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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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28.03.2012 18:31
von hobbes
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Och nee. Das glaub ich nicht. Das ist mir zu dick aufgetragen. Zu dick aufgetragen, ohne dass der Unterbau das auffängt. Soll heißen: Wie schlecht es Leopold und seiner Mutter geht (der Grund / Auslöser für den Selbstmord) - das kommt nicht bei mir an. Deshalb kommt der Tod der beiden zu sehr aus dem (unglaubwürdigen) Nichts.
Außerdem finde ich die Erzählstimme des Vaters unglücklich. Oder nein, ebenfalls unglaubwürdig. Ich kanns jetzt nicht genau festmachen, ich hab nur das Gefühl: So würde er das nicht erzählen.
Und der Traum - wozu ist er gut, warum ist er in dieser Geschichte? Noch so eine Sache, die aus dem Nichts kommt.
Genausowenig, wie ich verstehe, warum das Erzählen der Geschichte beim Sohn Zweifel an der Unterbringung im Pflegeheim aufkommen lassen.
Alles in allem also ein bisschen unausgegoren, darum erstmal nur 4 Federn.
(Das kann sich bei erneutem Lesen und im direkten Vergleich noch ändern)
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Marcio Gänsefüßchen
M
Beiträge: 34
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M 28.03.2012 20:24
von Marcio
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Guter Einstieg, danach ist es mir zu gewollt pädagogisch. Dafür immerhin mit einem interessanten und gelungenen Ende.
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 29.03.2012 10:00
von kskreativ
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Mein erster Wettbewerb als Teilnehmer und Kritiker. Wonach schaue ich?
Erstens: Themenvorgabe. Wie wurde sie umgesetzt?
Zweitens: Ist der Text in sich schlüssig und ist er ansprechend geschrieben?
Drittens: Stil
Themenvorgabe wurde umgesetzt.
Die Geschichte selbst überzeugt mich leider nicht. Die Idee ist schön, doch der Mittelteil, der die Geschichte von Leopold erzählt, liest sich ziemlich konfus. Auch der Schluss mit dem Altersheim überzeugt nicht, da er für mich keinerlei Verbindung zum restlichen Text hat. Dazu kommen noch einige Fehler in Zeichensetzung und Rechtschreibung.
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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lady-in-black Bitte nicht füttern
Beiträge: 1474 Wohnort: Killer Förde
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29.03.2012 11:31
von lady-in-black
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Moin,
schreibtechnisch gesehen habe ich nichts zu meckern. Inhaltlich im Prinzip auch nicht, selbst wenn ich mit dem letzten Satz nicht ganz so viel anfangen kann.
Die Bewertung ist daher mehr eine persönliche Geschmackssache.
_________________ - Ich würde mich gerne geistig mit Dir duellieren ... aber ich sehe Du bist leider unbewaffnet.
- Nein, Stil ist nicht das Ende vom Besen.
- Ich spreche fließend ironisch, auch im sarkastischen Dialekt. |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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29.03.2012 12:29
von Piratin
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Lieber PoKaPro-Teilnehmer,
Eigentlich verbirgt sich die ganze Geschichte in der Erzählung / Dialog des Vaters. Dafür ist aber die Sprache nicht durchgehend so, wie jemand sprechen würde - sie ist zu ausgefeilt.
Am Ende frage ich mich, woher er die Details der Auffindesituation weiß, und das Wie und Warum klärt sich für mich leider auch nicht. Dass anscheinend die Mutter sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, erklärt noch nicht den Tod des Jungen und läßt mich deshalb mit einem Fragezeichen zurück.
Liebe Grüße
Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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30.03.2012 12:51
von anuphti
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"alte Bande drängten durch verschorftes Gestern ..."
Sehr schön. Die direkte Verarbeitung des Fotos und die schwach erkennbare dunklere Haut des zweiten Kindes thematisch verarbeitet.
Sehr gerne gelesen!
Sehr gute 6 Federn von mir.
LG
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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MadameMimm Klammeraffe
Alter: 50 Beiträge: 575 Wohnort: Schwabenland
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31.03.2012 19:00
von MadameMimm
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Hallo Inko,
aus Zeitgründen nur ein kurzer Kommentar, sorry.
