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Bordsteinspalte X


 
 
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag14.03.2012 23:41
Bordsteinspalte X
von Psychosus
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Yozo,

hab grade nach einer kurzen Fahrradtour durchs holländische Plattland einen Eindruck niedergeschrieben, der ein wenig ausgeschweift ist in Tagebuchemotionen.
Finde den Text etwas zu schmierig, er klebt sozusagen am Leser wie ein angelutschter Gummischlumpf; was mich aber noch mehr stört ist: ich hatte eigentlich einen recht humorvollen Eindruck als ich unterwegs war, spöttisch sogar, der ist jetzt zuhause umgeschwungen in ..naja, DAS eben.

Gut, dass es so geworden ist konnte ich nicht verhindern. Ist es denn überhaupt erträglich? Ich weiß, dass ich die meisten meiner Texte nach Jahren noch bei den ersten Zeilen schon beschämt weglege. Was mach das für einen Eindruck auf euch?
Dann bezüglich des Stils: er ist schwerfällig und bringt die Stimmung, glaube ich, einigermaßen rüber; ist aber hart an der Grenze zur Langeweile? Oder weiß ich das schon selbst und will nur Bestätigung?
Was den Inhalt angeht..naja. Spott wäre mir lieber gewesen.

Freue mich über jede andere Perspektive!


"Ellecom. Dorf jenseits physikalischer und verstandesmäßiger Grenzen. 500 Meter Landstraße, von Bäumen gesäumt, und ab und zu begegnet mir ein Schüler mit stupidem oder gelangweiltem Gesichtsausdruck, denn es ist Nachmittag und die Schule ist vorbei. Manchmal auch angestrengt wegschauend, ich glaube zu sehen wie sie ihre Neugier bezwingen. Oder ist das zu viel gesagt?
Das Phänomen der kurzen Blicke beobachte ich genau so an anderen Orten. Kurze Blicke, die sich wegdrehen wenn sie meinen Augen begegnen, nicht nur von Schülern, auch Männer und Frauen jenseits der 30, 40, 50, 60 sind dabei; man geht dann aneinander vorbei, den Kopf gesenkt, oder betrachtet interessiert die bereits bekannten Häuserfassaden. Sicher, da hat man gerade in diesem Augenblick seine Liebe für die architektonischen Feinheiten der niederländischen Altbauten entdeckt; oder seine Passion für das Innenleben einer leerstehenden Küche; für die Zahl der Bordsteinspalten, ich selbst kenne sie genau, für jede Straße der Stadt – es ist immer mindestens eine.
Vielleicht ist es meine Schuld, mein Spiegelbild erzählt mir tieftraurig ich habe eine ernste, erschöpfte Miene; emotional bedrängend; vielleicht ein Hilferuf, ich bin krank und verzweifelt? Ich weiß das nicht so genau. Erwecke ich durch meinen Anblick Gefühle in Menschen, derer sie sich schämen? Ich weiß das nicht so genau. Aber dass sie wegschauen, oder dass ich so selten offene Gesichter sehe, beunruhigt mich, denn die Aussicht auf ein erschreckendes Gesicht, die Aussicht auf eine gestörte Wahrnehmung, oder auf eine Gesellschaft in der andere dir nicht mehr offen begegnen, sind keine wünschenswerten Alternativen.
Was bedaure ich eigentlich? Dass fremde Menschen sich selbst aus meinem Leben sortieren? Meine eigene Feigheit? Es ist mir schlussendlich egal, sage ich trotzig. Anderen die Schuld zu geben ist boshaft spaßig; überhaupt, nach Schuld zu suchen übt einen obsessiven Reiz auf mich aus. Statt erneut die Bordsteinspalten zu zählen habe ich begonnen, den Stereotypen und Klischeebildern in meinem Kopf freien Lauf zu lassen; der allgemeinste Stereotyp, der beinah unterschiedslos sich automatisch bildet, ist der der Unmündigkeit. Mit einer geilen Gehässigkeit schaue ich auf die Schafsköpfe herab, die sich verleiten lassen und scheinbar keinen Gedanken verschwenden ob das was sie tun nicht der Einflüsterung eines anderen enspricht, eines Werbenden der kein Interesse an der Person, sondern nur am eigenen Ziel hat, den sie nicht kennen, der sie vielleicht nicht einmal kennt.
Ich fühle mich verfolgt von dieser Stumpfsinnigkeit. Es besteht kein Zweifel daran, dass ich ein verrückter Kopf bin geplagt von meinen eigenen Geistern, aber mich langweilt diese Feststellung bloß noch. Wie oft habe ich das nicht gehört, von mir selbst am häufigsten: ein Verrückter. Ein Hypokrit wie er im Buche steht. Na und? Alles was diese Feststellung mir eingebracht hat, ist das Gefühl der Paralyse; es verändert sich dadurch nichts. Ein weiteres Tabu. Die Birne gefüllt mit schwarzen Zensurstreifen, die irgendwann den zensierten Inhalt absorbieren und alles vergessen lassen, eine Lücke im Kopf, noch mehr Verwirrung. Was für einen Sinn hatte „das“, was ich nicht mehr weiß, noch gleich? – Ich bevorzuge die Sicherheit meiner Klischees gegenüber der Unsicherheit der Spekulation, immerhin weiß ich so woran ich bin. ...und das Selbstmitleid hat seinen Spaß..!

