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Strasse ohne Namen


 
 
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Maestro
Geschlecht:männlichEselsohr

Alter: 67
Beiträge: 338



Beitrag03.03.2012 20:04
Strasse ohne Namen
von Maestro
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BeitragVerfasst am: 03/03/2012 19:00     Titel: Strasse ohne Namen
Ich möchte euch eine Kurzgeschichte aus meiner Sammlung vorstellen, und bitte um eure ehrliche Meinung.
Grundsätzlich frage ich mich, ob in einer KG-Sammlung etwas so persönliches überhaupt vorkommen darf.

Danke im Voraus für eure Unterstützung

Grüsse an alle
Maestro


Strasse ohne Namen


Für Karin

„Wie haben ihn wieder!“
Zusammen mit dieser Stimme dringt ein gleißendes Licht in mein Unterbewusstsein.
Ich bin verwirrt. Ich kann nicht erkennen, woher dieses Licht kommt.
Ich bleibe stehen, bleibe stehen auf der Straße, die ich seit Ewigkeiten entlang gehe. Ich möchte aber nicht stehen bleiben.
Ich möchte weiter diese Straße entlang gehen, deren Namen ich nicht kenne.
Schließlich habe ich schon einen sehr weiten Weg hinter mir.
Ich bin ganz allein auf dieser Straße. Es gibt keine Laternen. Alles ist in einen leichten Nebel gehüllt, der sich gleich dem Morgennebel an einem schönen Herbsttag über dieses Szenario ausbreitet.
Es ist nicht kalt, aber auch nicht warm; sehr angenehm um einen Spaziergang zu machen.
Den ersten Teil des Weges bin ich noch mit meiner Gehhilfe gegangen.
Jetzt bin ich nicht mehr darauf angewiesen.
Ich gehe nämlich zurück.
Zurück in der Zeit, und zurück durch mein Leben.
So hat mich anfangs auch meine Frau ein ganzes Stück des Weges begleitet.
Zwar ging sie nicht an meiner Seite, stand aber immer wieder am Straßenrand und versuchte, mich aufzuhalten.
Ich blieb nicht stehen. Ich wollte es nicht.
Zu lange schon hatte ich mich in die Vergangenheit zurück gezogen. Ich hörte nur noch die alte Musik aus meiner Jugendzeit, und ließ meine Gedanken der Musik folgen.
Immer folgte ich der Musik zurück bis zu einem bestimmten Punkt meines Lebens. Und an diesem Punkt stellte ich mir all die Fragen, die wohl jeder Mensch einmal in seinem Leben stellt: Was wäre wenn?
Wenn ich mich damals anders entschieden hätte.
Wie wäre mein Leben wohl verlaufen?
Ich war auf der Suche nach der Vergangenheit, der Möglichkeit, meinem Leben doch noch eine Wende zu geben.
Allerdings beschränkte sich diese Suche auf meine Vorstellungswelt.
Sobald ich versuchen würde, diese Suche Realität werden zu lassen, müsste ich die Unmöglichkeit dieses Unterfangens einsehen.
Davor hatte ich Angst.
Es würde mich meiner Illusionen berauben.
In einem meiner Lieblingslieder heißt es:
Lasst mir meine Illusionen, sie erhalten mich am Leben.
So ging ich also weiter auf dieser Straße, ohne mir einzugestehen, dass ich ein ganz bestimmtes Ziel habe.
Lange Strecken war ich wieder allein.
Zu viele Belanglosigkeiten hatten mir einen großen Teil meiner Zeit geraubt.
Ab und an jedoch stand ein Haus am Straßenrand.
Am Fenster sah ich eine Person, die in meinem Leben eine mehr oder weniger große Rolle gespielt hat.
Ich ging dann hinein in dieses Haus, und sprach mit dieser Person.
Teilweise waren es sehr angenehme Gespräche über gemeinsam Erlebtes, schöne Erinnerungen an das erste Zusammentreffen und das berühmte Kribbeln im Bauch.
Es waren ausnahmslos Frauen, die ich traf.
Männer hatten in meinem Leben, sogar in meinem Beruf, nie eine Rolle gespielt.
Mit einer einzigen Ausnahme: mein Vater!
Doch er war viel zu früh gestorben.
Ich würde ihm wohl erst ganz am Ende dieser Straße begegnen.

Die Gespräche mit diesen Frauen endeten immer auf dieselbe hässliche Art und Weise.
Allesamt versuchten sie, mich dazu zu überreden, den Hinterausgang zu nehmen, und von meiner Straße abzuweichen.
Da ich mich nie darauf einließ, gab es immer hässliche Szenen.
So war ich dann auch froh, wenn ich wieder auf meiner Straße stand.
Ich ging ein paar Schritte weiter, bis ich nicht mehr gesehen werden konnte.
Erst dann gestattete ich mir darüber nachzudenken, ob es nicht ein Fehler war, dieses Angebot auszuschlagen.
Das würde jedoch bedeuten, dass es den ganzen Weg, den ich bereits zurückgelegt habe, gar nicht gäbe.
Ich würde hier am Anfang stehen, meine Straße verlassen, und auf einer mir unbekannten Straße weitergehen.
Der Gedanke an das Ungewisse bereitete mir Unbehagen, so dass ich ihn schnell abschüttelte, und meinen Weg fortsetzte.
Irgendwann, so hoffte ich, würde ich die für mich bestimmte Weggabelung erreichen.