+ für die Idee
+ für die Umsetzung
+ für die Sprache, anschaulich, bildgewaltig, anrührend
ein Minus kann ich nicht vergeben, allenfalls noch andere Texte an Deinem messen. Gefällt mir sehr gut.
Wertung: 6 Federn
_________________ Hexliche Grüße von Tanja |
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Gast
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01.04.2012 08:43
von Gast
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Hallo Autor/in,
jeden Text habe ich mindestens zweimal gelesen, sacken lassen, und nochmals gelesen.
Meine Bewertung setzt sich zusammen aus der Beurteilung, wie das Thema umgesetzt wurde, ob die Geschichte einigermaßen strukturiert und verständlich ist – also ohne Anleitung gelesen werden kann. Rechtschreib- und andere Fehler lasse ich ebenfalls mit einfließen (ja auch das, weil ich in finde, dass man als Schreiberling in einer Woche einen möglichst fehlerfreien Text zustande bringen sollte). Natürlich ist auch ein Funken Geschmacksache dabei - ganz ausschalten kann ich das wohl nicht.
Das Ergebnis vergleiche ich mit den anderen Geschichten des Wettbewerbes. Es kann also sein, dass ich schreibe: Mir gefällt die Story und dennoch „nur“ fünf, sechs oder sieben Feder gebe, weil es eben im Wettbewerb andere Geschichten gibt, die noch besser sind. Wie jedes Mal vergebe ich nur ein 1 und eine 9. Falls du die 1 erwischen solltest, muss das nicht heißen, dass dein Text grottenschlecht ist, sondern nur, dass er für mich der schwächste im Wettbewerb ist.
Bei 52 Beiträgen werden die Kommentare zu jeder einzelnen Geschichte wohl teilweise knapp ausfallen.
Zu deiner Geschichte:
Der Stil deiner Geschichte gefällt mir recht gut – eine schöne Erzählstimme. Die Story ist plastisch und erreicht mich auch. Ein paar Interpunktionsfehler sind leider drin. Der letzte Satz hätte meiner Meinung nach nicht gebraucht. Ich finde, er zerstört die Stimmung.
Liebe Grüße
Monika
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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01.04.2012 16:48
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
ich habe deinen Text eigentlich ganz gern gelesen.
Das große Manko ist meiner Meinung nach die Wahl, die Erzählung des Vaters im Präteritum zu verfassen. Mir ist durchaus klar, dass es Menschen in N-Deutschland gibt, die tatsächlich auch in der direkten Rede im Präteritum sprechen, aber ich glaube schon, dass im Großteil des deutschsprachigen Raums das Perfekt verwendet wird - vor allem, wenn man in einer hochemotionalen Situation ist. Dadruch kommen für mich also leider nicht so viele Emotionen rüber, obwohl die Geschichte an und für sich schon sehr berührend ist. Auch die Kursiv-Setzung hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.
Ein anderer Aspekt, der mir nicht so gut gefallen hat, war der Schluss, also der allerletzte Satz. Ich hätte ihn entweder weggelassen, oder anders formuliert, so wirkt es, als wäre nur diese Geschichte jetzt ausschlaggebend gewesen, dass der Prota seine Meinung ändert und nur deswegen seinen Vater nicht mehr ins Pflegeheim bringen will. Das find ich dann zu übertrieben.
Sehr gut haben mir aber diese beiden Passagen gefallen, die sind echt wunderschön formuliert:
Zitat: | Hunderte Fotografien, gelebte Momente in Schwarz-Weiß erstarrt, verteilen sich auf vergilbtem Linoleum. |
Zitat: | Alte Bande drängen durch verschorftes Gestern, behutsam berge ich seine zitternden Hände in den meinen. |
Ich hoffe, du kannst mit diesem Feedback etwas anfangen. Für Rückfragen oder Anmerkungen stehe ich natürlich auch nach dem Wettbewerb zur Verfügung. Die Befederung erfolgt dann abschließend (auch im Vergleich), wenn ich alle Texte kommentiert habe.
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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*Gast* Klammeraffe
*
Beiträge: 504 Wohnort: Rheinland-Pfalz
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* 02.04.2012 10:30
von *Gast*
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Liebe/r ... unter der Maske,
mir fehlt die Zeit, alle Geschichten zu kommentieren. Genau genommen hätte mir auch die Zeit gefehlt, eine Geschichte zu schreiben. Ein Eisbecher hat mich dazu verleitet. Aber ich will die Geschichte hinter der Geschichte gar nicht weiter vertiefen, denn, wer A sagt, muss irgendwann auch Z sagen, sodass ich wenigstens die Federn verteilen werde, ganz subjektiv und nach Gefallen. Was nicht bedeutet, dass ich keinen Bewertungsrichtlinien folge. Idee, Ausarbeitung und Themenbezug spielen eine Rolle. Sollte nach dem Wettbewerb jemand Interesse an einem Kommentar haben, bitte ich um eine PN.
LG
Sabine
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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02.04.2012 13:30
von adelbo
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Der Text ist mir ein wenig zu viel auf die Tränendrüsen gedrückt. Schon der Einstieg "zum letzten Mal und die Mischung aus.., gelebte Momente in Schwarz-Weiß erstarrt.. " das ist alles leider nichts für mich.
Dann die Charakterisierung der Fünfziger Zitat: | Die Frauen trugen Kittelschürzen, kochten, wuschen und versorgten die Kinder |
gefällt mir nicht so gut.
Sorry, dass ist nicht unbedingt mein Text.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4298
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02.04.2012 13:42
von hobbes
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Tja. Der direkte Vergleich ging zu Deinen Ungunsten aus. Leider doch nur 3 Federn.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Gast
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04.04.2012 15:46
von Gast
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Hallo ...,
Dass es so viele Fotoschachtel-Dachboden-Staub-Geschichten gibt, da kannst du nichts dafür, es zeigt halt, wie naheliegend diese Option war.
Die Geschichte nimmt also ihren Lauf, der Vater, der kurz vor seiner Übersiedlung ins Altersheim steht, erzählt von seinem Freund, dem Kind eines schwarzen US-Soldaten:
Zitat: | Seine Mutter, hungernd nach Leben, hatte dereinst ihre Scham gegen amerikanische Zigaretten und ein bisschen Schokolade getauscht. |
Ich frage mich ernsthaft, ob ein heute ungefähr 65-jähriger Mann sich so ausdrücken würde?? Die Wertung, die in diesen Worten steckt, ist von den damaligen Erwachsenen übernommen, könntest du argumentieren, aber was hätte jemanden daran gehindert, eigene Reflexionen anzustellen?
Was mich dann aber wirklich stört, ist das Ende:
Zitat: | Papas Stimme bricht, seufzend legt er das Bild zur Seite. Alte Bande drängen durch verschorftes Gestern, behutsam berge ich seine zitternden Hände in den meinen.
Zweifel schwappen empor – wärmende Zärtlichkeit ermahnt mich Papa zu mir zu nehmen, statt ihn im Pflegeheim unterzubringen. |
"Verschorftes Gestern" - ok, aber "alte Bande", die sich da durch drangen? Zusammen funktioniert das für mich nicht.
Und der letzte Satz?
Den finde ich überflüssig, ja störend, den erhobenen Zeigefinger mag ich nicht ...
Grüsse
Lorraine
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Aknaib Klammeraffe
Alter: 64 Beiträge: 740 Wohnort: Dresden
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04.04.2012 21:21
von Aknaib
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Leider kann ich nicht alle Geschichten kommentieren.
Doch Federn wollte ich vergeben.
So habe ich mir für einen mehr oder weniger kurzen Kommentar, nur die Geschichten mit den bisher wenigsten Antworten rausgesucht. Bzw. durchbreche ich dies jetzt und schaue mal nach den Texten mit den meisten Kommentaren.
Hallo Unbekannte(r),
bist du ein Schreibanfänger/in? Bitte nicht falsch verstehen, das soll keinesfalls eine Diskriminierung sein.
Hier geht es um kürzeste Prosa was die Wortvorgabe betrifft.
Insofern sind Rückblenden von vornherein problematisch. Hier fällt diese besonders auf, weil sie auch noch kursiv geschrieben wurde. Dann die vielen Leerzeilen und die Handhabung der wörtlichen Rede zerreißen den Lesefluss.
