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Peter Müller
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 60
Beiträge: 10
Wohnort: Wolfsburg


P
Beitrag17.09.2011 01:39
Vorstellung
von Peter Müller
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Hallo Ihr lieben Literaten. Ein wenig habe ich ja schon in meinem Profil über mich geschrieben. Und hier ist das, was ich gerade mit viel Hirnschmalz zu Papier bringe. Es ist noch nicht fertig, aber der "Rote Faden" ist vorhanden, und es interssiert mich brennend, ob und wie mein Roman "Die Rif Connection", eine Kriminalkomödie, ankommt.... zum Warmwerden erstmal der Prolog

Prolog
Nur soviel vorweg: Ich war ein Zocker, und ich stecke bis zum Hals in der Scheiße. Spielschulden. 2800 Mark. Das war Mitte der Achziger viel Geld für einen arbeitslosen Jugo, und mir blieben noch genau 12 Tage, um die Kohle abzuliefern, die ich gut verwahrt bei mir trug. Sie haben richtig verstanden, es ging nicht darum, das Geld zusamen zu kratzen, es ging darum, es pünktlich abzuliefern. Schaffte ich das nicht, dann war ich meines Lebens nicht mehr sicher und wurde von einem Verrückten und seinen Helfershelfern in halb Europa gesucht. Dummerweise in der Hälfte Europas, die mir gefiel. Was jenseits des Eisernen Vorhangs lag, war nicht mein Ding.
Ich saß fest und der Frust saß tief. So tief, dass ich in den letzten Tagen sogar schon über ein Leben in Afrika nachgedacht hatte.
Zu allem Verdruss lag nun auch noch dieser bewusstlose Hippie vor mir auf dem Boden. Er brachte mich völlig durcheinander. Ich sollte ihn auch so schnell nicht wieder loswerden, und das lag in erster Line nicht an den Umständen, sondern an mir, besser gesagt in mir! Eigentlich fand ich Typen wie ihn so interessant wie eine Fliege die saubere Kloschüssel. Mit anderen Worten, Hippies, oder sagen wir besser, Späthippies, denn wir schrieben den April 1986 und nicht den Sommer ´68, waren das letzte, was mich interessierte. Und wenn mir so einer zu nahe kam, sorgte ich dafür, dass er künftig einen großen Bogen um mich machte. Dieser hier war mir sehr nahe gekommen, auch und vor allem innerlich, und ich konnte nichts dagegen machen! Aber dazu komme ich gleich. Zunächst noch ein paar Fakten über mich:
Ich war Rocker, stand auf Biken, Rocken und Zocken. Und auf  Falko. Daher nannten Freunde mich Falko oder Igor, der Falke. Mein Äußeres trug einiges dazu bei, dass ich diesen Spitznamen hatte: rabenschwarzes, dichtes Haar, das über der Stirn nach vorne abstand, dazu schwarze eng stehende Augen und eine schmale Hakennase. Das alles gab mir etwas falkenhaftes. Und meine 1,80 mit der Statur eines Ringers sorgten dafür, dass ich respektvoll Falko oder Igor, der Falke genannt wurde.
Der Hippie da unten war eine ganz andere Nummer. Seine Oberschenkel glichen meinen Bizeps, und von seinen Oberarmen rede ich gar nicht erst. So weit ich das beurteilen konnte, reichte er mir bis zum Kinn. Nicht auf gleicher Augenhöhe mit mir, weder körperlich noch sonst wie. Im Gesicht trug er etwas, das in einer Woche vielleicht einmal ein Dreitagebart werden könnte. Und eine verbogene Brille mit runden Gläsern. An der rechten Wange klebte eine blutige Haarsträhne. Ein Treffer hatte genügt, um ihn nieder zu strecken. Es sah so aus, als ob er sich nicht einmal gewehrt hatte. Dann hätte er nämlich richtig Prügel bezogen. So wie ich.
"Kein  ehrenhafter Kampf,  Kumpel,"  murmelte ich vor mich hin und beugte mich über ihn, "ich hab ganz anders ausgesehen, und die Arschlöcher da draußen tragen immer noch meine Autogramme im Gesicht!"
Seine Striemchen und Fleckchen würden schnell verblassen, und zwei, spätestens drei Tage später dachte man, er wäre gestolpert und ungeschickt auf die Schnauze gefallen.
"Du bist sicher auch einer, der blöd hinfällt," flüsterte ich ihm zu, "schätze, ich muss dir beibringen, wie man hier überlebt,... und überhaupt, wie man lebt."
Ruckartig fuhr mein Kopf hoch.  ch starrte erstaunt an die Wand. Warum quatschte ich überhaupt mit ihm? Und vor allem, was quatschte ich da? Verwundert stellte ich fest, dass eine Gefühlsregung in mir aufgekommen war, von der ich gar nicht wusste, dass ich zu ihr fähig war, jedenfalls nicht Hippiegesocks gegenüber.
'Igor, jetzt werd´ mal nicht sentimental!' rief ich mich zur langweiligen Tagesordnung zurück. Aber das Gefühl und die Tatsache, dass ich hier und jetzt so fühlte, brachten mich automatisch ins Grübeln. Wie nannte man dieses Empfinden? Am ehesten Liebe und zärtliches Mitgefühl. Einem Weichei gegenüber! Warum, Igor?
Ohne es zu wollen spürte ich dieser Empfindung nach, und das ärgerte mich. Ich musste zugeben, dass sie aus der Tiefe meiner Seele kam, und das ärgerte mich noch mehr! Da waren bildhafte Gedanken an den Klang einer seit Urzeiten nicht  gespielten Saite, verrostet und verstimmt, vergessen und doch bekannt, und dieses ohnmächtige Weichei, ein Deutscher, mehr  wusste ich  nicht über  ihn,  brachte  sie in  mir zum
klingen.
Wütend sprang ich auf. Jetzt war ich ohne mein Dazutun auch noch lyrisch geworden! Wer war hier eigentlich ohnmächtig? Er oder ich? Ich lief im Kreis, die Fäuste geballt und den Kopf gesenkt, als wollte ich damit durch die Wand. Ich kannte diesen Kerl noch nicht einmal, und ich hasste ihn schon! Ich wollte ihn auch nicht kennenlernen, und woher dieser Hass kam, wollte ich gar nicht wissen!
Ich wünschte ihm wirklich den Tod, und die Frage war nur, ob ich den Job erledigen musste, oder ob die Natur das übernehmen würde? Hirnblutung und tschüss!
Noch während ich dies dachte, machte ich mich lächelnd und kopfschüttelnd zugleich an die Arbeit. Mein schmutziges T-Shirt war das sauberste Stück Stoff, das ich zur Hand hatte. Ich zog das Hemd aus, tauchte es in den Wassereimer und tupfte damit vorsichtig das Blut von seinem Gesicht.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich gerade im Knast saß. Vermutlich in Al Hoceima, vielleicht auch irgendwo anders in Nordmarokko, genau wusste ich das zu diesem Zeitpunkt nicht. Heute war mein fünfter Tag hinter Gittern und gleichzeitig das Ende meiner Einzelhaft.
Nun aber der Reihe nach...

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Papagena
rara avis


Beiträge: 697
Wohnort: zwischen Kisten und Kartons
Ei 8


Beitrag17.09.2011 08:29

von Papagena
Antworten mit Zitat

Hallo Peter!

Also, ich mach dann mal den Anfang. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht krumm, wenn du keinen Welpenschutz genießen kannst wink

Ich habe ein Problem mit (inhaltlichen) Wiederholungen, da komme ich mir als Leser immer für dumm verkauft vor.
Z.B. das Abliefern der Kohle („Sie haben richtig verstanden, ....“) und dann erwähnst du die Fliege und die saubere Kloschlüssel, um dann noch mal zu sagen, dass der Typ den Ich-Erzähler nicht interessierte.
Oder die Beschreibung des Aussehens:
Zitat:
Ich war Rocker, stand auf Biken, Rocken und Zocken. Und auf Falko. Daher nannten Freunde mich Falko oder Igor, der Falke. Mein Äußeres trug einiges dazu bei, dass ich diesen Spitznamen hatte: rabenschwarzes, dichtes Haar, das über der Stirn nach vorne abstand, dazu schwarze eng stehende Augen und eine schmale Hakennase. Das alles gab mir etwas falkenhaftes. Und meine 1,80 mit der Statur eines Ringers sorgten dafür, dass ich respektvoll Falko oder Igor, der Falke genannt wurde.

Du erwähnst die Spitznamen zweimal. Du erklärst außerdem, warum eine schmale Hakennase etwas Falkenartiges an sich hat. Ehrlich? Vertraust du nicht darauf, dass der Leser die Folgerung selber zu ziehen in der Lage ist? Beschreibungen sind sowieso immer so ein Ding und die 1,80 sind ein Overkill, meiner Meinung nach. Sollte dein Protagonist ein Dummschwätzer sein, dann hast du die Dialoge, um das zu zeigen, aber bitte, bitte nutze nicht den Fließtext hierfür wink
Ach ja, mir ist noch etwas aufgefallen:
Zitat:
Zu allem Verdruss lag nun auch noch dieser bewusstlose Hippie vor mir auf dem Boden.

Ich kann mich irren, aber irgendwie macht er nicht auf mich den Eindruck, als würde er ein Wort wie Verdruss benutzen. Verdruss klingt für mich eher nach einer Hausfrau, die vor ihrem misslungenen Kuchen in der Küche sitzt und seufzt.
Offensichtlich ist dein Prota ziemlich durch den Wind. Er  hat scheinbar eine aufregende Zeit hinter sich und irgendwie regt sich in ihm was, wenn er an den Hippie denkt. Was er sich selber nicht erklären kann und wogegen er sich wehrt und dann behauptet er, dass er ihn hasst. Schön und gut. Zu der Verfassung des Protas passt eine wirre Beschreibung der Lage, in der er sich befindet (und es liest sich sehr wirr für mich), aber als Romananfang eignet sich das nur bedingt, vor allem, wenn es so lang ist. Die Geduld des Lesers hier zu testen, halte ich für ein Wagnis wink
Die Idee, Infos nach und nach einfließen zu lassen, lässt sich hierdurch natürlich gut bewerkstelligen, was gut ist. Eine Beschreibung des Aussehens des Protas ist aber wirklich unnötig und wäre dann auch das Erste, was meinem Rotstift zum Opfer fallen würde. Dass er ein Zocker ist, der auf Rock steht, reicht schon an dieser Stelle. Noch nicht mal einen Spitznamen braucht es. Geschweige denn zwei.
Mein Fazit: kürzen und überhaupt mal an den Leser denken. Was sollte der hier schon wissen? Was deute ich an, um Spannung zu erzeugen?
Mein Fall ist das Ganze sowieso nicht, deswegen kann es sein, dass mein Geschmack diese Kritik mehr beeinflusst hat, als ich geplant hatte. Aber vielleicht findest du ja was Nützliches in meinen Zeilen.
Nichts für ungut.

Und dann an dieser Stelle auch noch: Willkommen im DSFo! smile

Gruß
Papagena


_________________
"Die Technik allein macht's nicht."
-Johnny Castle in Dirty Dancing-
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Stephan_
Schneckenpost
S


Beiträge: 7



S
Beitrag17.09.2011 09:14

von Stephan_
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Hallo Peter,

Zitat:
Ich war Rocker, stand auf Biken, Rocken und Zocken. Und auf Falko. Daher nannten Freunde mich Falko oder Igor, der Falke. Mein Äußeres trug einiges dazu bei, dass ich diesen Spitznamen hatte: rabenschwarzes, dichtes Haar, das über der Stirn nach vorne abstand, dazu schwarze eng stehende Augen und eine schmale Hakennase. Das alles gab mir etwas falkenhaftes. Und meine 1,80 mit der Statur eines Ringers sorgten dafür, dass ich respektvoll Falko oder Igor, der Falke genannt wurde.


Darüber bin ich auch direkt gestolpert, wegen des doppelt erwähnten Namens zum einen und, da ich solche zusammenhängenden Beschreibungen des Äußeren einer Person im Allgemeinen nicht mag. Wenn dies der Prolog eines Romans ist, dann bleibt dir doch genügend Zeit den Charakter im weiteren Verlauf des Romans genauer vorzustellen (ich gehe davon aus, dass der Biker dein Protagonist ist), statt dies hier auf fünf Zeilen gequetscht zu tun.

Allgemein muss ich sagen, dass ich bei dieser Leseprobe den Roman nicht lesen würde, ganz einfach aus dem Grund, da mir der Prolog zu "schwafelig" ist. Hier wird wenig Handlung auf (zu [subjektiv]) großem Raum ausgebreitet. Mir wird auch nicht ganz klar in welche Richtung das ganze gehen könnte, da du dem Leser im Prolog zu wenig Informationen mit gibst. Man weiß, Falko hat Schulden und trägt das Geld, das er zurückzahlen muss mit sich herum. Man weiß außerdem, dass Falko mit einem bewusstlosen "Hippie" am Boden liegt, mit dem er sich offenbar zuvor geschlagen hat. Aber wie hängt das zusammen? Wovon wird die Geschichte handeln? Wird es ein Roadtrip auf der Flucht vor seinen Gläubigern? Im Grunde genommen stelle ich mir nichts einfacher vor als jemandem Geld zurückzugeben, wenn man es bereits hat. Es ist ja richtig dem Leser nicht alle Informationen mit einem Mal zu geben, aber man sollte ihn auch nicht am langen Arm verhungern lassen. Es sollte dem Leser zumindest ungefähr klar sein, was er erwarten kann, das ist wichtig, denn sonst kann der Leser sich nicht auf das Buch einstellen und verliert die Lust am Lesen. Nicht umsonst passiert im Krimi immer in der 1. Szene das Verbrechen.

