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Radikaler Konstruktivismus

 
 
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The Brain
Geschlecht:weiblichReißwolf

Alter: 65
Beiträge: 1966
Wohnort: Over the rainbow


Beitrag06.01.2012 11:52

von The Brain
Antworten mit Zitat

Hallo lieber Schreiberling,



habe mir tatsächlich mal so etwas wie einen Bewertungskatalog erstellt ...

- 1 Punkt gibt es für die Erfüllung der Auflagen 4 Personen + Bergpass
- 1 Punkt gibt es für eine nahtlose, logische Einbindung des letzten Satzes
- 1 Punkt gibt es für die Einbringung von Chaos, Verwirrung und Disziplinlosigkeit
- 1 Punkt für einen gelungenen Titel
- 2 Punkte für Originalität
- 2 Punkte für den Schreibstil
+
1 Extrapunkt für persönliches Gefallen


Zu deinem Text:

- kein Punkt gibt es für die Erfüllung der Auflagen 4 Personen + Bergpass
- kein Punkt gibt es für eine nahtlose, logische Einbindung des letzten Satzes
- 1 Punkt gibt es für die Einbringung von Chaos, Verwirrung und Disziplinlosigkeit
- kein Punkt für einen gelungenen Titel
- 2 Punkte für Originalität
- 2 Punkte für den Schreibstil
+
1 Extrapunkt für persönliches Gefallen


macht also 6 Punkte


Liebe Grüße


Brain


_________________
Dinge wahrzunehmen,
der Keim der Intelligenz

(Laotse)

***********

Die Kindheit endet nicht mit dem Erwachsenwerden.
Sie begleitet dich durch all deine Lebenstage.

***********

Alle Bücher dieser Welt
Bringen dir kein Glück,
Doch sie weisen dich geheim
In dich selbst zurück.

(Hermann Hesse)
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Amaryllis
Geschlecht:weiblichForenschmetterling

Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag06.01.2012 12:13

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

leider kann ich mit deiner Geschichte nicht so viel anfangen. Prinzipiell finde ich deinen Stil sehr schön, aber du verwendest so viele Bilder, dass ich die Handlung vor lauter Bildern nicht mehr sehen kann. Manchmal wäre meiner Meinung nach weniger einfach mehr.

Außerdem - und das ist wohl schwerwiegender - verstehe ich den Text nicht. Mir ist nicht klar, was davon überhaupt passiert. Wer dieser ominöse Ich-Erzähler ist, der selbst zugibt, dass er eigentlich nichts weiß. Wieso erzählt er die Geschichte dann?

Und dadurch, dass mir der Stil - wie vorhin schon erwähnt - durch die vielen Bilder einfach zu anstrengend ist, fühle ich mich auch nicht sonderlich motiviert, das Geheimnis deines Textes zu ergründen, ihn vielleicht noch öfters zu lesen.

Es tut mir leid, dass ich dir kein konstruktiveres Feedback geben kann, aber ich komm mir hier als Leser beinahe dumm vor, weil ich wirklich gar nicht verstehen kann, worum es geht - und das ist leider kein Lesevergnügen für mich.

Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel und vielleicht geben mir ja sowieso die Kommentare der anderen oder deine Rückmeldungen noch Hinweise auf das, was sich mir nicht erschlossen hat.

Liebe Grüße,
Ama


_________________
Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir.
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Malaga
Geschlecht:weiblichKlammeraffe


Beiträge: 826



Beitrag06.01.2012 13:31

von Malaga
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Neutraler Kommentar, 4 Federn
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag06.01.2012 15:06

von femme-fatale233
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Okay.  Shocked Das ist nackter Wahnsinn. Heimlich glaube ich, das DSFo ist eine Außenstelle der großen, deutschsprachigen Nervenheilanstalten und jeder Wettbewerb eine neue Gruppentherapiesitzung. Thema dieses Mal: lokale und globale Weltuntergänge, Angstphantasien und Grenzerfahrungen. Die anderen Teilnehmer haben schon eine Menge erzählt - sehr Fick-fixiert, wie ich finde, was Raum zur Interpretation der Sexualität der Schreiber gibt, oftmals auch morbide (Mordphantasien als Tötung der eigenen Triebe und der Angst?), aber das, was Du hier ablieferst, übersteigt jedes psychisch wahrnehmbare Erlebnis. Mir bleibt nur zu sagen: Medikation auf 9 Federn erhöhen und willkommen im Kuckucksnest, Mr. McMurphy.
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Nemo
Geschlecht:männlichKlammeraffe

Alter: 38
Beiträge: 963
Wohnort: Dresden
Pokapro 2016 Pokapro III & Lezepo I
Postkartenprosa II


Beitrag06.01.2012 16:17

von Nemo
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Lieber Autor oder liebe Autorin,

mir kommt dein Text so vor, als verwechselst du den radikalen Konstruktivismus mit Beliebigkeit. Dabei ist gerade der radikale Konstruktivismus etwas, das dazu dient, verborgene Macht- und Regelmechanismen einer Struktur (!) in ihren Herstellungs- und Reproduktionsmustern offenzulegen. Stattdessen rutscht diese Geschichte in eine große Wirrheit für mich ab, die irgendwie willkürlich wirkt.

Beste Grüße
Nemo


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Kunst ist Leben. Also lebe!
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Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag08.01.2012 16:07

von Rosanna
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Moin ihrs,
Ihr tut mir fast ein wenig Leid, dass ihr euch mit meinem Text habt herumschlagen müssen. Er war...gemein. Ganz und gar nicht sinnlos, auch wenn ich es niemandem zum Vorwurf machen kann, wenn er den Sinn nicht erfassen konnte, aber...ach, wat solls. Jetzt bin ich ja da und kann ihn erklären Twisted Evil .
Achso, eine Sache vorneweg, weil es in einer der Rezensionen angesprochen wurde: Ich habe diesen Text nicht so geschrieben, damit ich einen E-Reader gewinne. Ich mag die Dinger nicht. Du kannst mir das Ding auf den Bauch binden, ich hätte es eh weiter verschenkt. Davon aber mal ab - ich schreibe, wenn ich es hier auch auf die Spitze getrieben habe, immer so (siehe mein letztes FFF), sowohl im Guten als auch im Schlechten.

