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Sommer in Berlin


 
 
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Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag09.03.2012 15:27
Sommer in Berlin
von Rosanna
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

So große Sehnsucht nach dem Sommer
Nach hitzroter Haut wie ein ewiges Erröten
Und nach weinenden Mädchen mit üppigen Schenkeln
auf den Brücken von Berlin
Und ihr Mund so rot (er nimmt die Röte von den Augen)

Wenn ihre Schenkel zittern wisch das Bier von ihren Knien
Tu es sanft dann geh
Der Schwindel hält eh nie bis nach Hause
Und man hält sich nicht zu lange aneinander
fest

- es ist zu warm dafür.

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NovaRex
Geschlecht:männlichWortedrechsler

Alter: 30
Beiträge: 54
Wohnort: Zwischen Niveau und Wahnsinn


Beitrag11.03.2012 15:17

von NovaRex
Antworten mit Zitat

Hallo Rosanna,

Ich finds schrecklich wenn ein Eintrag so lange unkommentiert bleibt. Deshalb will ich es mal versuchen.

Sommer in Berlin ist ein interessantes Stück Lyrik. Doch irgendwie fällt es mir schwer mich in das Gedicht hinein zu fühlen. Auf mich wirkt es so als hätte man in wenige Zeilen so viel Information und Andeutungen gepresst wie möglich. In meinen Augen geschieht das auf Kosten des ,nun ja, "Lyrischen".
Weis nicht wie ich das anders sagen soll...

Besonders der zweite Absatz lässt viel Raum für Fantasie und lenkt sie gleichzeitig in eine bestimmte Richtung. smile
-Das gefällt mir.
Jedoch durch das Fehlen des Wohlklangs (blöder Ausdruck, mir ist nichts Passenderes eingefallen^^) vergeht schnell die Lust am Spekulieren und Nachdenken.

Schöne Grüße

NovaRex
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag11.03.2012 17:59

von Mardii
Antworten mit Zitat

Hallo Rosanna,

beinahe wäre mir dieser schöne Text von dir durch die Lappen gegangen. Hab schon lang keinen Blick mehr in die Lyrik-Werkstatt geworfen, sollte ich wieder häufiger.

Du schreibst hier wieder etwas redseliger, als in deinen letzten Texten. Meine ich nicht negativ, sagte ja bereits, dass es mir gefällt.

Es klingt etwas schmachtig mit einem Hauch Sentimentalität, aber es schimmert auch Ironie durch. Oder vielleicht auch Resignation.

Erste Strophe: Makroperspektive, zweite dann aus der Nähe. Zuerst noch hellauf begeistert vom prallen Anblick all der zivilisatorischen Schönheit, stellt sich schon bald der Kampf mit den am Körper klebenden Kleidern und der unerträglichen Körperwärme seines Nächsten ein.

Sehr gut diese Zeilen:

Rosanna hat Folgendes geschrieben:
Nach hitzroter Haut wie ein ewiges Erröten


Rosanna hat Folgendes geschrieben:
Und ihr Mund so rot (er nimmt die Röte von den Augen)


(der rot gemalte Mund lenkt knallig von den rotgeweinten Augen ab?)

Letzte Zeile mit Brechung dann:

Rosanna hat Folgendes geschrieben:
- es ist zu warm dafür.


Die Lethargie der Hundstage stellt sich ein.
Sprachlich find´ ich nichts zu meckern. Die Laxheiten der zweiten Strophe passen zur Stimmung.

Grüße von Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag15.03.2012 19:21

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin Kinners,

Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworten kann, aber ich war auf Verwandtschaftsbesuch. Meinen Laptop hatte ich zwar eingepackt, aber das blieb er dann auch.

NovaRex:
Zitat:
Sommer in Berlin ist ein interessantes Stück Lyrik. Doch irgendwie fällt es mir schwer mich in das Gedicht hinein zu fühlen.


Hier sagst du was interessantes. Dieses fehlende "Fühlen" beziehungsweise der Mangel an Gefühlen ist ja gerade das Herzstück des Gedichts.

Zitat:
Besonders der zweite Absatz lässt viel Raum für Fantasie und lenkt sie gleichzeitig in eine bestimmte Richtung. smile
-Das gefällt mir.
Jedoch durch das Fehlen des Wohlklangs (blöder Ausdruck, mir ist nichts Passenderes eingefallen^^) vergeht schnell die Lust am Spekulieren und Nachdenken.