An sich gefällt mir die leise Endpointe. Doch sie passt nicht so recht zum Gesamtbild welches zum Vater vermittelt wird. Wer so klar seine Erinnerung formulieren kann; warum muss er in ein Heim. Hat er eine körperliche Einschränkung? Darüber erfahre ich nichts.
Da ich mich mit Heimen und deren Bewohnern ziemlich gut auskenne, stellt sich mir gleich die nächste Frage. Warum hat der Ich-Erzähler ein schlechtes Gewissen.
Hier wird vieles angerissen und unzureichend behandelt.
Die Idee zur Themenumsetzung an sich halte ich für gelungen.
Der Titel. „Alte Bande“ wäre okay, jedoch der Zusatz: „die Geschichte von Karl und Leopold“ ist eine falsche Fährte. In Wirklichkeit ist es die Geschichte von Vater und Tochter/Sohn.
Bianka
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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05.04.2012 18:46
von Akiragirl
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Liebe/r PoKaPro-Teilnehmer/in!
Deine Geschichte (Thema 2) handelt von Karl, der seinem Sohn die Geschichte von sich und seinem besten Freund erzählt; von der gemeinsamen Vergangenheit und vom Tod Leopolds, der mit dem Selbstmord seiner Mutter zu tun hatte. Durch diese Erzählung fühlt der Sohn sich wieder stärker mit seinem Vater verbunden und entscheidet sich daher, ihn nicht in ein Pflegeheim zu bringen.
Deine Geschichte hat ein ähnliches Problem, was ich auch schon bei anderen Thema 2-Geschichten dieses Wettbewerbs angekreidet habe. Du erzählst die Geschichte der beiden Jungen durch Karls Erzählung, die du zur Abgrenzung auch kursiv gekennzeichnet hast. Nur: So, wie Karl spricht, spricht in der Realität kein Mensch. Er spricht in Schriftsprache und zwar so deutlich, dass hier viel eher der Autor/Erzähler als die Figur von der Vergangenheit zu berichten scheint.
Ein Beispiel:
Zitat: | Leopold, dessen dunkle Herkunft nicht zu verleugnen war, gehörte dazu. Seine Mutter, hungernd nach Leben, hatte dereinst ihre Scham gegen amerikanische Zigaretten und ein bisschen Schokolade getauscht. |
Für mich wäre eine annähernd authentische Sprache: „Leopolds dunkle Herkunft war nicht zu verleugnen. Seine Mutter hatte in ihrem Hunger nach Leben ihre Scham gegen amerikanische Zigaretten und ein bisschen Schokolade getauscht“
Dadurch, dass diese Erzählung von Karl so unnatürlich rüberkommt, empfinde ich seine Figur auch als unauthentisch und das störte mich beim Lesen.
Kleinere Fehler sind dir auch unterlaufen:
Zitat: | „(…) Ein Schuhkarton, mit einem Kordel darum.“, ich klopfe mir den Staub aus der Hose (…) |
Korrekt wäre: „(…) Ein Schuhkarton mit einer Kordel darum.“ Ich klopfe mir den Staub aus der Hose (…)
Zitat: | Jeden morgen teilten wir den Schulweg und die Pausenbrote. | Morgen
Bis hierher wäre der Text für mich guter Durchschnitt gewesen. Die Geschichte ist nicht gerade besonders originell, aber sicher geschrieben und auch vom Aufbau her in Ordnung. Allerdings habe ich dir noch eine Feder für das Ende abziehen müssen, denn damit hast du der Geschichte keinen Gefallen getan.
Dass der Sohn nur aufgrund dieser Geschichte entscheidet, den Vater nicht ins Pflegeheim zu geben, wirkte auf mich überzogen rührselig und unglaubwürdig (aufgrund dessen, was ich bis dato über beide erfahren habe). Hier hatte ich als Leserin stark das Gefühl, dass der Autor mir auf Biegen und Brechen eine Pointe liefern wollte, die sich in der Geschichte aber nicht früh genug ankündigt und nicht aus der Geschichte heraus entsteht.