So, nun aber zum Text:
@LauraM
Ich kann dich sehr gut verstehen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass du dich ein wenig ausführlicher dazu äußerst, was du nicht verstehst beziehungsweise ob du irgendwas verstehst - denn 1 Feder - das ist echt hart. Die hätte nicht mal ich in diesem Wettbewerb vergeben, es sei denn, die Grammatik ist grauenhaft. Puh.

@lailuna
Obwohl ich stark davon ausgehe, dass meine Kommentare der Hauptauslöser für deine Entscheidung waren, hoffe ich, dass ich meine Rezension noch bekomme wink.

@alineverena
Wow, danke wink

@Nuff

Twisted Evil

Zitat:
Lustlosigkeit, bzw. Ideenmangel


Naja, das stimmt so nicht ganz. Ich hatte, im Gegenteil, mal wieder viel zu viele Ideen auf einmal, die ich verwurstet habe.

 
Zitat:
Die Vorgabe "eine Gruppe bewegt sich" erkenne ich streng genommen hier nicht, weil alle vier warten.

Also, hmm, die stehen da doch nicht stocksteif rum, der eine läuft im Kreis, der nächste springt vom Berg...aber gut, akzeptiert.
Zitat:

 Du reihst absurde Bilder der Worte und ihres Klanges wegen aneinander, wie ein Kind, das seinen Malkasten ausprobiert.


Grr, jetzt könnte ich dich schlagen. Wenn du weißt, dass ich es bin, der schreibt, dann solltest du auch wissen, dass ich mir immer etwas dabei denke. Immer! Ich schreibe nichts vollkommen sinnloses Evil or Very Mad. Nein, ehrlich, ich bin dir nicht böse, aber ich habe mir bei jedem Bild etwas gedacht. Dass das zum Tiel zu kryptisch und verwirrend ist, weiß ich allerdings auch, aber mein böses, hinterhältiges Gehirn hat mich trotzdem auf den "Send"Button drücken lassen. Es tanzt auch jetzt noch in bester Rumpelstilzchenmanier um das manische Funkeln in meinen Augen, wenn es an all die gepeinigten Seelen denkt, die sich durch diesen Text gewühlt haben. Und es gackert! Lauthals! Es hört gar nicht mehr auf!
(und ich habe immer noch keine Drogen genommen grr)
Zitat:


 Nicht einmal die Personen lassen sich eindeutig identifizieren, ein "Tor", ein "Führer", ein "Glotzer" und ein "Stöhner" und ein "distinguierter Herr", irgendjemanden hast Du doppelt beschrieben, aber nicht einmal beim 5. Lesen habe ich präzise herausgefunden, wen von den Vieren. (Hast Du Dich in Deiner Bilderflut selbst verirrt?)


Ich glaube eigentlich nicht, aber ich schiebe unten die Erklärung an, vielleicht wird dann deutlicher, was du meinst wink.

Zitat:
Sprachlich originell, wie immer, aber keine erkennbare Handlung, Vorgabe nicht umgesetzt, doofer Titel ...


Doofer Titel, das stimmt. Aber irgendeinen Hinweis musste ich dem Leser ja geben, damit er nicht völlig auf offener Flur steht (der Plan ging wohl nicht so ganz auf).

Ok, Rest in Erklärung unten wink.

@hobbes
Ohja, diese Stellen liebe ich auch! Und worum es genau geht, erkläre ich ganz unten wink.

@BN
 Twisted Evil
Dein Lob freut mich außerordentlich. Erklärung folgt weiter unten wink.

@TET
Hihihi...Verwirrung...Chaos...wie, das sollte ich nur beschreiben und nicht erzeugen? Warum sagt mir das keiner?
Danke für deine Federn wink.
@Rufina
Zum Inhalt:
Sektenhaft, grins. Das wollte ich schon immer. Und ja, du brauchst philosophische Grundkenntnisse für diesen Text. Ja, ich bin ein Miststück, wenn ich so etwas in einem Wettbewerb mache. Aber dafür, dass du meinst, nichts verstehen zu können, bist du schon gar nicht schlecht in deinem Interpretationsansatz...obwohl ich dir widersprechen muss: Der Text schafft keine Realität. Sprache - und noch schlimmer, Schrift - sind so unpräzise, dass man sich notwendigerweise seine eigene Wirklichkeit daraus zurechtspinnen muss. Wenn du dir drei Leute nimmst, die mein Geschreibsel auch nur interpretieren sollen, kommen drei Meinungen heraus. Werden sie daraus gezwungen, den Mist zu verfilmen, hast du noch mal drei. Egal. Weiteres zum Inhalt weiter unten.
Zur Form: Ach ja, dass ist so ein Ding. Ich schreibe noch nicht wirklich lange Prosa, sondern komme aus dem lyrischen Schwurbelschwafelbereich herübergeschwappt. Für mich klingen die Sätze, die du moniert hast, schön, ich schreibe, denke, spreche sogar gelegentlich so. Ist ein Geschmacksding, nehme ich an- obwohl man den Wassersatz tatsächlich etwas kürzen und umformulieren könnte, ich stimme zu wink.
Betont intellektuell? Arx. Das tut wirklich weh wink. Bei Zeugemutter würde ich dir zustimmen, wenn es nicht mein Professorchen wäre, das dieses Wort gebraucht. Der muss schwafeln, er kann nicht anders. Ich stelle ihn mir immer mit Nickelbrille vor, ehrlich gesagt...
Bias ist nun wiederum nicht pseudointellektuell, sondern für den Inhalt von Bedeutung.
Bei Kalliope kann man sich streiten. Ich mag den Namen so gern, er musste mit hinein. Musste! Ich habe schon zu Nuff gesagt, dass ich gelegentlich zu Rumpelstilzchenwahnsinn neige wink.