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Rufina
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 693



Beitrag15.03.2012 23:21

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo Psychosus,


Die Eindrücke über die anderen Menschen, die Umgebung, könntest du, wären sie ausführlicher, prima konservieren, um sie bei Bedarf in einer deiner Geschichten zu verwenden. Für einen eigenständigen Text gewährst du mir zu aber zu wenig Einblicke. Ich erfahre so gut wie nichts über das Ich in dem Text, kann dementsprechend nicht nachvollziehen, was er für ein Problem mit den anderen hat, was für Erfahrungen hinter ihm liegen, warum er denkt, wie er denkt und somit auch nicht mitfühlen. Ein paar Zeichensetzungsfehler sind auch drin. Aber der Text ist ausbaufähig und du kannst dir aussuchen, in welche Richtung du gehen willst Wink. Vielleicht machst du eine Geschichte daraus, vielleicht behältst du ihn als Notiz, um ihn woanders zu verwerten?

Viele Grüße
Rufina


_________________
Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag16.03.2012 00:27

von Psychosus
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Zitat:
Für einen eigenständigen Text gewährst du mir zu aber zu wenig Einblicke. Ich erfahre so gut wie nichts über das Ich in dem Text, kann dementsprechend nicht nachvollziehen, was er für ein Problem mit den anderen hat, was für Erfahrungen hinter ihm liegen, warum er denkt, wie er denkt und somit auch nicht mitfühlen.


Jep! Wo du es sagst...tatsächlich war es ja nun so etwas wie eine Notiz, aber das ist ein sehr guter Hinweis und etwas was ich demnächst mal ausprobieren werde: die Beobachtung in einen etwas größeren Kontext setzen. Erstaunlich, wie selbstverständlich ich angenommen habe dass der Text (edit: bzw. die Allgemeingültigkeit und -verständlichkeit meiner Beobachtung) ohne Weiteres zu begreifen sei. Danke Rufina.
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Zeth Jin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 141



Beitrag16.03.2012 09:50

von Zeth Jin
Antworten mit Zitat

Ich mach die Verwirrung mal komplett lol2

Gerade der Anfang mit dem Aneinandervorbeigucken (was für ein Wort o.0), hat mich so dermaßen an mich selber erinnert, dass du mich richtig berührt hast. Hinzu kommt, dass ich auch solche Tagebuchsachen schreibe. Ich lass dann einfach mal diese Gedankenstimme in meinem Kopf Feder führen. Besonders Klasse wenn man auf Züge oder Busse wartet. ^^

Ich fand den Text klasse, weil ich irgendwie in einen Spiegel geschaut habe. Die Fragen, die sich mir stellen: Was willst du mit dem Text erreichen? Worüber soll der Leser nachdenken?

Mal als Denkanstoß.

Zeth smile
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag16.03.2012 14:08

von Psychosus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich mach die Verwirrung mal komplett


Verwirrung beinhaltet das Potenzial zu Struktur, deshalb: gute Sache!

Zitat:
hat mich so dermaßen an mich selber erinnert, dass du mich richtig berührt hast


vs.

