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Autor |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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28.06.2011 10:18 Nach einem Abend mit Eastwood von Pencake
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Nach einem Abend mit Eastwood,
mit einem Autoklassiker von Ford,
mit einer asiatischen Nachbarsfamilie,
mit mehreren Verletzten und zwei Toten,
habe ich davon geträumt,
über eine Brücke zu fahren,
unter mir das Glitzern des Flusses
und ein Motorboot,
das Richtung Ufer pflügt,
ich winke von hier oben
und eine Frau mit einem Tuch im Haar
winkt zurück.
Ich bin überwältigt vor Glück,
verliere die Kontrolle übers Steuer,
durchbreche das Brückengeländer,
tauche ins Wasser,
öffne das Fenster,
schwimme dem Boot hinterher,
klettere an Bord,
alles ist so einfach
und meine Mutter nimmt mich
in ihre Arme,
eine Kurve später
sitzen wir am Küchentisch,
trinken Wein,
irgendwann steht sie auf
und verlässt das Haus.
Ich werde traurig,
gehe in die Garage,
will wissen, ob das Auto noch da ist,
da sehe ich ihn,
wie er mit einem Gewehr auf mich zielt,
im Gesicht nichts
als männlicher Stolz,
ich hebe die Hände,
halte sie vor meine Augen,
jemand nimmt sie weg,
dicht vor mir
das zerschlagene Gesicht eines Mädchens,
sie küsst sanft meine Stirn und lächelt:
"Die einen sind fort
und wir sind deine Nachbarn,
wir alle sind bei dir."
Weitere Werke von Pencake:
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 28.06.2011 17:36
von Aranka
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Ja, nach einem Abend mit Eastwood, da können die Gedanken schon Meeresachterbahn fahren und die Gefühle eines ganzen Lebens auf den Wellen tanzen. Ich konnte mich nach einem Montagabend mit Eastwood an einem Dienstagnachmittag gut in deinen Träumen zurechtfinden. Habe mich gerne aus der Kurve werfen lassen und bin mit Spannung und Anspannung all die Wendungen der Gefühle und Gedanken, die du in so gekonnten Bildern und Worten einfängst, gefolgt. Wahnsinn, wie schnell du reagierst, auf einen Film, auf dich nach diesem Film und wie genau du registrierst. Die Zeilen kommen in einem bewegten Wellengang daher, treiben auch den Leser ein wenig und nehmen ihn mit in ein rasches Wahrnehmen. Fischt man jedoch die Gefühle und Gedanken einmal aus dem Wellengang und reiht sie auf, um sie in einem Hintereinander zu betrachten, dann führt mich dein Text über: „überwältigt vor Glück / Kontrolle verlieren / in den Arm genommen werden / Verlust / traurig werden / männlicher Stolz / Angst /“
Hinein in ganz wunderbare Schlusszeilen.
Bin sehr berührt. LG Aranka
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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29.06.2011 09:16
von Pencake
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Moin Aranka,
vielen Dank für deinen ausführlichen
Kommentar, freut mich, dass du den
Text so umfangreich nachvollziehen
konntest. Wobei ich wohl Glück bei
dir hatte, dass du den Film auch
kennst. Und sogar - wie ich - gerade
gesehen hast.
Ich habe mich gefragt, ob das Stück
auch funktioniert, wenn jemand den
Film vergessen hat oder gar nicht kennt.
Ich befürchte, dass dann kaum etwas mit
ihm anzufangen ist.
HG, Niko
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lupus Bücherwurm
Alter: 56 Beiträge: 3914 Wohnort: wien
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29.06.2011 10:20
von lupus
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Zitat: | Ich habe mich gefragt, ob das Stück
auch funktioniert, wenn jemand den
Film vergessen hat oder gar nicht kennt. |
servus Niko,
kenn den Film nur auszugsweise
und ja es funktioniert
bin ziemlich begeistert
bist ohnehin in Hochform zur Zeit, gell
schönen Tag noch
_________________ lg Wolfgang
gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben
-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi |
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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29.06.2011 12:00
von Pencake
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Moin Lupus,
cool. Natürlich hatte ich im Stillen gehofft,
auf diese Frage eine Antwort zu bekommen.
