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Waldgrün, Pechschwarz


 
 
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Deryn
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
D

Alter: 30
Beiträge: 7



D
Beitrag22.03.2012 21:06
Waldgrün, Pechschwarz
von Deryn
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Hallo beieinander...
ich möcht hier mal einen Ausschnitt... gut, was soll Ausschnitt bedeuten, es ist der erste Teil des ersten Kapitels von der Geschichte, die mir schon lange im Kopf herumspukt, aber sich leider nicht weiter als über diesen Teil erstreckt hat... vorstellen. Der Titel ist, wie oben schon so schön: Waldgrün, Pechschwarz. Es geht um das Mädchen Mia, das mit ihrer Familie in eine Kleinstadt zieht und dort zwei Jungen begegnet, die ihr Leben verändern werden. Einer auf die gute Weise, der andere auf die schlechte. Mehr will ich nicht verraten, denn es ist meine Idee und ich bin verdammt paranoid bei solchen Sachen. xD
Aber naja, da ich nicht vorankomme und erst einmal wissen möchte, ob ich überhaupt gelesen werden würde, bekommt ihr einen kleinen Happen.
Also, lest es durch und seid dann fies und gemein - aber bitte konstruktiv. :)

Das Haus war uralt. Und es war wunderschön.
Es lag in einen verwilderten Garten, mitten in der belebten Kleinstadt, aber in einer Straße, die so oft befahren wurde wie ein Feldweg in der Mongolei. Seine Mauern waren in einem milden Gelb gestrichen, das mich an das Fleisch einer Zitrone erinnerte. Allerdings war es schon vom Wetter geprägt, stark verblichen und schmutzig. Die weißen Fenster waren verwittert, die Scheiben schon trübe und manche waren gar zerbrochen, die weiße Holzfarbe blätterte  von den Rahmen ab. Die Rolllade eines Fensters im zweiten Stock baumelte schief herab. Die Haustür hing nur noch halb im Rahmen, dahinter konnte man den dunklen Hausflur erahnen. Dem flachen Dach fehlten schon mehrere Dachtaschen, die dagegen im Garten schon ihren Weg ins Erdreich gefunden hatten. Der Garten war umzäunt von einem rostigen Eisenzaun, den eine kahle, alte Haselnusshecke begleitete.
Das Haus war eines von zehn Häusern in einer Reihe. Die meisten Häuser neben diesem waren schon renoviert worden, in den Gärten blühten Blumen in ihren Beeten. In dem Garten rechts lag ein junges Mädchen auf einer Liege, die unter einem Apfelbaum stand, und las ein Buch. Ich fragte mich, ob ich auch einmal in unserem Garten liegen und ein Buch lesen würde. Bestimmt würde das noch lange auf sich warten müssen, mindestens bis nächsten Frühling.
„Ich kann nicht fassen, dass ihr mich tatsächlich überredet habt, diese Ruine zu kaufen.“ Die Stimme meines Vaters riss mich aus meinen Überlegungen. Ich wandte meinen Blick wieder von dem Haus ab und sah Oskar an.
Er war ein Mann, der seine besten Jahre gerade hinter sich gebracht hatte, sich aber nicht viel darum scherte. In seiner schwindenden roten Mähne leuchteten schon die ersten grauen Strähnen auf, unter seinen Augen lagen die Schatten von Jahren, die er für seine Arbeit verbracht hatte. Und doch umspielte ein Grinsen seinen Mund und seine braunen Augen leuchteten schalkhaft. Er zuckte mit seinen gut zwei Meter hoch gelegenen Schultern und kräuselte seine Riesennase.
„Was ist an dem so schön?“ Stirnrunzelnd betrachtete er das Haus.
„Papa, du verstehst das einfach nicht“, meinte ich pikiert. Es war vergeblich, ihm, einem rational denkenden Büroheini beizubringen, Altes zu schätzen.
„Es ist wundervoll, denn es hat eine lange Geschichte.“
„Schade, dass es die Weltkriege überstanden hat“, brummte er.
Ich stieß ihn in den Bauch und murmelte: „Idiot.“ Das machte er auch nur, um mich zu ärgern.
Vorsichtig öffnete ich das eiserne Gartentor, dessen Scharniere ächzten unglücklich darüber, dass man sie aus einem jahrzehntelangen Schlaf gerissen hatte. Ich setzte einen Fuß auf den Kiespfad, der zum Treppenabsatz des Eingangs führte.
Steine knirschten unter meinen leichten Ballerinas. Vergangenheit kitzelte mich an der Nase. Überall um mich herum pulsierte die Geschichte dieses Hauses, der Wind flüsterte sie in den Büschen, Holz ächzte wohlwollend sein Leid. Ich mochte solche Orte. Orte, an denen man beim ersten Schritt wusste, dass dort viel passiert sein musste, was erzählt werden wollte. Nur leider gab es nur wenige, die die Geschichten weitererzählen konnten, und noch weniger, die tatsächlich zuhörten.
