18 Jahre Schriftstellerforum!
 
Suchen
Suchabfrage:
erweiterte Suche

Login

Jetzt erhältlich! Eine Anthologie von und mit unseren Usern. Jetzt bestellen! Die erste, offizielle DSFo-Anthologie! Lyrikwerkstatt Das DSFo.de DSFopedia


Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2012
Yael

 
 
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
 Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  « | »  
Autor Nachricht
Gast







Beitrag13.04.2012 09:39

von Gast
Antworten mit Zitat

Es gibt keinen Text, der jeden Leser erreicht.

Und: es ist innerhalb eines solchen Wettbewerbens nochmal anders - denn die Leser hier müssen sich durch Textmassen kämpfen, was das Lesen nachhaltig beeinflusst.

Der Text ist perfekt, er ist ein kleines Meisterwerk - aber ich hätte ihn auch beinahe nicht wahrgenommen, einfach in seiner Stille, seiner Rätselhaftigkeit.

Natürlich ist das eine Grundfrage - warum eine so interessante Geschichte so reduziert erzählen, sie würde durchaus auch anders tragen, dann vielleicht mehr Leser erreichen.

Aber gerade durch das Nicht-Aussprechen der Fakten - die eben sofort Fragen nach Recht/Unrecht, nach Politik, nach  nach psychologischer Untersuchung, nach Eigenverantwortung, nach ... aufwerfen würden, zum zentralen Punkt werden würden - gerade dieses Nicht-Benennen, die ganze Welt in einem Sandkorn, nur der Moment, in dem alles liegt ... darin ist die Stärke des Textes.

Fakt ist, dass ein solcher Text einfach auch mehr Podest braucht - hier geht er einfach unter (ohne das man den Lesern da Vorwurf machen könnte, so meine ich das nicht)

Naja, mal neben dem ganzen Gesabbel: für mich der bester Text dieses Wettbewerbs - gerade nochmal im Rückblick und in der Nachlese - unbedingt dranbleiben, Canyamel

edit: ich habe editiert, ich hoffe, jetzt ist bisschen klarer, was ich meine
Nach oben
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag13.04.2012 12:19

von lupus
Antworten mit Zitat

Zitat:
Der Text ist perfekt, er ist ein kleines Meisterwerk  


dem möcht ich mich anschließen. Die Kunst besteht im Weglassen, im Reduzieren, im Konzentrieren auf das Wesentliche, im 'Mut zur Lücke', die vom (aufmerksamen) Leser selbst geschlossen wird. All das - mit den richtigen Worten kombiniert - schafft Stimmung, transportiert Emotionen, mehr als wenn man Emotionen explizit formuliert. Das ist dir wunderbar gelungen.

Immer wird es Leser geben, die nicht bereit sind, diese Lücke zu füllen, die vlt. es auch nicht können, weil sie gerade nicht in der Stimmung sind, weil ihnen Wissen fehlt, weil, weil, weil. Auf diese Möglichkeit sollte der Schreiber mE nur bedingt Rücksicht nehmen, wenn er über Themen schreibt z.B., von denen er annehmen kann, dass nur eine sehr kleine Minderheit Bescheid weiß. Ansonsten hat auch der Leser eine Pflicht, verstehen zu wollen. Der Schreiberling hat halt die Pflicht zu akzeptieren, wenn nicht verstanden wird, was aber nix mit der Qualität des Textes zu tun hat.
Jennifer Egan schreibt in 'Der größte Teil der Welt über irgendwelche Rock-Bands. Wer diese nicht kennt, hat halt Pech.
Michel Houellebecq schreibt in 'Karte und Gebiet' über irgendwelche Künstler. Wer sienicht kennt hat halt Pech
Julie Zeh schreibt in Spieltrieb über irgendwelche Philosophen, wer sie nicht kennt hat halt Pech
und, und, und

Du schreibst über Israel ... wer es nicht erkennt, wer die Implikationen nicht rausliest hat halt Pech

Da braucht der Schreiberling halt ein bisserl Selbstvertrauen Wink

lgl


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag13.04.2012 15:16

von Gast
Antworten mit Zitat

Canyamel hat Folgendes geschrieben:

Da kann ich als Autor nicht sagen: "Ha, das ist eben Kunst!" und mir dafür auf die Schulter klopfen, denn wahre Kunst versteht man ja nie! Diese Haltung ist nicht künstlerisch, sondern höchstens arrogant.

