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Die Ehre des Franzl Knoll


 
 
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Klaus
Geschlecht:männlichEselsohr
K

Alter: 73
Beiträge: 247
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


K
Beitrag17.10.2011 14:54
Die Ehre des Franzl Knoll
von Klaus
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Doch lieber hier und nicht unter „Agenten, Verlage und Verleger“:

Die Ehre des Franzl Knoll

Als Franzl Knoll am Abend des 12. Februar 2001 müde in sein Bett kroch, wusste er noch nicht welch fatale Folgen diese Nacht mit seinem Traum für ihn haben, wie viele Jahre seines Lebens ihn dieser Traum kosten würde. Etwa gegen drei Uhr, klopfte die Traumfee an Franzls Stirn.
„Franzl“, raunte die Traumfee, „Franzl, wach jetzt ja nicht auf. Der nun folgende Traum wird dein Leben total verändern, wird dich verändern! Du wirst ein Buch schreiben. Reichtum, Ruhm und Ehre warten auf dich!“
Und Franzl Knoll begann zu träumen:

Er habe ein Buch geschrieben, über „die überproportionale Vermehrung der Dunkeldrüber im Allgemeinen, im Besonderen und überhaupt“; hatte sich viele Tage und Nächte, über Wochen, Monate gemüht sein Gehirn zu Papier zu bringen. Eigentlich ganz einfach: man nehme ein wenig Phantasie und ein paar Fakten, googele ein wenig herum, tippe alles in den Computer, drucke den ganzen Kram aus oder mache eine Datei daraus und schicke dies alles manuell und virtuell an mehrere Verlage und warte. So dachte auch Franzl Knoll.
Wochen vergingen, Monate zogen durchs Land. Doch im virtuellen Briefkasten, geschweige denn im realen Briefkasten von Franzl Knoll, fand sich nichts außer einige private Briefe, mehrere unverschämte Behördenattacken und eine Unmenge Werbung. Besonders letztere hatte übrigens seit seiner häufigen Internetbesuche dramatisch zugenommen.
So geht das nicht weiter, dachte Franzl Knoll, und fragte telefonisch bei den Verlagen nach, wo denn und ob denn, er habe doch schließlich, wo möglich, sogar Rückporto beigelegt. Man würde sich darum kümmern war, neben anderen Nettigkeiten, die harmloseste Antwort.
Kurz darauf bekam Franzl Knoll Post, viel Post - allerdings nur mit seinen eigenen Manuskripten und einer viertelseitigen Mitteilung: Er möge doch bitte die Euronen fließen lassen, damit sein Kauderwelsch lesbar gemacht würde, oder sein Gehacktes doch lieber gleich selbst frittieren und eigenhändig an die Leser verfüttern, oder besser noch: für eine fachgerechte Entsorgung des literarischen Mülls selber sorgen. Die eigenen Mülleimer seinen schon konzvoll.
Franzl Knoll war entsetzt. Hatten ihm doch Freunde und Bekannte immer wieder versichert, wie genial sein Schreibstil, und wie ebenfalls genial seine Story sei. Andere Zuschriften lasen sich anders, etwa so:
 "We make you a big star, and for sis, we only nur need a littel help from you: your Kreddit-cart-namba (Absender: Umbulele/Kongo, via netherland)!"
 Was soll‘s, dachte Franzl, „Versuch macht kluch“ und folgte den weiteren Anweisungen.
Seit jenem Tag besuchte Franzl die Bank und sein abgebranntes Konto nur noch in der Nacht. Aber, er war um  Erfahrung reicher geworden.
Dann, eines Abends, stieß Franzl Knoll beim Stöbern in internen Nettigkeiten auf eine Seite, die sein Interesse auf das Höchste weckte:
"Make it yourself!"
Wieder so eine Schmuddelseite, dachte Franzl. Doch schon der nächste Satz ließ ihn kerzengerade hochschnellen:
"Zum eigenen Buch mit wenig Geld! Besuchen sie auch kostenlos unser Autorenforum und profitieren sie von den dort eingestellten Räten."
Eigentlich hatte Franzl ja gar kein Geld mehr. Aber das Angebot war so verlockend, dass er glaubte, einfach nicht widerstehen zu können - zumal es ja erst einmal nichts kosten sollte.
Franzl Knoll nahm sich Urlaub. Drei ganze Wochen las er sich durch eine wirre Unzahl von Ansichten, Einsichten und Vorsichten, und speicherte jegliches der Schreiberei vermeintlich dienliche Wissen. Die Festplatte seines Computers, und auch seine eigene, war schon dem Platzen nahe, aber das Produkt, sein Buch, nahm immer professionellere Formen an, und schließlich war es geschafft: es erblickte das Licht der Welt, schlüpfte aus dem Bauch des verlegen(d)en Betriebes und konnte nun quasi überall gekauft werden. Nur es kaufte keiner. Was war passiert? Nun ganz einfach: Bei all seiner Recherche hatte Franzl Knoll einen ganz wichtigen Thread in diesem Forum übersehen: „Wer nicht wirbt - der stirbt“.
Franzl wollte sich schon an sein Herz fassen, so wie es die Eintagsfliegen tun, bevor sie sterbend in die heiße Suppe stürzen, die andere schon fleißig am Auslöffeln sind, da kam ihm eine geniale Idee...

