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Autor |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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16.07.2011 17:30 Vergehen 1 & 2 von Jocelyn
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Als Mädchen war sie gar nicht schön,
verlangte eine Welt, die Regel kaum
mehr als ein Schutz und blieb
während der Tage, der Beginn
von Frühling. Beste Zeit,
wie ein Geäst aus Lichtgespenstern,
Freude unter Wolken, Taumel,
Blätter, die der Wald benutzt
und wacht. Im satten Schein kriecht er
aus Wiesenrändern, Duft, Gerinnung
willenloser Speisen, Lust -
Gewinn im Rosentrinken.
Weitere Werke von Jocelyn:
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 13:32
von Jocelyn
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Hinab die Flut der Jahre, die Ufer der Gedanken.
Im Garten fließen Wasser, die Kinderaugen bringen
Freude. Es wachsen Bäume, die mit den Blumen träumen,
Und in der Wiesenkühle erklingt ein Amselsingen.
Im hellsten Tagesschimmer erwachen die Gespenster,
Die mit den Blättern fallen und Worte niederschreiben,
Die an die Scheiben trommeln. Es taumeln Wolkennester
Und alte Morgen trüben. Beginn von Nebelleiden.
Die Hülle der Wälder wartet, wenn an feuchten Wegen
Münder Säfte saugen, die wie reife Äpfel schmecken
Und vergehen. Die Erde, auf der sie sich vermehren,
Verteilt sich und kriecht. Sie waren immer Eins gewesen:
Leben. Ihr Duft, die Nacht, ihr stilles Schattenlecken:
Verlangen. Und neue Blüten, die sich nicht verwehren.
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Gast
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20.07.2011 16:00
von Gast
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Hi Inkognito,
für das Sonett gilt: Wo das Metrum schwächelt, schwächelt auch das Gedicht. Dieses hat wegen der interessanten Bilder wirklich Potential, sollte aber formal bearbeitet werden.
Vorschlag: Silbenbild unterlegen.
Die Sonettkonventionen schlagen einen fünf- oder sechshebigen Jambus als Versmaß vor. Ich habe Könner auch Daktylen schreiben lesen dürfen. Das aber sollte man nur tun, wenn man den Rest wirklich, also das in üblichen Formvorschrift enthaltene, perfekt beherrscht.
In den Endreimen können sich männliche und weibliche Kadenzen abwechseln, müssen aber nicht mehr unbedingt. Melodiöser ist der Wechsel jedoch allemal. Der Kniff verhindert nämlich das Leiern des Vortrags auf natürliche Weise.
In diesem Sinne frohes Schaffen. Wäre hier nicht Inkognito am Werk, würde ich die Abtrennung des 2. Versuchs vorschlagen und diesen zur Detailbearbeitung in die Werkstatt verweisen. Dann würde ich much evtl. breitschlagen lassen, die Metrenfehler exakter zu benennen.
LG W.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 18:26
von Jocelyn
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Ja, in dem Sonett sind Fehler drin, stimmt. Sie haben mich nicht gestört. Aber wenn sie den Leser stören, werde ich sie beseitigen. Gib mir ein paar Minuten, bitte.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:03
von Jocelyn
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Hinab die Flut der Jahre, die Ufer der Gedanken.
Im Garten fließen Wasser, die Kinderaugen bringen
Die Freude. Bäume wachsen, die von den Blumen träumen,
Und in der Wiesenkühle erklingt ein Amselsingen.
Im hellsten Tagesschimmer erwachen die Gespenster,
Die mit den Blättern fallen und Worte niederschreiben,
Die an die Scheiben trommeln. Es taumeln Wolkennester
Und alte Morgen trüben. Beginn von Nebelleiden.
Die Wälder tragen Hüllen, wenn an den feuchten Wegen
Die Münder Säfte saugen und reife Äpfel schmecken,
Im Moder weiche Erde, auf der sie sich vermehren,
Verteilen, wenn sie kriechen. Sie sind nie mehr gewesen
Als Leben, Duft der Nächte, ihr stilles Schattenlecken:
Verlangen nach den Blüten, die sich in Lust nicht wehren.
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Gast
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20.07.2011 19:05
von Gast
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Besser, aber immer noch nicht fertig.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:07
von Jocelyn
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Jetzt ist, glaube ich, kein Fehler mehr drin. Aber dafür ist auch was weg. So ist das vielleicht mit der Fehlerlosigkeit: Sie kostet etwas. Das Unflüssige.
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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20.07.2011 19:12
von EdgarAllanPoe
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Jocelyn, sind die formalen Sprünge beabsichtigt (s. unregelmäßige Abfolge der Hebungen und Senkungen)?
