Sonntags gegen Abend

[Hallogallo]

Die Schläfrigkeit des Nachmittags ist verdunstet
das Schweben über der Couch
will nicht mehr gelingen

und wie jeden Sonntag um die Zeit
fängt irgendwas zwischen Bauchmuskeln und Magen langsam an
sich zu verkrampfen

vielleicht hängt das mit meinem Kreislauf zusammen
aber die Farben sehen blasser aus
als noch vor ein paar Stunden
und der Lärm der Nachbarskinder
klingt irgendwie hohl
fast wie durch Watte

auf einmal juckt auch der Insektenstich vom Mittwoch wieder tierisch
und dann fällt mir blöderweise ein
dass morgen Abend Eigentümerversammlung ist
und der Psychopath vom Eckhaus
wie immer eine Grundsatzrede halten wird

Melancholie schwappt in dichten Wellen durch die Terrassentür

schnell noch bei den Eltern anrufen
und eine SMS an den Schulfreund in der Schweiz

dann die Aktentasche packen
und ein bisschen Tatort schauen

hoffentlich kann ich danach wenigstens schlafen

[meerenblau]

Sehr treffend. Kann man sich so richtig gut vorstellen, und jeder hat bestimmt schon mal solche Sonntage erlebt.

Nur dass die Melancholie von außen ins Zimmer kommt, finde ich, passt nicht so ganz. Wieso von außen? Breitet sie sich nicht einfach so aus einem selbst heraus aus?

Aber davon abgesehen - echt klasse. Kompliment

[BlueNote]

Gefällt mir, diese Beschreibung jenes "unbestimmten Gefühls". Etwas seltsam liest sich aber, dass es dem Protagonisten ausgerechnet vor der Grundsatzrede des "Psychopaten" auf der Eigentümerversammlung graut. Seltsame Eigentümergemeinschaft ...

Ja, aber sonst ... herrlich unlyrisch!

BN

[Hallogallo]

Danke für die freundlichen Kommentare ... und das mit der Eigentümergemeinschaft ist leider weitegehend der Realität entlehnt ...

[meerenblau]