Aber natürlich ist das alles nur meine subjektive Meinung. Wenn ich von "dem Leser" spreche, meine ich in erster Linie mich selbst und meine Erfahrungen und Vorstellungen davon, wie andere Leser darauf reagieren könnten.

Gruß
Stephan
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Hitchhiker
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Wohnort: Münster


Beitrag17.09.2011 14:13

von Hitchhiker
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Hallo Peter,

als ich deinen Text gelesen habe, musste ich mich vergewissern, ob ich mich bei der Überschrift nicht verlesen hatte. Prolog? Ein Prolog ist ein Vorwort der eigentlichen Geschichte und dient der Spannungserzeugung, sowie dem Ziel, den Leser so neugierig zu machen, dass er dann auch wirklich weiter liest. Was ich schon fast als Todsünde bezeichnen würde, sind ellenlange Beschreibungen (der Personen) in eben so einem Prolog.

Zitat:
Nur soviel vorweg: Ich war ein Zocker, und ich stecke bis zum Hals in der Scheiße. Spielschulden. 2800 Mark.


Punkt. Das reicht fürs Erste vollkommen aus. Der komplette Absatz nach „Zunächst noch ein paar Fakten über mich“ kann gestrichen werde, wovon soll der Leser denn sonst das ganze Buch über leben, wenn du alles schon haargenau im Prolog erzählst? Außerdem bleibst du deinen Prinzipien nicht treu, wenn du erst schreibst:

Zitat:
Nur soviel vorweg:


und dann ein paar Sätze später dem Leser doch die ganze Lebensgeschichte des Rockers vorkaust. Das selbe gilt für den Hippie: weniger ist hier definitiv mehr. Auch hier würde ich mich auf ein paar starke Bilder beschränken, wie:

Zitat:
An der rechten Wange klebte eine blutige Haarsträhne


Aber abgesehen von den Beschreibungen des Aussehens, musst du (gerade im Dialog) aufpassen, dass der Protagonist nicht zu viel labert. Gerade die letzten Absätze können da ein wenig gestrafft werden.

Noch mal ein anderes Thema, bei dem ich mich Stephan anschließen möchte: Ein Prolog soll dem Leser zwar nicht zu viel verraten (es soll ja spannend sein), es sollte aber schon ein zentraler Konflikt zu erkennen sein. Du musst dem Leser ungefähr sagen, worauf er sich da einlässt. Du hast jetzt zwar in deiner Beschreibung erwähnt, dass es sich hier um eine Kriminalkomödie handelt, ebenso gut kann jetzt aber auch ein Raumschiff durch die Wolken brechen, den Hippie entführen, worauf sich der Rocker dann, innerlich zerrissen (einerseits Mitgefühl, andererseits Hass) auf den Weg macht, um den Hippie zu retten. Weißt du, was ich meine? Es ist nie gut, den Leser komplett im Dunkeln zu lassen und ihm zu wenig zu verraten.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Der Prolog hat Potential, nutze es!
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Peter Müller
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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Alter: 60
Beiträge: 10
Wohnort: Wolfsburg


P
Beitrag19.09.2011 20:12
Do it again, Sam, Vorstellung 2. Versuch
von Peter Müller
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Liebe  Mitliteraten,

vielen Dank für alle Kritik und guten Hinweise. Der Prolog war unterm Strich sch... Das Gefühl hatte ich jedenfalls in den letzten Wochen immer mal wieder, hab ihn rausgeschmissen, modifiziert, wieder reingenommen usw.
Jetzt mal gleich los mit Kapitel 1, wenn ich euch das zumuten darf.

Liebe Grüße
Peter

1
Ich lebte vom Zocken, von gelegentlicher Schwarzarbeit als Fleischer und von der Stütze. Und ich lebte nicht schlecht. Bis zum 6. März 1986 jedenfalls, jenem unglückseligen Tag, an dem ich zum ersten mal in meiner zehnjährigen Karriere so richtig verzockt hatte. Über 2000 Mark. Das war damals viel Geld für einen arbeitslosen Jugo. Aber scheiß auf das Geld. Das kam und ging und war nicht das Problem. Das Problem war, dass ich meinen Meister ausgerechnet in dieser serbischen Schabe Ljubiša Petrović gefunden hatte, einem  Schädling, der schon an guten Tagen ungenießbar war.
Über ihn waren die unmöglichsten Geschichten im Umlauf, und wenn auch nur die Hälfte davon halbwegs stimmte... Jugoslawische Kumpel, die nach der Nachtschicht wegen der Nachbarskinder keine Ruhe fanden, ermahnten die Brut der anderen Jugofamilien  mit Worten  wie "Wenn ihr  nicht  sofort still  seid,  holt  euch der Ljubiša!"  Das  zog.  Die  Vier- und  Fünfjährigen  liefen heulend rein zur Mama!
Petrović war Dortmunds unbestrittener und gefürchteter Jugokönig. Ein schmächtiger Kerl von Einsfünfundsechzig, der stets einen schwarzem Anzug mit Weste, eine schmale schwarze Krawatten und ein blütenweißes Hemd trug. Sein blauschwarzes Haar war streng nach hinten zusammen gebunden. Ohne diesen Schopf wäre er als Bestatter durchgegangen, und man munkelte, dass er gelegentlich auch anonyme Beisetzungen vornahm. Wer es konnte, mied ihn, und wer mit ihm zu tun hatte, schwieg wie ein Grab. Die Dortmunder Polizei war machtlos.
Was dem König an  Körpergröße fehlte, kompensierte  er durch seine Truppe: Ehemalige Bullen, Söldner und ähnliches Pack, das für ihn die Drecksarbeit machte.  Sie "beschützten" die jugoslawischen Restaurants im Großraum Dortmund vor Brandstiftung, Vandalismus, Erpressungen und Schutzgeldforderungen eines anderen als Ljubiša Petrović selbst. Die Mannschaft für´s Grobe, unscheinbare, aber harte Burschen,  die  nie  in  der  unmittelbaren  Nähe des Königs auftauchten.
Im zwielichtigen Glanz Ihrer Majestät standen die drei Kleiderschränke mit der Glatze, Marke Zweimaleinmeter, kahl geschoren und in schwarze Anzüge eingenäht. Ljubsišas Elite und die einzigen Serben im Team. Sie hielten den Kontakt zur Truppe und übernahmen sehr öffentlichkeitswirksam Hol- und Bringedienst der besonderen Art. Was sie genau taten, wollte niemand wissen. Zu ihrer Arbeit nur so viel: Wenn sie irgendwo vorfuhren, bekreuzigten sich unsere Großmütterchen.
Sie fragen sich  jetzt sicher, warum  ich so blöd war,  mich
ausgerechnet auf  ein Spielchen  mit  dem König einzulassen. Ganz einfach: Weil ich keine andere Wahl hatte!

