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Deutsches Schriftstellerforum Foren-Übersicht -> Antiquariat -> Postkartenprosa 03/2012
Abschied

 
 
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag25.03.2012 19:00
Abschied
von fancy
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Abschied  

„Ja, Heinrich, da liegst du und blickst mich voller Vertrauen an.“ Rudolf lauschte; der Gang des Krankenhauses blieb leer. Man hatte ihm zugestanden, sich von seinem Bruder zu verabschieden.
„Ein unsichtbares Band hielt uns die Jahre über verbunden. Selbst wenn Hunderte von Kilometern zwischen uns lagen, riss dieser Kontakt nicht. Du warst immer für mich da, geiztest nie mit deinem Rat, hieltest deine schützende Hand über mich. Ich war der Kleine, der Schüchterne, derjenige, der nichts auf die Reihe bekam. Es begann in der Kindheit. - Letztens erst fiel mir das alte Foto von uns beiden in die Hände. Du hieltest mich an der Hand und hättest mich sogar gegen den Fotografen verteidigt, wenn er mir zu nahe getreten wäre. Auf dem Bild stehe ich im Schatten, wie später auch immer.“ Rudlof goss sich ein Glas Wasser ein und nahm einen Schluck. Sein Mund fühlte sich trocken an.

„Du leidest, kannst dich nicht rühren. Bis auf die Augen ist jeder Muskel gelähmt. Überall laufen Schläuche in dich hinein. Dort träufeln die Medikamente in dein Blut, hier wird dir Essen zugeführt, und mit leisem Zischen presst man Luft in deine Lungen. Du erwartest, dass ich mein Versprechen einlöse und dich von den Qualen befreie.“ Rudolf blickte in die Augen seines Bruders. Heinrich blickte zur Decke und dann nach unten. Das hieß „Ja.“

„Nie, nicht ein einziges Mal hast du mich gefragt, ob ich deine Hilfe überhaupt wollte. Als Vater starb, hast du als der Ältere wie selbstverständlich seine Rolle übernommen. Du hast bestimmt, dass ich Dora heirate, weil sie ein Kind von mir bekam. Dir verdankte ich den ungeliebten Job. Du hast mich gegen meinen Willen eingewiesen, mir den Alkohol entzogen, mich unter Aufsicht gestellt. Bei Leuten wie dir, die über Reichtümer verfügen, findet sich immer jemand, der es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt und deinen Willen nicht anzweifelt. Ja, ja, es klingt mir in den Ohren, dass du es gut mit mir gemeint hast, mich beschützen wolltest, selbst gegen mich. Aber war da nicht auch die Genugtuung, der Stärkere zu sein? Derjenige, der weiß, wo es lang geht, der seinen Einfluss gelten macht? Woher nahmst du die Gewissheit, dass die Welt mit mir darauf besser dran sei?“

Voller Genugtuung erkannte Rudolph, dass Heinrich begann zu verstehen.

„Morgen werden sie dich abholen. Du kommst in ein nobles Pflegeheim. Die teuersten Ärzte und Schwestern werden dafür sorgen, dass du noch viele Jahre unter uns weilst. Mich wirst du nie wieder mit vorwurfsvollen Blicken strafen; ich begebe mich auf Reisen, werde dein Vermögen verprassen, versaufen und verspielen. Ich hoffe du wirst hundert Jahre alt und bereust endlich, dich in mein Leben eingemischt zu haben.“

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Traumtänzerin
Fähnchen Fieselschreib

Alter: 30
Beiträge: 1178



Beitrag25.03.2012 20:15

von Traumtänzerin
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Kann mich mit der Grundidee, aber überhaupt nicht mit deren Ausarbeitung anfreunden. Künstlich und steif im Quadrat!!!
Alles eine gewollt-betonte Einarbeitung der Themenvorgabe.
Überzeugt mich nicht.

Deshalb von mir: 1 Feder.

LG,
Traumtänzerin


_________________
Title sponsored by Boro, (c) by Alogius
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Es genügt nicht, keine Meinung zu haben. Man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken.
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Eine spitze Zunge ist in manchen Ländern schon unerlaubter Waffenbesitz.
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Dem wird befohlen, der sich selbst nicht gehorchen kann. (Nietzsche)
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Inquisition war in der frühen Neuzeit der ganz große Burner.
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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag25.03.2012 20:28

von Rufina
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Hallo,

Vorgabe:
Meines Erachtens komplett umgesetzt.

Sprache:
Für mich viel zu geschwollen im Dialog. Zwar ist das die richtige Form für die 2.Pers. Sing. im Präteritum, aber eigentlich eher in der Schriftsprache. Ich denke, es gibt kaum jemanden, der so wirklich spricht:
Zitat:
Ein unsichtbares Band hielt uns die Jahre über verbunden. Selbst wenn Hunderte von Kilometern zwischen uns lagen, riss dieser Kontakt nicht. Du warst immer für mich da, geiztest nie mit deinem Rat, hieltest deine schützende Hand über mich. Ich war der Kleine, der Schüchterne, derjenige, der nichts auf die Reihe bekam. Es begann in der Kindheit. - Letztens erst fiel mir das alte Foto von uns beiden in die Hände. Du hieltest mich an der Hand und hättest mich sogar gegen den Fotografen verteidigt, wenn er mir zu nahe getreten wäre. Auf dem Bild stehe ich im Schatten, wie später auch immer.

Daher fehlt es mir auch ein wenig an der Glaubwürdigkeit. Vor allem, weil du diese Hochform, die du dir selbst auferlegt hast, nicht beibehältst, sondern nachher ins Perfekt wechselst, was aus meiner Sicht die ganze Zeit schon die bessere Variante gewesen wäre, um den Dialog lebendig zu halten.

Dann noch: Rudolf, Rudlof oder Rudolph?

Inhalt:
Ich finde es zwar charakterlich von dem guten Rudolf nicht gerade prall, dass er sich für das nett gemeinte Verhalten seines Bruders in dieser Weise rächt, ohne sich davor irgendwann bei ihm darüber beschwert zu haben, aber unglaubwürdig wird es dadurch für mich nicht, denn ich kann mir vorstellen, dass es solche "liebenswürdigen" Menschen gibt.
Was allerdings m.E. nicht geht, ist der Infodump in der wörtlichen Rede, in der Rudolf seinem Bruder nochmal Stück für Stück erzählt, was er eh schon weiß. Diese Informationen sind also für den Leser gedacht und meiner Meinung nach nicht ganz so geschickt eingeflochten.

Viele Grüße
Rufina


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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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mondblume
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 45
Beiträge: 1138
Wohnort: Costa Brava


Beitrag25.03.2012 21:51

von mondblume
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Sehr viel "tell", wenig "show", der Text liest sich dadurch ziemlich emotionslos, auch wenn wahrscheinlich ziemlich viele Emotionen dahinterstecken.

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Dienstwerk
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 55
Beiträge: 1254
Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag26.03.2012 00:33

von Dienstwerk
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Neutraler Befederungskommentar - wenn es die Zeit erlaubt, später evtl. mehr.

LG, Ana
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Gast







Beitrag26.03.2012 07:40

von Gast
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Idee: solide
Sprache: zu gedönsig

--> geiztest nie mit deinem Rat, hieltest deine schützende Hand über mich

Schlichter käme wesentlich böser.

?: Konstruiert, viel Infodumping und die eigentliche Idee (Bruch der Emotion) bleibt zu flach
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Hoody
Geschlecht:männlichExposéadler


Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag26.03.2012 08:09

von Hoody
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Das Ende ist natürlich überraschend und ich beginne auch langsam die Motivation zu verstehen. Aber es fällt mir schwer. Ich kaufe dir das Ende nicht ab. Der Schreibstil passt so weit. Er ist den Umständen entsprechend ruhiger gehalten, gegen Ende dann bisschen aggressiver. Dieser Umschwung gelingt dir nur bedingt, weil du zu wenig Spielraum hast, was bei einem PoKaPro Wettbewerb natürlich verständlich ist. Heißt: Die Pointe hat überrascht, aber trotz der niedrigen Wortzahl hätte man sie zündender einbauen können.
Ansonsten schreibst du den Namen von Rudolf(ph?) unterschiedlich.
Am Anfang heißt er noch Rudolf und dann gegen Ende hin wird er zum Rudolph. Ist nicht schlimm, wollte es nur anmerken.
Wie gesagt, das Ende hat mich nicht überzeugen können. Trotzdem fünf Sterne, denn der Text hat was.


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Nennt mich einfach Hubi oder J-da oder Huvi : D

Ich bin wie eine Runde Tetris. Nichts will passen.

