Gnadenloser

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Waldes Stille umfing die rotbekappte Maid. Abseits des Weges war sie geraten.
Das Ziel kannte sie, wusste, dass sie nicht trödeln durfte.

Wie weit noch bis zur Großmutter?

Sie lag auf Knien, die Hände griffen nach Blumen.

Da war er. Direkt vor ihr. Liebliche Worte plätscherten an ihr Ohr. Keine zwei Minuten
vergingen, bis er wagte, die Frage zu stellen: „Wo wohnt Omi?“
Ihre Antwort war einfach und doch verheerend: „Immer der Nase nach.“


Starr lag er auf dem Rücken, zwei Pfoten zum Gebet gefaltet. Die Augen weit aufgerissen,
fühlte er den Speichel rinnen, als die Maid mit roter Kappe sich seiner Bettstatt näherte.
Ahnungslosigkeit ließ sie Worte des Zweifels fragen. Über ungewöhnlich große Ohren und
Augen; und über einen Riesenschlund … - was die allerletzte ihrer dummen Fragen werden sollte.

Vom Grünberockten wurde das schnarchende Plagiat erkannt (trotz geklauter Spitzenhaube),
von einem der zufällig auf einen Kaffee vorbeikam. Des scharfen Jagdmessers Klinge fraß sich
erbarmungslos in des Grauen Schwarte. Zwei Gefressene winkten ein, von innen.

Erleichterung spürten beide (ihren Retter herzend) … und Schadenfreude, als dutzende in
den Wanst gestopfte Wackersteine den Räuber in den Abgrund rissen.

[hobbes]

Gefällt mir. Kurz und knapp und humorig und (fast) alles drin, was nötig ist.

Fast, weil es mir zu plötzlich aufhört. Irgendwie hätte ich mir da noch ein machtvolles Schlusswort gewünscht. Paukenschlag am Ende. Moral der Geschicht. Irgendwas (fehlt mir).

Noch ein paar Fieseligkeiten:

[Gast]

Das mit dem Wackersteinen waren die 7 Zicken und der Jäger kam vorbei, weil er das Schnarchen hörte.

Diese Art Text ist genau mein Ding und deswegen bin ich dann um so angefressener, wenn der Text nicht konsequent gearbeitet ist. Und ich sage Arbeit, weil so was - dieser leichte Wurf zwischen Poesie, Gedöns und Ironie im Tonfall, mit zu den Schwersten prosaischen Werksmitteln gehört. Da verhebt sich jeder, der meint, er schreibt das mal eben voll lustig hin.
(Grundsätzlich gesagt, wie viel Arbeit in diesem Text steckt kann ich nicht wissen, nur ahnen)

Das ist mit bitter viel Schleifen, Abhängen, Schleifen Abhängen und dann wieder von vorn verbunden. Das muss Autor können und wenn er es nicht kann, muss er noch dreimal mehr ...

Warum ich so zetere? Weil das von der Idee her ein ganz feines Stückchen Text sein könnte, aber eines, wo es nahezu unmöglich ist, mal eben Textarbeit drüber zu jagen. Das kann Autor eigentlich nur allein hinbekommen, ich könnte dir höchsten die Wackelstellen anmalen. Aber dafür müsste ich wissen, wer er ist und wohin er genau will ...

[The Brain]

Ich finde, das ist eine gelungene Persiflage auf ...


Mir hat's Spaß gemacht das zu lesen. Und irgendwie kommt mir der Stil so bekannt vor? Aber vielleicht liege ich ja auch völlig daneben.


Liebe Grüße

Brain

[hobbes]

@debruma
Könntest Du mir das noch mal übersetzen? Ich rätsel gerade darüber, was jetzt eigentlich Dein Problem mit dem Text ist.
(Dass Märchen durcheinander gemixt werden?)

[Gast]

@ hobbes

mein Problem liegt im verschenkten Potential. Da ist alles da - Idee, Können, eine gewissen Schrägheit, Witz.

Zu den Motiven (gleich mal stellvertretend): Persiflage braucht Kenntnis des Originals. Natürlich kann ich mixen - an sich - aber hier ist es - wenn bewusst gemixt - dann lieblos und trifft auch nicht. (Märchenmotive sind nicht so beliebig oder kindlich, wie sie oft scheinen.)
Das ist dieses Stück Mühe, Tiefe - statt eben die blöden Wackersteine mit in den Topf zu werfen, weil macht sich gut und ...

