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Autor |
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tinko Leseratte
Alter: 57 Beiträge: 155 Wohnort: Hannover
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26.06.2011 21:59 Herzretter von tinko
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Tief in mich gefallen,
Auswege suchend,
renne ich gegen Barrieren
aus Dunkeldenken.
Mein Aug´ ,
geblendet von ängstlichem
Strahl,
schließt sich hoffnungslos.
Da,
im ersterbenden Sein
ruft das Leben nach mir.
Spricht in mein Herz
und rettet mich.
_________________ Lerne die Regeln,damit du weißt, wie du sie brichst. (Dalai Lama) |
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Lupo Eselsohr
Beiträge: 364 Wohnort: Pegnesien
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30.01.2013 06:12 Rettungsleben spricht lebensrettend von Lupo
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Liebe tinko,
das Dunkeldenken war's, das mir mein Aug' gefangen nahm, zu lesen dieses Werk.
In scheinbar auswegsloser Lage bekämpft das schützende Organ den Tod,
um weiterhin zu pulsen jetzt entgegen das Verzagen - und gewinnt.
Nicht allein die anatomische Kreislaufpumpe drängt sich in meine Vorstellung, sondern mit gleicher Kraft das Befinden des Lyrischen Ichs, das im Begriff "Herz" semantisch ebenso beheimatet ist. So erschließt sich mir die Ambivalenz Deiner Zeilen:
Vielleicht liegt der Patient bereits auf dem Operationstisch, ein tödlicher Herzstillstand droht, wobei das kranke Wesen aufgeben will in seiner Umnachtung. Im letzten Augenblick bewirkt der Einsatz eines Strahls die Fortsetzung der lebenserhaltenden Funktion.
Zum anderen lese ich von seelischer Bedrängnis, die das Gefühl für sinnvolles Weiterleben ersterben lässt. Die Vernunft hat bereits alle möglichen Auswege abgewägt, deren Unbegehbarkeit erkannt und zieht sich aus dem Bewusstsein zurück ins "Dunkeldenken". Der Hoffnungstrahl, der aus unbestimmter Richtung das "Aug'" blendet, wird als solcher gar nicht mehr erkannt und abgewehrt. Doch im tiefsten Inneren glimmt der Lebenswille, übernimmt die Führung gegen alle Vernunft und siegt.
Liebe tinko, ein derartiger Gehalt Deines Werkes überzeugt mich.
Nicht einsehen kann ich, weshalb Du dem Auge das "e" nicht gönnst, denn weder ist das rhythmisch begründet, noch erzwingt diese Amputation einen Reim.
Die Eigenschaft "ängstlich" würde ich statt dem Strahl dem Lyrischen Ich zuordnen, nämlich so:
Mein Auge, von Angst geblendet, schließt sich vor dem Hoffnungsstrahl.
Ergriffen, Lupo
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Aranka Bücherwurm
A
Beiträge: 3106 Wohnort: Umkreis Mönchengladbach
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A 30.01.2013 09:25
von Aranka
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Hallo tinko,
deine wohlgesetzten Zeilen haben mich sogleich eingefangen und in eine gedankliche Tiefe mitgenommen. Inhaltlich kann ich lupos Kommentar nicht hinzufügen.
Die erste Strophe zeigt ein LI, das denkend (tief in sich zusammengefallen), nach einem Ausweg sucht, das „gegen Barrieren aus Dunkeldenken“ rennt. Das ist eine wunderbare Wortschöpfung, mit einer Menge Gehalt im Gepäck.
Die zweite Strophe betrachtet das „Außen“ des LI und bringt das wichtige lebenserhaltende Prinzip Hoffnung ins Spiel. Ich lese hier: das Leben mit all seinen Facetten, den beängstigenden und auch den positiven, dringt noch an sein Auge, jedoch ist es ein ängstlicher nicht sehr überzeugender Strahl. Außer, dass er blendet, bewirkt er nicht viel. Das Li schließt hoffnungslos die Augen und so hat dieser schwache Strahl keine Chance.
Lupos Gedanke, dass nicht der Strahl ängstlich ist, sondern das LI, wäre durchaus denkbar, vielleicht sogar naheliegender, da ein ängstlicher/schwacher Strahl vielleicht eher nicht in der Lage ist zu blenden. Ich habe mich nun in meiner Leseweise erst einmal an den Text gehalten und das ängstlich auf den Strahl bezogen. Stelle dann jedoch das Verb „blenden“ in Frage.
Die dritte Strophe hebt mit einem „da“ an. Deutlich vorangestellt. Es rüttelt auch den Leser auf, zeigt die Plötzlichkeit, das Unerwartete dessen, was nun folgt. Das Leben selbst, nicht als blendender Strahl von außen, sondern im LI selbst, dass was sich im Herzen eingenistet hat, vielleicht ein vergessener Bestand an Lebenskraft, -wille rührt sich, bewegt das Herz auf zweierlei Weise. Es lässt den Lebensgrund/ das Lebensfünklein (Meister Eckhart) wieder kräftig schlagen und wirf als Motor auch die anderen Lebensfunktionen wieder an.
Ein reicher Text. Sehr gerne gelesen. Liebe Grüße Aranka
_________________ "Wie dahingelangen, Alltägliches zu schreiben, so unauffällig, dass es gereiht aussieht und doch als Ganzes leuchtet?" (Peter Handke)
„Erst als ihm die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie sich und konnte zurückerobert werden.“ (Peter Handke) |
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holg Exposéadler
Moderator
Beiträge: 2394 Wohnort: knapp rechts von links
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30.01.2013 11:29
von holg
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Hallo tinko,
das liest sich sehr dicht und bildervoll.
die erste strophe wirkt für mich durch das "tief in mich gefallen" und "dunkeldenken" wie ein blick in eine tiefe depression. auch die (inneren) "barrieren" und "ängstlich" und "hoffnungslos" aus der zweiten strophe passen dazu, wobei dort in meinen Augen eher eine tatsächliche nahtoderfahrung zu lauern scheint (den klischeebildern von licht und augen schließen folgend).
sprachlich ist das die schlechteste Strophe. das hat Lupo schon angemerkt. das apostrophierte auge wirkt unfreiwillig komisch/überpathetisch. die personifizierung und übertragung der eigenen angst auf den strahl passt für mich auch nicht in die sprache der beiden anderen strophen. schwanke zwischen Lupos und arankas vorschlägen/anmerkungen.
der schluss würde beide bilder (depression und tod) bedienen. sprachlich wieder gewaltig und haarscharf auf der kitschgrenze balancierend.
ansprechend
holg
_________________ Why so testerical? |
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