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viel Zeit in kurzen Rückblenden verarbeiten... Romanauszug


 
 
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Jacaranda
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 42
Beiträge: 245
Wohnort: Kölner Dunstkreis


Beitrag17.01.2012 00:56
viel Zeit in kurzen Rückblenden verarbeiten... Romanauszug
von Jacaranda
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Hallo zusammen,

ich bin dabei, ein halbes Leben (bzw. die prägenden Phasen) von einem Charakter in Rückblenden erzählen zu lassen. Normalerweise sind das nur Momentaufnahmen, aber hier ist eine, die im Grunde knapp zwei Jahre umfaßt (Gefangenschaft unter einem recht kreativen Kerkermeister, der seine eigene Art entwickelt hat, Überfüllung zu vermeiden. Organisation und Lokalität werden an anderer Stelle ausgeführt). Der Charakter selber ist/war Elitekrieger, der Verrat begangen hat.

Jetzt kann und will ich keine zwei Jahre Gefangenschaft in allen Einzelheiten auswalzen und würde gern wissen, ob das so funktioniert. Wichtig für die spätere Handlung sind seine Frustration darüber, seine Fähigkeiten nicht mehr anwenden zu können (Grund dafür wird erst später klar), und dass er Bekanntschaft mit dem unkontrollierbaren Tier in sich macht. Dazu soll er eine gewisse Abstumpfung gegenüber dem sinnlosen Töten erfahren, für die er sich später hassen kann.
Außerdem war es ganz interessant, mal in die Haut eines Drachen zu schlüpfen wink Das hier ist der erste Teil. Danke fürs Ansehen!

---------
  Ich hatte das Zeitgefühl verloren. In die Höhle drang kaum Licht, das mir ermöglicht hätte, die Tage zu zählen. Ab und zu warf man mir Fleischbrocken hinein, sehniges, übriggebliebenes Zeug, das ich hungrig mitsamt Knochen verschlang. Die Ketten an meinen Beinen scheuerten. Nach dem ersten Kampf in der stinkenden Schwefelhöhle, zu dem man mich herausließ, waren etliche weitere gefolgt. Jedes Mal lautete die Herausforderung für meine Gegner, mich zu töten, doch riss man mich brutal an den Ketten zurück, wenn ich stattdessen sie zu Boden zwang und ihnen an die Kehle ging. Ich war Strafe und Demütigung für andere, was ich verabscheute. Trotzdem begrüßte ich jedes Mal die Abwechslung, und das nagte an meiner Seele ebenso wie die Einsamkeit. Ich war einmal gern allein gewesen, aber der Unterschied zur Einsamkeit war verdammt groß. Man hatte mir nachdrücklich das Maul verboten. Die Wächter versuchten ab und zu, mir eine Reaktion zu entlocken, doch ich lernte rasch, zu schweigen. Es gab sowieso nichts zu sagen.
   Die Dunkelheit hatte auch gute Eigenschaften, denn ich konnte die Wände der Höhle nur selten erkennen. So konnten sie nicht auf mich einstürzen. Die Ketten allein schnürten meiner Seele bereits die Luft ab. Es wurde immer schwerer, klare Gedanken zu fassen.  
   In den ersten Tagen hatte ich versucht, die Ketten anzuglühen, doch mein Feuer konnte ihnen nichts anhaben. Die zwei Wächter, die mich in die Arena hinausführten und die verrußten Kettenglieder sahen, lachten mich aus und verpassten mir ein paar Hiebe extra. Ich spürte sie kaum. Ich musste einen anderen Weg finden.
   Verbissen begann ich, meine mentalen Übungen fortzusetzen. Ein Wechsel würde mir nicht helfen, denn ich käme nicht mal bis zum Ende des Ganges, egal in welcher Gestalt. Gegen einen einzelnen Gegner in einer großen Arena konnte ich bestehen, gegen zwei Wächter hatte ich in der engen Höhle keine Chance. Also konzentrierte ich mich auf den rein energetischen Teil, doch es wollte mir nicht gelingen, die Energie richtig zu kanalisieren. Ein müdes weißes Flämmchen war das einzige, was ich zuwege brachte. Ich erklärte mir die ausbleibenden Fortschritte mit der miserablen Situation. Es zermürbte mich dennoch. Mehrmals wollte ich aufgeben.
  Die gnadenlose Langeweile und mein angeborener Starrsinn ließen mich trotzdem immer neue Versuche starten. Ich versuchte, mich an die Situationen mit Sanji und die Kämpfe zu erinnern, um sie zu reproduzieren. Was war anders? Ich war aufgeregt gewesen. Unter Druck. Wütend. Ängstlich. Auf jeden Fall emotional. War das der Schlüssel? Nicht beste geistige Kontrolle, sondern Impulsivität? Jedenfalls konnte ich es nicht wiederholen. Ich betrachtete die mickrigen Flammen in meiner Klaue mit zunehmender Wut und Verzweiflung.
   Nie wusste ich, wie lange ich in der Dunkelheit ausharren musste, bis wieder jemand kam. Der Zustand war entnervend. Ich versuchte, in dem wenigen Bewegungsspielraum, den mir die Ketten ließen, die Muskeln kräftig zu halten. Die miese Verpflegung half dabei leider überhaupt nicht, und häufig verfiel ich ins Grübeln. Ich hatte alles, was passiert war, schon tausendmal durchdacht, und jedes Mal kam ich zu dem Schluss, daß ich nicht anders hatte handeln können. Eine Strafe war also verdient. Aber wann kam es endlich zur Verhandlung? Würde es überhaupt eine geben? War das hier mein Grab? Der Tod erschien mir mittlerweile fast angenehmer als eine Zukunft in diesem Loch. Ich sehnte eine klare Entscheidung herbei. Die Ungewissheit machte mich wahnsinnig. Und höchstwahrscheinlich war das auch genau so gedacht.
   Ich dachte an Matajur. Mein Meister würde wenigstens für eine Anhörung sorgen... hoffte ich.

