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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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18.12.2011 21:32 Woher, wohin? von firstoffertio
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Mühsamer Aufstieg.
Länger als geplant.
Auf der Passhöhe fegt eisiger Wind
über die vier Menschen.
Es dunkelt,
und sie verstehen ihn nicht.
Sind wir oben?
Ohne dich wären wir schon längst am Ziel.
Weiss nicht, ob wir oben sind.
Ich sehe nichts.
Wo ist die Karte?
Siehst nichts mehr auf ihr.
Gib mir die Taschenlampe.
Die Batterien sind leer.
Was hilft die Karte,
wenn du um dich herum nichts mehr siehst?
Lasst uns was essen.
Du hast das letzte Brot gegessen,
weisst du es nicht mehr?
Dann will ich schlafen.
Gut, stell die Zelte auf.
Die hab ich verloren,
sie waren zu schwer.
So lasst uns umkehren.
Ja, aber wer weiss,
woher wir gekommen sind?
Weitere Werke von firstoffertio:
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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19.12.2011 12:43
von Rufina
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Hallo Guy Incognito,
der Text ist sehr prosalastig, aber da könnte man wohl sagen, es sei Geschmackssache. Die Idee mit dem Dialog finde ich nett, allerdings fehlt mir die Präzision und es ist für mich nicht immer klar, wann der Sprecher wechselt. Es geschieht nicht durchgehend zeilenweise und außerdem meldet sich wohl jeder mal zu Wort. Da ich so gar nichts über die Personen weiß, endet das in einem ziemlichen Durcheinander, genauso wie die Sprache, die zwischen alltäglich und geschwurbelt schwankt.
Zitat: | Dann will ich schlafen. |
Zitat: | So lasst uns umkehren. |
So spricht doch heute kein Mensch mehr. Es fehlt nur noch das "e" in "lasst".
Auch den Gedanken, der Text zusammenhalten sollte, bringst du nicht auf den Punkt. Quo vadis?
Zitat: | Es dunkelt,
und sie verstehen ihn nicht. |
Hier meinst du vermutlich den eisigen Wind, der über sie hinwegfegt. Auch über diesen erfahre ich nichts. Er "flüstert" oder "heult" nicht, sondern er "fegt". Da der Wind nichts zu sagen hat, gibt es doch auch nichts zu verstehen, oder? Im Dialog spielt der Wind überhaupt keine Rolle mehr.
Zitat: | Gut, stell die Zelte auf.
Die hab ich verloren,
sie waren zu schwer. |
Er/sie hat die Zelte verloren, weil sie zu schwer waren? Sorry, aber das macht keinen Sinn. Wo ist denn da der Kausalzusammenhang?
Inhalt und Sprache bleiben schwammig. Die Menschen verirren sich, weil sie die Botschaft verkennen und können nicht zurück, weil sie nicht wissen, woher sie gekommen sind? Ok, aber wo bleibt die Aufgabenstellung? Wo ist beispielsweise die Disziplinlosigkeit? "Verlieren" finde ich nun nicht besonders disziplinlos. Chaos und Verwirrung ergeben sich hier auch nicht aus der Handlung, sondern aus Sprache und Form.
Viele Grüße
Rufina
_________________ Noch sind wir zwar keine gefährdete Art, aber es ist nicht so, dass wir nicht oft genug versucht hätten, eine zu werden. (Douglas Adams) |
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LauraM Wortedrechsler
Alter: 42 Beiträge: 94 Wohnort: Kanada
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19.12.2011 14:00
von LauraM
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Gefällt mir gut.
Lyrik ist nicht mein Thema, also beurteile ich nur danach.
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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20.12.2011 09:00
von EdgarAllanPoe
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Der vorletzte Satz hat eine fast lächerliche biblische Konnotation: "So lasst uns umkehren".
Der Rest ist vorhersehbare Aufgabenerfüllung, die scheinbar wirren Dialoge sind es aber wert, gelesen zu werden, weil sie die Orientierungslosigkeit der Wanderer widerspiegeln.
Vier Federn.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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25.12.2011 20:11
von Jocelyn
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Etwas wirr, aber deshalb durchaus disziplinlos. Also Zelteabwerfen ist ganz bestimmt disziplinlos. Jeder Lyriker hat ja drei Federn bei mir frei, Randgruppen müssen gefördert werden, also drei Federn plus 0,4 Federn macht dann 3 Federn.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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29.12.2011 11:32
von Piratin
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Lieber FFF-Teilnehmer,
Ich finde, hier ist die Stimmung des Chaos gut getroffen, und es spricht mich an und löst Emotionen aus. Ich gebe zu, ich habe bisher noch nie Lyrik bewertet, und versuche mich das erste Mal.
Hat mir gefallen.