@Paloma
Hey, kein Ding wink

@Piratin
Dass dir mein Schreibstil gefällt, freut mich außerordentlich wink. Zum Inhalt bitte nach ganz unten schauen.

@MadameMimm
Ja! Die einzige, die das Gedicht anspricht (im doppelten Wortsinn!). Danke dafür. Dein sonstiges Unverständnis verstehe ich vollkommen wink. Unten folgt die Erleuchtung.

@ney
Merci! Danke wink

@Adelbo
Heyho wink.Die Verwirrung, die ich mal wieder stifte, tut mir leid wink Danke für deine Rezi und für die Kopfarbeit, durch die ich dich gezwungen habe.

@Lorraine
Zitat:
spöttisches Auge?

Ja, so ziemlich. Ich spiele gerne mit der Figur des Autors herum. Warum sollte es nur einen allwissenden oder eine persönlich involvierten Autoren geben? Oder, wenn er allwissend ist, warum sollte er dann nicht mit dem Leser spielen (vgl. Rushdie). Ich behaupte ja nicht, dass meine Ideen ausgereift sind, aber es zu versuchen, macht Spaß wink.

 
Zitat:
Warum sollte ich mir da nicht dumm und alleingelassen vorkommen??

In Verbindung mit dem gewählten Thema - ja. Das ist dann einfach too much, das weiß ich auch. Obwohl es natürlich Chaos stiftet...und Chaos mag mein krankes Hirn ziemlich gern.
Außerhalb dieses Textes würde ich das natürlich anders machen. Wenn ich länger als zwei Stunden gehabt hätte, wäre er auch garantiert besser geworden. Das Thema war natürlich zu umfangreich für die Zeitvorgabe...aber wie gesagt - ein Experiment wars. Nicht mehr und nicht weniger wink.
Zitat:

Müsste hier nicht der Konjunktiv I stehen?


Vielleicht. Das war aber nicht der Zeitvorgabe, sondern diesem gottverdammten Umgangsdeutsch geschuldet. Wer spricht denn nch im Konj.1? Klingt auch irgendwie komisch. Aber gut, klarer Fehler, werde ich verbessern wink.
Zitat:

Abgesehen davon könnte sich das "seine" (Schuld) auf das einleitende Subjekt ("Er") des ersten Hauptsatzes beziehen und damit wird das Ganze missverständlich.


Ehem...das tut es.

Zitat:
Gut finde ich die Unterscheidung von „Stöhner“, „Glotzer“ und dem „distinguierten Herrn“, wobei ich diesen erst verspätet als „Tor“ identifiziert habe, denn der war ja vorübergehend schon gestorben:


Nein, der distinguierte Herr ist nicht der Tor. Stöhner ist der Tor.

Zitat:
Zitat:
Das kann er selbst sein, dann trauert die Mutter, das Kind oder die Mutter seines Kindes (der Vater ist ihm schon vorausgegangen).



 Auch hier stolpere ich: ist „er“ sich selbst vorausgegangen?


Das ist wirklich unglücklich formuliert. Gemeint war, dass sein Vater dem Toten schon vorausgegangen ist. Die Klammer muss dann also hinter die erste Mutter.
Zitat:

Der Abschnitt mit der sterbenden (Zeuge-)Mutter … ich beobachte sie und ihren grenzenlosen Egoismus und komme zu dem Schluss, dass auch ich lieber außerhalb bleiben will, die Geschichte lese ich, versuche, etwas zu finden, was über den Text hinausreicht, aber nach dem Untergang dieser Nicht-Welt: was bleibt?


Grässlich, gell? Umso fürchterlicher, dass dieser Abschnitt nicht in meiner kranken Fantasie wurzelt, sondern von einem Bekannten kommt, mit dem ich in der Mensa am gleichen Tag essen war. Der meinte nämlich, man muss nur die ganze Welt in die Luft jagen, damit der Mord nicht mehr moralisch falsch wäre (weil die, die tot sind, eben tot sind und nichts mehr mitbekommen und keiner mehr da ist, um zu trauern/zu leiden). Ich merke mehr und mehr, dass ich mich mit merkwürdigen Menschen umgebe Twisted Evil

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
LG

@Mardii, debruma, Katja, Malaga
Danke für die Federn, Erklärung folgt unten wink

@adelbo again
Grins.
Keine Sorge, der Text sagt nicht aus, dass die Welt sterben soll, weil sie so schlecht ist. Und - der Text sagt etwas aus. Er hat einen Sinn, den ich unten erklären werde wink.

@akiragirl

Zitat:
Von allen Texten, bei denen ich den Eindruck hatte, dass sie womöglich geschrieben wurden in Hinblick auf den Jurypreis, und die deshalb wohl literarisch, experimentell sein sollten,

Ignoriere bitte noch einen Augenblick die laufende Kettensäge über deinem Kopf - ich antworte dir gleich auf alle deine Fragen ...Twisted Evil, nein, wie schon gesagt, den Text habe ich nicht extra so geschrieben, weil ich mir damit bessere Chancen ausgemalt hätte. Ich denke einfach so wink.
Erklären, was der Text bedeutet, werde ich weiter unten, aber - keine Sorge, ich mache dir keinen Vorwurf, dass du ihn nicht verstanden hast. Er war...*strahl*...böse.

@Brain
Danke wink Nur eins verstehe ich nicht: Warum wurden die Vorgaben deiner Meinung nach nicht erfüllt?

@Ama
Kein Problem wink. Du wirfst aber eine interessante Frage aus - wer ist eigentlich der Ich-Erzähler?
Twisted Evil

@femme
 love Glaubst du, deine Rezension passt komplett in mein Profil?
Ein Hoch auf nackten Wahnsinn!
Humdidumdidum...

@Nemo
Nope, keine Willkürlichkeit. Ich erkläre aber, nachdem ich mich vom Tippmarathon erholt habe, genau, was ich wo wie meinte. Dann mal schaun wink


LG an alle,
Rose


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anuphti
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DSFo-Sponsor Pokapro 2015


Beitrag08.01.2012 16:31

von anuphti
Antworten mit Zitat

Zitat:
Grr, jetzt könnte ich dich schlagen.