Lange Zeit wurde die Dunkelheit nur von den Kämpfen unterbrochen. Irgendwann brachte man mich wieder in die Schwefelhöhle, doch sah ich mich diesmal statt einem gleich vier Gegnern gegenüber - und mein Wächter nahm mir die Ketten ab. Überrascht sah ich ihn an.
  Er grinste böse. „Eine kleine Herausforderung für dich. Draego schickt sie dir. Wer dich schafft, kriegt eine nette Belohnung. Aber es sollten nicht alle schaffen.“ Mit einem boshaften Lachen schloss er das Gatter.
  Ich wandte mich meinen Gegnern zu, die über mir auf den Felsvorsprüngen hockten und mich abschätzend anstarrten. Keine Ketten. Sie oder ich.
  „Das ist also der Verräter, den wir für Draego beseitigen sollen.“ Ein Grauer, abgerissen aussehend, mit einem gesplitterten Horn.
  „Sieht nicht wie eine große Aufgabe aus. Lasst uns das erledigen, dann können wir verschwinden.“ Ein schmutziger Roter antwortete, viel Muskeln, aber wenig Licht zwischen den Augen. Die beiden anderen waren ebenfalls trainiert und nicht allzu schlecht im Futter. Das würde interessant werden. Alle vier hatten ihre Schwingen, meine waren immer noch gefesselt. Aber diesmal war ich nicht angebunden.
  „Seht ihn euch an. Der hat eine Taille wie deine letzte Eroberung, Rant.“ Sie lachten schallend.
  Ich knurrte leise. Das war wirklich eine nette Abwechslung. Ihre Verachtung amüsierte mich. Als der erste angriff, ließ ich ihn halbherzig ein paar kleinere Treffer landen. Wiege sie in Sicherheit. Lass sie kommen.
  Sie waren berechenbar. Ich fühlte, dass ich ihnen trotz meines Zustandes überlegen war. Sie konnten auch nicht fliegen in dieser Höhle.
Ich hörte ihre Sprüche, ihre Anzüglichkeiten. Etwas in mir drängte an die Oberfläche. Dieser Abschaum, wie sie damit angaben, andere getötet zu haben. Stolz auf ihre Errungenschaften, auf ihre Vergewaltigungen.
Dann machte einer von ihnen einen Fehler. Er sprang mich an und wollte nach meinem Genick greifen, doch als meine Hinterklauen seinen Leib ritzten, schrie er auf und verlor seine Deckung. Blitzschnell versenkte ich meine Zähne in  seiner weichen Kehle.
  Es brauchte einige Sekunden, bis sie realisierten, dass sie ihre Aufgabe gnadenlos unterschätzt hatten, aber dann waren die drei anderen auf uns, blind vor Wut. Ich ließ den Kadaver los und konzentrierte mich auf die Abwehr... doch der Blutgeschmack sickerte langsam in mein Unterbewusstsein. Unaufhaltsam ließ das heiße Blut auf meiner Zunge meine Instinkte überkochen. Blut war Triumph. Lasst sie kommen. Ich bin bereit.
  Meine Augen glühten, als ich die rottriefenden Reißzähne bleckte und angriff.

  „Binde ihn ja wieder ordentlich fest.“ Wie durch Watte drangen die Stimmen der Wächter an mein Ohr. Sie hatten mich in meine Höhle zurückgebracht.
   „Was ist los, hast du auf einmal Angst vor ihm?“ Die Stimme des Braunen klang ungläubig.
  „Du hast den Kampf nicht gesehen. Er hat allen vier Gegnern die Kehlen förmlich zerfetzt. Ein richtiger Blutrausch.“
  „Alle vier?“ Der Braune schnaubte entsetzt. „Das wird Meister Draego nicht gefallen.“
  Der Graue lachte kurz auf. „Sei dir da nicht so sicher. Auf jeden Fall bekommt er von mir eine Kette extra ab jetzt.“
  Die Schellen klickten. Ich nahm es kaum wahr. Diverse Körperstellen schmerzten und waren angekratzt, doch ich fühlte keine gravierende Verletzung. Und immer noch den süßen, metallischen Geschmack in meinem Maul.
  Lasst sie kommen.



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Rufina
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Beiträge: 693



Beitrag18.01.2012 00:48

von Rufina
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Hallo Jacaranda,

kannst du evtl. noch ein Stück Text vor und hinter der Rückblende reinstellen, dass man besser beurteilen kann, wie sie sich einfügt?

