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Im Nachtcafé


 
 
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Extradiegetisch
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Beitrag24.09.2011 13:19
Im Nachtcafé
von Extradiegetisch
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Ich wollte eine Geschichte schreiben, in der viel offengelassen wird, vieles im Dunklen bleibt und nur angedeutet.

Im Nachtcafé

Wir sind in irgendeinem Café tief in den Eingeweiden der Stadt. Die Einrichtung ist schmucklos und blank, alles ist glattpoliert. Es riecht desinfiziert. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und totgekochtem Essen. Weiter hinten im Raum sitzen zwei Männer an unterschiedlichen Tischen und rauchen. Vor dem Fenster rauscht der Verkehr, neue Geheimnisse, Konflikte von A nach B zu transportieren.
   Unser Blick fällt auf eine Frau mittleren Alters. Sie trägt einen sauberen schwarz gefärbten Bop und dezente Schminke. Die Bedienung, die eine dampfende Tasse vor ihr auf den Tisch stellt, trägt hingegen nur ihre Augenringe im Gesicht. Die Frau bedankt sich. Mit ihren bleigrau lackierten Nägeln schlägt sie immer wieder auf die glatte Tischplatte. Wir sehen einen schmalen Goldring an ihrem Ringfinger. Die Frau nippt aus ihrer Tasse und verzieht das Gesicht.
   Die Frau sieht auf, als sich die Tür öffnet und wir sehen die vageste Andeutung eines Lächelns. Ein Beinahelächeln, eine Spur zuckender Mundwinkel. Ein Mann in braunem Mantel setzt sich an ihren Tisch. Er sieht aus als hätte sein Leben die letzten Tage aus der immer gleichen Abfolge von ungesundem Essen, monotoner Arbeit und frustrierender Gedanken bestanden.
„Tut mir leid“, sagte der Mann als er sich setzt.
„Was tut dir leid?“
„Ich bin zu spät.“
„Genau das wollte ich hören.“
„Ich weiß, dass du sauer bist – und sag jetzt nicht, dass du nicht sauer bist, sonst gehe ich wieder.“
„Ja, ich bin sauer.“
„Es tut mir leid.“
„Hör auf dich zu entschuldigen und sag mir was los ist, du warst zwei Tage weg.“
„Tut mir – ich...ich weiß nicht – .“
Die Bedienung kommt an den Tisch.
„Für mich nichts, danke“, sagt der Mann.
„Das sehen wir hier nicht so gerne“, sagt die Bedienung.
„Gott! Dann bringen sie mir einen Kaffee. Einen ganz normalen Scheißkaffee, ok?!“
Die Bedienung mustert den Mann unbeeindruckt, aber durchdringend. Solche Verhaltensweisen muss sie gewohnt sein. Die Bedienung verschwindet hinter die Theke.
„Musste das sein?“
Der Mann sagt nichts und schaut aus dem Fenster. Draußen hupt jemand wutentbrannt, eine Ampel springt auf rot, das Radio schreit von hinten: DOLLAR SCHLECHT WIE NIE; TENDENZ FALLEND.  
„Er weiß davon“, sagt der Mann.
Der Gesichtsausdruck der Frau zerfällt, als wären unsichtbare Fäden durchtrennt worden, die ihre Mimik steuerten. Sie lehnt sich zurück und umschließt die Tasse mit beiden Händen. Die Bedienung kommt an ihren Tisch und stellt den Kaffee mit einem Knall vor dem Mann ab.
„Bitte schön“, sagt sie jeden Buchstabend betonend. Beide folgen ihr mit den Augen, als sie wieder hinter der Theke verschwindet.
Die Frau beugt sich nach vorne und sagt mit leiserer Stimme: „Bist du sicher?“
Der Mann greift wortlos in seine Manteltasche und holt ein zweifach gefaltetes Blatt hervor; legt es vor die Frau auf den Tisch. Seine Hände umgreifen jetzt die Tasse. Er trägt keinen Ring.
Ihre Augen springen zwischen seinem Gesicht und dem Blatt hin und her. Dann greift sie es sich. Ihre Augen fliegen darauf herum.
„Das ist ziemliche Scheiße“, sagt sie.
Der Mann lacht freudlos.
„Ja das stimmt wohl.“
Die Frau legt das Blatt zurück auf den Tisch, nimmt aber ihre Augen nicht davon. Sie stellt ihre Tasse darauf.
„Was machen wir jetzt?“, fragt der Mann.
„Wir verschwinden wohl.“
„Wir?“
„Ja, wir. Du und ich“, die Frau lächelt.
„Glaubst du nicht, dass er uns findet.“
Sie zuckt mit den Schultern.
„Die Stadt ist groß und wenn du nicht gefunden werden willst, dann findet man dich auch nicht.“
„Kommt darauf an wer dich sucht.“
„Ich habe Kontakte und Geld. Eine bessere Kombination gibt es nicht.“
„Du hast sein Geld.“
„Unter Anderem.“
Jetzt lächelt der Mann.
Und genau in diesem Moment tätigt ein anderer Mann einen Anruf in einem hellen, weißen Raum mit hoher Decke. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein schmaler Goldring. Er spricht Worte ins Telefon und lächelt. Dann legt er auf.
Die Beiden stehen auf. Die Frau legt ein paar Scheine auf den Tisch. Die Frau löst sich den Ring vom Finger und lässt ihn in die noch halbvolle Tasse fallen.



