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JuliStory Schneckenpost
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Beiträge: 5
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J 28.12.2012 23:10 Zufall oder Schicksal von JuliStory
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Es war auf die Sekunde genau halb vier am Nachmittag, als sie einen schnellen Blick auf die Uhr warf. Ihr bleiben noch genau 4 Minuten, um die Straßenbahn zu erreichen. Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sie die Bahn verpassen würde.
Bisher war sie den Weg mit großen, langen Schritten gegangen, aber nun musste sie anfangen zu laufen. Genau das, was sie die ganze Zeit über vermeiden wollte, da die Gefahr zu fallen ziemlich groß war. Es war Herbst und die Gehwege waren gefüllt von unzähligen bunten Blättern. Natürlich sah es wunderschön aus, wie die Blätter in ihren verschiedenen Farben dort lagen, aber gleichzeitig war es ach sein sehr gewagtes Vorhaben darauf zu laufen, da die Blätter durch die Feuchtigkeit oftmals sehr glitschig und rutschig waren. Wenn man an manchen Stellen nicht richtig aufpasste, konnte man schneller auf dem Boden sitzen als einem lieb war.
Noch 3 Minuten. Jetzt würde sie es mit Sicherheit schaffen. Die Kreuzung, an der sie noch rechts abbiegen muss, war in unmittelbarer Nähe vor ihr zu sehen. Nur noch wenige Meter.
Noch 2 Minuten.
Als sie kurz vor der Kreuzung war, bremste sie ihr Tempo ein wenig ab, damit sie nicht ausrutschte, wenn sie nach rechts lief. Doch es genügte nicht.
Gerade als sie den ersten Schritt um die Ecke gemacht hatte und der Fuß den Boden berührte, merkte sie bereits, dass sie ins Schwanken kam. Hektisch fing sie an mit den Armen um sich zu wirbeln, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Sie sah noch, wie ihr dabei die Tasche mit ihren Unterlagen vom Handgelenk glitt und vor ihr auf den Boden fiel.
Nachdem sie letztendlich auch den zweiten Schritt um die Ecke gewagt hatte, war ihr klar, dass es aus dieser Situation kein Entkommen mehr geben würde. Während sie trotzdem noch in purer Verzweiflung mit den Armen ruderte, spürte sie, wie sie den Halt unter den Füßen nun komplett verlor. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie in der Luft zu schweben, aber kurz darauf spürte sie auch schon den Schmerz des Aufpralls auf dem Boden durch ihren ganzen Körper zucken.
Instinktiv ein schneller Blick auf die Uhr. 16.34 Uhr. Die Bahn war weg – ohne sie.
Das kann doch einfach nicht wahr sein, dachte sie sich, schloss die Augen und ließ den Kopf einen Moment lang hängen. Als sie die Augen ein paar Sekunden später wieder öffnete, sah sie direkt vor sich die verschiedensten Formen und Farben der Blätter. Als wäre sie einen kurzen Augenblick lang weggetreten gewesen, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie immer noch am Boden lag und schleunigst aufstehen musste. Während sie sich also langsam aufrappelte und wieder auf die Füße kam, fühlte sie einen pochenden Schmerz auf der Höhe ihrer Knie. Als sie an sich heruntersah, erkannte sie das Ausmaß des Sturzes. Dort, wo normalerweise ihre Knie hätten zu sehen sein sollen, waren nur noch zwei große Flecken mit einer Mischung aus Blut und Dreck zu sehen. Die Strumpfhose war an beiden Seiten gerissen, der Rock und die beigefarbene Jacke voll mit Dreck und ihre Handballen mit kleinen, aber schmerzhaften Abschürfungen versehrt. Tränen traten ihr in die Augen.
„Entschuldigen sie bitte. Ich habe von der Tankstelle auf der anderen Seite aus gesehen, wie sie gestürzt sind. Ist alles in Ordnung? Geht es ihnen gut soweit?“
Hastig drehte sie sich um und sah einem jungen Mann ins Gesicht. Verwirrt antwortete sie mit ein paar abgehackten Wortfetzen.
„Was? Achso,ja. Alles in Ordnung. Danke.“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wandte sie sich auch schon wieder von dem Mann ab und sah den Boden suchend nach ihrer Tasche ab.
„Sind sie sicher?“, hörte sie dumpf noch einmal die Stimme des Mannes in ihren Ohren.
