Erdrückende Gedanken

[Creola]

Ich denke an Dinge,
die mir helfen könnten,
mir zu schaden.

Rasierklingen. Zu viel Essen, zu wenig Essen, am besten gar nicht mehr zu essen, ich denke an Tabletten, an Gift, ich denke daran, mich im Zimmer einzuschließen und mich nur von Kaffee zu ernähren, ich denke daran, nicht mehr ans Telefon zu gehen und auch nicht mehr an die Tür, doch was würde das schon bringen. Sollte ich nicht eigentlich versuchen, DIR zu schaden?

Ich habe versucht, meinen Spaß zu haben, doch es hat nicht geklappt.
Ich bin hingefallen. Deinetwegen. Hilfst du mir auch wieder auf?


Nein. Warum solltest du auch.
Du weißt ja nichts von deinem Glück.

Pah.
Du erdrückst mich und merkst es noch nicht einmal.
Ich verachte dich.
Lass mich in Ruhe,
lass mich allein.
Ich will doch nur, dass es mir wieder gut geht.

[MosesBob]

Hallo Creola!

Der Dreizeiler als Einführung hat mich sofort hellhörig werden lassen; ich musste weiterlesen. Auch der folgende Text hat dieses Aufhorchen nicht entspannen können: Rasierklingen, die entweder auf die Krankheit des Ritzens oder, wie auch die Tabletten, auf die Absicht eines Suizids hinweisen. Hier geht es um den Schmerz einer Trennung und den psychotischen bis psychopathischen Zustand der darauffolgenden Wut. Es geht darum, zu verwinden oder zugrunde zu gehen.

Alles in allem habe ich den Text (auch wenn es in diesem Zusammenhang makaber klingen mag) gerne gelesen. Zum weiten Wurf fehlt mir aber etwas. Ich kann leider nur sagen, was mir fehlt, aber zu diesem Zeitpunkt keine Beispiele dafür nennen: Tiefe. Der Text braucht mehr Tiefe. Gerade dann, wenn ich das Gefühl hatte, in einen menschlichen Abgrund herabzusteigen, kam ein Schnitt, eine neue Szene, ein neues vorwurfsvolles Kapitel einer gescheiterten Beziehung, die mir nicht bekannt war.

Grüße,

Martin


PS: Den Ausruf "Pah" würde ich streichen ... ich finde, er passt nicht und ist sogar überflüssig, weil das ganze Ende deines Textes ein einziges "Pah" ins Gesicht deines Peinigers ist (positiv gemeint).