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madrilena
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Beitrag24.09.2011 17:40

von madrilena
Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht so recht, was man zu diesem Text sagen kann. er gefällt mir einerseits und andererseits wiederum nicht.
Es sind für mich zu viele Wiederholungen drin (Beispiel: Bedienung), das Wort Scheiße ist in diesem Zusammenhang einfach nicht gut, denn das drückt ja eigentlich Wut aus,

Vor dem Fenster rauscht der Verkehr, neue Geheimnisse, Konflikte von A nach B zu transportieren.
ein Satz wie dieser scheint mir zu gewollt - der Verkehr der Konflikte transportiert.

Eine Tasse dampft nicht, sondern der Kaffee

die Zeichensetzung ist häufig nicht richtig.
Und trotzdem ...
Aber vielleicht überarbeitest Du ihn noch einmal, mir ist er irgendwie zu durcheinander.


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Bücher im Alkyon Irmgard Keil Verlag/Marbach "Schatten umarmen" Kranichsteiner Literaturverlag.
1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
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Extradiegetisch
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Beitrag24.09.2011 18:04

von Extradiegetisch
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Danke für das Lesen und die Kritik.

Zitat:
Ich weiß nicht so recht, was man zu diesem Text sagen kann. er gefällt mir einerseits und andererseits wiederum nicht.
Es sind für mich zu viele Wiederholungen drin (Beispiel: Bedienung)


Ich wollte dass dieses typische anonyme Großsstadtfeeling rüberkommt, weswegen die Figuren namenlos bleiben. Ich dachte mir, dass es verwirrend wäre, wenn ich zwei Personen mit "Die Frau" bezeichnen würde, deswegen: "Die Bedienung". Was hat dir denn an dem Text gefallen?


Zitat:
das Wort Scheiße ist in diesem Zusammenhang einfach nicht gut, denn das drückt ja eigentlich Wut aus,


Scheiße kann doch sehr viel ausdrücken: Wut, Ärger, Missmut usw. Auf welches Scheiße beziehst du dich denn?

Zitat:
Eine Tasse dampft nicht, sondern der Kaffee


Gut, da hast du Recht ^^

Zitat:
Aber vielleicht überarbeitest Du ihn noch einmal, mir ist er irgendwie zu durcheinander.


Das musst du mir jetzt aber erklären ^^


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madrilena
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Beitrag24.09.2011 22:31