Dieses fremde Licht störte mich sehr. Zwar ließ ich es nicht zu, dass es Einfluss auf meine Empfindungen nahm, doch manchmal irritierte es mich schon. Die Stimmen waren verstummt.

Meine Straße führte nun über einen Viadukt.
Es war dieses Viadukt, von dem ich hinunter springen wollte, noch bevor ich dreißig Jahre alt war.
Hier gab es nichts zu überlegen.
Ich ging schnell weiter. Ich hatte schon über die Hälfte des Weges hinter mir.
Die nächste Frau die ich traf, war die einzige, die mich nach einem kurzen Gespräch durch die Vordertür hinaus warf.
Das tat mir sehr weh.
Ich bekam ein Bild davon, wie es den bisherigen Frauen mit mir ergangen war.
Aber ich hatte richtig gehandelt, dachte ich trotzig.
Obwohl mich einer dieser Hinterausgänge vielleicht in ein besseres Leben geführt hätte, versagte hier meine Vorstellungskraft.
Mein Fehler lag früher.
Etliche Belanglosigkeiten weiter spürte ich, dass ich langsam meinem Ziel näher kam.
Mit jedem Schritt wurde ich unruhiger.
Ein Stein lag in meinem Magen, der immer schwerer zu werden schien.
Ich wurde so unruhig, dass ich sogar die Chronologie der Ereignisse durcheinander brachte.
Mein Vater war tot.
Ein Ereignis, dass eigentlich am Ende meines Weges stehen sollte.
Doch es war mir genau in diesem Augenblick bewusst geworden.
So schmerzlich bewusst, dass ich dachte mein Herz würde dieses nicht ertragen.


Das Haus am Rande der Straße war leer.
Eine Leere, die sich wie lähmend über mich legte.
Meine Beine wollten mir nicht mehr gehorchen.
Warum auch! dröhnte es in meinem Kopf.
Es geht nicht weiter, sagte mein Verstand.
Nicht vorwärts und nicht rückwärts.
Du bist am Ende deines Weges angekommen.

Ich spürte, dass ich nicht mehr allein auf der Straße war.
Schemenhaft kam eine Gestalt auf mich zu.
Ich erschrak zutiefst, als ich das rote Haar erkannte.
Jetzt war ich wirklich am Ziel meiner langen Reise.
Ich ging weiter auf diese Gestalt zu. Jetzt bloß keinen Fehler machen, dachte ich.

Aber dieses Mädchen kam mir entgegen und lächelte dieses zauberhafte Lächeln, an das ich mich über all die Jahre so gern erinnerte.
Sie hatte sich nicht in einem Haus verschanzt, sondern kam direkt auf mich zu. Sie trug das blaue Kleid, das so herrlich mit ihrem kupferroten Haar kontrastierte.

Die Intensität des Augenblicks ließ das störende Licht vollkommen verschwinden.
Jetzt gab es nur noch mich und dieses Mädchen.
Ich machte ein paar sehr große Schritte, denn ich musste unbedingt einen winzigen Augenblick in der Zeit überspringen.
Einen winzigen Augenblick in der Zeit, der jedoch, davon war ich mittlerweile überzeugt, mein gesamtes weiteres Leben zerstört hat.
Ein Blick in ihre Augen verriet mir, dass dieser Augenblick noch nicht gekommen war.
Ich bekam eine zweite Chance!
Diese Chance, nach der ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt hatte.
So sehr hatte sich diese Sehnsucht gesteigert, dass ich mich gedanklich von dem realen Leben verabschiedet hatte, und nur noch an diesen Augenblick denken konnte.
Es war an der Zeit, nun meinen Körper folgen zu lassen.
Ich wollte dieses herrliche Wesen in meine Arme nehmen, ihren Körper spüren und ihren Duft atmen.
Vergessen war dieser eine elende Augenblick, als ich mich, erschrocken über die Heftigkeit ihrer Gefühle, von ihr getrennt hatte.
Getrennt aus lauter Feigheit.
Das würde nun nie passieren.
Nie in meinem Leben würde ich ihr etwas Böses antun.
Als wir uns einen Augenblick in den Armen lagen, konnte ich sie tatsächlich körperlich spüren.
Das Licht, das mich zurückrufen wollte war erloschen.
Arm in Arm verließen wir die Straße und folgten einer kleinen Seitengasse.
Ich spürte wieder dieses Glücksgefühl, wie ich es in meinem Leben nie wieder gehabt hatte. Ich war am Ziel.
Der Tag neigt sich seinem Ende. Dunkler und dunkler wird es um mich herum. Doch ich spüre ihren Arm um meine Taille und bin glücklich.
Erschöpft schlafe ich ein.



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Harald
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Beitrag04.03.2012 00:09

von Harald
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Hallo Maestro,

ich schleiche schon die ganze Zeit um diesen Text herum, da er mich irgendwie sehr berührt, dein Weg auf der Straße der Rückerinnerung, das Eintauchen in die Vergangenheit, an deren Ende der eigene Tod als (Er-)Lösung steht.