Och, Süße, ich machs wieder gut, okay?

Immerhin haben wir zum ersten Mal exakt gleich viele Federn bei einem Wettbewerb lol

So, und jetzt aber her mit der Auflösung!!!

lol

Liebe Grüße
Nuff


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LauraM
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Wohnort: Kanada


Beitrag08.01.2012 18:42

von LauraM
Antworten mit Zitat

Liebe Rosanna,

ich weiß nicht woran ich es festmachen soll, dass ich den Text nicht verstanden habe. Es sind nicht Einzelheiten, sondern die Gesamtheit.
Ich stehe mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht davor und weiß nicht weiter.
Vielleicht tue ich dir Unrecht und das ist der genialste Text im Wettbewerb, aber ich kann das nicht sehen.
Da ich, wie ich ja in meinem Kommentar erwähnt nicht ausschließen kann, dass es an mir liegt, hab ich es mit mehrfach lesen, laut lesen, meinem Mann vorlesen und von ihm vorlesen lassen versucht. Aber wirklich, ich verstehe NICHTS.
Und erschwerend kommt hinzu, dass ich  auch nicht alle Vorgaben als erfüllt gesehen habe und da war ich bei der Bewertung streng. (Strenger als die meisten anderen)

Ich habe dem, in meinen unwissenden Augen, gelungensten Text 9 Federn gegeben und dem, den ich ganz persönlich am schlechtesten fand 1 Feder (können auch 2 Texte sein, die nur eine bekommen haben). Und dann gabe es noch eine Menge dazwischen, die von mir 2-8 bewertet wurden.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Erklärung.

Liebe Grüße

Laura
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Rosanna
Richter und Henker

Alter: 30
Beiträge: 1055

Pokapro V & Lezepo III Silberne Harfe


Beitrag08.01.2012 20:17

von Rosanna
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Hey Laura,
Das war kein Vorwurf. Schon gar keiner in Richtung - du bist doof, weil du das nicht verstehst. Und nachdem ich verstehe, wie du bewertest, ist es auch okay. Bei mir ist das anders - in meinem Bewertungskatalog steht 1 Feder für: keine Vorgaben erfüllt und schlechte Grammatik und fürchterlicher Ausdruck undundund wink Egal. Ich bin mal gespannt, ob dir die Erklärung zusagt wink.

Geschichtenerzählerei:
Der Berg, um mit ihm anzufangen, war vorgegeben, passt aber wunderbar. Eigentlich gibt es eine einzige Person und Staffagen – den „Anführer“. Die anderen drei sind eigentlich Projektionen. Dieser Typ - ich nenne ihn mal Professorchen- hat sich auf einen Berg zurückgezogen, um sich einen Überblick zu verschaffen oder in sich zu gehen (für beides ist ein einsamer Pass wie geschaffen). Am Ende stirbt er beziehungsweise die Geschichte endet mit dem Entschluss, sich zu töten.

Nun die Philosophie dahinter :  Ich stütze mich hierbei hauptsächlich auf den rad. Konstruktivismus und den teilweise darauf aufbauenden Theorien zur Manipulation von Medien – hauptsächlich die von Niklas Luhmann. Der radikale Konstruktivismus geht davon aus, dass eine objektive Realität nicht wahrnehmbar ist (respektive: man zumindest nicht merken würde, wenn man sie wahrnähme). Wenn man ein bisschen spinnert ist (so wie ich) kann man daraus ableiten, dass es eigentlich eine Unzahl  von Wirklichkeiten gibt, die sich alle zwar mehr oder weniger  ähneln, aber nie völlig gleich sind. Es gibt also – wenn man von den Betrachtern ausgeht, für die die jeweilige Wirklichkeit real ist, eine Unzahl von Welten. Jeden Grashalm, den ich sehe, gibt es so oft, wie es Menschen oder andere Lebensformen gibt, die ihn sehen, usw. Im Umkehrschluss – jeder schafft sich seine eigene Welt. Manchmal interagieren diese Welten, aber das ist in diesem Fall irrelevant.


Das Hauptaugenmerk dieser Geschichte liegt auf dem Tod- das zumindest ist klar-oder, weil es dramatischer klingt – dem Weltuntergang. Aber, Kinners, es geht eben nicht um den „Weltenuntergang“, sprich, hier stirbt nur eine Welt – eine Wirklichkeit – die des Professorchens.
Ich habe mittels des Erzählers versucht, euch sachte in die Richtung Wirklichkeit und Co zu schubsen. Der Erzähler sagt nämlich – „Ich weiß nicht, wie der Weltuntergang aussieht“. Meiner verqueren Logik nach ist das nämlich so – wenn eine Person stirbt, stirbt damit die „Welt“, als die Wirklichkeit, die er sich aufgebaut hat. Für einen Betrachter, der den sterbenden Betrachter kennt, stirbt die Welt natürlich nicht – er existiert ja weiter. Für den nicht sterbenden Betrachter ist der Tod des Anderen also lediglich eine Einengung/Veränderung von Möglichkeiten, während er für den Sterbenden den „Finaltod“ darstellt.

Der Ich-Erzähler kann also nicht wissen, wie der jetzt stattfindende Weltuntergang aussieht, weil er ihn selbst in keinster Weise miterlebt. Er spekuliert also darüber, wie dieser aussehen könnte (er ist ein bisschen dramatisch dabei, das gebe ich zu, indem er sich an Naturextremen entlanghangelt. Ich bin natürlich sehr böse, weil ich durch diese klischeehafte Beschreibung, die man aus genretypischen Filmen kennt, natürlich vom „Weltenuntergang“ ausgeht)
Warum Professorchen nun sterben will oder muss, ist Sache eurer Wirklichkeitskonstituierung. Man könnte interpretieren, dass er ein schwermütiger Mensch ist, und dass an der ersten Geschichte, die er erzählt festmachen – das ist übrigens auch meine Lieblingsvariante – oder anhand der zweiten Geschichte schlussfolgern, dass er vielleicht todkrank ist.  Egal.


