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Pat Langdon
Geschlecht:weiblichReißwolf

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Beitrag15.08.2011 14:05
Noch einmal...
von Pat Langdon
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"Noch einmal...möchte ich so ein richtiges Osternest. - Mit selbst bemalten Eiern und einem Schokohasen mit Glöckchen..."
Mit deinen Worten, nachklingend in meinem Ohr, sitze ich an diesem Karfreitag, im Alter von 30 Jahren, in meiner Küche und bemale Ostereier. "Jedem Fünfjährigen würde dies wohl besser gelingen", denke ich, - aber wie könnte ich dir diesen Wunsch versagen.
Seit Wochen schon ist mir bewusst, dass du gehen wirst; - nur der Tag, der ist noch ungewiss. Viele Jahre zuvor hatte ich dir das Versprechen gegeben, dass du an diesem Tag nicht alleine sein würdest. Versprechen sind mir heilig und immer schon konntest du dich darauf verlassen! -
So oft schon hatte ich versucht, mir diesen Tag vorzustellen und immer hatte sie mit Tränen in den Augen geendet.
Jetzt, hier in meiner Küche, ist mein Kopf wie leergefegt, - vakuumverpackt.
Vorsichtig lege ich die gekochten Eier in das mit Kunstgras ausgelegte Körbchen; direkt neben dem Hasen mit dem Glöckchen. Zittrige, schweissnasse Hände, die sich nicht beruhigen wollen, stellen es nach oben auf den Schrank, damit die Katze nicht daran kann.
Ich flüchte aus meiner Wohnung; sitze gedankenverloren in der Bahn; bin auf dem Weg zu dir.
Das Zimmer, das nun schon 16 Monate dein Zuhause ist, wird von Sonnenlicht durchflutet, als ich es betrete. - Du warst nie der Mensch, der groß Gefühle zeigen mochte, aber heute scheint es dir besonders gut zu gehen, denn du lächelst mich an. Wir plaudern einwenig, wieder ein Lächeln. Ein so zauberhaftes Lächeln, das dein ausgemergeltes Gesicht weicher erscheinen lässt. Für einen kurzen Augenblick erkenne ich sie wieder, - meine Oma, - wie sie früher war: lebenslustig, herzlich, unbeschwert. -
Karsamstag: Ich kann spüren, wie du es genießt, dich an alte Zeiten zu erinnern und aufmerksam höre ich dir zu.
Noch einmal...- die schönsten Anekdoten, an die du dich erinnern kannst.
Wir lachen viel, doch zwischendurch schlucke ich immer wieder, - mein Hals schnürt sich zu und "Gott sei Dank" entgeht es dir.
Ein für dich schöner Tag geht zu Ende und ich fahre Heim. Doch schlafen kann ich nicht in dieser Nacht . Ohne groß zu denken, liege ich ängstlich wach. Starre die Dunkelheit mit zitternden Händen an.
Ostersonntag: Vorsichtig lege ich das Osternest in eine Tasche und mache wieder auf den Weg. Freudestrahlend empfängst du mich, an diesem sonnigen Tag.
"Ich wünsch dir Frohe Ostern, Omi - und ich hab dir auch was mitgebracht!"
Gespannte Augen sehen zu, wie ich das Geschenk auf das Tablett stelle, das über deinen Beinen steht. Ich sehe meine 84-jährige Oma an, sehe in ihre Augen: Wie ausgewechselt; strahlende Kinderaugen, voller Erregung.
Ganz vorsichtig berührst du den Hasen, als könne er dadurch zerbrechen.
"Dass du mir diese Freude machst..."
Sie pellt sich ein Ei und isst es genüsslich.
"Noch einmal...", denke ich. Mein Hals schnürt sich zu. - Schlucken.
Wir trinken Kaffee, ein bisschen Geplauder, vergehende Zeit und schon ist es Mittag.
"Ich möchte jetzt eine rauchen", sagt sie.
Ich stecke eine Zigarette an, - doch irgendetwas hält mich davon ab, sie ihr zu geben.
"Ach, - das tut gut!", höre ich sie sagen.
Unter einem Vorwand verlasse ich das Zimmer. Die Schwestern wollen mir nicht glauben, als ich ihnen sage, dass meine Oma heute noch gehen wird. Kopfschüttelnd gehe ich zurück.
16.00 Uhr - Seit Stunden rede ich mit dir, ohne dass du mir antwortest.
21.00 Uhr - Der Kampf beginnt! - Während du beginnst, immer schneller zu atmen, werde ich immer ruhiger. Und jetzt bin ich es, der dir Geschichten aus alter Zeit erzählt. Bin mir nicht sicher, ob du mir überhaupt noch folgen kannst, doch meine Stimme sollst du hören.
23.00 Uhr. - du atmest immer schneller und meine Atmung passt sich der deinen an. - Du willst einfach nicht aufgeben, - noch nicht.
"Alles ist gut, Oma. - Ich bin hier!", höre ich mich sagen.
Noch einmal..., nur ein einziges Mal, würde ich gerne deine Stimme hören. Behutsam streichle ich deine Hand, die in meiner liegt.
Die Nachtschwester kommt herein: "Das sieht nicht gut aus", sagt sie leise. - Dazu fällt mir nichts mehr ein.
23.55 Uhr. Sie fragt, ob wir eine rauchen gehen sollen. ich stimme zu, doch bevor ich gehe, hauche ich dir ein "ich hab dich lieb, - bin gleich wieder da" ins Ohr und gebe dir einen Kuss auf deine Stirn. Streichle noch einmal deine Hand.
Ein kurzes Gespräch mit der Nachtschwester, erkläre ihr, wie meine Oma so ist. Nach zehn Minuten kehren wir in das Zimmer meiner Oma zurück.
Ostermontag:
0.05 Uhr. Nichts zu hören. Kein Atmen mehr!
Die Nachtschwester lässt mich wortlos mit dir allein.
Schweigend sitz ich neben dir; denken kann ich nichts. Benebelt, wie in Trance, der Hals wie zugeschnürt, - schreit mich die unerträgliche Stille förmlich an, doch weinen kann ich nicht!
Meine Hände zittern jetzt nicht mehr, - nehmen behutsam deine Hand, streichle sie ein letztes Mal. Deine Gesichtszüge sind so friedlich, so entspannt, dass ich glaube sogar ein Lächeln erkennen zu können.
Tausend Dinge würde ich dir gerne noch sagen wollen, - hilflos suche ich nach Worten.
"Es tut mir leid", höre ich mich leise murmeln:
Noch einmal...- würde ich keine rauchen gehen. -