*

Der   Abend  jenes  6. März war gut angelaufen. Ich saß in einer Balkangaststätte in der Nähe der Kronenburg und spielte Siebzehnundvier. Das war mein Spiel, seit ich in Deutschland lebte. Wir waren ein bunt gemischter Haufen. Zwei Deutsche und ein paar Jugos: ein Mazedonier, zwei Slowenen, ein Kroate und ich, ein bosnischer Kroate. Es lief gut für mich, und ich hatte Hunger nach mehr. Auf einmal stand der blaublütige Schädling in Begleitung seiner Glatzen am Tisch.
"Играм са!"1 (1 Serbisch: "Ich spiele mit!") rief  er  mit  seiner  heiseren  Stimme in  die Runde. Die beiden Slowenen schauten sich kurz an und räumten wortlos das Feld. Die Runde war voll, und es sah wie eine Huldigung aus, so als wollten sie dem König ihre Plätze anbieten. Dabei griffen die zwei nur schlau wie sie waren die Gelegenheit beim Schopf, sich zu verdrücken, ohne den König zu verärgern. Hätten wir nur zu dritt oder viert gespielt, wäre ihnen nicht anderes übrig geblieben als brav sitzen zu bleiben. So wie der Mazedonier und der Kroate, die nicht schnell genug waren. Ich konnte mich sowieso nicht unauffällig aus der Affaire ziehen, weil ich gerade das Buch hatte. 'So´n Scheiß!' dachte ich nur.
Inzwischen wandte Ljubsiša sich an die erstaunten Deutschen:
"Dies ist jugoslawischer Boden, und ich spiele jetzt mit. Wenn ihr damit ein Problem habt, dann verzieht euch!"
Die beiden Deutschen, vierschrötige, muskelbepackte Malocher
kannten unseren König nicht, sonst hätten sie sein Angebot dankend angenommen. Sie beobachteten den Serben neugierig, wie er da vor dem Tisch stand und warfen sich belustigte und skeptische Blicke zu. Die hatten wirklich keine blassen Schimmer. Ljubsiša nahm mit königlicher Eleganz mir gegenüber Platz, und einer der Schränke schob ihm hochachtungsvoll den Stuhl zurecht. Das Gehabe des Königs und seines Gefolges war respekteinflößend, und den Deutschen verging das Grinsen. Sie rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her und schauten mich verstohlen an. Ich gab mich unbekümmert und miemte den Talkmaster:
"Darf ich vorstellen ..."
"Умукни и јагма!"2  (2 Serbisch: "Halt die Klappe und misch!" unterbrach er mich böse. Er wusste also, dass ich aus Jugoslawien kam, und ich fragte mich, wie das möglich war. Ob er Jugos witterte? Ich hätte genauso gut als Italiener durchgehen können: Schwarzes Haar, schwarze Augen, ein mediterraner Typ halt. Na gut, ich überragte  jeden bekannten Italiener um eine Kopflänge.
Ljubsiša  streifte  die  Deutschen mit  einem  verächtlichen Blick.
"Fangen wir an!"
Die serbische Schabe hatte eine besondere Meise. Er redete, obwohl er alle jugoslawischen Sprachen und Dialekte beherrschte, nur Serbisch. Und er erwartete, dass jeder Jugo ihm auf Serbisch antwortete. Selbst eine Ansprache auf Kroatisch empfand die Landplage als Affront. Von der Schrift einmal abgesehen sind beide Sprachen sich nahezu identisch, aber eben nur nahezu und damit für die Schabe inakzeptabel.
Ich lebte seit 1976 in Dortmund, und ich hatte mich von Anfang gehütet, der Schabe über den Weg zu laufen. Ich hatte  die üblichen Cliquen und Orte der Jugos gemieden, und von drei bosnischen Kroaten einmal abgesehen, die sich im  genauso verhielten wie ich, hatte ich einen kleinen, rein deutschen Freundeskreis. Da besuchte ich alle Jubeljahre einmal ein jugoslawisches Restaurant, und mit dem schönen, anonymen Leben war es aus und vorbei! Die Schergen des Serben würden in Kürze alles über mich wissen: Wer ich war, woher ich kam, wer zu meiner Familie gehörte... Wäre ich doch meinen Prinzipien treu geblieben und hätte diesen Laden nicht betreten!
Ljubsiša unterbrach meine Gedanken:
"Како се зовеш?"3 (3 Serbisch: "Wie heißt du?")
"Das  tut  nichts zur Sache.  Wenn du  einen Namen brauchst, dann nenn mich Walter." So leicht wollte ich es seinen Leute nun auch nicht machen.
Das Gesicht der  Schabe zog sich  zusammen,  als hätte er in eine Zitrone gebissen. Angewidert wandte er sich an einem der Schränke hinter ihm. Der neigte sein Ohr. Sie flüsterten. Die Schabe nickte kurz zu mir rüber, dann flüsterten sie weiter. Ich wollte gar nicht wissen, was die da ausheckten. Ich wusste nur eins: Wenn ich in dieser Nacht unbehelligt nach Hause kam, würde ich meine Sachen packen.
Den Malochern wurde es zu bunt. Einer meinte:
"Was soll der Scheiß? Dreht euren Film doch alleine!" Sie standen auf,   nahmen ihre Jacken und zogen ab. Der König strafte sie mit Ignoranz.  
"Дакле, сада смо међу собом. на крају хватање на микс, 'Валтер'!"4 (4 Serbisch: "So, jetzt sind wir unter uns. Fang endlich an zu mischen, 'Walter'!") Er spie den 'Walter' regelrecht aus.
Ich gab mein Bestes, und dieser Zock ging als denkwürdig in die Geschichte ein:
Es war 22 Uhr. Die anderen Jugos hatten eine Stunde zuvor ihr Geld am Tisch gelassen und das Weite gesucht. Weil kein anderer einstieg, spielten wir zu zweit. Es hätte eine gemütliche und unauffällige Runde werden können, wenn die königlichen Möbelstücke nicht wie eine Garde hinter Ihrer Dekadenz gestanden und so für reichlich Aufsehen gesorgt hätten. Es war ein Bild für die Götter: Um den Tisch herum eine wachsende Zahl von Kibitzen, und zwar überwiegend Deutsche, die sich vom König der Jugos nichts sagen ließen, auf meinen Schoß eine heiße Tussi, die mir regelmäßig am Ohrläppchen züngelte und vor mir nicht nur meine 500, sondern auch gut 2100 serbische Mark. Der König hatte mächtig Federn gelassen. Er war recht schweigsam geworden. Und verstimmt. Es ging ihm längst nicht mehr um´s Geld, sondern um seine Ehre. Keine Ahnung, was ihn mehr nervte: die Schaulustigen und die Tatsache, dass er denen nichts befehlen konnte oder die Tussi. So eine konnte er sich nur kaufen, freiwillig kam die nie auf seinen Schoß.
Angepisst war er von Anfang an gewesen, weil ich mit ihm nur Deutsch sprach. Mittlerweile war er aber richtig wütend geworden. Er beugte sich in seiner ganzen Häßlichkeit über  die Tischplatte und zischte mich an:
"Неприхватљиво је да нема такав момак ради као што си ти горе обријао. ћу паузу две утакмице 'све или ништа'пре".5 (5 Serbisch: "Es kann doch nicht angehen, dass so ein dahergelaufener Kerl wie du mich rasiert. Ich schlage dir zwei Spiele 'Alles oder nichts' vor.")
Die paar Jugos in der Menge flüsterten den Deutschen die Übersetzung zu. Die breitete sich wie ein Lauffeuer aus, sorgte für jede Menge Gesprächsstoff und zog noch mehr Kibitze an.
'Ich schröpfe den Schabe! Ich kastrier die Kakerlake! Der Bestatter kann sich einsargen lassen!' jubilerte ich im Stillen. Ich war wie besoffen, obwohl ich den ganzen Abend nur Cola getrunken hatte
"Geht klar, Ljubiša. Einmal ich das Buch, einmal du."
Ljubiša  nickte  selbstgefällig.  
Ich mischte. Das Fluppen der Karten war das einzige Geräusch im Raum. Ich hielt ihm den Stapel hin. Er winkte generös ab. Ich zog eine Dame als Deckblatt, dann teilte ich aus. Eine Karte für ihn, eine für mich, die zweite für ihn. Ich schaute ihn fragend an. Er hob seine Karten an, zeigte sie seiner Garde. Dann legte er sie wieder ab und lehnte sich zurück. Er überlegte. Einer der Schränke flüsterte auf ihn ein. Ljubiša schüttelte den Kopf und lockte mit dem Zeigefinger. Der Schrank unterdrückte einen Schrei, schlug die Hände vor´s Gesicht und drehte sich weg, hin zu den anderen Kahlköpfen. Die stürmten fassungslos an den Tisch und schauten mir wie gebannt auf die Finger. Was für ein Theater! Was hatte der Kerl auf der Hand? Die Atmosphäre war zum Knistern gespannt. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Kehle war wie zugeschnürt und staubtrocken, mein Hemd schweißnass. Ich hielt die Tussi mit der Linken, mit der Rechten, die merklich zitterte, deckte ich die dritte Karte auf und schnippste sie dem Schädling zu. Ein Bube.
'Das war´s dann wohl für ihn,' dachte ich und tat einen Seufzer der Erleichterung. 'Der hat jetzt bestimmt nicht mehr als 15 oder 16 Augen auf der Hand. Er wird passen, damit er nicht über die Wupper geht!' Die Tussi bekam einen Kuss.
"То је то добро, 'Валтер'."6 (6 Serbisch: "Das war´s dann wohl, 'Walter'.") krächste Ljubiša trocken und deckte ein Ass und eine Acht auf. 21!
Aus betretenem Schweigen rund um den Tisch wurde ein Raunen, und Sekunden später herrschte ein heiloses Tohuwabohu: Das Volk schrie Kreuz und quer durch das Lokal. Die Glatzen lagen sich lachend und jubelnd in den Armen und beglückwünschten ihren Boss. Irgendwelche blöden Deutschen zollten dem siegreichen Unbekannten für seinen dreisten Zock ihren Respekt.
Wie vor den Kopf geschlagen saß ich da. Wie konnte man so bescheuert sein und bei 19 noch eine Karte verlangen? Und das beim ersten Spiel? Hatte er einen Röntgenblick? Die Tussi gab mir einen tröstenden Kuss und drückte mich zärtlich.  
Milde lächelnd blickte der König auf den ausgeflippten Mob. Er hatte seine Ehre wiedererlangt. Mit einem leichten Kopfnicken gab er dem Volk zu verstehen, dass er dessen verspätete Huldigung annahm und ihm nichts nachtrug. Er sonnte sich eine Weile in seinem Triumph, dann zeigte er auf mich. Automatisch kehrte Ruhe ein. Es folgte eine kurze Ansprache an das Volk:
"So sieht ein Verlierer aus." Das Volk nickte betreten, einige murmelten Sätze wie "Da hat er wohl recht." und "Armer Kerl!"
Ich hatte mich inzwischen gefasst. 'Scheiß Schabe!' dachte ich und schob der königlichen Kakerlake die Kohle über den Tisch.
Ljubsiša hob gebietend die Hand. Mit Rücksicht auf seine neuen Untergebenen überging er sogar seine Meise und zischte mit dem Charme einer Schlange auf Deutsch:
"Stop, 'Walter'! Lass es in der Mitte liegen. Darum spielen wir doch jetzt, nicht wahr? Ich hoffe, du bist noch flüssig. Sonst leih ich dir das Geld." Er grinste hämisch.
"Hör auf, Mann!" rief einer aus der Menge.
"Nein!" schnarrte die Schabe gereizt. "Dieser Mann wollte zwei Spiele spielen, also spielt er auch zwei Spiele!" Er schaute mich bohrend an.
"Nicht wahr, 'Walter'?"
Wie ich diese wässrigen Augen hasste!
Die Tussi kuschelte sich an mich und wisperte mir ins Ohr:
"Das musste du doch nicht tun, oder?"
"Doch, ich muss", flüsterte ich zurück, "er ist so was wie unser König hier in Deutschland. Wenn ich mein Wort nicht halte, dann ist das in seinen Augen ein Vertragsbruch. Schau dir die Typen hinter ihm an! Weist du, was mit mir passiert, wenn ich jetzt aussteige?"
Sie nickte und drückte mich einmal fest an sich. Dann stand sie auf.
"Ich geh mal zur Toilette."
Sie kam nicht wieder. Ich redete mir ein, dass sie keine Lust hatte, auch über den Tisch geschoben zu werden.  Ljubiša steckte die Finger ineinander, presste die Handflächen nach außen und ließ die Gelenke knacken.
"Was ist nun, 'Walter'? Hast du genug Geld dabei?"
Ich schüttelte den Kopf. Es gab in dem Lokal niemanden, der mir mal eben 2600 Mark zustecken würde. Das wusste ich, und Ljubiša wusste das auch.
"Ich gebe dir Kredit...", krähte er und grinste.
"... falls nötig." Er sah mich prüfend an.   
"Du kennst die Regeln?"
Ich nickte. Natürlich kannte ich seine Regeln:
Regel Nr.1
Du zahlst fünf Prozent Zinsen und hast ganze drei Tage Zeit,
um reinen Tisch zu machen.
Wenn du das nicht leisten kannst, gilt für dich
Regel Nr.2
Du stotterst  das  Geld  ab , was  du dir  erst recht  nicht leisten kannst; denn einer Arithmetik zufolge, wie sie nur einem Schabenschädel entspringen kann, zahlst du die 5 Prozent der Gesamtsumme an jedem Zahltag obendrauf, Rate für Rate, Monat für Monat, bis zur vollständigen Tilgung.
Als Ratenzahler betrifft dich auch automatisch
Regel Nr.3
Du schiebst der Schabe das Geld regelmäßig und pünktlich in den Arsch.
Das Kleingedruckte
Bei Verstoß gegen Regel Nr.3 sucht dich der serbische Stoßtrupp. Der findet dich immer und bringt dich zum König. Besser, du bist gut bei Kasse, wenn du dein Date mit ihm hast. Dann tut es einfach nur weh, und du bist 'mit einem blauen Auge davon gekommen', wie es im Volksmund heißt. Versteif dich aber nicht darauf, denn es kann auch sein, dass du ohne Auge davon kommst!
Die letzte Klausel
Muss die kopfkranke Kakerlake bei dir auch nur einmal ihrem Geld hinterherlaufen, darfst du am nächsten Stichtag alles blechen. Zuzüglich der Zinsen, die die Schabe normalerweise noch Monat um Monat eingenommen hätte. Und für den Fall, dass du erneut säumig bist... Es gibt niemanden, der davon berichten kann.
Ich hatte nichts auf der hohen Kante. Regel Nr.2 also! Wenn ich verlor, kam mich dieser Zock sehr teuer zu stehen.
Ljubiša nahm den Stapel Karten und mischte. Dann hielt er ihn mir hin. Ich hob ab. Sicher ist sicher. Er teilte aus. Eine Sieben als Deckblatt, eine Karte für mich, eine für sich. Die zweite für mich. Totenstille im Saal. Ich linste vorsichtig unter mein Blatt, darauf bedacht, dass die Kibitze sie nicht einsehen konnten. Ein Ass und ein König. Die reinste Kakerlakenkacke! Ich hatte mich aber im Griff, und weder mein Gesicht noch meine Stimme verrieten, was ich von diesen Karten hielt.
"Passe!" sagte ich auf seinen fragenden Blick.
Die Kakerlake tastete mich Zentimeter um Zentimeter ab. Er schaute mir in die Augen, auf die Hände, auf die Karten, die vor mir lagen, blickte mir wieder in die Augen. Und dachte nach. Was gab es da zu überlegen? Er hatte doch erst eine Karte!
"Mach hin, ich will hier nicht übernachten!" maulte ich.
"Ich mache, wann ich es für richtig halte, 'Walter'. Und ich sage dir, du hast nur Dreck auf der Hand!"
Dann deckte er seine Karte auf. Eine Dame. Er zog. Eine Zehn. Sie zog weiter. Ein Bube. Ohne mit der Wimper zu zucken zischte er:
"Sechzehn zieht."
Mit diesen Worten stand die serbische Landplage auf, einfach so, ohne einen Blick auf mein Blatt zu werfen, und schritt, eine Glatze im Gefolge, zum Ausgang. Über die Schulter rief er mir zu:
"Die Formalitäten kannst du mit meinen Leuten klären, 'Walter'!"
Ein Deutscher wollte mir seelischen Beistand leisten.
"Was bist du denn für einer?" schrie er dem Serben hinterher. "Mach hier nicht so einen Kappes! Guck erstmal, ob du überhaupt gewonnen hast!"
Ljubiša drehte sich langsam um und blickte fragend zu den beiden Glatzen, die noch am Tisch standen. Eine von ihnen deutete auf einen kleinen dicken Mann in der zweiten Reihe. Ljubiša schaute sich den Schreihals sehr lange, sehr genau und sehr böse an. Schließlich führte er Zeige- und Mittelfinger zu seinen Augen und zeigte dann mit ausgestrecktem Arm auf ihn.
"Ich bin Ljubiša Petrović, und dies ist jugoslawischer Boden. Merk dir das und lass dich hier nie wieder blicken!"
Dann ging er. Die Kibitze bildeten sprachlos eine Gasse. Was für ein Abgang!
Ich war am Ende. Mit den Nerven, mit den Finanzen, mit allem und starrte wie doof auf meine beiden verdeckten Karten. Die Leute bestürmten mich mit Fragen. Was ich auf der Hand hätte und so. Ich deckte meinen Schrott auf und schüttelte  fassungslos den Kopf. Was für ein Abgang!
"Име?"7 (7 Serbisch: "Name?") fragte einer der Kahlköpfe und zückte Block und Stift, während der andere das Geld auf dem Tisch zählte.

*

Ich stand am Westfalendamm und keine Sau scherte sich um mich. Selten hatte ich mich so einsam gefühlt. In meiner Hand der Zettel, den der serbische Kleiderschrank mir gegeben hatte. Ich hatte mal eben 500 Mark in bar verzockt und 2153 Mark und 40 Pfennige auf Pump. Kurz und gut: Der laufende Monat war für mich schon nach sechs Tagen gelaufen. Auf kyrillisch las ich, was ich wann und wie zu zahlen hatte:

398,01 Mark monatlich bis einschl. Dezember 1986
verschlossener Briefumschlag
erste Rate: 15. März
Raten ab April: 1. Werktag des Monats
Treffpunkt: "Alina", 20.00 Uhr

Den Rest des Jahres konnte ich also auch knicken. Ich kannte schließlich die Regeln.

