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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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Valeska Waldohreule
Alter: 33 Beiträge: 1580 Wohnort: Wolke 7
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04.08.2011 19:31
von Valeska
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Ich finde lange Beschreibungen besonders am Anfang total fürchterlich. Stichwort Infodumping. Bring nur so viele Details ein (und die kann man oft in der Handlung verstecken), dass der Leser den Rest des Bildes selbst ausmalen kann. Mit Beschreibungen in Dialogen würde ich übrigens vorsichtig sein, das wirkt schnell unecht, wenn man die Autorin durchhört.
Aber: Eigentlich hilft hier nur eins - stell einen Ausschnitt in die Werkstatt. Hier wirst du wahrscheinlich eher vage Antworten kriegen.
So wie diese hier halt.
Vale
_________________ so bin ich |
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Melanie Tassentante
Alter: 44 Beiträge: 995 Wohnort: Verden/Aller
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04.08.2011 19:38
von Melanie
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Ich kann eine Seite Beschreibung gut vertragen, die ist schnell gelesen. Wenn es dann aber nicht "los geht" verliere ich oft das Interesse.
Habe einige Bücher im Schrank, die ich nur angelesen habe, weil der Autor/in einfach nicht in Fahrt kam...
_________________ Narben erinnern uns an das Erlebte.
Aber sie definieren nicht unsere Zukunft.
Mark Twain |
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Mr. Curiosity Exposéadler
Alter: 35 Beiträge: 2545 Wohnort: Köln
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04.08.2011 19:46
von Mr. Curiosity
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"Jenseits von Eden" von John Steinbeck beginnt mit einer seitenlangen Beschreibung des Handlungsschauplatzes, inklusive Informationen über die Geologie im Lauf der Jahrmillionen. Es ist ein Jahrhundertroman und mein Lieblingsbuch
In Kategorien wie "dürfen" beim kreativen Schreiben zu denken, ist ohnehin von vornherein falsch. Es gibt nur Orientierungshilfen. Letzten Endes muss die Geschichte stilistisch und inhaltlich schlüssig sein.
Leider brauchen viele Leser heutzutage direkt Action von der ersten Seite an, was sich immer schade und ein bisschen oberflächlich finde.
LG David
_________________
"Wenn du Schriftsteller sein willst, dann sag, dass du der Beste bist ...
Aber nicht, solange es mich gibt, kapiert?! Es sei denn, du willst das draußen austragen."
(Ernest Hemingway in "Midnight in Paris") |
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Canyamel Eselsohr
Beiträge: 350 Wohnort: Saargemünd
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04.08.2011 20:20
von Canyamel
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Hallo kskreativ,
ich würde es mit Beschreibungen generell nicht übertreiben. Sie sollen eine Atmosphäre schaffen, einen "Ton" setzen für das Buch, aber eben immer im Dienst der Wirkung der Handlung, um den Leser tiefer in die Geschichte hinein zu ziehen und natürlich bei historischen Romanen auch zum besseren Verständnis beizutragen.
Ob Du umfangreiche Beschreibungen der Lebenswelt der Protagonisten am Anfang brauchst oder nicht, ist schwer zu sagen. Ich hab gerade mal zwei historische Romane hervorgeholt, die ich vor kurzem gelesen habe:
"Ich, Claudius, Kaiser und Gott" von Robert Graves startet fast ohne Beschreibungen, hängt dagegen komplett am Kaiser Claudius und seinem Wunsch, die grausame Wahrheit über seine Familie zu portraitieren. Nur der Besuch in der Höhle der Sibylle und ihre Weissagung stellen eine Art ersten "Hintergrund" für die römische Welt dar. Ansonsten geht es um das Denken und die Motive des Kaisers. Und das ist auch glaubwürdig, denn dieses Buch ist nun mal aus der Sicht des mächtigsten Mannes der Antike geschrieben worden. Der echte Claudius hätte sich ganz bestimmt nicht mit Beschreibungen der Olivenhaine aufgehalten, deren Blätter im fahlen Morgenlicht taubedeckt schimmern, während sich der Tiber träge unter den sieben Hügeln Roms dahin schlängelt.
"Von einer Welt die nicht mehr ist" von Israel Singer beginnt mit einem Synagogenbesuch. Zwar hangelt sich Singer an der Lebenswelt seiner Familie durch die autobiografische Geschichte - er beschreibt den Alltag, die Mühen, die Sorgen und Gefahren der Menschen, die im Schtetl leben - aber nie so viel, dass sich kein Handlungsfaden mehr entwickeln kann. Mein Eindruck war gerade bei diesem Buch, dass die Schilderung der handelnden Personen hundert mal stärker wirkt, als die Beschreibung der ärmlichen Holzhäuser in dem kleinen russischen Schtetl.
Wenn ich über diese beiden Bücher nachdenke, würde ich sagen, das Thema und die Charaktere bestimmen, wie man als Autor den Leser in eine fremde, vergangene Welt einführen sollte. Mich persönlich langweilen allerdings ausufernde Beschreibungen generell, Ich stehe auf Handlung und Charaktere und mag nichts, was nach Weltenbauer riecht - egal ob sie Fantasy schreiben oder historische Romane.
VG
Canya
_________________ Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur die langweilige nicht. (Voltaire) |
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DasProjekt Exposéadler
Beiträge: 2904 Wohnort: Ørbæk, Nyborg, Dänemark
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04.08.2011 21:12
von DasProjekt
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Ich überlese Beschreibungen zu 90%.
Mich interessiert meistens nicht mal die Haarfarbe der Protagonisten, es sei denn, sie nimmt direkten Einfluss auf die Geschichte (die Haarfarbe, nicht die Protagonistin - bei letzterer setze ich es voraus!). Ansonsten lese ich Beschrebungen nur dann wirklich Wort für Wort mit, wenn entweder der Autor so gestochen scharf schreibt, dass ich mitten im Geschehen bin, oder aber so großartig mit Worten umzugehen weiß, dass ich jedes einzelne dieser Worte aufsauge und nicht einmal das langweiligste Detail verpassen mag.
In beiden Fällen: das sind Ausnahmeschreiber. Bei allen anderen können mir Beschreibungen von Landschaften "gestohlen bleiben", sind nur Seitenaufbläher und interessieren mich nicht.
_________________ 25. Mai 2017 - Kim Henry "Be Mine Forever" |
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Nicki Bücherwurm
Alter: 68 Beiträge: 3613 Wohnort: Mönchengladbach
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04.08.2011 21:20
von Nicki
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Da geht es mir wie DasProjekt
Ich lese sehr schnell und erfasse instinktiv die Stelle, wo die langweiligen Beschreibungen aufhören und die Geschichte weitergeht. Manchmal habe ich das Gefühl, der Autor will das Buch dicker machen.
Ein paar Sätze, die zur Stimmung beitragen oder wichtig für das Geschehen sind, lasse ich jedoch gelten. Kommt wohl wirklich auf das Talent des Schreibers an.
MfG
Nicki
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Murmel Schlichter und Stänker
Alter: 68 Beiträge: 6380 Wohnort: USA
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04.08.2011 21:31
von Murmel
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Gute Beschreibungen sind schwer, denn sie bedürfen besonderer Sorgfalt. Es geht nämlich nicht um eine Ortsbestimmung sondern um das Erfassen von Stimmungen und um Charakterisierung. Wie ein Protagonist die Szene sieht sagt etwas über seinen Charakter aus. Eine Frau wird einen Garten anders bewerten als ein Mann. Eine Frau sieht ein schickes, rotes Cabrio, ein Mann vielleicht eine 250 PS Maschine. Die Beschreibung der Inneneinrichtung eines Hauses erzählt von ihren Besitzern, die Haarfrisur und Kleidung von ihrem Träger.
Geschicktes Einbinden von Umgebung und Wetter trägt zur Stimmungbildung bei. Ein Absatz, ein, zwei Sätze eingeflochten, genügen völlig. Beschreibung muss wie ein Dialog Bestandteil des Ganzen sein.
Eine Literaturagentin sprach vom "White Room", den vor allem Anfänger gerne erzeugen. Damit sind nicht 500 Wörter Beschreibungen gemeint, sondern das Fehlen der Umgebung und der Stimmung, das in wenigen Worten ein Bild erzeugt.
Zum Nachdenken.
_________________
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Gast
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04.08.2011 21:45
von Gast
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Beschreibungen, wie ich sie aus dieser Fragestellung verstehe, verdienen in der Hauptsache keine besondere Aufmerksamkeit. Die Textkomponente „Bericht“ animiert die Sinne der Leser. Beachte den Plural, denn die Bildersprache erfordert alle Sinne. Was das „Sichtfenster" betrifft:
Der Leser erfährt in welchem Ort sich die Geschichte ereignet und hat als Interessierter vermutlich ein vages Bild vor Augen. Von Bauten werden allen Falls Stil und Ausführung genannt, Gassen auf Zustand und Fülle, man füge den Rest der Sinne geschickt hinzu und das Bild gewinnt an Kontur.
Uns stehen zwar nur die Augen der Leser als Fenster zur Ansprache ALLER Sinne zur Verfügung, aber dahinter wartet ein Verstärker auf Informationen. Deren Fantasie. Wird sie minimal angeregt, fügt sie sämtliche zur Verfügung stehenden Komponenten aus dem Erlebnisspeicher hinzu. Neben den lebhaften Bildern, verleiht die Ergänzung durch EIGENE Erinnerungs-Schemata, den Lesern ein Gefühl der Vertrautheit mit den Örtlichkeiten. Letzteres verstehen wir unter „den Leser in die Geschichte hinein ziehen“.
Die Betrachung gilt unabhängig vom Genre.
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Micki Vampirprinzessin
Alter: 44 Beiträge: 2241 Wohnort: mit dem Kopf in den Wolken
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06.08.2011 23:58
von Micki
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Der liebe Sol Stein rät gleich den ersten Satz eines Romanes so anzusetzen, dass er den Leser gleich in die Geschichte reinzieht.
Unter diesem Standpunkt würde ich da lieber keine Landschaftsbeschreibung nehmen, oder wenn dann nur eine kurze.
Hab da ein schönes Beispiel gefunden: "Selbst mitten im Sommer war Tintagel ein gespenstischer Ort."
So beginnen die Nebel von Avalon und so harmlos dieser Satz mit der Jahreszeitenangabe anfängt, so überrascht gleich darauf die Aussage das es sich hier um einen gespenstischen Ort handelt. Das macht neugierig. Ich will weiterlesen.
Aber es gibt noch weitaus interessantere Möglichkeiten eine Geschichte anzufangen und das solltest du vielleicht nutzen.
Wenn du willst kann ich dir die Tage da noch einige Erklärungen und Beispiele raussuchen.
Brauchst nur Bescheid zu sagen.
Generell finde ich als Viel-Leser Erklärungen schnell langweilig. Sei es bei Kleidung, dem Wetter, oder eben der Umgebung. Ich überblätter sie gern und denke das es aderen da gewiss ähnlich geht.
Also lieber etwas sparsamer einsetzen.
LG
Micki
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Beka Exposéadler
Beiträge: 2378
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07.08.2011 11:13
von Beka
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Micki hat Folgendes geschrieben: | Brauchst nur Bescheid zu sagen.
LG
Micki |
Bescheid
Bin auch interessiert.
Grüße
Beka
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kskreativ Märchenerzähler
K Alter: 59 Beiträge: 2232 Wohnort: Ezy sur Eure, France
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K 07.08.2011 12:10
von kskreativ
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Ich habe jetzt mal als Beispiel die Einleitung zum ersten Kapitel genommen.
Als erstes die ursprüngliche Fassung:
Das Château Chameux lag an diesem frühen Juni morgen noch in tiefer Stille, als sich eine Türe am Seitenflügel der Ostseite des Hauses öffnete und eine schmale Gestalt hinaus schlüpfte. Sie blieb einen Moment stehen, um zu prüfen ob die Luft rein war, und lief dann leichtfüßig zu den angrenzenden Stallungen hinüber.
Eine Laterne, die an einem massiven Pfosten hing, warf ihr flackerndes Licht über den hinteren Teil der Boxengasse. Ein Schatten bewegte sich in einer Boxe, tauchte aus der Türe auf und entpuppte sich als hagerer, kleiner Mann. Er war schon älter, vielleicht so um die fünfzig Jahre herum, hatte graumeliertes Haar, und freundliche Augen die jetzt angespannt auf den Neuankömmling gerichtet waren.
Und hier die geänderte Fassung:
Das Château derer von Chameux lag an diesem Junimorgen noch in tiefer Stille. Die Sonne tupfte ihre ersten Strahlen an die Fassade des imposanten Gebäudes. Der Morgentau glitzerte auf den gepflegten Gartenanlagen die das Château umgaben. An der Ostseite des Hauses zog sich ein Säulengang entlang in dem noch die Schatten der Nacht lagen. Eine Tür öffnete sich einen Spalt und eine schmale Gestalt schlüpfte verstohlen hinaus.
Für einen Moment blieb sie stehen, prüfte ob die Luft rein war und huschte eilig zu den angrenzenden Stallgebäuden. Das große Stalltor quietschte etwas in den Angeln als sie es aufschob. Eine Laterne, die an einem der massiven Pfosten hing, die das Dach stützten, warf ihr flackerndes, gelbes Licht über den hinteren Teil der Boxengasse.
Ein Schatten bewegte sich in einer Boxe, tauchte aus der Türe auf und entpuppte sich als hagerer, kleiner Mann. Er trug eine Mütze auf seinem graumelierten Haar. Mit zusammen gekniffenen Augen starrte er zum Stalltor und erkannte den Neuankömmling.
_________________ C'est la vie. oder: Du würdest dich wundern, was man so alles überleben kann. |
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