Glotzer und Luhmann (der distinguierte Herr) sind im Prinzip zwei Seiten einer Medaille. Um ihre Rolle zu verstehen, muss man sich ein wenig mit Platons Höhlengleichnis auskennen. Kurze Zusammenfassung: Wir wissen nicht, wie die Welt wirklich aussieht, weil unsere Sinne uns nur Schatten vermitteln und nicht die „wirklichen Dinge“. Im Höhlengleichnis wird die Menschheit als Horde vor einer Höhlenwand angeketteter Kerle beschrieben. Hinter ihnen brennt ein Feuer, vor dem (von wem auch immer) wiederum Gegenstände vorbeigetragen werden, deren Schatten auf die Wand fallen. Die Menschen halten diese Schatten, da sie ihren Lebtag nichts anderes zu Gesicht bekommen haben, für wirkliche Dinge, für die Wirklichkeit.

In unserem Seminar wurde uns erklärt, das Höhlengleichnis sei eine frühe Form des Konstruktivismus. Schwachsinn auf Beinen, wenn ihr mich fragt. Denn beide Theorien stimmen zwar insofern überein, als dass die Realität den Menschen verborgen bleibt, aber der Konstruktivismus geht davon aus, dass sich die verzerrte Wahrnehmung von Betrachter zu Betrachter unterscheidet. Bei Platon ist hingegen der Mensch eine homogene Masse, der durch wen oder was auch immer fremdgesteuert ist.
Warum ist das Höhlengleichnis in der Geschichte? In Verbindung mit dem Wort „Disney“ als Traumfabrik spielt Medienkritik natürlich mit hinein. Medien filtern die Realität (im Übrigen, womit der Text ganz automatisch reflexiv wird, ist Schrift auch ein Medium – ich filtere also durch den Text, der von euch verzerrt war genommen wird, den ich, der die Welt verzerrt wahrnimmt, geschrieben habe und der eine andere, verzerrte Wahrnehmung eines Menschen beschreibt, den wieder ich mir ausgedacht habe…wird deutlich, was ich meine?).


Der „Glotzerteil“ des Professors ist der Mitläufer, der Herdentriebteil, die Interaktion mit anderen Welten, ohne wirklich teilzuhaben. Der Luhmannteil ist der, der das „objektiv“ erkennt und erklären kann – auf das Höhlengleichnis bezogen ist er der, der sich eines Tages von den Fesseln befreit und die Welt mit neuen, unschuldig staunenden Augen besieht – und der dann versucht, es den anderen (auf die Geschichte bezogen, dem eigenen Ich) klar zu machen und daran wahnsinnig wird. Erkennbar ist auch, dass sich die anderen Personen (das Ich) und selbst der Erzähler nicht um ihn scheren, ihn ausblenden, in dem sie sein „Bias!Bias!“ blabla unter den Tisch fallen lassen.

Um kurz zu erklären, was es damit auf sich hat: Niklas Luhmann war ein Medienphilosoph, der sich mit der Manipulation der Medien auseinandergesetzt hat. Laut ihm selektieren zB Journalisten den Nachrichtenfluss (un- und beabsichtigt), wodurch dem Mediennutzer eine andere Wirklichkeit geboten wird als die, die er zu Gesicht bekäme, wenn er mit dem Journalisten „mitgelaufen“ wäre.



Stöhner  - tja, das ist schlicht der Teil, der komplett verzweifelt und wohl auch der teil, der Professorchen (das bewusste Ich) zum Weltuntergang überredet. Er symbolisiert durch sein unschuldiges, kindliches Staunen einen unberührten, ungeschützten Teil des Menschen, der – überwältigt- „nicht mehr mitkommt“.


Zu den beiden Geschichten, die Professorchen erzählt (übrigens nenne ich ihn nicht so, weil er ein wirklicher Professor wäre, sondern weil er die Ratio ist, die verzweifelt versucht, irgendwelche logischen Schlussfolgerungen zu ziehen): Nummer eins behandelt einen unnatürlichen Tod, Nummer zwei einen natürlichen, was schon darauf hindeutet, dass Professorchen Geschichte Nummer 2 vorzieht. Nummer eins ist voller Aggression – einer schläft schlecht – das kann auf Depressionen hindeuten – lebt seine Aggression/Wut/Resignation durch Mord aus (in Bezug auf Amoklauf auch wieder das Ansprechen von Medien – er hat dann ein „Publikum, statt um sich selbst zu kreisen (im Bezug auf den Professor – er kreist um seine Projektionen, die sein Publikum geworden sind. Das hält er wiederum für gerechtfertigt, weil in seiner Welt/Wirklichkeit schließlich alles in gewisser Weise eine Projektion ist)); Nummer zwei wiederum zeugt von einer gewissen Sanftheit (hust).
Der Hauptunterschied ist – bei Nummer eins meldet sich ein schlechtes Gewissen – der Tote/Mörder hinterlässt Menschen, die trauern, in Geschichte Nummer zwei kann keiner mehr trauern, weil alle tot sind. Das kann man jetzt auf zwei Arten interpretieren (ist mir erst im Nachhinein aufgefallen, um ehrlich zu sein wink ). Erstens – man bleibt in der einen Wirklichkeit des Professors und sieht die „Morde“ der ersten Geschichte als eine Art Veränderung der Persönlichkeit, während der Weltuntergang in Nummer 2 den Finaltod darstellt – oder man erkennt die Morde aus Nummer eins als tatsächliche Morde an, die nur durch den Selbstmord gelöst werden können (da dadurch seine gesamte Wirklichkeit ausgelöscht wird). Das ganze wird verklärt dargestellt, damit er es vor sich selbst rechtfertigen kann.
Es gäbe sogar noch eine dritte Interpretationsmöglichkeit, nach der beide Geschichten in der Realität spielen (dh. Nicht nur auf ihn bezogen sind, sondern auf die real existierende Welt), aber das wäre dem Sinn eher abträglich.


Zum Schluss – er inszeniert seinen Abgang recht dramatisch, spricht vom Spalter des (Erd-)Kerns, was auf eine Atombombe verweist. Nicht, dass er so ein Ding tatsächlich dabei hätte. Es ist nur der zuverlässigste Weg, den der Mensch heute hat, wenn er sich und die Erde zuverlässigst in die Luft jagen will, deshalb diese Metapher.
Warum heißt die Mutter Zeugemutter? Weil das der pseudodeutsche Begriff für Natur ist – also für „Mutter Erde“.

Ächz, Marathon. Ich habe garantiert noch zig Teilaspekte vergessen, die mir zwischendurch durch die Birne geschossen sind, aber das Wesentliche müsste ich haben. Wenn noch Fragen sind, schreit wink.


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Mr. Curiosity
Exposéadler

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Beiträge: 2545
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Der goldene Käfig


Beitrag08.01.2012 20:46

von Mr. Curiosity
Antworten mit Zitat

Ich hätte das alles etwas gechillter verpackt.

Nur kurz zum Höhlengleichnis:
Zitat:
Die Menschen halten diese Schatten, da sie ihren Lebtag nichts anderes zu Gesicht bekommen haben, für wirkliche Dinge, für die Wirklichkeit.


Platon sagt nicht, dass die Schatten nicht der Wirklichkeit entsprächen. Sie sind nur ontologisch tiefer angesiedelt. Er beschreibt im Höhlengleichnis einen Erkenntnisweg.
Man nähert sich über die Abbildungen des sinnlich Erfassbaren (darauf bezieht sich wie später bei Saussure ironischerweise übrigens auch seine Sprachkritik, obwohl er massenhaft Dialoge geschrieben hat), über das sinnlich Erfassbare hin an die Oberfläche, wo sich die Idee des Guten, das Urbild, in Form der Sonne wiederfindet.
Insofern nur verschiedene Wirklichkeitsstufen.
Das auf radikalen Konstruktivismus zu beziehen ist allerdings tatsächlich weit hergeholt, da hast du recht.


_________________


"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."

(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris")
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hobbes
Geschlecht:weiblichTretbootliteratin & Verkaufsgenie

Moderatorin

Beiträge: 4298

Das goldene Aufbruchstück Das goldene Gleis
Der silberne Scheinwerfer Ei 4
Podcast-Sonderpreis


Beitrag08.01.2012 23:20

von hobbes
Antworten mit Zitat

Da lag ich ja gar nicht so verkehrt.
Wobei - wäre nicht einfach alles "richtig" gewesen, was ich so hineininterpretiert hätte?
Ist ja schließlich meine Realität ...
 Wink


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Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis
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Nemo
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Beiträge: 963
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Pokapro 2016 Pokapro III & Lezepo I
Postkartenprosa II


Beitrag09.01.2012 13:02

von Nemo
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Ja, ich möchte noch einmal schreien:
Rosanna hat Folgendes geschrieben:
jeder schafft sich seine eigene Welt. Manchmal interagieren diese Welten, aber das ist in diesem Fall irrelevant.

Diese Stelle finde ich eben angesichts der skizzierten Logik fragwürdig. Erkenntnistheoretisch ist es sicherlich plausibel, von einer Pluralität von (Perzeptions)Wirklichkeiten auszugehen, da jede Gedankenwelt und Wahrnehmung prinzipiell schon durch die Vielfalt einfließender Variablen perspektivisch ist. Aus diesem Grunde wurde in der Forschungslogik der Begriff der "Objektivität" ja auch mehr oder weniger verabschiedet und durch den Begriff der kontrollierten Intersubjektivität ersetzt. Aber allein die Tatsache, dass jeder Blick auf die Welt normativ, selektiv und perspektivisch verzerrt ist und sich die Perzeptionswirklichkeiten der Menschen folglich unterscheiden, trifft noch keine Aussage darüber, wer der Konstrukteur dieser Wirklichkeiten ist. Wenn du schreibst, dass sich jeder seine eigene Welt erschaffe, so ist die Konstruktionsleistung einseitig individualisiert und hat eben das Geschmäckle von Willkürlichkeit, nach dem Motto: "Jeder macht die Welt, wie sie ihm gefällt." Aber - und das spiegelt sich auch in Mr. Curiositys Einwand - wir sind eben nicht frei in der Konstruktion der Perzeptionswirklichkeit, sondern die Wahrnehmung orientiert sich immer auf vorhandene Entitäten aus einer unabhängigen Operationswirklichkeit und hängt von ihnen ab. Ich kann diese Operationswirklichkeit eben nicht beliebig selbst erschaffen (das würde den Nutzen sämtlicher Sensorik untergraben) und durch meine Perzeptionswirklichkeit ersetzen, sondern ich bewege mich in einer Welt, die schon für mich konstruiert ist. Und erst jetzt wird Medienmanipulation überhaupt möglich. Denn ein Rezipient (und erst recht Rezipientengruppen), der in der Erschaffung seiner Wirklichkeit ein freier Konstrukteur wäre, wäre nicht manipulierbar. Das funktioniert nur, wenn seine Wahrnehmung sich durch das beeinflussen lässt, was ihm gezeigt wird. Und genau darum geht es auch beim radikalen Konstruktivismus, der vor allem in der Geschlechterforschung seine Blüte hatte: Die (Zwangs-)Mechanismen einer Wirklichkeit, die vom Individuum als scheinbar naturgegeben wahrgenommen wird, aber sozial konstruiert ist (nicht individuell!). Und diese Regelmechanismen sozialer Systeme (Luhmannsche Systemtheorie) stehen eben in Opposition zur akteurszentrierten Perspektive (z.B. Poppersche Logik der Situation). In dialektischer Manier würde man nun aus beidem eine Synthese bilden und zur Erkenntnis kommen, dass jede Perzeptionswirklichkeit individuell ist, aber die Konstruktionsleistung maßgeblich durch erworbene Wahrnehmungsmuster und den imperativen Charakter einer Operationswirklichkeit beeinflusst ist, was die relative Ähnlichkeit der Wirklichkeitswahrnehmung interindividuell gewährleistet udn erst erklärbar macht.