*

Die erste Rate hatte ich irgendwie zusammengekratzt und die Kohle bei "Alina", der Stammkneipe des Schabe abgeliefert. Vor der Tür traf ich auf einen mit einem Briefumschlag in Hand. Tach, Kollege!
Mit der Wahl dieser Kneipe hatte der Kleiderschrank nichts dem Zufall überlassen. Hier verkehrten nur die verkehrten Jugos, Ganoven und solche, die es werden wollten. Speichellecker und andere Widerlinge, die dem König treu ergeben waren. Und für Ljubiša und seine Glatzen war immer geöffnet, selbst am Ruhetag. Wenn der Erste des Monats also auf einen Montag fiel, dann dann galt "Regel Nr. 4: Montags klopft du an die Tür." Ein Jugo, der Ljubiša etwas schuldig war, wusste das natürlich. Ich hätte mich also nicht damit heraus reden können, dass der Laden am Stichtag geschlossen  war. Wie gesagt kannte ich die Regeln, aber das hielt mich nicht davon ab, die zweite Raten sausen zu lassen. Ich neigte dazu, Spielschulden zu vergessen, und Schabenschulden bildeten da keine Ausnahme.
So war ich ehrlich überrascht, als Ljubiša mich am 2. April zum Rapport bestellte. Es geschah auf die ihm eigene Weise: Die drei Kleiderschränke fingen mich ab, als ich abends das Haus verließ. Wortlos und diskret. Einer zeigte mit dem Kopf zur Limosine – ein weißer Pullmann, was auch sonst - einer öffnete die Autotür, einer schob mich rein. Nach hinten natürlich, und ehe ich mich versah, saß ich zwischen zwei Glatzen  eingeklemmt  wie eine Bulette im Brötchen.
Unter normalen Umständen konnte ich mir auf meine 1,80 und meine Ringerstatur etwas einbilden, denn wer mich kannte, legte sich nicht mit mir an. Die Serbenschergen kannten mich noch nicht, aber ich dachte nicht im Traum daran, sie aufzuklären.
Während der Fahrt zum  Hauptquartier der Schabe sprachen die drei kein Wort. Sie sprachen so gut wie nie, weil sie für´s Arbeiten und nicht für´s Reden bezahlt wurden.  
Das Büro, besser gesagt der Thronsaal der serbischen Landplage befand sich in Lütgendortmund, zehn Etagen über Normalnull in einem Penthouse. Raus aus dem Auto, rein in den Bau. Ehe ich mich versah, flog ich in den Fahrstuhl, der schon auf mich wartete. Rauf in´s Dachgeschoss. Oben angekommen ging es so schnell wieder raus wie rein. Schrank Nummer 1 ging voraus, Nummer 2 und 3 folgten mir. Die Schrankwand schob mich gnadenlos durch einen protzig dekorierten Korridor. Vorbei an Türen, die wie Spiegel glänzten, mit Knaufen aus blank poliertem Messing. Die Leuchter an der Wand verbreiteten ein dezentes, warmes Licht, Textiltapeten und ein dicker Teppichboden schluckten jeden Laut. 'Es gibt schlechtere  Orte zum  Abdanken!'  dachte  ich,  und 'Ob die Türen  wohl  verschlossen  sind?'  Ich drehte im Vorbeigehen spaßeshalber an einem der Türknaufe.  Postwendend  erhielt  ich einen  Tritt ins Kreuz
und fiel lang auf´s Maul.
"Schon gut, Jungs. Immer geschmeidig bleiben.",  murmelte ich mit Velours im Mund, "Ich hab´ nur die Toilette gesucht."
Die Glatzen rückten mir mächtig auf die Pelle. Ich stand auf  bevor die beiden auf mir standen, und sah einer ungewissen  Zukunft entgegen. In Form einer Tür am Ende des Korridors. Abgesehen von der Fahrstuhltür, die nicht wirklich zählte, war dies die einzige offene Tür. Der Stoßtrupp drängte mich da durch, wo der Maurer das Loch in der Wand gelassen hatte, und wider Willen ich stand in Ljubišas Thronsaal.
Eleganz und der Gestank von Geld ließen meinen Atem stocken. Edelste Büroschränke zur Linken, dunkles Holz, die Fassaden, wie auch sonst, spiegelblank. Zur Rechten Gemälde. Moderne Kunst, die ich nicht verstand. Eine große Palme hatte ihren Platz zwischen den Fenstern der rechten Wand. Gegenüber ein riesiger Fernseher, natürlich farblich auf das Mobiliar abgestimmt. Auf dem hellen Parkett lag ein langer, roter Teppich, der irgendwie nicht nach Ikea aussah. Ein überdimensionaler Schreibtisch beherrschte die hintere Hälfte des Saals, und der Rote Teppich lief geradewegs darauf zu.
Eine Stehlampe und ein kleiner Leuchter tauchten den Raum vor dem Schreibtisch in schwaches Licht. Jenseits des Lichtscheins, nur schemenhaft zu erkennen, saß Ljubiša Petrović in einem monströsen Chefsessel. Der serbische Schädling verschwand fast hinter seinem Schreibtisch. Nicht Sessel und Schreibtisch war zu groß, die Schabe war zu klein. Das sah witzig aus, aber mir war nicht zum Lachen zumute.
Wie angewurzelt blieb ich an der Teppichkante stehen. Das Schicksalsspiel mit dem König lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich ließ meine Antwort auf sein Alles-oder-nichts-Angebot Revue passieren und prüfte meine Motive. Wenn ich hier schon den Löffel abgab, wollte ich mich vorher noch ohne Scham im Spiegel anschauen können. Zugegebener Maßen hatte ich nicht die edelsten Motive gehabt. Ich war einfach nur darauf versessen gewesen, ihn abzuzocken. Das wäre DIE Trophäe für mein Ego gewesen. Geschissen! Aber zu meiner Ehrenrettung hielt ich dem entgegen, dass sowieso andersherum ein Schuh draus wurde: Denn den König um 2000 Mäuse zu erleichtern und dann einfach den Tisch zu verlassen, hätte mir auch nur Ärger eingebracht. Undenkbar, dass ich mit meinem dicken Portemonaise heil nach Hause gekommen wäre! Spätestens auf dem Parkplatz hätten die Glatzen mir ein paar auf´s Maul gehauen, weil man so nicht mit seinem König spielte. Und zur Strafe dafür, dass dem König die Möglichkeit vergönnt worden war, sein Gesicht zu wahren, hätten sie mir die ganze Kohle wieder abgenommen. Ich hatte mir also außer der versäumten Ratenzahlung nichts weiter vorzuwerfen. Spiegel wo bist du?
Die Schrankwand gab mir einen derben Stoß und ihren ersten Laut von sich:
"Иди сада!"8 (8 Serbisch: "Los jetzt!) knurrte sie.
Während ich vorwärts stolperte, riskierte ich einen Blick über die Schulter. Die Wand stand. Ich ging weiter wie das berühmte Lamm zur Schlachtbank, bis ich vor meinem König und Henker stand. Ich spürte, wie er mich mit seinen wässrigen Augen aus dem  Halbdunkel heraus abtasteten. Dann räusperte er sich. Seine Rechten griff langsam in die Jackentasche, und ich begann mein Leben zu ordnen. Nach drei Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, brachte er eine Schachtel Zigaretten zu Vorschein. 'Gott sei Dank, nur Zigaretten' dachte ich und atmete auf. Er rauchte Marlboro. Cowboy-Zigaretten nannte ich dieses Kraut. Ein Feuerzeug klickte. Der Schein der Flamme beleuchtete kurz sein faltiges und eingefallenes Gesicht, und ich sah ihn versonnen lächelnd die Fluppe anzünden. Ljubiša wusste, dass ich Schiss hatte. Man konnte es förmlich riechen. Lässig lehnte er sich zurück, schlug die Beine übereinander und paffte genüsslich ein paar Ringe. Die Augen geschlossen. Der König genoss den Auftritt.
Ich muss zugeben, dass mich die ganze Vorstellung ein wenig nervös machte. Ich kriegte feuchte Hände. Ein Königreich für eine Zigarette. Ich hatte welche dabei und traute mich nicht zu rauchen. So etwas  war mir vorher noch nie passiert!
Ich verdrängte meine Sehnsucht nach einer Zigarette mit tausendundeinen Gedanken darüber, was mir alles zustoßen konnte. Gedankenverloren schaute ich mich um und blieb an dem imposanten Schreibtisch hängen. Er war von derselben Machart wie die Büromöbel. Dieselbe spiegelglatte Oberfläche. Merkwürdig, ungewöhnlich, ja geradezu störend war die große Holzplatte, die rechts auf dem Tisch lag. Es war so eine, wie meine Mutter sie immer zum Kneten von Brotteig verwendet hatte, nur dicker. Und sie war fleckig, regelrecht versifft und mit groben, tiefen Kerben versehen.
'Warum liegt hier so etwas rum? Passt überhaupt nicht ins Bild. Und woher stammen die Kerben?' fragte ich mich. Ich schüttelte den Gedanken ab.  
'Scheiß auf  die Kerben, scheiß  auf die Platte, scheiß  auf den Serben!'
Auf die Idee, dass dieses Drecksbrett vielleicht extra für mich auf den Tisch lag, kam ich nicht.
Ljubiša rauchte schweigend und ungerührt zu Ende   ich war für ihn Luft - und erst, als er sich ein wenig vorbeugte und den Stummel energisch ausdrückte, schaute er mich an. So, als zerdrückte er mich.


"Ти немаш пара?9" (9 Serbisch "Du hast kein Geld?") fragte er mich.  
Ich  versuchte  gewinnend  zu  lächeln,  hob  die  Schultern
und zeigte ihm meine leeren Hände. Wie gerne hätte ich ihm jetzt eine Mitleid erregende Fabel ins Ohr gesäuselt. Aber selbst, wenn ich eine auf Lager gehabt hätte, ich kam nicht mehr dazu, sie zu erzählen.
"Е то ће пуно да те боли10" (10 Serbisch "Dann tut´s weh.")  meinte er ungerührt und nickte seinen Männern zu. Die Schränke waren sofort zur Stelle. Sie sprangen auf mich und hielten mich mit eisernen Griffen fest. Einer fasste mich wie ein Karnickel im Nacken, und einer drehte meinen linken Daumen solange in jede mögliche und unmögliche Richtung, bis ich vor Schmerz und Wut brüllend meine Hand öffnete. Im Nu presste er sie auf die Holzplatte und schlug mir mit der anderen Faust auf den Handrücken. Wie ein Hammer. Ich stöhnte auf.
"Тако лаж!"11  (11 Serbisch: "So liegen lassen!") knurrte es von hinten. Der andere hielt mein Handgelenk wie in einem Schraubstock fest. Und bei jeder kleinsten Regung drückte er fester zu.
"Постављена тако рецимо хаб'ицх!12" (12 Serbisch: "So liegen lassen, hab´ich gesagt!")
Ljubiša lehnte sich zurück und tastete nach etwas in der Innentasche seiner Jacke. Dann beugte er sich wieder zu mir rüber und hielt mir seine Faust unter der Nase. Einer der Schränke erhöhte den Druck auf meinen Nacken. Ich mag weder Fäuste im Nacken noch unter meiner Nase. Und schon gar nicht, wenn es in ihnen unter meinem Riecher 'klick' macht. Eine scharfe zweischneidige Klinge schnellte hervor und schlitze mir den Nasenflügel auf. Und weil der Hänfling gerade am schnippeln war, verpasste er mir auch noch einen kunstvoll geschlängelten Schnitt längs über den kleinen Finger! Ich biss die Zähne zusammen, konnte aber ein Stöhnen nicht unterdrücken. Es tat nicht weh, es tat sauweh!
Dann lehnte er sich wieder zurück und betrachtete zufrieden sein Werk: eine etwa drei Zentimeter lange Wunde, aus der reichlich Blut auf die Platte kleckerte, was den Serben nicht im geringsten störte. Dazu war die Platte schließlich da. Keine Frage, auf diesem Tisch war schon öfter Blut vergossen worden. Mein Blut füllte schnell die Kerben und bildete eine kleine Lache.
Ich musste an Franjo denken, einen Jugo aus Herne. Der hatte seinen Zahltag im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. In Vollnarkose auf dem OP-Tisch. Mit geplatztem Blinddarm und dem Bauch voller Eiter und Dreck. Die Ärzte hatten um sein Leben gekämpft, und nach ihrem Sieg lag er noch zwei Wochen in der Klinik. Mit einer 20 cm langen Narbe, die nicht gut verheilte. Franjo hatte dem Serben insgesamt nur um die 400 Mark gschuldete, und er konnte die dritte und vorletzte Rate aus verständlichen Gründen nicht rechtzeitig zahlen. Ich finde, so jemand ist wirklich entschuldigt. Aufgrund höherer Gewalt oder wie man das nennen will. Ljubiša lies aber keine höhere Gewalt als seine eigene gelten. Er legte den Entlassungstag als neuen Stichtag fest. Die drei Glatzen holten ihn aus der Klinik ab. Sie gaben sich beim Stationsarzt als seine Brüder aus, und der Arzt hatte nicht die Eier, den Schränken das nicht zu glauben. Den Rest kennen Sie ja: Einer zeigte mit dem Kopf zum Ausgang, einer öffnete die Tür des Krankenzimmers und einer stützte Franjo, damit er nicht aus Versehen in die falsche Richtung lief. Ob der arme Kerl hier auf dem Schreibtisch operiert wurde, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass Ljubiša das mit dem Stichtag wörtlich nahm und dem armen Schwein die Narbe der Länge nach wieder aufschlitzte. Weil er keine 120 Mark auf Tasche hatte! Nach der Klinik ist vor der Klinik. Und die Schabe soll Franjo geschworen haben, dass er ihm einen Reißverschluss einnähen würde, wenn er in vier Wochen nicht alles zahlte. Zuzüglich Zinsen, versteht sich!
Aus meiner Nase tropfte es wie Wasser auf die Schlachterplatte. Ein wenig Blut fand allerdings auch seinen Weg den Rachen herunter. Ich musste husten und prusten und bedeckte irgendwelche blöden Papiere auf dem Schreibtisch mit einem hellroten Sprühfilm. Das rief den Schrank in meinem Nacken auf den Plan. Er drückte mein Gesicht in die Blutlache, und dann war Schluss mit Prusten. Ich hörte, wie die Schabe eine Schublade aufzog und nach kurzem Herumkramen wieder zuschob. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine schnelle Bewegung und etwas metallisch Blinkendes wahr. Das metallische Etwas war ein Metzgerbeil, und Ljubiša holte  auch wie ein Metzger aus.
Ich sah das Beil in Zeitlupe auf meine linke Hand niederfahren. Ich bin zwar Rechtshänder, aber das tut der Liebe zu jedem Finger meiner Linken keinen Abbruch. In stiller Trauer verabschiedete ich mich von ihnen allen. Ein besonderes Ade galt meinem kleinen, blutenden Finger, den ein jahrelang gepflegter stabiler und formschöner langer Nagel zierte. Nach dieser Zeremonie schloss ich die Augen. Amputationen waren einfach nichts für mich. Ohne Zucken, Rucken und Mucken ließ ich das Unausweichliche auf mich zukommen, damit die zum Schlachter mutierte Schabe mir garantiert nur die Finger und nicht etwa die halbe Hand
abschlug.
Die Holzplatte federte, als die Hacke jaulend eine neue Kerbe schlug. Blut spritzte mir ins Gesicht. Die Schränke ließen mich los. Ich schrie wie wild, riss meine Augen auf und sah meinen Lieblingsfinger geköpft, nagellos vor der breiten Schneide liegen. Der erwartete Schmerz blieb aus. Der verrückte Serbe hatte nur den Nagel abgetrennt. Haarscharf vor der Fingerkuppe.  
Dennoch, was zu viel ist,ist zuviel,und mir wurde übel. Ich schwankte auf meinem Stuhl hin und her. Die ekelige Kakerlake sah ich nur noch undeutlich hinter seinem Schreibtisch stehen, und was links und rechts neben ihm war, verschwamm gänzlich vor meinen Augen. Kurz bevor ich wegtrat, hörte ich Ljubiša noch wie durch eine Wand sagen:
"Ја ти се кунем у све што ми је свето, следећи  пут ћу ти прсте отсећи, ако ти не платиш!"13 (13 Serbisch "Ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Das nächste mal ist der Finger dran, wenn du nicht ALLES zahlst!")

