[Kge] Die Rose

[Ana Belle]

Die Rose

Draußen peitschte der Regen über die Stadt und verwandelte die viel befahrenen Straßen in aufgewühlte Bäche. Passanten duckten sich unter ihren Regenschirmen und wickelten sich enger in ihre Wintermäntel. Ein Blitz zerschnitt den wolkenverhangenen Himmel und der nachfolgende Donner ließ ihn zusammenzucken.

Er saß mit dem Rücken zur Heizung in seiner Wohnung. Gedankenverloren strich er über den rauen Teppich. Sein Blick war starr, fing nichts mehr ein.
Seine Wohnung war sehr klein, kaum mehr als ein Zimmer. Mitten in diesem Zimmer stand eine uralte Couch. Wenn er darauf schlief, pieksten ihn die Federn in den Rücken. Vor der Couch wiederum stand ein kleines hölzernes Tischchen.

Auf diesem Tisch aber lag es. Sein Unglück. Sein Verhängnis. Sein ständiger Fluch.
Wie konnte er sich nur jemals auf so etwas einlassen. Ausgerechnet er!
Schmächtig, kränklich und schwach wie er nun einmal war, hatte er sich auf das gefährlichste Geschick der Menschheit eingelassen.

Er zitterte. Die Heizungsrohre waren eiskalt. Seit wann funktionierte sie nicht mehr? Wann hatten sie sie abgeschaltet? Er wusste es nicht mehr. Es war ihm egal.
Noch fester kauerte er sich zusammen, umschlang die dünnen Beine mit seinen Armen.
Wohin hatte ihn all das geführt? Was war noch zu tun? Was blieb noch?

Sein Blick fiel auf die Vase auf dem Fensterbrett. Eine einzelne Rose stand darin im trüben Wasser. Vielleicht sollte er das Wasser wieder wechseln? Ja, genau. Er würde das Wasser wechseln.
Doch stattdessen krabbelte er zu dem Tisch und nahm ein zerschlissenes Blatt Papier in die Hand. Wieder las er es. Wieder und wieder flog sein Blick über die Zeilen.

ââ?¬Å¾Lieber Tom, wir sehen uns Samstag. Ich freue mich schon! Carinaââ?¬Å?

Noch ein zweites Blatt lag daneben. Ein Briefbogen, nicht weniger zerschlissen. Er hatte den Brief geschrieben und ihn nie vollendet. Er konnte ihn nicht zu Ende schreiben. Es ging einfach nicht. Niemals würde dieser Brief sie erreichen. Niemals der Umschlag durch ihre zärtliche Hand zerrissen werden. Niemals würden ihre atemberaubend schönen Augen Blicke über die Zeilen wandern lassen. Niemals.

Wieder sah er die Rose an.
ââ?¬Å¾Morgen. Morgen ist Samstag. Sie wird sich freuen. Ja, wenn ich ihr die Rose schenke, wird sie es wissen. Oder? Morgen.ââ?¬Å?

Er lächelte, strich den Briefbogen glatt und begann zu schreiben.

Die Rose aber war längst verwelkt.

[Pat]

Schön, weiter so!

[SB]

Wirklich toll geschrieben !
Werde glatt Gesamtnote 80 abgeben.

[Ana Belle]

  *freufreufreu* Dankeschön!
Feedback ist das Größte!  

[Jo'ogn]

Klingt sehr dramatisch - vor allem, weil noch nicht klar ist, was eigentlich wirklich los ist. Gebe auch so um die 75 bis 80. Ein Tick zu viel "überdramatische" Wortwahl ("zerschnitt den Himmel") für mein Geschmack.