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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1196
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 04.07.2011 23:50 Das tote Haus/ Norden von Rosanna
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Das tote Haus
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Zwischen graugrünen Halmen steht auf fauligen Füßen ein Liegestuhl. Sein Stoff ist eine bleiche, zerfledderte Salzkruste. Hinter dem hüfthohen Schilf halb versteckt der Eingang zur Hütte. Die Tür liegt zertreten da. Der Lack weint auf die Fußmatte. Der Wind heult auch.
3
Das Kellergeschoss ist intakt. Auf der Treppe liegt Staub wie eine unberührte Schneedecke. Ich kann nicht glauben, dass hier jemals Menschen waren.
4
Das Meer rauscht.
Ich weiß nicht, woher das Bild kommt dieser verdreckten, gesprungenen Tasse mit dem blauen Blumenmuster. Jedenfalls lehnt sie da, auf ihren Henkel gestützt, in den Überresten eines Hochschranks. Darunter der Herd: geborsten.
4/2
Ein Sturm tobt ums Haus. Es träumt von Ostfriesentee in einer Wolke aus Sahne. Und einem Auge aus klumpigem Zucker.
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Das graue Gras raschelt. Die junge Katze jagt die Maus und der Wind die junge Katze. Ein Ziegel fällt.
Es ist Sonnenuntergang, aber das Grau verdeckt ihr Sterben.
6
Ab und an rollen braune Klumpen über die Klippen. Sie plumpsen wie Steine in den steinernen Brunnen. Dessen Seil ist verrottet. Der Eimer taucht nach Tonscherben. Er bricht nicht. Er ist Blech. Er rostet und wartet auf morgen.
1
Morgen. Zwischen feuchtwarmen Nebelschwaden das Haus. Keine Sonne.
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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1196
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 07.07.2011 15:20
von Rosanna
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Hust.
Och, bitte...
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
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princess of night
Caitiff
 Alter: 59 Beiträge: 906 Wohnort: Planet Erde
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 07.07.2011 16:56
von princess of night
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na gut:
Zitat: | Der Wind heult auch |
wer denn noch?
Zitat: | Ich weiß nicht, woher das Bild kommt dieser verdreckten, gesprungenen Tasse mit dem blauen Blumenmuster. |
Welches Bild? es ist doch ein visueller Eindruck, der definitiv da ist.....
Ja, dies tut es meistens....
Ich nehme an, es gab bisher keine Meldungen dazu weil man etwas ratlos zurück bleibt nach dem Lesen. So ging es mir zumindestens.
Experimentell ok- ich finde aber nicht heraus wieso. Ich bin offen für Experimentelles, aber der Inhalt und die Form reissen mich leider nicht so vom Hocker. Wage einfach etwas mehr, benutze andere Metaphern -vielleicht. Hier haben Andere, die mehr Ahnung haben, bestimmt noch was zu bemerken.
Sorry, dass ich dazu nichts anderes sagen kann. Vielleicht hilft es ein wenig.
mit dunkelbunten Grüssen
PoN
_________________ Das eine oder andere Gute steckt schon im Menschen.
Ansonsten wären Organspenden ja völlig überflüssig.
Der Zynismus ist meine Rüstung, der Sarkasmus mein Schwert und die
Ironie mein Schild.
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Fiktive Autorin |
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Leene Klammeraffe

Beiträge: 723
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 07.07.2011 17:35
von Leene
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Liebe Rosanna,
die Reihenfolge mit dem Anfang am Schluss wirkt auf mich unnötig. Ich vermute, du wolltest eine Zyklus darstellen, den Kreis schließen, die „Platte hängen“ lassen. Das funktioniert für mich jedenfalls so. Aber ich würde es weniger aufdringlich finden, wenn der Anfangssatz am Schluss schlicht noch einmal stünde und die Absätze nicht nummeriert wären.
(Gerade) Am Anfang soll man Stimmung erzeugen. Wetter eignet sich dafür natürlich hervorragend, und das hast du auch gemacht. Es ist aber (für dich!) zu einfach. Das kannst du besser.
Der Text leidet an Adjektivitis. Ich zähle zweiundzwanzig. Damit ist der Text in meinen Augen überfrachtet. Zumal eine Substantivierung (das Grau) den Eindruck auf dreiundzwanzig verstärkt. Dass du es deutlich besser kannst/ Bilder auch ohne Adjektive erzeugen kannst, zeigen starke Sätze wie „Der Lack weint auf die Fußmatte (…) Jedenfalls lehnt sie da, auf ihren Henkel gestützt (…) Der Eimer taucht nach Tonscherben“.
Der Text ist ein Stillleben. Null Handlung, die einen mitreißt. Damit ist der Stil um so wichtiger, allein er muss mich tragen. Gib mir weniger Farben und mehr selbst zu findende Bilder. Du sprichst wortwörtlich an: Grau, Grün, Blau, Braun. Du sprichst indirekt an: Weiß (Salzkruste, Staub, Schnee, Sahne), Blau (Meer), Schwarz (Tee, Blech), Bernstein (Kluntjes), Rot (Ziegel, Sonnenuntergang, Rost, Tonscherben), Gelb (Sonne). Das sind, Moment, zehn Farben auf den Text.
