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Winterbiografie


 
 
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag05.02.2012 09:44
Winterbiografie
von Jocelyn
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

einst oben an der Spitze
die Aussicht unverstellt
als wären wir vom Himmel gefallen
über uns vorüberziehend Wolken
die Erde weit und breit kein Land
das wir als Eigentum betrachteten
nur eine Möglichkeit -
wir waren schwindelfrei

der Wald um uns ein Teil von uns
bis wir die Blätter hörten (nie die Wolken)
sie flüsterten, dass wir nicht glücklich
niemals frei und nichts
erreichen könnten ohne sie
die mehr als wir oder die andern wüssten
und täglich Glück und Freiheit
mit Geduld und Arbeit küssten

wir fragten nach
was das bedeuten solle
und als wir lauter wurden,
größer, schwerer, tiefer in dem Baum
so dass die Blätter dichter wurden
und unter ihnen Würmer, Käfer wohnten
ein Labyrinth aus Ästen, Löchern
Gliedern, die sich hier vermischten
die Füße laufend durch ein Dickicht
in dem die Augen immer trüber wurden

(der blaue Himmel blieb uns in den Köpfen
entfernt verstanden wir zu träumen
die Nächte schliefen wir und schöpften Hoffnung
wenn wir die Sterne sahen und die Vögel singen)

verkümmerte das Laub
vertrocknet starben Blätter, Äste blieben
das hohe Licht brach sich den Weg durchs Kahle
die Kälte keine Illusion
ein jeder Weg ein Teil vom ganzen Baum
kein Gegner, der den Weg verstellte
die Fragen störten nicht, wir kletterten im Geiste
und wollten einen letzten Rest für uns behalten
verteilt die Knospen in der Nacht
wir hofften nur, sie würden wachsen, blühen
während die Wurzeln ein Gesicht bekamen
und Wasser aus den weit verzweigten Adern
die Rinden brachen, letzte Haut die Erde,
wir wussten nur, wir wollen bleiben.



_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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