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Sommernachtstrip (Romanauszug)


 
 
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alineverena
Geschlecht:weiblichGänsefüßchen

Alter: 36
Beiträge: 24
Wohnort: Berlin


Beitrag15.01.2012 16:41
Sommernachtstrip (Romanauszug)
von alineverena
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Hallöchen smile
Heute würde ich gerne einen Ausschnitt aus einem Buch, das ich vor drei Jahren geschrieben habe, mit euch teilen.
Ich hoffe, es ist nicht zuviel auf einmal, aber mehr konnte ich die Szene nicht kürzen sad
Das Problem bei meinem Buch ist: ich hasse diesen Stil. Damals fand ich ihn natürlich super, heute würde ich mich gerne dafür schlagen. Ich sehe aber keine Möglichkeit, den Stil zu verändern, da ich denke, dass das Buch von dieser Art zu schreiben lebt.
Ich kann null einschätzen, wie Außenstehende mit dieser manchmal etwas zu gewollt komischen Szenerie klar kommen; ob es lächerlich oder lustig wirkt.
Deshalb würde ich mich über Rückmeldung freuen smile

Die grobe Story ist: vier Freunde werden auf ihrer Reise nach Amsterdam von einem Harley Davidson Fan verfolgt und erpresst. In folgender Szene sitzen sie in einem Coffeeshop und fantasieren vor sich hin.
(Zur Erläuterung: Apollo und Aphrodite sind Mayas Hunde, C. ist Susis Exfreund, den man in ein Hasenkostüm gesteckt hatte, nachdem man ihn mittels eines Fußballs zu einem Vollidioten gemacht hat, der nicht mehr sprechen kann als "Krisim").


