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Extradiegetisch Gänsefüßchen
E Alter: 32 Beiträge: 47 Wohnort: Nürnberg
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E 23.10.2011 21:59 Megalopoden von Extradiegetisch
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Megalopoden
Jetzt leuchtet der Himmel orange über der Stadt
Quecksilber, Natriumdampf
In der Stadt ist es schön, sagt die Frau und Menschen drehen sich
lautlos in Betten
verschwinden in Tunneln, Därmen aus Stein
Männer in Mänteln warten in Gassen, Männer in Mänteln fast nur Knochen suchen nach Venen
in durchlöcherten Armen, laufen auf Haut dünn wie Papier
Auf den Straßen im Strom aus Blech verbinden sich zwei - Schuld der Physik
nächtlich schmoren die Fliegen in Kuppeln aus Glas
So. Ich habs gewagt. Das ist mein erstes Gedicht, dass hier auf Dsfo landet. Beschäftige mich schon länger mit Lyrik, hab mich aber nie getraut hier was online zu stellen. Nun denn, hoffe es gefällt.
12Wie es weitergeht »
Weitere Werke von Extradiegetisch:
_________________ Schundliteratur ist besser. Sie quillt stärker, breiter auch aus stärkeren, reicheren und reineren Instinkten.
Alfred Döblin |
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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P 23.10.2011 23:31 Hallo Extradiegetisch, von Perry
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schön, dass du dich getraut hast.
Dass du dich schon länger mit Lyrik beschäftigst, sieht man deinem Text an, er beschreibt für mich mit treffenden Bilder die Tristess einer anonymisierten Stadt.
Ich fange mal mit dem Titel an:
Megalopoden scheint ein Kunstwort zu sein, den Lopoden (Hundertfüsser) sind ja eher klein (musste ich übrigens googeln, was ich nicht so schätze).
Inhaltlich passt der Titel natürlich zur Vielfüßigkeit einer (Mega)Stadt, aber dazu hätte es nicht das überzeichnete Fremdwort gebraucht, aber ich weiß, Lyriker reizt dieses Spiel die Dinge nicht direkt beim Namen zu nennen.
Zum Text selbst ist nicht viel zu sagen, außer, dass die Passage mit den "Männern in Mänteln" positiv hervorsticht.
Zum Schluss wird es dann leider etwas diffus, was die Aussage anbelangt.
"verbinden sich zwei" könnte auf eine Beziehung hindeuten, aber dafür ist zuwenig Kontext im Rest des Bilder vorhanden, sodass das Gedicht für mich leider etwas zu offen endet
Insgesamt habe ich deinen Text aber sehr gern gelesen, er hat durchaus eine gute Bildsprache.
LG
Perry
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Extradiegetisch Gänsefüßchen
E Alter: 32 Beiträge: 47 Wohnort: Nürnberg
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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25.10.2011 00:04
von Eredor
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Hi Extradieget...Extra...Extradiegetisch!
Perry hat das schon gesagt. Neu ist dir Lyrik nicht. Dein Gedicht hat einen sehr sterilen Eindruck bei mir hinterlassen, ist "irgendwie" traurig und stimmt nachdenklich.
Zitat: | Jetzt leuchtet der Himmel orange über der Stadt |
Toller Einstieg, erzeugt direkt Atmosphäre
Zitat: | Quecksilber, Natriumdampf |
Schmeißt mich raus, da überhaupt nicht emotionsbelastet. Klingt wie der Teil eines Zauberspruches einer alten Hexe. Funktioniert aber trotzdem irgendwie, denn die Großstadt ist nunmal nichts romantisches. Den Natriumdampf kann ich ja noch verstehen, da Auspuff etc., aber Quecksilber? Das einzige, was ich mit Quecksilber verbinde sind alte Thermometer und Energiesparlampen. Und beides ist etwas.. eigenartig im Zusammenhang.
Zitat: | In der Stadt ist es schön, sagt die Frau und Menschen drehen sich
lautlos in Betten |
Damit hast du wieder meine Aufmerksamkeit, schönes (mysteriöses) und anonymes Bild. Passt zum Titel.
Zitat: | verschwinden in Tunneln, Därmen aus Stein
Männer in Mänteln warten in Gassen, Männer in Mänteln fast nur Knochen suchen nach Venen
in durchlöcherten Armen, laufen auf Haut dünn wie Papier
Auf den Straßen im Strom aus Blech verbinden sich zwei - Schuld der Physik
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Und hier verliert der Text meiner Meinung nach an Qualität. Die Därme aus Stein sind eventuell noch akzeptabel (und ein gutes Bild), dennoch ist mir der Kontrast zwischen anorganischem Natriumdampf (bzw. Quecksilber) und plötzlich auftauchenden Organen/Venen/Knochen zu hart.
Die Männer in Mänteln scheinen irgendwas mit Junkies zu tun haben, aber letztlich ist das schon wieder zu konkret, wenn du weißt was ich meine. Die ganze Zeit über bist du bei der Stadt als Solches geblieben und jetzt zoomst du praktisch auf einen Teil des Geschehens hin. Das wäre ja noch in Ordnung, wenn du in den folgenden Zeilen näher darauf eingegangen wärst, aber da springst du schon wieder und... redest, soweit ich das interpretieren kann, von einem Autounfall.
Es gibt also hier (für mich) zwei Möglichkeiten, den Text gemäß meines Geschmacks zu verbessern:
1. Sich auf ein Detail des Stadtgeschehens konzentrieren
2. Den Leser mit mehreren Details bombardieren. Also nicht nur zwei, sondern drei, vier, fünf, sechs! So würde der Text eine ganz andere Wirkung entfalten. Mir gefällt diese Möglichkeit am besten. So könnte aus dem Text nicht nur etwas Gutes (das ist er jetzt schon), sondern etwas sehr, sehr Gutes erwachsen.
Zitat: |
nächtlich schmoren die Fliegen in Kuppeln aus Glas
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Das hier ist wiederum stark. Du hast wirklich extrem gute Bilder auf Lager, Respekt!
So, hiermit dürfte es genug der verwirrenden Anmerkungen sein.
Bleibender Eindruck: ich will mehr von dir lesen!
lg Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Extradiegetisch Gänsefüßchen
E Alter: 32 Beiträge: 47 Wohnort: Nürnberg
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E 26.10.2011 21:58
von Extradiegetisch
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Eredor hat Folgendes geschrieben: | Du hast wirklich extrem gute Bilder auf Lager, Respekt!
So, hiermit dürfte es genug der verwirrenden Anmerkungen sein.
Bleibender Eindruck: ich will mehr von dir lesen! |
Danke erstmal für das große Lob, das ermutigt mich auf der Lyrik in Zukunfst mehr Beachtung zu schenken =D
Eredor hat Folgendes geschrieben: |
Zitat: | Quecksilber, Natriumdampf |
Schmeißt mich raus, da überhaupt nicht emotionsbelastet. Klingt wie der Teil eines Zauberspruches einer alten Hexe. Funktioniert aber trotzdem irgendwie, denn die Großstadt ist nunmal nichts romantisches. Den Natriumdampf kann ich ja noch verstehen, da Auspuff etc., aber Quecksilber? Das einzige, was ich mit Quecksilber verbinde sind alte Thermometer und Energiesparlampen. Und beides ist etwas.. eigenartig im Zusammenhang.
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Quecksilber und Natrium sind Chemikalien die in der üblichen Straßenbeleuchtung verwendet werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenbeleuchtung#Leuchtmittel
Klar weiß man das jetzt nicht so auf Anhieb, aber deine Erklärung von der unromantischen Großstadt hat auch etwas für sich.
Eredor hat Folgendes geschrieben: | Es gibt also hier (für mich) zwei Möglichkeiten, den Text gemäß meines Geschmacks zu verbessern:
1. Sich auf ein Detail des Stadtgeschehens konzentrieren
2. Den Leser mit mehreren Details bombardieren. Also nicht nur zwei, sondern drei, vier, fünf, sechs! So würde der Text eine ganz andere Wirkung entfalten. Mir gefällt diese Möglichkeit am besten. So könnte aus dem Text nicht nur etwas Gutes (das ist er jetzt schon), sondern etwas sehr, sehr Gutes erwachsen. |
Dein zweiter Vorschlag, muss ich sagen, gefällt mir auch sehr sehr gut. Das werde ich demnächst auf jeden Fall in Angriff nehmen. Die Kritik hat mir sehr gefolfen!
_________________ Schundliteratur ist besser. Sie quillt stärker, breiter auch aus stärkeren, reicheren und reineren Instinkten.
Alfred Döblin |
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Extradiegetisch Gänsefüßchen
E Alter: 32 Beiträge: 47 Wohnort: Nürnberg
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E 04.11.2011 00:31
von Extradiegetisch
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In einer Häuserschlucht:
Eine Frau die Brüste frei, der Rock zerrissen,
zu ihren Füßen ein Blutfleck obszön im Schnee
kleine rote Zungen lecken über weiße Beine
Sie dekoriert die Straße, taumelt langsam voran
der Wind weht wo er will, ihre Haare flattern wie Tentakel
Wir treffen den König der Straße, den Kaiser der Gassen
auf seinem Thron aus Plastiktüten, die Krone
ein Nimbus aus billigem Rausch,
das Zepter, ein blankgenagter Knochen,
mit blutiger Zunge leckt er daran
dann beißt er zu und saugt gierig das Mark
In blutleeren Häusern findet man ein Mosaik aus zerfressenen Leben, Zigaretten und Blutflecken
Der Fernseher läuft ohne Ton, blasses Licht
fällt auf Körper schwitzend verschlungen
ein Tier mit
zwei Rücken
zwei Köpfen
keinem Herz
Heute sah ich Medusa.
Wo sahst du sie?
Mit roten Beinen, zwischen zwei Häusern.
Heute sah ich Louis XIV.
Wo sahst du ihn?
In einer Gasse, mit blutiger Zunge, ohne Gold und ohne Purpur
Es dämmert über der Stadt,
gold wie Gretchens Haar
Flugzeuge zerschneiden den Himmel in blasse Stücke,
ein Mann denkt: könnte diese Stadt verschwinden? Könnte sie verschwinden, wenn ich es mir stark genug wünsche? Wenn ich es will wie nichts auf der Welt?
Er schließt die Augen.
Öffnet sie.
Die Stadt ist immer noch da.
Und dort ist er.
« Was vorher geschah12
_________________ Schundliteratur ist besser. Sie quillt stärker, breiter auch aus stärkeren, reicheren und reineren Instinkten.
Alfred Döblin |
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Eredor Dichter und dichter
Moderator Alter: 32 Beiträge: 3415 Wohnort: Heidelberg
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04.11.2011 11:51
von Eredor
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Zitat: | Es dämmert über der Stadt,
gold wie Gretchens Haar |
Beste Stelle.
Aber generell... wow! Das, was du da aus dem Hut gezaubert hast, ist unglaublich! Sehr gut geworden, sehr sehr gut.
Das THema ist zwar Klischee, aber deine Art, zu beschreiben, stellt das wieder in den Schatten. Klasse gelöst!
lg Dennis
_________________ "vielleicht ist der mensch das was man in den/ ersten sekunden in ihm sieht/ die umwege könnte man sich sparen/ auch bei sich selbst"
- Lütfiye Güzel |
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Gast
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04.11.2011 16:44
von Gast
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Hallo Extradiegetisch,
das erscheint mir als ein Auf und Ab, ein ständiger Wechsel von Banalem und ganz fein ausgedrücktem. Aber das geht in Ordnung - allemal besser, als einen ganzen Text hindurch nicht einmal "von Hocker gerissen" zu werden. Da lese ich gerne mehr von!
Gruß,
Soleatus
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Perry Exposéadler
P Alter: 71 Beiträge: 2509
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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04.11.2011 17:41
von Mr. Curiosity
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Hallo,
braucht es eigentlich die ersten zwei Strophen? Ich fände das Gedicht viel besser, wenn du sie streichen und vllt. woanders wiederverwenden würdest.
Ansonsten viele gute Ideen, aber das Gedicht zerfasert mir zu sehr, die Elemente sind m.E. zu heterogen.
Ab der dritten Strophe, die ich persönlich am stärksten finde, gehst du ja eindeutig in die mythologisch angehauchte Richtung. Dann kommst du auf den Sonnenkönig zu sprechen, der irgendwie nicht ganz passt, genauso wie Gretchen in der Strophe danach.
Diese Sprünge werden nicht klar genug getrennt, bzw. erfahren auch keine weitere inhaltliche Verankerung. Mit Medusa und Gretchen brichst du Vergleiche an, die ungeheures Potential haben, aber anstatt sie etwas mehr zu entfalten und ihnen Raum zu geben, lässt du sie fallen.
Das klingt jetzt, als wollte ich dir ein ganz neues Gedicht aufdrängen, aber im Grunde genommen will ich nur darauf hinaus, dass ich es besser fände, wenn du diese guten Ansätze klarer differenzieren und in durchdachtere Relationen setzen würdest. Mir gefällt das ja durchaus.
Ich hoffe, du kannst mit meiner Anmerkung was anfangen
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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05.11.2011 00:09
von firstoffertio
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Ich finde es auch stark, wie du Sprache verwendest, bin mir aber noch nicht ganz klar über den Aufbau insgesamt. Kommen da noch mehr Fortsetzungen?
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