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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Gast
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31.12.2011 09:31
von Gast
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Hallo,
das scheint keine Ballade zu sein ... auch für ein Prosagedicht reicht es nicht so ganz, verdichtet ist da nicht viel, mir ist nicht ganz klar, wer spricht und zu wem?
Zitat: | Es dunkelt,
und sie verstehen ihn nicht. |
Wen?
Ich denke, dieser Beitrag ist ein Versuch, leider glaube ich nicht, dass die "Aufgabe" erfüllt wurde.
LG
Lorraine
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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31.12.2011 16:30
von adelbo
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Hallo Inko,
mir gefallen deine Zeilen. Sie erzählen mit wenigen Worten die Geschichte, die durch die Vorgabe ja schon sehr eingeschränkt war.
Eine sehr schwierige Aufgabe in meinen Augen gut gelöst.
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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jim-knopf Dichter und Trinker
Alter: 35 Beiträge: 3974 Wohnort: München
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01.01.2012 12:44
von jim-knopf
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guten morgen
das hier finde ich sehr holzschnittartig und klischeehaft. worauf der text hinauswill, wird ziemlich früh klar, die pointe kommt vollkommen erwartet. auch ist mir die sprache zu abgehackt phrasenhaft. "lyrik" oder eine "lyrische sprache" kommt nicht wirklich auf, weil du in den allgemeinen, erklärenden formulierungen stecken bleibst. du hast den text meiner meinung nach sehr auf das ende getrimmt. alles muss sitzen, damit der schluss eine wirkung entfaltet. aus dem oben bereits genannten grund tut er das für mich persönlich leider nicht. daher von mir heute nur 2 federn.
nix für ungut
gruß
roman
_________________ Ich habe heute leider keine Signatur für dich. |
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Mardii Stiefmütterle
Alter: 64 Beiträge: 1774
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02.01.2012 21:25
von Mardii
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Hallo Guy,
meine Vorstellungen von einer Ballade sind sehr eng: lang, rhythmisch und gereimt und ein dramatisches Ereignis muss sie beinhalten.
Da die Vorgaben der Veranstalter aber weiter gefasst waren, rücke ich mal davon ab und werde sehen was ich vorfinde.
Dein Text erzählt in freien Versen, die zum großen Teil dialogisch strukturiert sind. Das Erzählen entspricht zumindest meinen Erwartungen an eine Ballade und so weit sind die Vorgaben erfüllt.
Grüße von Mardii
_________________ `bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully |
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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03.01.2012 00:49
von anuphti
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Ich sitze jetzt seit einer Stunde an diesem Gedicht und weiß beim besten Willen nicht, was ich dazu sagen soll.
Das ist kein gutes Zeichen.
Es ist keine Ballade.
Es reißt mich sprachlich nicht vom Hocker.
Es hat keine originellen Bilder.
Maximal 3 Federn.
Nichts für ungut.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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06.01.2012 13:02
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
leider kann ich dir keine fundierte Kritik zu deinem Gedicht geben, da ich mich selbst überhaupt nicht als Lyrikerin bezeichnen würde.
Dein Gedicht erinnert mich eher an lyrische Prosa als an prosaische Lyrik (falls es so etwas überhaupt gibt). Es gibt schon einen gewisse Rhythmus, aber für mich ist er doch eher dezent, nicht so einprägsam. Dafür hast du das Thema gut umgesetzt, die Verwirrung und das Chaos kommen schon sehr deutlich zu tragen.
Ich weiß nicht, ob dir das jetzt irgendwie weiterhilft, aber ich hab mir gedacht, ich versuch es einfach mal, hier auch zu kommentieren.
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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07.01.2012 13:33
von firstoffertio
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Herzlichen Dank an alle, die hier kommentiert haben!
Bevor ich auf Eure Anmerkungen genauer eingehe, erzähle ich vielleicht, was ich mir beim Schreiben gedacht habe.
Nachdem ich die Vorgaben gelesen hatte, sass ich eineinhalb Stunden in der Küche, und fand sie für Lyrik unmöglich: Gruppe von vier Menschen auf einem Bergpass, eine Geschichte des Chaos, der Verwirrung, der Disziplinlosigkeit. Bergpass darf nicht im übertragenen Sinn etwas anderes bedeuten, und das Ganze sollte eine Ballade sein, die ich noch nie mochte. Ich assoziierte mit dem Thema sofort die vielen Eurorettungsgipfeltreffen, das blieb auch ganz im Hintergrund erhalten. Die Pointe hatte ich tatsächlich auch gleich bestimmt, Roman: dass die Verwirrung darin bestehen sollte, dass Menschen, auf einer Passhöhe angekommen, nicht wissen, wo’s zum Ziel geht, und woher sie gekommen sind. Ich konnte mir dazu aber nur eine Prosageschichte vorstellen. Wie andere auch hatte ich dieVorgaben erst so verstanden, dass sie vier Protagonisten enthalten sollte. Da ich kaum Prosa schreibe, und ganz ungern Dialoge mit Anführungszeichen, wollte ich es sein lassen.
