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Sommer '87


 
 
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag24.02.2012 18:57
Sommer '87
von The Brain
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ALLES WIEDER DA ...



Ich höre dieses Lied. Ein Lied aus vergangenen Tagen.  Ein oft gespielter Titel, damals im Sommer 1987, diesem heißen und doch so gefrierenden Sommer. Ich sehe deine blonden Locken, höre dein Lachen. Ich spüre den Schmerz, der sich tief in meine Eingeweide schraubt. Jede Note, jede Silbe hat sich in meine Erinnerung gebrannt. Tagelang, wochenlang hat mich diese Melodie begleitet.  Habe in ihrem Takt geschrien, geweint und gehofft, dass sich alles in Nebel auflöst, dass ich alles nur geträumt habe.

                                    Alles wieder da.
                                    Alles wieder da.


                                            ***


Unsere letzte Begegnung. Du standest vor mir, mit blauen Augen und einem strahlenden Lachen, tratest nervös von einem Bein auf das andere, lauschtest gebannt meinen Ausführungen, senktest den Blick. Dein Lächeln wich einem zarten Grinsen. Ich reichte dir die Hand und unsere Wege trennten sich. Für ein paar Stunden, so dachten wir, doch das Leben hatte andere Pläne.


Am späten Nachmittag betrat ich das Büro. Noch hier etwas erledigen, dort etwas richten. Ich kam zu spät. Zum ersten Mal in all den Jahren zu spät. Zu spät das Unvermeidliche aufzuhalten? Den Lauf der Dinge zu ändern? Hätte ich es können? Eine Frage, die ich mir so oft gestellt habe.
Man schob mir den Zettel mit einer Telefonnumer zu, ich solle umgehend dort anrufen, mich sofort melden, es sei sehr dringend. Es habe sehr wichtig geklungen sagte man mir, merkwürdige Fragen habe man gestellt, habe aber nichts weiter sagen wollen. Ich ging ins Nebenzimmer und wählte nervös die mich in schwarzer Schrift anstarrenden Ziffern. Es klingelte nur kurz, ein Knacken in der Leitung.
„Michalski“, meldete sich eine dunkle Männerstimme.
Ich nannte meinen Namen, wurde sofort unterbrochen.
„Gut dass sie endlich da sind, können sie bitte unverzüglich herkommen?“
Meine Fragen, was denn überhaupt los sei, blieben unbeantwortet. Man wolle es persönlich mit mir besprechen., sich am Telefon nicht weiter äußern. Dunkle Wolken rückten näher, ein ungutes Gefühl bemächtigte sich meiner. Angst kroch empor, setzte sich, wie feiner Staub in langen Monaten auf Möbelstücke, binnen Sekunden in jede noch so kleine Pore, verklebte meine Zuversicht und meinen Atem.
Die wenigen Meter zum Hof  beinahe fliegend zurücklegend, sprang ich ins Auto, drehte mit zittrigen Fingern den Zündschlüssel. Automatisiert, alles weitere Handeln. Meine gesamte Aufmerksamkeit zirkulierte nur um Eines. Um Himmels Willen, was war hier los? Warum sagte man es mir nicht. Es musste schlimm sein. Unvorstellbar schlimm.

Ich sah keine Ampeln. Waren sie rot? Es war bedeutungslos, unmöglich hätte ich hier kostbare Sekunden mit Warten zubringen können.
Ich erreichte den Parkplatz vor dem großen grauen Gebäudekomplex. Mit zittrigen Beinen, die eher mit Gummi gefüllt, denn auf Knochen gestützt schienen, stieg ich aus, näherte mich dem Portal über dem mit großen Lettern POLIZEI prangte.



... to be continued ...

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Julian
Eselsohr

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Beiträge: 300



Beitrag24.02.2012 20:25

von Julian
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Guten Abend, Inkognito.