Viele Grüße
Rufina


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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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Phenolphthalein
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Beiträge: 838

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Beitrag18.01.2012 00:56

von Phenolphthalein
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Hallo Jacaranda!

Ich kann nur eine Wiederholung liefern.

Mir ist nichts aufgefallen, weswegen ich sagen würde, dass es nicht so geht, wie du es dir vorgestellt hast.

Auch wenn ich nicht weiß, ob ich weitere Textbausteine brauche, würde ich sie trotzdem gerne lesen.  Wink

LG

Phenolphthalein


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Jacaranda
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Beitrag18.01.2012 14:28

von Jacaranda
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Hm, mal sehen, wie ich das am besten erkläre, ohne das halbe Buch hier einzustellen (das müsste ich auch erst mal fertigschreiben, ha...).

Die zwei Rückblenden davor behandeln seinen Verrat an seiner Einheit. Er entdeckt ein schlecht geschütztes Versteck der Kinder der feindlichen Drachen. Während er noch überlegt, was er tun soll, holt sein Kamerad, der ihn beobachtet hat, den Rest der Einheit. Er entscheidet sich, den ansonsten todgeweihten Kindern zur Flucht zu verhelfen, und muss diese Entscheidung sehr aktiv verteidigen, wobei einer seiner Kameraden ums Leben kommt (man muss dazu sagen, dass er sich schon seit längerer Zeit Gedanken über Sinn und Unsinn des übergeordneten Konflikts macht. Diese Zweifel an dem, was er tut, an richtig und falsch (und damit auch an sich selbst) lassen ihn langsam seine Fähigkeiten verlieren).

Seine nun Ex-Kameraden werden (quasi als Vertrauenstest) mit der Aufgabe betraut, ihn in den Kerkerhöhlen abzuliefern (die eine recht lange Flugreise entfernt sind, man befindet sich ja auf Feindesgebiet). Das funktioniert, da sie sonst alle ebenso als Verräter getötet werden und er nicht noch mehr Blut seiner Freunde an den Klauen haben will. Die Atmosphäre ist aber eher frostig - das Verständis von Ehre und Gewissen ist ein wenig strapaziert.

Indoktriniert, wie er ist, versteht er sehr gut, warum er eingekerkert ist, und wartet eigentlich auf sein Todesurteil - aber man lässt ihn hängen, auch aufgrund seiner vielversprechenden Abstammung (nein, er ist nicht der bisher unbekannte Sohn des Königs!!) und der Tatsache, dass er wirklich ein ausgezeichneter Krieger ist und man ihn eventuell noch gebrauchen könnte.

Dies ist der Teil, der ihm erstmals klar macht, dass er selbst entscheiden muss, was er ist und tut. Selbstsicher war er nur noch nach außen - aber die Flamme gehorcht nur dem Geist, der in sich ruht und zu sich steht. Er geht gerade unbewußt zurück auf Null und wird alles neu beurteilen müssen (der Prozeß wird dauern, ich werde ihn noch etwas beuteln).

Mist, das ist jetzt viel Text geworden. Hier geht es weiter:

------------

Es kamen viele. Ich geriet in eine Routine des Tötens. Ich wollte nicht in diesem Loch sterben, was blieb mir anderes übrig, als zu kämpfen?
  Bei einer der seltenen Gelegenheiten, in der es mir gelang, ein wenig Schlaf zu finden, wurde ich unsanft durch einen Ruck an den Ketten geweckt.
    „He, Kleiner! Heb deinen Arsch und beweg dich! Es gibt wieder Arbeit für dich!“ Einer der Wächter hielt eine Fackel, der zweite löste meine Ketten aus der Wand. Ein weiterer Kampf. Ich war steif vom Liegen mit von den Ketten gehaltenen Gliedern, und seit längerem hatte ich nichts zu essen bekommen. Mein Kopf schmerzte, als das Licht der Fackel in meine Augen fiel, das mir unendlich grell vorkam. Plötzlich hielt der eine von ihnen ein Ledergeschirr in der Klaue. Er grinste widerlich.
   „Heute wirst du keinen solchen Ärger machen wie sonst.“ Er öffnete ein paar Schnallen und ließ es vor meinen Nüstern schwingen.
   Ein verdammter Maulkorb.
Ich musste mich mit Gewalt zusammenreißen, um nicht unüberlegt anzugreifen. Sie würden mich nicht schonen, wenn ich mich wehrte, und ein Delinquent mehr oder weniger war ihnen egal. Jedenfalls war das mein Vorsatz. Sie zerrten mich an der Halskette hervor, und der eine warf sich auf meine Schultern und Schwingen und preßte mich zu Boden, während der andere meinen Kopf in das Geschirr zu zwingen versuchte. Ich konnte nicht stillhalten. Hass und Wut quollen in mir hoch. Nun auch noch das! Ich wand mich wild unter ihrem Griff, knurrte und fauchte. Meine Klauen gruben neue Furchen in den Boden. Doch zwecklos, wie zuvor reichte meine Kraft gegen die beiden nicht aus. Als sie von mir abließen, griff ich instinktiv nach dem Ledergeschirr, das meine Kiefer zusammenpresste und mir gerade genug Luft zum Atmen ließ. Sie zogen mir die Füße weg, sodass ich auf den Fels stürzte. Ich ließ das Geschirr in Ruhe. Sie lachten, trieben mich wieder auf die Beine und zerrten mich hinaus.
   Dies war der letzte Kampf. Ich war mir dessen sicher.
Sie brachten mich in die Arena, lösten die Ketten aus den Beinschellen und ersetzten sie durch eine lange Laufkette an meinem Hals. Diesmal wagte ich keinen Widerstand. Sie ließen mich allein und schlossen die Tore.
   Das Licht stach in meinen Augen. Ich gewöhnte mich nur langsam daran und blickte mich vorsichtig um. Mein Gegner war noch nicht da.
   Ich sah an mir herunter. Aufgescheuerte Gelenke. Striemen auf den Seiten und verfilzte Behänge, von der Mähne ganz zu schweigen. Der metallische Geruch von Blut hing in der Luft. Auf dem Boden waren alte Blutflecke. Mein Pulsschlag stieg. Ich wusste, daß mein Gegner wahrscheinlich genauso arm dran war wie ich, aber ich brannte darauf, meine Wut an etwas auszulassen. Am schlimmsten war, daß ich wusste, daß sie es wussten. Und es zuließen.
   Dann ließen sie durch ein Tor über mir einen Dunkelbraunen herein. Groß, fast doppelt so schwer wie ich, und muskulös. Die Schwingen frei. Ich spürte den Druck des Maulkorbs, als ich die Zähne fletschte.
   Doch ich hatte keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken. Der Braune vertat keine Zeit mit Beschimpfungen oder Herausforderungen. Er griff sofort an.
   Als er auf mich herabstieß, spürte ich für einen Augenblick brennenden Neid auf die mühelos ausgebreiteten Schwingen. Ich wich nicht aus. Seinen zuschlagenden Vorderklauen begegnete ich mit einer schnellen Drehung auf den Rücken. Als die Krallen meiner Hinterbeine sich in seinen Bauch gruben, geriet er aus der Bahn und verfehlte mich um Sekundenbruchteile. Es ließ mich kalt. Ich warf mich auf ihn und versetzte ihm ein paar Hiebe auf die Wangen. Frisches Blut tropfte bereits auf den Boden. Er hatte mich unterschätzt. Genugtuung folgte der Wut, die durch meine Adern raste. Doch im Gegensatz zu mir konnte er Abstand gewinnen. Er rollte sich zur Seite und aus meiner Reichweite. Ich verfluchte die Kette und die Riemen um meine Schwingen und brüllte ihm hasserfüllt nach, während ich im Spielraum der Kette hin und her wanderte. Er spie eine Feuerwalze nach mir, der ich ausweichen konnte. Verdammt, durch den Maulkorb konnte ich höchstens ein paar Funken produzieren. Aber wenn ich schon draufgehen sollte, würde ich es ihm bestimmt nicht einfach machen.
   Er griff erneut an. Diesmal gab er sich nicht die Blöße eines Angriffs von oben, sondern kam von der Seite. Er war schnell und rammte mich einfach von den Beinen. Der folgende Klauenhieb riss meine Schulter auf. Er versuchte, an meine Kehle zu kommen, doch ich wand mich unter ihm und bot ihm nur den Nacken. Meine Rückenstacheln bohrten sich in seine Flanke. Mit aller Kraft stieß ich mich vom Boden ab, und er musste ausweichen, um nicht aufgespießt zu werden. Er rollte sich seitwärts ab, und jetzt war ich über ihm. Die Kette auch. Ich wirbelte um ihn herum, und sie legte sich um seinen Hals. Mit aller Kraft zog ich zu. Die Kette war ihm nicht gefährlich bei seiner ausgezeichneten Panzerung, aber sie hielt ihn fest. Er stemmte die Beine in den Boden und zog dagegen. Wütend funkelte er mich an, öffnete das Maul und hieb mir einen gewaltigen Feuerstoß um die Ohren.
   Ich sprang durch die Flammen auf ihn zu und schlug nach seiner Kehle.
Er bemerkte es gerade noch rechtzeitig und parierte den Schlag mit der Faust. Ich versuchte, ihn von den Beinen zu hebeln, doch er packte die Kette und riss mich zurück. Verdammt. Meine Klauen ritzten lediglich ein paar rote Spuren in seine Flanken. Hätte ich meine Zähne benutzen können, wäre es knapp für ihn geworden, doch jetzt ließ meine Kraft nach, und meine Beine begannen zu zittern. Deshalb kein Essen mehr. Ich atmete schwer durch den Maulkorb und wünschte mir sehnlichst, seine Kehle in die Fänge zu bekommen. Er schwang herum und versetzte mir einen Schlag gegen den Kopf, dass ich Sterne sah und zu Boden ging. Jetzt nur nicht liegen bleiben. Schwankend kämpfte ich mich auf die Füße und wich zurück, während er damit beschäftigt war, sich aus der Kette zu befreien. Ich schüttelte mich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und das Geschirr scheuerte an meinen Lefzen. Er hatte sich der Kette entledigt und kam auf mich zu. In seinen Augen war ein böses Funkeln, und er hob drohend die Schwingen. Ich stand mit dem Rücken zur Wand, senkte den Kopf und fauchte. Mir zitterten die Muskeln, und mein Herz raste. Vielleicht ging es schnell.
  Er knurrte tief. „Du bist tot, Verräter!“ Etwas flackerte durch seine Augen. Er sprang.
Seine Klauen nagelten mich an die rauhe Felswand, und sein Kopf war neben meinem. Na toll. Er wollte es genießen.
   Ich konnte mich nicht rühren, sein Körper hielt mich fest. Blut rann meine Schläfe hinab. Meine Nüstern waren weit geöffnet, und mühsam rang ich durch die Lederriemen nach Luft.
   „Der kleine Kämpfer hat ausgetrickst.“ Er flüsterte in mein Ohr. „Ich freue mich, die Welt von dir zu befreien, Verräter! Hast du Angst?“
   Hatte ich nicht.
Ich war selbst überrascht, aber ich war anscheinend an einem Punkt, an dem es keine Rolle mehr spielte. Ein irrationaler Lachreiz wallte in meinen Eingeweiden auf. Was hatte ich denn zu verlieren? Ich sah im fest in die Augen. Das Kichern ließ sich nicht ganz unterdrücken, und ich sah mit Genugtuung, wie es seinen Triumph vergiftete. Vor was, bitte, sollte ich hier noch Angst haben?
   Er brüllte wütend auf und versetzte mir einen Stoß mit den Hörnern, der meinen Kopf zur Seite schleuderte und meine Kehle entblößte. Mit einem markerschütternden Schrei riss er die Kiefer auf.
   Für einen Moment war ich versucht, ihn einfach zubeißen zu lassen. Dann wäre es vorbei. Die Wut war verschwunden. Mein Verstand wurde ruhig und klar. Es würde hier enden.
   Ich sah ihn wie in Zeitlupe. Seine Reißzähne, das tödliche Maul.
Etwas in mir sträubte sich dagegen. Das konnte nicht das Ende sein.
  Verzweiflung.   
Das war es.
   Der kleine Funke in mir, der sich nie mit seinem Schicksal abfinden konnte, loderte hell auf.
   Verzweiflung nährt Hass und Wut. Der Zweifel verhindert den Erfolg. Doch ich wusste, daß ich es tun konnte. Ich hatte es schon getan! Es war an mir, zu entscheiden, ob die Flamme brannte oder nicht. Jetzt war mein Selbst völlig ruhig. Die Verzweiflung war fort, aber ich war noch hier.
   Die grelle weiße Flamme zündete in meiner Kehle und sprengte den Maulkorb. Der Braune wurde fortgeschleudert, prallte gegen einen Felsen und blieb regungslos liegen.
  Die Flamme verlosch, und damit gingen auch bei mir die Lichter aus.