Hmm, das Problem kenne und habe ich oft, wenn ich "moderne" Lyrik lese/schreibe. Größtenteils bin ich eine reimverliebte, lautmalereisüchtige Quasselzippe, nur gelegentlich juckt es mich, gerade wenn es um weniger gefühlsduseligere Themen geht. Auch hier könnte man natürlich beispielweise ein gleichmäßiges Metrum verwenden, aber ich finde, dass das recht bemüht klänge.
Wie würdest du das Gedicht denn lyrischer machen?

Mardii:
 
Zitat:
Du schreibst hier wieder etwas redseliger, als in deinen letzten Texten.

Das liegt an dem leidenschaftlichen, lebensbejahenden Thema Twisted Evil.
Zitat:


 Es klingt etwas schmachtig mit einem Hauch Sentimentalität, aber es schimmert auch Ironie durch. Oder vielleicht auch Resignation.


Das ist eine ziemliche stimmige Beschreibung der Entstehungsgeschichte dieses Gedichtes;).
Der erste Schritt war eine tatsächlich ziemlich schmachtende Erinnerung an ein Seminar in Berlin im letzten Jahr. Wir saßen in einer Gruppe auf einem dieser Brückenpfeiler, die etwa einen Meter von der Böschung entfernt standen. Man musste also einen größeren Schritt über einen "Abgrund" von vielleicht 5 Metern Tiefe machen. Eines der Mädchen begann zu weinen, weil sie sich zwar auf den Pfeiler, aber nicht wieder hinuntertraute. Gar keine romantische Situation also;). Trotzdem inspirierend, vor allem, weil das Mädel zu den wenigen gehört, die Tränen nicht entstellen.
Dann die Resignation...tja, nach ersten Schmachtfetzenversuchen hat mich die Realität ein Stück weit eingeholt.
Seit dem Seminar ist fast ein Jahr vergangen und sämtliche locker geknüpften Bande (man kannte sich davor nicht) haben sich aufgelöst. Außerdem war bei dem glorifizierten Bild, dass ich da vor mir habe, sowohl Sonnenuntergang und Alkohol im Spiel, da erscheint manches in einem ganz anderen... Licht wink. Das ist schon merkwürdig - man verbringt fünf Tage ununterbrochen miteinander und hat danach das Gefühl, man ist unauslöschlich aneinandergekettet...bis man dann merkt, dass man 800 km auseinanderwohnt.
Im Gedicht habe ich das natürlich etwas generalisiert, sprich, die konkrete Situation abstrahiert in ein: Man kommt sich so nah, wie man kann und bleibt so fern, wie man war.
Schließlich die Ironie: Auch die ist ein Stück weit vorhanden, wenn sie sich auch auf andere Erinnerungen bezieht...die ich nicht weiter ausbreite.
Trotzdem bleibt zumindest für mich ein wenig tatsächliche Sehnsucht..es gibt ja manchmal so Momente, die eigentlich, objektiv betrachtet, gar nichts besonderes sind, aber man behält sie trotzdem immerzu im Kopf. Da war man fast trunken (vor Glück, um das noch mal klarzustellen wink ) und kann gar nicht erklären, warum.
Zitat:


Und ihr Mund so rot (er nimmt die Röte von den Augen)


Das ist auch meine Lieblingsstelle...

 
Zitat:
(der rot gemalte Mund lenkt knallig von den rotgeweinten Augen ab?)

Jo wink.

LG euch beiden,
Rose


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Beitrag15.03.2012 22:45

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Ich hatte schon angefangen gehabt, einen Kommentar zu diesem Gedicht zu schreiben vor einer Weile, dann dachte ich, warte mal, vielleicht erklärt es sich durch die Kommentare anderer und des Autors.

Zu der Zeile

"Und ihr Mund so rot (er nimmt die Röte von den Augen)"

hatte ich fragen wollen, ob der rote Mund und die roten Augen derselben Person oder verschiedenen gehören.

Das hast du nun erklärt. Weiter hatte ich fragen wollen, ob man etwas über die Brücken in Berlin wissen muss, um den Text zu verstehen. Nicht viel, hat sich nun auch geklärt.

Meinst du, Rosanna, dass die Erfahrung, die du da verarbeitet hast, bei Lesern ankommen kann durch den Text, ohne dass du sie dazu erzählst wie oben, oder kommt es dir darauf nicht an?

