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Maskerade


 
 
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag10.01.2012 13:46
Maskerade
von lilli.vostry
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Maskerade
(angeregt durch den Film "Die Haut, in der ich wohne" von Almodóvar)

Nimm Deine Maske
ab
Ich weiß
Wer Du bist
und nie sein
wirst
Für mich
Dein Blick
ist Verlangen
Versprechen
Verzweiflung
Verwunderung
Doch Du
Siehst
mich
nicht


Verwandlung

Du siehst
eine Frau
in ihr
die sie
nicht
ist
nicht
sein
kann
Nie
sein
wollte

Du liebst
nur das Bild
von ihr
das Du erschaffen hast

Ihr Gesicht
Ihren Körper
Leblose Schönheit
die vor der
vergänglichkeit
flieht


Spiegelbild

Als sie ihr
Spiegelbild
sah
Sprang sie
aus dem
Fenster
Ihr Gesicht
und ihr Körper
waren nicht
viel mehr
als ein Funken
Asche
Verloren
Verbrannt
Verglüht
Wie
ihre
Liebe

Zweite Haut
Er gab
ihr
eine
Zweite Haut
die sie vor allem
schützen
sollte
Kälte
Wärme
Schmerz
und
Angst

Doch sie
fühlte sich
fremd
in dieser Haut
die nicht
ihre war

Er zwang sie
Hinein
In das maßgeschneiderte
Gefängnis
aus Haut

Tauchte mit ihr
ein
in eine
längst
vergangene Liebe
Als könnte sie
neu
auferstehen

Doch unter
der Haut
brodelte
ein anderes
Wesen
das nicht
vergaß
wer es war
aus seiner Haut
fuhr und
ihn
tötete

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Enfant Terrible
Geschlecht:weiblichalte Motzbirne

Alter: 30
Beiträge: 7278
Wohnort: München


Ein Fingerhut voller Tränen - Ein Gedichtband
Beitrag10.01.2012 16:05

von Enfant Terrible
Antworten mit Zitat

Liebe lilli, ich stelle einfach mal rotzfrech die Vermutung auf, dass du noch nicht sehr viele Gedichte geschrieben hast, das also einer deiner ersten Versuche ist. Somit wäre die Lyrik-Werkstatt eine gute Anlaufstelle, um noch ein wenig am Handwerklichen zu feilen, denn dein Werk hat, so wie es ist, noch viel Luft nach oben.

Zunächst der Hauptkritikpunkt: Das Gedicht, obwohl es an sich eine recht dramatische und spannende Geschichte erzählt, ist wahnsinnig anstrengend zu lesen aufgrund der willkürlich und inflationär gesetzten Zeilenumbrüche. Nach so gut wie jedem Wort umbrechen zu müssen, strengt alleine schon optisch an und lenkt vom Wesentlichen ab.

Ich habe mir erlaubt, das Gedicht rein formal ein wenig umzuschreiben, indem ich die Enjambements herausnehme und den Sätzen ein paar Satzzeichen spendiere. Was dabei herauskommt, sticht ins Auge:

Zitat:
Nimm Deine Maske ab. Ich weiß, wer Du bist und nie sein wirst für mich. Dein Blick ist Verlangen, Versprechen, Verzweiflung, Verwunderung. Doch Du siehst mich nicht.

Verwandlung

Du siehst eine Frau in ihr, die sie nicht ist, nicht sein kann. Nie sein wollte.

Du liebst nur das Bild von ihr, das Du erschaffen hast.

Ihr Gesicht, ihren Körper. Leblose Schönheit, die vor der Vergänglichkeit flieht.

Spiegelbild

Als sie ihr Spiegelbild sah, sprang sie aus dem Fenster. Ihr Gesicht und ihr Körper waren nicht viel mehr als ein Funken Asche. Verloren, verbrannt, verglüht wie ihre Liebe.

Zweite Haut. Er gab ihr eine zweite Haut, die sie vor allem schützen sollte: Kälte, Wärme, Schmerz und Angst.

Doch sie fühlte sich fremd in dieser Haut, die nicht ihre war.

Er zwang sie hinein in das maßgeschneiderte Gefängnis aus Haut.

Tauchte mit ihr ein in eine längst vergangene Liebe,  als könnte sie neu auferstehen.

Doch unter der Haut brodelte ein anderes Wesen, das nicht vergaß, wer es war, aus seiner Haut fuhr und ihn tötete.


Fällt dir etwas auf? Wenn man das Gedicht ohne die ermüdenden Enjambements niederschreibt, kommt bestenfalls eine Prosageschichte heraus, da der Satzbau ebenso wie die Sprache und die Bilder eher prosaisch sind. Etwas lyrisches finde ich darin nicht, das lässt sich auch durch die bemühte äußere Form nicht "tarnen".