Zwiespalt. Ich bin der Ansicht, dass deine Geschichte bis zu diesem Punkt im Großen und Ganzen gut geschrieben ist, sie mir gegenüber aber Satz um Satz eine unangenehme Distanz aufbaut, die sowohl aus dem Fehlen des Namen des Protagonisten wie auch seiner Freundin (?) als auch - und das hauptsächlich - aus der dichten Atmosphäre resultiert. Auch das Fehlen eines Dialoges - mit Ausnahme des kurzen Gespräches am Telefon - unterstützen diese Atmosphäre. Ich würde sagen, dass du dich strikt an einem Faden orientierst. Außerdem habe ich das Gefühl, dass du sehr gut weißt, welchen Eindruck du mit welchem Satz hast erzeugen wollen. Das zeugt meiner Meinung nach von einem Maß an Können. Die Sicht des Protagonisten auf den damaligen Verkehr und das Ausblenden der Ampel, so ähnlich ist auch der Rest deiner Geschichte konstruiert. Die Umgebung wird ausgeblendet. Das wirkt leider etwas steif.
Auch das sehr häufige Verwenden adverbialer Bestimmungen macht den Text mit der Zeit etwas zäh. Es geht Schlag auf Schlag, ein Eindruck folgt dem nächsten.
Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dass diese ganze Art der Konstruktion ein stilistisches Mittel deinerseits ist.

Interessant wäre - das wird man dann wohl noch erfahren - der Umstand, der dem Ganzen zugrunde liegt. Im ersten Moment entsteht der Eindruck, dass die Freundin des Protagonisten einen Unfall oder dergleichen hatte, dass sie möglicherweise gestorben ist. Das kann ich mir aber nur bedingt vorstellen, weil das ein bisschen zu offensichtlich sein würde und die Schreibe in meinen Augen zu gut ist, als dass die Person, die diese Geschichte geschrieben hat, den Weg für ein solches Ende ebnet.

Wie auch immer, erst einmal auf den nächsten Teil warten. smile

Lieben Gruß,

Julian
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Gast







Beitrag24.02.2012 22:21

von Gast
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Hoppla ... was ist denn da passiert? Da habe ich doch die ganze Geschichte gelesen, zuerst? Hast du editiert? Egal ... was mich irritiert: diese Geschichte stand hier (oder in der Werkstatt) schon einmal, ich bin mir sicher. Sie ist auch nicht besser geworden, falls du sie hast "sich setzen" lassen. Ich kann mich nicht erinnern, von wem sie war - allerdings lässt der schwerlastige Stil wink Rückschlüsse zu.
Ein zartes Grinsen, Unsicherheiten bei der Kommasetzung - wie gesagt, ich weiss nicht so recht, warum die Geschichte mit denselben oder ähnlichen Unsicherheiten noch einmal eingestellt wird?
Abendliche Grüsse,
Lorraine
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Wohnort: wien



Beitrag24.02.2012 22:27

von lupus
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Guten Abend,

Wäre es nur Pathos hätte ich gesagt: 'na, wer so was mag...'

Aber es ist:
Möchtegern-Pathos + sprachliche Schnitzer + Formulierungen, die schon seeehr abgenutzt sind.

wenn gewünscht kann ich auch konkreter werden, werd mich aber auf den ersten Teil beschränken
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Mr. Curiosity
Exposéadler

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Der goldene Käfig


Beitrag24.02.2012 22:41

von Mr. Curiosity
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Hallo,

was hier meiner Meinung nach fehlt, ist Welthaltigkeit. Der Prota zirkuliert nur um sich selbst. Dadurch, dass die Außenwelt so knapp gehalten ist, schwebt der Text im leeren Raum.
Die Metaphern kommen nicht passend, sondern wirken eher so, als würde die Figur ihre Gefühle gleichzeitig poetisieren. Das Bild mit den Möbeln ist charakterisisch dafür.
Die Motivation des Typen bleibt mir unklar. Natürlich ist er nervös. Allerdings ist es doch nicht so konkret, dass er wirklich wie ein Irrer durch die Stadt rasen würde. Das glaube ich einfach nicht.
Ich würde es nochmal überarbeiten.