Drei Dinge sind es, die mir dabei nahegehen.

Ich hatte einen Autounfall mit mehrfachenÜberschlägen, dabei sah ich das alles, was in Sekunden geschah wie in Zeitlupe mit Szenen aus meinem Leben, unstrukturiert, wie Dias im Sekundentakt. Ich war am Ende sehr erstaunt, dass es mich noch gab!

Mein Großvater saß mit auf die Knie aufgestützten Armen, verknoteten Händen und gesenktem Kopf immer öfter auf einem Stuhl, wenn man ihn ansprach, so murmelte er Namen, die laut Aussage meiner Mutter und meiner Tante immer mehr in seine Jugend und Kindheit hineinreichten, bis er wieder in der gegenwart war, eher unwillig! Irgendwann hat es sich dann geweigert, aufzustehen und ist innerhalb von drei Tagen "entschlafen", er wollte nicht mehr!

Ein junger Mann, der einen schweren Autounfall hatte, bei dem seine Freundin starb, er schwerst verletzt war, der erzählte mir, dass er ein helles Licht gesehen habe, das für ihn sehr anziehend war, aber als er hörte, dass man in Kürze seine lebenserhaltende Maßnahmen , die Gerätschaften, abstellen wolle, da habe er zu kämpfen begonnen.

Deine Geschichte liegt auf diesem Level, so denke ich!

Zum "Handwerklichen":

Irgendwie hat man das Gefühl, du benutzt zu oft die Enter-Taste. Dein Werk ist zu wenig strukturiert, weil es überstrukturiert ist durch ganze Abschnitte mit der Trennung nach jedem Satz.
Du schaffst es sogar, Sätze, die mit Kommas verbunden werden sollten als zwei, in durch Absätze getrennte Einzelsätzen zu schreiben!

Ich würde übrigens, nach den Erklärungen in der Vergangenheitsform, wie du bisher die Straße entlang gingst, nach der Erkenntnis, dass dein Vater tot und nicht mehr da ist, in die Gegenwartsform wechseln, sozusagen den Leser das Finale miterleben lassen!

LG

Harald


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Harald

Um ein Ziel zu erreichen ist nicht der letzte Schritt ausschlaggebend, sondern der erste!
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Maestro
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Beiträge: 338



Beitrag05.03.2012 17:41

von Maestro
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Hallo Harald,

vielen Dank für deine Meinung zu meiner KG.
Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass diese Geschichte Bilder und Erinnerungen in die geweckt hat. Die von dir geschilderten Situationen lösen zwangsläufig intensive Emotionen aus.
Daher betrachte ich deinen Beitrag durchaus als Kompliment.
Beim Leser Bilder und Emotionen zu wecken, ist mein höchstes Ziel, und der Grund warum ich überhaupt schreibe.

Vielen Dank

Maestro

P.S. Kannst du mir bitte noch ein Beispiel für so einen "zerhackten" Satz geben?
Früher gefürchtet für meine Schachtelsätze, bin ich wohl ins andere Extrem verfallen.


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Gast







Beitrag09.03.2012 19:03

von Gast
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Hallo Maestro,

erst mal: Herzlich willkommen hier. smile

Ich schau mir deine kurze Geschichte mal an – Kurzgeschichten gehen anders.

Zu deiner Eingangsfrage: Man darf über alles schreiben – die Frage ist, will man das und interessiert es die Leser? Dieser Text ist sehr lang und am Bildschirm schwer zu lesen. Ich würde empfehlen in Zukunft lange Texte häppchenweise einzustellen, sind leichter verdaulich.
Das Thema gefällt mir sehr gut. Schade ist es natürlich, wenn schon in der Überschrift ein Fehler ins Auge springt. Straße schreibt man immer noch ß, wie du das im weiteren Verlauf ja auch richtig geschrieben hast. Der Text selbst hat sehr, und zwar wirklich sehr viele, „ich“. Das liest sich überhaupt nicht gut. Auch andere Wörter wiederholst du immerzu und ein paar Tipp- und Interpunktionsfehler sind auch drin. Die Formatierung ist irreführend. Und so richtig mitfühlen kann ich mit dem Protagonisten auch nicht. Ich meine, da müsstest du noch mal ran.

Liebe Grüße
Monika
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Sternenzeichner
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S

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Beiträge: 1
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S
Beitrag10.03.2012 04:24

von Sternenzeichner
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Guten Morgen Maestro!
Dein Text las ich mit gemischten Gefühlen. Denn einerseits finde ich das Thema gut und auch gefühlvoll umgesetzt. Andererseits zerstört Dein Sprachrhythmus das ein oder andere Gefühl, das Du hervorrufen wolltest.

Du erzählst besonders zum Anfang in kurzen, abgehackten Sätzen. Dahinter vermute ich, das Du eine Monotonie entstehen lassen wolltest. Aber es ist "zu viel" davon in den ersten Zeilen.
Später dann lockerst Du auf und stellst Fragen, die ich für mich nicht beantwortet finde. Welche Stimmen verstummen? Die vom Anfang? Dazu aber fehlt mir hier der Bezug. Ich hätte gerne den Vater getroffen. Finde es richtig schade, das er nicht da war. Denn er war ja schließlich der einzigste Mann in seinem Leben. Fast das Interessanteste, denn das er am Ende die Liebe seines Lebens finden würde, was mir klar.