Maya widmet sich dem schwarzen Schweinchen, das an ihrem Fuß kratzt und auf ihren Schoß möchte.
„Ach, ist das süüüß!“, ruft Susi entzückt und streichelt das kleine, schwarze Tier, das niedlich grunzt und noch immer an Mayas Fuß scharrt.
„Wie, du kannst es auch sehen?“, wundert sich Maya und guckt Susi mit großen Augen an.
„Klar seh’ ich es auch. Warum auch nicht? Ich hab dieselben Augen wie du.“
„Du hohle Birne, das Schwein ist doch nur eine Halluzination. Wieso also siehst du es auch, Susi?“
„Leute, es hat irgendwie Ähnlichkeit mit Apollo und Aphrodite.“, bemerkt Lenny und kichert.
„Du siehst es auch??? Maya, er sieht das Schwein auch!!“, keucht Susi.
„Lenny, du Idiot. Apollo und Aphrodite sind nur halb so fett wie dieses Viech hier.“
„Du gibst aber zu, dass sie etwas fett sind?“
„Nein, Lenny, sie sind überhaupt nicht fett. Möpse sehen immer so aus. Das ist genetisch. Schwerer Knochenbau und Überaugenwülste oder so. Außerdem hast du bereits gesagt, dass du auf Möpse stehst, egal ob groß oder klein.“
„Falsch, Maya, ich habe nicht gesagt, dass es mir egal ist, wie groß sie sind. Sie sollten schon eine gewisse Größe haben.“
„Sexist.“
„Was zum Teufel ist denn daran jetzt sexistisch?“
„Lass es gut sein, Lenny.“ Susi hebt das kleine, schwarze Schweinchen hoch auf ihren Schoß und streichelt es.
„Es soll Wilfried heißen.“
„Susi, du willst das arme Schwein wirklich Wilfried nennen? Es hat doch schon genug Probleme, sich in unsere Gesellschaft einzugliedern, weil es so fett ist. Dann kommst du und willst ihm auch noch so einen beschissenen Namen geben?“
„Lenny, jedes Schwein wäre glücklich über diesen Namen.“
„Du halluzinierst.“
„Wir könnten ihn immer Willie rufen.“
Lenny stöhnt und nimmt noch einen letzten, kräftigen Zug von seinem Joint, bevor er den restlichen Stummel im Zigarrenbecher ausdrückt.
„Kassiererin, woher hast du das Schweinchen? Hast du es vom Bauern gerettet?“, fragt Susi laut. Die Kassiererin guckt sie verdattert an und schüttelt den Kopf.
„Lenny? Warum schüttelt die Kassiererin den Kopf? Hält sie mich etwa auch für verrückt?“
„Ich könnte es ihr nicht verübeln.“
„Arschloch!“
„Vielleicht liegt es daran, dass Wilfried gar nicht wirklich existiert. Ich meine, hast du schon mal ein schwarzes Schwein gesehen?“, meint Maya und sieht Willie ungläubig an.
„Ich hab schon mal eins gegessen.“, kichert Lenny.
„Das hat sich jetzt aber, jetzt bist du Vegetarier! Seltsam, dass du noch immer nicht fähig zu sein scheinst, etwas mehr Empathie für deine tierischen Mitlebewesen zu empfinden.“
„Susi, ich empfinde sehr viel Empathie für Tiere. Ansonsten hätte ich C. bestimmt schon irgendwo vor ein Auto gelegt und überrollen lassen. Oder ihn in die Prostitution verkauft. Oder an einen Streichelzoo.“
„Wie meinst du das eigentlich, Maya – Willie existiert gar nicht? Ich seh ihn doch. Ich spür sogar seine dicken Borsten.“
„Süße, wir sind in einem Coffee Shop. Alles, was dort auch nur ein bisschen aus der Realität zu fallen scheint, fällt auch tatsächlich aus der Realität.“
„Du... du denkst also… Dass Willie ein Fantasieprodukt meiner Cannabis-Realität ist?“
„Was zum Teufel ist eine Cannabis-Realität, Susi? Entweder Cannabis oder Realität, du musst dich schon entscheiden.“, seufzt Maya und streichelt den schwarzen Willie.
Susi ist den Tränen nahe.
„Aber... Aber... Willie... Ich hab ihn doch schon so in mein Herz geschlossen!“
„Tja, wir müssen alle mal los lassen, Schatz.“, tröstet Maya sie und wirft Lenny einen warnenden Blick zu.
„Susi, jetzt werd nicht sentimental, nur weil du ein bisschen was gekifft hast.“
„Es ist mein gutes Recht, sentimental zu werden, wenn ich erfahre, dass ich einen erfundenen Freund – der ganz nebenbei ein schwarzes Schwein ist – besitze.“
„Ich glaube, der Aufenthalt neben dem Schweinelaster auf der Herfahrt hat sie etwas durcheinander gebracht...“, flüstert Lenny Maya zu, woraufhin die verständnisvoll nickt.
„Leute, das wird mir jetzt ein bisschen zu viel. Susi, ich würde sagen, du trennst dich von Willie und wir gehen.“
„Ja, wohin denn, Maya? Wohin sollen wir gehen? Und warum kann Willie nicht mitkommen? Nur, weil er nicht echt ist, ist das noch lange kein Grund, ihn einfach so in einem Coffee Shop auszusetzen. Du Unmensch.“
„Na, dann nimmst du ihn eben mit, verdammt.“
„Wir könnten in den Vondel-Park gehen. Da setzen wir uns dann ins Gras und chillen. Du hast ja noch ein bisschen Koks, oder, Maya?“
„Klar hab ich noch Koks, Lenny. Spencer hat mich gut versorgt.“
„Krisim!“
„Siehst du, Susi, so hört sich ein Zustimmungs-Krisim an.“, meint Lenny und erhebt sich vorsichtig. Er fühlt sich durch sein starkes Ice-Hasch doch ein bisschen unbeholfen und wackelig. Susi steht ebenfalls auf und hängt sich an Lenny. Es wirkt ein bisschen unrealistisch, aber es passiert tatsächlich: Lennys kippt um und fällt direkt auf Willie.
„Oh mein Gott, du hast Willie getötet!!!!“, schreit Susi entsetzt.
„Du Schwein!!!“, ruft Maya.
Lenny guckt betreten auf den Boden und schämt sich. „Ich war’s nicht. C. war’s!“
„Willie... mein geliebter Willie...“. Susi fängt zu schluchzen an und lässt sich von Maya ein Taschentuch geben. „Seht nur, wie er da liegt... seine Beine... gebrochen... sein Köpfchen... verrenkt... und seine Augen...“. Jetzt fließen die Tränen nur noch so.
Lenny kann es nicht mit ansehen, wie Susi wegen dem kleinen schwarzen Schwein leidet und nimmt sie tröstend in den Arm.
„Wir müssen ihn beerdigen...“, schluchzt Susi. Er streichelt ihr aufmunternd über den Rücken. „Susi... Wir können Willie nirgends begraben... Man kann keine Fantasieprodukte begraben...“, murmelt er unbeholfen.
„Doch, wir könnten ihn einfach in unserer Fantasie begraben!“, schlägt Maya vor.
Susi hebt ihren Kopf und blinzelt Maya durch ihre Tränen hindurch an. „Das ist eine tolle Idee...“, seufzt sie leise und lehnt sich noch mehr gegen Lenny.
„Na gut, was solls. Dann machen wir eben eine beschissene Grabesrede. Susi, jetzt bist du gefragt.“, meint Lenny und schiebt Susi sanft von sich weg. „Du musst aber schon auf eigenen Beinen stehen können, Puppe.“
„Ja, ja...“. Sie stellt sich vor den zerquetschten Willie und stößt Lenny in die Rippen, auf dass er mit ihr und Maya einen Kreis um das tote Tier bilde.
„Aber, Susi, du bist Atheistin. Wen willst du denn anbeten?“, fragt Lenny dann plötzlich.
„Ich bete einfach Willies Gott an. Willie glaubt an Gott. Den schwarzen Schweingott.“
„Ohje...“, murmelt Maya. Susi beginnt unbeirrt Willies Grabesrede. „Nicht lange konnten uns deine schwarzen, stacheligen Borsten begleiten, lieber Wilfried. Nicht viel Zeit blieb uns, dein speckiges Körperchen zu umarmen und dir Zuwendung zu geben. Du führtest... Du führtest stets ein einsames Leben, gefangen in unserer Fantasie. Und jetzt, da wir dich durch übermäßigen Drogenkonsum frei gelassen hatten, musstest du sterben. Warum?  Warum? Auch wenn du nur in unseren Gedanken existierst, werden wir dich nie vergessen und stets liebevoll von unserem Willie sprechen, sollte uns jemand auf dich ansprechen. Möge deine kleine Schweinfamilie nicht zu traurig über deinen armen Leichnam sein... Sofern deine kleine Schweinfamilie nicht schon längst als Wurst in einer Fachmetzgerei verkauft wird... Aber selbst dann würdet ihr euch in eurem Schweinhimmel wiedersehen – und es wäre ein schönes Wiedersehen. Nun heb deine kleine Schweinseele in die Lüfte, geliebter Willie, auf dass sie glücklich vereint wird mit deiner Familie, sofern die schon in der Metzgerei liegt. Denk ab und zu an uns zurück und vergiss nicht, dass Lenny dich nicht mit Absicht getötet hat... Er ist jetzt eigentlich Vegetarier, Willie, weißt du...“.
Susi schluchzt kurz und kämpft mit den Tränen.
„Willie... Vergiss uns nicht... Im Schweinhimmel... Euer schwarzer Schweingott wird dich schon beschützen... Amen.“