In diesem Satz stört mich die Inversion im Lese-Rhythmus, auch wenn es wahrscheinlich Absicht ist : „Ich weiß nicht, woher das Bild kommt dieser verdreckten, gesprungenen Tasse mit dem blauen Blumenmuster."
Du verstehst es prinzipiell sehr gut, Assoziationen zu wecken. Auch dieser Text transportiert über die Zustandsbeschreibung eines Ortes hinaus Gefühle: Sehnsüchte, Ängste. Sein, Zeit und Vergänglichkeit. Für meinen Geschmack würdest du daher einen echten Hammer landen, wenn du die Idee in „richtige“ Prosa-Form setzen und ein paar weniger Adjektive verwenden würdest.
Liebe Grüße
Leene
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Jocelyn Bernsteinzimmer
 Alter: 58 Beiträge: 2655 Wohnort: Königstein im Taunus

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 10.07.2011 07:43
von Jocelyn
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Liebe Rosanna,
ich finde, du entwirfst sehr schöne Bilder. Ich hätte sie gerne in einem Zusammenhang gelesen. Dann könnte ein großes entstehen, das als Zusammenhalt eine Geschichte bekommen hat. Du müsstest ein Anfang und ein Ziel finden. Jetzt steht alles für sich und nebeneinander.
Hat mir aber gut gefallen, Jocelyn.
_________________ If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)
Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)
"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire) |
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BlueNote
Stimme der Vernunft

Beiträge: 7668 Wohnort: NBY

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 10.07.2011 12:28
von BlueNote
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Hi!
Die Beiläufigkeit, mit der vom Sterben der Katze gesprochen wird, stört mich so sehr, dass mir die ganze "Geschichte" nicht mehr gefällt - zumal das die einzige Handlung in deinem Text ist - aber anscheinend völlig nebensächlich. Dass das Haus von Ostfriesentee träumt ... in einer Wolke ...??? einem Auge ...????
verwirrt so sehr, dass man gar keinen richtigen Gedanken fassen kann.
Vielleicht machst du noch was richtig "Experimentelles" aus dem Text. Der Text sollte ... irgendwo hin wollen.
BN
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Mr. Curiosity Papiertiger
 Alter: 34 Beiträge: 4485 Wohnort: Köln
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 11.07.2011 20:18
von Mr. Curiosity
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Hier sind zwar Formulierungen drin, die durchaus Bilder erzeugen und auch gut klingen, letzten Endes bleibt deine Prosa aber zu fragmentarisch, ein bisschen was von einem roten Faden müsste schon rein. So liest es sich wie eine Ansammlung von Beschreibungsfetzen, die zwar irgendwo in entsprechendem Kontext mal Wirkung entfalten können, es aber für sich alleine genommen nicht tun.
Zitat: |
Zwischen graugrünen Halmen steht auf fauligen Füßen ein Liegestuhl. Sein Stoff ist eine bleiche, zerfledderte Salzkruste. Hinter dem hüfthohen Schilf halb versteckt der Eingang zur Hütte. Die Tür liegt zertreten da. Der Lack weint auf die Fußmatte. Der Wind heult auch. |
Letzten Endes kann jeder entscheiden, wie adjektivreich er schreibt. Nur das geht für mich über die Schmerzgrenze hinaus. Da verstopft sich mein Gehirn und das Kopfkino klemmt und hakt an allen Stellen.
Zitat: |
Das Kellergeschoss ist intakt. Auf der Treppe liegt Staub wie eine unberührte Schneedecke. |
Staub mit Schnee zu vergleichen, macht das Bild nicht stärker bzw. anschaulicher. Es ist eher doppelt gemoppelt und halbiert damit seine Wirkung.
Zitat: | Ein Sturm tobt ums Haus. Es träumt von Ostfriesentee in einer Wolke aus Sahne. Und einem Auge aus klumpigem Zucker. |
Hier musst du mir mal erklären, was du meinst.
Zitat: |
Das graue Gras raschelt. Die junge Katze jagt die Maus und der Wind die junge Katze. Ein Ziegel fällt.
Es ist Sonnenuntergang, aber das Grau verdeckt ihr Sterben.
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Ab und an rollen braune Klumpen über die Klippen. Sie plumpsen wie Steine in den steinernen Brunnen. Dessen Seil ist verrottet. Der Eimer taucht nach Tonscherben. Er bricht nicht. Er ist Blech. Er rostet und wartet auf morgen. |
Das gefällt mir beschreibungsmäßig schon. Aber eben nicht so gänzlich losgelöst. Bewahre die Eindrücke auf und verwende sie an anderer Stelle wieder.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Rosanna Richter und Henker
 Alter: 29 Beiträge: 1196
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 22.07.2011 10:08
von Rosanna
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Ächz, besser spät als nie. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich habe die letzten Tage damit zugebracht, mich auf dem Fahrrad durch die Republik und darüber hinaus zu quälen.