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Hayley
Gänsefüßchen
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H
Beitrag18.01.2012 14:56

von Hayley
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Hallo,

ich finde den Auszug viel zu beschreibend. Allgemein bin ich kein Fan von solch plakativer Literatur, sondern bevorzuge die indirekte Herangehensweise.

Auch wirken manche Stellen unglaubwürdig. Ein Mensch kann beispielsweise keine Knochen verschlingen. Dadurch entsteht bei mir ein unfreiwillig komisches Bild, das mich dann auch durch die gesamte Lektüre begleitet.

Vielleicht solltest du deinen Lesern etwas mehr zutrauen, denn Erzählkraft steckt definitiv in diesem Auszug. Du musst sie nur etwas bündeln und vielleicht reduzieren.

Liebe Grüße,

Hayley
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Jacaranda
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beitrag18.01.2012 15:20

von Jacaranda
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Hallo Hayley,

in den beiden Auszügen kommen keine Menschen vor wink Der Ich-Erzähler ist ein Drache. (Es besteht zwar für manche Drachen die Möglichkeit, menschliche Form anzunehmen, aber das führt jetzt zu weit).

Kannst du mir etwas genauer sagen, was du als 'zu beschreibend' empfindest? (was genau ist die 'indirekte Herangehensweise'?) Der letzte Text, den ich hier eingestellt hatte, wurde zB von einigen als zu dialoglastig empfunden. Da ich hier aus der Sicht eines 'anderen' Wesens schreibe und für die weitere Handlung diese Abschnitte genug Gewicht mitbekommen müssen (der Charakter wird viel härter, kälter und arroganter), habe ich ihn mit Absicht etwas mehr erzählen lassen (wobei ich festgestellt habe, dass die Umgebung arg kurz kommt, aber das hat noch keinen von euch bisher scheinbar gestört?).

Danke und lieben Gruß
Chris


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Hayley
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 26



H
Beitrag18.01.2012 15:27

von Hayley
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Ah! An diesem Missverständnis erkennst du auch mein grundsätzliches Dilemma: Durch die allzu genaue Beschreibung, lese ich selbst nicht mehr genau genug. Du versuchst also, dem Leser ein großes Stück der Arbeit abzunehmen, indem du die Innenwelt des Protagonisten bis ins kleinste Detail erläuterst. Dadurch allerdings wird der Leser entweder faul oder eben ungenau.