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:15
von Jocelyn
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Bitte, meinst du die Verbesserung?
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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20.07.2011 19:16
von EdgarAllanPoe
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Ja.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:21
von Jocelyn
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Was ist denn bitte noch falsch? Ich meine, es geht doch hübsch so:
Auftakt und in der Mitte Auftakt, dazwischen drei Betonungen, insgesamt sechs pro Vers.
(Ich kann diese Hebe-Senk-Schrift nicht, weil ich mir die Zeichen nicht merken kann...zum Nachschlagen bin ich zu faul.)
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:25
von Jocelyn
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Wenn Celan schreibt:
Zitat: | Hinab glitt ich die Flüsse, von träger Flut getragen |
dann ist das auch nicht anders.
(Ich wollte das nur mal üben...grr...für dieses Schiff...)
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Gast
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20.07.2011 19:34
von Gast
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Zitat: | Hinab die Flut der Jahre, die Ufer der Gedanken.
xXxXxXx / xXxXxXx
Im Garten fließen Wasser, die Kinderaugen bringen
xXxXxXx / xXxXxXx
Freude. Es wachsen Bäume, die mit den Blumen träumen,
XxxXxXx / xXxXxXx
Und in der Wiesenkühle erklingt ein Amselsingen.
xXxXxXx / xXxXxXx | So geht's, da steht's. Wie ich sagte, stimmt nicht (ganz).
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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20.07.2011 19:36
von Jocelyn
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Danke. Das kann ich mir merken. Das ist schön einfach. Auch logisch, klein, groß, klein...gut!! Du hast mich gerettet.
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Gast
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20.07.2011 19:56
von Gast
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Lb. Jocelyn,
ich darf Dir sagen, daß ein Großer unter den lebenden Sonettisten, wenigstens halte ich ihn für einen solchen, mir ebendieses Silbenbild solange um die Ohren gehauen hat, bis es einigermaßen geklappt hat.
Gut, man darf's mit den Formalismen nicht übertreiben. Zu Anfang jedoch hilft es, sich im Handwerk zu üben.
Nach diesem Thema nun das nächste: Wo, bitte, ist das Dialogische, das Diskursive dieses Sonetts? Tja, taffe Frage. Ich sehe es nicht. Also nix mit Sonett.
Nun sage ich klar, daß mir dieser Text wirklich inhaltlich gerade wegen der innovativen, nicht abgegriffenen Metaphern sehr zusagt. Aber: Wenn wir Sonett angedient bekommen, will wenigstens ich eines bekommen.
Also. ich höre!
Dennoch sehr gerne gelesen!
LG W.
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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21.07.2011 09:15
von EdgarAllanPoe
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Okay, an Celan hatte ich gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis!
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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21.07.2011 09:20
von Jocelyn
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EdgarAllanPoe hat Folgendes geschrieben: | Okay, an Celan hatte ich gar nicht gedacht. Danke für den Hinweis! |
Schön. Ich finde in der zweiten Version des Sonetts deshalb keinen metrischen Fehler. Bist du jetzt meiner Meinung?
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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EdgarAllanPoe Poepulistischer Plattfüßler
Alter: 31 Beiträge: 2356 Wohnort: Greifswald
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21.07.2011 09:37
von EdgarAllanPoe
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Ja.
_________________ (...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan
Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"
Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.) |
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Gast
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21.07.2011 09:47
von Gast
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Nur daß Celan damit nichts zu tun hat, nebenbei bemerkt, und zwar rein gar nichts.
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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21.07.2011 09:51
von Jocelyn
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Zitat: |
Nach diesem Thema nun das nächste: Wo, bitte, ist das Dialogische, das Diskursive dieses Sonetts? Tja, taffe Frage. Ich sehe es nicht. Also nix mit Sonett.
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Strophe Eins: Naive Lebensfreude.
Strophe Zwei: Zweifel, Alt oder/und krank werden.
Synthese: Liebe der Sterblichkeit. Genuss im Verfall.
Es ist natürlich mehr Entwicklung als Dialog, das stimmt. Take it easy, mein Gott!
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Jocelyn Bernsteinzimmer
Alter: 59 Beiträge: 2251 Wohnort: Königstein im Taunus
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21.07.2011 09:52
von Jocelyn
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Zitat: | Nur daß Celan damit nichts zu tun hat, nebenbei bemerkt, und zwar rein gar nichts. |
Guten Morgen: Ich bezog mich auf die Metrik, sonst nix.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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Gast
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21.07.2011 14:29
von Gast
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@ Jocelyn
Ich nehm's ziemlich leicht, da es nicht mein Gedicht ist sondern Deins. Du mußt wissen, was Du aus den Tips, die Dir andere geben, machst.
Stay tuned!
W.
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