Dass sie positiv ausfällt, bereitet mir große
Freude.
Wie sagte Moses gestern, dem ich den Text
("hey, schau mal, könnte die gefallen") unter
die Nase hielt: "Versteh ich nicht. Weiß auch
nicht, ob sowas in diese Form gehört."
Natürlich strecke ich ihm nun nicht den
Zeigefinger hin. oder sage Sachen wie:
Siehste, hast halt einfach keine Ahnung.
Oder: Junge, du bist inzwischen einfach zu
abgestumpft. Oder ziehe eine Grimasse,
verlange ein Bier - und die Telefonnummer
der letzten Schickse, die er abgeschleppt hat.
Nein, sowas mache ich nicht. Weshalb?
Naja...
Nee, mal ganz abgesehen von meinem
Gequatsche: Dank dir Lupus, freut mich
und mal schauen, ob sich dennoch - gewiss
berechtigtes - Unverständnis finden mag.
HG, Niko
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Babsi Eselsohr
Beiträge: 232
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29.06.2011 12:29
von Babsi
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Hi, ich kenne den Film nicht aber Eastwood ist immer gleich cool mit einem großen Herz. Dein Gedicht empfinde ich gerade so, eine großartige Studie
des Empfindens so zu sagen "Gefühlsbad". Was mir besonderes hinhaut ist dieser schnelle Übergang mit der Genauigkeit und Vergrößerung einer Szene des Films wo ein wahres Bild auf ganz subtile Weise entsteht. Bewundere auch die Renaissance in deinen Werken, schöne Grüsse Babsi
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Gast
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29.06.2011 13:43
von Gast
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Hallo ... es war seltsam, du Wiederaufbereitungsanlage! Und verwirrend dazu, denn es ist eine ganze Weile her, dass ich den Film gesehen habe und dann scheinst du die Szenen durcheinandergeworfen zu haben, ich fand nicht den Film wieder sondern einzelne Szenen, und dann springst du auch noch von einer Perspektive zur anderen? Du bist der Junge und der Alte, und das glitzernde Wasser, war das der Anfang oder - wie mir scheint - der Abspann? Es war ein gutes Erlebnis, denn mir ist von diesem Film geblieben, dass nichts unverrückbar ist, dass bis zum letzten Tag alles möglich ist.
Klar hat der Text hier seinen Platz, es wär auch noch Platz für ein Gelege von Moses, von Zeit zu Zeit ...
Was ist das Geheimnis deiner Hochform?
Beste Grüsse
Anja
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 29.06.2011 14:18
von Aranka
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Hallo Niko
Hatte bisher noch gar nicht darüber nachgedacht, dass dein Text vielleicht ohne den Film zu kennen, Probleme bereiten könnte. Darauf hin habe ich ihn mir noch einmal durchgelesen. Er funktioniert aus meiner Sicht auch einwandfrei ohne die erste Strophe.
Natürlich schwingt der Film bei dem Leser, der ihn kennt an bestimmten Stellen deutlich mit, aber er lenkt natürlich auch in eine Richtung. Lese ich deine Zeilen ohne den Filmhintergrund, ergeben sich sogar weit offenere Deutungsmöglichkeiten. Nimm nur die Stelle mit dem Auto und dem männlichen Stolz und das in der Zusammenschau mit der Vorstrophe, aus der die Szene mit der Mutter noch nachhallt. Vielleicht bekommt er sogar ohne Anbindung an den Film eine ganz neue
Sicht. Allein die letzten Zeilen bieten neuen Raum für eine ganz eigene Geschichte.
Vielleicht würde die Andeutung im Titel schon fast reichen. Also, ich sehe den Text auch vollkommen unabhängig vom Film als sehr reizvoll und gelungen an.
Gruß Aranka
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Pencake Exposéadler
Alter: 55 Beiträge: 2364 Wohnort: Hamburg
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13.07.2011 08:18
von Pencake
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Moin Babsi, Lorraine und Aranka,
tschuldigt, bin euch zumindest noch
ne kurze Antwort schuldig.
Was soll ich sagen, vielen Dank,
und ich bin froh, dass der Text auch
ohne Filmhintergrund ankommt.
HG, Niko
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