LG David
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Nicki
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Ei 10


Beitrag24.02.2012 22:46

von Nicki
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Hoppla ... was ist denn da passiert? Da habe ich doch die ganze Geschichte gelesen, zuerst? Hast du editiert? Egal ... was mich irritiert: diese Geschichte stand hier (oder in der Werkstatt) schon einmal, ich bin mir sicher. Sie ist auch nicht besser geworden, falls du sie hast "sich setzen" lassen. Ich kann mich nicht erinnern, von wem sie war - allerdings lässt der schwerlastige Stil wink Rückschlüsse zu.
Ein zartes Grinsen, Unsicherheiten bei der Kommasetzung - wie gesagt, ich weiss nicht so recht, warum die Geschichte mit denselben oder ähnlichen Unsicherheiten noch einmal eingestellt wird?
Abendliche Grüsse,
Lorraine


Ich habe diesen Text auch schon einmal gelesen, aber leider lässt mich mein Foren-Orts-Gedächtnis im Stich. Hab schon gesucht ... und gesucht ...


_________________
MfG
Nicki

"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Henry Ford
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*Sommerblues* September 2017 Eisermann Verlag
*Trommelfeuer* November 2017 Eisermann Verlag
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

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Beitrag24.02.2012 22:49

von lupus
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der Text heißt ja

ALLES WIEDER DA Wink
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BlueNote
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Beitrag24.02.2012 23:18

von BlueNote
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Hi!

Es gibt ein paar Leute im DSFo, denen dieser aufzählende, in verschiedenen Worten das Gleiche sagende Stil nicht auszutreiben ist. Brain z.B.. Brain, bist du's? Die Kommadichte in diesem Text ist mir viel zu hoch (es gibt doch bestimmt ein tool, das die Kommas pro Satz zählt und dem Autor das auszutreiben versucht.).
Dazwischen diese kurzen 3-4 Worte Sätze. Ich finde das als Stilmittel nicht gut.
Dann natürlich (wieder) die wiederaufnehmenden Wiederholungen:
Zitat:

Ich kam zu spät. Zum ersten Mal in all den Jahren zu spät. Zu spät das Unvermeidliche aufzuhalten?

oder die ganze  Sequenz:
Zitat:

Ich kam zu spät. Zum ersten Mal in all den Jahren zu spät. Zu spät das Unvermeidliche aufzuhalten? Den Lauf der Dinge zu ändern? Hätte ich es können? Eine Frage, die ich mir so oft gestellt habe.

Man merkt, wie der Autor sich von einem Gedanken zum anderen hangelt, indem er den letzten Gedanken nur sehr wenig weiterentwickelt.

Es heißt, dass die Geschichte gut geschrieben sei. Solche Aussagen machen mich nachdenklich. Ist das das Niveau, das man (laut Charta) einem Verlag anbieten sollte?

BN
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Bananenfischin
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Moderatorin

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Silberne Harfe



Beitrag24.02.2012 23:31

von Bananenfischin
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Kurz nebenbei: Stammt das nicht ursprünglich aus einem FFF? Dem mit "Musik" als Thema?
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Julian
Eselsohr

Alter: 31
Beiträge: 300



Beitrag24.02.2012 23:52

von Julian
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BlueNote hat Folgendes geschrieben:
Es heißt, dass die Geschichte gut geschrieben sei. Solche Aussagen machen mich nachdenklich. Ist das das Niveau, das man (laut Charta) einem Verlag anbieten sollte?


Wahrscheinlich meinst du mich. Du musst wissen, mir ist das eigentlich ziemlich egal, ob der Text nun in der Werkstatt steht oder in der Prosa (und der Autor damit andeutet, dass er seinen Text an einen Verlag schicken würde, was gar nicht mal immer der Fall sein muss) steht. Meine Kritiken sind von diesem Umstand in der Regel unberührt. Wichtiger ist eher die Person, die hinter dem Text steht. (ob sie Anfänger, Fortgeschrittener oder Professioneller ist) Danach richte ich mich eher. Hier kann ich nun nicht wissen, wer hinter dem Text steht. Schlecht geschrieben ist er für mich nach wie vor nicht, aber möglicherweise spricht da auch nur die Stimme aus mir, die sich nicht sicher ist, ob hinter dieser Maske ein Freund, eine neutrale Person oder ein Feind steht. Laughing

Die Punkte, die du bemängelt hast, habe ich auch bemängelt, wenn auch in anderer Form. Sie überwiegen dabei auch deutlich dem Teil, der an diesem Text etwas gut heißt. Möglicherweise habe ich zu dem Zeitpunkt auch 'ne angenehme Laune gehabt, man weiß es nicht.