Ich meine, manchmal hast Du versucht, Gefühle durch Wiederholung zu "erzwingen", was den Text, vor allem am Anfang, schwer lesbar macht. Zum Schluss wird das besser. Ich denke, wenn Du etwas weniger wiederholst und weniger die Sätze zerhackst, erreichst Du mehr Gefühle.
Vielleicht versuchst Du mal, Dich emotional von dieser Geschichte zu entkoppeln und überarbeitest sie dann wieder. Ich finde, das dann die Gefühle für den Leser besonders stark ankommen.
Ich hoffe, das Du verstehst, was ich meine.
Schöne Träume
Sternenzeichner
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Maestro
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Alter: 67
Beiträge: 338



Beitrag10.03.2012 15:26
Danke
von Maestro
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Hallo euch beiden,

ich danke euch für eure konstruktive und nachvolllziehbare Kritik.
Ich hatte gehofft, dergleichen in diesem Forum zu finden.
Werde also mit meinem Text noch mal in Klausur gehen.
@ Paloma  Strasse hat mir mein RS-Programm (MS Word 2010) nicht moniert

@ Sternenzeichner Werde versuchen, die Gefühle näher zu bringen.
   Mit dem Vater ist es ein wenig schwierig. Vielleicht möchte der Prota dieses Thema schnell übergehen, da sehr schmerzhaft?

Danke

Maestro


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Maestro
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Beiträge: 338



Beitrag10.03.2012 20:37
Nur einmal noch
von Maestro
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Guten Abend zusammen,

Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber dieser Text ist mir aus verschiedenen Gründen sehr wichtig. Dashalb hier die überarbeitete Fassung, in der ihr eure Kritikpunkte hoffentlich zur Zufriedenheit umgesetzt seht.
@ Harald  Hast recht mit der Gegenwart. Ist irgendwie "näher dran".

Interessant wäre natürlich auch die Meinung von jemandem (heisst es jetzt jemandem oder jemanden? Werd ich nie lernen), der die erste Fassung nicht gelesen hat.

Bitte, bitte noch einmal euer Urteil zu:

Straße ohne Namen

Für Karin

„Wie haben ihn wieder!“
Zusammen mit dieser Stimme dringt ein gleißendes Licht in mein Unterbewusstsein.
Ich bin verwirrt, denn ich kann nicht erkennen, woher dieses Licht kommt.
Wegen dieser Irritation verharre ich kurz auf der Straße, die ich seit Ewigkeiten entlang gehe. Ich möchte aber nicht stehen bleiben, sondern weiter meinen Weg gehen. Diese Straße entlang, die keinen Namen hat.
Schließlich habe ich schon einen sehr weiten Weg hinter mir.
Ich bin ganz allein auf dieser Straße. Es gibt keine Laternen. Alles ist in einen leichten Nebel gehüllt, der sich gleich dem Morgennebel an einem schönen Herbsttag über dieses Szenario ausbreitet. Es ist nicht kalt, aber auch nicht warm; sehr angenehm um einen Spaziergang zu machen.
Den ersten Teil des Weges bin ich noch mit meiner Gehhilfe gegangen. Jetzt bin ich nicht mehr darauf angewiesen.
Ich gehe nämlich zurück.
Zurück in der Zeit, und zurück durch mein Leben.
So hat mich anfangs auch meine Frau ein ganzes Stück des Weges begleitet. Zwar ging sie nicht an meiner Seite, stand aber immer wieder am Straßenrand und versuchte, mich aufzuhalten.
Ich blieb nicht stehen, weil ich genau das nicht wolte.
Zu lange schon hatte ich mich in die Vergangenheit zurück gezogen, hörte nur noch die alte Musik aus meiner Jugendzeit, und ließ meine Gedanken der Musik folgen.
Immer folgte ich der Musik zurück bis zu einem bestimmten Punkt meines Lebens. Und an diesem Punkt stellte ich mir all die Fragen, die wohl jeder Mensch einmal in seinem Leben stellt: Was wäre wenn?
Wenn ich mich damals anders entschieden hätte. Wie wäre mein Leben wohl verlaufen?
Ich war auf der Suche nach der Vergangenheit, der Möglichkeit, meinem Leben doch noch eine Wende zu geben.
Allerdings beschränkte sich diese Suche auf meine Vorstellungswelt.
Sobald ich versuchen würde, diese Suche Realität werden zu lassen, müsste ich die Unmöglichkeit dieses Unterfangens einsehen.
Davor hatte ich Angst, denn es würde mich meiner Illusionen berauben.
In einem meiner Lieblingslieder heißt es:
„Lasst mir meine Illusionen, sie erhalten mich am Leben.“
So ging ich also weiter auf dieser Straße, ohne mir einzugestehen, dass ich ein ganz bestimmtes Ziel habe.
Lange Strecken war ich wieder allein, und das war gut so.
Ich bin gern allein, denn dieses Alleinsein gab mir ein Gefühl von innerem Frieden. Allein sein konnte ich nur, indem ich all die Belanglosigkeiten in meinem Leben ausblendete. Erschreckt musste ich feststellen, wie viel meiner begrenzten Zeit sie mir geraubt hatten.
Ab und an jedoch stand ein Haus am Straßenrand.
Am Fenster sah ich eine Person, die in meinem Leben eine mehr oder weniger große Rolle gespielt hat.
Ich ging dann hinein in dieses Haus, und sprach mit dieser Person.
Teilweise waren es sehr angenehme Gespräche über gemeinsam Erlebtes, schöne Erinnerungen an das erste Zusammentreffen und das berühmte Kribbeln im Bauch.
Es waren ausnahmslos Frauen, die ich traf.
Männer hatten in meinem Leben, sogar in meinem Beruf, nie eine Rolle gespielt.
Mit einer einzigen Ausnahme: mein Vater!
Ihm würde ich erst viel später begegnen, denn er war gestorben, als ich noch sehr jung war. Ich verbannte jeden Gedanken an ihn aus meinem Gehirn. Zur Trauer war später noch Zeit genug.