*

Als ich  wieder zu  mir kam, saß mit dem Kinn auf der Brust ich an einer Mauer gelehnt. Hemd und Hose feucht von Blut, den Geschmack von Blut im Mund, und mir war kotzübel.
Automatisch betastete mein Gesicht, meine Zähne, meine Finger. Alles klebrig-feucht, aber alles noch dran. Es dauerte noch eine Weile, bis ich wach genug war, um einen  ersten klaren Gedanke zu fassen. Der galt meiner Geldbörse. Hektisch klopfte ich die Taschen meiner Jacke ab, fand sie aber nicht. Da fiel sie mir geöffnet vom Schoß. Ich nahm sie und zählte mein Geld. 55 Mark. Genau 400 Piepen fehlten. Die Schweine hatten sich also selbst bedient und auch die Zinsen nicht vergessen. Ich versuchte das positiv zu sehen: Die nächsten vier Wochen hatte ich also vor dem Bestatter und seiner Bande Ruhe. Aber so richtig ruhig wurde ich darüber nicht; denn unweigerlich drängte sich mir die Frage auf, wo und wie ich binnen vier Wochen zusätzliche 2800 Mark herbekam.
Die Gedanken führten zu nichts, also gab ich sie auf. Ich schaute mich um. Wo hatten die Schränke mich eigentlich raus geschmissen? Vor mir eine Straße, über mir Leuchtreklame von Coke und Sinalco und gegenüber, auf der anderen Straßenseite eine Bäckerei. Den kannte ich. Alles klar, ich saß an der Hörder Straße, in der Nähe des alten Nazi-Arbeitslagers, etwa fünf Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Ich machte mich auf die Socken. Während des Fußmarsches überlegte ich mir dann doch, wie ich zu Geld kam, weil ich sonst meines Lebens nicht mehr sicher war, nicht in Deutschland, nicht in Jugoslawien. Und ob der dürre Arm der Kakerlake nicht auch bis nach Holland, Belgien oder Österreich reichte, wer wusste das schon genau?
Es war grundsätzlich nicht meine Art, Finanzplanungen ohne Zettel und Stift machen. In diesem besonderen Fall brauchte ich allerdings keinen Zettel und anstelle des Stiftes nur drei Finger:
1.Meine 55 Mark waren zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Unter der Hand arbeiten brachte nicht die Kohle, die ich brauchte. Und unter Druck binnen vier Wochen 2800 Eier und das Geld für´s tägliche Leben erzocken... vergiss es einfach, Igor! Es war schon hart genug, die erste Rate unter Druck zu erzocken.
2.Auf meinem Bankkonto herrschte Ebbe, und das würde auch so bleiben. Darüber musste ich mir also nicht den Kopf zerbrechen.
3.Die Miete und alle Abgaben waren bezahlt, die Suzi vollgetankt, der Kühlschrank gut bestückt. Wenigstens hier war für die nächsten Tage alles im grünen Bereich.
Nichts desto Trotz: Guter Rat ist teuer, und ich hatte kein Geld.
'Was würden andere in deiner Situation machen, Igor? Denk doch mal nach!' Ich ging meinen Freundeskreis der Reihe nach durch und blieb bei Lui hängen. Hatte der nicht auch mit 50 Mark ein großes Ding angefangen? Mein alter Freund lebte in Bork, einem kleinen Kaff vor Selm, und wir sahen uns nur noch selten, seit ich nach Dortmund gezogen war. Als ich noch in Selm wohnte, waren wir die besten Kumpels gewesen. Wir hatten quasi dieselbe Blutgruppe, standen beide auf Zocken, Rocken und Biken. Ab und zu fuhr der eine beim anderen vor, oder wir trafen uns mit anderen Bikern sonntags auf der Syburg.
Ich wusste, dass Lui mir helfen würde. Ohne es recht zu merken, erhöhte sich die Schlagzahl meines Schritts. Adrenalin! Ich hatte einen Plan. Jetzt schnell nach Hause, Duschen, Wunden versorgen. Tetanus? Egal! Essen? Mir war immer noch übel. Hauptsache, ich konnte schlafen. Morgen würde ich zusammen mit Lui in die Zukunft investieren! Zocken, was das Zeug hält, und zwar nach der "Methode Lui", wie er sie augenzwinkernd nannte. Und logischer Weise nicht mit blaublütigem Ungeziefer. Mein erstes Ziel war, die 400 Eier Bares wieder rein zu holen! Und dann mal sehen, wie es lief. Das war, auf den Nenner gebracht, mein ganzer Plan. Sie finden das kläglich? Ich fand das großartig!
Ich hatte nicht viel Zeit und einem Finger zu verlieren. Aber am Horizont sah ich schon, wie  mein   bischen  Geld  sich  verdoppelte, verdreifachte, verzehnfachte.
Ich war eben ein Zocker. Und dafür, dass das Glück uns auf jeden Fall hold war, würden Lui und ich schon sorgen.



















12 Serbisch: "So liegen lassen, hab´ich gesagt!"
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Peter Müller
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Beitrag19.09.2011 20:13
Do it again, Sam, Vorstellung 2. Versuch
von Peter Müller
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Liebe  Mitliteraten,

vielen Dank für alle Kritik und guten Hinweise. Der Prolog war unterm Strich sch... Das Gefühl hatte ich jedenfalls in den letzten Wochen immer mal wieder, hab ihn rausgeschmissen, modifiziert, wieder reingenommen usw.
Jetzt mal gleich los mit Kapitel 1, wenn ich euch das zumuten darf.

Liebe Grüße
Peter

1
Ich lebte vom Zocken, von gelegentlicher Schwarzarbeit als Fleischer und von der Stütze. Und ich lebte nicht schlecht. Bis zum 6. März 1986 jedenfalls, jenem unglückseligen Tag, an dem ich zum ersten mal in meiner zehnjährigen Karriere so richtig verzockt hatte. Über 2000 Mark. Das war damals viel Geld für einen arbeitslosen Jugo. Aber scheiß auf das Geld. Das kam und ging und war nicht das Problem. Das Problem war, dass ich meinen Meister ausgerechnet in dieser serbischen Schabe Ljubiša Petrović gefunden hatte, einem  Schädling, der schon an guten Tagen ungenießbar war.
Über ihn waren die unmöglichsten Geschichten im Umlauf, und wenn auch nur die Hälfte davon halbwegs stimmte... Jugoslawische Kumpel, die nach der Nachtschicht wegen der Nachbarskinder keine Ruhe fanden, ermahnten die Brut der anderen Jugofamilien  mit Worten  wie "Wenn ihr  nicht  sofort still  seid,  holt  euch der Ljubiša!"  Das  zog.  Die  Vier- und  Fünfjährigen  liefen heulend rein zur Mama!
Petrović war Dortmunds unbestrittener und gefürchteter Jugokönig. Ein schmächtiger Kerl von Einsfünfundsechzig, der stets einen schwarzem Anzug mit Weste, eine schmale schwarze Krawatten und ein blütenweißes Hemd trug. Sein blauschwarzes Haar war streng nach hinten zusammen gebunden. Ohne diesen Schopf wäre er als Bestatter durchgegangen, und man munkelte, dass er gelegentlich auch anonyme Beisetzungen vornahm. Wer es konnte, mied ihn, und wer mit ihm zu tun hatte, schwieg wie ein Grab. Die Dortmunder Polizei war machtlos.
Was dem König an  Körpergröße fehlte, kompensierte  er durch seine Truppe: Ehemalige Bullen, Söldner und ähnliches Pack, das für ihn die Drecksarbeit machte.  Sie "beschützten" die jugoslawischen Restaurants im Großraum Dortmund vor Brandstiftung, Vandalismus, Erpressungen und Schutzgeldforderungen eines anderen als Ljubiša Petrović selbst. Die Mannschaft für´s Grobe, unscheinbare, aber harte Burschen,  die  nie  in  der  unmittelbaren  Nähe des Königs auftauchten.
Im zwielichtigen Glanz Ihrer Majestät standen die drei Kleiderschränke mit der Glatze, Marke Zweimaleinmeter, kahl geschoren und in schwarze Anzüge eingenäht. Ljubsišas Elite und die einzigen Serben im Team. Sie hielten den Kontakt zur Truppe und übernahmen sehr öffentlichkeitswirksam Hol- und Bringedienst der besonderen Art. Was sie genau taten, wollte niemand wissen. Zu ihrer Arbeit nur so viel: Wenn sie irgendwo vorfuhren, bekreuzigten sich unsere Großmütterchen.
Sie fragen sich  jetzt sicher, warum  ich so blöd war,  mich
ausgerechnet auf  ein Spielchen  mit  dem König einzulassen. Ganz einfach: Weil ich keine andere Wahl hatte!

