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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag10.06.2011 11:10

von MT
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Lieber lupus,
liebe Lorraine,
liebe Ruth,

grandios, was ihr aus dem Text herausholt! Ich bedanke mich wirklich vielmals bei Euch, das ist wahnsinnig gute, konstruktive Textanalyse. Ein Goldschatz für einen Autor, der selbst zunehmend das Gefühl hat, er könnte sich mit seinem (selbst gewählten) Thema ein wenig übernommen haben...

Ich habe versucht, insbesondere den letzten Abschnitt aufgrund Eurer Anregungen zu verbessern. Das ist das (vorläufige?) Ergebnis:

MT hat Folgendes geschrieben:
Er hatte die Aufsätze eingesammelt, hatte sie in seiner braunen Aktentasche verstaut und war direkt zu seinem Kombi gelaufen. Vorbei an Kollegen, vorbei an Schülern, die ihm Fragen nachriefen. Der Geruch der Schulflure, diese autoritäre, diese erdrückende Mischung aus Schmierseife und Beton, aus müden Menschen und Asche hatte gekratzt im Hals, hatte ihm die Luft zu atmen genommen. Und Michael war gerannt, war fast gestürzt auf den Gummimatten am Haupteingang und auf dem Parkplatz ins Auto gesprungen. Der Motor hatte aufgeheult beim Anlassen und Michael war davongefahren.
Jetzt saß er schon seit mehr als zwei Stunden hinter seinem stummen Lenkrad und starrte auf den Hafen, auf das Herz Hamburgs, in dem die Containerschiffe wie bunte Farbkleckse auf dem Tuschkastenbild eines Kindes wirkten. Kräne bewegten tonnenweise Metall, Sirenen schrillten, Motoren dröhnten. Laut und lebendig ging es hier zu, wie in einem der Szeneviertel der Stadt mit seinen Bars, den Waschsalons und türkischen Gemüsehändlern. Michael stand mit seinem Wagen etwas oberhalb der Landungsbrücken, auf dem öffentlichen Parkplatz, von dem aus man über die Elbe auf die Terminals sehen konnte. Er hatte alle Fenster heruntergelassen, ein warmer Frühsommerwind zog hindurch. Hier parkten sie immer, wenn sie in Hamburg waren, und wie oft hatten sie hier den Abend verbracht mit leiser Radiomusik im Hintergrund und dem Blick auf das geschäftige Löschen der Ladungen gegenüber. Dann war sanft die Sonne hinter den Häusern der Elbchaussee verschwunden, Karin hatte sich an seine Schulter geschmiegt, und sie hatten Wein getrunken aus der Flasche.
Und heute früh? Was war nur in ihn gefahren? Er war zu weit gegangen, das stand außer Frage. Er hatte sie beiseite geschoben, als er das Schlafzimmer verließ, und Karin war gestolpert und mit dem Arm gegen die offene Schranktür geknallt. Er hatte sie trösten wollen, trotz allem. Doch sie hatte ihn zurückgewiesen, hatte gesagt, alles sei sinnlos und er solle verschwinden. Wenig später dann, in der Küche, Karin hatte am Tisch gesessen und sich den Ellenbogen verbunden, sagte sie, sie brauche eine Auszeit, eine Auszeit von ihm, sie müsse ihre Gedanken ordnen und ihre Gefühle, und deshalb werde sie für einige Zeit zu Sarah ziehen, ihrer Schwester. Ganz leise nur hatte sie gesprochen, und ihm war es wie ein dröhnender Faustschlag vorgekommen.  
Noch immer spürte Michael jetzt, wie ihm bei Karins Worten der Boden unter den Füßen entglitten war, wie sich seine Kehle zugeschnürt und er die Augen zusammengekniffen hatte, als könne er einen bösen Traum verjagen. Beim Tod seines Vaters hatte er sich zuletzt so gefühlt, am Sterbebett, als er seines Vaters Hand gehalten und der Vater ihn ein letztes Mal angelächelt hatte.
Michael fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, massierte die Schläfen, hinter denen seit Stunden ein Schmerz puckerte. Dann sah er wieder nach vorn zur Elbe. Wenige Meter vor seinem Wagen, auf der Aussichtsplattform mit dem schmiedeeisernen Geländer, stand ein Mann auf einen Gehstock gestützt, daneben eine Frau. Einen Arm hatte er um sie gelegt. Die beiden waren viel kleiner als die anderen Paare, die den Schiffen nachsahen. Der alte Mann streichelte die Schulter der Frau. Michael rannen Tränen über die Wangen.
„Alles Gute zum Geburtstag“, sagte er vor sich hin.


Was haltet Ihr davon?


_________________
Das Schicksal verzichtet oft auf Kommentare, es begnügt sich damit, zuzuschlagen.

Siegfried Lenz
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Ruth
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 43
Beiträge: 831
Wohnort: Monnem


Beitrag10.06.2011 12:46

von Ruth
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Ja, gut. Wobei ich bei "gekratzt im Hals" immer an "geträumt von dir" denken muss. Laughing
Aber vielleicht hat die Wortstellung ja eine besondere Bedeutung oder einen Bezug zum Lied (das ich, immer noch absichtlich, immer noch nicht gehört habe).
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lupus
Geschlecht:männlichBücherwurm

Alter: 56
Beiträge: 3914
Wohnort: wien



Beitrag10.06.2011 16:22

von lupus
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echt gut

der MAlkastenvergleich, der Vergleich mit den Szenevierteln ... das hat echt was
die Straffung des ersten Satzes ... wirklt noch besser

die Gegenüberstellung leise reden vs Faustschlag ... hm verständlich, aber das eine akustisch, das andere ... äh ? .. auf jeden FAll nicht akustisch ... es funktioniert schon, aber irgendwie ... wie wärs mit dem Versuch den Faustschlag akustisch zu unterlegen? keine Ahnung wie, hab noch selten einen abgekriegt, aber irgendwie wird das ja klingen ... oder sonst Donnerschlag vielleicht? Aber das ist spitzfindig

puckerte?  is ja süß, aber was is das?? Smile

und: wer hat Geburtstag? er oder Karin?

aber: ja, is noch besser ..
hey, so macht das Spaß

lgl


_________________
lg Wolfgang

gott ist nicht tot noch nicht aber auf seinem rückzug vom schlachtfeld des krieges den er begonnen hat spielt er verbrannte erde mit meinem leben

-------------------------------------------------------
"Ich bin leicht zu verführen. Da muss nur ein fremder Mann herkommen, mir eine Eiskugel kaufen und schon liebe ich ihn, da bin ich recht naiv. " (c) by Hubi
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Gast







Beitrag10.06.2011 17:25

von Gast
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Hallo Markus!

Mir gefällt diese Version schon ziemlich gut, ganz besonders schön finde ich, dass du die Vergleiche geändert hast, das passt so viel besser ... die Farbkleckse anstelle der Bienen und und das Szeneviertel statt des Jahrmarktes. (Frage: warum "Tuschkasten"? Wasserfarbenbild trifft es vielleicht besser, oder sagt man in Norddeutschland "Tuschkasten" für den Wasserfarbenkasten?)

Hier:
MT hat Folgendes geschrieben:
Wenig später dann, in der Küche, Karin hatte am Tisch gesessen und sich den Ellenbogen verbunden, sagte sie, sie brauche eine Auszeit, eine Auszeit von ihm, sie müsse ihre Gedanken ordnen und ihre Gefühle, und deshalb werde sie für einige Zeit zu Sarah ziehen, ihrer Schwester.


Vielleicht könntest anders abtrennen (Gedankenstriche) oder den Satz anders formulieren, ich glaube, so wie er da steht, funktioniert er nicht.
Wenig später dann in der Küche - Karin hatte am Tisch gesessen und sich den Ellenbogen verbunden - sagte sie, sie brauche eine Auszeit ...
Wenig später, in der Küche, sagte sie dann ...

mE müsste es heissen: "zu ihrer Schwester Sarah ziehen", denn er kennt ja ihre Familienverhältnisse, sie muss ihm nicht mehr erklären, dass Sarah ihre Schwester ist.

Noch etwas ... der Vergleich des Zustands, in den Michael versetzt wird, als er begreift, dass Karin eine „Auszeit“ möchte, mit dem, als er seinen Vater verliert, wäre angebracht, wenn er davon ausgeht, dass sie ihn verlassen will, und dass der Aufenthalt bei ihrer Schwester nur die erste Etappe darstellt, allerdings kann ich mich nicht so recht entschließen, ob diese zwei Ereignisse wirklich auf derselben Gefühlsebene stattfinden, für mich glaube ich, eher nicht, aber das ist wohl zu persönlich, als dass man es allgemeingültig festmachen könnte.

Der letzte Satz wirft eine neue Frage auf … ist es Karins Geburtstag? Hat er ihn vergessen und wurde ihm diese Tatsache vorgeworfen und hat sich der morgendliche Streit daraus entwickelt?
Manchmal sind es diese Dinge, die als Symptom für eine „sterbende“ Beziehung auftreten, und die deshalb ein Gewicht erhalten, das sie objektiv nicht haben …

Du hast viel und schnell gearbeitet, setz dich nicht zu sehr unter Druck, allerdings scheint es ja ganz gut zu funktionieren wink, ich finde, du hast da einen guten Text im Entstehen. Ich glaube nicht, dass du dich übernommen hast, aber ich glaube immer noch, dass es nicht einfach ist, einen ruhigen Text ohne Dramatik und Paukenschläge über lange Strecken interessant zu gestalten, eine wahre Herausforderung smile

Grüsse von hier,
wieder
Anja
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Gast







Beitrag12.06.2011 08:48

von Gast
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Hallo MT,

nun ich auch schon wieder smile

Mir gefällt es immer noch. Richtig gut, finde ich, dass du den Beweis erbracht hast, dass nicht ein einziges „hatte“ zu viel ist... wenn man es denn kann.
Den Vergleich mit dem Farbkasten finde ich wunderschön. Und dieses Gefühl, das Michael spürte, einerseits am Sterbebett seines Vaters und dann am Morgen ... sehr nachvollziehbar.
ImMo verstehe ich ihn beinahe besser als sie. Jetzt würde ich gerne wieder ihre Sicht weiterverfolgen.

Liebe Grüße
Monika
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Merlin*
Geschlecht:weiblichLeseratte

Alter: 69
Beiträge: 126
Wohnort: Gera / Thüringen


Beitrag12.06.2011 23:35

von Merlin*
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Hallo Markus,

ich kannte Deine Geschichte noch nicht und habe jetzt die Teile in einem Ritt gelesen.
Also, ich muss schon sagen, Hut ab! So, wie es jetzt überarbeitet hier steht, kann ich nur sagen, es ist sehr gut geschrieben. Ich war sofort im Geschehen drin, hatte Bilder im Kopf und bin sehr gespannt darauf, wie es weiter geht.

Im 2. Teil ist mir noch dies aufgefallen:


Die Tür ging einen Spalt auf, der Hund kam ins Zimmer, trottete langsam auf den Stuhl zu, auf dem Frau Krug saß und zog auf dem Parkett die Leine hinter sich her. Er ließ sich neben dem Stuhlbein fallen, er legte die Schnauze aufs Parkett und schnaufte. Ein kleiner, fetter Hund, der zufrieden mit sich und seinem Leben war.

vielleicht möchtest Du das 2.er weg lassen ...

ich finde die ganze Geschichte gut, aber den Teil in der Schule finde ich persönlich am besten gelungen, empfinde ihn als sehr authentisch

also mach mal weiter, bin schon sehr gespannt

lieben Gruß
Merlin


_________________
„Der kommt oft am weitesten, der nicht weiß, wohin er geht,“ Oliver Cromwell
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MT
Geschlecht:männlichReißwolf

Alter: 52
Beiträge: 1090
Wohnort: Im Süden (Niedersachsens)


Beitrag14.06.2011 13:43

von MT
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Moin zusammen,

@ Ruth
Zitat:
Ja, gut. Wobei ich bei "gekratzt im Hals" immer an "geträumt von dir" denken muss.
Shocked Oh, das hatte ich nun gar nicht im Auge... Aber eine besondere Stellung zum Lied hat die Wortstellung nicht.

Ich danke Dir! smile

@ lupus
Zitat:
echt gut

Vielen Dank. Warst nicht ganz unbeteiligt dran...

Zitat:
die Gegenüberstellung leise reden vs Faustschlag ... hm verständlich, aber das eine akustisch, das andere ... äh ? .. auf jeden FAll nicht akustisch ... es funktioniert schon, aber irgendwie ... wie wärs mit dem Versuch den Faustschlag akustisch zu unterlegen? keine Ahnung wie, hab noch selten einen abgekriegt, aber irgendwie wird das ja klingen ... oder sonst Donnerschlag vielleicht? Aber das ist spitzfindig

Den Faustschlag fand ich zu ausgelutscht. Aber D dürftest Recht haben, irgendwie ist das nicht ganz rund. Ich werd´ mal schauen. Danke Dir!!

Zitat:
puckerte? is ja süß, aber was is das??

Nie gehört? Ist in meinem "Sprachkreis" üblich, ein Synonym für hämmerte, etwas ähnliches wie "pochte"...

Zitat:
und: wer hat Geburtstag? er oder Karin?

Klärt sich nach der Überarbeitung - Gleich zu Beginn lasse ich Karin ihren 43sten begehen...

Besten Dank!!