Versteh' mich nicht falsch: Du kannst ganz wunderbar erzählen. Dein Stil ist rund und es gibt an den gewählten Bildern eigentlich nicht viel zu meckern. Aber mir ist der Text zu plakativ. Wenn du ihn reduzieren würdest (ohne ihn zu kürzen, es geht dabei eher darum, indirekte Zwischentöne zu erschaffen, die Raum für Interpretation lassen), wäre er wesentlich interessanter und auch weniger trivial.
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KeTam
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Beitrag12.05.2012 21:53

von KeTam
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Hallo Jacaranda,

ich finde, an einer langen Rückblende ist prinzipiell nichts auszusetzen.

Was mir aufgefallen ist, ist dass du vielleicht öfter einen neuen Abschnitt beginnen solltest um Dinge besser hervorzuheben.
Zum Beispiel würde ich, nach wörtlicher Rede den darauffolgenden Text in einer neuen Zeile beginnen.

Du schriebst, dass du selbst findest, dass die Umgebung zu kurz kommt.
Das finde ich garnicht. Ich hatte alles genau vor Augen, als ich es gelesen habe.
Vielleicht ist es auch gut, dass du die Umgebung nur skizzierst, denn so entsteht bei jedem Leser sein ganz eigenes Bild.


Lg, KeTam

P.S. ich hoffe es stört dich nicht, dass ich, neu hier und dir bestimmt unbekannt, hier so reinplatze und deine Text kommentiere.
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Jacaranda
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Beitrag13.05.2012 22:33

von Jacaranda
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Hallo KeTam,

nein, das stört mich gar nicht, ich bin doch selber noch ziemlich neu. Ich freue mich, dass es dir soweit gefallen hat.
Mit der wörtlichen Rede und den Absätzen: Ich bin das vom Lesen her so gewohnt, kann es sein, dass es hier im Forum anders wirkt, weil die Zeilen viel breiter sind? Ich beginne immer einen neuen Absatz, wenn nicht mehr dieselbe Person spricht. Normalerweise wird das dann auch eingerückt, dann wirkt es strukturierter (geht hier irgendwie nicht ohne faule Tricks).

Von den Beschreibungen her scheinen wir ja einen ähnlichen Geschmack zu haben, schön!

liebe Grüße
Chris


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CAMIR
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Beitrag15.05.2012 10:56

von CAMIR
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Grüße. Nachdem der Thread nun wieder ans Tageslicht kam und ich auf Fantasy stehe, las ich ihn mir einmal durch. smile

Generell habe ich normalerweise Probleme mit nichtmenschlichen Protagonisten, aber du hast die Drachen wirklich sehr schön rübergebracht. Es war vielleicht stellenweise zuviel Beschreibung, wie Hayley auch schon bemerkte und zu dicke Textblöcke, aber ansonsten habe ich sprachlich und inhaltlich nichts auszusetzen. Gut gemacht. smile


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Jacaranda
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Beitrag18.05.2012 14:04

von Jacaranda
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Hallo Camir,

danke, das freut mich sehr, dass es gefällt. Das hat mir gerade noch mal einen Motivationsschubs gegeben, endlich mal weiterzumachen - musste in letzter Zeit zuviel anderes schreiben, und so langsam kommen doch wieder ein paar Ideen, die mich stupsen. Aua wink Der Plot steht noch nicht 100%, aber es wird... und es wird immer länger  Blink ...

lieben Gruß!
chris


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KeTam
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Das goldene Gleis Ei 1
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Pokapro und Lezepo 2014


Beitrag18.05.2012 15:21
Re: viel Zeit in kurzen Rückblenden verarbeiten... Romanausz
von KeTam
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Jacaranda hat Folgendes geschrieben:
Hallo zusammen,

ich bin dabei, ein halbes Leben (bzw. die prägenden Phasen) von einem Charakter in Rückblenden erzählen zu lassen. Normalerweise sind das nur Momentaufnahmen, aber hier ist eine, die im Grunde knapp zwei Jahre umfaßt (Gefangenschaft unter einem recht kreativen Kerkermeister, der seine eigene Art entwickelt hat, Überfüllung zu vermeiden. Organisation und Lokalität werden an anderer Stelle ausgeführt). Der Charakter selber ist/war Elitekrieger, der Verrat begangen hat.

Jetzt kann und will ich keine zwei Jahre Gefangenschaft in allen Einzelheiten auswalzen und würde gern wissen, ob das so funktioniert. Wichtig für die spätere Handlung sind seine Frustration darüber, seine Fähigkeiten nicht mehr anwenden zu können (Grund dafür wird erst später klar), und dass er Bekanntschaft mit dem unkontrollierbaren Tier in sich macht. Dazu soll er eine gewisse Abstumpfung gegenüber dem sinnlosen Töten erfahren, für die er sich später hassen kann.
Hallo jacaranda, da ich ermutigt wurde, mich auch als Neuling an der Textarbeit anderer zu beteiligen, mache ich ein paar Anmerkungen zu deinem Text.