Zitat:
Ich erfahre so gut wie nichts über das Ich in dem Text, kann dementsprechend nicht nachvollziehen, was er für ein Problem mit den anderen hat


Mir stellen sich die gleichen Fragen wie dir, Zeth Jin.
Ich denke, dass sich eure Kritiken nicht widersprechen, und dass deshalb nicht notwendigerweise ein Kompromiss daraus entstehen muss; der Text könnte zwar für sich stehen, spricht dann eben die Zielgruppe "Ich schreibe auch Tagebucheinträge und mache ähnliche Beobachtungen/habe ähnliches Alter/habe ähnliche Erfahrungen/lebe im gleichen 'Zeit'alter" an, dadurch wird ihm aber vermutlich einiges an Zeitlosigkeit genommen; ohne den richtigen Kontext verliert er an Wert. Würde das ein 20jähriger in 100 Jahren noch so verstehen können, wie ich es im Sinn hatte (edit: bzw. wie ich es selbst verstanden habe), ohne selbst ähnliches erlebt zu haben? Die Symbolik von Blicken ändert sich in einem anderen Kontext vielleicht völlig (wie ja von Rufina bereits demonstriert) und macht das Ganze dann zu einem Relikt, mit dem sich bloß noch Archäologen beschäftigen wollen.

Wenn ich die Beobachtung irgendwie einbetten könnte, so wie Rufina vorgeschlagen hat, könnte ich sie vielleicht so stehen lassen und gleichzeitig für andere verständlich machen, denen die Denkweise fern liegt; sie also zugänglich machen (Was genau mein Ziel ist? Kann ich nicht beantworten, ich habs noch nie wirklich probiert).

Danke auf jeden Fall. Es ist vermutlich schon tausendfach erwähnt, aber es lernt sich sehr schnell hier (zumindest theoretisch).
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4832
Wohnort: Deutschland


Beitrag16.03.2012 15:30

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Rufina hat Folgendes geschrieben:
Hallo Psychosus,
Die Eindrücke über die anderen Menschen, die Umgebung, könntest du, wären sie ausführlicher, prima konservieren, um sie bei Bedarf in einer deiner Geschichten zu verwenden. Für einen eigenständigen Text gewährst du mir zu aber zu wenig Einblicke.

Genau so sehe ich das auch. Das ist zu wenig und Eindrücke von anderen Menschen kann ich nicht erkennen. Eigentlich handelt es sich nur um eine eigene Psychoanalyse, die nicht klappen kann, weil zuwenig Text

Dein Zitat:
Dorf jenseits physikalischer und verstandesmäßiger Grenzen.

Wie ist das denn gemeint?
Bin in der Metaphysik nicht gut bewandert. Bordsteige beobachten?
Komme ich nicht mit. Smile

Hardy
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag16.03.2012 16:11

von Psychosus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Genau so sehe ich das auch. Das ist zu wenig und Eindrücke von anderen Menschen kann ich nicht erkennen. Eigentlich handelt es sich nur um eine eigene Psychoanalyse, die nicht klappen kann, weil zuwenig Text


Ja, bleibt mir nicht viel hinzuzufügen. Bloß, dass ich nicht die Eindrücke der anderen wiedergeben wollte, sondern meine eigenen - das ist ja der Punkt: ich kann mir so einiges vorstellen, das in deren Köpfen vorgehen könnte, aber letztendlich weiß ich nur das, was ich sehe. Und das war in diesem Fall das Ausweichen der Blicke. Die Spekulation über das, was bei anderen im Kopf passiert, ist zum größten Teil nichts anderes als die Projektion eigener Gedanken und Vorstellungen auf andere. Ich will damit nicht sagen, dass es falsch ist, das zu tun, aber ich versuche das zu vermeiden.
Bringt mich aber auf die Idee, es doch mal zu versuchen. Kommt auch wesentlich lässiger rüber wink.


Zitat:
Dorf jenseits physikalischer und verstandesmäßiger Grenzen.
Wie ist das denn gemeint?