Ende des Traumes 1.Teil.
Wird Franzl Knoll seinen Traum wahr werden lassen? Wir werden sehen.
Der 2. Teil folgt eventuell – man weiß es nicht - noch nicht – und auch nicht wann.

Fazit (bis jetzt):
Heute kann jeder seine Gedanken nicht nur zu Papier bringen. Er kann sie auch veröffentlichen. Muss er aber nicht…
Und eine Traumfee kann fürchterliche Alpträume zaubern. Muss sie aber nicht…



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„Mir ist die gefährliche Freiheit lieber als eine ruhige Knechtschaft.“
(Jean-Jacques Rousseau)
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kskreativ
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Wohnort: Ezy sur Eure, France


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Beitrag17.10.2011 15:01

von kskreativ
Antworten mit Zitat

Schön! Ich warte gespannt auf die Fortsetzung. lol

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C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann.
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Gast







Beitrag17.10.2011 15:02

von Gast
Antworten mit Zitat

lol

schweinegut geschrieben btw. - obwohl noch böser wäre es, wenn es hier und da etwas weniger dick aufgetragen daher käme. Denn so bliebt ein leises 'ach der übertreibt doch' ... tut er aber gar nicht.
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Klaus
Geschlecht:männlichEselsohr
K

Alter: 73
Beiträge: 247
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


K
Beitrag17.10.2011 17:05

von Klaus
pdf-Datei Antworten mit Zitat

kskreativ hat Folgendes geschrieben:
Schön! Ich warte gespannt auf die Fortsetzung. lol

Das ist natürlich immer so eine Sache, mit den Fortsetzungen. Meist werden sie nicht annähernd so „gut“, wie der erste Teil. Zum Anderen kann man ein Thema auch überstrapazieren. Was hier zwar vielleicht nicht der Fall wäre... Eventuell kremple ich das ganze Ding noch mal um oder ergänze/vervollständige. Habe nur die Befürchtung, dass das Ganze dann zu lang wird.

 
Zitat:
Denn so bliebt ein leises 'ach der übertreibt doch' ... tut er aber gar nicht.


@debruma
Tja, wir wissen das… Cool


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CAMIR
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Beitrag20.10.2011 11:40

von CAMIR
Antworten mit Zitat

Wunderbar geschrieben und so subtil wahr. Mich hat der Text erfreut.
Ich fand den Namen des Protagonisten super gewählt - da hat man ja schon gewisse Assoziationen und seine verzweifelten Versuche bekannt zu werden und dabei jeden nur möglichen Fehler zu begehen sind wunderbar parodiert.

Ebenfalls gefiel mir das Wortspiel "interne Nettigkeiten" und der urkomische Verweis auf die Scammer, denen der Protagonist in seinem Wahn natürlich folgt.
Es porträtiert auch wunderbar das Ego dieser Möchtegern-Autoren, die nicht einsehen können und wollen, dass sie untalentiert sind.
Ich würde gerne was kritisieren aber hier fällt mir nichts ein. smile


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"I think it's important to say that when it comes to the appropriate timing,
then that will happen but that's not to say that we don't have a hands-on approach in the interim."- Mary Coughlan, 2008
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Klaus
Geschlecht:männlichEselsohr
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Beiträge: 247
Wohnort: Irgendwo im Nirgendwo


K
Beitrag20.10.2011 13:37

von Klaus
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Hallo CAMIR,
danke für das positive feedback.
Du hast soeben bei mir einen Motivationschub mit noch nicht absehbaren  Folgen ausgelöst. Wink

Gruß
von
Klaus


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CAMIR
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Alter: 38
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Wohnort: Baile Átha Cliath


Beitrag20.10.2011 14:05

von CAMIR
Antworten mit Zitat

Gern geschehen. smile Ich bin schon auf das Ergebnis gespannt.

(Irgendwie stelle ich mir Franzl Knoll ja wie so einen Klischeebayern vor. Keine Ahnung ob Absicht von dir.) Aber ich würde mich freuen, mehr von seinen "misadventures*" zu hören.

*= Irgendwie habe ich keine deutsche Entsprechung für das Wort gefunden...


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