  Ich hatte das Zeitgefühl verloren. In die Höhle drang kaum Licht, das mir ermöglicht hätte, die Tage zu zählen. Ab und zu warf man mir Fleischbrocken hinein, sehniges, übriggebliebenes Zeug, das ich hungrig mitsamt Knochen verschlang. Die Ketten an meinen Beinen scheuerten. Nach dem (Besser: Auf den) ersten Kampf in der stinkenden Schwefelhöhle, zu dem man mich herausließ, waren etliche weitere gefolgt. Jedes Mal lautete die Herausforderung für meine Gegner, mich zu töten, doch riss man mich brutal an den Ketten zurück, wenn ich stattdessen sie zu Boden zwang und ihnen an die Kehle ging. Ich war Strafe und Demütigung für andere, was ich verabscheute. Trotzdem begrüßte ich jedes Mal die Abwechslung, und das nagte an meiner Seele ebenso wie die Einsamkeit. Ich war einmal gern allein gewesen, aber der Unterschied zur Einsamkeit war verdammt groß. Man hatte mir nachdrücklich das Maul verboten. Die Wächter versuchten ab und zu, mir eine Reaktion zu entlocken, doch ich lernte rasch, zu schweigen. Es gab sowieso nichts zu sagen.
   Die Dunkelheit hatte auch gute Eigenschaften, denn ich konnte die Wände der Höhle nur selten erkennen. So konnten sie nicht auf mich einstürzen. Die Ketten allein schnürten meiner Seele bereits die Luft ab. Es wurde immer schwerer, klare Gedanken zu fassen.  
   In den ersten Tagen hatte ich versucht, die Ketten anzuglühen, doch mein Feuer konnte ihnen nichts anhaben. Die zwei Wächter, die mich in die Arena hinausführten und die verrußten Kettenglieder sahen, lachten mich aus und verpassten mir ein paar Hiebe extra. Ich spürte sie kaum. Ich musste einen anderen Weg finden.
   Verbissen begann ich, meine mentalen Übungen fortzusetzen. Ein Wechsel würde mir nicht helfen, denn ich käme nicht mal bis zum Ende des Ganges, egal in welcher Gestalt. Gegen einen einzelnen Gegner in einer großen Arena konnte ich bestehen, gegen zwei Wächter hatte ich in der engen Höhle keine Chance. Also konzentrierte ich mich auf den rein energetischen Teil, doch es wollte mir nicht gelingen, die Energie richtig zu kanalisieren. Ein müdes weißes Flämmchen war das einzige, was ich zuwege brachte. Ich erklärte mir die ausbleibenden Fortschritte mit der miserablen Situation. Es zermürbte mich dennoch. Mehrmals wollte ich aufgeben.
  Die gnadenlose Langeweile und mein angeborener Starrsinn ließen mich trotzdem immer neue Versuche starten. (vielleicht"Neue Wege zu ersinnen", weil gleich danach nochmal "Ich vesuchte" kommt)  Ich versuchte, mich an die Situationen mit Sanji und die Kämpfe zu erinnern, um sie zu reproduzieren. Was war anders? Ich war aufgeregt gewesen. Unter Druck. Wütend. Ängstlich. (Auf jeden Fall emotional das würde ich weglassen, weil du es vorher schon ausdrücktest!). War das der Schlüssel? Nicht beste geistige Kontrolle, sondern Impulsivität? Jedenfalls konnte ich es nicht wiederholen. Ich betrachtete die mickrigen Flammen in meiner Klaue mit zunehmender Wut und Verzweiflung.
   Nie wusste ich, wie lange ich in der Dunkelheit ausharren musste, bis wieder jemand kam (käme?). Der Zustand war entnervend. Ich versuchte, in dem wenigen (geringen) Bewegungsspielraum, den mir die Ketten ließen, die Muskeln kräftig zu halten. Die miese Verpflegung half dabei leider überhaupt nicht, und häufig verfiel ich ins Grübeln. Ich hatte alles, was passiert war, schon tausendmal durchdacht, und jedes Mal kam ich zu dem Schluss, daß ich nicht anders hatte (hätte) handeln können. Eine Strafe war also verdient. Aber wann kam es endlich zur Verhandlung? Würde es überhaupt eine geben? War das hier mein Grab? Der Tod erschien mir mittlerweile fast angenehmer als eine Zukunft in diesem Loch. Ich sehnte eine klare Entscheidung herbei. Die Ungewissheit machte mich wahnsinnig. Und höchstwahrscheinlich war das auch genau so gedacht.
   Ich dachte an Matajur. Mein Meister würde wenigstens für eine Anhörung sorgen... hoffte ich.