Die Gespräche mit den Frauen endeten immer auf dieselbe hässliche Art und Weise. Allesamt versuchten sie, mich dazu zu überreden, den Hinterausgang zu nehmen, und von meiner Straße abzuweichen. Da ich mich nie darauf einließ, sondern mich verabschiedete, gab es immer hässliche Szenen.
So war ich dann auch froh, wenn ich wieder auf meiner Straße stand, und beeilte mich, au0er Sichtweite zu kommen.
Erst dann gestattete ich mir darüber nachzudenken, ob es nicht ein Fehler war, dieses Angebot auszuschlagen.
Das würde jedoch bedeuten, dass es den ganzen Weg, den ich bereits zurückgelegt habe, gar nicht gäbe.
Ich würde hier am Anfang stehen, meine Straße, auf der ich mich mittlerweile so wohl fühlte, verlassen müssen und einem mir unbekannten Weg folgen.
Mein ganzes Leben war voller Ungewissheiten, Immer wieder stolperte ich ins Unbekannte, und ich hatte gelernt, Ungewissheiten zu hassen. Jetzt, auf meinem Weg zurück, wusste ich, was mich erwartete. Also sagte ich mir, dass ich richtig gehandelt hatte, denn ich konnte ohne Umwege weiter mein Ziel verfolgen. Irgendwann, so hoffte ich, würde ich die für mich bestimmte Weggabelung erreichen.
Je weiter ich ging, umso mehr verblasste das Licht, dass mich anfangs noch so irritiert hatte. Jetzt konnte es keinen Einfluss aus meine Empfindungen mehr nehmen. Auch die Stimmen waren verstummt, und ich war endgültig mit mir allein.
Meine Straße führte nun über einen Viadukt.
Es war dieser Viadukt, von dem ich hinunter springen wollte, noch bevor ich dreißig Jahre alt war.
Hätte ich es getan, hätte ich mir, und auch einigen anderen Personen die ich danach traf, viel Leid ersparen können.
Ich machte keinen Versuch, das Für und Wider abzuwägen.
Es würde zu nichts führen. Also setzte ich schnell meinen Weg fort.
Die nächste Frau die ich traf, war die Einzige, die mich nach einem kurzen Gespräch durch die Vordertür hinaus warf. Gern hätte ich ein Weilchen bei ihr verharrt. An diese Station meines Lebens erinnerte ich mich gern. Doch schließlich hatte ich auch sie verlassen und musste nun erkennen, wie viel Leid ich ihr damit zugefügt hatte.
Diese Erkenntnis und der Rauswurf taten mir sehr weh.
Ich bekam ein Bild davon, wie es den bisherigen Frauen mit mir ergangen war.
Trotzig schüttelte ich diesen Gedanken ab.  
Obwohl mich einer der angebotenen Hinterausgänge vielleicht in ein besseres Leben geführt hätte, glaubte ich, richtig gehandelt zu haben. Mein Leben folgte einer gewissen Logik; ein Fehler zog den nächsten nach sich.
Der alles entscheidende Fehler lag viel früher. Es folgte eine lange Phase, da ich endlich wieder allein mit mir war. Doch dieses Mal konnte mich das Alleinsein nicht beruhigen. Etwas lag in der Luft. Etwas sehr Schwerwiegendes. Ich fühlte mich wie im Auge des Tornados.  Absolute Ruhe.
Zum ersten Mal auf meinem Weg wich das Gefühl wohltuend allein zu sein, und wurde durch ein anderes Gefühl ersetzt: Einsamkeit! Ich war einsam und hilflos, während ich mich dem schlimmsten Ereignis in meinem Leben näherte. Ich hielt inne.
Ich war nicht gewappnet für das, was jetzt passieren würde. Verzweifelt suchte ich nach einer Weggabelung. Ich musste diesem Ereignis aus dem Wege gehen. Kein Haus mehr am Straßenrand wo ich mich verstecken konnte. Angst schnürte mir die Kehle zu, so wie damals, als ich gerade fünfzehn Jahre alt war.
Ich wollte stehen bleiben, für immer genau an dieser Stelle stehen, doch vollkommen mechanisch setzten meine Beine einen Schritt vor den anderen, und brachten mich der Katastrophe immer näher.
Das Haus am Rande der Straße war leer, eine Leere, die sich wie lähmend über mich legte.
Meine Beine wollten mir nicht mehr gehorchen.
Warum auch! dröhnte es in meinem Kopf.
Es geht nicht weiter, sagte mein Verstand, nicht vorwärts und nicht rückwärts.
Du bist am Ende deines Weges angekommen.
Zögernd öffnete ich die Tür des Hauses, aus dem mich niemand ansah. Die Fenster waren schwarze Höhlen.
Hinter der Tür lag ein Friedhof.
Ich stand vor dem Grab meines Vaters.
 