Ist mein anfängliches Urteil dadurch zurückgenommen? Gewissermaßen. Ändern wir "gut" in "nicht schlecht".
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firstoffertio
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Beitrag25.02.2012 00:09

von firstoffertio
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Ich fand den Text beim Lesen spannend, mitreißend. Die Sprache fand ich klar, stimmungs- und genügend gehaltvoll. Da dies der Anfang einer Erzählung sein soll, kommt es nun darauf an, was folgt. Ich stelle mir eine lange Erzählung vor, keine Kurzgeschichte.
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Gast







Beitrag25.02.2012 08:04

von Gast
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Moin Inka/o,

den Text habe ich im FFF 4 schon kommentiert. Leider hast du ihn zurückgezogen, bevor wir wissen konnten, von wem er ist.
Du hast den Text nur unwesentlich überarbeitet, selbst dieselben Rechtschreibfehler wie damals sind noch drin. Ich meine, wenn du ihn nun in die Prosa stellst, hätten wie eine neue, bessere Version erwarten dürfen.

Liebe Grüße
Monika
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cascail
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Wohnort: frankreich


Beitrag25.02.2012 12:28

von cascail
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Rolling Eyes Ist mir fast unverändert auch schon untergekommen.Du willst ein hohes Tempo erreichen, Spannung erzeugen, aber es hapert an der Umsetzung. Ich glaube schon, dass du daraus was machen könntest.
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The Brain
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Beitrag25.02.2012 15:13

von The Brain
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Hoppla,


hier ist ja ordentlich was los! Vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare!

Zuerst einmal zur allgemienen "Aufklärung" - ja, der Text stand hier schon einmal im FFF. Ich bin erstaunt, wie viele sich daran erinnern können! WOW! Ich hatte ihn seinerzeit zurückgezogen - das stimmt. Leider konnte ich dadurch auch eure verfassten Kommentare nicht lesen, was ich sehr schade fand. Da sich mir der Text immer wieder ins Gedächtnis ruft, habe ich ihn erneut ausgegraben. Ich habe ihn nur unwesentlich verändert - auch das stimmt. Irgendwie war ich mir nicht schlüssig ...

Von daher gehört der Text auch mit Sicherheit in die Werkstatt! Ich weiß auch nicht so genau, warum ich ihn in die Prosa gepackt habe? Ein dummer Fehler, den mit Sicherheit ein MOD korrigieren kann?

Werde dann nach und nach zu den einzelnen Wortmeldungen Stellung beziehen.

Ach ja, da Blue mich ja schon als die mit den nicht auszuteibenden "stilistischen Mängeln" enttarnt hat ...

Liebe Grüße


Brain
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The Brain
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Beitrag25.02.2012 18:19

von The Brain
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Hallo Julian,


vielen Dank für deine Beurteilung. Ich finde es schön, wenn dein erster Eindruck des Textes eher positive Spuren hinterlassen hat. Natürlich lässt man sich von anderen Kritikern beeinflussen und natürlich treten dann auch Dinge zutage, die man selbst nicht wahrgenommen hat. Inwiefern dies nun bei dir geschehen ist, mag ich nicht beurteilen.
Es ist ein Text, der einmal unter hohem Zeitdruck (FFF) entstanden ist. Von daher weist er mit Sicherheit einige Fehler auf, da ich ihn vorerst nur geringfügig geändert habe.

Hallo Lorraine,

ja, du hast Recht, ich hatte zunächst die ganze Geschichte hier stehen. Es erschien mir dann aber doch etwas arg lang, so daß ich mich entschloss ihn zu "stückeln".
Ursprünglich wollte ich eine Erklärung voransetzen, warum ich den Text erneut poste, nachdem er schon einmal beim FFF zu lesen war, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. Ich bitte die Verwirrung zu entschuldigen. Und - nein - der Text hat sich nicht wirklich gesetzt ... Ich habe hier etwas zu viel "Tunnelblick" an den Tag gelegt. Bin über geringe Veränderungen nicht hinausgekommen. Deswegen steht er jetzt auch hier.

oups -  zwei Kommas fehlen ... hast schon wieder Recht - dafür ist an anderer Stelle eins dazu gerutscht. Oder hab' ich noch was übersehen?