"Ein schlechter Schriftsteller wird manchmal ein guter Kritiker, genauso wie man aus einem schlechten Wein einen guten Essig machen kann."
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"Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen."
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Canyamel
Geschlecht:männlichEselsohr


Beiträge: 350
Wohnort: Saargemünd


Beitrag26.03.2012 09:18

von Canyamel
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Berührend, verstörend, gruselig. Die Foto-Vorgabe ist super umgesetzt. Der Stil gefällt mir auch, knapp, hart, distanziert und dadurch realistisch.

Ein bisschen gestutzt habe ich zunächst beim psychologischem Aspekt, da mir Heinrich als großer Bruder kein Unmensch gewesen zu sein schien. Aber gekauft, da kann vieles im Off sein (und das ist gut so).

Nur dramaturgisch nicht 100%ig überzeugend, da man spätestens ab Mitte des Textes ahnt, dass der Protagonist seinen Bruder nicht töten wird.


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Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur die langweilige nicht. (Voltaire)
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Hitchhiker
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 34
Beiträge: 227
Wohnort: Münster


Beitrag26.03.2012 09:23

von Hitchhiker
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Liebe/r PoKaPro Autor/in,

die Idee deiner Geschichte gefällt mir ganz gut, die Umsetzung leider weniger. So gut wie alles wird in Form von wörtlicher Rede erzählt, das wirkt hier meiner Meinung nach sehr künstlich, so würde niemand reden.
Auch der Schluss ist wenig überraschend, deswegen gibt es von mir eine durchschnittliche Bewertung.

Viele Grüße,
Hitchhiker


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Das hier ist 'ne verdammt harte Galaxis. Wenn man hier überleben will, muss man immer wissen, wo sein Handtuch ist!
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junimond7
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 50
Beiträge: 141
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Beitrag26.03.2012 12:01

von junimond7
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ich mag es nicht, wenn ein prota dem anderen etwas erzählt, was er schon weiß nur damit der leser dann auch weiß worum es geht
aus der sicht eines erzählers hätte mir die geschichte sehr viel besser gefallen


_________________
Misch ein bisschen Torheit in Dein ernsthaftes Tun und Trachten. Albernheiten im rechten Moment sind etwas Köstliches.
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ney
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 187
Wohnort: Leipzig


Beitrag26.03.2012 12:26

von ney
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späte rache, das gefällt mir Twisted Evil aber der monolog wirkt mir etwas zu pathetisch. wie aus einem film.  
vermutlich steckt hinter der geschichte zu viel für einen so kurzen text, weshalb sie - nach meinem empfinden - ein wenig überladen wirkt.
andererseits erscheinen mir die figuren etwas blass und auch wenig sympathisch. gerade Rudolph, der sich von seinem bruder bevormundet fühlt, bestätigt, in dem was er sagt, doch das bild des schwächlings, das Heinrich von ihm zu haben schien. so entwickle ich fast mehr mitgefühl mit Heinrich, obwohl der an seiner lage eine mitschuld trägt.

mir erschließt sich allerdings nicht, wie Rudolph die ärzte und schwestern bezahlen will, wenn er das vermögen seines bruders verprasst  Confused

so richtig überzeugt hat mich der text leider nicht, aber es ließe sich - frei von vorgaben - bestimmt einiges mehr aus der geschichte rausholen.


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all lives end. all hearts are broken. caring is not an advantage.
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Maestro
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 67
Beiträge: 338



Beitrag26.03.2012 14:35

von Maestro
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Eine sehr gute Idee für den Plot. Leider ist die Darstellung sehr holprig, bedient sich zuweilen der "Umgangssprache". Bsp "der nichts auf die Reihe bekam" Die Darstellung des Kranken erzeugt kein Bild in mir, ebenso wie der gesamte Text. Leider!

Insgesamt 3 Federn

Maestro


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Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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Zeth Jin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 141



Beitrag27.03.2012 00:00

von Zeth Jin
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Wie fies. Razz

Aber schönes Ding, besonders der Bogen. Am Anfang lobte er ihn, und dann kommt die Kehrtwende. Dein Stil gefällt mir, bewegte Sprache durch Dialog, na ja eigentlich war/ist es eher ein Monolog.
Am Anfang wollte ich schon meine Hände über den Kopf zusammenschlagen, aufgrund der Sprache, aber so im Nachhinein, hat das ganze eine sehr zynische Note.
Buchstaben mit Charakter. smile

Zeth
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag27.03.2012 01:45

von Mardii
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Die sprachliche Leistung ist ganz in Ordnung. Spannung gut aufgebaut.

