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Gast







Beitrag05.06.2012 13:52

von Gast
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Thomas Borgstedt: Topik des Sonetts. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte.

Auch ein in meiner Sonettpause erschienenes Buch (2009 bei Niemeyer). Als ich es zum ersten Mal irgendwo im Inneren aufschlug, war der erste Satz, den ich las, dieser: Der Ideologiebegriff impliziert traditionell eine gewisse Partialität von Interesse, und ich dachte mir: Oha. Eins von diesen Büchern ... Das weitere Lesen offenbarte dann aber, dass man, wenn man des Verfassers Hang zum verschwurbelten Ausdruck hinzunehmen bereit ist, auf den 500 Seiten des Bandes eine Fülle von bedenkenswerten Überlegungen und Betrachtungen zum Sonett vorfindet; und dass die fürs Durcharbeiten aufgewandte Zeit gut angelegt ist.
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Gast







Beitrag05.07.2012 11:45

von Gast
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Es steht mal wieder das Aufräumen des Schreibtischs an - zu viele Bücher. Da drei davon das Sonett zum Inhalt haben, stelle ich sie hier noch schnell vor, ehe sie wieder verschwunden sind. Ist dann vielleicht ein wenig viel Sonett nacheinander, aber ...

Walter Mönch: Das Sonett. Gestalt und Geschichte.

Der Klassiker unter den deutschsprachigen Büchern zum Sonett, erschienen in Heidelberg, bei Kerle, im Jahr 1955; also kurz nach der letzten großen "Sonett-Welle" im Deutschen. Mönch unterteilt sein Buch in die Bereiche "Gestalt und Wesen des Sonetts" und "Geschichte des Sonetts", wobei er die Sonettistik aller europäischen Sprachen im Blick behält. Ein guter Gesamtüberblick also, der auch heute noch sehr empfehlenswert ist und eigentlich von jedem, der sich ernsthaft mit dem Sonett beschäftigen will, gelesen werden sollte. Der Ton ist angenehm, und auch, wenn man Mönch nicht immer beipflichten wird, liest man seine Ausführungen doch gerne. Ein Beispiel vom Ende des ersten Teils (S.50):

Man möchte im Sonett als einer Gestalt so etwas wie die platonische Idee einer reinen Form suchen: einer reinen, absoluten, von den Zufälligkeiten jedweden Inhalts gelösten Form, die "an sich" da ist, und die, wenn sie in die Welt der Erscheinungen tritt, in hundert Facetten schillert und sich mannigfaltig rhythmisieren und artikulieren lässt.  Die Idee des Sonetts, seine reine Form, gehört gleichsam dem "mundus intelligibilis" an, jedes einzelne, mit konkretem Inhalt gefüllte Sonett dem "mundus sensibilis". "Jede Form, sie kommt von oben", steht über Goethes Sonettenzyklus. Die Form, das platonische Eidos, ist stärker als das irdische Abbild, ist dem Wandel des Zufälligen entzogen: Die Form des Sonetts, mag sie italienisch, französisch, englisch sein - allen dreien liegt eine Urform zugrunde -, bleibt als solche, ob sie von den Dichtern der Renaissance, des Barocks, der Klassik, der Romantik, des Parnass oder Symbolismus benutzt wird; sie bleibt auch, mag das Sonett idyllisch oder satirisch, religiös oder grotesk, philosophisch oder elegisch, impressionistisch oder expressionistisch sein. Das Sonett ist die Idee einer Form schlechthin, unabhängig von Ton, Färbung, Inhalt.
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Gast







Beitrag05.07.2012 12:12

von Gast
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Michael R.G. Spiller: The Development of the Sonnet. An Introduction.

Wie der Titel vermuten lässt: Ein englischsprachiger Band. Miller behandelt, diesem Titel ensprechend, vor allem die Anfänge des Sonetts vom frühen, "sizilianischen" Sonett bis Petraca, um dann nach England zu springen und die dortige Sonett-Entwicklung bis ins 17. Jahrhundert zu beschreiben. Alles gut geschrieben, wenn auch für einen deutschen Sonettisten die ersten Abschnitte die lesenswerteren sein dürften.