Hallo lupus,

Zuviel Pathos - ach je, das werde ich wohl nie los? Ist nun wirklich kein mit Distanz geschriebener Text, sondern sehr stark auf die Emotionen des Prota ausgerichtet.
Übrigens - weitere Kritiken herzlich willkommen!

Vielen Dank euch!

Liebe Grüße

Brain


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Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

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The Brain
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Beitrag26.02.2012 18:37

von The Brain
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Hallo David, ich darf doch David ssagen?




Zitat:
Hallo,

was hier meiner Meinung nach fehlt, ist Welthaltigkeit. Der Prota zirkuliert nur um sich selbst. Dadurch, dass die Außenwelt so knapp gehalten ist, schwebt der Text im leeren Raum.
Die Metaphern kommen nicht passend, sondern wirken eher so, als würde die Figur ihre Gefühle gleichzeitig poetisieren. Das Bild mit den Möbeln ist charakterisisch dafür.
Die Motivation des Typen bleibt mir unklar. Natürlich ist er nervös. Allerdings ist es doch nicht so konkret, dass er wirklich wie ein Irrer durch die Stadt rasen würde. Das glaube ich einfach nicht.
Ich würde es nochmal überarbeiten.

LG David



Ja, genau so ist der Text angelegt. Sehr emotionale, ausschließliche Sichtweise des Prota. Das war so beabsichtigt. Eigentlich wird hier nicht eine Begebenheit erzählt, sondern die Reaktionen und Gefühle des direkt davon Betroffenen. Das so etwas natürlich schnell in Pathos abzugleiten droht - und letztlich auch zwingend tun muss??? - ist verständlich. Es geht um inneres Chaos, nicht um weltliche Dinge, die zwar für die Befindlichkeit von Prota verantwortlich sind, nicht aber im unmittelbaren Fokus der Geschichte stehen.
So und wenn du jetzt sagst, so einen Schmarren will doch keiner lesen ...
Ich habe es hier genau deswegen zur Diskussion gestellt.

Es gibt mir allerdings zu denken, ob die gelieferte Rahmenhandlung genügend Raum gefunden hat, oder die Geschehnisse zu vage gehalten sind. Vielleicht ändert sich diese Sichtweise aber auch noch im weiteren Verlauf? Der Einstieg zielt darauf ab, den Leser bewusst ohne allzu viele Informationen zur Verfügung zu stellen, in einem von dir benannten " luftleeren Raum" schweben zu lassen.

Liebe Grüße

Brain


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Mr. Curiosity
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Beitrag26.02.2012 19:39

von Mr. Curiosity
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Mit "Welthaltigkeit" meine ich u.a. Situierung, ein bisschen Beschreibung des Ortes und dergleichen. Auch wenn es vor allem um die Innensicht geht, müssen dennoch äußere Faktoren berücksichtigt werden, damit es Kontur bekommt, sich "Kopfkino" entwickelt.
Der Kopf des Protas ist ein denkbar enger Raum. Äußere Bezugspunkte sollte es schon geben, sei es auch nur in metaphorischer Form ..


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"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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The Brain
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Beitrag26.02.2012 21:09

von The Brain
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Hallo David,

so hatte ich es auch verstanden. Vielleicht macht es hier mehr Sinn die weiteren Teile abzuwarten? Ich denke, dann wird es eher deinen Vorstellungen, bzw. dem, was du hier bemängelst entsprechen? Wie gesagt - beim Einstieg hatte ich bewusst darauf verzichtet.
Würde mich aber wirklich sehr interressieren, wie es auf dich wirkt, wenn du mehr von der Geschichte kennst.

Liebe Grüße

Brain


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Beitrag26.02.2012 21:22

von The Brain
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Hallo Nicki, hallo Lupus,

tja - alles wieder da ...  Rolling Eyes


Hallo Blue,


Zitat:
Hi!