Ich möchte auch kein Künstler sein. Ich möchte schreiben, um zu unterhalten, über reale Menschen, Beziehungen, Ängste, Nöte, was uns eben alle tagtäglich beschäftigt. love


Lieber Canya,

deine Aussage da oben macht dich unglaublich sympathisch - vielen Dank dafür.

Liebe Grüße
Monika
Nach oben
lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3913
Wohnort: wien



Beitrag13.04.2012 15:31

von lupus
Antworten mit Zitat

Zitat:
"Ha, das ist eben Kunst!" und mir dafür auf die Schulter klopfen, denn wahre Kunst versteht man ja nie!


wer hat eigentlich diesen Blödsinn erfunden?

und:

Zitat:
Ich möchte auch kein Künstler sein. Ich möchte schreiben, um zu unterhalten, über reale Menschen, Beziehungen, Ängste, Nöte, was uns eben alle tagtäglich beschäftigt.


wer war eigentlich der erste Vollkoffer, der behauptet hat 'Kunst' würde nicht unterhalten, nicht von Beziehungen, Ängsten und Nöten erzählen?


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6476
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag13.04.2012 16:21

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

lupus hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Der Text ist perfekt, er ist ein kleines Meisterwerk  


dem möcht ich mich anschließen. Die Kunst besteht im Weglassen, im Reduzieren, im Konzentrieren auf das Wesentliche, im 'Mut zur Lücke', die vom (aufmerksamen) Leser selbst geschlossen wird.

Hier möchte ich widersprechen. Man kann immer auch zu viel weglassen.

lupus hat Folgendes geschrieben:
Immer wird es Leser geben, die nicht bereit sind, diese Lücke zu füllen, die vlt. es auch nicht können, weil sie gerade nicht in der Stimmung sind, weil ihnen Wissen fehlt, weil, weil, weil.

Oder weil man die Lücke nicht füllen kann oder mit allem füllen könnte. Die Konsequenz aus der obigen Aussage wäre, dass bis zur Beliebigkeit reduziert werden kann und auch einer völlig ideosynkratischer Text noch akzeptiert werden muss. Selbst schuld, wenn ich die Tante Erna des Autors und seine Großeltern nicht kenne.  


lupus hat Folgendes geschrieben:
Du schreibst über Israel ... wer es nicht erkennt, wer die Implikationen nicht rausliest hat halt Pech

Canyamel schreibt gerade nicht über Israel, als ob der Leser es kennt:
Zitat:
Sie war bei der IDF und in Urlaub mit ihrem Freund nach Eilat gefahren. Dem israelischen Ballermann.



Die Geschichte reduziert bis zu einem Grad, bei dem sie ihr eigenes Thema vergisst. Das beginnt schon am Anfang:
Zitat:
Jemand hatte meinen Kopf in ein unsichtbares Tuch gehüllt. Ich spürte es zum ersten Mal am Morgen nach meiner Rückkehr. Als ich mich mit Yael in dem Café auf der Ben Yehuda Straße traf. Wir hatten unsere Handynummern ausgetauscht. Ich hatte sie angerufen.
„Wo kommst du eigentlich her?“ fragte sie.
„Aus Berlin.“
   
Damit wird dem Leser keine Chance gegeben, die Rückkehr richtig einzuordnen. Es wird die Rückkehr aus Berlin.

Zitat:
Ich musste daran denken, dass „Welt“ auf Hebräisch „Olam“ heißt. Und die Wurzel dieses Wortes „versteckt“ bedeutet. Es passte. Das Tuch hatte begonnen, die Schönheit zu verbergen. Die sephardischen Augen. Das hautenge Metro Tel Aviv-Top. Die abgebrochenen Fußnägel in den staubigen braunen Leder-Flip Flops.