Fixiert auf die Tasche, beachtete sie den Mann nicht und ging ein paar Schritte und drehte sich langsam im Kreis, um ihre Tasche ausfindig zu machen.
„Tasche. Wo ist diese dämliche Tasche bloß?“, stammelte sie suchend vor sich her.
„Was haben sie gesagt?“
Dieses Mal drang die Stimme des Mannes deutlicher zu ihr durch und sie blieb abrupt stehen und sah ihn an. Ganz kurz schien sie wie erstarrt zu sein, aber dann legte sie los.
„Tasche. Ich suche meine Tasche. Die habe ich verloren, als ich gestürzt bin und jetzt sehe ich sie nicht. Dieses blöde, verdammte Teil. So ein Mist. Ich könnte verrückt werden vor Wut.“
„Hier ist ihre Tasche.“, sagte er Mann ganz ruhig mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und hielt ihr etwas entgegen. Es war tatsächlich die Tasche. Schnaubend riss sie ihm diese aus den Händen und starrte ihn an.
„Was haben sie damit gemacht? Warum haben sie meine Tasche?“
„Weil ich sie aufgehoben habe, bevor ich sie angesprochen habe. Was halten sie davon, wenn sie sich erst einmal einen Moment hinsetzen und durchatmen? Sie wirken ziemlich gestresst.“
„Ich wirke gestresst? Ich bin gestresst.“
„Dann ist ein Moment Pause genau das Richtige.“
„Das Richtige?“
„Ja, genau. Das Richtige.“
„Sie wollen mir sagen, was das Richtige für mich ist?“
„Warum denn nicht?“
„Sie haben doch keine Ahnung.“
Sie schnaubte, rollte kurz mit den Augen, drehte sich schwungvoll von ihm weg und ging- in die falsche Richtung.
Weitere Werke von JuliStory:
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nebenfluss Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5982 Wohnort: mittendrin, ganz weit draußen
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02.01.2013 11:52 Re: Zufall oder Schicksal von nebenfluss
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Hallo JuliStory,
mit diesem Text kann ich leider gar nichts anfangen.
Soll das eine abgeschlossene Kurzgeschichte sein? Oder ist es ein aus dem Kontext gerissenes Fragment?
Aus meiner Lese-Sicht wirfst du drei Fragen auf:
1. Warum durfte deine Protagonistin auf keinen Fall die Straßenbahn verpassen?
2. Was will der fremde Mann?
3. Was sind das für Unterlagen in der Tasche?
Alle drei Fragen werden nicht beantwortet.
Gerade durch den Satz "Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde ..." erzeugst du Spannung. Da erwarte ich, dass mir die Katastrophe, die durch das Verpassen der Straßenbahn eintritt, erklärt wird. Ansonsten kann ich mit deiner Prota kaum mitfiebern.
Wirkliche Charakterzeichnung kann ich auch nicht erkennen.
Ich gehe trotzdem mal durch den Text:
Zitat: | Es war auf die Sekunde genau halb vier am Nachmittag, als sie einen schnellen Blick auf die Uhr warf. Ihr bleiben noch genau 4 Minuten, um die Straßenbahn zu erreichen. Sie mochte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn sie die Bahn verpassen würde.
Diese grammatikalische Widerholung finde ich ungeschickt. Wenn schon Konjunktiv, dann vielleicht lieber "verpasste" im zweiten Fall.
Bisher war sie den Weg mit großen, langen Schritten gegangen, aber nun musste sie anfangen zu laufen. Genau das, was sie die ganze Zeit über vermeiden wollte, da die Gefahr zu fallen ziemlich groß war. Es war Herbst und die Gehwege waren gefüllt von unzähligen bunten Blättern. Natürlich sah es wunderschön aus, wie die Blätter in ihren verschiedenen Farben dort lagen, aber gleichzeitig war es ach sein sehr gewagtes Vorhaben darauf zu laufen, da die Blätter durch die Feuchtigkeit oftmals sehr glitschig und rutschig waren. Wenn man an manchen Stellen nicht richtig aufpasste, konnte man schneller auf dem Boden sitzen als einem lieb war.