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"Wirklich gut bist du nur, wenn du einmal mehr aufstehst, als du gefallen bist" (Pat Langdon)

#Palliative Begleitung - Abschied nehmen" Pat Langdon
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madrilena
Klammeraffe

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Beitrag15.08.2011 14:53

von madrilena
Antworten mit Zitat

Hallo Traumfänger - das ist ein sehr anrührender Text. Ich habe nur ein paar sachliche Kleinigkeiten

So oft schon hatte ich versucht, mir diesen Tag vorzustellen und immer hatte sie mit Tränen in den Augen geendet.
 hatte er mit Tränen

im Alter von 30 Jahren,
klingt mir zu sachlich. Warum nicht: mit meinen 30 Jahren - sozusagen die Aussage noch mehr bekräftigen "ich mit meinen 30 Jahren "
 
 wird von Sonnenlicht durchflutet, als ich es betrete.
Nicht wird, sondern ist

Wir plaudern einwenig
ein wenig wird auseinander geschrieben

das dein ausgemergeltes Gesicht
dass

und ich fahre Heim
heim

Starre die Dunkelheit mit zitternden Händen an.
Das stimmt sachlich nicht, außerdem kommen mir zu oft die zittrigen Hände und das Würgen im Hals vor - da gibt es noch viel mehr Ausdrücke

und mache wieder auf den Weg
mache mich

Noch einmal...- würde ich keine rauchen gehen. -

Seltsamer Schluss - mit wem. Ich nehme natürlich an, mit Omi, aber so würde ich den Satz nicht stehen lassen.