von madrilena
Antworten mit Zitat

Für mich liest es sich wie eine Kreuzung zwischen einer Anleitung zu einem Drehbuch und einer Geschichte und das gefällt mir nicht. Dennoch habe ich es jetzt noch einmal gründlich durchgelesen, denn  beim ersten Lesen verbeißt man sich vielleicht in manches, was einem danach anders erscheint.
Was mir gefällt und mich gleichzeitig stört, ist die absolut trostlose Atmosphäre, die hier aufgezeigt wird, blankgeputzt, unhöfliche Gäste - der Mann - unhöfliche Bedienung (Kellnerin, vielleicht ein Name ), allerdings betont die Wiederholung natürlich auch eher noch die Trostlosigkeit, was den Inhalt der Geschichte (nicht die Form) dann auch wieder einheitlich macht.
In einem Punkt bin ich nach wie vor der Meinung, nämlich dass im Augenblick jeder Autor meint, das Wort Scheiße gehöre unbedingt zu einem Text, doch das ist halt Geschmackssache.
Es ist also ein ganz persönliches Empfinden, dass ich mich bei einem solchen Text unbehaglich fühle.
Betonen möchte ich noch, dass ich keine Freundin rosaroter und Heilewelt- Texte bin und solche auch nicht schreibe


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Extradiegetisch
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Beitrag25.09.2011 23:43

von Extradiegetisch
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Zitat:
Für mich liest es sich wie eine Kreuzung zwischen einer Anleitung zu einem Drehbuch und einer Geschichte und das gefällt mir nicht.


Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr distanziert und kühl geschildert, dass stimmt schon, aber mit einem Drehbuch hat das eigentlich nichts zu tun.

Zitat:
In einem Punkt bin ich nach wie vor der Meinung, nämlich dass im Augenblick jeder Autor meint, das Wort Scheiße gehöre unbedingt zu einem Text, doch das ist halt Geschmackssache.


Die Geschichte gibt vor, welche Wörter verwendet werden sollen. Es wäre doch ziemlich lächerlich, wenn die Frau oder der Mann, oder irgendeine Figur in einer Geschichte sowas wie "Scheibenkleister" sagen würde. Es wäre unauthentisch und ich will nichts Unauthentisches schreiben, nur weil manche Leute (ist nicht böse gemeint) Scheiße für ein"schmutziges Wort" halten.

Zitat:
Es ist also ein ganz persönliches Empfinden, dass ich mich bei einem solchen Text unbehaglich fühle.


Aber das ist doch super! =D


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madrilena
Klammeraffe

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Beitrag26.09.2011 08:40

von madrilena
Antworten mit Zitat

Für mich braucht Scheiße nicht durch Scheibenkleister ersetzt werden, ich würde es halt nur in einer ziemlich eindeutig sehr wütenden Situation benutzen, um es nicht abzunutzen und es auch nicht zum ständig verfügbaren Gebrauch in gegenseitiger Unterhaltung als selbstverständlich anzusehen. Dass es mittlerweile "salonfähig" geworden ist, merkt man beim Fernsehen, da gibt es praktisch keinen Film mehr ohne solche Ausdrücke. Wem's gefällt - ok.
Ich bin auf nächste Texte gespannt.
Schöne Woche


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Nicki
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Ei 10


Beitrag26.09.2011 09:46

von Nicki
Antworten mit Zitat

Hallo Extradiegetisch,
ich darf auch noch meinen Senf dazu geben?
Ein Text, den ich vom Ansatz her ganz gut finde, aus dem man aber noch ein bisschen mehr machen könnte.  
Im Dunklen lassen ist grundsätzlich okay, aber nur wenn dem Leser  selbst eine Interpretation möglich ist. Da fehlt noch eine Spur mehr Information, die man vielleicht durch bestimmte Bemerkungen einfließen lassen könnte.
Einige Anmerkungen zum Stil:

Zitat:
Es riecht desinfiziert. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und totgekochtem Essen.

Um sich diesen Raum vorstellen zu können, ist das eigentlich ein zu großer Gegensatz; also entweder blank, glattpoliert, desinfiziert oder kalter Rauch und Essensgerüche. Auch zweimal riecht hintereinander liest sich nicht so schön.
Zitat:
sitzen zwei Männer an unterschiedlichen Tischen

Sind die Tische unterschiedlich in der Farbe? Ich weiß, was du meinst, aber das würde ich anders formulieren.
Zitat:
Sie trägt einen sauberen schwarz gefärbten Bop und dezente Schminke.

Was heißt sauber in dem Zusammenhang? Sauber gewaschen? Sauber geschnitten? Lass es einfach weg. Bob mit B.
Zitat:
Die Frau sieht auf, als sich die Tür öffnet und wir sehen die vageste Andeutung eines Lächelns. Ein Beinahelächeln, eine Spur zuckender Mundwinkel.