Manchmal hasse ich die Menschen wirklich!!
Sie sind ignorant, eingebildet und dumm!! Sie belügen und betrügen sich selbst und andere!!
Wer behauptet ernsthaft, dass man in einer schwierigen Situation Trost finden kann, wenn man am Grab eines geliebten Menschen steht? Das kann nur jemand sagen, dem dieser Mensch da unten ganz egal ist. Ein Friedhof ist ein Ort der Trauer, sonst nichts! Wer Trost und Hilfe sucht, ist dort vollkommen fehl am Platz.
Alle furchtbaren Bilder, die ich mein ganzes Leben lang in der finstersten Ecke meines Herzens zu vergraben versucht hatte, wurden wieder lebendig. Die Beerdigung auf der ich zusammenbrach. Drei Jahre langes Leiden meines Vaters. Zwei Selbstmordversuche, die ich miterleben musste. Und schließlich das Bild, da mein Vater aufgebahrt in der Leichenhalle lag. Wie viele Millionen mal hatte ich mir gewünscht, nicht dorthin gegangen zu sein. Dann hätte ich meinen Vater als lebendes Wesen in Erinnerung behalten können. Als den Mann, den ich, trotz seiner Strenge, so geliebt und verehrt hatte. Der Mann, der mir so vieles beigebracht hatte, lange bevor ich in die Schule ging. Der Mann der mich im Winter auf dem Schlitten kilometerweit gezogen hatte.

Ganz langsam weichen die schrecklichen Bilder des Todes den Erinnerungen aus der Kindheit. Schnee breitet sich über dem Friedhof aus, und bedeckt das Elend bringende Grab. Doch er vermag das Leid nicht zu mindern. Lediglich eine eisige Kälte erfasst das Herz, um es am Zerspringen zu hindern.   
Warum nur bin ich hier gelandet? So weit habe ich gar nicht gehen wollen. Mein Ziel liegt vor dieser Zeit. Ich muss etwas übersehen haben. Wie konnte ich mein eigentliches Ziel verfehlen. Wenn ich es nicht finde, war der ganze, lange Werg umsonst.
Hastig löse ich mich von dem Friedhof, und laufe durch die Tür hinaus auf die Straße. Ich muss sie finden.
Da ich sie erst nach dem Tod meines Vaters kennen gelernt habe, muss ich auf der Straße zurück laufen. Nicht weit, nur ein kleines Stück. Ich muss eine Gabelung übersehen haben. Ich gehe mit gesenktem Kopf, suche den Boden nach Anzeichen für einen anderen Weg ab.
Ich bin nicht weit gegangen, da entdecke ich wirklich etwas. Kein Wunder, dass ich diesen Pfad übersehen habe. Er ist fast zugewuchert in all den Jahren. Nur meiner intensiven Suche habe ich es zu verdanken, dass ich nun doch noch mein Ziel ansteuern kann.
Mit jedem Schritt wird die Erinnerung lebendiger, und gleichzeitig scheint sich das Gestrüpp zurück zu ziehen, und aus dem zugewucherten Pfad wird wieder eine Straße. Diese Straße, die mich endlich zu der Person führen wird, für die ich diesen ganzen Weg auf mich genommen habe.  
Ich spüre, dass ich nicht mehr allein auf der Straße bin.
Schemenhaft kommt eine Gestalt auf mich zu.
Ich erschrecke zutiefst, als ich das rote Haar erkenne.
Jetzt bin ich wirklich am Ziel meiner langen Reise.
Ich gehe weiter auf diese Gestalt zu. Jetzt bloß keinen Fehler machen, denke ich.
Aber dieses Mädchen kommt mir entgegen und lächelt dieses zauberhafte Lächeln, an das ich mich über all die Jahre so gern erinnere.
Sie hat sich nicht in einem Haus verschanzt, sondern kommt direkt auf mich zu. Sie trägt das blaue Kleid, das so herrlich mit ihrem kupferroten Haar kontrastiert.
Die Intensität des Augenblicks blendet alles Andere aus.
Jetzt gibt es nur noch mich und dieses Mädchen.
Ich mache ein paar sehr große Schritte, denn ich muss unbedingt einen winzigen Augenblick in der Zeit überspringen.
Einen winzigen Augenblick, der jedoch, davon bin ich mittlerweile überzeugt, mein gesamtes weiteres Leben zerstört hat.
Ein Blick in ihre Augen verrät mir, dass dieser Augenblick noch nicht gekommen ist.
Ich bekomme eine zweite Chance!
Diese Chance, nach der ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt habe.
So sehr hat sich diese Sehnsucht gesteigert, dass ich mich gedanklich von dem realen Leben verabschiedet habe, und nur noch an diesen Augenblick denken kann.
Es ist an der Zeit, nun meinen Körper den Gedanken folgen zu lassen. Hier gehöre ich hin, voll und ganz.
Ich will dieses herrliche Wesen in meine Arme nehmen, ihren Körper spüren und ihren Duft atmen.
Vergessen ist dieser eine elende Augenblick, als ich mich, erschrocken über die Heftigkeit ihrer Gefühle, von ihr getrennt habe. Getrennt aus lauter Feigheit.
Das wird nun nie passieren.
Nie in meinem Leben werde ich ihr etwas Böses antun.
Als wir uns einen Augenblick in den Armen liegen, kann ich sie tatsächlich körperlich spüren.
Arm in Arm verlassen wir die Straße und folgen einer kleinen Seitengasse. Diese wird nun unser beider Leben bestimmen. Auf ewig zusammen.
Ich spüre wieder dieses Glücksgefühl, wie ich es in meinem Leben nie wieder gehabt habe. Ich bin am Ziel.
Der Tag neigt sich seinem Ende. Dunkler und dunkler wird es um mich herum. Doch ich spüre ihren Arm um meine Taille und bin glücklich.
Erschöpft schlafe ich ein.