Und eben hier setzt meine Kritik an deinem Text an. Er zielt mir zu sehr auf die Konstruktionsleistung des Akteurs, was auf mich wirkt, als könne dieser seine Wirklichkeit beliebig gestalten, und vernachlässigt mir andererseits den Zwangscharakter von Entitäten und Wahrnehmungsschemata, die grundlegend für eine "Massenmanipulation" sind. Gerade aber die Anerkennung der relativen Gleichförmigkeit von Wahrnehmungen wäre ein Element gewesen, um der Verwirrung des Leser entgegen zu wirken.

Besten Gruß
Nemo


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Rufina
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Beitrag09.01.2012 16:01

von Rufina
Antworten mit Zitat

Hallo Rosanna,

Zitat:
Sektenhaft, grins. Das wollte ich schon immer. Und ja, du brauchst philosophische Grundkenntnisse für diesen Text.

Dass es nur Grundkenntnisse sind, bezweifle ich. In Bezug auf diesen Text sind Grundkenntnisse für mich, dass ich weiß, wer Nietzsche war und im Groben weiß, was Nihilismus ist. Vielleicht kann auch noch der eine oder andere etwas mit dem Begriff "radikaler Konstruktivismus" anfangen oder sich herleiten, was sich dahinter verbergen könnte, aber das war es dann auch schon. Alles andere geht tiefer und wenn man nicht das Glück hat, es in der Schule oder im Studium behandelt zu haben oder es eben dem persönlichen Interessenbereich entspricht (sodass man sich diese Kenntnisse selbst angeeignet hat), müsste man sich ausführlich einlesen. Da du dich aber nicht auf diese Theorie beschränkst, sondern daneben auch noch andere Gebiete mit einbeziehst,würde das den zeitlichen Rahmen eines Wettbewerbs sprengen. Ich kann nicht erwarten, dass mir jemand folgen kann, der nicht zufällig ebenfalls dort seinen Interessenschwerpunkt hat oder sogar dieses Fach studiert. Diese Erfahrung habe ich hier schon gemacht und die vernichtende Kritik an dem Satireversuch kam völlig zu Recht.

Zitat:
Der Text schafft keine Realität. Sprache - und noch schlimmer, Schrift - sind so unpräzise, dass man sich notwendigerweise seine eigene Wirklichkeit daraus zurechtspinnen muss. Wenn du dir drei Leute nimmst, die mein Geschreibsel auch nur interpretieren sollen, kommen drei Meinungen heraus. Werden sie daraus gezwungen, den Mist zu verfilmen, hast du noch mal drei.

Das sehe ich immer noch anders. Du setzt den Leser in einem Labyrinth aus. Die Gestaltung des Labyrinths gibst du vor, denn du hast die Mauern gesetzt, innerhalb derer sich der Leser bewegen darf. Ob die Mauern für jeden der Leser das gleiche Grau haben, kann man diskutieren, für mich ist es aber irrelevant. Fest steht, der Leser kann die Mauern nicht verschieben. Er kann lediglich wählen, mit welchem Weg er versuchen will, aus dem Labyrinth herauszufinden. Zu Beginn nimmt mich der Erzähler scheinbar an die Hand und sagt: "Komm mit mir, ich zeige dir den Weg hier raus.", führt mich zur ersten Kreuzung und sagt dann: "Hier hast du Möglichkeit a) und hier Möglichkeit b). Deine Entscheidung ist völlig frei." Damit will mir der Erzähler verkaufen, dass dies eine Welt ist, in der ich mich hinbewegen kann, wo ich will, weil ich sie erschaffen habe. Das kann ich aber eben nicht. Ich kann nicht sagen, ich entscheide mich für Möglichkeit c). Denn dort ist wieder eine Mauer, die nicht ich dort hingestellt habe, sondern du.
Ich merke also, dass ich manipuliert werde, kann es aber nicht ändern.
Und jedes Mal, wenn ich den Ausgang sehe, springt mir das Rumpelstilzchen in den Weg, stellt mir eine neue Mauer vor die Nase und sagt: "MÖÖÖP. Entscheide dich erneut zwischen a) und b)Razz ." So ging es mir als ich mich entscheiden musste, ob nun Luhmann auf dem Grab steht oder tanzt.
Klar, du lässt einige Interpretationsmöglichkeiten offen, aber nur im Rahmen der vorgegebenen Grenzen.

Zitat:
Zur Form: Ach ja, dass ist so ein Ding. Ich schreibe noch nicht wirklich lange Prosa, sondern komme aus dem lyrischen Schwurbelschwafelbereich herübergeschwappt. Für mich klingen die Sätze, die du moniert hast, schön, ich schreibe, denke, spreche sogar gelegentlich so. Ist ein Geschmacksding, nehme ich an- obwohl man den Wassersatz tatsächlich etwas kürzen und umformulieren könnte, ich stimme zu wink.

Zum Künstlerischen: Das hätte ich dir in keinster Form angekreidet, wenn hier nicht mehrere Dinge zusammenkommen würden und eigentlich hätte es dir gar nicht ankreiden dürfen. 1. Du verlangst dem Leser schon jede Menge Geduld ab, wenn er so tief in einen Fachbereich abtauchen soll. 2. Dazu bemerkt der Leser (vielleicht auch nur unterbewusst), dass er manipuliert wird, dass ein Spielchen mit ihm gespielt wird (ich persönlich werde dann mal ganz gerne bockig). 3. Kommen die vielen Bilder dazu, die, wie du selbst sagst, recht vage sind. Jedes davon für sich genommen, ist zweifelsohne sehr hübsch anzusehen, aber es gelingt mir nicht, einen vollständigen Film daraus zu machen. Das erschwert es nochmal zusätzlich. Ich muss zugeben, dass ich mehr durch diese Dinge genervt war als durch den Stil selbst , also hier Inhalt und Stil vermischt habe. Das war reichlich unfair und es tut mir leid Embarassed .

