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observer Gänsefüßchen
Alter: 71 Beiträge: 46 Wohnort: Münster/Westf.
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08.11.2011 19:05 [Deutsch] Panik von observer
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An diesem klaren und sonnigen Septembermorgen saß Michael Hermes in dem kleinen Park auf einer etwas feuchten Holzbank und war der Panik nahe.
Er wusste doch, dass er glücklich verheiratet war, mehr als 30 Jahre lang jetzt, dass er einen gut bezahlten, herausfordernden Beruf hatte, einen Sohn, der gerade begann, Karriere zu machen, was also ließ ihn hier sitzen, ließ sein Herz rasen, seine Magen so nervös sein?
Jeden Morgen durch litt er dieselbe Szene; auf dem Weg zum Büro, unabhängig von den Herausforderungen, die sich ihm stellen mochten, er musste einfach innehalten und zur Ruhe kommen.
Wann hatte das begonnen?
Wenn er ehrlich war, schon vor geraumer Zeit; in der jetzigen Situation wurde es ihm nur bewusster, da er nun die Möglichkeit hatte, tatsächlich seinen Weg zur Arbeit zu unterbrechen und an dieser Parkbank eine Pause zu machen.
Hatte er nicht bereits vor Jahren im Urlaub neidvoll auf die Franzosen geschaut, die am frühen Morgen in der Bar des kleinen Dorfes saßen, ihren Kaffee und vielleicht ersten Pastis genossen, vollständig müßig und mit sich im reinen? Und hatte er nicht immer wieder an diesen braungebrannten und fitten Pensionär denken müssen, der morgens um zehn auf seinem Rennrad unterwegs war und sich auf sein zweites Frühstück freute? War ihm nicht damals, noch mitten im Berufsleben stehend, der Gedanke allzu verlockend erschienen, endlich auch diesen Zustand der Muße zu erreichen, frei von allem Druck?
Früher hatte er den Wagen geparkt und eine letzte Zigarette geraucht. Jetzt saß er auf dieser Bank und wünschte sich nichts sehnlicher, als das zu tun, was er eigentlich verabscheute; einen kleinen Hund auszuführen, wie die meisten der Leute, denen er morgens begegnete.
Sie hatten wahrscheinlich gefrühstückt, die Zeitung gelesen, hatten keine ambitionierten Pläne, wirkten aber glücklich und entspannt.
Gott, was für eine langweilige Alternative zu seiner jetzigen Situation, aber wie sehnte er sie sich herbei!
Er zog an seinem Zigarillo und betrachtete die Umgebung; seltsam, dass ihm nun Dinge auffielen, die er früher nie beachtete hätte. Der kleine Park war eine Oase der Ruhe, die alte Holzbank, auf der er saß, wurde bereits von der tiefstehenden Morgensonne erwärmt. Die verschiedenen Laubbäume, die den Park umgaben, zauberten ein Muster von Licht und Schatten auf die große Wiese direkt vor ihm. Ein Eichhörnchen huschte den Stamm einer nahen Eiche herauf und war nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen.
War diese bewusstere Wahrnehmung von Details seiner Umgebung auch ein Teil der Metamorphose, die er durchmachte?
Seufzend erhob er sich und machte sich auf den Weg zum Büro, in der Hoffnung, auch diesen Tag irgendwie zu überstehen, und in der Gewissheit, auch morgen wieder auf dieser Bank zu sitzen.
_________________ Gruß Observer |
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Piratin Exposéadler
Alter: 58 Beiträge: 2186 Wohnort: Mallorca
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09.11.2011 18:14 Dann mache ich mal den Anfang von Piratin
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Hallo observer!
Ich mache mal den Anfang ... So aus Neugier: Ist das der Auftakt zu einer weiterführenden Geschichte oder steht sie für sich?
Insgesamt finde ich die Idee gut und auch die Ambivalenz von Michael. Aber ich denke, Kürzungen und mehr Aktivität tun dem Ganzen gut - getreu dem Motto: Show don't tell.
Beispiel:
observer hat Folgendes geschrieben: | An diesem klaren und sonnigen Septembermorgen saß Michael Hermes in dem kleinen Park auf einer etwas feuchten Holzbank und war der Panik nahe. |
Wie ist etwas feucht? Ich weiß, was Du sagen willst, doch es kommt nicht rüber, das gilt auch für die Beschreibung, dass er der Panik nahe ist, denn anschließend kommt im nachfolgenden Satz nicht gleich Panik, und wenn sie dann kommen soll ...
observer hat Folgendes geschrieben: | ließ sein Herz rasen, seine (entweder sein oder seinen) Magen so nervös sein?. | dann ist das für mich leider keine Panik und das rasende Herz zu sehr Klischee. Wie wäre es mit:
Michael Hermes fasste sich ans Herz. Er musste sich setzen - jetzt. Die Morgensonne hatte die Parkbank noch nicht erreicht und der Tau darauf glitzerte feucht. Egal! Er ließ sich fallen. Was war nur los mit ihm? Ein Brennen stieg von seinem Magen auf. Michael schluckte.
Das war doch sein normaler Weg zur Arbeit, er blickte zu Boden, nichts hatte sich verändert - und doch - seit Wochen erlebte er jeden Morgen das Gleiche.
observer hat Folgendes geschrieben: | Und hatte er nicht immer wieder an diesen braungebrannten und fitten Pensionär denken müssen, der morgens um zehn auf seinem Rennrad unterwegs war | Und auch die nachfolgenden Erinnerungen kann man "verpacken": Er lehnte sich zurück, ein Radfahrer fuhr an ihm vorbei und das Laub am Boden raschelte. Michael lächelte. Genau wie dieser Rennradfahrer, wann war das nochmal?
Ach eine Kleinigkeit:
observer hat Folgendes geschrieben: | nie beachtete hätte | , soll wohl beachtet heißen, oder?
Ich hoffe, das war jetzt nicht zuviel an Kritik. Vielleicht kommen auch noch andere Meinungen, und dann magst Du es überarbeiten?
LG Piratin
_________________ Das größte Hobby des Autors ist, neben dem Schreiben, das Lesen. |
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observer Gänsefüßchen
Alter: 71 Beiträge: 46 Wohnort: Münster/Westf.
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09.11.2011 19:02 Re: Dann mache ich mal den Anfang von observer
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Hallo Piratin,
natürlich war das nicht zuviel Kritik. Deshalb bin ich doch hier. Vielen Dank!
Und zu Deiner Frage; es war nur eine Stilübung und nicht der Anfang eines längeren Textes.
_________________ Gruß Observer |
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Rufina Klammeraffe
Beiträge: 693
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09.11.2011 20:38
von Rufina
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Hallo Observer,
mir gefällt dein Text. Klar, hier und da ist ein Füllwort zu viel im Text und es gibt kleinere Unsauberkeiten, aber ich freue mich, dass du die Schreibübungen so fleißig wiederbelebst.
Hier mal nur auf die Schnelle zwei Verbesserungsvorschläge:
Zitat: | An diesem klaren und sonnigen Septembermorgen saß Michael Hermes in dem kleinen Park (vielleicht einfach nur: im Park) auf einer etwas feuchten Holzbank und war der Panik nahe. |
Zitat: | Jeden Morgen durch litt er dieselbe Szene;
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Werde mich nachher noch mit einer eigenen Schreibübung anschließen.
Viele Grüße
Rufina
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