Dieses Haus wollte auch uns seine Geschichte erzählen, wollte nicht, dass sie in Vergessenheit geriet. Doch leider verstand ich kein Wort.
Seufzend verkündete ich meinen Unmut und wurde umgehend dafür belohnt.
Oskar sah mich an, als wäre ich ein rosa Pony mit Regenbogenmähne. Und er hasste rosa Ponys mit Regenbogenmähnen.
„Ich weiß echt nicht, woher du diese Philosopherei hast. Von mir sicher nicht.“ Er grunzte einmal und zuckte mit den Schultern. „Dass du immer so wirst, wenn wir 'nen öden, alten Ort besuchen…“
Ich schüttelte den Kopf und streckte meinem Vater die Zunge aus. Dann machte ich mich vergebens daran, die Tür beiseite zu schieben. Es war eine schwere Holztür, Messingbeschlagen, mit einem Türklopfer auf Kopfhöhe, der aussah wie der Kopf eines Löwen, der einen Schwingklöppel im Mund hielt.
„Schau, das kriegst du doch nicht alleine hin“, sagte Oskar und packte selbst zu. Er stöhnte auf, hob die Tür an und schob sie mit vor Anspannung zitternden Oberarmen gegen die Wand. Sofort durchflutete das Sonnenlicht den Hausflur, der wohl schon seit Ewigkeiten keinen Besen mehr gesehen hatte. Staub lag auf dem Boden, schwebte in winzigen Partikeln durch die Luft. An den grauen Wänden hingen sich alte Fotografien von den früheren Bewohnern gegenüber. Der Putz war schon vor langem abgeblättert und vermischte sich nun mit dem Staub und alten Blättern auf dem Boden.
„Oh Mann, ist das schmutzig hier.“ Niesend trampelte Oskar über die knarrenden Holzdielen und schlug jede der drei Türen auf, als wäre dahinter ein potenzieller, bewaffneter Verbrecher, den er fangen musste.
Augenrollend ging ich zu den verstaubten und vergilbten Fotografien. Jedes zeigte ein anderes Gesicht, das Haus vor 50 Jahren oder eine Veranstaltung, bei der Männer in ihren besten Hosen durch das Dorf marschierten, begleitet von ihren Frauen und beobachtet von spielenden Kindern.
„Mannomann, die zieht ja eine Schnute wie ein Pferd!“ Neben mir stand meine Mutter, Heike, und betrachtete eines der Bilder. Wie immer hatte sie sich aus heiterem Himmel an mich herangeschlichen. Wäre ich nicht so eine beherrschte Person gewesen, wäre ich vor Schreck an die Decke gesprungen.
„Ma, sei nicht so gemein… in ein paar Jahren werden wir auch über deine Dauerwelle- und Cowboystiefel-Fotos lachen… Moment, das tun wir ja jetzt schon!“, meinte ich mit einem bösen Grinsen.
Heike verzog ihr Gesicht. „Jaaah, die olle Geschichte…“
Lachend wuschelte sie mir durchs Haar und ging dann, nicht ohne einen Blick auf jede der Fotographien zu werfen, zu meinem Vater.
Ich liebte meine Mutter für ihre lebendige Art. Ihre kurzen, blonden Haare hatte sie meistens nach oben gegelt, während sie bügelte, sprang sie meistens zu Musik von Johnny Cash oder Cher herum, und wenn sie nicht gerade in ihrem Kosmetikstudio hockte und den ‚hohen Damen‘ die Hufe lackierte, malte sie abstrakte Kunstwerke auf alles, was sich bei drei nicht beschwerte, und formte aus Ton Gartenskulpturen und Tonschalen, um diese dann abstrakt zu bepinseln.
Sie schlich sich an Oskar an, der gerade einen Raum von der Türschwelle aus inspizierte, und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Liebling! Lass das doch!“, lachte Oskar. In ihrer Umarmung drehte er sich um und legte seine Arme um ihre Taille. „Warum wolltet ihr unbedingt dieses Haus? Ich meine, es wird ewig dauern, bis wir es einigermaßen renoviert haben. Und es wird wahnsinnig viel kosten. Es war schon teuer genug, den ganzen Klotz hier zu kaufen.“
Heikes Miene verdunkelte sich leicht. „Du kapierst das nicht, Oz. Das Haus hier ist etwas Besonderes. Es hat Seele! Wir können es doch nicht einfach zerfallen lassen! Es ist unsere Pflicht, es weiter zu erhalten. Nicht wahr, Mia?“ Sie drehte sich energisch zu mir um und ich pflichtete ihr heftig nickend bei.
„Es wäre verantwortungs- und taktlos, es nicht zu tun!“, bestätigte ich eifrig.
„Ihr zwei treibt mich noch in den Ruin“, seufzte Oskar ergeben. Zu seinen beiden Frauen konnte er einfach nicht ‚Nein’ sagen. „Wir sollten wieder fahren, daheim gibt es noch genug zu tun. Und Janosch wartet auch im Auto.“
Mit diesen Worten schob er uns aus der Haustür und zog diese wieder in ihren Rahmen. Als wir das Grundstück verließen, war es mir, als würde es verzweifelt nach mir greifen, als wollte es nicht, dass wir wieder gingen. Mit einem schwermütigen Seufzer überschritt ich die Schwelle des Gartentores, und der Zauber war vorbei.