Vielleicht kannst Du mit den Kleinigkeiten etwas anfangen
Lieben Gruß madrilena


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1. "den Himmel mit Händen fassen" ISBN
10:3934136303
2. "Schatten umarmen ISBN 10:3929265133
3. "...und die Zeit stand still" ISBN 10: 3934136311
4."leben" ISBN 10:3934136656
Erhältlich bei Amazon über buchimport Peter Reimer + in Buchhandlungen
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Pat Langdon
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Beitrag15.08.2011 16:41

von Pat Langdon
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Liebe Madrilena,
vielen Dank für deine Korrekturen. Einiges davon hat mir der "Gerold" leider nicht als Fehler angezeigt.

Der Schluss, den du so seltsam findest, bezieht sich auf das ihr gegebene Versprechen, dabei zu sein, wenn sie stirbt. Tatsächlich aber bin ich mit der Nachtschwester eine rauchen gegangen. Der Vorwurf, den ich mir selbst mache, ist das einzige, was mir in dieser "irrationalen" Situation in den Sinn kommt.
Für die "Wiederholungen" muss ich mir noch was einfallen lassen. Rolling Eyes

LG
Traumfänger


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kskreativ
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Beitrag15.08.2011 16:44

von kskreativ
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Den letzten Satz habe ich so verstanden, dass die Oma genau in dem Moment starb als die Erzählerin eine rauchen ging. daher wohl die Formulierung.

Ansonsten, ein anrührender Text.


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C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann.
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Pat Langdon
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Beitrag15.08.2011 16:47

von Pat Langdon
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Hallo KsKreativ,
danke sehr.
Ja, genau so habe ich es gemeint. Übrigens ein Vorwurf, den ich selbst lange nicht verarbeiten konnte.
LG
Traumfänger


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Harald
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Beitrag15.08.2011 16:56

von Harald
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Ich würde mir keine Vorwürfe machen, das ist ein oft beobachtetes Phänomen, dass manche Sterbende sich schwertun, im Beisein eines geliebten Menschen zu sterben.

Und, so sie noch können,  manche bitten um eine Kleinigkeit, um dann in Abwesenheit der Anghörigen "hinüberzugleiten", sich sozusagen "wegtragen lassen".

Andere wiederum brauchen die Nähe und den Kontakt, um still und beruhigt zu sterben!

Deine Oma hat gekämpft, so lange du im Zimmer warst und hat sich nicht mehr gewehrt, als du für einen Moment nicht da warst.

Du hats ihr einen unvergesslichen Augenblich beschert, als du ihr dein Geschenk brachtest, nimm diese Szene mit, nicht vielen ist es kurz vor ihrem Tod vergönnt, noch einemal einen solchen Beweis der Liebe und Anhänglichkeitt zu bekommen ...

LG

Harald


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kskreativ
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K
Beitrag15.08.2011 16:58

von kskreativ
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Ich kenne das Gefühl. Ein ehemaliger Arbeitgeber von mir hat sich vergast, weil ich seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Er war Alkoholiker und kam mit seinem Leben nicht mehr klar. Der Mann war erst 36 Jahre alt, ich war damals 26.

Das ganze Dorf gab mir damals die Schuld an seinem Tod, die reinste Hexenjagd. Und ich frage mich manchmal bis heute ob ich das hätte verhindern können...


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Beka
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Beitrag15.08.2011 16:59

von Beka
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Harald hat Folgendes geschrieben:
Ich würde mir keine Vorwürfe machen, das ist ein oft beobachtetes Phänomen, dass manche Sterbende sich schwertun, im Beisein eines geliebten Menschen zu sterben.

Und, so sie noch können,  manche bitten um eine Kleinigkeit, um dann in Abwesenheit der Anghörigen "hinüberzugleiten", sich sozusagen "wegtragen lassen".


Das wollte ich auch gerade schreiben.
Meine Mutter hat auch "gewartet", bis sie alleine war, und ich habe
das auch von anderen Leuten oft gehört.