Lange Zeit wurde die Dunkelheit nur von den Kämpfen unterbrochen. Irgendwann brachte man mich wieder in die Schwefelhöhle, doch sah ich mich diesmal statt einem, gleich vier Gegnern gegenüber - und mein Wächter nahm mir die Ketten ab. Überrascht sah ich ihn an.
  Er grinste böse. „Eine kleine Herausforderung für dich. Draego schickt sie dir. Wer dich schafft, kriegt eine nette Belohnung. Aber es sollten nicht alle schaffen.“ Mit einem boshaften Lachen schloss er das Gatter.
  Ich wandte mich meinen Gegnern zu, die über mir auf den Felsvorsprüngen hockten und mich abschätzend anstarrten. Keine Ketten. Sie oder ich.
  „Das ist also der Verräter, den wir für Draego beseitigen sollen.“ Ein Grauer, abgerissen aussehend, mit einem gesplitterten Horn.
  „Sieht nicht wie eine große Aufgabe aus. Lasst uns das erledigen, dann können wir verschwinden.“ Ein schmutziger Roter antwortete, viel Muskeln, aber wenig Licht zwischen den Augen. Die beiden anderen waren ebenfalls trainiert und nicht allzu schlecht im Futter. Das würde interessant werden. Alle vier hatten ihre Schwingen, meine waren immer noch gefesselt. Aber diesmal war ich nicht angebunden.
  „Seht ihn euch an. Der hat eine Taille wie deine letzte Eroberung, Rant.“ Sie lachten schallend.
  Ich knurrte leise. Das war wirklich eine nette Abwechslung. Ihre Verachtung amüsierte mich. Als der erste angriff, ließ ich ihn halbherzig ein paar kleinere Treffer landen. Wiege sie in Sicherheit. Lass sie kommen.
  Sie waren berechenbar. Ich fühlte, dass ich ihnen trotz meines Zustandes überlegen war. Sie konnten auch nicht fliegen in dieser Höhle.
Ich hörte ihre Sprüche, ihre Anzüglichkeiten. Etwas in mir drängte an die Oberfläche. Dieser Abschaum, wie sie damit angaben, andere getötet zu haben.(!) Stolz auf ihre Errungenschaften, auf ihre Vergewaltigungen.
Dann machte einer von ihnen einen Fehler. Er sprang mich an und wollte nach meinem Genick greifen, doch als meine Hinterklauen seinen Leib ritzten, schrie er auf und verlor seine Deckung. Blitzschnell versenkte ich meine Zähne in  seiner weichen Kehle.
  Es brauchte einige Sekunden, bis sie realisierten, dass sie ihre Aufgabe gnadenlos unterschätzt hatten, aber dann waren( stürzten sich) die drei anderen auf uns, blind vor Wut. Ich ließ den Kadaver los und konzentrierte mich auf die Abwehr... doch der Blutgeschmack sickerte langsam in mein Unterbewusstsein. Unaufhaltsam ließ das heiße Blut auf meiner Zunge meine Instinkte überkochen. Blut war Triumph. Lasst sie kommen.(!) Ich bin bereit.
  Meine Augen glühten, als ich die rottriefenden Reißzähne bleckte und angriff.

  „Binde ihn ja wieder ordentlich fest.“ Wie durch Watte drangen die Stimmen der Wächter an mein Ohr. Sie hatten mich in meine Höhle zurückgebracht.
   „Was ist los, hast du auf einmal Angst vor ihm?“ Die Stimme des Braunen klang ungläubig.
  „Du hast den Kampf nicht gesehen. Er hat allen vier Gegnern die Kehlen förmlich zerfetzt. Ein richtiger Blutrausch.“
  „Alle vier?“ Der Braune schnaubte entsetzt. „Das wird Meister Draego nicht gefallen.“
  Der Graue lachte kurz auf. „Sei dir da nicht so sicher. Auf jeden Fall bekommt er von mir eine Kette extra ab jetzt.“
  Die Schellen klickten. Ich nahm es kaum wahr. Diverse Körperstellen schmerzten und waren angekratzt,(Mein ganzer Körper schmerzte) doch ich fühlte keine gravierende Verletzung. Und immer noch den süßen, metallischen Geschmack in meinem Maul.
  Lasst sie kommen.


Ich habe meine Änderungsvorschläge in Klammern gesetz, ich hoffe, du kannst damit was anfangen!

Lg, KeTam.
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KeTam
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Beitrag18.05.2012 15:23

von KeTam
Antworten mit Zitat

Oh nein,

so sollte das eigentlich nicht aussehen!

Hallo Jacaranda,

ich hoffe du kannst was damit anfangen, ich hoffe des Weiteren, du hast gute Augen und siehst, WO meine Anmerkungen stehen!

Ich habe da wohl etwas falsch gemacht, sorry! Embarassed

Lg, KeTam.
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Jacaranda
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Wohnort: Kölner Dunstkreis


Beitrag19.05.2012 16:38

von Jacaranda
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallo KeTam,

doch, das geht schon. Danke für deine Anmerkungen! Ich muß das noch in Ruhe durchgehen. Zwei oder drei Dinge, die meistens mit Schmerzen zu tun haben, muss ich mir immer sehr gut überlegen, denn der Text steht ja nicht alleine, und Formulierungen beginnen sich zu wiederholen, daher muß ich da vorsichtig sein - und es muss noch steigerungsfähig bleiben (Beispiel: mein ganzer Körper schmerzte. Da muss ich echt differenzieren, weil ich ihm noch viel mehr antue wink).

damn, ich muss das echt mal wieder richtig angehen...

danke!
lg chris


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KeTam
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Beitrag19.05.2012 17:42

von KeTam
Antworten mit Zitat

Hallo Jacaranda,

wenn ich dir ein bischen weiterhelfen konnte, freuts mich!

Lg, KeTam.
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