Das ist zu viel Beschreibung, nur dieser Ausdruck Beinahelächeln und die zuckenden Mundwinkel sind gut genug, um sie nicht durch die dritte Beschreibung zu übertönen.
Zitat:
Er sieht aus als hätte sein Leben die letzten Tage aus der immer gleichen Abfolge von ungesundem Essen, monotoner Arbeit und frustrierender Gedanken bestanden.
Das finde ich gut!

Zitat:
„Tut mir leid“, sagte der Mann als er sich setzt.
„Was tut dir leid?“
„Ich bin zu spät.“
„Genau das wollte ich hören.“
„Ich weiß, dass du sauer bist – und sag jetzt nicht, dass du nicht sauer bist, sonst gehe ich wieder.“
„Ja, ich bin sauer.“
„Es tut mir leid.“
„Hör auf dich zu entschuldigen und sag mir was los ist, du warst zwei Tage weg.“
„Tut mir – ich...ich weiß nicht – .“  

Den Dialog muss man sehr konzentriert lesen oder zweimal, um zu erkennen, wer gerade was sagt, das reißt einen aus dem Lesefluss heraus.
Zitat:
Der Gesichtsausdruck der Frau zerfällt, als wären unsichtbare Fäden durchtrennt worden, die ihre Mimik steuerten.
auch das gefällt mir, ist gut beschrieben.
Zitat:
Beide folgen ihr mit den Augen, als sie wieder hinter der Theke verschwindet.

In welchem Blickwinkel sitzt das "wir", dass es beide Augenpaare beobachten kann?
Zitat:
Ihre Augen springen zwischen seinem Gesicht und dem Blatt hin und her. Dann greift sie es sich. Ihre Augen fliegen darauf herum.

Nicht zweimal Augen, das kann man anders formulieren.
Zitat:
Und genau in diesem Moment tätigt ein anderer Mann einen Anruf in einem hellen, weißen Raum mit hoher Decke. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein schmaler Goldring. Er spricht Worte ins Telefon und lächelt. Dann legt er auf. Hier fehlt ein Übergang zurück ins Cafe
Die Beiden stehen auf. Die Frau legt ein paar Scheine auf den Tisch. Die Frau löst sich den Ring vom Finger und lässt ihn in die noch halbvolle Tasse fallen.

Hier im letzten Abschnitt würde ich noch mal die Wortwahl und die teilweise kurzen Sätze überarbeiten.
Er spricht Worte ins Telefon. Was soll er sonst sprechen?
Vorschlag: Bei seinen Worten lächelt er.
So, das sind meine Vorschläge, kannst ja mal schauen, was du davon übernimmst.


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MfG
Nicki

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meerenblau
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M
Beitrag26.09.2011 11:14

von meerenblau
Antworten mit Zitat

Extradiegetisch hat Folgendes geschrieben:
Zitat:
Für mich liest es sich wie eine Kreuzung zwischen einer Anleitung zu einem Drehbuch und einer Geschichte und das gefällt mir nicht.


Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr distanziert und kühl geschildert, dass stimmt schon, aber mit einem Drehbuch hat das eigentlich nichts zu tun.




Verzeihung, aber die "Geschichte" ist in einem beinahe typischem Drehbuchstil gehalten. Offen gesagt, wenn Du sie nach Drehbuchformat umformatieren würdest, hättest Du ein Drehbuch.
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Extradiegetisch
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Beitrag26.09.2011 14:15

von Extradiegetisch
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@Nicki

Zitat:
Sie trägt einen sauberen schwarz gefärbten Bop und dezente Schminke.

Was heißt sauber in dem Zusammenhang? Sauber gewaschen? Sauber geschnitten? Lass es einfach weg. Bob mit B.


Mit sauber hatte ich mir sowas wie sehr gepflegt vorgestellt. So salonfrisch praktisch.  

Mit deinen anderen Kritikpunkten kann ich dir nur zustimmen. Danke, war mir eine große Hilfe.