Also: Ohne den letzten Satz 5, so vergebe ich nur 4 Federn.
Meine Durchschnittswertung zum Vergleich: 5,00 Federn.
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3913 Wohnort: wien
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05.04.2012 23:50
von lupus
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oh mann,
wieder eine Kiste, wieder ein Dachboden .. nun ja, im Nachhinein hättest du das vlt auch nicht geschrieben, im Nachhinein ist leicht lküger sein ... also: Schwamm drüber.
Und dann?
ja dann kommt Papa, der Papa der natürlich ein guter Papa ist, immer schon war. Ein Papa, der sich einer gesprochenen Sprache befleißigt, die mancher geschrieben nicht hinkriegt. So gut war der Papa, dass man als Leser in einen Moralinsäure-Kanister fällt. Und die Mutter des Leopold? Putzfrau bis in den Tot. Die Hände im Kübel, damit ja nix dreckig wird. Und so ganz nebenbei wird hier auch noch ein Bild gezeichnet, das an die Schwarze - aber trotzdem (zyn) - brave, saubere Sklavin erinnert und es beutelt mich ein bisserl. (Das 'nur' Bisserl deshalb, weil ich einfach einmal davon ausgeh, dass es nicht so gedacht war)
Und dann?
Ja dann verleiht der Autor dem Text mit dem letzten Satz den finalen Todesstoß, da trieft es und als Leser weiß ich gar nicht was mich mehr stört, die verstaubte Sprache, der überbordende Pathos, die Moralinsäure-Keule oder das Schmalz, das zwischen den Buchstaben trieft.
Was den Text rettet, ihn lesbar hält, ist die technisch einwandfreie Umsetzung, trotz der Klischees und des - der verstaubten Sprache geschuldeten - ausladenden Schreibe.
Fazit: definitiv nix für mich
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Herbert Blaser Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 313 Wohnort: Basel
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06.04.2012 15:49
von Herbert Blaser
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Berührende Geschichte. Kaum beleuchtete Dramen der Soldatenkinder, speziell von "Buffalo-Soldiers". Gefällt mir.
7 Federn
_________________ Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?
Marcel Proust |
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Nathaniel Leseratte
Alter: 30 Beiträge: 142 Wohnort: Wenn ich nun einer von den andern wäre, ...
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07.04.2012 15:01
von Nathaniel
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Den Traum finde ich etwas skurril, aber ansonsten mag ich die Geschichte. Bewegend.
Nichts daran auszusetzen.
Nathaniel
_________________ *
Du willst wissen, wer ich bin?
Ich bin... ich. Nicht mehr, nicht weniger. Einfach ich.
Wobei das -nebenbei bemerkt- mehr ist als ein Wort. |
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dieuschi Leseratte
Alter: 50 Beiträge: 119 Wohnort: Dahoam
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07.04.2012 21:01 Re: Alte Bande - die Geschichte von Karl und Leopold von dieuschi
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postkartenprosa hat Folgendes geschrieben: | Alte Bande - die Geschichte von Karl und Leopold
„Hier hinten steht noch ein Karton. Ein Schuhkarton, mit einem Kordel darum.“, ich klopfe mir den Staub aus der Hose und trage die Schachtel ans Licht. Zum letzten Mal schließe ich die Tür zum Dachboden meines Elternhauses, steige die schmale Treppe hinunter. Eine Mischung aus Beklommenheit und Befreiung lässt mich unaufmerksam sein. Ich stolpere, der Karton fällt. Hunderte Fotografien, gelebte Momente in Schwarz-Weiß erstarrt, verteilen sich auf vergilbtem Linoleum.
Papa beugt sich hinab, greift ein Bild. Zwei Jungen, der eine forsch, der andere beschämt, blicken in die Kamera.
„Leopold, das ist Leopold“, ein Schimmern glänzt in Papas Augen.
Ich knie mich vor ihn, versuche leise fluchend die Fotos zu ordnen.
„Pst“, Papa legt den Zeigefinger auf seine rissig gewordene Lippen, „setz dich, Junge: “
„Es war in den Fünfzigern, kurz nach unserer Einschulung. Die Frauen trugen Kittelschürzen, kochten, wuschen und versorgten die Kinder. Die Väter waren heimgekehrt, Vergessen hatte sich übers Land gelegt. Die Heimat erstrahlte im Glanz neu gewonnener Ordnung. Und doch, es gab sie, die, denen das Glück nicht bestimmt war.
