[Haiku] Übung

[Hirruga]

Diese Zeilen habe ich einmal als Übung verfasst und würde gerne einmal eure Meinungen dazu hören. Möchte gerne Wissen ob ich auf dem richtigen Weg bin und was ich vielleicht verbessern müsste.

Winterfrost
kleidest den Grashalm
in Vergänglichkeit

[Harald]

Ja, kann man so als gelungen ansehen, da ist ein sehr schönes Bild gemalt, eine, für ein Heiku typische, Naturbeobachtung.

Da man von der starren Silbenzahl 5 - 7 - 5 inzwischen abgerückt ist bleibt mir nur eines ...

 

[Gast]

Hallo Hirruga,

vom Haiku-Standpunkt aus gesehen ist das nicht so gelungen, fürchte ich. Das liegt an drei Dingen:

- dem Wort "Vergänglichkeit": Das ist ein vollständig abstraktes, gedankliches Konzept, das in einer "Naturbeschreibung" nichts zu suchen hat.

- die Anrede "kleidest": Das personalisiert zum einen den Winterfrost (wieder keine "Beschreibung") und rückt zum anderen den Verfasser unangemessen ins Rampenlicht.

- das Bild "in Vergänglichkeit kleiden": Immer dasselbe - es beschreibt nicht, der Verfasser wird durch seinen Gestaltungswillen unangenehm erkennbar. Wobei das "kleiden in" vielleicht noch ok wäre, wenn das "in was?" zur Beobachtung zurückkehrte.

Wohlgemerkt, das sagt jetzt nichts aus über den Wert deiner Zeilen als Gedicht; aber ein Haiku ist das eher nicht.

Gruß,

Soleatus

[Hirruga]

Ich danke euch für den Lob und auch die Kritik.

[Harald]

Nun ja,

ob man die Umschreibung "kleidest in Vergänglichkeit" nicht doch als Beobachtung werten darf, das sei dahingestellt. Mir sprang dabei sofort das Bild eines mit Reif überzogenen Halmes ins Auge - und dass diese Schicht vergänglich ist, das ist in dem Moment auch klar ...

Ein schönes Bild dazu von Jörg Schlichtholz  >>

http://www.schlichtholz.de/index.php?p=galerie&bild=16

[Daodras]

Also ich gfinde es auch vollkommen gelungen. Ich verstehe nicht, wie man an gerade mal 6 Wörtern, die alle auch schön zusammenpassen und etwas Ganzes, Rundes darstellen, so viel herummoosern kann.

LG~
daodras

[Nihil]

[Berni]

[Daodras]

Agree~

Das habe ich wohl nicht beachtet ^__^

[Hirruga]

Sicher ein Lob ist Balsam für die Seele, wenn wir aber nur gelobt werden stehen wir still. Kritik spornt einen an besser zu werden.

Es ist Klasse wenn die erste Reaktion ein Lob ist, so etwas geht runter wie Öl. Ich habe aber keinen Beitrag gelesen in dem ich niedergemacht wurde, sondern man hat mich an die Hand genommen und gesagt "Wenn du das und das änderst kommst du näher an dein Ziel".

Irgendwo habe ich mal gelesen ein Haiku sei die meisterliche Konzentration auf das Wesentliche. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen.