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seitenlinie Reißwolf
Beiträge: 1829
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17.10.2011 19:00 Abbitte von seitenlinie
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Der aufkommende Sturm hatte die letzten Besucher vertrieben. Schäumende Gischt schoss über den Kai bis auf
die Uferpromenade vor dem Cafe Vargas. Ronaldo ließ die Rollläden runter. Maria zog Tischdecken ab und legte sie
zusammen. Unter einem Fenstertisch sah sie ein Foto liegen. Ronaldo bückte sich rasch danach und flüchtete hinter
die Theke.
„Was war das?“
„Nur ’ne Karte.“ Ronaldo stellte Gläser ins Rückbuffet. „Sie ist verwirrt, die Alte. Kommt regelmäßig am Dritten
des Monats, kritzelt etwas … steckt die Karte unter die Tischdecke.“
„Vielleicht wartet sie auf Antwort?“
Ronaldo öffnete eine neue Flasche. „Ja, vielleicht.“
„Was schreibt sie?“
„Belangloses Zeug.“
Maria ging hinter die Theke, zog die untere, bislang verschlossene Schublade auf. Aus dem Stapel Ansichtskarten
nahm sie eine heraus und las halblaut: „Niemand kann dir wehtun, weine nicht. Sieh nach vorne, folg dem Engel
der Erleuchtung …“ Sie nahm die nächste. „Dasselbe, … leider unvollständig.“
„Eben, purer Unsinn.“
„Unzählige Karten. Alle zeigen die Fähre von Fortaleza.“
Ronaldo kam auf sie zu. Er roch nach Rum und hatte glasige Augen.
„Das Mädchen, Ronaldo.“ Maria schaute zum Fenster: „Dort saß sie, die Kleine, an dem Tisch, wo die Karte …“
„Na und? Zufall.“
Maria stutzte: “Ihre Schuhe fand man im Fährhafen, an der Mole.“
Ronaldo zuckte mit den Schultern.
„Dein Boot. Es musste in die Werkstatt.“
Er versuchte, ihr die Karte zu entreißen.
„An deiner Reling war Blut. Stimmt’s?“
„Hör auf damit!“
Sie starrte ihren Mann fassungslos an: „Du warst es.“
Ronaldo zitterte, Glas zerschellte.
„Du hast sie umgebracht. Du ... Mörder!“
Die Brandung rauschte. Maria schrie.
Er packte sie, drückte sie zu Boden. „Das war ein Unfall, verstehst du …“, brüllte Ronaldo, „ein Unfall!“
Sein Körper quetschte ihren Brustkorb, beidhändig würgte er sie. Marias Hand tastete nach dem Schubfach.
Ein Schuss fiel. Ihre Hand sank mit seiner Pistole zu Boden.
Am dritten Tag des Folgemonats hing ein Schild neben dem Eingang: ZU VERKAUFEN, Angebote an Maria de Vargas.
Frühmorgens legte Maria eine Rose auf einen Stuhl am Fenster, die übrigen blieben hochgestellt. Mitternacht stellte
sie den letzten Stuhl hoch. Die Rose war verschwunden. Die alte Frau wurde nie wieder gesehen.
Weitere Werke von seitenlinie:
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Pünktchen Leseratte
Alter: 30 Beiträge: 195
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18.10.2011 18:27
von Pünktchen
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Hier meine Notizen:
Idee gut
Ist auf jeden Fall eine vollständige Geschichte
Sprung zum Mörder/Mord jedoch zu plötzlich -> Leser schaltet nicht so schnell
Für ausführlicheren Kommentar bitte per pn melden
lg
.chen
_________________ "Teile die Welt nicht in Schwarz und Weiß. Versuchs mit Farben."
by a friend. |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 32 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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18.10.2011 20:09
von EdgarAllanPoe
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Die Dialoge sind gestelzt (endlos), die Motive der Protagonisten unglaubwürdig (konstruiert), der Stil schlecht (nicht anschaulich). Die Vorlage wirkt, als sei sie gezwungenermaßen integriert worden, garniert mit dem üblichen Mord und Totschlag.
Eine Feder.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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C-Rod Leseratte
C Alter: 46 Beiträge: 124 Wohnort: Rund um Karlsruhe
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C 19.10.2011 00:03
von C-Rod
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Gefällt mir gut. Die Idee dahinter ist prima und Du hast sauber geschrieben.
Lieber Gruß,
Carmen
_________________ Achte immer auf Deinen Weg, Fremder.
Jeder Schritt den Du heute in Richtung Zukunft tust, wird schon morgen ein Schritt aus der Vergangenheit sein. |
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Gast
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19.10.2011 10:24
von Gast
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Ja, schon; nur etwas mechanisch insofern, als all die Dinge, von denen man erwarten würde, dass sie an einer bestimmten Stelle erwähnt werden, auch genau da erwähnt werden. Insofern etwas durchsichtig, und manchmal etwas ungelenk. Aber gut zu lesen.
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Rosanna Richter und Henker
Alter: 30 Beiträge: 1055
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19.10.2011 12:36
von Rosanna
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Vorab: Bei der Fülle an Texten hinterlasse ich nur knappe Kommentare.
Idee und Anfang: Gut. Der Rest? Erinnert mich von der Machart an X-Factor - Das Unfassbare. Billiger Schockmoment, schön viel Gewalt und alles ruckizucki, man hat nicht mehr viel Zeit/Silben. Zum Teil auch noch unlogisch. Warum/Wie hat er sie umgebracht. Warum stehen ihre Schuhe noch am Kai? etc.
Schade,
Liebe Grüße,
Rose
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
nähtnathannahtannahtnahtnathans
nadelihremendepunkt |
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Herbert Blaser Eselsohr
Alter: 58 Beiträge: 313 Wohnort: Basel
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19.10.2011 15:19
von Herbert Blaser
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Eine spannende Geschichte mit wenig Worten. Mir gefällt Aufbau und Auflösung.
_________________ Wie haben wir den Mut in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten?
Marcel Proust |
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Maria Magdalena Eselsohr
Beiträge: 274 Wohnort: Schweiz
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19.10.2011 16:27
von Maria Magdalena
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Meine Bewertung setzt sich aus folgenden Kriterien zusammen:
- Gesamteindruck/meine persönliche Ansicht 5
- Handwerk (Aufbau, Spannung, Charakterisierung, Titel) 7
- Art der Vorgabe-Erfüllung 6
- Stil 6
Durchschnitt der Detailbefederung: 6
Bewertungs-Änderung vorbehalten.
Guter Einstieg mit der bildhaften Beschreibung. Die Dialoge beginnen auch gut, aber in der Mitte wirkt es zäh. Ich musste diesen Teil mehrmals lesen, um den Zusammenhang mit der Karte, der alten Frau und den Karten in der Schublade zu verstehen.
Der Aufbau ist gut mit einem Einstieg, Mittelteil und Spannungserhöhung zum Abgleiten in den Schluss. Die Wechsel zwischen den beschreibenden Elementen und den Dialogen sind sehr gut. Ich kann im Titel keinen Zusammenhang erkennen zu der Geschichte. Den Schluss finde ich sehr schön, hat etwas Andächtiges an sich.
Die Vorgabe ist erfüllt, aber leider etwas wenig. Die Idee war gut, eine Fähre von Fortaleza zu erwähnen, mal was anderes.
Stilistisch dürften hie und da originellere Ausdrücke eingebaut werden, aber sonst ist er gut.
_________________ Wenn die Sterne fallen und die Zeit sich für einen Moment der Ewigkeit anvertraut, finde ich nach Hause, in den Regenbogen der Menschheit. GH |
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Mio Gänsefüßchen
M Alter: 41 Beiträge: 44 Wohnort: Frankfurt
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M 19.10.2011 16:46
von Mio
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Krasse Idee. Der Spannungsaufbau war ganz in Ordnung. Was mir gut gefallen hat war, dass man am Ende erst nicht weiß, wer jetzt wen erschossen hat.
Was ich nicht so gut fand:
Zitat: | „An deiner Reling war Blut. Stimmt’s?“ |
Woher weiß sie das? Und wenn sie es schon wusste, wieso hat sie es nicht schon vorher mal angesprochen? Ich finde es leider nicht ganz realistisch, dass die alte Dame sie erst darauf bringt, dass der Mann etwas mit dem Mord zu tun hatte. Aber ansonsten eine interessante Idee.
_________________ Man kann nie wissen, was man wollen soll, weil man nur ein Leben hat, das man weder mit früheren Leben vergleichen noch in späteren korrigieren kann.
Es ist unmöglich zu überprüfen, welche Entscheidung die richtige ist, weil es keine Vergleiche gibt. Man erlebt alles unmittelbar, zum ersten Mal und ohne Vorbereitung.
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hobbes Tretbootliteratin & Verkaufsgenie
Moderatorin
Beiträge: 4295
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20.10.2011 10:07
von hobbes
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Der Anfang gefällt mir, die "Lösung" nicht ganz so gut. Das geht alles so schnell und einfach am Ende. Ab der Mitte ist Ronaldo plötzlich ein ganz anderer Mensch, auf einmal stinkt er nach Rum. Da fühle ich mich ein bisschen an der Nase herumgeführt und hätte gern vorher schon einen Hinweis gehabt, was das für einer ist.
_________________ Don't play what's there, play what's not there.
Miles Davis |
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Kara Eselsohr
K Alter: 46 Beiträge: 293
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K 20.10.2011 11:57
von Kara
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Habe leider nur Zeit zum Federn, sorry
_________________ ...nur wer sich bewegt, bewegt auch was...
... Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht... |
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fancy Schmuddelkind
Alter: 64 Beiträge: 2758 Wohnort: Im sonnigen Süden
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20.10.2011 13:49
von fancy
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Hallo,
die Voragaben hast du erfüllt.
Für mich holpert die Story etwas. Wozu brauchst du die verwirrte Alte?
Wäre es nicht einfacher gewesen, wenn die junge Ermordete die Kartenschreiberin gewesen wäre. Geschmacksache. Trotzdem gehört sie in meinen Augen ins obere Drittel.
_________________ Don't start doing things, just do them. Fang nicht an, Dinge zu tun, tu sie einfach! (Me)
Wer wenig denkt, irrt viel (Leonardo da Vinci)
Meinungsverschiedenheiten über ein Kunstwerk beweisen, dass das Werk neu, komplex und lebenswichtig ist. (Oscar Wilde)
Wenn Kritiker uneins sind, befindet sich der Künstler im Einklang mit sich selbst. (Oscar Wilde)
https//mlpaints.blogspot.com |
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Alogius Kinnbeber
Alter: 47 Beiträge: 3206
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20.10.2011 16:52
von Alogius
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Da es eine nicht geringe Menge an Texten gibt, erhält jeder nur einen kurzen Kommentar und die Wertung. Ich darf dir aber sagen, dass ich die letzten Tage damit verbracht habe, mir Notizen zu jedem Text zu machen. Ist also keine Willkür! - Die Kriterien werte ich nicht, denn dein Text wurde zugelassen, also stimmt alles.
Hier tue ich mich schwer.
Denn: Die Geschichte wirkt auf mich abgegriffen, wenig originell und eben nicht neu. Natürlich gab es das enge Korsett der Vorgabe, aber ich habe auch Texte gesehen, die noch mehr daraus gemacht haben.
Pluspunkte sind aber, dass du trotzdem deine Figuren charakterisierst und dass der Text sehr gut geschrieben ist.
Lg
Tom
_________________ Aus einem Traum:
Entsetzter Gartenzwerg: Es gibt immer noch ein nullteres Fußballfeld. Wir werden viele Evolutionen verpassen.
Busfahrer: Tröste dich. Mit etwas Glück sehen wir den Tentakel des Yankeespielers, wie er den Ereignishorizont des Schwarzen Loches verlässt. |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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20.10.2011 18:43
von Mr. Curiosity
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Hallo Inko,
ich muss ehrlich sagen, dass ich deine Geschichte überhaupt nicht verstehe. Ich kann die Postkarten nicht mit dem Unfall in Verbindung bringen und weiß auch auch nicht, wie die Frau darauf kommt, in ihrem Mann einen Mörder zu sehen. Was mich störte, war z.T. die Formatierung. Ob das Abzüge gibt, weiß ich aber noch nicht, denn es sagt ja nichts über die Qualität des Geschriebenen aus.
Ich lasse den Text nochmal sacken und schaue, ob ich ihn dann verstehe.
Allerdings ist das kein gutes Zeichen, weil ich ja nicht schwer von Begriff bin, normalerweise.
Wertung folgt im Vergleich.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Dienstwerk Reißwolf
Alter: 55 Beiträge: 1254 Wohnort: Gera/Markkleeberg
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20.10.2011 21:39
von Dienstwerk
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Lieber Pokapro-Teilnehmer!
Da ich davon ausgehen kann, dass die Vorgaben eingehalten wurden, gibt es dafür von mir keine extra Bewertung. Nur, wenn mir etwas arg konstruiert erscheint, ziehe ich bei der Aufgabenerfüllung einen Punkt ab.
Ich habe ein einfaches Schema erarbeitet und denke, damit kann ich fair befedern. (Vorgabe, Sprache 1-3, Logik 0-1, BG 1-4, Idee)
Vorgabenerfüllung: -
Sprache/Stil: 1
Logik/schlüssiger
Handlungsstrang: -
Bauchgefühl/
pers. Gefallen: 2
Zusatzpunkt Idee: -
vorläufige Gesamtpunktzahl: 3
Die Bewertung kann sich im direkten Vergleich evtl. noch nach oben oder unten ändern.
Aufgrund der Vielzahl an Einsendungen gibt es von mir nur eine kurze persönliche Einschätzung und keine ausführliche Kritik:
ziemlich konstruiert
LG, Ana
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anuphti Trostkeks
Alter: 58 Beiträge: 4320 Wohnort: Isarstrand
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20.10.2011 22:17
von anuphti
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Die Idee mit der alten Frau und den Postkarten finde ich ausgesprochen originell.
Die Dialoge und der chronologische Ablauf der Geschichte ist allerdings eher schlampig.
Arbeitest Du in der Gastronomie? Oder bist Du häufiger Gast in Bars? Der Fachausdruck Rückbuffet lässt darauf schließen.
Dagegen spricht, dass Du den Ablauf einer akuten Alkoholisierung stark zeitgerafft dargestellt hast. In ein paar Minuten von "rasch bücken" zu "glasige Augen" ist ein bisschen zu schnell ...
Wieso Maria sich nicht über die "bislang verschlossene Schublade" schon früher gewundert hat, bleibt offen.
Und woher sie weiß, dass da eine Pistole drin ist, bleibt leider auch unbeantwortet.
Insgesamt interessante Idee aber schlampig umgesetzt.
Deshalb nur unteres Mittelfeld.
Liebe Grüße
Nuff
_________________ Pronomen: sie/ihr
Learn from the mistakes of others. You don´t live long enough to make all of them yourself. (Eleanor Roosevelt)
You don´t have to fight to live as you wish; live as you wish and pay whatever price is required. (Richard Bach) |
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adelbo Reißwolf
Beiträge: 1830 Wohnort: Im heiligen Hafen
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21.10.2011 18:31
von adelbo
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Hallo Inko,
Die Geschichte hatte mir auf den ersten Blick gefallen, weil ich die Idee gut fand, dann habe ich sie genau gelesen und nun, finde ich sie leider nicht mehr so gut.
Zunächst finde ich die Absätze sehr verwunderlich und es sind ein paar zu große Gedankensprünge darin. Dass die alte Frau die Karten an dem Tisch schreibt, an dem das Mädchen gesessen hat, das umgebracht wurde. Woher weiß das die alte Frau? Und dann geht es weiter mit meinen Logikproblemen. Ich habe sie markiert.
Zitat: | Der aufkommende Sturm hatte die letzten Besucher vertrieben. Schäumende Gischt schoss über den Kai bis auf
die Uferpromenade vor dem Cafe Vargas. Ronaldo ließ die Rollläden runter. Maria zog Tischdecken ab und legte sie
zusammen. Unter einem Fenstertisch sah sie ein Foto liegen. Ronaldo bückte sich rasch danach und flüchtete (warum zu diesem Zeitpunkt flüchtete) hinter
die Theke.
„Was war das?“
„Nur ’ne Karte.“ Ronaldo stellte Gläser ins Rückbuffet. „Sie ist verwirrt, die Alte. Kommt regelmäßig am Dritten
des Monats, kritzelt etwas … steckt die Karte unter die Tischdecke.“ (Das müsste Maria doch wissen, bei den unzähligen Karten) „Vielleicht wartet sie auf Antwort?“
Ronaldo öffnete eine neue Flasche. „Ja, vielleicht.“
„Was schreibt sie?“
„Belangloses Zeug.“
Maria ging hinter die Theke, zog die untere, bislang verschlossene (warum bislang verschlossene) Schublade auf. Aus dem (einem) Stapel Ansichtskarten (sie wusste also, dass die Karten dort lagen und liest sie jetzt zum ersten Mal?)nahm sie eine heraus und las halblaut: „Niemand kann dir wehtun, weine nicht. Sieh nach vorne, folg dem Engel
der Erleuchtung …“ Sie nahm die nächste. „Dasselbe, … leider unvollständig.“
„Eben, purer Unsinn.“
„Unzählige (Unzählige?) Karten. Alle zeigen die Fähre von Fortaleza.“
Ronaldo kam auf sie zu. Warum? Er roch nach Rum und hatte glasige Augen.
„Das Mädchen, Ronaldo.“ Maria schaute zum Fenster: „Dort saß sie, die Kleine, an dem Tisch, wo die Karte …“
„Na und? Zufall.“
Maria stutzte (sie hatte doch bereits die Eingebung, warum stutzte sie jetzt hier) : “Ihre Schuhe fand man im Fährhafen, an der Mole.“
Ronaldo zuckte mit den Schultern.
„Dein Boot. Es musste in die Werkstatt.“ (Warum, musste es in die Werkstatt? Das ist ein wenig weit hergeholt. Wenn er sie darin umgebracht hat, geht es nicht kaputt. Es kippt eher um)Er versuchte, ihr die Karte zu entreißen.
„An deiner Reling war Blut. Stimmt’s?“ (Aha, deshalb in die Werkstatt?)„Hör auf damit!“
Sie starrte ihren Mann fassungslos an: „Du warst es.“
Ronaldo zitterte, Glas zerschellte.
„Du hast sie umgebracht. Du ... Mörder!“
Die Brandung rauschte. Maria schrie. (?)Er (Ronaldo) packte sie, drückte sie zu Boden. „Das war ein Unfall, verstehst du …“, brüllte Ronaldo (er), „ein Unfall!“ Sein Körper quetschte ihren Brustkorb, beidhändig (wie kann man einhändig würgen) würgte er sie. Marias Hand tastete nach dem Schubfach.
Ein Schuss fiel. Ihre Hand sank mit seiner Pistole zu Boden.
Am dritten Tag des Folgemonats (Hat dieser Tag einen Grund?) hing ein Schild neben dem Eingang: ZU VERKAUFEN, Angebote an Maria de Vargas.
Frühmorgens legte Maria eine Rose auf einen Stuhl am Fenster, die übrigen blieben hochgestellt. Mitternacht (um Mitternacht) stellte
sie den letzten Stuhl hoch. Die Rose war verschwunden. Die alte Frau wurde nie wieder gesehen. |
Von der Idee her nicht schlecht, aber nicht gelungen umgesetzt.
LG
adelbo
_________________ „Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“
Bertrand Russell |
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firstoffertio Show-don't-Tellefant
Beiträge: 5854 Wohnort: Irland
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21.10.2011 23:14
von firstoffertio
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Die Geschichte ist in sich geschlossen, hat Spannung, ist schlüssig, am Ende Überraschung (man erwartete, dass sie tot sein würde). Am Dialog ist nichts Überflüssiges.
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Amaryllis Forenschmetterling
Alter: 38 Beiträge: 1380
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22.10.2011 13:46
von Amaryllis
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Liebe/r Inko,
prinzipiell hat mir dein Text sehr gut gefallen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass es einer der wenigen Texte mit viel Dialog ist - und der Dialog sehr lebendig und authentisch wirkt. Auch die Geschichte, du du in wenigen Sätzen zeichnest, ist sehr berührend und irgendwie erschreckend.
Das Einzige, was ich hier wirklich zu bemäkeln habe, ist der Schluss. Der ist mir ein wenig zu pathetisch und die Formulierung rund um die Stühle passt nicht so ganz zum übrigen Text, finde ich. Das ist mir zu kompliziert, besser hätte mir, wenn du schon unbedingt die Rose bringen willst gefallen, wenn du einfach geschrieben hättest, dass sie später nicht mehr da war, ohne die ganzen Stuhl-Hochstellereien.
Aber insgesamt hätte mir die Geschichte noch besser gefallen, hättest du sie mit: "Ein Schuss fiel." beendet. Aber das ist wohl Geschmackssache
Ich hoffe, du kannst mit diesem Feedback anfangen Bewertung folgt erst, wenn ich alle anderen Texte auch kommentiert habe.
Liebe Grüße,
Ama
_________________ Mein Leben ist ein Scherbenhaufen...
Aber ich bin der Fakir. |
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Kekewa Klammeraffe
Beiträge: 543 Wohnort: in Oberbayern (dirndlfrei)
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22.10.2011 14:56
von Kekewa
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Also schreibt die Alte dem toten Mädchen Karten mit esoterisch anmutendem Text, deren immer gleiches Motiv auf den Tatort hinweist und legt sie im Café des Mörders ab. Und deshalb kommt man ihm auf die Schliche.
Hm
Ein bisschen sehr an den Haaren herbei gezogen, finde ich...
_________________ „Alltag ist nur durch Wunder erträglich.“
Max Frisch (1911-91) |
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Gast
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23.10.2011 07:51
von Gast
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Hallo PokaproAutor/in,
in meine Bewertung eingeflossen sind: die kreative Idee zur Geschichte, die Erfüllung der Aufgabe, die korrekte Einbindung der Vorgaben. Ich finde es nicht schlimm, wenn die Stadt nicht erkannt wurde, solange das Motiv erkennbar bleibt. Logik- und Rechtschreibfehler habe ich ebenso berücksichtigt wie die sprachliche Ausarbeitung. Eine Extrafeder gibt es für den subjektiven Eindruck, weil der Geschmacksache ist. Entscheidend ist aber, wie die Geschichte im Vergleich mit den anderen Storys besteht.
Meine Kommentare werden diesmal sparsam ausfallen, weil ich im Umzugs- und Renovierungsstress stecke. Deshalb nur eine kurze Zusammenfassung:
Das ist eine schöne Geschichte mit funktionierenden Spannungsbogen. Auch wenn das Kartenmotiv nicht die Fähre von Fortaleza ist, passt sonst alles prima. Die ziemlich eigenwillige Formatierung anfangs stört ein wenig. Gerne gelesen.
Liebe Grüße
Monika
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Akiragirl Dünnhäuterin
Alter: 33 Beiträge: 3632 Wohnort: Leipzig
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23.10.2011 17:03
von Akiragirl
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Lieber PoKaPro-Teilnehmer!
Die Idee ansich gefällt mir. Du erzählst im Gegensatz zu vielen anderen Beiträgen eine echte Geschichte, und das in den wenigen Worten, die zur Verfügung standen.
Es beginnt gut, mit einem schönen Stimmungsbild und dem Aufbau von Spannung. Man will wissen, was es mit der Alten und der rätselhaften Botschaft auf sich hat.
Dann allerdings merkt man, dass du zu wenig Wörter zur Verfügung hattest, um die Erkenntnis von Maria glaubhaft und spannend rüberzubringen. Auf mich wirkte diese plötzliche Erkenntnis, dass Ronaldo der Mörder ist, extrem aufgesetzt und unauthentisch. Die Alte hat schon mehrere Karten geschrieben. Warum kommt Maria ausgerechnet jetzt darauf? Ronaldo verrät sich (in meinen Augen) durch nichts.
Das macht die Authentizität der Geschichte ziemlich kaputt.
Dass er sie dann gleich zu erwürgen versucht und sie ihn erschießt, fand ich zu plump und aufdringlich auf „Action“ getrimmt.
Abgesehen davon wird nicht klar, warum er das Mädchen umgebracht hat und in welcher Beziehung die Alte und Maria zu ihr stehen.
Natürlich kann man vieles auf die Wortbegrenzung zurückführen, aber dann finde ich, hätte man eine so komplexe Geschichte nicht wählen dürfen. Der Gesamteindruck wird durch diese Aspekte für mich ziemlich getrübt.
Die seltsame Formatierung hat mich beim Lesen auch gestört.
Somit nur 5 Federn, obwohl ich denke, da wäre noch Potential nach oben gewesen.
Liebe Grüße
Anne
_________________ "Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel) |
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