Es gibt ein paar Leute im DSFo, denen dieser aufzählende, in verschiedenen Worten das Gleiche sagende Stil nicht auszutreiben ist. Brain z.B.. Brain, bist du's? Die Kommadichte in diesem Text ist mir viel zu hoch (es gibt doch bestimmt ein tool, das die Kommas pro Satz zählt und dem Autor das auszutreiben versucht.).
Dazwischen diese kurzen 3-4 Worte Sätze. Ich finde das als Stilmittel nicht gut.
Dann natürlich (wieder) die wiederaufnehmenden Wiederholungen:
Zitat:

Ich kam zu spät. Zum ersten Mal in all den Jahren zu spät. Zu spät das Unvermeidliche aufzuhalten?
 

oder die ganze Sequenz:
Zitat:

Ich kam zu spät. Zum ersten Mal in all den Jahren zu spät. Zu spät das Unvermeidliche aufzuhalten? Den Lauf der Dinge zu ändern? Hätte ich es können? Eine Frage, die ich mir so oft gestellt habe.
 

Man merkt, wie der Autor sich von einem Gedanken zum anderen hangelt, indem er den letzten Gedanken nur sehr wenig weiterentwickelt.

Es heißt, dass die Geschichte gut geschrieben sei. Solche Aussagen machen mich nachdenklich. Ist das das Niveau, das man (laut Charta) einem Verlag anbieten sollte?

BN  



nicht schlecht, mich anhand des kurzen Abschnittes zu erkennen - Chapeau!

Aber die von dir bemängeten Wiederholungen sind wohl wirklich ein von mir (nur von mir?) geliebtes Stilmittel- da sollte ich daran arbeiten. Hier handelt es sich um einen ursprünglichen FFF Text, da ist es halt so "geflossen". Gut hätte ich überarbeiten können, habe ich aber nicht.
Liegt wohl daran, dass ich das - im deutlichen Gegensatz zu dir - ganz gerne mag.
 

Zitat:
Man merkt, wie der Autor sich von einem Gedanken zum anderen hangelt, indem er den letzten Gedanken nur sehr wenig weiterentwickelt.


Eigentlich wollte ich durch dieses Stilmittel erreichen, dass man dem Prota auf seinem Weg in ein Strudel aus Chaos und Verzweiflung folgen kann, dass er sich in Gedankenschleifen verliert. Gut werde noch mal drüber nachdenken müssen.

Liebe Grüße


Brain


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Beitrag01.03.2012 17:25

von The Brain
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Bitte entschuldigt die Pause - die Zeit ist mein Feind.


firstoffertio hat Folgendes geschrieben:
Ich fand den Text beim Lesen spannend, mitreißend. Die Sprache fand ich klar, stimmungs- und genügend gehaltvoll. Da dies der Anfang einer Erzählung sein soll, kommt es nun darauf an, was folgt. Ich stelle mir eine lange Erzählung vor, keine Kurzgeschichte.


Vielen Dank dafür!

cascail, Bananenfishin, Paloma,

ich bewundere euer gutes Gedächtnis.
@ Paöoma
Stimmt, das fehlende "m" in Telefonnummer ist mir nachhaltig entwischt.


Liebe Grüße

Brain


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Beitrag01.03.2012 17:55

von The Brain
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Sodele, Teil II:



Der Eingang war verschlossen. Ungeduldig drückte ich den Summer der Sprechanlage.
„Ja bitte?“, knarrte eine metallisch verzerrte Stimme.
Ich nannte meinen Namen, ein Surren und die Tür öffnete sich. Ein Beamter in Uniform erwartete mich am Ende der nur wenige Stufen zählenden Treppe vor mir.
„Wenn Sie mir bitte folgen würden.“
Er führte mich über in kaltem Weiß gestrichene Flure, rechts und links zahlreiche Türen in trostlosem grau, über uns flackernde Neonröhren, die leise summten. Vor einem der Büros blieben wir stehen. Aus dem Inneren drangen hektische Stimmen. Der Beamte an meiner Seite klopfte kurz an, öffnete die Tür und schob mich in den Raum.
„Frau Baumann wäre dann da!“, sagte er und verschwand.
Es befanden sich drei uniformierte Beamte sowie zwei in Zivil gekleidete Männer in dem kleinen Büro. Auf ein Zeichen, des mit einem schlichten schwarzen Rollkragenpullover und Jeans bekleideten Herrn, der hinter dem, in der Mitte des Raumes platzierten Schreibtisch stand, verließen alle anderen das Zimmer.
„Guten Tag, Frau Baumann, da sind Sie ja endlich, nehmen Sie doch bitte Platz“, er wies mit der rechten Hand auf einen Stuhl, „mein Name ist Michalski, wir hatten bereits telefoniert.“
In meinem Mund verbreitete sich der bittere Geschmack halb verdauter Spaghetti Bolognese.
„Sie sind Halterin eines blauen VW Passat?“
„Ja!“, antwortete ich mit einer Stimme, die an ein kleines, verängstigtes Mädchen erinnerte.
„Nun, wie soll ich es sagen, das Fahrzeug wurde vor etwa einer drei viertel Stunde aufgefunden. Auf dem Rücksitz befand sich eine männliche Leiche.“
Kalt und emotionslos sagte er es. Worte, die sich wie Perlen in einer Kette aneinanderreihten, deren Sinn sich meinem Verstand entzog. Meine Gedanken rasten wie fallende Kometen, verglühten auf dem sandigen Boden der Ungewissheit.
„Das Fahrzeug stand mit offenen Türen im Feld. Einem Spaziergänger fiel es sofort auf, als er mit seinem Hund den Weg einschlug, auf dem das Auto in einiger Entfernung stand“, fuhr er fort.
„Um Himmels willen, was ist denn passiert? Wieso ...“
 Meine Hände begannen zu zittern, wie welkes Laub, das sich mit letzter Kraft an den Halt gebenden Ast klammert. Wie sehr hoffte ich, das Gesagte würde, wie der laute Knall eines zerplatzten Luftballons, verwehen.
„Frau Baumann, erst mal ganz ruhig! Wir arbeiten auf Hochtouren!“
Ich schüttelte mit dem Kopf, als wäre es möglich durch bloßes Verneinen die Dinge ungeschehen machen.
„Wer ist der Tote?“, mühsam, um jeden Buchstaben ringend, presste ich die wenigen Worte hervor.
„Bitte verstehen Sie, die Ermittlungen sind noch in vollem Gang. Wir können zu diesem Zeitpunkt noch keine Angaben machen.“
 
Kommissar Michalski bat mich auf dem Flur zu warten. Die nächsten vier Stunden und dreiundvierzig Minuten verbrachte ich damit den langen Gang immer wieder auf und ab zu wandern, durch die Gleichmäßigkeit meiner Schritte die Balance zu bewahren. Das hektische Treiben, das um mich herum herrschte, drang gedämpft durch meinen Kokon aus Verzweiflung. Beamte kamen und gingen. Manchmal schnappte ich einen Wortfetzen auf. „Hubschrauber sind vor Ort“, „Spürhunde wurden angefordert.“ „Das Fahrzeug ist sichergestellt, wurde den Kollegen von der Spurenermittlung übergeben.“ Sätze, die man aus den im Fernsehen flimmernden Krimis kennt.
Die Fliesen am Boden waren in dunklem Grau.  Zehn von Wand zu Wand, einhundertachtunddreißig von der Zwischentür zum Fenster. Im Takt der tickenden Uhr, zählte ich Kästchen für Kästchen, setzte meinen Fuß sorgfältig in die Mitte der Quadrate, bemüht, die Fugen nicht zu berühren. Fünfundachtzig, sechsundachtzig, siebenundachtzig ... dreiundneunzig. Eins, zwei, drei ...  Wie Wellen am Strand spülte sich die Erkenntnis es keine Sekunde länger ertragen zu können in monotonem Rhythmus in meine Gedanken.


... to be continued ...