Dreimal erklärst du dem Leser hier, dass deine Prota auf den Blättern ausrutschen könnte. Dadurch verliert der spätere Sturz an dramtischer Wirkung. Ich würde hier einfach nur kurz beschreiben, dass der Weg von bunten, feuchten, glitschigen Blättern übersät ist und die Schlussfolgerung dem Leser überlassen. Die Eile deiner Prota übeträgt sich auf mich überhaupt nicht. Sie hat gerade bestimmt keine Zeit, sich über die Schönheit der Blätter zu freuen.
Noch 3 Minuten. Jetzt würde sie es mit Sicherheit schaffen.
Hier beruhigst du den Leser und nimmst damit Spannung raus. Vielleicht soll der Sturz dadurch überraschender wirken. Für mich wirkt es aber eher durcheinander und unglaubwürdig.
Die Kreuzung, an der sie noch rechts abbiegen muss, war in unmittelbarer Nähe vor ihr zu sehen. Nur noch wenige Meter.
Noch 2 Minuten.
Als sie kurz vor der Kreuzung war, bremste sie ihr Tempo ein wenig ab, damit sie nicht ausrutschte, wenn sie nach rechts lief. Doch es genügte nicht.
Gerade als sie den ersten Schritt um die Ecke gemacht hatte und der Fuß den Boden berührte, merkte sie bereits, dass sie ins Schwanken kam. Hektisch fing sie an mit den Armen um sich zu wirbeln, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen. Sie sah noch, wie ihr dabei die Tasche mit ihren Unterlagen vom Handgelenk glitt und vor ihr auf den Boden fiel.
Nachdem sie letztendlich auch den zweiten Schritt um die Ecke gewagt hatte, war ihr klar, dass es aus dieser Situation kein Entkommen mehr geben würde. Während sie trotzdem noch in purer Verzweiflung mit den Armen ruderte, spürte sie, wie sie den Halt unter den Füßen nun komplett verlor. Für den Bruchteil einer Sekunde schien sie in der Luft zu schweben, aber kurz darauf spürte sie auch schon den Schmerz des Aufpralls auf dem Boden durch ihren ganzen Körper zucken.
Der Sturz ist für mich nicht plausibel dargestellt, vor allem wegen der beiden Schritte, die nicht zum Straucheln passen. Außerdem beschreibst du den Sturz so umständlich/gewollt dramatisch, dass das Tempo, in dem dies alles geschehen müsste, in komischem Kontrast dazu steht.
Instinktiv ein schneller Blick auf die Uhr. 16.34 Uhr. Die Bahn war weg – ohne sie.
Das kann doch einfach nicht wahr sein, dachte sie sich, schloss die Augen und ließ den Kopf einen Moment lang hängen. Als sie die Augen ein paar Sekunden später wieder öffnete, sah sie direkt vor sich die verschiedensten Formen und Farben der Blätter. Als wäre sie einen kurzen Augenblick lang weggetreten gewesen, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie immer noch am Boden lag und schleunigst aufstehen musste.
Welche Funktion/Assoziation hier den Blättern zukommt, verstehe ich nicht. Und warum muss sie schleunigst aufstehen? Ist auf einmal doch noch was zu retten? Wann fährt die nächste Straßenbahn?
Während sie sich also langsam aufrappelte und wieder auf die Füße kam, fühlte sie einen pochenden Schmerz auf der Höhe ihrer Knie. Als sie an sich heruntersah, erkannte sie das Ausmaß des Sturzes.
Ich glaube, du meinst nicht das Ausmaß des Sturzes, sondern das Ausmaß der Folgen.
Dort, wo normalerweise ihre Knie hätten zu sehen sein sollen, waren nur noch zwei große Flecken mit einer Mischung aus Blut und Dreck zu sehen. Die Strumpfhose war an beiden Seiten gerissen, der Rock und die beigefarbene Jacke voll mit Dreck und ihre Handballen mit kleinen, aber schmerzhaften Abschürfungen versehrt. Tränen traten ihr in die Augen.
„Entschuldigen sie bitte. Ich habe von der Tankstelle auf der anderen Seite aus gesehen, wie sie gestürzt sind. Ist alles in Ordnung? Geht es ihnen gut soweit?“
Hastig drehte sie sich um und sah einem jungen Mann ins Gesicht. Verwirrt antwortete sie mit ein paar abgehackten Wortfetzen.
„Was? Achso,ja. Alles in Ordnung. Danke.“
Das Abgehackte ergibt sich aus der wörtlichen Rede.
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wandte sie sich auch schon wieder von dem Mann ab und sah den Boden suchend nach ihrer Tasche ab.