Auch bei Miller wähle ich ein Beispiel aus dem Anfangsabschnitt "The Sonnet and its space"(S.3), der die immer wieder gestellte und immer wieder zu stellende Frage "Was ist ein Sonett?" deutlich bodenständiger angeht als Mönch; wenn auch, irgendwie, ähnlich.

"Wann ist ein Sonett kein Sonett?", wie Miller es ausdrückt:

The short answer is that there is by custom a basic or simple sonnet, of which the others are variations: it has proportion, being in eight and six, and extension, being in ten- or eleven-syllable lines, and duration, having fourteen of them. Any poem which infringes one of these parameters will remind us of a sonett quite closely; a poem which infringes two will be more difficult to accomodate, but we will probably try to etablish some procedure to account for the deformation; an a poem which infringes all three will not be recognisable as a sonnet at all, and we will regard it as something else unless there is contextual pressure - if, for example, we found it in the middle of a group of normal sonnets. So a poem which contained twenty-one lines might establish itself as a sonnet if we noticed it was blocked out - by sense or rhyme or both - in twelfe and nine, inferring the rule: eight plus half of eight / six plus half of six. (...) If, then, the poem is structurally a variant of the basic sonnet, we can rest happy in calling it a sonnet, too.

Vernünftige Ansicht, das; mit der sich sinnvoll arbeiten lässt.
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Gast







Beitrag05.07.2012 12:27

von Gast
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Das deutsche Sonett. Dichtungen, Gattungspoetik, Dokumente. Ausgewählt und herausgegeben von Jörg-Ulrich Fechner.

Erschienen bei Fink in München im Jahr 1969; also auch nicht mehr taufrisch. Aber da es ja im wesentlichen eine Stoffsammlung ist, vom Herausgeber ergänzt um eine kurze Einführung und eine knappe Geschichte des Sonetts, versehen mit einigen Anmerkungen; kann man den Band auch heute noch mit Gewinn zur Hand nehmen. Vor allem die aus den verschiedenen Jahrhunderten zusammengetragenen, zeitgenössischen Meinungen zum Sonett geben einen lehrreichen, weil unmittelbaren Blick auf die Gattungsentwicklung. Gottfried August Bürger, der das Sonett nach einer längeren Pause in Deutschland wieder beliebt machte, schrieb zum Beispiel dazu dieses:

Das Sonett ist übrigens eine sehr bequeme Form, allerlei poetischen Stoff von kleinerem Umfange, womit man sonst nichts anzufangen weiß, auf eine sehr gefällige Art an den Mann zu bringen. Es nimmt nicht nur den kürzeren lyrischen und didaktischen sehr willig auf, sondern ist auch ein schicklicher Rahmen um kleine Gemälde jeder Art, eine artige Einfassung zu allerlei Bescherungen für Freunde und Freundinnen.

Oha. Das klingt ja bald nach "Resteverwertung". Dementsprechend haben die wahren Sonettisten Bürger diese Sätze meist übel genommen und tun das immer noch ... Dabei hat er doch recht, der Mann.
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Gast







Beitrag10.07.2012 00:35

von Gast
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Alfred Behrmann: Einführung in den neueren deutschen Vers. Von Luther bis zur Gegenwart.

Die Ausgabe, die hier vor mir liegt, ist von 1989; erschienen in Stuttgart, bei Metzler.

Der Band gründet auf einer vom Verfasser gehaltenen Vorlesung. Nach einem den Grundlagen gewidmeten Kapitel geht es mit "Vor und nach Optiz" los, danach folgen die Kapitel "Der fünffüßige Jambus", "Das Sonett", "Andere romanische und weitere Strophen", "Der reimlose Vers. Die Ode", "Hexameter und elegisches Distichon", "Der freie Rhythmus", "Der freie Vers", "Was ist ein Vers?", "Wie spricht man Verse?"; sowie ein zusammenfassender "Rückblick". Mir gefällt der Band sehr gut, er bringt eine Menge unter, ohne dabei gedrängt zu wirken, und gerade Kapitel wie "Wie spricht man Verse?" gehen auf Dinge ein, die viel zu oft zu kurz kommen beim Nachdenken über Dichtung. Von daher: Empfehlenswert!
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Gast







Beitrag22.07.2012 14:10

von Gast
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Christoph Hönig: Neue Versschule