Die Welt ist generell versteckt, was bedeuten würde, dass dem Verbergen der Schönheit keine besondere Bedeutung zuzumessen ist oder sogar umgekehrt, dass die Schönheit durch das Verbergen teil die Welt wird. Das führt aber auch wieder weg, weit weg, vom Trauma als ein Tuch, das sich zwischen die Personen und die nicht versteckte Welt schiebt.

Zitat:
Sie murmelte etwas über ein Appartement, das ihre Schwester und ihr Freund vor ein paar Monaten gekauft hatten.   

Aufgrund von Sätzen wie dem oben würde ich auch nicht von einer Verdichtung sprechen, denn das wichtige daran wurde schon vorher mitgeteilt. Das ganze Gespräch zwischen den beiden erzeugt sehr viel Atmosphäre, aber es verdichtet kaum.

Zitat:
Das Zucken eines Lächelns auf ihren Lippen. Flüchtig wie der Zufall auf einer Landstraße in der Westbank. Wildfremde Menschen in drei Autos. Eine Bombe. Ein zerfetzter Kinderkörper unter einem Olivenbaum.

Das ist die andere Stelle, die es für den Leser beinahe unmöglich macht, die Lücken aufzufüllen. Das zentrale Element der Geschichte, das Ereignis, das das Trauma auslöst, wird auf einen Vergleich reduziert. "flüchtig wie". Und daraufhin wird es noch weiter von Bedeutung entleert. Der Zufall der wildfremden Leute in den drei Autos ist wichtiger als die Bombe. Der Erzähler erwähnt die Tatsache, dass es fremde Menschen sind zuerst. Es klingt so, als ob er von der Bombe in den Nachrichten gehört hätte. Wildfremde Leute (er kennt sie nicht) in drei Autos auf einer Landstraße in der Westbank (er war nicht da: vorher wird alles mit Namen benannt, nun nicht, er muss es irgendwo gelesen oder gehört haben). Eine Nominalphrase, noch nicht mal ein vollständiger Satz, für das Ereignis selbst. Es wird mit einem kurzen Lächeln verglichen.

Zitat:
erzählte sie von ihrem unsichtbaren Tuch. Das die Schönheit der Welt aussperren würde. Für den Rest ihres Lebens.

Nichts verbindet dies mit dem traumatischen Erlebnis. An keiner Stelle im Text wird auch nur angedeutet, dass Yael irgendwohin unterwegs war, geschweige denn in der Westbank. Es wird nicht gesagt, dass sie anwesend war nach dem Bombenattentat, es wird nicht einmal angedeutet, dass der Prota und Yael irgendein tiefgehendes Erlebnis teilen. Da ist auch nichts in der der Art, wie sie miteinander reden
Zitat:
„Wo kommst du eigentlich her?“ fragte sie.
„Aus Berlin.“
„Kenn ich. Hab Freunde dort.“
„Wirklich?“
„Ja. In welchem Hotel wohnst du?“
„Im Lev Yerushalayim.“
  
Der übliche Small-Talk. Kein Hinwies darauf, dass er möglicherweise etwas überdecken soll.
Man kann die Probe auf Exempel machen. Man streicht zwei Satzfragmente, diese hier
Zitat:
Eine Bombe. Ein zerfetzter Kinderkörper unter einem Olivenbaum

Nichts in der Geschichte ändert sich. Der Protagonist und Yael haben sich durch einen Zufall, sagen wir, eine Autopanne kennengelernt. Das zentrale Element der Geschichte ist verschwunden, aber niemand würde sein Verschwinden bemerken. Daran sieht man, dass zu viel reduziert wurde. Offene Geschichten, mehrfache Interpretationsmöglichkeiten, Ambivalenzen ... das ist eine Sache, aber wenn ich etwas Grundsätzliches entfernen kann und es entsteht kein Loch, dann sind fundamentale Gesetze künstlerischer Gestaltung verletzt. Man müsste schon einen sehr, sehr gute Motivation dafür haben ...