Naja, es waren bei der Durchfahrt die ganze Zeit Klatschgeräusche zu hören, als ob einer ordentlich durchgeohrfeigt würde, oder als ob "jemandem" applaudiert würde. wink Nur zu sehen war davon nichts. Und mein Rad wars auch nicht. Von Metaphysik war nur insofern was zu sehen als ich mir selbst sehr abgehoben vorkam in dem Kaff; schien mir sehr unwirklich (..gut, physikalisch passt dann nicht). Warum genau? Am Dorf kanns nicht liegen, es war wie jedes andere - ich war nicht in der Lage viel zu entdecken, eher weniger als sonst. Also...ein bisschen "trippy" die Geschichte. Ist kryptisch, ich stimme dir zu. Ich hab vielleicht etwas zu verzweifelt nach einem guten Aufmacher gesucht.
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Zeth Jin
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 39
Beiträge: 141



Beitrag17.03.2012 10:49

von Zeth Jin
Antworten mit Zitat

Na den guten Aufmacher hast ja jetzt gefunden...


Zitat:
Naja, es waren bei der Durchfahrt die ganze Zeit Klatschgeräusche zu hören, als ob einer ordentlich durchgeohrfeigt würde, oder als ob "jemandem" applaudiert würde.



Unterm Strich wirst du immer Zielgruppen haben. Zwei Leute, drei Meinungen. ^^
Wesentlich wichtiger, gerade bezüglich einer Überarbeitung, ist die Frage: Was willst du eigentlich? Was ist die Kernaussage dieser Geschichte?

Alles wird gut
hoffentlich gibts heute noch Sonnenschein sad
Zeth
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Daodras
Geschlecht:männlichLeseratte

Alter: 30
Beiträge: 100



Beitrag17.03.2012 11:03

von Daodras
Antworten mit Zitat

Zeth Jin hat Folgendes geschrieben:
Unterm Strich wirst du immer Zielgruppen haben. Zwei Leute, drei Meinungen. ^^


Ich bin so dreist und erhöhe die Quote auf drei und vier. Ich bin weniger der Meinung, dass mehr vom LI kommen sollte. Ich muss da eher dem Autor zustimmen, ich erfahre durch seine Selbstprojektion auf andere massenhaft Informationen über das Lyrische Ich.

Zu wenig Text, dem muss ich auch zustimmen. Es endet so abrupt, als laufe es durch eine Stadtstraße, und plötzlich ist alles "zu Ende" und man steht vor einem Spalt, die Welt und die Menschen sind zu Ende und es gibt nichts mehr zu sagen. Der Gedankenstrom gefiel mir an dieser Stelle aber sooo gut, dass ich noch nicht bereit bin, mich von diesem Text zu lösen...


Zeth Jin hat Folgendes geschrieben:

Alles wird gut
hoffentlich gibts heute noch Sonnenschein sad
Zeth


Will ich auch hoffen. 20° (in NRW zumindest), wenn sie nicht gebraucht werde, und heute nur 12° und Regen ;(
Aber egal, wenn es regnet, dann kann ich weiter an meinen Drachen schreiben und muss nicht rausgehen ^^

Viel Glück dennoch für euer sonniges Wetter Sich kaputt lachen

lg~
daodras


_________________
Das Leben ist wie ein Märchen. Um zu überzeugen zählt am Ende nicht wie lang es war, sondern wie gut es war.
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag20.03.2012 15:11

von Psychosus
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Sousou,

das Ganze in abgewandelter Form. Habe Zeths Rat befolgt und bin dadurch bei einem Resultat angelangt, das mich mehr zufriedenstellt. Ob ich die Metapher mag, die ich benutze? Naja, originell ist sie nicht, aber das lässt sich sicher noch finden. Auf jeden Fall ist der Text um ein Vielfaches verkürzt, das lässt sich doch gut an.

Achso, dieser Beitrag von Daodras:
Zitat:
Ich fand den Text klasse, weil ich irgendwie in einen Spiegel geschaut habe.
ist mir aufgefallen, nachdem ich fertig war. Kann aber durchaus sein, dass es irgendwie hängen geblieben ist. Kann auch nicht sein. Wer
weiß? Der Spiegel macht auf jeden Fall nen guten Übersetzer.

edit: Sorry für den Doppelpost, hatte die Möglichkeit, den Text als neue Version zu markieren, zu spät gesehen.