*

Der   Abend  jenes  6. März war gut angelaufen. Ich saß in einer Balkangaststätte in der Nähe der Kronenburg und spielte Siebzehnundvier. Das war mein Spiel, seit ich in Deutschland lebte. Wir waren ein bunt gemischter Haufen. Zwei Deutsche und ein paar Jugos: ein Mazedonier, zwei Slowenen, ein Kroate und ich, ein bosnischer Kroate. Es lief gut für mich, und ich hatte Hunger nach mehr. Auf einmal stand der blaublütige Schädling in Begleitung seiner Glatzen am Tisch.
"Играм са!"1 (1 Serbisch: "Ich spiele mit!") rief  er  mit  seiner  heiseren  Stimme in  die Runde. Die beiden Slowenen schauten sich kurz an und räumten wortlos das Feld. Die Runde war voll, und es sah wie eine Huldigung aus, so als wollten sie dem König ihre Plätze anbieten. Dabei griffen die zwei nur schlau wie sie waren die Gelegenheit beim Schopf, sich zu verdrücken, ohne den König zu verärgern. Hätten wir nur zu dritt oder viert gespielt, wäre ihnen nicht anderes übrig geblieben als brav sitzen zu bleiben. So wie der Mazedonier und der Kroate, die nicht schnell genug waren. Ich konnte mich sowieso nicht unauffällig aus der Affaire ziehen, weil ich gerade das Buch hatte. 'So´n Scheiß!' dachte ich nur.
Inzwischen wandte Ljubsiša sich an die erstaunten Deutschen:
"Dies ist jugoslawischer Boden, und ich spiele jetzt mit. Wenn ihr damit ein Problem habt, dann verzieht euch!"
Die beiden Deutschen, vierschrötige, muskelbepackte Malocher
kannten unseren König nicht, sonst hätten sie sein Angebot dankend angenommen. Sie beobachteten den Serben neugierig, wie er da vor dem Tisch stand und warfen sich belustigte und skeptische Blicke zu. Die hatten wirklich keine blassen Schimmer. Ljubsiša nahm mit königlicher Eleganz mir gegenüber Platz, und einer der Schränke schob ihm hochachtungsvoll den Stuhl zurecht. Das Gehabe des Königs und seines Gefolges war respekteinflößend, und den Deutschen verging das Grinsen. Sie rutschten unruhig auf ihren Stühlen hin und her und schauten mich verstohlen an. Ich gab mich unbekümmert und miemte den Talkmaster:
"Darf ich vorstellen ..."
"Умукни и јагма!"2  (2 Serbisch: "Halt die Klappe und misch!" unterbrach er mich böse. Er wusste also, dass ich aus Jugoslawien kam, und ich fragte mich, wie das möglich war. Ob er Jugos witterte? Ich hätte genauso gut als Italiener durchgehen können: Schwarzes Haar, schwarze Augen, ein mediterraner Typ halt. Na gut, ich überragte  jeden bekannten Italiener um eine Kopflänge.
Ljubsiša  streifte  die  Deutschen mit  einem  verächtlichen Blick.
"Fangen wir an!"
Die serbische Schabe hatte eine besondere Meise. Er redete, obwohl er alle jugoslawischen Sprachen und Dialekte beherrschte, nur Serbisch. Und er erwartete, dass jeder Jugo ihm auf Serbisch antwortete. Selbst eine Ansprache auf Kroatisch empfand die Landplage als Affront. Von der Schrift einmal abgesehen sind beide Sprachen sich nahezu identisch, aber eben nur nahezu und damit für die Schabe inakzeptabel.
Ich lebte seit 1976 in Dortmund, und ich hatte mich von Anfang gehütet, der Schabe über den Weg zu laufen. Ich hatte  die üblichen Cliquen und Orte der Jugos gemieden, und von drei bosnischen Kroaten einmal abgesehen, die sich im  genauso verhielten wie ich, hatte ich einen kleinen, rein deutschen Freundeskreis. Da besuchte ich alle Jubeljahre einmal ein jugoslawisches Restaurant, und mit dem schönen, anonymen Leben war es aus und vorbei! Die Schergen des Serben würden in Kürze alles über mich wissen: Wer ich war, woher ich kam, wer zu meiner Familie gehörte... Wäre ich doch meinen Prinzipien treu geblieben und hätte diesen Laden nicht betreten!
Ljubsiša unterbrach meine Gedanken:
"Како се зовеш?"3 (3 Serbisch: "Wie heißt du?")
"Das  tut  nichts zur Sache.  Wenn du  einen Namen brauchst, dann nenn mich Walter." So leicht wollte ich es seinen Leute nun auch nicht machen.
Das Gesicht der  Schabe zog sich  zusammen,  als hätte er in eine Zitrone gebissen. Angewidert wandte er sich an einem der Schränke hinter ihm. Der neigte sein Ohr. Sie flüsterten. Die Schabe nickte kurz zu mir rüber, dann flüsterten sie weiter. Ich wollte gar nicht wissen, was die da ausheckten. Ich wusste nur eins: Wenn ich in dieser Nacht unbehelligt nach Hause kam, würde ich meine Sachen packen.
Den Malochern wurde es zu bunt. Einer meinte:
"Was soll der Scheiß? Dreht euren Film doch alleine!" Sie standen auf,   nahmen ihre Jacken und zogen ab. Der König strafte sie mit Ignoranz.  
"Дакле, сада смо међу собом. на крају хватање на микс, 'Валтер'!"4 (4 Serbisch: "So, jetzt sind wir unter uns. Fang endlich an zu mischen, 'Walter'!") Er spie den 'Walter' regelrecht aus.
Ich gab mein Bestes, und dieser Zock ging als denkwürdig in die Geschichte ein:
Es war 22 Uhr. Die anderen Jugos hatten eine Stunde zuvor ihr Geld am Tisch gelassen und das Weite gesucht. Weil kein anderer einstieg, spielten wir zu zweit. Es hätte eine gemütliche und unauffällige Runde werden können, wenn die königlichen Möbelstücke nicht wie eine Garde hinter Ihrer Dekadenz gestanden und so für reichlich Aufsehen gesorgt hätten. Es war ein Bild für die Götter: Um den Tisch herum eine wachsende Zahl von Kibitzen, und zwar überwiegend Deutsche, die sich vom König der Jugos nichts sagen ließen, auf meinen Schoß eine heiße Tussi, die mir regelmäßig am Ohrläppchen züngelte und vor mir nicht nur meine 500, sondern auch gut 2100 serbische Mark. Der König hatte mächtig Federn gelassen. Er war recht schweigsam geworden. Und verstimmt. Es ging ihm längst nicht mehr um´s Geld, sondern um seine Ehre. Keine Ahnung, was ihn mehr nervte: die Schaulustigen und die Tatsache, dass er denen nichts befehlen konnte oder die Tussi. So eine konnte er sich nur kaufen, freiwillig kam die nie auf seinen Schoß.
Angepisst war er von Anfang an gewesen, weil ich mit ihm nur Deutsch sprach. Mittlerweile war er aber richtig wütend geworden. Er beugte sich in seiner ganzen Häßlichkeit über  die Tischplatte und zischte mich an:
"Неприхватљиво је да нема такав момак ради као што си ти горе обријао. ћу паузу две утакмице 'све или ништа'пре".5 (5 Serbisch: "Es kann doch nicht angehen, dass so ein dahergelaufener Kerl wie du mich rasiert. Ich schlage dir zwei Spiele 'Alles oder nichts' vor.")
Die paar Jugos in der Menge flüsterten den Deutschen die Übersetzung zu. Die breitete sich wie ein Lauffeuer aus, sorgte für jede Menge Gesprächsstoff und zog noch mehr Kibitze an.
'Ich schröpfe den Schabe! Ich kastrier die Kakerlake! Der Bestatter kann sich einsargen lassen!' jubilerte ich im Stillen. Ich war wie besoffen, obwohl ich den ganzen Abend nur Cola getrunken hatte
"Geht klar, Ljubiša. Einmal ich das Buch, einmal du."
Ljubiša  nickte  selbstgefällig.  
Ich mischte. Das Fluppen der Karten war das einzige Geräusch im Raum. Ich hielt ihm den Stapel hin. Er winkte generös ab. Ich zog eine Dame als Deckblatt, dann teilte ich aus. Eine Karte für ihn, eine für mich, die zweite für ihn. Ich schaute ihn fragend an. Er hob seine Karten an, zeigte sie seiner Garde. Dann legte er sie wieder ab und lehnte sich zurück. Er überlegte. Einer der Schränke flüsterte auf ihn ein. Ljubiša schüttelte den Kopf und lockte mit dem Zeigefinger. Der Schrank unterdrückte einen Schrei, schlug die Hände vor´s Gesicht und drehte sich weg, hin zu den anderen Kahlköpfen. Die stürmten fassungslos an den Tisch und schauten mir wie gebannt auf die Finger. Was für ein Theater! Was hatte der Kerl auf der Hand? Die Atmosphäre war zum Knistern gespannt. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Kehle war wie zugeschnürt und staubtrocken, mein Hemd schweißnass. Ich hielt die Tussi mit der Linken, mit der Rechten, die merklich zitterte, deckte ich die dritte Karte auf und schnippste sie dem Schädling zu. Ein Bube.
'Das war´s dann wohl für ihn,' dachte ich und tat einen Seufzer der Erleichterung. 'Der hat jetzt bestimmt nicht mehr als 15 oder 16 Augen auf der Hand. Er wird passen, damit er nicht über die Wupper geht!' Die Tussi bekam einen Kuss.
"То је то добро, 'Валтер'."6 (6 Serbisch: "Das war´s dann wohl, 'Walter'.") krächste Ljubiša trocken und deckte ein Ass und eine Acht auf. 21!
Aus betretenem Schweigen rund um den Tisch wurde ein Raunen, und Sekunden später herrschte ein heiloses Tohuwabohu: Das Volk schrie Kreuz und quer durch das Lokal. Die Glatzen lagen sich lachend und jubelnd in den Armen und beglückwünschten ihren Boss. Irgendwelche blöden Deutschen zollten dem siegreichen Unbekannten für seinen dreisten Zock ihren Respekt.
Wie vor den Kopf geschlagen saß ich da. Wie konnte man so bescheuert sein und bei 19 noch eine Karte verlangen? Und das beim ersten Spiel? Hatte er einen Röntgenblick? Die Tussi gab mir einen tröstenden Kuss und drückte mich zärtlich.  
Milde lächelnd blickte der König auf den ausgeflippten Mob. Er hatte seine Ehre wiedererlangt. Mit einem leichten Kopfnicken gab er dem Volk zu verstehen, dass er dessen verspätete Huldigung annahm und ihm nichts nachtrug. Er sonnte sich eine Weile in seinem Triumph, dann zeigte er auf mich. Automatisch kehrte Ruhe ein. Es folgte eine kurze Ansprache an das Volk:
"So sieht ein Verlierer aus." Das Volk nickte betreten, einige murmelten Sätze wie "Da hat er wohl recht." und "Armer Kerl!"
Ich hatte mich inzwischen gefasst. 'Scheiß Schabe!' dachte ich und schob der königlichen Kakerlake die Kohle über den Tisch.
Ljubsiša hob gebietend die Hand. Mit Rücksicht auf seine neuen Untergebenen überging er sogar seine Meise und zischte mit dem Charme einer Schlange auf Deutsch:
"Stop, 'Walter'! Lass es in der Mitte liegen. Darum spielen wir doch jetzt, nicht wahr? Ich hoffe, du bist noch flüssig. Sonst leih ich dir das Geld." Er grinste hämisch.
"Hör auf, Mann!" rief einer aus der Menge.
"Nein!" schnarrte die Schabe gereizt. "Dieser Mann wollte zwei Spiele spielen, also spielt er auch zwei Spiele!" Er schaute mich bohrend an.
"Nicht wahr, 'Walter'?"
Wie ich diese wässrigen Augen hasste!
Die Tussi kuschelte sich an mich und wisperte mir ins Ohr:
"Das musste du doch nicht tun, oder?"
"Doch, ich muss", flüsterte ich zurück, "er ist so was wie unser König hier in Deutschland. Wenn ich mein Wort nicht halte, dann ist das in seinen Augen ein Vertragsbruch. Schau dir die Typen hinter ihm an! Weist du, was mit mir passiert, wenn ich jetzt aussteige?"
Sie nickte und drückte mich einmal fest an sich. Dann stand sie auf.
"Ich geh mal zur Toilette."
Sie kam nicht wieder. Ich redete mir ein, dass sie keine Lust hatte, auch über den Tisch geschoben zu werden.  Ljubiša steckte die Finger ineinander, presste die Handflächen nach außen und ließ die Gelenke knacken.
"Was ist nun, 'Walter'? Hast du genug Geld dabei?"
Ich schüttelte den Kopf. Es gab in dem Lokal niemanden, der mir mal eben 2600 Mark zustecken würde. Das wusste ich, und Ljubiša wusste das auch.
"Ich gebe dir Kredit...", krähte er und grinste.
"... falls nötig." Er sah mich prüfend an.   
"Du kennst die Regeln?"
Ich nickte. Natürlich kannte ich seine Regeln:
Regel Nr.1
Du zahlst fünf Prozent Zinsen und hast ganze drei Tage Zeit,
um reinen Tisch zu machen.
Wenn du das nicht leisten kannst, gilt für dich
Regel Nr.2
Du stotterst  das  Geld  ab , was  du dir  erst recht  nicht leisten kannst; denn einer Arithmetik zufolge, wie sie nur einem Schabenschädel entspringen kann, zahlst du die 5 Prozent der Gesamtsumme an jedem Zahltag obendrauf, Rate für Rate, Monat für Monat, bis zur vollständigen Tilgung.
Als Ratenzahler betrifft dich auch automatisch
Regel Nr.3
Du schiebst der Schabe das Geld regelmäßig und pünktlich in den Arsch.
Das Kleingedruckte
Bei Verstoß gegen Regel Nr.3 sucht dich der serbische Stoßtrupp. Der findet dich immer und bringt dich zum König. Besser, du bist gut bei Kasse, wenn du dein Date mit ihm hast. Dann tut es einfach nur weh, und du bist 'mit einem blauen Auge davon gekommen', wie es im Volksmund heißt. Versteif dich aber nicht darauf, denn es kann auch sein, dass du ohne Auge davon kommst!
Die letzte Klausel
Muss die kopfkranke Kakerlake bei dir auch nur einmal ihrem Geld hinterherlaufen, darfst du am nächsten Stichtag alles blechen. Zuzüglich der Zinsen, die die Schabe normalerweise noch Monat um Monat eingenommen hätte. Und für den Fall, dass du erneut säumig bist... Es gibt niemanden, der davon berichten kann.
Ich hatte nichts auf der hohen Kante. Regel Nr.2 also! Wenn ich verlor, kam mich dieser Zock sehr teuer zu stehen.
Ljubiša nahm den Stapel Karten und mischte. Dann hielt er ihn mir hin. Ich hob ab. Sicher ist sicher. Er teilte aus. Eine Sieben als Deckblatt, eine Karte für mich, eine für sich. Die zweite für mich. Totenstille im Saal. Ich linste vorsichtig unter mein Blatt, darauf bedacht, dass die Kibitze sie nicht einsehen konnten. Ein Ass und ein König. Die reinste Kakerlakenkacke! Ich hatte mich aber im Griff, und weder mein Gesicht noch meine Stimme verrieten, was ich von diesen Karten hielt.
"Passe!" sagte ich auf seinen fragenden Blick.
Die Kakerlake tastete mich Zentimeter um Zentimeter ab. Er schaute mir in die Augen, auf die Hände, auf die Karten, die vor mir lagen, blickte mir wieder in die Augen. Und dachte nach. Was gab es da zu überlegen? Er hatte doch erst eine Karte!
"Mach hin, ich will hier nicht übernachten!" maulte ich.
"Ich mache, wann ich es für richtig halte, 'Walter'. Und ich sage dir, du hast nur Dreck auf der Hand!"
Dann deckte er seine Karte auf. Eine Dame. Er zog. Eine Zehn. Sie zog weiter. Ein Bube. Ohne mit der Wimper zu zucken zischte er:
"Sechzehn zieht."
Mit diesen Worten stand die serbische Landplage auf, einfach so, ohne einen Blick auf mein Blatt zu werfen, und schritt, eine Glatze im Gefolge, zum Ausgang. Über die Schulter rief er mir zu:
"Die Formalitäten kannst du mit meinen Leuten klären, 'Walter'!"
Ein Deutscher wollte mir seelischen Beistand leisten.
"Was bist du denn für einer?" schrie er dem Serben hinterher. "Mach hier nicht so einen Kappes! Guck erstmal, ob du überhaupt gewonnen hast!"
Ljubiša drehte sich langsam um und blickte fragend zu den beiden Glatzen, die noch am Tisch standen. Eine von ihnen deutete auf einen kleinen dicken Mann in der zweiten Reihe. Ljubiša schaute sich den Schreihals sehr lange, sehr genau und sehr böse an. Schließlich führte er Zeige- und Mittelfinger zu seinen Augen und zeigte dann mit ausgestrecktem Arm auf ihn.
"Ich bin Ljubiša Petrović, und dies ist jugoslawischer Boden. Merk dir das und lass dich hier nie wieder blicken!"
Dann ging er. Die Kibitze bildeten sprachlos eine Gasse. Was für ein Abgang!
Ich war am Ende. Mit den Nerven, mit den Finanzen, mit allem und starrte wie doof auf meine beiden verdeckten Karten. Die Leute bestürmten mich mit Fragen. Was ich auf der Hand hätte und so. Ich deckte meinen Schrott auf und schüttelte  fassungslos den Kopf. Was für ein Abgang!
"Име?"7 (7 Serbisch: "Name?") fragte einer der Kahlköpfe und zückte Block und Stift, während der andere das Geld auf dem Tisch zählte.

*

Ich stand am Westfalendamm und keine Sau scherte sich um mich. Selten hatte ich mich so einsam gefühlt. In meiner Hand der Zettel, den der serbische Kleiderschrank mir gegeben hatte. Ich hatte mal eben 500 Mark in bar verzockt und 2153 Mark und 40 Pfennige auf Pump. Kurz und gut: Der laufende Monat war für mich schon nach sechs Tagen gelaufen. Auf kyrillisch las ich, was ich wann und wie zu zahlen hatte:

398,01 Mark monatlich bis einschl. Dezember 1986
verschlossener Briefumschlag
erste Rate: 15. März
Raten ab April: 1. Werktag des Monats
Treffpunkt: "Alina", 20.00 Uhr

Den Rest des Jahres konnte ich also auch knicken. Ich kannte schließlich die Regeln.

*

Die erste Rate hatte ich irgendwie zusammengekratzt und die Kohle bei "Alina", der Stammkneipe des Schabe abgeliefert. Vor der Tür traf ich auf einen mit einem Briefumschlag in Hand. Tach, Kollege!
Mit der Wahl dieser Kneipe hatte der Kleiderschrank nichts dem Zufall überlassen. Hier verkehrten nur die verkehrten Jugos, Ganoven und solche, die es werden wollten. Speichellecker und andere Widerlinge, die dem König treu ergeben waren. Und für Ljubiša und seine Glatzen war immer geöffnet, selbst am Ruhetag. Wenn der Erste des Monats also auf einen Montag fiel, dann dann galt "Regel Nr. 4: Montags klopft du an die Tür." Ein Jugo, der Ljubiša etwas schuldig war, wusste das natürlich. Ich hätte mich also nicht damit heraus reden können, dass der Laden am Stichtag geschlossen  war. Wie gesagt kannte ich die Regeln, aber das hielt mich nicht davon ab, die zweite Raten sausen zu lassen. Ich neigte dazu, Spielschulden zu vergessen, und Schabenschulden bildeten da keine Ausnahme.
So war ich ehrlich überrascht, als Ljubiša mich am 2. April zum Rapport bestellte. Es geschah auf die ihm eigene Weise: Die drei Kleiderschränke fingen mich ab, als ich abends das Haus verließ. Wortlos und diskret. Einer zeigte mit dem Kopf zur Limosine – ein weißer Pullmann, was auch sonst - einer öffnete die Autotür, einer schob mich rein. Nach hinten natürlich, und ehe ich mich versah, saß ich zwischen zwei Glatzen  eingeklemmt  wie eine Bulette im Brötchen.
Unter normalen Umständen konnte ich mir auf meine 1,80 und meine Ringerstatur etwas einbilden, denn wer mich kannte, legte sich nicht mit mir an. Die Serbenschergen kannten mich noch nicht, aber ich dachte nicht im Traum daran, sie aufzuklären.
Während der Fahrt zum  Hauptquartier der Schabe sprachen die drei kein Wort. Sie sprachen so gut wie nie, weil sie für´s Arbeiten und nicht für´s Reden bezahlt wurden.  
Das Büro, besser gesagt der Thronsaal der serbischen Landplage befand sich in Lütgendortmund, zehn Etagen über Normalnull in einem Penthouse. Raus aus dem Auto, rein in den Bau. Ehe ich mich versah, flog ich in den Fahrstuhl, der schon auf mich wartete. Rauf in´s Dachgeschoss. Oben angekommen ging es so schnell wieder raus wie rein. Schrank Nummer 1 ging voraus, Nummer 2 und 3 folgten mir. Die Schrankwand schob mich gnadenlos durch einen protzig dekorierten Korridor. Vorbei an Türen, die wie Spiegel glänzten, mit Knaufen aus blank poliertem Messing. Die Leuchter an der Wand verbreiteten ein dezentes, warmes Licht, Textiltapeten und ein dicker Teppichboden schluckten jeden Laut. 'Es gibt schlechtere  Orte zum  Abdanken!'  dachte  ich,  und 'Ob die Türen  wohl  verschlossen  sind?'  Ich drehte im Vorbeigehen spaßeshalber an einem der Türknaufe.  Postwendend  erhielt  ich einen  Tritt ins Kreuz
und fiel lang auf´s Maul.
"Schon gut, Jungs. Immer geschmeidig bleiben.",  murmelte ich mit Velours im Mund, "Ich hab´ nur die Toilette gesucht."
Die Glatzen rückten mir mächtig auf die Pelle. Ich stand auf  bevor die beiden auf mir standen, und sah einer ungewissen  Zukunft entgegen. In Form einer Tür am Ende des Korridors. Abgesehen von der Fahrstuhltür, die nicht wirklich zählte, war dies die einzige offene Tür. Der Stoßtrupp drängte mich da durch, wo der Maurer das Loch in der Wand gelassen hatte, und wider Willen ich stand in Ljubišas Thronsaal.
Eleganz und der Gestank von Geld ließen meinen Atem stocken. Edelste Büroschränke zur Linken, dunkles Holz, die Fassaden, wie auch sonst, spiegelblank. Zur Rechten Gemälde. Moderne Kunst, die ich nicht verstand. Eine große Palme hatte ihren Platz zwischen den Fenstern der rechten Wand. Gegenüber ein riesiger Fernseher, natürlich farblich auf das Mobiliar abgestimmt. Auf dem hellen Parkett lag ein langer, roter Teppich, der irgendwie nicht nach Ikea aussah. Ein überdimensionaler Schreibtisch beherrschte die hintere Hälfte des Saals, und der Rote Teppich lief geradewegs darauf zu.
Eine Stehlampe und ein kleiner Leuchter tauchten den Raum vor dem Schreibtisch in schwaches Licht. Jenseits des Lichtscheins, nur schemenhaft zu erkennen, saß Ljubiša Petrović in einem monströsen Chefsessel. Der serbische Schädling verschwand fast hinter seinem Schreibtisch. Nicht Sessel und Schreibtisch war zu groß, die Schabe war zu klein. Das sah witzig aus, aber mir war nicht zum Lachen zumute.
Wie angewurzelt blieb ich an der Teppichkante stehen. Das Schicksalsspiel mit dem König lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Ich ließ meine Antwort auf sein Alles-oder-nichts-Angebot Revue passieren und prüfte meine Motive. Wenn ich hier schon den Löffel abgab, wollte ich mich vorher noch ohne Scham im Spiegel anschauen können. Zugegebener Maßen hatte ich nicht die edelsten Motive gehabt. Ich war einfach nur darauf versessen gewesen, ihn abzuzocken. Das wäre DIE Trophäe für mein Ego gewesen. Geschissen! Aber zu meiner Ehrenrettung hielt ich dem entgegen, dass sowieso andersherum ein Schuh draus wurde: Denn den König um 2000 Mäuse zu erleichtern und dann einfach den Tisch zu verlassen, hätte mir auch nur Ärger eingebracht. Undenkbar, dass ich mit meinem dicken Portemonaise heil nach Hause gekommen wäre! Spätestens auf dem Parkplatz hätten die Glatzen mir ein paar auf´s Maul gehauen, weil man so nicht mit seinem König spielte. Und zur Strafe dafür, dass dem König die Möglichkeit vergönnt worden war, sein Gesicht zu wahren, hätten sie mir die ganze Kohle wieder abgenommen. Ich hatte mir also außer der versäumten Ratenzahlung nichts weiter vorzuwerfen. Spiegel wo bist du?
Die Schrankwand gab mir einen derben Stoß und ihren ersten Laut von sich:
"Иди сада!"8 (8 Serbisch: "Los jetzt!) knurrte sie.
Während ich vorwärts stolperte, riskierte ich einen Blick über die Schulter. Die Wand stand. Ich ging weiter wie das berühmte Lamm zur Schlachtbank, bis ich vor meinem König und Henker stand. Ich spürte, wie er mich mit seinen wässrigen Augen aus dem  Halbdunkel heraus abtasteten. Dann räusperte er sich. Seine Rechten griff langsam in die Jackentasche, und ich begann mein Leben zu ordnen. Nach drei Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, brachte er eine Schachtel Zigaretten zu Vorschein. 'Gott sei Dank, nur Zigaretten' dachte ich und atmete auf. Er rauchte Marlboro. Cowboy-Zigaretten nannte ich dieses Kraut. Ein Feuerzeug klickte. Der Schein der Flamme beleuchtete kurz sein faltiges und eingefallenes Gesicht, und ich sah ihn versonnen lächelnd die Fluppe anzünden. Ljubiša wusste, dass ich Schiss hatte. Man konnte es förmlich riechen. Lässig lehnte er sich zurück, schlug die Beine übereinander und paffte genüsslich ein paar Ringe. Die Augen geschlossen. Der König genoss den Auftritt.
Ich muss zugeben, dass mich die ganze Vorstellung ein wenig nervös machte. Ich kriegte feuchte Hände. Ein Königreich für eine Zigarette. Ich hatte welche dabei und traute mich nicht zu rauchen. So etwas  war mir vorher noch nie passiert!
Ich verdrängte meine Sehnsucht nach einer Zigarette mit tausendundeinen Gedanken darüber, was mir alles zustoßen konnte. Gedankenverloren schaute ich mich um und blieb an dem imposanten Schreibtisch hängen. Er war von derselben Machart wie die Büromöbel. Dieselbe spiegelglatte Oberfläche. Merkwürdig, ungewöhnlich, ja geradezu störend war die große Holzplatte, die rechts auf dem Tisch lag. Es war so eine, wie meine Mutter sie immer zum Kneten von Brotteig verwendet hatte, nur dicker. Und sie war fleckig, regelrecht versifft und mit groben, tiefen Kerben versehen.
'Warum liegt hier so etwas rum? Passt überhaupt nicht ins Bild. Und woher stammen die Kerben?' fragte ich mich. Ich schüttelte den Gedanken ab.  
'Scheiß auf  die Kerben, scheiß  auf die Platte, scheiß  auf den Serben!'
Auf die Idee, dass dieses Drecksbrett vielleicht extra für mich auf den Tisch lag, kam ich nicht.
Ljubiša rauchte schweigend und ungerührt zu Ende   ich war für ihn Luft - und erst, als er sich ein wenig vorbeugte und den Stummel energisch ausdrückte, schaute er mich an. So, als zerdrückte er mich.