Sonderbar dieser Satz:

Zitat:
Woher nahmst du die Gewissheit, dass die Welt mit mir darauf besser dran sei?


Er setzt irgendwas voraus, was ich nicht weiß. Ich denk mir so was, wie: verhinderter Suizid des Prota. Aber er ist ein Aufhalter für mich, der arg stört.


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Kara
Geschlecht:weiblichEselsohr
K

Alter: 46
Beiträge: 293



K
Beitrag27.03.2012 10:40

von Kara
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Hallo Inko,
Für meinen Geschmack zu viele ausführliche Informationen im Dialog, die zwar für den Leser wichtig sind, aber zwischen den Personen überflüssig (denn die wissen ja in der Regel, worum es geht) . Daher wirkt die Geschichte für mich etwas sehr konstruiert, was schade ist, da mir die Idee gut gefällt.
LG, Kara


_________________
...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht...
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fancy
Geschlecht:weiblichSchmuddelkind

Alter: 64
Beiträge: 2758
Wohnort: Im sonnigen Süden


Beitrag27.03.2012 16:03

von fancy
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Bla, bla, bla!

_________________
Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)

https//mlpaints.blogspot.com
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halcyonzocalo
Geschlecht:männlichEinsamer Trancer

Alter: 34
Beiträge: 1202
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


Beitrag27.03.2012 18:11

von halcyonzocalo
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Ein durchschnittlicher Text. Die Idee dahinter gefällt mir ganz gut, auch wenn ich persönlich die ganze Sache noch etwas fieser gestaltet hätte. Sprachlich ist der Text ok, wenn auch nichts Weltbewegendes. Dass Rudolf später Rudolph geschrieben wird, ist mir stark aufgefallen und hätte vermieden werden können. So gibt es 5 Federn von mir.

_________________
Die minimaldeterministische Metaphernstruktur mit ihrer mytophoben Phrasierung spiegelt den ideeimmanent abwesenden Bedeutungsraum.
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag27.03.2012 19:44

von Psychosus
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Rudolfs Grausamkeit ist - bockig, mädchenhaft. Er rächt sich an Heinrich dafür, dass er selbst nicht in der Lage war sein Leben in die Hand zu nehmen, und nicht, wie suggeriert, für Heinrichs Verantwortung, Herrschsucht, Dominanz. Das macht ihn unglaubwürdig. Gut, das heißt noch nicht so viel. Unglaubwürdig ist nicht gleichbedeutend mit unmöglich, und deshalb gehe ich davon aus, dass es vom Autor gewollt ist, Rudolf so darzustellen, als pathologisches Wrack vielleicht, das keinen Kontakt mit der Realität mehr hat, weswegen dann auch die Bestrafung so unglaublich krass ausfallen könnte; aber dass ich mir da nicht sicher bin, nimmt dem Text etwas. Ich stelle mir die Frage: spinn ich, oder ist da was falsch umgesetzt worden?

Ansonsten sind die Krassheit der Bestrafung, die Rudolf wählt, und die Tragik, für die Rudolf steht, zwar interessant und erzeugen den gewünschten Effekt des Ekels, da sie aber nicht veränderbar sind, nicht nach unten zu regeln sozusagen, bleiben sie roh. Der Text erhält dann zusätzlich zur starken Emotionalität noch einen didaktischen Charakter durch die belehrende Sprechweise, in der sich Rudolf seinem Bruder gegenüber ausdrückt, und ich fühle mich ein wenig versetzt in Nietzsches Zarathustra, der den Leuten predigt, oder in eine Kirche, in der alles mit feierlichem, unanzweifelbarem Ton angekündigt wird. Das wiederum ist ein Mittel, um Rudolfs Fanatismus, seine Verrücktheit, auszudrücken und trifft ihn relativ gut; wenn auch dieses wieder etwas zu überzogen umgesetzt ist.