@meerenblau

Zitat:
Verzeihung, aber die "Geschichte" ist in einem beinahe typischem Drehbuchstil gehalten. Offen gesagt, wenn Du sie nach Drehbuchformat umformatieren würdest, hättest Du ein Drehbuch.


Was genau meinst du mit "Drehbuchstil"?
Und warum steht Geschichte in Anführungszeichen? Ich fühle mich leicht angegriffen.


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Alfred Döblin
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meerenblau
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Beitrag26.09.2011 17:37

von meerenblau
Antworten mit Zitat

Extradiegetisch hat Folgendes geschrieben:

Zitat:
Verzeihung, aber die "Geschichte" ist in einem beinahe typischem Drehbuchstil gehalten. Offen gesagt, wenn Du sie nach Drehbuchformat umformatieren würdest, hättest Du ein Drehbuch.


Was genau meinst du mit "Drehbuchstil"?
Und warum steht Geschichte in Anführungszeichen? Ich fühle mich leicht angegriffen.


Nur weil ich Geschichte in Anführungszeichen setze (was ich übrigens deswegen getan habe, weil es meiner Meinung nach keine Geschichte ist, sondern "nur" eine Szene) ?
Drehbuchstil, nun, wie soll ich das erklären? Dein Text ist einfach in einem Stil geschrieben, der normalerweise für Drehbücher (wenn ich nicht irre, deutsche Richtung, im Gegensatz zur Amerikanischen Richtung) verwendet wird. Klassisches Beispiel ist das "Wir sitzen ...", "Unser Blick fällt auf ... "  in Deinem Text. So beschreibt man Szenarien, in denen die Protagonosten dann agieren.
Deswegen wirkt das ganze auch so kühl-distanziert. Wenn es der Sinn der Sache gewesen ist, ist es ja okay.
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lupus
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Beitrag26.09.2011 17:43
Re: Im Nachtcafé
von lupus
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Hi Extradiegetisch,

du hast dich auf ein Spiel eingelassen und es mE gewonnen.

spannend zu sehn wie du die Gratwanderung zwischen distanzierter Pseudo-Regiesprache in der 1. P. Pl und einer Sprache, die doch diese Distanziertheit aufbricht, schaffst.

dieser Satz etwa:

Zitat:
Es riecht desinfiziert. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und totgekochtem Essen.


dazu gehören auch die (wenn auch etwas abgedroschenen 'Eingeweide der Stadt', die fast was comic-haftes, vlt auch ein bisserl was Mike Hammer-mäßiges haben, etwas was ich überdenken würde

er klingt in ZUsammenhang mit den ersten Sätzen noch immer sehr entfernt, dennoch: die Wiederholung geschickt als Stilfigur eingesetzt (2 x 'es richt' und dann doch der Widerspruch, der durchaus realistisch ist, denn genau so riecht der Versuch ZIgarettenrauch zu übertünchen: desinfizierter ZIgarettenrauch) und dann noch totgekochtes Essen. Beides Dinge, die in einer KuGe gut kommen würden, hier fast noch besser.

sehr gelungen mE.

dann die Gratwanderung zwischen Geschichte, in der viel offen bleibt und dennoch verhinderst du gekonnt die Rätselralley, weil an sich dennoch alles klar ist, zumindest kann jeder Leser sich für eine Variante entscheiden, ohne sich in Widersprüche mit sich selbst zu verstricken.

dann die richtige Dosierung: nicht einmal noch hätte es PLatz gehabt für einen weiteren Einschub, auch der Dialog hätte nicht wirklich länger sein dürfen. Der im Übrigen sehr authentisch .. gelungen. Alles in allem hätte der Text nicht länger sein dürfen ... du hast Gespür bewiesen.

bis auf wenige Ausnahmen sitzt auch jedes Wort

blau .. toll



Extradiegetisch hat Folgendes geschrieben:


Im Nachtcafé

Wir sind in irgendeinem Café tief in den Eingeweiden der Stadt. Die Einrichtung ist schmucklos und blank,[redundant] alles ist glattpoliert. Es riecht desinfiziert. Es riecht nach kaltem Zigarettenrauch und totgekochtem Essen. Weiter hinten im Raum sitzen zwei Männer an unterschiedlichen Tischen und rauchen. Vor dem Fenster rauscht der Verkehr, neue Geheimnisse, Konflikte von A nach B zu transportieren.
**********

ich glaub zu erkennen, was du transportieren willst: die Stadt hat überall ihre Probleme, sie werden wie automatisch von einem Ort zum anderen getragen und der Verkehr dient dir einfach als Vehikel. Ok, is machbar, aber mE mußt du dich bezüglich Stil entscheiden.