Dann las ich nochmal unter “Hilfe”, und da stand: “Es ist nicht nötig, etwas von Reimen und Metrik zu verstehen…Wir wollen mit dieser Aufgabe insbesondere auch Prosaisten dazu auffordern, Lyrik zu schreiben.” Wie würde ein Prosaist eine Prosageschichte zu einem Gedicht machen, dachte ich. Es schien mir durch diese Hinweise auch gerechtfertigt, dass der geforderte Lyriktext nicht sonderlich lyrisch sein musste, sondern so etwas wie verdichtete Prosa sein durfte. Das habe ich dann versucht:
Ich brauchte keine vier Charaktere. Es reichte, wenn ich “vier Menschen” erwähnte.
Ich beschloss, das Chaos, die Verwirrung, die Disziplinlosigkeit, und auch die Geschichte in einem kurzen chaotischen Gespräch durchscheinen zu lassen.
Dazu war es nicht nötig zu wissen, wer was sagt, Rufina, das offen zu lassen sollte die Verwirrung mit verdeutlichen. Das hast du ganz gut beschrieben hier: Chaos und Verwirrung ergeben sich hier auch nicht aus der Handlung, sondern aus Sprache und Form”. Davor eine kurze Einführung zu Wo, Wann und Was, die einen Teil der Vorgaben abdecken sollte. Und am Ende die Pointe. Aus Zeitmangel wählte ich leider einen Titel, der sie vorhersehen liess, als ich den Text dann losschickte, Roman.
Zu einzelnen Anmerkungen:
Warum der Text so prosalastig, unlyrisch ist, wurde wahrscheinlich oben klar.
Der Wind, der nicht verstanden wurde: Das ist einerseits ein bisschen Spass. Hätten sie den Wind verstehen können, hätten er ihnen vielleicht etwas Wichtiges sagen können. Andererseits aber auch ein bisschen Ernst. Bei guter Vorbereitung hätten sie aus der Windrichtung schliessen können, auf welcher Seite der Passhöhe ihr Ziel sein musste?
So lasst uns umkehren: Dass diese Formulierung von einigen als biblisch/veraltet empfunden wird, finde ich gar nicht so schlimm, es mag ja eine Person in der Gruppe so gesprochen haben. Tatsächlich ist mir das aber unterlaufen. Ich würde immer noch bei einem Spaziergang zum Beispiel sagen: “Komm, jetzt drehen wir um.” Und das “lasst” kommt vom Englischen “let’s”, das mir hier halt geläufig ist.
Die hab ich verlorn, sie waren zu schwer: Rufina, du hast ja erkannt, dass da was nicht stimmt. Damit sollte deutlich werden, dass diese Person lügt, und sich auch noch verrät. Jocelyn hat es, glaube ich, verstanden. Hier, so wie durch die leeren Taschenlampenbatterien wollte ich die Disziplinlosigkeit durchscheinen lassen. Mit “Ohne dich wären wir schon längst hier” wollte ich übrigens andeuten, dass jemand aus irgendeinem Grund schuld ist, dass die Gruppe so spät oben anlangte. Ich fand es nicht nötig, all das genauer auszuführen.
Diesen Text hätte ich nicht unter Lyrik im normalen Forum hier eingestellt, hätte ihn sowieso nie geschrieben natürlich. Aber als ich ihn dann so weit geschrieben hatte, entschloss ich mich doch, ihn zum Wettbewerb einzuschicken. Ob er nun eine Ballade ist oder nicht, ich fand damals, aufgrund der Vorgaben unter Hilfe: ja.
Zum Abschluss noch: Mir fielen einige eindeutige oder implizierte Aussagen in den Kommentaren auf, die Erwartungen an Lyrik ausdrücken. Ich dachte, es könnte interessant sein, sie hier zusammenzustellen:
Ist prosalastig;
Für ein Prosagedicht reicht es nicht ganz;
Erinnert mich eher an lyrische Prosa als an prosaische Lyrik;
“Lyrik” oder eine “lyrische Sprache” kommt nicht wirklich auf;
hat keine originellen Bilder;
es gibt schon einen gewissen Rhythmus, aber für mich ist er eher dezent, nicht so einprägsam
Inhalt und Sprache bleiben schwammig
Zu holzschnittartig und klischeehaft
Nochmals herzlichen Dank an alle, und ja auch nochmal an den anonymen Spender, der dem letzten Platz in der Lyrik einen Preis zukommen lässt. Da bin ich noch immer ganz verblüfft.
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