Leopold, dessen dunkle Herkunft nicht zu verleugnen war, gehörte dazu. Seine Mutter, hungernd nach Leben, hatte dereinst ihre Scham gegen amerikanische Zigaretten und ein bisschen Schokolade getauscht.
Leopold wurde geschubst, beschimpft und ausgelacht. Die Stille, mit der er den Menschen begegnete, rührte mich. Wir wurden Freunde. Jeden morgen teilten wir den Schulweg und die Pausenbrote. Wir hörten nicht auf das Johlen der anderen Kinder, Wurfgeschossen wussten wir geschickt auszuweichen. Manchmal rotteten sich ein paar von den Größeren zusammen. Die Spuren dieser Begegnungen verwischten wir mit Taschentuch und Spucke.
Und dann, eines Morgens, war Leopold nicht da.
In der Nacht hatte ich einen Traum. Leopold lachte, sprach von einer besseren Zeit, einer Welt, in der man ihn lieb hatte und nicht mehr beiseiteschob. Dann nahm er ein Glas mit schäumendem Wasser und trank. Er formte den Mund zu einem „O“ und eine immer größer werdende Seifenblase stieg empor. Leopold schwang sich obenauf, winkte mir zu und schwebte davon.
Nachdem Leopold mehrere Schultage fehlte, auch keine Entschuldigung abgegeben wurde, wollte man ihn holen, doch niemand öffnete die Tür. Man ging zu der Fabrik, in der seine Mutter die Fußböden schrubbte, aber auch sie war nicht zur Arbeit erschienen. Man brach ihre Wohnung auf.
Leopold lag im Bett, als würde er schlafen. Seine Mutter saß vornüber gesunken neben ihm, ihre zerschnittenen Arme in einen Putzeimer getaucht. Das Wasser war übergelaufen, die Dielen rot verfärbt ...“
Papas Stimme bricht, seufzend legt er das Bild zur Seite. Alte Bande drängen durch verschorftes Gestern, behutsam berge ich seine zitternden Hände in den meinen.
Zweifel schwappen empor – wärmende Zärtlichkeit ermahnt mich Papa zu mir zu nehmen, statt ihn im Pflegeheim unterzubringen. |
Eine sehr schöne Geschichte. Eine kurze Szene, einfach beschrieben, die Personen sind dem Leser nah. Perfekt, wenn der letzte Satz nicht wäre, auf den man aber einfach verzichten kann. Obwohl ich ja sonst ein Happy End Fan bin, muss es hier nicht sein, ist das offene Ende besser.
_________________ “If you have any young friends who aspire to become writers, the second greatest favor you can do them is to present them with copies of The Elements of Style. The first greatest, of course, is to shoot them now, while they’re happy." Dorothy Parker |
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TET Klammeraffe
Alter: 53 Beiträge: 570
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07.04.2012 21:28
von TET
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Habe es ein paar Mal lesen müssen. Aber kann mich mit dem Ende nicht anfreunden. Trotzdem schön geschrieben.
_________________ Ich muß in meinem Leben schon blödsinnigeres getan haben, weiß aber leider nicht, wann.
Douglas Adams; *300 Soll / 260 Haben noch 40 zu gehen.* |
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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07.04.2012 23:03 alte Bande- die Geschichte von Karl und Leopold von gold
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die Geschichte ist sehr einfühlsam und packend. Stilistisch und sprachlich ist sie in Ordnung. Der Inhalt- das Zugrundegerichtetwerden, weil man ein anderes Aussehen, hier eine dunklere Hautfarbe hat, entspricht selbst in unserer Gegenwart leider der Realität. Der Schluss mindert die Brutalität etwas.
gez. Gold
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gold Papiertiger
Beiträge: 4943 Wohnort: unter Wasser
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07.04.2012 23:06 Alte Bande- die Geschichte von... von gold
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ich habe 9 federn vergeben, weil mich der Inhalt gepackt hat.
gold
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