Klar, der Text ist knuffig und hat echte Höhepunkte - es ist halt immer die Frage, was man erwartet, welchen Maßstab jeder für sich anlegt.

[lady-in-black]

Mir fiel dazu spontan folgendes ein: Gekonnt, aber nicht bis zum Ende gewollt.

Genau wie debruma sehe ich hier vor allem das verschenkte Potential und auch die unnötige Schwäche bei den bewussten "Wackersteinen", die nur bei dem Wolf und den sieben Geißlein vorkommen.

Hier wären wesentlich mehr Höhepunkte drin gewesen.  

[Mardii]

Das Märchen vom Rotkäppchen und den wackeren Steinen

Ein Mädelein mit einem roten Samtfezelchen ging einmal zu der Großmutter in die Stube rein. Da fand es ein hageres Männlein mit gekreuzten Beinen auf dem Tischlein hocken, der schlug mit seinem Patschen auf ein Marmeladenbrot, da waren alle Fliegen tot.
„Ei das Brot ist nun auch gülden, wie die Motten in der Marmeladen. Kannst mir nun auch Steine in Gold verklappen, sonst geb´ ich dir auf die Nüsse.“
„Nüsse hab ich soviel wie ich Zieglein in der Großmutter Uhr hab´.“
„Ja biste denn der fiese Wolf der mit vollem Bauch innen Brunnen fällt und -“
„Nein der bin ich nit. Sondern der, der mittem vollen Bauch auf die Seite rollt und dem der Jäger sein Fell über die Ohren zieht.“
„Na, dann schneid´ ich dir nun die Nüsse aus und -“
„Halt, halt, nicht so schnell mit den eingesackten Knüppeln.“
Das Schneiderlein griff in die Tasche und reichte ihm eine Hand voll; es waren aber keine Nüsse, sondern Wackersteine.
 

[firstoffertio]

Das verstehe ich nicht so ganz: Dass man Märchen nicht vermischen darf? So habe ich einige Beiträge gelesen?

Autor, bist du der von "Gnadenlos"? Hier kommt auch ein Weg vor, und wird auf Knien und auf dem Rücken gelegen?

Falls ja, wolltest du spaßeshalber zeigen, wie horrorvoll sogar Märchen sein können?

[Harald]

"Ach wie gut, dass niemand weiß,
dass mein Kumpel Filzstift scheißt ..."

[Gast]

[firstoffertio]

Deshalb fragte ich nach, Debruma.
Mardis und mein post haben sich gekreuzt.

[Harald]

Märchen vermischen ist schon seit jeher Usus, manche der Märchen, speziell die Grimmschen, sind aus uralten Sagen entstanden.

Sehr viel Einfluss auf die Inhalte hat auch die katholische Kirche gehabt, es wurden Bezeichnungen verboten, gestrichen. ersetzt, an und für sich auf alte Sagenwesen basierende Heilerinnen in Hexen verwandelt, auch, um von klein auf die Bereitschaft zu fördern, "Hexen" auszugrenzen, zu denunzieren und den Verfolgern in die Hände zu spielen.

[Mardii]

[Gast]

~~ ~~    ~~ ~~  

O.k. damit wirst du weder nen Blumentopp noch nen Literaturpreis gewinnen. Was wahrscheinlich auch nicht in
deiner Absicht lag.
Anspruchslos, wie ich bin, habe ich mich allerdings köstlich amüsiert. Vielen Dank.

Liebe Grüße
Monika

[Gast]

Mardii: Siehste, das ist der Beweis. Man soll nicht schreiben, wenn man nicht bis zu Ende ...

 

 

 

[Mardii]

Hallo Inko,

zum Text wollte ich eigentlich nichts sagen, da es sich um ein Forumsinterna zu handeln scheint.
Aber zu dem Schluss muss ich eine dumme Logikfrage stellen:

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Die Resonanz bei den Freunden des ausgefallenen Geschmacks überrascht mich angenehm.

 

@hobbes

[Gast]

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[The Brain]

So so, du warst das ...

Rotkäppchen ist doch immer wieder beliebt. Beim Lesen deiner Variante fiel mir spontan diese hier ein:


http://www.lankuttis.net/rotkaeppchen.html


Liebe Grüße

Brain