@pon:
Zitat: | Zitat:
Der Wind heult auch
wer denn noch?
Der Lack weint auf die Fußmatte.
Zitat:
Ich weiß nicht, woher das Bild kommt dieser verdreckten, gesprungenen Tasse mit dem blauen Blumenmuster.
Welches Bild? es ist doch ein visueller Eindruck, der definitiv da ist...
sollte ein Metaverweis darauf sein, dass das Haus nicht real, sondern nur der Fantasie eines Schreibers entsprungen ist.
Zitat:
Das Meer rauscht.
Ja, dies tut es meistens....
Grins.
Ich bin offen für Experimentelles, aber der Inhalt und die Form reissen mich leider nicht so vom Hocker. Wage einfach etwas mehr, benutze andere Metaphern -vielleicht.
Hmhm, reines Experiment. Ich weiß. Deswegen auch die teilweise abgenutzten Metaphern. Ich wollte versuchen, das ganze unspektakulär zu schreiben. War nischt.
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@Leene: Deine Idee mit dem Anfangssatz am Ende gefällt mir .
Richtige Prosa hatte ich dafür eigentlich nicht eingeplant. Ich habe im Moment einfach keine Lust, zu "erzählen". Ich hasse Handlungen. Deswegen ist Stilleben so ein tolles Wort dafür (denke im Moment wohl sehr lyrisch, grusel). Aber stimmt: Es sind zu viele verdammte Adjektive...
@Jocelyn:
Ich senke reuig meinen Kopf und nicke. Nur kann ich momentan einfach keine richtigen Geschichten schreiben. Naja, vielleicht muss ich mich mal wieder zwingen...
@BN:
Das mit der Katze stört mich nicht im geringsten.
Der Tee...argh, ja. Die Stelle ist zu abstrakt geraten: Eigentlich geht es nur um Tee, wie man ihn in Ostfriesland gerne trinkt: Mit einem Schuss Sahne und Kandiszucker. Eine Art Heimeligkeit, nach der sich das Haus sehnt. Äh, oder so .
@Ostfriesentee: siehe oben
Anfang: Auweia...mit etwas zeitlichem Abstand gelesen, beiße ich vor Scham in meine schilfgrüne Regenjacke. Das geht ja mal so gar...
Schade, das Schnee-Staub-Bild mochte ich eigentlich. Ich lasse es mir aber durch den Kopf gehen.
Und jetzt reiße ich mich zusammen und versuche mich an einer Geschichte, die das Zeug da oben enthält. Geht mich im Keller suchen .
_________________ nahtannahtnähtnathannähte
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Criss-Cross Erklärbär
C
Beiträge: 3
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C 12.08.2011 15:50
von Criss-Cross
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Ich habe mal die Stellen stehengelassen, die stark genug waren, um bei mir Eindruck zu hinterlassen. Obwohl mir klar ist, dass du versuchst ein bestimmtes Gefühl lyrisch in Worte zu fassen, sind das die, welche sich auch bei der Kamerafahrt im Vorspann eines "schweren" Films wiederfinden könnten.
Wenn du mal mehr in Richtung Unterhaltungsroman gehen willst, nimm den Sahnesturm und die Brunneklumpenelemente raus und verzichte auf Formulierungen wie "Ich weiss nicht woher".
Gute Erzähler wissen immer Bescheid, und wenn doch nicht, lassen sie es ihre Leser nicht wissen, weil die wollen die selbstewusste Erzählerstimme und damit die perfekte Illusion. So ist das (und nicht anders)!
Zwischen graugrünen Halmen steht auf fauligen Füßen ein Liegestuhl. Sein Stoff ist eine bleiche, zerfledderte Salzkruste. Hinter dem hüfthohen Schilf halb versteckt der Eingang zur Hütte. Die Tür liegt zertreten da. Der Lack weint auf die Fußmatte. <----- Bester Teil, cool!
Der Wind heult auch.<----- Ach ja? Gähn!
Das Kellergeschoss ist intakt. Auf der Treppe liegt Staub wie eine unberührte Schneedecke.<----- Yes!
Ich kann nicht glauben, dass hier jemals Menschen waren.<----- ist für jeden geistig Gesunden ist es aufgrund der detaillierten Beschreibung ohenhin offensichtlich. dass es sich um einen gottverlassenen Ort handelt.
Das Meer rauscht.
...das Bild kommt dieser verdreckten, gesprungenen Tasse mit dem blauen Blumenmuster. Jedenfalls lehnt sie da, auf ihren Henkel gestützt, in den Überresten eines Hochschranks. Darunter der Herd: geborsten.
Morgen. Zwischen feuchtwarmen Nebelschwaden das Haus. Keine Sonne.
<------- alles nicht übel, aber nicht so stimmungsvoll wie die ersten Sätze.
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