Vielleicht liegt es am Sonnensturm

[Hallogallo]

Dienstag Nachmittag
14.00 Uhr

beim Zahnarzt
in der Bunten geblättert und Silikonbrüste bestaunt

die Zahnhygienikerin war dick
und leider überhaupt nicht dekolletiert

auf dem Weg ins Büro
ohne zu blinken ein Fahrschulauto überholt
und bemerkt
das Grundstück neben der großen Kreuzung
ist noch immer unbebaut

nur Werbetafeln stehen dort
und kotzen mir Vorabendschwachsinn von RTL 2
und das Konzert einer Band
die ich nicht kenne
ins Gesicht

die Frauen sind vermummt
von sehen von weitem aus wie alte Männer
 
im Nagelstudio eine Frühjahrsaktion im Januar
daneben das Tattoostudio macht Inventur

bei Gelb über die Blitzampel vor dem neuen Baumarkt gefahren
in der Hoffnung etwas Spannendes zu erleben

ich weiß nicht
vielleicht liegt es am gemeldeten Sonnensturm
dass alles so gebraucht ausschaut heut

[Gast]

Hallo Hallogallo,

"von sehen von" solltest du wohl verbessern?!

Ansonsten halte ich es weder für eine Kunst, dem Leser Langeweile ("gebrauchtes Aussehen") dadurch zu vermitteln, dass man ihn langweilt; noch scheint es mir, dem aktuellen Leser, wünschenswert.

Gruß,

Soleatus

[Hallogallo]

Danke für den netten Hinweis auf die Wortdoppelung !

[Julian]

Ich könnte dein Gedicht von vielen Seiten angreifen, aber da du - wie mir dein letzter Kommentar, aber auch Kommentare aus anderen Werken, zeigen - anscheinend nicht an einer ernsthaften Kritik interessiert bist und dein Gedicht mit 'langweilig' eigentlich sehr gut beschrieben ist, kann ich mir das lieber sparen.

[Hallogallo]

Der beschriebene Tag war öde und fühlte sich gebraucht an.
Ich wollte mit dem Text keine Spannung vermitteln sondern die Impressionen eines eher öden Nachmittag.

[Julian]

Guten Morgen, Hallogallo.

Sich einem Gedicht mit der Thematik Langeweile anzunehmen, ist und bleibt gewagt - insbesondere bei dieser Art von Umsetzung. Das Problem ist, dass die Langeweile kein Gefühl ist, das den Lesenden beim Lesen deines Gedichtes in eine bestimmte Stimmung versetzt. Wenn du Strophe für Strophe Erfahrungen beschreibst, mit deren Hilfe dein Leser das Bild einen öden Tages erhalten soll, bleibst du an der Oberfläche. Selbstverständlich kannst du sagen: Ich wollte einen langweiligen Tag darstellen, ihr empfindet das Gedicht als langweilig, daher habe ich mein Ziel erreicht. Aber das ist nicht lyrisch, das ist nicht verdichtet, das strahlt kein Gefühl aus, das liest sich auch nicht schön. Dabei bin ich der Ansicht - wir alle kennen diese öden Tage -, dass du den Lesenden auf eine andere Weise berühren kannst. Ich glaube, dass Gedichte über Langeweile tendenziell humoristische Elemente enthalten sollten. Ein Gedicht über Langeweile, das den Lesenden an der Kehle packt und mitreißt, das ist wohl nur sehr schwer möglich zu schreiben und selbst wenn, so würde es theatralisch wirken - und damit auch wieder witzig.

Möglicherweise könntest du dich das nächste Mal in eben diese Richtung orientieren. Da muss mehr kommen als die bloße Beschreibung der Umgebung eines öden Tages. Jede Strophe sagt hier im Prinzip dasselbe aus, daher wären sie austauschbar - und das ist in der Lyrik 'strafbar'.