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag13.04.2012 17:12

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
aber niemand würde sein Verschwinden bemerken. Daran sieht man, dass zu viel reduziert wurde.


Nein. Genau das ist die Stärke dieses Textes.

Die Geschichte könnte auch die einer Affaire sein, irgendwo in Israel. Aber das ist sie nicht.  

Genauso wie zwei Menschen, die beide jung schön und gesund sein sollten, funktioniendes Leben, alles in Ordnung soweit - durch einen Zufall, eine Tat, die sie ja überlebt haben, durch ein Ereignis 8 Worte lang, aus allem was je war herausgerissen werden. Unwiderruflich.
Genau dieses - dadurch wird dieser Text dem Thema in einer Weise gerecht, wie ich es selten gelesen habe.

Ich werde mich nicht streiten, ob nun 'zu reduziert' oder nicht - dieses Ganze 'Texte müssen so und so sein' ist Käse. Wer sagt, mir ist es zu wenig, der hat damit Recht. Wer sagt, ich will was anderes lesen, ebenso.

Aber ebenso hat Berechtigung, wenn ich sage: Das ist genial, genauso Texte will ich lesen. Darin liegt etwas neues, etwas mit dem gelingen kann von hier und heute zu erzählen.

Dieser Text ist nicht einfach - vielleicht muss man auch solches lernen zu lesen, vielleicht habe ich mich da sofort hineingefunden, weil ich ähnlich denke und erzähle. Mag alles sein.

Aber Fakt ist, dass ich die Geschichte gelesen und verstanden habe - und als ich die Hintergrundgeschichte dazu geliefert bekommen habe, kein bisschen überrascht, verwundert, oder auf der falschen Spur war.

Alles, was man wissen muss, steht da - also ist er nicht zu reduziert.

Durch die Reduktion entsteht aber etwas, dass wirklich selten zu finden ist. Nämlich die Beschäftigung mit Leid in einer unaufgeregten, stillen und ehrlichen Art - ohne Schuld, ohne Wertung.

Reduktion ist kein Privileg der Lyrik.
Nach oben
adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag13.04.2012 17:29

von adelbo
Antworten mit Zitat

Schade debruma, du bist mir zuvor gekommen.  Ich kann die Frage jetzt nicht mehr so frei stellen.
Wer hat den Text denn so oder annährend so verstanden wie er im Nachgang erklärt wurde? Eine gute Geschichte mit sehr viel Hintergrund, Gefühl, Tiefgang.
Du sagst, du warst nicht überrascht, du hast dir also so etwas gedacht. Da kann ich wirklich nur sagen alle Achtung.  Cool  
Dass der Text anspricht, vom Wortlaut gefällt das ist so. Aber für mich sind es hingeworfene Bilder. (ich übertreibe)

Zitat:
Darin liegt etwas neues, etwas mit dem gelingen kann von hier und heute zu erzählen.

Und da gehen unsere Meinungen auseinander. Ich erzähle vielleicht etwas über den Zeitgeist.


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
sleepless_lives
Geschlecht:männlichSchall und Wahn

Administrator
Alter: 58
Beiträge: 6476
Wohnort: München
DSFo-Sponsor Pokapro und Lezepo 2014
Pokapro VI Weltrettung in Gold


Beitrag13.04.2012 18:09

von sleepless_lives
Antworten mit Zitat

debruma hat Folgendes geschrieben:
Durch die Reduktion entsteht aber etwas, dass wirklich selten zu finden ist. Nämlich die Beschäftigung mit Leid in einer unaufgeregten, stillen und ehrlichen Art - ohne Schuld, ohne Wertung.