Den 2008 in der Reihe UTB bei Fink erschienenen Band lasse ich diesmal selbst zu Wort kommen - genauer, den Umschlagstext:

"Die Neue Versschule geht von der Frage aus: Welche Kenntnisse brauchen Studierende und Schüler wirklich, um Verse analysieren und interpretieren zu können? Dieses Buch liefert das Werkzeug dazu. Ein kurzer Intensivkurs vermittelt zunächst die wichtigsten Elemente der Verslehre. 12 Lektionen erweitern Kenntnisse und Analysefähigkeiten. 8 Essays sorgen für vertieftes Wissen. Tests und eine Probeklausur ermöglichen es, den Lernerfolg selbstständig zu überprüfen. Alle Lektionen wurden in Lehrveranstaltungen vielfach erprobt und funktionieren fast von selbst, da alles einfach und klar formuliert ist."

Das stimmt halt auch alles so ... Ich ergänze daher nur:

- Intensivkurs und Lektionen sind zwar solide gemacht, man findet das dort vermittelte aber genauso gut oder besser auch an anderer Stelle

- der Band ist wirklich auch für Schüler geeignet

- Wenn man nicht der Typ dafür ist, kann man sich Tests und Klausur auch einfach schenken

- Es geht tatsächlich mehr um das Verstehen und Nachvollziehen; das eigene Schreiben wird nur gestreift, sinnigerweise unter der Überschrift "Selber dichten?"; mit Fragezeichen eben

- Das gehaltvollste am Band sind sicherlich die Essays. Hier findet man manches, was zum Nachdenken anregt oder den Blick auf schon bekanntes schärft. Gut auch, dass die Essays oft eingehen auf den "mündlichen Vortrag", "Mündlichkeit in der Dichtung" und ähnliches

Insgesamt jetzt kein Wunderbuch, aber wer es in die Hand bekommt, kann durchaus mal reinschauen; verschwendet wird die Zeit sicherlich nicht sein.
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firstoffertio
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Beitrag23.07.2012 00:04

von firstoffertio
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Vielen Dank Soleatus, für deine interessanten Buchvorschläge.

Ich lese gerade ein lustiges Buch von  John Hollander: Rhyme's Reason. A Guide to English Verse. Yale University Press., 2001. (erstmals erschienen 1981, dann 1989 erweitert)

Es werden metrische, Vers- Strophen und Gedichtformen und Strukturen beschrieben. Der Autor, selbst bekannter Lyriker, schreibt gleich zu Beginn, dass diese Formen allein einen Text nicht zu Lyrik machen, sondern noch "fable" "image" and " metaphor", "figures of meaning" hinzukommen müssen. Das beweist er sozusagen, indem er seine Prosa, seinen Sachtext so gestaltet, dass er all die Formen und Strukturen in dem Buechlein beschreibt und erklärt, indem er sie gleichzeitig anwendet. Das ist erst ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Ich zitiere mal ein Beispiel für eines der Sonette, weil du darüber einige Bücher vorgestellt hast, Soleatus:

"Milton and Wordswort made the sonnet sound
Again in a new way; not with the sighs
Of witty passion, where fierce reason lies
Entombed in end-stopped lines, or tightly bound
In chains of quatrain: More like something found
Than built - a smooth stone on a sandy rise,
A drop of dew secreted from the sky's
Altitude, unpartitioned, whole and round.
The octave's over, now, gently defying,
Its opening tone, the sestet then recalls
Old rhythms and old thoughts, enjambed, half-heard
As verses in themselves. The final word,
Five lines away from what it rhymes with, falls
Off into silence, like an echo dying."
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Gast







Beitrag26.07.2012 12:32

von Gast
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Hallo Firstoffertio,

das klingt gut - ich habe mir es mir aufgeschrieben, mal schauen, ob wir uns begegnen, das Buch und ich ...

