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bookwriter Wortedrechsler
Alter: 88 Beiträge: 84 Wohnort: Berlin
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31.10.2011 11:39 Enthüllung von bookwriter
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Hinter den kahl werdenden Zweigen,
von denen das Laub fällt,
zögernd und still,
kommt sie langsam wieder hervor,
die graue Skyline der kantigen Häuser.
Nur der Nebel am Morgen
macht sie erträglich,
wenn ich am Fenster stehe;
mildert die schroffe Härte,
die der Sommer verbarg.
Doch auch der dämmernde Abend
will mich mit ihr versöhnen:
Gelblich blinzeln die funkelnden Lichter
der hell erleuchteten Fenster,
bis die Kontur mit dem Himmel verschwimmt.
Weitere Werke von bookwriter:
_________________ Das Gedicht ist wahrscheinlich das einzige kulturelle Produkt, das zur Profitmaximierung völlig ungeeignet ist. Das ist Freiheit. Wunderbar.
Hans Magnus Enzensberger "Zu große Fragen" 1978 |
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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31.10.2011 13:51
von Merlin*
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Hallo boogwriter,
Dein Gedicht finde ich interessant und es gefällt mir,
Du lässt wie ein Maler Bilder entstehen von einer Herbststimmung, die erst im Diffusen versönlich stimmt,
Zitat: | mildert die schroffe Härte,
die der Sommer verbarg. |
diese Zeilen gefallen mir besonders, denn sie setzen Gedankengänge in mir frei
nicht so gelungen liest sich für mich dies:
Zitat: | Hinter den kahl werdenden Zweigen,
von denen das Laub fällt,
zögernd und still, |
ich finde, hier nimmst Du dem Leser das Denken zu sehr ab, es ist ja klar, dass das Laub fällt von kahl werdenden Zweigen, es ist eine unnötige Doppelung in meinen Augen,
vielleicht als Beispiel: die sich enttarnen ... die sich befreien ... die sich entblättern
sind nur ein paar Gedankengänge, aber dennoch, ich habe Dein Gedicht sehr gern gelesen
lieben Gruß
Merlin
_________________ „Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ Oliver Cromwell |
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bookwriter Wortedrechsler
Alter: 88 Beiträge: 84 Wohnort: Berlin
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31.10.2011 15:04
von bookwriter
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Hallo, Merlin,
nicht dass, sondern wie sie fallen, war mir wichtig zu schreiben - nämlich "zögernd und still" . Und ja - ich beschreibe Bilder; möglichst so, dass auch ein Anderer sie vor Augen hat. Danke für aufmerksames Lesen.
_________________ Das Gedicht ist wahrscheinlich das einzige kulturelle Produkt, das zur Profitmaximierung völlig ungeeignet ist. Das ist Freiheit. Wunderbar.
Hans Magnus Enzensberger "Zu große Fragen" 1978 |
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Gast
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31.10.2011 19:52
von Gast
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Hallo Bookwirter,
mir geht es wie Merlin: Ich finde den Einstieg nicht geglückt. Wenn man die wirklich nötigen Silben nimmt, sähe der Anfang so aus:
Laub fällt, zögernd und still.
Hinter den Zweigen
Schafft das Hinzutreten von "kahl werdenden" und "von denen" wirklich genug neuen Inhalt, um vier weitere Wörter zu rechtfertigen, sieben Silben? Ich glaube es nicht.
Auch im weiteren Gedichtverlauf scheint mir hier und da etwas "zuviel".
Insgesamt aber ein schöner, stiller Text.
Gruß,
Soleatus
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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31.10.2011 20:13
von adelbo
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Hallo
Ich verstehe, was du meinst, wenn du schreibst, ich beschreibe Bilder. So wie der Text da steht, sind die Bilder für mich lebendiger, als in dem Vorschlag von Soleatus.
Zitat: | vielleicht als Beispiel: die sich enttarnen ... die sich befreien ... die sich entblättern |
Der Vorschlag von Merlin würde m.E. den Zeilen eine ganz andere Bedeutung geben.
Mit gefallen deine Zeilen so wie sie dastehen. Ich sehe das Bild sofort und erfasse die Stimmung. Die kahl werdenden Äste, von denen zögernd und still das Laub fällt.
Besonders gut gefällt mir "zögernd und still."
Sehr gerne gelesen, ein schönes Gedicht.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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31.10.2011 22:45
von firstoffertio
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Ich finde diesen Text auch sehr schön, Der Titel, und was du beschreibst bilden eine ehrliche Einheit, die ich gut nachvollziehen, sehen, kann.
Ich bin mir manchmal ganz unsicher, ob es richtig ist, wenn, wie in den Kommentaren oben, weniger Worte gefordert werden. Woher nimmt diese Haltung ihre Rechtfertigung? Ist es rein persönlicher Geschmack, oder anderes? Und ich suche manchmal selber nach wenig Worten, manchmal. Würde das nicht als Prinzip aufstellen.
Soleatus, Merlin?
Z.B. finde ich, dass durch
"Hinter den kahl werdenden Zweigen,
von denen das Laub fällt,"
zwei unterschiedliche Wahrnehmungen beschrieben werden, die natürlich in Zusammenhang stehen. Aber es sind zwei verschiedene Bilder, die man sieht. Fallendes Laub. Kahl werdende Zweige.[/u]
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Merlin* Leseratte
Alter: 69 Beiträge: 126 Wohnort: Gera / Thüringen
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02.11.2011 09:30
von Merlin*
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@ firstoffertio, Hallo,
wenn ich lese:
Hinter den kahl werdenden Zweigen,
dann ist für mich klar, ohne den Rest zu lesen, oha, ein Herbstgedicht und Blätter fallen - und dann kommt dieses profane
von denen das Laub fällt
dann denke ich: zu einfach, das würde ich anders schreiben ...
z.B. die sich entblättern ... oder vielleicht auch
die ihre Konturen verdichten ...
aber es sind nur Gedankenspielereien meinerseits, das ist Kreativität pur,
ein Gedicht - und viele verschiedene Gedankengänge, die sich darum ranken,
ein Autor kann sich doch nichts Besseres wünschen ...
lieben Gruß in die Runde
Merlin
_________________ „Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ Oliver Cromwell |
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Gast
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03.11.2011 10:08
von Gast
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Klasse Text! Für mich liegt "dahinter" ein vorsichtiger Versuch "nach Hause zu gehen". So unsicher, so tastend. Gefällt mir sehr, sehr gut und ich habe auch gleich oben rechts geklickt.
LG
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bookwriter Wortedrechsler
Alter: 88 Beiträge: 84 Wohnort: Berlin
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03.11.2011 10:20
von bookwriter
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Danke Kohlenmunk-Peter, für ein nahezu überschwängliches Lob. Aber im Ernst - es freut mich, wie viele doch noch immer an Texten Gefallen finden, die Dinge schlicht beim Namen nennen. Geheimnisvolles kann auch ausgedrückt werden, ohne dabei unverständlich zu werden. Mein neuer Gedichtband wird wahrscheinlich "Klartext" heißen.
_________________ Das Gedicht ist wahrscheinlich das einzige kulturelle Produkt, das zur Profitmaximierung völlig ungeeignet ist. Das ist Freiheit. Wunderbar.
Hans Magnus Enzensberger "Zu große Fragen" 1978 |
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