Ich gehe eine Straße entlang. Mir entgegenkommend oder mit mir sich bewegend: Spiegel. Hundert und mehr Spiegel, gerade, konkav, konvex, angewinkelt, rund, klein, würfelförmig, mit Sprüngen, verdreckt, glänzend, schnell oder langsam, erstarrt, sich drehend. Ich versuche ihnen auszuweichen, nicht meinem eigenen Blick zu begegnen, nicht stehen zu bleiben, aber es sind viele. Es sind schnell so viele, dass ich mich kaum bewegen kann, ohne einen von ihnen anzustoßen. Ich höre auf zu gehen, blicke zu Boden, denn ich will nicht mehr Acht geben müssen, und stelle fest, dass ich auf einem Spiegel stehe; kleinere Spiegelstücke schweben vor meinen Augen, immer in Bewegung, und ich bin mir nicht sicher, was ich da sehe; es ist mir fremd. Im Versuch, den tausend Bildern Sinn zu geben, erschlaffen meine Beine, meine Augenlieder; ich sacke zu Boden und falle in Schlaf.

Tausend Jahre später, die ich vergessen werde so wie ein Stein im Wasser sinkt, öffne ich meine Augen und blicke, unbeabsichtigt vielleicht, offen in einen genau vor mir sich befindenden gewellten, an manchen Stellen trüben Spiegel. Das unklare, verzerrte Bild zeigt ein seltsames Wesen, mit hässlichem Gesicht, schreckgeweiteten Augen, zerzaustem Haar, und dem Ausdruck der Atemlosigkeit. Da muss ich laut auflachen, und alle Spiegel zerspringen mit einem Klirren so fröhlich wie die Kinder.
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Psychosus
Geschlecht:männlichGänsefüßchen

Alter: 34
Beiträge: 47



Beitrag20.03.2012 15:11

von Psychosus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Sousou,

das Ganze in abgewandelter Form. Habe Zeths Rat befolgt und bin dadurch bei einem Resultat angelangt, das mich mehr zufriedenstellt. Ob ich die Metapher mag, die ich benutze? Naja, originell ist sie nicht, aber das lässt sich sicher noch finden.

Achso, dieser Beitrag von Daodras:
Zitat:
Ich fand den Text klasse, weil ich irgendwie in einen Spiegel geschaut habe.
ist mir aufgefallen, nachdem ich fertig war. Kann aber durchaus sein, dass es irgendwie hängen geblieben ist. Kann auch nicht sein. Wer weiß? Der Spiegel macht auf jeden Fall nen guten Übersetzer.


Ich gehe eine Straße entlang. Mir entgegenkommend oder mit mir sich bewegend: Spiegel. Hundert und mehr Spiegel, gerade, konkav, konvex, angewinkelt, rund, klein, würfelförmig, mit Sprüngen, verdreckt, glänzend, schnell oder langsam, erstarrt, sich drehend. Ich versuche ihnen auszuweichen, nicht meinem eigenen Blick zu begegnen, nicht stehen zu bleiben, aber es sind viele. Es sind schnell so viele, dass ich mich kaum bewegen kann, ohne einen von ihnen anzustoßen. Ich höre auf zu gehen, blicke zu Boden, denn ich will nicht mehr Acht geben müssen, und stelle fest, dass ich auf einem Spiegel stehe; kleinere Spiegelstücke schweben vor meinen Augen, immer in Bewegung, und ich bin mir nicht sicher, was ich da sehe; es ist mir fremd. Im Versuch, den tausend Bildern Sinn zu geben, erschlaffen meine Beine, meine Augenlieder; ich sacke zu Boden und falle in Schlaf.
Tausend Jahre später, die ich vergessen werde so wie ein Stein im Wasser sinkt, öffne ich meine Augen und blicke, unbeabsichtigt vielleicht, offen in einen genau vor mir sich befindenden gewellten, an manchen Stellen trüben Spiegel. Das unklare, verzerrte Bild zeigt ein seltsames Wesen, mit hässlichem Gesicht, schreckgeweiteten Augen, zerzaustem Haar, und dem Ausdruck der Atemlosigkeit. Da muss ich laut auflachen, und alle Spiegel zerspringen mit einem Klirren so fröhlich wie die Kinder.
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