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Beitrag02.03.2012 15:03

von The Brain
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„Frau Baumann?“
Die Stimme des Kommissars peitschte in meine Gedanken, wie Brennnesseln auf nackte Haut. Ein lautloses Flehen auf den Lippen betrat ich erneut den Raum. Vor dem Fenster mit geschlossener Jalousie stand ein Stuhl aus hellem Holz. Über der Lehne hingen, ordentlich zusammengefaltet, ein paar Jeans. Darunter, fein säuberlich mit den Spitzen parallel zum Muster der Fliesen ausgerichtet, standen ein paar Stiefel. Deine Stiefel.
Der Anblick ließ die Luft um mich herum zu dichter Masse erstarren. Unmöglich zu atmen. Herr Michalski griff mir stützend unter die Arme, geleitete mich zu dem zweiten, vor dem Schreibtisch stehenden Stuhl. Langsam ließ ich mich niedersinken. Mein Kopf war schlagartig der Fähigkeit die Dinge zu begreifen beraubt. Ein dumpfes Rauschen füllte die unendliche Leere, die sich in mir ausbreitete.
Kommissar Michalski räusperte sich leise.
„Frau Baumann, leider muss ich Ihnen eine unerfreuliche Mitteilung machen. Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen handelt es sich bei dem Toten um Herrn Frank Winter.“
Er machte eine kurze Pause.
„Herr Winter wurde mit durchschnittener Kehle auf dem Rücksitz ihres Fahrzeuges aufgefunden. Die näheren Umstände liegen noch im Dunkeln. Der oder die Täter sind uns zurzeit noch nicht bekannt, ebenso die Motive, die zur Tat geführt haben.“
Er schwieg bedächtig.
Ich weinte nicht. Konnte es nicht. Innerlich erstarrt waren meine Tränen erfroren.
„Wir bedauern, sie so lange hier festgehalten zu haben, aber es war nicht erkennbar, ob wir Ihre Hilfe nicht noch einmal benötigt hätten, um die ein oder andere Frage zu klären. Ich bedanke mich für Ihre Kooperation. Sie hören von uns, sobald sich etwas Neues ergibt.“
Wieder machte er eine Pause.
Ich schwieg, hatte die Worte verloren.
„Kann ich noch etwas für Sie tun? Sollen meine Kollegen Sie irgendwo absetzen?“
Seine Stimme klang fürsorglich.
Mit leerem Blick schüttelte ich den Kopf. Von Ohnmacht erfüllt, von Schmerz gepeinigt, der tief bis in die letzte Zelle meines Körpers drang, mich mit kratzender Verzweiflung aushöhlte, erhob ich mich langsam.
„Einer der Beamten wird Sie hinausbegleiten.“
Ich nickte stumm.

Ich trat in die dunkle Nacht ohne Sterne. Ein kühler Wind zerrte an meinem dünnen T-Shirt. Frank. Bilder tauchten vor mir auf. Dein Lachen. Deine weiche, warme Stimme. Du. Wohin ich sah. Du.
Ich stieg ins Auto, fuhr los ohne Ziel, fand mich irgendwann vor meiner Haustür.

Das Licht der Sonne kämpfte sich empor. Unbeeindruckt von meinen Qualen erglomm sie, rot und faszinierend schön, ihren Platz im Himmelszelt. Wie viele Liebende mochten im gleichen Moment den Blick auf sie richten? Ich sah ihre Glut, ahnte ihre Wärme, fror und dachte an Blut.

Die ersten Autos des beginnenden Berufsverkehrs fuhren auf den Straßen, Türen schlugen, Menschen mit unbestimmtem Ziel hasteten durch den Morgen. Es war an der Zeit sich aus der Starre zu lösen, dem Leben, so gut es eben ging, wieder Zutritt zu gewähren. Mit langsamen Schritten betrat ich meine Wohnung, die mir seltsam fremd erschien.

Ich drehte das Radio auf, um die schreiende Stille in mir zu übertönen.
„I can't live with or without you“ Bonos samtige Stimme brannte, unzähligen Nadelstichen gleich, in meiner Brust. Wie oft hatte ich dieses Lied gehört. Wie sehr hatte ich es gemocht.
I have to live without you – no more choice.


... to be continued ...


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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