Liebe Grüße

Beka
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Pat Langdon
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Beitrag15.08.2011 17:04

von Pat Langdon
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Lieber Harald,
heute kann ich dir zustimmen, doch damals fühlte ich mich einfach nur wie in einem Vakuum. Keine Familie da, (anderweitig beschäftigt), wissend, dass der Tod zum Leben gehört, aber eben trotzdem einsam zurück gelassen. - Und - Versprechen sind mir tatsächlich heilig!

LG
Traumfänger


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Beitrag15.08.2011 18:09

von Pat Langdon
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Hallo an alle, die meine Zeilen gelesen haben.
Ich habe da eine Frage zu Madrilenas Korrekturen:
Wenn ich etwas mehrfach versuche mir vorzustellen, sind es dann nicht "die Versuche", die in Tränen enden?

LG
Traumfänger


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Beitrag15.08.2011 18:46

von Harald
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Traumfänger hat Folgendes geschrieben:

Wenn ich etwas mehrfach versuche mir vorzustellen, sind es dann nicht "die Versuche", die in Tränen enden?


nun ja, auch dies ...

madrilena hat Folgendes geschrieben:


So oft schon hatte ich versucht, mir diesen Tag vorzustellen und immer hatte sie mit Tränen in den Augen geendet.
 hatte er mit Tränen



... ist so nicht richtig, wenn man schreibt ...


... So oft schon hatte ich versucht, mir diesen Tag vorzustellen und immer hatte er mit Tränen in den Augen geendet ...

.. so liest man - lese ich zumindest heraus - dass der Tag mit Tränen endet.

***

Ich würde den Satz so schreiben:

Schon oft waren mir bei dem Versuch, mir diesen Tag vorzustellen, die Tränen gekommen

oder gar:

Schon oft war ich bei dem Versuch, mir diesen Tag vorzustellen, in Tränen ausgebrochen.
 

LG

Harald


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Beitrag15.08.2011 19:01

von Pat Langdon
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Zitat:
so oft schon hatte ich mir vorgestellt... und immer hatte sie in in...

da fehlt ein "n" im Wort.
Danke Harald.
Was ich "rüber bingen" wollte war: So oft man sich mit dem drohenden Tod auch auseinander zu setzen versucht, den eigentlichen "Todestag" kann man sich eben nicht vorstellen.
Vielleicht falsch ausgedrückt?! Embarassed
Was ich gerne wissen würde, da ich noch Anfänger bin: Kommt die "Dramaturgie" von: "Himmel hoch jauchzend - zu Tode betrübt" rüber?
LG
Traumfänger


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madrilena
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Beitrag15.08.2011 19:22

von madrilena
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Mein Mann starb auf einem Spaziergang. Er brach neben mir zusammen. Als es so aussah, dass ich Hilfe holen könnte, bin ich losgerannt. Als ich nach Minuten wieder zu ihm kam, war er tot. Das kann ich heute noch nicht verkraften.
m.


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Beitrag15.08.2011 21:09

von Pat Langdon
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Liebe Madrilena,
deine Antwort zeigt mir ohne Worte, dass ich mein Ziel, Nachdenken auszulösen, erreicht habe. (aus der Sicht des Lesers gesehen). Ich habe deine Zeilen gelesen und was mir einfiel war: Wenn du nun nicht losgerannt wärest, um Hilfe zu holen, aber genau dies ihn gerettet hätte, was würdest du dann heute wohl fühlen.
Ich bin Buddhist und in meinem Glauben sagt man, dass die Seele eines geliebten Menschen noch 48 Stunden zugegen ist. In dieser Zeit warst du doch zurück und du hattest bereits alles versucht. - Er wird das wissen und vielleicht helfen dir meine Worte ein wenig. Verzeihe dir, - so wie ich es getan habe, - denn er wird nicht einmal darüber nachgedacht haben, denn wichtig ist doch nur, dass der Mensch, den man so sehr geliebt hat, an seiner Seite war. Wink