Anm.: Ich bin mit der Tür unzufrieden, soll sie so bleiben, oder soll ich sie durch eine einfache ersetzen? Bestimmt ersetzen, die ist zu protzig... aber...
Ich bitte höflichst um Feedback. :)

Sincerely,
Deryn

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Gast







Beitrag23.03.2012 22:45

von Gast
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Hallo Deryn,

nun bin ich nicht so der große Prosaist, finde aber, dass du das schon so machen kannst. Sicher, verschiedenster Kleinkram wäre zu bereinigen, die verwendeten Vergleiche scheinen mir arg gewollt, das ganze kommt auch noch etwas behäbig daher ... Aber doch. Ja. Schöner Titel, auch.

Gruß,

Soleatus
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Deryn
Geschlecht:weiblichSchneckenpost
D

Alter: 30
Beiträge: 7



D
Beitrag24.03.2012 19:13

von Deryn
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Hallo Soleatus.

Danke für deine Antwort.
Könntest du bitte präzisieren? Welchen Kleinkram und welche Vergleiche gefallen dir denn nicht, und wo klingt es für dich behäbig?
Damit ich mich daran orientieren kann, schließlich will ich dazulernen. ^^

Wäre für eine Antwort sehr dankbar.
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Gast







Beitrag24.03.2012 22:18

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Deryn,

"Kleinkram" meint genau das: Rechtschreib- / Grammatikfehler, Zeichensetzung ... So was wie "Es lag in einen verwilderten Garten" ganz am Anfang, oder das: "Es war eine schwere Holztür, Messingbeschlagen,"; dann ungewöhnliche bis falsche Satzstellungen, etwa: "das eiserne Gartentor, dessen Scharniere ächzten unglücklich darüber, dass" statt "... unglücklich darüber ächzten, dass" oder ungenaue Bezüge, wie "Ihre kurzen, blonden Haare hatte sie meistens nach oben gegelt, während sie bügelte," - ich nehme nicht an, dass du wirklich sagen willst, die Mutter gele sich für's Bügeln die Haare?! Alles nichts schlimmes, aber dein Text wirkte bestimmt besser, wären diese Sachen raus.

"Vergleiche": Na ja, nicht nur Vergleiche. Man hat halt oft den Eindruck, du wolltest das ganze mit aller Gewalt "bunt machen", und da kommen dann Dinge bei raus, die im erzählerischen Gesamtrahmen wie Fremdkörper wirken. "Oskar sah mich an, als wäre ich ein rosa Pony mit Regenbogenmähne. Und er hasste rosa Ponys mit Regenbogenmähnen." - so was. Oder "als wäre dahinter ein potenzieller, bewaffneter Verbrecher, den er fangen musste."

"Behäbig": Etwa die anfängliche Beschreibung des Hauses. Das könnte ich mir gut knapper, aber dafür genauer ausgedrückt vorstellen. Ich nehme mal die ersten Sätze:

Das Haus war uralt. Und es war wunderschön.
Es lag in einen verwilderten Garten, mitten in der belebten Kleinstadt, aber in einer Straße, die so oft befahren wurde wie ein Feldweg in der Mongolei. (Wieder so ein Vergleich.) Seine (Wer ist das? Das Haus, der Garten, der Feldweg?) Mauern waren in einem milden Gelb gestrichen, das mich an das Fleisch einer Zitrone erinnerte. (Zu umständlich) Allerdings war es (Wieder - wer? Das Haus, das Gelb, das Fleisch? Klar, du musst da nicht überlegen, ich als Leser schon!) schon vom Wetter geprägt (sagt wenig), stark verblichen und schmutzig.

Also, das als Verdeutlichung. Am Ende solltest du aber auf die Leute warten, die sich mit der Prosa auskennen ... Mir jedenfalls gefällt es im wesentlichen.

Gruß,

Soleatus
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Deryn
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D

Alter: 30
Beiträge: 7



D
Beitrag26.03.2012 20:06

von Deryn
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Alles klar, vielen Dank für die Schilderungen, ich werde sie beherzigen.
Ich muss auch zugeben, dass ich es kürzlich noch ein bisschen abgeändert habe und das es oft die Stellen sind, die dir unangenehm aufgefallen sind. Ich werde mich darum kümmern (sobald meine Muse mal wieder einen seltenen Hochpunkt erreicht ^^).

Grüße,
Deryn
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