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Tomas Tranströmer


 
 
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Krawattennagel
Schneckenpost
K


Beiträge: 14



K
Beitrag19.10.2011 20:15
Tomas Tranströmer
von Krawattennagel
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wenn er einer mit dem satz beginnt

still wuchs die Waldameise, blickt in nichts

wenn man eine ahnung hat was
es heißt
in die luft zu steigen
den mond und die nacht
zu benennen
die worte
ratlos
weil viel zu einfach
ins tal rutschen
wo sie nichts finden
außer die nacht
die das tal herabsteigt
in ein zimmer schaut
wortlos in das licht fällt
dass dem dichter genügt
ein paar zeilen noch
aber dann legt der dichter seine augen weg
rutscht zur seite
da fällt ihm etwas ein
ein wort
so ratlos wie ein schmerz den man erst erkennt wenn
er längst an einer anderen türe klopft

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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag19.10.2011 20:36
Re: Tomas Tranströmer
von Nina
Antworten mit Zitat

sehr geehrter herr krawattennagel,

da haben sie ein schönes gedicht geschrieben. besonders das letzte bild, - das des schmerzes, den man erst in einem anderen, durch einen anderen, bei sich selbst erkennt, ist sehr stark und berührend. sie sagen es beiläufig, erwähnen es beiläufig, als wäre es eine nichtigkeit, eine kleinigkeit und doch ist dies ein sehr wichtiger moment, ein sehr wichtiges ereignis. bewundernswert, wie sie diese wahrheit ans licht hoben. wundervoll!

es gibt zwei stellen, an denen ihnen ein wort fortgelaufen oder gar nicht erst zugelaufen ist. (vor: die worte fehlt m.e. ein "sind"). vielleicht ist es aber auch so, dass das benennen dazu gehört? bei "außer die nacht" müsste es heißen: bis auf die nacht, außer der nacht, nur die nacht, so in etwa würde ich es schreiben, aber es ist ja ihr gedicht.

jeder der (lyrik) schreibt, kennt wohl die momente, den moment, den sie hier beschreiben. die worte, die anker sein können, anker sein sollen und doch manchmal keinen halt finden. das licht, das dem dichter genügt - wunderschön. die doppelbödigkeit gefällt mir. der dichter legt die augen weg. legen sie ihre augen nicht weg. schreiben sie. denn sie schreiben wundervoll.

mit besten grüßen,
nina

p.s.: tomas tranströmer hat noch lieferschwierigkeiten. bald werde ich ihn auch lesen.


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Krawattennagel
Schneckenpost
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Beiträge: 14



K
Beitrag19.10.2011 20:39

von Krawattennagel
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Sie leben in der falschen Stadt, hier gibt es welche Smile und vioelen Dank für ihre Kritik oder soll ich es lieber Lob nennen.
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Nina
Geschlecht:weiblichDichterin


Beiträge: 5002
Wohnort: Berlin


Beitrag19.10.2011 20:45

von Nina
Antworten mit Zitat

sehen sie, das ist das leidige thema. zur rechten zeit am falschen ort zu sein. ich bin am richtigen ort, doch die bücher liegen bei ihnen. der buchhändler hatte mir schon mitgeteilt, dass die bücher versehentlich in eine andere stadt geschickt wurden. deshalb würde es noch etwas dauern. er wird froh sein, wenn ich ihm erzählen kann, dass sie bei ihnen sind. er wird sicher wieder einen cognac darauf trinken. vielleicht warte ich besser noch etwas mit der nachricht. wenn er sich freut, trinkt er gern einen cognac, wissen sie? er freut sich nicht allzu oft, das ist beruhigend und doch ist dieser satz beunruhigend, finden sie nicht. der ist ganz zittrig und wissen sie warum? er möchte weglaufen, damit ich ihn nicht aufschreibe. nun ist es doch geschehen. ich wünsche meinem buchhändler das beste leben, das müssen sie mir glauben. aber die tranströmerbücher hätte ich auch gern. ein dilemma, wie so oft im leben.

seitdem die waldameisen worte verschlingen, gehe ich kaum noch in den wald. erst kürzlich begab ich mich auf einen spaziergang. wissen sie, was da geschehen ist? sie haben mir drei gedichte ruiniert, die waldameisen, ehrlich, ich muss es so sagen, genau so. in aller brutalität, aber das ist die wahrheit. sie haben drei gedichte vor meinen augen schmatzend aufgefressen, eines nach dem anderen. nun ja, ich nehme es den waldameisen nicht übel, wenn sie hungrig sind, wollen sie essen, das muss man eben auch verstehen. sollen sie meine gedichte fressen, - schreib ich halt ein paar neue. aber in den wald gehe ich nicht mehr häufig, obwohl ich doch so gern im wald spazieren gehe. aber es für mich inzwischen einfach zu gefährlich geworden dort. sicher verstehen sie das.

beste grüße aus dem mittelweg,
nina


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Beitrag19.10.2011 21:55

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Hallo und willkommen Krawattennagel! smile

Ich möchte Nina zustimmen, was die letzten drei Verse angeht. Auch ich finde sie besonders stark und berührend.
Neben dem, was auch schon zu "außer die Nacht" angemerkt wurde, meine ich, das hier ein "s" zu viel ist, weil das "das" doch ein Relativpronomen ist:
Zitat:
wortlos in das licht fällt
dass dem dichter genügt

Dies
Zitat:
die worte
ratlos
weil viel zu einfach
ins tal rutschen

funktioniert so, meine ich. Ich habe mal umgestellt, um zu zeigen, wie ich den Zusammenhang verstehe: Die Worte rutschen ratlos ins Tal. Und der Kausalsatz ist einfach eingeschoben.

Insgesamt: Gefällt mir gut.

Liebe Grüße
Bananenfischin


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Beitrag19.10.2011 23:25

von firstoffertio
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Stimmt das "er" hier?

"wenn er einer mit dem satz beginnt"

Ich weiss nicht, worum es in deinem Gedicht wirklich geht. Ich habe auch eine Sammlung von Transtroemer bestellt, und es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich sie bekomme.

Ich frage mich aber, ob dein Text mit Transstroemer's Krankengeschichte zu tun hat?

Falls jemand eine deutsche Fassung seines Textes November in der ehemaligen DDR hat, würde ich mich freuen, wenn man ihn mir per PM zusenden könnte. In unserer Lesegruppe sprachen wir darüber (in englischer Fassung), und wir sind nicht auf die Entschluesselung der beiden letzten Strophen gekommen.
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Krawattennagel
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Beitrag20.10.2011 10:41

von Krawattennagel
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Du hast vollkommen Recht, das ist ja dumm, dass ER muss da weg, aber ich komm nicht mehr hin...


Ist das ein Gedicht November?
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Krawattennagel
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Beiträge: 14



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Beitrag20.10.2011 10:50

von Krawattennagel
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Vielen Dank Bananenfischin..der alte Salinger ist tot...was tust Du jetzt?
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Bananenfischin
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Beitrag20.10.2011 11:08

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Krawattennagel hat Folgendes geschrieben:
Vielen Dank Bananenfischin..der alte Salinger ist tot...was tust Du jetzt?


Ich mach's wie "Sybil": Ich kaue Kerzen und trotze den Fakten. smile


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Krawattennagel
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Beitrag20.10.2011 12:28

von Krawattennagel
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Ich hab das Gedicht von ihm!!! Ich schick es Dir
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