Gruß,

Soleatus
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Gast







Beitrag26.07.2012 12:32

von Gast
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Jürgen Brokoff: Geschichte der reinen Poesie

Dieses 2010 bei Wallstein erschienene Buch ist allerorten gelobt worden, ich glaube, erst vor kurzem wieder anlässlich der zweiten Auflage?! Jedenfalls kann ich mich dem Lob nur anschließen, Brokoff denkt, ausgehend von dem Gedanken der "Reinheit" und in zeitlicher Abfolge voranschreitend, anhand von Werken und Verfassern über die Grundlagen der Dichtung nach, und wer als Leser mitdenkt, wird am Ende sicher eine vertiefte Wahrnehmung von Dichtung haben, egal ob er hier zustimmt oder vielleicht auch da widerspricht.

Mir mit am wichtigsten war das dritte Kapitel, "Die Reinigung der Poesie von der Sprache der Prosa", worin das Wesen der Poesie-Sprache und der Prosa-Sprache verhandelt wird mit Hilfe der Ansichten von Karl Philipp Moritz, dessen 1786 erschienener "Versuch einer deutschen Prosodie" auch heute noch ein lesenswertes Buch ist; wie ja auch Brokhoff zeigt.

Also, den Gang vom zweiten Kapitel - "Die Reinigung der Poesie von der moralischen Wirkung" - bis zum zehnten Kapitel - "Die Reinigung der Poesie von der Sprache" - mitzugehen, kann ich wirklich empfehlen.
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Nihil
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Beitrag26.07.2012 17:58

von Nihil
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Burkhard Meyer-Sickendiek:

Lyrisches Gespür: Vom geheimen Sensorium moderner Poesie.


Wilhelm Fink Verlag hat Folgendes geschrieben:
Das Wort »Gespür« bezeichnet die Fähigkeit, einen verborgenen, nicht deutlich sichtbaren Sachverhalt gefühlsmäßig zu erfassen. Ungeklärt ist jedoch bis heute, warum gerade Gedichte – etwa Goethes Ein Gleiches – das Spüren immer wieder artikuliert haben. Gedichte erspüren die Gefühlswelt der Tiere, die Dämmerung, die abwesende Geliebte, den Bewusstseinsrausch, die Verlogenheit der Leute oder die drückende Last schuldbesetzter Geschichte. Lyrisches Gespür erfasst die Elemente wie die Existenz, soziale Stimmungen wie feinste Atmosphären, die Präsenz des Vergangenen wie die Signale des Kommenden.
Diese Affinität zwischen Spüren und Sprechen ist bisher wohl in der Philosophie, nicht aber in den Literaturwissenschaften bemerkt worden. Das vorliegende Buch holt dies nach, indem es die vergessene Kategorie der »Stimmungslyrik« zur Analyse des Gespürs aktualisiert. Es zeigt dabei auch, dass sich »Stimmungslyrik« nicht wie seit Hegel üblich auf die »Innerlichkeit« der Romantik reduzieren lässt. Das stimmungsmäßige Erspüren situativer Atmosphären kennzeichnet vielmehr schon Brockes Irdisches Vergnügen in Gott, aber auch die biedermeierlich-realistische Naturdichtung, die impressionistische Stimmungslyrik der Moderne, die großstädtische Lyrik des Expressionismus, die hermetische Lyrik der Nachkriegszeit oder die Alltagslyrik der 1970er Jahre.


Hier wird versucht zu bestimmen, wie das gefühlt Erlebte in Gedichten entsteht und durch welche Prinzipien sich etwa flache Beschreibungen von tief gehenden, „ansteckenden“ Erfahrungen unterscheiden lassen. Ich habe mir das Buch erst heute besorgt und habe erst die Einleitung samt Vorstellung seines bislang eher philosophischen Systems gelesen, das mir aber gut gefallen hat. Das Buch kostet für seine üppigen 500 Seiten ebenso woppende 65€¹.

¹ Dank Studium und gut sortierter Bibliothek konnte ich es mir für ungefähr zehn Euro kopieren. :'D Die gute Stunde, die ich zum Scannen und Drucken gebraucht habe, lasse ich dabei mal außer Acht. Das wird sich auch inhaltlich schon lohnen.
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Mr. Curiosity
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Beitrag26.07.2012 18:05

von Mr. Curiosity
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Hat eigentlich wer eine Meinung zum Klassiker "Lyrik schreiben und veröffentlichen" von Martina Weber?
Mir konnte es abgesehen von der bewussteren Reflexion über Zeilensprünge und Tipps für Zeitschriften, Internetseiten, etc. nicht viel Neues bieten. Aber für Anfänger finde ich es durchaus geeignet.