Vor dem Fenster rauscht der Verkehr, neue Geheimnisse, Konflikte von einem Ort zum andern zu transportieren.
Vor dem Fenster rauscht der Verkehr, um neue Geheimnisse, Konflikte von A nach B zu transportieren.

das Weglassen des 'um' wirkt gewollt veraltet (pseudopoetisch) und passt nicht zum A nach B
******


   Unser Blick fällt auf eine Frau mittleren Alters. Sie trägt einen sauberen schwarz gefärbten Bop und dezente Schminke. Die Bedienung, die eine dampfende Tasse vor ihr auf den Tisch stellt, trägt hingegen nur ihre Augenringe im Gesicht. Die Frau bedankt sich. Mit ihren bleigrau lackierten Nägeln schlägt sie immer wieder auf die glatte Tischplatte. Wir sehen einen schmalen Goldring an ihrem Ringfinger. Die Frau nippt aus ihrer Tasse und verzieht das Gesicht.
   Die Frau sieht auf, als sich die Tür öffnet und wir sehen die vageste Andeutung eines Lächelns. Ein Beinahelächeln, eine Spur zuckender Mundwinkel. Ein Mann in braunem Mantel setzt sich an ihren Tisch. Er sieht aus als hätte sein Leben die letzten Tage aus der immer gleichen Abfolge von ungesundem Essen, monotoner Arbeit und frustrierender Gedanken bestanden.
***
ha! könnte wie unbewußtes Wiederholen ausschauen is aber sehr gekonnt eingesetzt, die Frau bereitet gut auf 'ein Mann' vor

möglicherweise ein bisserl dezenter dosieren, aber das müßtest du ausprobieren, wie es die Lesemelodie beeinflusst.

die Idee gefällt

ABER: allgemein würd ich darauf achten, diese Stilmittelchen nicht zu oft einzusetzen, sonst könnte man den Eindruck eines Blender-Textes kriegen



******


„Tut mir leid“, sagte der Mann als er sich setzt.
„Was tut dir leid?“
„Ich bin zu spät.“
„Genau das wollte ich hören.“
„Ich weiß, dass du sauer bist – und sag jetzt nicht, dass du nicht sauer bist, sonst gehe ich wieder.“
„Ja, ich bin sauer.“
„Es tut mir leid.“
„Hör auf dich zu entschuldigen und sag mir was los ist, du warst zwei Tage weg.“
„Tut mir – ich...ich weiß nicht – .“


toll charakterisiert .. alles klar


Die Bedienung kommt an den Tisch.
„Für mich nichts, danke“, sagt der Mann.
„Das sehen wir hier nicht so gerne“, sagt die Bedienung.
„Gott! Dann bringen sie mir einen Kaffee. Einen ganz normalen Scheißkaffee, [passt gut .... Stress perfekt transportiert, authentisch, realistisch] ok?!“

*****

Die Bedienung mustert den Mann unbeeindruckt, aber durchdringend. Solche Verhaltensweisen muss sie gewohnt sein. Die Bedienung verschwindet hinter die Theke.

da passt was nicht. unbeeindruckt mustern? das geht nicht. ich weiß was du meinst, aber das mustern bedarf eines Auslösers und der ist gleichzeitig der Eindruck, also is sie nicht unbeeindruckt. Dieses Wort müßtest du ersetzen (oder weglassen)

muss sie gewohnt sein ... DAS würde eigentlich reichen, denn da steckt ansatzweise das unbeeindruckt drinnen, in dem Sinne, den du wohl ausdrücken willst.

das 'muss' passt nicht zum Rest, denn es kommt einer Vermutung gleich, du bist aber auktorial unterwegs --> Solche Verhaltensweisen ist sie gewohnt, besser: solch ein/derartiges/dieses Verhalten, denn es ist konkret und keine Verhaltensweise.

