Doch der Drang, zu reden, war vergangen, und so saß ich einfach nur neben ihr, bis mein Kopf gegen ihre Schulter sackte. Als sie mich zum zweiten Mal weckte, tasteten sich bereits die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont. Mit steifen Gliedern stand ich auf und klopfte mir den Sand von der Hose. Müde verließen wir den Strand.

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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag25.03.2012 21:00

von Traumtänzerin
Antworten mit Zitat

Ein sehr schöner, stiller Text. Berührende Sprache.
Interpretatorisch schwanke ich. Inzest?

Von mir bekommst du 9 Federn.

LG,
Traumtänzerin


_________________
Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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BlueNote
Geschlecht:männlichStimme der Vernunft


Beiträge: 7304
Wohnort: NBY



Beitrag31.03.2012 09:53

von BlueNote
Antworten mit Zitat

Hi!

Obwohl ich die ganze Aufregung um das Flaschendrehen nicht ganz nachvollziehen kann, hat mir deine Geschichte recht gut gefallen. Auch die Art, wie du das vorgegebene Motiv der verhüllten Köpfe umgesetzt hast. Am besten fand ich die Szene am Strand, als der Zorn mit den Wellen wich (ach ja, den Titel halte ich auch für poetisch und gelungen). Was ich ein bisschen unschön finde ist, dass in dem Text so viel von "sie" die Rede ist, die Bösewichter werden nicht benannt, sind unpersönlich. Das wirkt ein bisschen laienhaft/umgangssprachlich.

Aber sonst: alles recht ordentlich. Wäre der Text nicht disqualifiziert worden, hätte ich ihn (wahrscheinlich) nicht gelesen. wink

BN
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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag01.04.2012 09:58

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo,

trotz Disqualifikation ein kurzer Kommentar und auch eine Bewertung, damit du den Text nicht "umsonst" geschrieben hast, allerdings ohne den Punkt "Vorgabe", weil dazu nichts mehr zu sagen ist.

Sprache:
Soweit ich das gesehen habe, ohne gravierende Fehler, aber dadurch, dass du nur die Personalpronomen und eben keine Namen verwendest, ist es einfach nur verwirrend. Er, sie, ich? So wie ich das sehe, ist "sie" im unteren Teil auch nicht identisch mit "ihr" im mittleren Teil und am Anfang.

Inhalt:
Inhaltlich wirkt es "rausgerissen" aus einer längeren Erzählung. Immer wieder machst du Andeutungen wie die folgende, die ich nicht einordnen kann.
Zitat:
Der Kuss war nur ein Teil des Ganzen. Ein winziger, verlogener Teil, unwichtig im Vergleich zu dem, was vorher geschehen war.

Was ist denn vorher geschehen? Ich erfahre es nicht. Ich weiß also weder, wer die handelnden Personen sind (abgesehen von der Schwester), noch weiß ich, was überhaupt passiert ist. Dementsprechend kann sich kein Gefühl, keine Stimmung und erst recht keine Spannung aufbauen, weil ich schon nicht sehe, wo der Konflikt überhaupt liegt.  

Viele Grüße
Rufina


_________________
Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag01.04.2012 11:06

von Malaga
Antworten mit Zitat

Bin ich so schwer von Begriff oder liegt's an den Geschichten? Dieses Mal finde ich's extrem schwer. Und vor lauter Verstehenwollen gelange ich gar nicht richtig zum Beurteilen, zum Bewerten sowie so nicht. (Hier eh nicht, ich weiß)
Also Erzähler = Mann? Muss nicht. Der mit dem Sack überm Kopf könnte auch ein anderer sein. Also Frau oder Mann.
Was war da mit dem Sackspiel? Die Schwester geküsst? Und was war vorher? Ratespiel.
Welche Kleinen nicht wecken, die der Schwester?
Bin ratlos.
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag08.04.2012 17:23

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Autor,

dein Beitrag wurde disqualifiziert. Dennoch hast du dir die Mühe gemacht einen Text zu verfassen, sodass ich mir nun die Mühe, oder die Freude(?)
mache, dein Werk(wenn auch kurz) zu kommentieren.


Ein bisschen viel Sand, ein bisschen viel Strand, ein bisschen viel Wellen, auch das Weichen hast du gerne. Ehrlich gesagt, weiß ich jetzt nicht so recht, wen hat er geküsst? Seine Beziehung zerbricht und er fährt "nach Hause" zu den Eltern/ der Schwester? So ganz kann ich deinen Gedanken hier nicht folgen. Liegt es an mir?

Liebe Grüße


Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

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Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
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(Hermann Hesse)
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