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Phenolphthalein
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Beitrag15.01.2012 17:49

von Phenolphthalein
Antworten mit Zitat

Hallo alineverena!

An diesem Stiel muss tatsächlich noch gefeilt werden.

Es handelt sich hierbei quasi nur um eine Aneinanderreihung von wörtlicher Rede. Nur selten benutzt Du andere Sätze.

Teilweise führt das bei mir dazu, dass ich nicht weiß, wer was gerade sagt.
Würde ich diesen Dialog in einem Roman lesen, dann würde ich das Buch sicherlich schnell auf Seite legen.
Ich muss aber auch gestehen, dass mir neben dem Stil auch der Inhalt nicht gefällt.
Was ist so wichtig daran die „Drogenexzesse“ einer Clique im einzelnen (und dafür auch noch recht ausschweifend) zu bescheiben?
Die Handlung finde ich weder spannend noch interessant.

Zudem sind mir auch ein paar Fehler aufgefallen (Flüchtigkeitsfehler mal ausgenommen).

-
alineverena hat Folgendes geschrieben:
Ich hab dieselben Augen wie du.
Das hoffe ich nicht. Wink  Hier ist gleich das richtige Wort.

-
alineverena hat Folgendes geschrieben:
Die Kassiererin guckt sie verdattert an und schüttelt den Kopf.
Das ist perspektivisch falsch. Der Ich-Erzähler kann das bestenfalls vermuten.

- Willie
Ich glaube, der wird im Allgemeinen anders geschrieben.

Ich hoffe, das klingt nicht allzu vernichtend.
Aber wie du schon selbst gesagt hast, gefällt Dir „Dein“ Stil selbst nicht mehr. Ich gehe also davon aus, dass Du ihn bereits verändert hast.

Viele Grüße

Phenolphthalein


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Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.

-Arthur Schopenhauer
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Hayley
Gänsefüßchen
H


Beiträge: 26



H
Beitrag18.01.2012 14:48

von Hayley
Antworten mit Zitat

Hallo,

mir gefallen die witzigen Dialoge, allerdings wirkt der Inhalt sehr trivial, weil du fast nur jene verwendest. Eine Geschichte lebt doch vor allem von den (indirekten) Zwischentönen. Inflationär verwendete direkte Rede killt letztlich jede Vorstellungskraft.

Liebe Grüße,

Hayley
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