Zitat:
Betont intellektuell? Arx. Das tut wirklich weh wink. Bei Zeugemutter würde ich dir zustimmen, wenn es nicht mein Professorchen wäre, das dieses Wort gebraucht. Der muss schwafeln, er kann nicht anders. Ich stelle ihn mir immer mit Nickelbrille vor, ehrlich gesagt...
Bias ist nun wiederum nicht pseudointellektuell, sondern für den Inhalt von Bedeutung.

Pseudointellektuell habe ich nicht gesagt, denn pseudo würde ja heißen, dass ich dir unterstelle, nichts von dem zu verstehen, über das du da schreibst. Das Gefühl hatte ich nicht, konnte ich ja auch gar nicht haben, da ich persönlich gar nichts verstanden habe  Wink.
Betont intellektuell ist für mich eine Text immer dann, wenn eine Unzahl an (nicht ständig gebrauchten) Fremdwörtern aufweist. Man könnte jetzt sagen, das liegt in der Natur der Sache, weil sich hier jemand mit einer wissenschaftlichen Theorie beschäftigt, in der es nun mal feststehende Fachausdrücke gibt. Darunter fallen "bias" und natürlich der Titel selbst. Allerdings hast du hier keine wissenschaftliche Arbeit geschrieben (oder doch?). Dann aber muss es doch mehr darum gehen, dem Laien verständlich zu machen, welcher Gedanke mich an der Theorie so reizt, warum ich den Faden weiterspinnen möchte. Das erreiche ich aber nicht, indem ich ihm die Fachausdrücke um die Ohren haue, um ein gewisses Maß an Wissenschaftlichkeit herzustellen, sondern indem ich versuche, ihm zu zeigen, was ich in der Theorie gesehen habe, was für mich die Beschäftigung damit so lohnenswert macht. Ich meine nicht, dass du mir hier stundenlang hättest erklären sollen, was es mit der Theorie auf sich hat, sondern es mir zu zeigen, statt mich mit den Schlüsselbegriffen auf Google oder ein Lexikon zu verweisen (was du mit dem Titel, bias, Zeugemutter, Kalliope etc. tust, insofern du nicht davon ausgehst, dass diese Begriffe zur Allgemeinbildung gehören). Zugegeben, Ansätze die Theorie erlebbar zu machen, sind da, aber es überwiegt das Gefühl der Erniedrigung.
Ich kann den Einwand von Nuff völlig nachvollziehen. Man kommt sich schlicht und ergreifend dumm vor. Man kommt aus der Unterlegenheitssituation nicht raus. Du weißt, was die Fremdwörter bedeuten. Du weiß auch, was die Bilder ausdrücken sollen und du weißt (denke ich) auch, dass die meisten anderen es nicht wissen, gibst aber gleichzeitig kaum Hilfestellung. So schaffst du für mich ein Gefühl der Unterlegenheit.
Mich erinnert es an Vorlesungen meiner Professoren, wenn nicht nur Studenten sondern auch andere Professoren als Gastzuhörer im Hörsaal sitzen. Die Sprache verändert sich. Es wird gar nicht mehr versucht, Wissen zu vermitteln oder etwas nachvollziehbar zu machen, es wird mit Fremdwörtern und Theorien um sich geworfen, dass es kracht, ergo nicht mehr zu den Studenten, sondern zu den Professoren gesprochen. Damit wird den Studenten zu verstehen gegeben, dass sie (noch) nicht dazugehören, vielleicht nie dazugehören werden. Es geschieht höchstwahrscheinlich nicht bewusst, aber es werden alle ausgeschlossen, die sich nicht zu dieser kleinen Elite zählen dürfen.

Was mir im Studium noch halbwegs einleuchtet (wenn ich den Begriff nicht kenne, weiß ich noch nicht genug und muss mehr lernen), tut es bei einem Hobby nicht mehr, denn das soll mir in erster Linie Vergnügen bereiten. Wenn es meinen künftigen Beruf trifft, muss ich eben auch mal über die Vergnügensgrenze hinaus, aber in meiner Freizeit will ich nicht "müssen müssen". Für mich darf ein Text schwierig sein, aber er darf mich nicht überfordern und mir die Grenzen meiner Bildung/meines Verständnisses für Kunst plakativ vor Augen führen (Beispiel: Auster in Sachen Bildung, Kafka in Sachen Kunst). Das ist dann eben wieder sehr subjektiv. Hier könnte man wieder die Diskussion über E-Literatur und U-Literatur anfangen, aber die läuft ja schon unter Mercis Text. Und da hängt es auch schon wieder entscheidend davon ab, wie man E-Literatur definiert. Ist jeder nicht massentaugliche Text=E-Literatur, d.h. wenn es selten ist, muss es auch gut sein? Darf E-Literatur nicht massentauglich sein, d.h. es gibt keine E-Literatur, die massentauglich ist? Muss ein Text eine hintergründige Bedeutung haben, um E-Literatur zu sein oder muss er hübsche Bilder malen, vielleicht auch beides? Die Diskussion wird nie zu einem Ergebnis führen, da immer die einen den anderen vorschreiben wollen, was sie gut zu finden haben und ab wann es keinen Zweifel mehr geben kann, dass etwas "gut" ist. Die einen wollen acht Federn für den Stil geben und eine für den nebensächlichen Rest, andere bewerten rein danach, wie originell der Text ist oder wie die Vorgabe umgesetzt wurde. Manche mischen (so wie ich) und winken damit vielleicht tatsächlich Texte durch, denen nichts vorgeworfen werden kann, die aber weder besonders originell noch künsterisch oder intellektuell wertvoll sind. Ich kann E-Literatur mögen, aber nur wenn sie auf die oben genannten Punkte verzichtet. Das ist, wie immer, Geschmackssache.

Damit die Befederung vielleicht noch etwas nachvollziehbarer wird: Von mir hast du alle drei Sprachfedern erhalten plus die eine für die Originalität. Nicht gegeben habe ich damit die drei Inhaltsfedern und die zwei Federn für die Erfüllung der Vorgabe (unter anderem weil der Handlungsort beliebig verlegbar gewesen wäre).

Viele Grüße Wink
Rufina


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Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams)
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