"Ти немаш пара?9" (9 Serbisch "Du hast kein Geld?") fragte er mich.  
Ich  versuchte  gewinnend  zu  lächeln,  hob  die  Schultern
und zeigte ihm meine leeren Hände. Wie gerne hätte ich ihm jetzt eine Mitleid erregende Fabel ins Ohr gesäuselt. Aber selbst, wenn ich eine auf Lager gehabt hätte, ich kam nicht mehr dazu, sie zu erzählen.
"Е то ће пуно да те боли10" (10 Serbisch "Dann tut´s weh.")  meinte er ungerührt und nickte seinen Männern zu. Die Schränke waren sofort zur Stelle. Sie sprangen auf mich und hielten mich mit eisernen Griffen fest. Einer fasste mich wie ein Karnickel im Nacken, und einer drehte meinen linken Daumen solange in jede mögliche und unmögliche Richtung, bis ich vor Schmerz und Wut brüllend meine Hand öffnete. Im Nu presste er sie auf die Holzplatte und schlug mir mit der anderen Faust auf den Handrücken. Wie ein Hammer. Ich stöhnte auf.
"Тако лаж!"11  (11 Serbisch: "So liegen lassen!") knurrte es von hinten. Der andere hielt mein Handgelenk wie in einem Schraubstock fest. Und bei jeder kleinsten Regung drückte er fester zu.
"Постављена тако рецимо хаб'ицх!12" (12 Serbisch: "So liegen lassen, hab´ich gesagt!")
Ljubiša lehnte sich zurück und tastete nach etwas in der Innentasche seiner Jacke. Dann beugte er sich wieder zu mir rüber und hielt mir seine Faust unter der Nase. Einer der Schränke erhöhte den Druck auf meinen Nacken. Ich mag weder Fäuste im Nacken noch unter meiner Nase. Und schon gar nicht, wenn es in ihnen unter meinem Riecher 'klick' macht. Eine scharfe zweischneidige Klinge schnellte hervor und schlitze mir den Nasenflügel auf. Und weil der Hänfling gerade am schnippeln war, verpasste er mir auch noch einen kunstvoll geschlängelten Schnitt längs über den kleinen Finger! Ich biss die Zähne zusammen, konnte aber ein Stöhnen nicht unterdrücken. Es tat nicht weh, es tat sauweh!
Dann lehnte er sich wieder zurück und betrachtete zufrieden sein Werk: eine etwa drei Zentimeter lange Wunde, aus der reichlich Blut auf die Platte kleckerte, was den Serben nicht im geringsten störte. Dazu war die Platte schließlich da. Keine Frage, auf diesem Tisch war schon öfter Blut vergossen worden. Mein Blut füllte schnell die Kerben und bildete eine kleine Lache.
Ich musste an Franjo denken, einen Jugo aus Herne. Der hatte seinen Zahltag im wahrsten Sinne des Wortes verschlafen. In Vollnarkose auf dem OP-Tisch. Mit geplatztem Blinddarm und dem Bauch voller Eiter und Dreck. Die Ärzte hatten um sein Leben gekämpft, und nach ihrem Sieg lag er noch zwei Wochen in der Klinik. Mit einer 20 cm langen Narbe, die nicht gut verheilte. Franjo hatte dem Serben insgesamt nur um die 400 Mark gschuldete, und er konnte die dritte und vorletzte Rate aus verständlichen Gründen nicht rechtzeitig zahlen. Ich finde, so jemand ist wirklich entschuldigt. Aufgrund höherer Gewalt oder wie man das nennen will. Ljubiša lies aber keine höhere Gewalt als seine eigene gelten. Er legte den Entlassungstag als neuen Stichtag fest. Die drei Glatzen holten ihn aus der Klinik ab. Sie gaben sich beim Stationsarzt als seine Brüder aus, und der Arzt hatte nicht die Eier, den Schränken das nicht zu glauben. Den Rest kennen Sie ja: Einer zeigte mit dem Kopf zum Ausgang, einer öffnete die Tür des Krankenzimmers und einer stützte Franjo, damit er nicht aus Versehen in die falsche Richtung lief. Ob der arme Kerl hier auf dem Schreibtisch operiert wurde, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass Ljubiša das mit dem Stichtag wörtlich nahm und dem armen Schwein die Narbe der Länge nach wieder aufschlitzte. Weil er keine 120 Mark auf Tasche hatte! Nach der Klinik ist vor der Klinik. Und die Schabe soll Franjo geschworen haben, dass er ihm einen Reißverschluss einnähen würde, wenn er in vier Wochen nicht alles zahlte. Zuzüglich Zinsen, versteht sich!
Aus meiner Nase tropfte es wie Wasser auf die Schlachterplatte. Ein wenig Blut fand allerdings auch seinen Weg den Rachen herunter. Ich musste husten und prusten und bedeckte irgendwelche blöden Papiere auf dem Schreibtisch mit einem hellroten Sprühfilm. Das rief den Schrank in meinem Nacken auf den Plan. Er drückte mein Gesicht in die Blutlache, und dann war Schluss mit Prusten. Ich hörte, wie die Schabe eine Schublade aufzog und nach kurzem Herumkramen wieder zuschob. Aus den Augenwinkeln nahm ich eine schnelle Bewegung und etwas metallisch Blinkendes wahr. Das metallische Etwas war ein Metzgerbeil, und Ljubiša holte  auch wie ein Metzger aus.
Ich sah das Beil in Zeitlupe auf meine linke Hand niederfahren. Ich bin zwar Rechtshänder, aber das tut der Liebe zu jedem Finger meiner Linken keinen Abbruch. In stiller Trauer verabschiedete ich mich von ihnen allen. Ein besonderes Ade galt meinem kleinen, blutenden Finger, den ein jahrelang gepflegter stabiler und formschöner langer Nagel zierte. Nach dieser Zeremonie schloss ich die Augen. Amputationen waren einfach nichts für mich. Ohne Zucken, Rucken und Mucken ließ ich das Unausweichliche auf mich zukommen, damit die zum Schlachter mutierte Schabe mir garantiert nur die Finger und nicht etwa die halbe Hand
abschlug.
Die Holzplatte federte, als die Hacke jaulend eine neue Kerbe schlug. Blut spritzte mir ins Gesicht. Die Schränke ließen mich los. Ich schrie wie wild, riss meine Augen auf und sah meinen Lieblingsfinger geköpft, nagellos vor der breiten Schneide liegen. Der erwartete Schmerz blieb aus. Der verrückte Serbe hatte nur den Nagel abgetrennt. Haarscharf vor der Fingerkuppe.  
Dennoch, was zu viel ist,ist zuviel,und mir wurde übel. Ich schwankte auf meinem Stuhl hin und her. Die ekelige Kakerlake sah ich nur noch undeutlich hinter seinem Schreibtisch stehen, und was links und rechts neben ihm war, verschwamm gänzlich vor meinen Augen. Kurz bevor ich wegtrat, hörte ich Ljubiša noch wie durch eine Wand sagen:
"Ја ти се кунем у све што ми је свето, следећи  пут ћу ти прсте отсећи, ако ти не платиш!"13 (13 Serbisch "Ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Das nächste mal ist der Finger dran, wenn du nicht ALLES zahlst!")

*

Als ich  wieder zu  mir kam, saß mit dem Kinn auf der Brust ich an einer Mauer gelehnt. Hemd und Hose feucht von Blut, den Geschmack von Blut im Mund, und mir war kotzübel.
Automatisch betastete mein Gesicht, meine Zähne, meine Finger. Alles klebrig-feucht, aber alles noch dran. Es dauerte noch eine Weile, bis ich wach genug war, um einen  ersten klaren Gedanke zu fassen. Der galt meiner Geldbörse. Hektisch klopfte ich die Taschen meiner Jacke ab, fand sie aber nicht. Da fiel sie mir geöffnet vom Schoß. Ich nahm sie und zählte mein Geld. 55 Mark. Genau 400 Piepen fehlten. Die Schweine hatten sich also selbst bedient und auch die Zinsen nicht vergessen. Ich versuchte das positiv zu sehen: Die nächsten vier Wochen hatte ich also vor dem Bestatter und seiner Bande Ruhe. Aber so richtig ruhig wurde ich darüber nicht; denn unweigerlich drängte sich mir die Frage auf, wo und wie ich binnen vier Wochen zusätzliche 2800 Mark herbekam.
Die Gedanken führten zu nichts, also gab ich sie auf. Ich schaute mich um. Wo hatten die Schränke mich eigentlich raus geschmissen? Vor mir eine Straße, über mir Leuchtreklame von Coke und Sinalco und gegenüber, auf der anderen Straßenseite eine Bäckerei. Den kannte ich. Alles klar, ich saß an der Hörder Straße, in der Nähe des alten Nazi-Arbeitslagers, etwa fünf Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Ich machte mich auf die Socken. Während des Fußmarsches überlegte ich mir dann doch, wie ich zu Geld kam, weil ich sonst meines Lebens nicht mehr sicher war, nicht in Deutschland, nicht in Jugoslawien. Und ob der dürre Arm der Kakerlake nicht auch bis nach Holland, Belgien oder Österreich reichte, wer wusste das schon genau?
Es war grundsätzlich nicht meine Art, Finanzplanungen ohne Zettel und Stift machen. In diesem besonderen Fall brauchte ich allerdings keinen Zettel und anstelle des Stiftes nur drei Finger:
1.Meine 55 Mark waren zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel. Unter der Hand arbeiten brachte nicht die Kohle, die ich brauchte. Und unter Druck binnen vier Wochen 2800 Eier und das Geld für´s tägliche Leben erzocken... vergiss es einfach, Igor! Es war schon hart genug, die erste Rate unter Druck zu erzocken.
2.Auf meinem Bankkonto herrschte Ebbe, und das würde auch so bleiben. Darüber musste ich mir also nicht den Kopf zerbrechen.
3.Die Miete und alle Abgaben waren bezahlt, die Suzi vollgetankt, der Kühlschrank gut bestückt. Wenigstens hier war für die nächsten Tage alles im grünen Bereich.
Nichts desto Trotz: Guter Rat ist teuer, und ich hatte kein Geld.
'Was würden andere in deiner Situation machen, Igor? Denk doch mal nach!' Ich ging meinen Freundeskreis der Reihe nach durch und blieb bei Lui hängen. Hatte der nicht auch mit 50 Mark ein großes Ding angefangen? Mein alter Freund lebte in Bork, einem kleinen Kaff vor Selm, und wir sahen uns nur noch selten, seit ich nach Dortmund gezogen war. Als ich noch in Selm wohnte, waren wir die besten Kumpels gewesen. Wir hatten quasi dieselbe Blutgruppe, standen beide auf Zocken, Rocken und Biken. Ab und zu fuhr der eine beim anderen vor, oder wir trafen uns mit anderen Bikern sonntags auf der Syburg.
Ich wusste, dass Lui mir helfen würde. Ohne es recht zu merken, erhöhte sich die Schlagzahl meines Schritts. Adrenalin! Ich hatte einen Plan. Jetzt schnell nach Hause, Duschen, Wunden versorgen. Tetanus? Egal! Essen? Mir war immer noch übel. Hauptsache, ich konnte schlafen. Morgen würde ich zusammen mit Lui in die Zukunft investieren! Zocken, was das Zeug hält, und zwar nach der "Methode Lui", wie er sie augenzwinkernd nannte. Und logischer Weise nicht mit blaublütigem Ungeziefer. Mein erstes Ziel war, die 400 Eier Bares wieder rein zu holen! Und dann mal sehen, wie es lief. Das war, auf den Nenner gebracht, mein ganzer Plan. Sie finden das kläglich? Ich fand das großartig!
Ich hatte nicht viel Zeit und einem Finger zu verlieren. Aber am Horizont sah ich schon, wie  mein   bischen  Geld  sich  verdoppelte, verdreifachte, verzehnfachte.
Ich war eben ein Zocker. Und dafür, dass das Glück uns auf jeden Fall hold war, würden Lui und ich schon sorgen.
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Hitchhiker
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Beitrag21.09.2011 14:12

von Hitchhiker
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Hallo Peter,
jetzt habe ich endlich ein wenig Zeit für deinen Text gefunden wink Da ich unter akuter Faulheit leide, erwarte bitte keine Detailkritik von mir, dafür ist der Text einen Ticken zu lang.

Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion sind sehr solide, auf jeden Fall konnte ich beim Lesen keine schwerwiegenden Mängel erkennen.
Der Stil an sich ist auch okay, allerdings bin ich persönlich kein Freund von Ich-Erzählern, das ist aber natürlich Geschmackssache.

Als ich das Kapitel ausgelesen hatte, merkte ich, dass etwas elementares fehlte: Die Spannung.
Obwohl du sehr leb- und bildhaft schreibst und ich mich durchaus in die Situation hineinversetzen konnte, fehlte die Spannung fast vollständig. Ich weiß nicht, ob das stilistisch von dir so beabsichtigt war, es tut dem Text aber meiner Meinung nach nicht gut.
Der Grund, warum der Text mich als Leser nicht mitgerissen hat, war einfach die Tatsache, dass du im allerersten Abschnitt praktisch schon alles verrätst und somit dem ganzen Konflikt die würze nimmst:

Zitat:
Ich lebte vom Zocken, von gelegentlicher Schwarzarbeit als Fleischer und von der Stütze. Und ich lebte nicht schlecht. Bis zum 6. März 1986 jedenfalls, jenem unglückseligen Tag, an dem ich zum ersten mal in meiner zehnjährigen Karriere so richtig verzockt hatte. Über 2000 Mark. Das war damals viel Geld für einen arbeitslosen Jugo. Aber scheiß auf das Geld. Das kam und ging und war nicht das Problem. Das Problem war, dass ich meinen Meister ausgerechnet in dieser serbischen Schabe Ljubiša Petrović gefunden hatte, einem Schädling, der schon an guten Tagen ungenießbar war.


Alles, was danach kommt ist im Grunde nur eine detaillierte Wiederholung des ersten Abschnitts. Das Spiel mit dem selbst ernannten König bringt keinen Nervenkitzel, der Leser weiß ja schon, dass der Protagonist verliert! Das würde ich wahrscheinlich anders aufbauen und im Vorfeld nichts, bzw. sehr viel weniger verraten oder die komplette Geschichte chronologisch erzählen. Du verspielst dir sonst einen wichtigen Spannungsmoment, gerade im ersten Kapitel muss der Leser bei der Stange gehalten werden, sonst wird er denken: "Wieso soll ich bitte weiterlesen, ich weiß doch schon, was passiert."

Das nur, als kleine Anregung, ich hoffe, du weißt, was ich meine wink
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Peter Müller
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Beitrag21.09.2011 16:09

von Peter Müller
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Hitch, auch das war sehr hilfreich, Besten Dank und Grüße an die Galaxis.

Du leidest unter chron. Faulheit? Gibt es da keine Arznei gegen? Okay, dann müsste man doe Faulheit überwinden und das Haus verlassen, um diese zu kaufen.

Hatte dich gefragt, was du so machst und so weiter. jetzt weis ich es: Faul sein und gute Kritiken schreiben. Gehe ich recht in der Annahme, dass du anonym bleiben möchtest?
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Hitchhiker
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Beitrag21.09.2011 23:40

von Hitchhiker
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Zitat:
und gute Kritiken schreiben


Naja, das würde ich persönlich nicht unterschreiben, aber danke für das Lob wink Hauptsache, ich konnte dir mit meinem Feedback weiterhelfen.

Ja, du gehst recht in der Annahme, dass ich zurzeit lieber anonym durch dieses Forum reisen möchte...natürlich in meinem schicken Raumschiff mit unendlichem Unwahrscheinlichkeitsdrive wink

Bis dahin, beste Grüße!
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Peter Müller
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Beitrag22.09.2011 00:26
anonym
von Peter Müller
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Mir hast du auf jeden Fall geholfen.
Anonym finde ich allerdings etwas merkwürdig.
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Hitchhiker
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Beitrag22.09.2011 00:42

von Hitchhiker
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keine Sorge, das hat keine besondere Bedeutung. Ich finde es zur Abwechslung mal ganz erfrischend, anonym zu sein. Wenn mir danach ist, werde ich mein Profil mit mehr Infos füttern wink
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Peter Müller
Geschlecht:männlichSchneckenpost
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P
Beitrag22.09.2011 09:20

von Peter Müller
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kein Problem, Hitchhiker. Ich hab da keine Angst, ich finde es nur ungewöhnlich, dass du als anonymer Schreiber hier im Forum so aktiv bist.
Wann bekommen wir eine erste Kostprobe deines eigenen Schaffens zu lesen?
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Hitchhiker
Geschlecht:weiblichEselsohr

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Beitrag22.09.2011 19:38

von Hitchhiker
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Gute Frage, Peter  Very Happy Ich habe bald vor, den Prolog meines Romanprojekts in die Werkstatt zu posten, mal schauen, was dabei so heraus kommt!
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Peter Müller
Geschlecht:männlichSchneckenpost
P

Alter: 60
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Beitrag22.09.2011 21:03
Prolog
von Peter Müller
pdf-Datei Antworten mit Zitat

Also, mit Prologen kenne ich mich jetzt aus Laughing  Bin ja mal gespannt
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