*****

„Musste das sein?“
Der Mann sagt nichts und schaut aus dem Fenster. Draußen hupt jemand wutentbrannt, eine Ampel springt auf rot, das Radio schreit von hinten: DOLLAR SCHLECHT WIE NIE; TENDENZ FALLEND.  

die Verwendung von Majuskeln is völlig unnnötig, statt schreien würd ich brüllen verwenden. UNd: genauer erkennbar machen, das es Satzfetzen sind, denn so etwas sagt kein Radio.

„Er weiß davon“, sagt der Mann.
Der Gesichtsausdruck der Frau zerfällt, als wären unsichtbare Fäden durchtrennt worden, die ihre Mimik steuerten. [hier müßtest du bei Präsens als Erzählzeit ins Perfekt nicht ins Imperfekt, zerfallen mag mir nicht gefallen, das BIld bleibt unvollständig] Sie lehnt sich zurück und umschließt die Tasse mit beiden Händen. Die Bedienung kommt an ihren Tisch und stellt den Kaffee mit einem Knall vor dem Mann ab.
„Bitte schön“, sagt sie jeden Buchstabend betonend. [klar was du sagen willst, aber das funktioniert nicht ..versuchs einfach ... hier fehlt es an Genauigkeit]  Beide folgen ihr mit den Augen, als [--> als is in dem Fall eine Momentaufnahme, die man nicht mit den augen verfolgen kann --> bis ... verschwunden ist] genauer schreibensie wieder hinter der Theke verschwindet.
Die Frau beugt sich nach vorne und sagt mit leiserer Stimme: „Bist du sicher?“
Der Mann greift wortlos in seine Manteltasche und holt ein zweifach gefaltetes Blatt hervor; legt es vor die Frau auf den Tisch. Seine Hände umgreifen jetzt die Tasse. Er trägt keinen Ring.
Ihre Augen springen zwischen seinem Gesicht und dem Blatt hin und her. Dann greift sie es sich. Ihre Augen fliegen darauf herum. ??????
„Das ist ziemliche Scheiße“, sagt sie.
Der Mann lacht freudlos.
„Ja das stimmt wohl.“
Die Frau legt das Blatt zurück auf den Tisch, nimmt aber ihre Augen nicht davon. Sie stellt ihre Tasse darauf.
„Was machen wir jetzt?“, fragt der Mann.
„Wir verschwinden wohl.“
„Wir?“
„Ja, wir. Du und ich“, die Frau lächelt.
„Glaubst du nicht, dass er uns findet.“
Sie zuckt mit den Schultern.
„Die Stadt ist groß und wenn du nicht gefunden werden willst, dann findet man dich auch nicht.“
„Kommt darauf an wer dich sucht.“
„Ich habe Kontakte und Geld. Eine bessere Kombination gibt es nicht.“
„Du hast sein Geld.“
„Unter Anderem.“
Jetzt lächelt der Mann.
Und genau in diesem Moment tätigt ein anderer Mann einen Anruf in einem hellen, weißen Raum mit hoher Decke. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein schmaler Goldring. Er spricht Worte ins Telefon und lächelt. Dann legt er auf.
Die Beiden stehen auf. Die Frau legt ein paar Scheine auf den Tisch. Die Frau löst sich den Ring vom Finger und lässt ihn in die noch halbvolle Tasse fallen.


so, bis auf ein paar Ausrutscher ziemlich gut

hat gefallen

lg
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Scritoressa
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Beitrag26.09.2011 17:47

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

Hi Extradiegetisch! (Zungenbrecher...heisst das was?)

...ich mag deinen Text, vor allem, weil man jetzt schön spekulieren kann, ob der Ehemann sie schon umlegen lassen will oder eine eigene Geliebte hat oder was auch immer.

Das der Mann im Café nicht ihr Mann war, hast du wunderschön mit den Ringen gezeigt.

..die Stilfragen, die ich hatte, wurden alle schon angesprochen.
noch was: wieso zur Hölle wollen sie in der gleichen Stadt bleiben? Das ist wirklich etwas dummes. Sonst schlüssig smile

lg Scrito


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