Déja vue (kein Weihnachtsgedicht)

[Ric]

Ein reiches Jahr neigt sich dem Ende zu,
das uns trotz mancher Prüfung lieb und teuer.
Sein Tempo scheint im Rückblick ungeheuer,
doch jedem Tag, der ging, folgt auch ein neuer,
und weiter geht die Reise - ohne Ruh.

Es scheint uns manchmal, als ging sie im Kreis.
Wer weiß nicht um beklemmende Gefühle:
Das kenn ich doch, das ist doch alte Mühle!
Als setzt’ man sich nochmals zwischen zwei Stühle,
die jemand wegzieht, heimlich, still und leis’.

Gesetzt den Fall, es wäre Schein, der trügt,
die böse Ahnung nur eine Chimäre.
Und doch sind die Gedanken eine Lehre,
im Fall, es kommt uns etwas in die Quere,
und sei es, dass man selber sich belügt.

Wer weiß am Abend, was der Morgen bringt.
Das Weiß von heut’ ist morgen Schnee von gestern,
Man rechnet, plant - und hört den Teufel lästern:

Wähnt euch ein Chor von Brüdern und von Schwestern
-  die Kuckuckseier liegen in den Nestern.
Man merkt’s erst, wenn das Vögelchen nicht singt!

[Gast]

Ich mag diese Leichtigkeit der Verse, gern gelesen.

[firstoffertio]

Ich mag das auch, und Debruma hat recht, wenn sie die Leichtigkeit der Darstellung anspricht, in der wohl so etwas wie Lebensweisheit, aber auch Ironie liegt?
Der Text hat etwas Verbindendes.

"Und doch sind die Gedanken eine Lehre,
im Fall, es kommt uns etwas in die Quere,
und sei es, dass man selber sich belügt."

Kann jeder füllen mit eigenen Erfahrungen.

[kskreativ]

Gefällt mir auch, schließe mich meinen Vorrednern an.

[Ric]

Hallo debruma, firstoffertio, kskreativ,

vielen Dank fürs lesen und Kommentieren.
Ja, das mit der Ironie passt schon. Hab ich doch fast ein Jahrzehnt Kabarett-Texte gemacht, wobei ich stets drauf geachtet habe,
mich nicht ins Büttreden zu verlaufen...

Ich hoffe, dass Euch die Weihnachtstage wohl bekommen;
bei mir (und der Familie) hat das leider ein Virus etwas getrübt...
Deshalb auch die späte Antwort.

Liebe Grüße, und einen guten Rutsch ins 2012er Jahr!
Ric

[Belzustra]

Hallo Ric,

hoffe, ihr seid trotz Virus gut ins neue Jahr gekommen.
Nun zu deinem Gedicht.
Im Angesicht der ersten Strophe finde ich, geht der Rest des Gedichtes unter. Bitte nicht negativ verstehen, denn was ich dir damit sagen will, ist, dass

[Ric]

Hallo Belle..., (die weibliche Form gefällt mir klar besser!)

bin heuer nicht zum Weihnachts- und Neujahrswünschen gekommen,
und ich hoffe, dass mir das allseits  nicht zu übel genommen wird.
Nicht nur, dass die Luft draußen war, mein Herr Sohn hat mir einen neuen PC verpasst, mit allen Folgeerscheinungen (eine Menge Programme mussten erst wieder laufen lernen, einiges ist total weg, und ich bin sowieso keine Leuchte, was die Technik betrifft. Und nicht nur...

Zum Gedicht-Krittel: Klar, die erste Strophe steht auf festem Boden auch gern allein. Nur kann ich dann den Titel schmeißen.
Es geht mir oft so, dass ich rund um einen fertigen Gedanken noch was dran und drumherum hängen möchte (oder muss, weil es Anlass gibt). Auch bin ich nicht gerade Minimalist, wenn es hie und da auch so aussieht.

Jedenfalls danke für den Hinweis. So könnte es in die Kategorie Lesezeichen-Lyrik passen.
 

LG
Ric

[Belzustra]

Also, ich finde, der Titel würde selbst dann noch passen, wenn die erste Strophe für sich stände.
Dann hätte der Titel selbst nämlich noch eine Bedeutungsfunktion und seien wir mal ehrlich, jedes Jahr ist viel zu schnell vorbei. Es rast dahin, als ob es kein Morgen geben würde und ehe man sich versieht, hat auch schon das nächste Jahr begonnen.

LG
Belle (Gefällt mir    Qui veut être ma bête?    )

[Ric]

Aus der Familienchronik:
http://www.youtube.com/watch?v=lq1i-u7PmqE&feature=youtu.be

LG
Ric