Der Inhalt lässt mich nicht nur aufgrund der mangelnden Verdichtung recht unbefriedigt zurück, mir scheint es, als wolltest du eine möglichst dramatische Geschichte erzählen, die aber durch die gehäuften Klischees von Düsternis und persönlichem Verfall ein wenig Substanz bzw einen "Plot" vermissen lässt. Alles bleibt vage, was an sich zwar viele Interpretationsansätze zulässt, jedoch bietest du dem Leser nicht genügend Anhaltspunkte, um die Geschichte wirklich mitzufühlen und sich hineinzuversetzen, sondern verweilst auf dem Niveau geläufiger Klischees, wie man sie z.B. in stereotypen Songtexten sehr oft findet.

Einen roten Faden in den Ausführungen zu finden, ist schwer. Ich versuche, ihn mal so gut es geht nachzuvollziehen: Erst geht es um Enttarnung, um eine Maske, die fällt. Wer nimmt die Maske ab? Wer ist das Du? Warum fühlt er oder sie die aufgezählten Emotionen? Dann wird dem Du vorgeworfen, jemand in ein Bild, das sie nicht erfüllen konnte, gepresst zu haben. Dann wechselt die Perspektive hin zur tragischen weiblichen Protagonistin, auch hier bleibst du im Unklaren, es ist die Rede vom Wiederaufleben einer verlorenen Liebe, aber auch von Gefangenschaft und gar von Suizid (chronologische Reihenfolge???) Am Ende bricht ein Monster unter der falschen Haut hervor, das seinen - Retter? Peiniger? - tötet, um Rache zu üben.

Nun. So die Rahmenstory. Da könnte man vieles hineininterpretieren, von Esstörungen bis hin zu sexuellem Missbrauch. Schwierig. Die destruktive Beziehung zweier Menschen, die im Kern dieser Story verborgen ist, reizt mich durchaus, allerdings vermisse ich, wie gesagt, ein Einzelschicksal hinter den verschwommenen Klischees. Mehr Präzision und Verdichtung wären erwünscht. Vielleicht versuchst du es tatsächlich mal, diesen Text als Prosageschichte zu verarbeiten, mit einem stringenten Plot? Wäre sicherlich interessant, was dabei herauskommt. Viel Glück!


_________________
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"Schreib nie mehr sowas. Ich bitte dich darum." © Eddie
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jim-knopf
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Beiträge: 3974
Wohnort: München
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Goldene Feder Lyrik


Beitrag10.01.2012 18:02

von jim-knopf
Antworten mit Zitat

hallo lilli,

ich verschiebe diesen text aus von enfant schon genannten gründen in unsere werkstatt. dort wird man dir helfen, aus diesem text noch mehr zu machen. ich denke nämlich, dass er durchaus potential hat. im gegensatz zu meinem vorredner finde ich gerade die zeilenumbrüche sehr interessant. tatsächlich würde dieser text an qualität verlieren, würdest du die umbrüche anders setzen, denke ich. allerdings könnte man hier und da noch ein wenig kürzen. ich würde den stil mit den zeilenumbrüchen so belassen und das gedicht neu und "verdichteter" anfangen.

gruß
roman


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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag27.01.2012 23:58
zu meinem Gedicht Maskerade
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo "Enfant Terrible",
ich hab Deine Gedanken zu meiner Gedichtfolge "Maskerade" gern gelesen und viele Deiner Vermutungen treffen zu. Ich möchte aber nicht mehr zum DU verraten, das nähme ja den Reiz. Es ist bewusst vieldeutig gehalten. Wortbilder, so nenne ich sie lieber , schreibe ich schon länger. Meist intuitiv meiner inneren Stimme folgend und ändere im Nachhinein wenig, weil sie ja aus einer bestimmten Stimmung und Eindrücken heraus entstehen. Ich lese auch bei den anderen AutorInnen dieses lit. Forums lieber die nicht so perfekten, geschliffenen Wortdiamanten lieber, als allzu gekünstelt verrätselte Wortschöpfungen.
Jedenfalls finde ich die Vielfalt in Form und Ausdruck der hier vorgestellten Werke sehr lesenswert und bereichernd für Geist und Sinne.
Und sehe sie als Ansporn zum Weiterdenken und -schreiben. Herzlichen Dank dafür, Lilli
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lilli.vostry
Wortschmiedin


Beiträge: 1219
Wohnort: Dresden


Beitrag28.01.2012 00:05
Antwort zu Maskerade
von lilli.vostry
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo Roman,
danke auch Dir für Deine Zeilen zu meinen Wortbildern - der Maskerade.
Anders als "Enfant Terrible" findest Du die Zeilenumbrüche gerade interessant, woran man schon die verschiedenen Geschmäcker sieht... Damit entsteht schon ein anderer Klang und Sprachrythmus und Spannung, als wenn ich die Zeilen einfach hintereinander setze. Es sind ja auch viele Metaphern dabei so dass es auch keine Prosa ist.
Vielen Dank für die Ermutigung, weiterzumachen. Lilli
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