Danke allen im Voraus

Maestro


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Albatros
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A
Beitrag11.03.2012 14:08
Hallo Maestro
von Albatros
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Hallo Maestro.

Meine Beurteilung deines Textes müsste sich ganz eng an der von Harald orientieren (die ich natürlich erst nach dem ersten Durchlesen des Textes gesehen habe).

Insofern stimmen meine Eindrücke mit seinen weitgehend überein, gerade was die Kürze der Sätze und die häufige, bisweilen abrupte Trennung von gedanklichen Bögen anbelangt. Der Lesefluss hat demnach von der Überarbeitung des Textes am meisten profitiert, wobei du, finde ich zumindest, stellenweise noch etwas weiter gehen könntest.

Sicher, Schachtelsätze sind eine Versuchung der man nicht erliegen sollte, aber auch in der überarbeiteten Fassung 'wirft' einen die häufige Verwendung von Punkt und Absatz noch gelegentlich aus dem Text.

Den Text nach allgemeingültigen Kriterien zu bewerten, fällt mir schwer, da er einen sehr persönlichen, hochemotionalen Inhalt transportieren will.

Gerade das gelingt auch sehr gut.
Ich denke, jeder, der diese "Kurzgeschichte" wie du selbst sagst, gelesen hat, konnte vieles von dem sehen was du zeigen wolltest.

Viele Grüße,

Til
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Maestro
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Beitrag16.03.2012 18:29
Das "Ich"
von Maestro
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo zusammen,

bin wieder mal bei der Überarbeitung meiner KG "Straße ohne Namen".
Jetzt weiss ich nicht weiter, und brauche eure Hilfe.
Paloma hat kritisiert, dass am Anfang viel zu viel "Ich"s in der Geschichte sind.
Da muss ich ihr wohl Recht geben, weiss aber nicht, wie ich das umgehen soll.
Bitte um eure Vorschläge!

LG Maestro

„Wie haben ihn wieder!“
Zusammen mit dieser Stimme dringt gleißendes Licht in mein Unterbewusstsein; ich bin verwirrt, denn ich kann nicht erkennen, woher dieses Licht kommt.
Kurz verharre ich auf der Straße, auf der ich seit Ewigkeiten entlang gehe. Ich möchte nicht stehen bleiben, sondern weiter meinen Weg gehen. Diese Straße entlang, die keinen Namen hat.
Schließlich habe ich schon einen sehr weiten Weg hinter mir.
Ich bin allein auf dieser Straße. Alles ist in einen leichten Nebel gehüllt, der sich gleich dem Morgennebel an einem schönen Herbsttag über dieses Szenario ausbreitet. Es ist nicht kalt, aber auch nicht warm; sehr angenehm um einen Spaziergang zu machen.
Den ersten Teil des Weges bin ich noch mit meiner Gehhilfe gegangen. Jetzt bin ich nicht mehr darauf angewiesen.
Ich gehe nämlich zurück.
Zurück in der Zeit und zurück durch mein Leben.
So bin ich anfangs immer wieder meiner Frau begegnet. Zwar ging sie nicht an meiner Seite, stand aber immer wieder am Straßenrand und versuchte mich aufzuhalten.
Ich bleibe nicht stehen, weil ich genau das nicht will.
Zu lange schon hatte ich mich in die Vergangenheit zurück gezogen, hörte nur noch die alte Musik aus meiner Jugendzeit, und ließ meine Gedanken der Musik folgen.
Immer folgte ich der Musik zurück bis zu einem bestimmten Punkt meines Lebens. Und an diesem Punkt stellte ich mir all die Fragen, die wohl jeder Mensch einmal in seinem Leben stellt: Was wäre wenn?
Wenn ich mich damals anders entschieden hätte. Wie wäre mein Leben wohl verlaufen?
Ich war auf der Suche nach der Vergangenheit, der Möglichkeit, meinem Leben doch noch eine Wende zu geben.
Allerdings beschränkte sich diese Suche auf meine Vorstellungswelt.
Sobald ich versuchen würde, diese Suche Realität werden zu lassen, müsste ich die Unmöglichkeit dieses Unterfangens einsehen.
Davor hatte ich Angst, denn es würde mich meiner Illusionen berauben.
In einem meiner Lieblingslieder heißt es:
„Lasst mir meine Illusionen, sie erhalten mich am Leben.“
So gehe ich also weiter auf dieser Straße, ohne mir einzugestehen, dass ich ein ganz bestimmtes Ziel habe.
Lange Strecken bin ich wieder allein, und das ist gut so.