Das sehe ich eben nicht. Kein Leid. Um die, die leiden, geht es nicht. Sie werden minimiert zu einem Vergleich mit dem Gesichtszucken eines Lächeln und einem einzelnen Satzfragment. Wenn, dann ist da so etwas wie survivor's guilt. Das findet sich auch, wenn man die Hintergrundgeschichte nicht kennt. Dafür reicht es wahrscheinlich schon, zu wissen, wo die Geschichte spielt. Aber für mich fehlt dem Ganzen die Unmittelbarkeit von so etwas wie dem hier  (ohne jetzt den speziellen Stil darin zu propagieren wollen), "Yael" wirkt auf mich (!) konstruiert.


_________________
Es sollte endlich Klarheit darüber bestehen, dass es uns nicht zukommt, Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann. (Jean-François Lyotard)

If you had a million Shakespeares, could they write like a monkey? (Steven Wright)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gast







Beitrag13.04.2012 18:26

von Gast
Antworten mit Zitat

Zitat:
Um die, die leiden, geht es nicht.


Stimmt. Der Text stellt die in den Vordergrund, denen nichts passiert ist.

Er stellt all das, von dem man erwarten würde, dass es erzählenswert wäre, was vielleicht 90 % als notwendig bezeichnen würden, den Schrecken, das Traumatische, die Familien, die Fakten ins Bühnenbild. Macht es austauschbar. Minimiert es bis zur Unkenntlichkeit.

Und ruht auf einer Begegnung und erzählt davon, wie 'etwas' dich auf immer verändert. Wir glauben, Leid sei brüllend wie die Hölle, Leid steht nur denen zu, die Wunden vorzeigen können - aber Leid ist ein Tuch, das für immer die Sicht auf die Welt verändert.

Ich bin jetzt versucht die beiden Texte zu vergleichen (yael und den von dir verlinkten) - aber ich glaube, das ist den Autoren gegenüber endgültig unfair. Wahrscheinlich ist Cayamel eh schon schlecht ...

Ich halte jetzt die Schnuffel. Versprochen wink
Nach oben
Mr. Curiosity
Exposéadler

Alter: 35
Beiträge: 2545
Wohnort: Köln
Der goldene Käfig


Beitrag14.04.2012 20:09

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Ich hatte diesen Text, um ehrlich zu sein, als er eingesendet wurde, nur darauf hin gelesen, ob er die Aufgabenstellung erfüllt. Jetzt, nachdem ich ihn nochmal bewusst gelesen habe, muss ich doch sagen, dass ich ihn wirklich stark finde.
Das Grauen wird hier nicht offen und effektheischend dargestellt, sondern blitzt nur mal kurz, wie eine verdrängte Erinnerung auf. Umso intensiver wirkt der Fokus auf die beiden Figuren. Klar, der Dialog könnte etwas interessanter sein, aber das ist eine Marginalie für mich.

Also, ich muss auch sagen, es macht mich sehr nachdenklich, dass dieser Text und z.B. auch Lorraines Geschichte nicht ganz oben mitspielen, sondern ins Mittelfeld abgeschoben werden. Das ist nur meine ganz persönliche Meinung (es braucht sich also keiner darüber aufzuregen, wobei ich das fast wieder kommen sehe ..) und nun da der Wettbewerb vorbei ist, darf ich meine Ansicht, glaube ich, auch
äußern ^^


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag14.04.2012 20:26

von adelbo
Antworten mit Zitat

@ David
Zitat:
Also, ich muss auch sagen, es macht mich sehr nachdenklich, dass dieser Text und z.B. auch Lorraines Geschichte nicht ganz oben mitspielen, sondern ins Mittelfeld abgeschoben werden.


Nimms einfach nicht schwer und wenn du beim Nachdenken zu einem Ergebnis gekommen bist, lass es alle wissen.  smile


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Seite 3 von 3 Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3

Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2012
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst Deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht teilnehmen.
In diesem Forum darfst Du Ereignisse posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 Foren-Übersicht Gehe zu:  


Impressum Datenschutz Marketing AGBs Links
Du hast noch keinen Account? Klicke hier um Dich jetzt kostenlos zu registrieren!