entfernung

[Krawattennagel]

wege in blindenschrift
das datum
erinnerst dich
irgendein wort
ein plötzliches
eins dass die türe öffnet
mich fragt
du darfst solche gedichte...nicht schreiben (du darfst sie fallen lassen, wie man sterbende fallen lässt)
nebel
verkehrte erinnerungen
zwischen den nächten dasitzen
warten bis einem einfällt
das alle drahtzäune schweigen
die erinnerung
beinah schon etwas wohlwollend
die nacht
dann später
liegen die koffer unter den anderen dingen
die umsonst gepackt
verteilt werden; an jene die beruhigt nachschauen
was ist da drin
was kann man gebrauchen
dass man zwischen schmerz und entfernung
sagen kann
was ist das
warum beunruhigt dich dass so
aber was
wenn ich oder irgendein anderer mensch
noch immer
in diese richtung fährt (die sterne bestimmen die angst)
und die augen schließt
wartet
das endlich jemand erwacht und ihm sagt
das war alles nur ein sehr schlimmer traum

[Nina]

oh, das ist schön. das ist schön traurig. ein gedicht voller schmerz. ein wort, das die türe öffnet. wie oft suchen wir danach, nachdem sich eine geschlossen hat, von der es uns schwer fällt zu akzeptieren, dass sie sich schloss. ein wort, das fragt und keine frage ist und doch ist das ganze wort nichts als frage, die man in seinen händen wiegen muss. du darfst solche gedichte nicht schreiben, ja, vielleicht, aber vielleicht musst du es, sollst es sogar. ich sage ja!
fallen lassen, wie man sterbende fallen lässt. die meisten, die man verlor, die man liebte, lässt man nicht fallen. und doch fallen einige, nicht nur im leben ...
nebel, verkehrte erinnerungen. das suchen nach wegen, antworten, möglichkeiten. punkten, an denen man halt finden kann. sich verirren, sich verwirren. verwirrt sein und nicht sehen können. nicht hinsehen können. etwas anderes wollen, etwas anderes wünschen. es sich einfach nehmen. weil etwas anderes nicht zu ertragen ist, nicht auszuhalten ist, aufzuhalten ist.
zwischen den nächten sitzen, schweigen, schreien, suchen, weinen. die drahtzäune sehen, und sich an den stacheln verletzen. da geht es nicht weiter. und doch strebt alles danach, weiter zu wollen, weiter gehen zu müssen.
die drahtzäune schweigen, sie schweigen und beißen. wie die erinnerung. und deshalb muss es weiter gehen. muss man weiter gehen. damit es weiter gehen kann.
die erinnerung, beinah wohlwollend. ja, anders geht es nicht, es tut zu weh.
die nacht später liegen die koffer unter anderen dingen. etwas anderes hat sich über alles gelegt. unmerklich und erst später sichtbar, spürbar.
umsonst gepackte koffer, für die sich jemand interessiert. werden sie da hinkommen, wo sie hinsollen? wohl nicht ...
sie sind da, so wie die augen da sind und die hände, die greifen, die nehmen, die brauchen ...
die reise geht weiter, es geht immer weiter, bis es nicht mehr weiter geht. beunruhigt sein, wissen, nicht wissen, ahnen ...
alles nur ein schlimmer traum, das wäre ein trost, das wäre eine antwort auf eine frage, die so weh tut, dass man sie (sich) nicht stellen kann.

ein wunderschönes gedicht.
wunderschön.

[Krawattennagel]

eine wunderschöne interpretation von dem gedicht, aber ich bin nun mit dem schluss nicht sehr glücklich

[Gast]

Das

[Krawattennagel]

wege in blindenschrift
das datum
erinnerst dich
irgendein wort
ein plötzliches
eins das die türe öffnet
mich fragt
du darfst solche gedichte...nicht schreiben (du darfst sie fallen lassen, wie man sterbende fallen lässt)
nebel
verkehrte erinnerungen
zwischen den nächten dasitzen
warten bis einem einfällt
das alle drahtzäune schweigen
die erinnerung
beinah schon etwas wohlwollend
die nacht
dann später
liegen die koffer unter den anderen dingen
die umsonst gepackt
verteilt werden; an jene die beruhigt nachschauen
was ist da drin
was kann man gebrauchen
dass man zwischen schmerz und entfernung
sagen kann
was ist das
warum beunruhigt dich dass so
aber was
wenn ich oder irgendein anderer mensch
noch immer
in diese richtung fährt (die sterne bestimmen die angst)
und die augen schließt
wartet
dass endlich jemand erwacht und ihm sagt
das war alles nur ein s schlimmer traum