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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Gast







Beitrag26.07.2012 19:09

von Gast
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Hallo!

Nihil, danke; ich habe nachgeschaut, und es ist in ausleihbarer Reichweite. Da werde ich dann mal loszuckeln ...

David, zu dem Band habe ich anderswo im Forum dieses geschrieben:


"Das ist kein empfehlenswertes Buch, einmal weil es recht dröge geschrieben ist, und vor allem, weil es viele Fehler enthält.

Manche sind ja noch ganz lustig:

Würde der Rhythmus dagegen exakt aus dem Metrum folgen, käme man beim Lesen ins Leiern oder - das ist der Fachausdruck - ins Skandalieren.

Äh, "Skandalieren"?! Verstehe...

Schlimmer wird es, wenn etwa unter "Freie Rhythmen" zu lesen ist:

Diese Dichtung ist nicht nur durch das Fehlen eines Reims, sondern auch durch ein Fehlen gleicher Strophen, Fehlen gleich langer Zeilen und Fehlen regelmäßiger Versmaße gekennzeichnet.

Das erste gegebene Beispiel ist dann der Anfang von Klopstocks "Die frühen Gräber". Keine Reime, das immerhin stimmt; allerdings besteht das Gedicht aus drei gleichen Strophen, die sich entsprechenden Zeilen dieser Strophen haben auf die Silbe genau die gleiche Länge - und natürlich auch ein regelmäßiges Versmaß; Klopstock war sogar so freundlich, dieses anzugeben.

Ich habe jetzt nicht überall genau geschaut, aber wenn, was ich fürchte, alle Teile des Buches so schludrig gemacht sind, rate ich dringend von der Nutzung ab."


Aber das war der Eindruck, den ich von der ersten Auflage hatte. Kann ja sein (hoffentlich ist es so - kannst du da was sagen anhand der Beispiele?!), dass die neu überarbeitete zweite Auflage deutlich besser ist ... Gefühlt würde ich das Buch aber gerade "Anfängern" nicht zumuten wollen.

Gruß,

Soleatus
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Mr. Curiosity
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Beitrag26.07.2012 19:19

von Mr. Curiosity
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Die Stellen sagen mir gar nichts. Ich habe die zweite Auflage und schaue gleich nochmal.

_________________


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Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

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Tamtree
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Beiträge: 14



Beitrag21.08.2012 18:18

von Tamtree
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Weil ich es grad in den Fingern habe:

Stephen Fry: Feigen, die fusseln. Entfessle den Dichter in dir.
 Aufbau Verlag, Berlin 2008


lg,
Tamtree
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Gast







Beitrag21.08.2012 23:13

von Gast
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Hallo Tamtree!

Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich eine Warnung vor dieser Ausgabe ausspreche.

Wohlgemerkt, vor der Ausgabe! Nicht vor dem Buch. Das englische Original, "The Ode less travelled", hat mir ziemlich gut gefallen, ein nicht immer sicheres, aber fröhliches und mitreißendes "Mutmacher-Buch".

Die deutsche Übersetzung dagegen hat so viele Schwachstellen, dass sie eigentlich unlesbar ist. Das fängt mit Dingen an, die Fry zu Recht behandelt, weil sie im Englischen und in der englischen Dichtung ein Rolle spielen, die dem Deutschen und der deutschen Dichtung aber fremd sind; und geht über hanebüchene Vers-Übersetzungen, die aber so sein müssen, weil sonst das, was Fry im Text erklärt, keinen Sinn ergäbe, bis hin zu schlichten Flüchtigkeitsfehlern an manchmal ärgerlichen Stellen.

Also, bitte lesen und an Einsteiger weiterempfehlen - aber nur in der englischen Ausgabe! Deren einziges Problem ist das etwas schäbige Papier, auf dem sie gedruckt ist.

Gruß,

Soleatus
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Tamtree
Schneckenpost


Beiträge: 14



Beitrag22.08.2012 08:26

von Tamtree
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Hallo Soleatus,

i wo, wieso denn böse?