Lieber einfach: suchte den Boden nach ihrer Tasche ab.
„Sind sie sicher?“, hörte sie dumpf noch einmal die Stimme des Mannes in ihren Ohren.
Fixiert auf die Tasche, beachtete sie den Mann nicht und ging ein paar Schritte und drehte sich langsam im Kreis, um ihre Tasche ausfindig zu machen.
Man kann sich m. E. nicht auf etwas fixieren, was man nicht sieht. Vielleicht könntest du die Wiederholung von "Tasche" vermeiden - auch, weil der Begriff in der wörtlichen Rede gleich noch zweimal vorkommt.
„Tasche. Wo ist diese dämliche Tasche bloß?“, stammelte sie suchend vor sich her.
„Was haben sie gesagt?“
Dieses Mal drang die Stimme des Mannes deutlicher zu ihr durch und sie blieb abrupt stehen und sah ihn an. Ganz kurz schien sie wie erstarrt zu sein, aber dann legte sie los.
„Tasche. Ich suche meine Tasche. Die habe ich verloren, als ich gestürzt bin und jetzt sehe ich sie nicht. Dieses blöde, verdammte Teil. So ein Mist. Ich könnte verrückt werden vor Wut.“
„Hier ist ihre Tasche.“, sagte er Mann ganz ruhig mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und hielt ihr etwas entgegen. Es war tatsächlich die Tasche. Schnaubend riss sie ihm diese aus den Händen und starrte ihn an.
„Was haben sie damit gemacht? Warum haben sie meine Tasche?“
„Weil ich sie aufgehoben habe, bevor ich sie angesprochen habe. Was halten sie davon, wenn sie sich erst einmal einen Moment hinsetzen und durchatmen? Sie wirken ziemlich gestresst.“
„Ich wirke gestresst? Ich bin gestresst.“
„Dann ist ein Moment Pause genau das Richtige.“
„Das Richtige?“
„Ja, genau. Das Richtige.“
Wozu dieser aussagelose Wortwechsel?
„Sie wollen mir sagen, was das Richtige für mich ist?“
„Warum denn nicht?“
„Sie haben doch keine Ahnung.“
Sie schnaubte, rollte kurz mit den Augen, drehte sich schwungvoll von ihm weg und ging- in die falsche Richtung.
Was ist denn jetzt die falsche Richtung? |
Tja, sorry für die harte Kritik. Ist, wie immer, nur meine Meinung. Vielleicht zeigt es dir die Schwachpunkte deines Schreibens auf. Ich hoffe, du kannst etwas daraus lernen.
LG
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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02.01.2013 16:39 Ein Fall von Lupo
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Da Kollege nebenfluss vehement die Feile angesetzt hat, was Formulierung und Bildgestaltung betrifft, bekräftige ich alle seine Vorschläge und beschränke ich mich auf das Technische.
Frau verpasst Straßenbahn, weil sie stürzt und eilt in falscher Richtung weiter.
Liebe JuliStory, das ist der Inhalt dieser Episode. Wie wird jetzt eine Schneeflocke draus?
Zacke 1 a: Zeitdruck
Zacke 2 a: Herbst
Zacke 3 a: Unfall
Zacke 4 a: Antagonist
Zacke 5 a: Falscher Weg
Was fehlt noch? 1 b: Begründung für den Zeitdruck. 1 c: drohende Konsequenz (Spannung)
2 b: das Verhängnis, Beleuchtung der Gefahrenstelle. 2c: Nebenschauplatz Blattfall
3 b: Hergang des Unfalls, okay! 3c: Reflexion, Tränen, okay!
4b: Reflexion, Anrede, okay! 4c: Dialog, okay!
5b: Spannung, falscher Weg, okay! 5c: Verzögerung der Erkenntnis., Spannung auf
dem Höhepunkt.
Die Schneeflockentechnik halte ich hier deswegen für das Mittel der Wahl, weil das Geschehen geradlinig und chronologisch abläuft.
Gut gefällt mir das Herunterzählen der Zeit: Noch 4, noch 3, noch 2, noch … boing!
Spätestens hier würde ich 1c einsetzen.
Soviel das Nötigste zur Technik. Für das Feilen an den Formulierungen und an der Bildgestaltung übergebe ich wieder an die Kollegen.
An der Fortsetzung interessiert, Lupo.
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JuliStory Schneckenpost
J
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