Die Geschichte hat viel Potenzial, wenn sie noch überarbeitet wird. Die Ideen sind da, was fehlt ist die tatsächliche gedankliche Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen und allen möglichen Implikationen. Die Fragen, die ich mir als Leser stelle, hättest du dir als Autor stellen müssen.
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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag27.03.2012 21:09

von Nicki
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Wegen Zeitmangel und nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, nur Federn zu vergeben, aber nicht zu kommentieren. Meine Bewertung setzt sich zusammen aus dem Bauchgefühl, dass da etwas steht, das mir gefällt, das ich gerne lese, das ich verstehe.
Weiterhin ob die Themenvorgabe eingehalten worden ist und ob grobe Rechtschreib und Grammatikfehler auftauchen.
Wer wissen möchte, warum sein Text meine Federnanzahl bekommen hat, fragt mich am besten nach den Osterferien, wenn ich wieder im Lande bin.


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
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*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4294

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
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Beitrag28.03.2012 16:12

von hobbes
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Das ist ein ziemlicher Monolog. Monologe tendieren dazu, mich zu langweilen. Sowas hier:
Zitat:
Ein unsichtbares Band

Zitat:
Du warst immer für mich da

trägt nicht eben dazu bei, mich aus meiner Langeweile herauszureißen.

Dann frage ich mich: Ist Rudolf Pfarrer? Oder der Earl von MacIntyre? Warum redet er so gestelzt? Gestelzt = geiztest, hieltest, von den Qualen befreien, ...

Das hier
Zitat:
Du leidest, kannst dich nicht rühren. Bis auf die Augen ist jeder Muskel gelähmt. Überall laufen Schläuche in dich hinein. Dort träufeln die Medikamente in dein Blut, hier wird dir Essen zugeführt, und mit leisem Zischen presst man Luft in deine Lungen.

riecht mir ziemlich nach: Diese Info muss ich dringend an den Leser bringen, damit er versteht. Das hätte man schöner verpacken können.

Noch dazu ist mir Rudolf gänzlich unsympathisch. Was ist denn das für ein jämmerlicher Kerl, der jahrelang nicht den Mumm aufbringt, etwas zu tun, sich in Opferrolle und Selbstmitleid suhlt und erst, als der Bruder hilflos daliegt, zum Schlag ausholt?
Noch dazu schafft Du es nicht, dass ich denke, Heinrich hätte die Strafe verdient. Rudolf sagt das, sonst deutet nichts darauf hin. Da ich Rudolf eh nicht leiden kann, glaub ich ihm kein Wort.

Mehr als 4 Feder werden das nicht. Mal sehen.


_________________
Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag28.03.2012 17:23

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo, lieber Autor,

sauber geschrieben - aber ...

Zitat:
Man hatte ihm zugestanden, sich von seinem Bruder zu verabschieden.


An Ende stellt sich heraus, dass Heinrich in ein Pflegeheim kommt, also kein Grund seitens der Klinikleitung ihm diesen "Abschied" zu erlauben?
Genauso erschließt sich dem Leser (mir) nur äußerst vage die Motivation
von Prota, oder besser, man (ich) kann sie nicht nachvollziehen.
Zitat:

Bei Leuten wie dir, die über Reichtümer verfügen, findet sich immer jemand, der es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt und deinen Willen nicht anzweifelt.


... da stimmt was nicht ...


Liebe Grüße

Brain


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Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Piratin
Geschlecht:weiblichExposéadler

Alter: 58
Beiträge: 2186
Wohnort: Mallorca
Ei 2


Beitrag28.03.2012 18:33

von Piratin
Antworten mit Zitat

Lieber PoKaPro-Teilnehmer,

eine schöne Idee, die mich aber leider nicht in die Figur des Rudolf hineinzieht. Er spricht nicht sehr emotional, was man in so einem Moment erwarten würde. Auch empfinde ich Widersprüche, wie z.B. "nicht mit Rat geizen" ist positiv belegt, aber hier soll es in der Schlußfolgerung negativ sein. Dann wäre eine andere Wortwahl dafür vielleicht passender gewesen. Der erste Teil wird insgesamt von Rudolf nicht mit seinen Worten negativ belegt, und so leitet sich die Handlung, den Bruder gegen seinen Wunsch am Leben zu lassen, nicht ein. Dann bleibe ich mit der Schlußfrage, wie kommt der Bruder an das Geld, um es durchzubringen? Hat er die Vormundschaft? Und selbst wenn, kann er darüber m.E. nicht frei verfügen, solange der Bruder noch lebt.
Als Erbsen habe ich noch ein paar Kommafehlerchen und einen "Rudlof" anzumerken.
Liebe Grüße
Piratin


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