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Beitrag16.03.2012 18:54

von Daodras
Antworten mit Zitat

» ich bin verwirrt, denn ich kann nicht erkennen «

Verwirrt, denn es ist nicht zu erkennen, woher dieses Licht kommt.

» Kurz verharre ich auf der Straße, auf der ich seit Ewigkeiten entlang gehe. Ich möchte nicht stehen bleiben, sondern weiter meinen Weg gehen. Diese Straße entlang, die keinen Namen hat.
Schließlich habe ich schon einen sehr weiten Weg hinter mir.
«

Hier hab ich leider keinen Tipp, sorry

» Ich bin allein auf dieser Straße. «

Außer mit ist niemand auf dieser Straße.

» Den ersten Teil des Weges bin ich noch mit meiner Gehhilfe gegangen. Jetzt bin ich nicht mehr darauf angewiesen. «

Auf dem ersten Teil des Weges stützte mich meine Gehhilfe noch, doch nun wurde diese nicht länger gebraucht.
(Ich weiß, der zweite Teil des Satzes ist Mist, aber zumindest das erste ICH kannst du umgehen.)

» Ich gehe nämlich zurück. «

»Denn jetzt geht es zurück. Zurück in der Zeit und zurück durch mein Leben.

Wow, ich schreib es nur mal auf, weil ich die Wendung so geil finde. Daumen hoch, kam unerwartet!
(Hier übrigens am besten kein Absatz, empfehle ich. Mich hat er beim Lesen gestört.)

»So bin ich anfangs immer wieder meiner Frau begegnet. Zwar ging sie nicht an meiner Seite, stand aber immer wieder am Straßenrand und versuchte mich aufzuhalten.
Ich bleibe nicht stehen, weil ich genau das nicht will.
«

So begegnete mir anfangs immer wieder meine Frau. [..] Doch ich will das nicht und gehe einfach weiter.
(Sorry, hier betrüge ich dich um dein tolles „genau“...  )

»Zu lange schon hatte ich mich in die Vergangenheit zurück gezogen, hörte nur noch die alte Musik aus meiner Jugendzeit, und ließ meine Gedanken der Musik folgen.«

Zu lange schon hatte mich die Vergangenheit wieder nach hinten gezogen, mich nur noch die alte Musik meiner Jugendzeit hören und meine Gedanken der Musik folgen lassen.


»Immer folgte ich der Musik zurück bis zu einem bestimmten Punkt meines Lebens. Und an diesem Punkt stellte ich mir all die Fragen, die wohl jeder Mensch einmal in seinem Leben stellt: Was wäre wenn? «

Die Musik trug mich immer wieder an einen bestimmten Punkt meines Lebens zurück. Und an diesem Punkt kamen mir dann all die Fragen, die sich wohl jeder ...

»Wenn ich mich damals anders entschieden hätte (Ich denke, hier sollte ein Komma stehen!) Wie wäre mein Leben wohl verlaufen?«

Sobald ich versuchen würde, diese Suche Realität werden zu lassen, müsste ich die Unmöglichkeit dieses Unterfangens einsehen. «

Sorry, hier wirst du kein ICH los. Aber „versuchen würde“ ist unrund, in meinen Augen. »Sobald ich versuchte«, würde ich sagen, weil er es ja dann im „Jetzt“ tut.

»Davor hatte ich Angst, denn es würde mich meiner Illusionen berauben. «

Ich frage mich hier auch wieder, wo du den Absatz hernimmst. Das muss noch oben in den Absatz rein...

»In einem meiner Lieblingslieder heißt es:
„Lasst mir meine Illusionen, sie erhalten mich am Leben.“
«

Selbes Spiel: Kein Absatz!


Mein persönlicher Kommentar:
Das ist eine schöne und durchdachte Kurzgeschichte. Ich will mehr lesen, aber nicht nur weil ich sie mochte, sondern weil ich das Ende – ist es das Ende? – ein wenig zu platt finde, zu schnell gekommen, als sprintest du nach vorne – aber deine Figur läuft gemütlich an allem vorbei, dieses Bild sehe ich zumindest wenn ich das so lese. Hetz dich nicht mit dem Ende, geh es langsam.

Außerdem fehlt mir ein wenig dieser Hintergrund, was denn genau mit seiner Frau war. Oder war der Grund ist, warum er nun läuft. AAABER das zweite „mir fehlt XY“ ist ein Pluspunkt! Das ist so ein typisches „ich will weiterlesen“, das ist eine dieser offenen Fragen die es spannend  machen und mich an deinen Text binden.

So, das war es von mir an geistigebn Ergüssen, ich schreibe weiter an meinen Drachen.
hoffe ich konnte helfen und lg~
daodras


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Das Leben ist wie ein Märchen. Um zu überzeugen zählt am Ende nicht wie lang es war, sondern wie gut es war.
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