Wie du schon sagst, es ist ein fröhliches "Mutmacher-Buch" und nach meinem traumatischem Deutschunterricht (der zwar schon eine Weile her ist, aber immer noch schaudernd nachhallt) für mich persönlich wahrscheinlich ein ermutigenderer Einstieg als ein in jeder Hinsicht "ernsthafteres" Werk.

Danke jedenfalls für den Hinweis! Vielleicht trau ich mich ja einmal auch über die englische Ausgabe.
Und schäbiges Papier hat mich noch nie abgehalten ...

lieben Gruß,

Tamtree
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Rübenach
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Beitrag23.08.2012 09:54

von Rübenach
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weiß nicht, ob es hier hin gehört, da es kein Buch, sondern nur ein Link auf einen blog-artikel ist. Für Leute, die mit der Metrik auf Kriegsfuß stehen, eine schöne Einführung.

http://abgedichtet.org/?p=212


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gold
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Beitrag23.08.2012 09:59

von gold
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danke, Rübenach, Wink

hab es mir gleich kopiert.

Lg Gold


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firstoffertio
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Beitrag23.08.2012 13:11

von firstoffertio
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Ja, danke Ruebenach. Der Artikel und auch die nachfolgenden Kommentare sind sehr interessant. Das Verhältnis von Prosodie und Metrik wird hier schön angesprochen. Und ich lese erstmals etwas über Isometrie und Heteronomie in Versen
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Gast







Beitrag29.10.2012 01:45

von Gast
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Volker Klotz: Verskunst. Was ist, was kann ein lyrisches Gedicht?

Noch recht neu (erschienen 2011 bei Aisthesis), 300 Seiten dick und, wie ich finde, recht empfehlenswert. Klotz geht sehr in die Einzelheiten, allerdings ohne dabei den Überblick zu verlieren, und so wird das Buch nie langweilig. Es gibt drei Teile: "Lyrik im Allgemeinen", "Lyrik im Besonderen", "Ineins: Singen und motorisches Tun". Heißt: zuerst eine Art Einführung und Begriffsbestimmung, dann die Untersuchung einzelner Texte (von Fleming, Weckherlin, Zesen, Klopstock, Brentano, Mörike, Platen, Rilke und Brecht), und schließlich eine Betrachtung von Trinkliedern(!). Mir hat's gefallen!
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Aranka
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Beitrag03.11.2012 00:57

von Aranka
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Lese gerade die Empfehlung von nihil:

Burkhard Meyer-Sickendiek:

Lyrisches Gespür: Vom geheimen Sensorium moderner Poesie.

Würde mich vielleicht interessieren. Hat das noch jemand gelesen und könnte ggf. noch ein paar Sätze dazu sagen.

Nihil oder Soleatus?  Wäre ja ein guter Weihnachtswunsch.


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Nihil
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Beitrag03.11.2012 07:55

von Nihil
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Hey Aranka.
Gekauft habe ich es mir damals nicht, weil der doch recht fette Preis mich davon abgehalten hat. Glücklicherweise konnte ich es mir für ein Achtel des Preises in meiner Uni-Bibliothek kopieren. Ich habe dann damit angefangen, es zu lesen und muss sagen, ich bin doch froh, nicht das Original gekauft zu haben. (Und ich muss gestehen, als ich das Buch oben empfohlen habe, war ich noch nicht besonders weit – der Titel und das Versprechen des Inhalts hatten mich gereizt.) 

Was mich allgemein stört, ist, dass das Buch doch sehr oberflächlich bleibt. Wahrscheinlich kommt ein Viertel des Inhalts dadurch zustande, dass alle Gedichte in Volllänge abgedruckt werden und es zu jedem Gesichtspunkt, auch derer gibt es viele, sicher fünf Beispielgedichte gibt. Die einzelnen Analysen folgen dem Muster „das ... erspüren“, zum Beispiel „den Wind erspüren“. Dann wird ermittelt, welche Rolle der Wind meinetwegen in einem Gedicht von C. F. Meyer spielt. Mich hat das nicht überzeugen können, muss ich ehrlich sagen.

Ich hatte allerdings unter dem Titel noch etwas mehr erwartet als nur eine Reihe von Analysen. Aber wenn du es versuchen möchtest, gehts dir möglicherweise anders und vielleicht überzeugst du mich sogar, den Rest zu lesen. Wer weiß. ;)
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