Ach so, ich hatte auch noch fragen wollen, wo das Bier auf den Knien herkam. Hast du auch zusätzlich erklärt.
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Rosanna
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Beitrag16.03.2012 14:04

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Moin,

Gut, dass du dich einschaltest:

Zitat:

"Und ihr Mund so rot (er nimmt die Röte von den Augen)"

hatte ich fragen wollen, ob der rote Mund und die roten Augen derselben Person oder verschiedenen gehören.


Mir ist gar nicht aufgefallen, dass man das auch anders lesen kann - wärest du mit
"Und ihr Mund so rot (er nimmt das Rot von ihren Augen)"
einverstanden?


Zitat:

Ach so, ich hatte auch noch fragen wollen, wo das Bier auf den Knien herkam. Hast du auch zusätzlich erklärt.


Ich sollte vermutlich noch einen Vers einfügen, indem ich auf ein Straßenfest oder ähnliches verweise (zB Karneval der Kulturen) um die ausgelassene, gelockerte Stimmung und natürlich das Bier zu erklären.


Zitat:
Meinst du, Rosanna, dass die Erfahrung, die du da verarbeitet hast, bei Lesern ankommen kann durch den Text, ohne dass du sie dazu erzählst wie oben, oder kommt es dir darauf nicht an?


Hmm, ich glaube, du hast da was falsch verstanden, vielleicht habe ich mich auch ungünstig ausgedrückt.

Zitat:
Das ist eine ziemliche stimmige Beschreibung der Entstehungsgeschichte dieses Gedichtes;).
[...]
Im Gedicht habe ich das natürlich etwas generalisiert, sprich, die konkrete Situation abstrahiert in ein: Man kommt sich so nah, wie man kann und bleibt so fern, wie man war.



Das Gedicht soll nichts weiter zum Ausdruck bringen, als dass es Momente von Innerlichkeit gibt, die sich aber genauso schnell wieder auflösen, wie sie entstehen. Das kann in einer Gruppe sein, in der man sich unendlich geborgen fühlt, die aber nur fünf Tage lang existiert. Das kann ein Mädchen sein, dass man an einem Abend kennenlernt und in das man sich unsterblich zu verlieben meint - am nächsten Tag sieht die Sache schon wieder völlig anders aus. Das "Kennenlernen" kann Sex sein, das passiert. Es kann auch einfach der Wunsch danach sein und ein Anbeten aus der Ferne, das passiert noch häufiger wink. Oder es kann ein bloßes, tröstendes Umarmen sein...oder alles drei in einer etwas anderen Reihenfolge Twisted Evil

Das Rumgeschwafel drumrum war eigentlich nur der Versuch zu erklären, wie ich auf so was komme. Vielleicht war das zu viel, ich finds nur immer spannend, zu erfahren, wie und warum andere Leute schreiben, deswegen erkläre ich das manchmal auch bei meinen Gedichten - vor allem, weil Mardiis Kommentar darauf faustgenau gepasst hat Laughing .

Wird's so klarer?

LG,
Rosanna


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Beitrag16.03.2012 23:25

von firstoffertio
Antworten mit Zitat

Hallo Rosanna,

ja, so wie du vorschlägst, wäre die Zeile mit dem Rot eindeutiger.

Da ich nicht wusste, was dich zu dem Gedicht veranlasst hatte, und z.B. nicht wusste, dass du nicht in Berlin wohnst, bin ich nicht auf die Aussage, die du im Sinn hattest, gekommen.

Ich dachte, vielleicht treffen sich da Trinker und Obdachlose auf einer Brücke, und der Text meint einen Alkoholiker und dessen Erfahrungen/Gedanken.
Z.B.

"Der Schwindel hält eh nie bis nach Hause
Und man hält sich nicht zu lange aneinander
fest"

brachte mich dazu, in diese Richtung zu denken.

Ich hoffe, du verstehst.
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Rosanna
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Beitrag17.03.2012 11:14

von Rosanna
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Und ich hatte schon Angst, man konnte das weinende Mädchen mit einer Prostituierten verwechseln Laughing .

Ich denke, ich lade so in zwei, drei Tagen eine Überarbeitung hoch, in der ich versuche, dass Thema weiter einzugrenzen.

LG,
Rose


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