LG
Traumfänger


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Beitrag20.08.2011 13:56

von hexsaa
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Liebe Traumfänger,

noch immer laufen mir Schauer über den Rücken, wegen Deines Textes. Es war, als hätte ich mich selbst da sitzen sehen. Ich bin die letzte Überlebende meiner Familie, habe schon viele zu Grabe getragen, aber jemanden sterben zu sehen, den man jahrelang gepflegt hat, löst widersprüchliche und komplexe Gefühle in einem aus. Ich habe mich an meine Oma geklammert, konnte sie erst loslassen, als ich selbst keine Kraft mehr hatte, ihr Elend weiter mit anzusehen. Soviel zum Persönlichen.

Ich bin noch kein geübter Kritiker, gebe nur meinen subjektiven Eindruck wider: Auf jedem Fall lässt er sich gut mit dem anderen Text verbinden, zu dem ich schon eine Kritik geschrieben habe. Die Frage ist, ob er Veröffentlichungsreif sein soll oder einfach nur ein Niederschreiben der Gefühle ist.
Formal würde ich noch einiges ändern und vor allem sachlicher schreiben.
Ein Beispiel:

Zitat:
Ein für dich schöner Tag geht zu Ende und ich fahre Heim. (Ich würde es auf ein einfaches: Ich fahre nach Hause reduzieren und dann vielleicht eine Alltagsbeschreibung wie einen Einkauf, duschen, mit dem Bruder telefonieren o.ä. dazwischensetzen. Als Leser brauche ich ein wenig Abstand von der Traurigkeit) Doch schlafen kann ich nicht in dieser Nacht . Ohne groß zu denken, liege ich ängstlich wach. Starre die Dunkelheit mit zitternden Händen an. (Kann man mit zitternden Händen starren? Ich liege wach und starre in die Dunkelheit reicht auch)


Eine Geschichte mit autobiografischem Hintergrund zu schreiben, ist schwer. Man erliegt nur allzu schnell der Versuchung, sich in Selbstmitleid und schwülstigen Floskeln zu ergehen. (Ich spreche da aus eigener Erfahrung  Embarassed )
Betrachte das Geschehene distanziert und konzentrier Dich nicht nur auf die dramatischen und traurigen Ereignisse. Schließlich gibt es noch ein Leben außerhalb des Pflegeheims.

LG
hexsaa


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Pat Langdon
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Beitrag20.08.2011 15:00

von Pat Langdon
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Liebe hexaa,
vielen Dank für deine Korrekturen. Ich werde mehr darauf achten, das Leben "außerhalb" mit einfließen zu lassen.
Deine Worte über dich persönlich berühren mich sehr. Ich bin zwar nicht die einzige Überlebende meiner Familie, aber von ihr alleingelassen. Es war die erste Sterbende, die ich zu Grabe tragen musste und dann auch noch die Person, die den größten Platz in meinem Herzen einnahm. Zumal mein Leben "außerhalb" gerade voll den Bach runter ging, da ich krank geworden bin. - Soweit das Persönliche.
Hast du die Autobiografie über die Pflegezeit geschrieben? Ich würde gerne etwas davon lesen.

LG
Traumfänger


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hexsaa
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Beitrag20.08.2011 16:42

von hexsaa
Antworten mit Zitat

Traumfänger schrieb:

Zitat:
Hast du die Autobiografie über die Pflegezeit geschrieben? Ich würde gerne etwas davon lesen.


Nein, ich habe autobiografische Elemente mit einer erfundenen Geschichte verwoben. Als ich das Geschreibsel Monate später laß, bemerkte ich, dass die autobiografischen Teile übertrieben emotional und schwülstig waren.

Um über meine Erlebnisse mit meiner Oma zu schreiben, fehlt mir die nötige Distanz. Ich werde immernoch emotional, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, die mich auch gesundheitlich ziemlich mitgenommen hat. Allerdings habe ich schon öfter darüber nachgedacht, über ihr bewegtes Leben zu schreiben. Dazu müsste ich allerdings noch einiges recherchieren.

Lg
hexsaa


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