@ Lorraine
Zitat:
Mir gefällt diese Version schon ziemlich gut, ganz besonders schön finde ich, dass du die Vergleiche geändert hast, das passt so viel besser ... die Farbkleckse anstelle der Bienen und und das Szeneviertel statt des Jahrmarktes. (Frage: warum "Tuschkasten"? Wasserfarbenbild trifft es vielleicht besser, oder sagt man in Norddeutschland "Tuschkasten" für den Wasserfarbenkasten?)
Der Tuschkasten ist hier der Standard. Ich kenne keinen Wasserfarbenkasten. Bei uns tuschen die Kinder... So unterschiedlich kann die Sprache sein...
Zitat:

Vielleicht könntest anders abtrennen (Gedankenstriche) oder den Satz anders formulieren, ich glaube, so wie er da steht, funktioniert er nicht.
Wenig später dann in der Küche - Karin hatte am Tisch gesessen und sich den Ellenbogen verbunden - sagte sie, sie brauche eine Auszeit ...
Wenig später, in der Küche, sagte sie dann ...

mE müsste es heissen: "zu ihrer Schwester Sarah ziehen", denn er kennt ja ihre Familienverhältnisse, sie muss ihm nicht mehr erklären, dass Sarah ihre Schwester ist.
Ja, ich glaube, Du hast Recht. Ich muss das noch Mal in Ruhe lesen...

Zitat:
Noch etwas ... der Vergleich des Zustands, in den Michael versetzt wird, als er begreift, dass Karin eine „Auszeit“ möchte, mit dem, als er seinen Vater verliert, wäre angebracht, wenn er davon ausgeht, dass sie ihn verlassen will, und dass der Aufenthalt bei ihrer Schwester nur die erste Etappe darstellt, allerdings kann ich mich nicht so recht entschließen, ob diese zwei Ereignisse wirklich auf derselben Gefühlsebene stattfinden, für mich glaube ich, eher nicht, aber das ist wohl zu persönlich, als dass man es allgemeingültig festmachen könnte.
Genau diese Gefühlsverwobenheit/-gleichheit hat mir jüngst ein guter Freund berichtet. Seine Frau ist "erst einmal" ausgezogen...

Zitat:
Der letzte Satz wirft eine neue Frage auf … ist es Karins Geburtstag? Hat er ihn vergessen und wurde ihm diese Tatsache vorgeworfen und hat sich der morgendliche Streit daraus entwickelt?
Manchmal sind es diese Dinge, die als Symptom für eine „sterbende“ Beziehung auftreten, und die deshalb ein Gewicht erhalten, das sie objektiv nicht haben …

S.o. (lupus) - Ich werde Karin zu Beginn des Textes ihren 43. Geburtstag haben lassen. In der Tat wird er Teil des Streits...

Zitat:
Du hast viel und schnell gearbeitet, setz dich nicht zu sehr unter Druck, allerdings scheint es ja ganz gut zu funktionieren wink , ich finde, du hast da einen guten Text im Entstehen. Ich glaube nicht, dass du dich übernommen hast, aber ich glaube immer noch, dass es nicht einfach ist, einen ruhigen Text ohne Dramatik und Paukenschläge über lange Strecken interessant zu gestalten, eine wahre Herausforderung
Schön, wenn Dir der Text inzwischen gefällt. Und ja, er ist eine Herausforderung... Ich werde sehen, wohin er mich führt. Noch habe ich kein Ende vor Augen. Ich weiß nicht, ob sie geht oder nicht...

Vielen Dank an Dich!

@ Paloma
Zitat:
Mir gefällt es immer noch. Richtig gut, finde ich, dass du den Beweis erbracht hast, dass nicht ein einziges „hatte“ zu viel ist... wenn man es denn kann.
Den Vergleich mit dem Farbkasten finde ich wunderschön. Und dieses Gefühl, das Michael spürte, einerseits am Sterbebett seines Vaters und dann am Morgen ... sehr nachvollziehbar.
ImMo verstehe ich ihn beinahe besser als sie. Jetzt würde ich gerne wieder ihre Sicht weiterverfolgen.
Schön, wenn er Dir noch immer gefällt.  smile  Und Karins Sicht ... wäre jetzt das nächste Kapitel. Entsteht gerade.

@ Merlin
Zitat:
Ich kannte Deine Geschichte noch nicht und habe jetzt die Teile in einem Ritt gelesen.
Also, ich muss schon sagen, Hut ab! So, wie es jetzt überarbeitet hier steht, kann ich nur sagen, es ist sehr gut geschrieben. Ich war sofort im Geschehen drin, hatte Bilder im Kopf und bin sehr gespannt darauf, wie es weiter geht.
Das freut mich sehr, Dankeschön! Und ja, ich werde weiterschreiben, mal sehen, wann ich dazu kommen.

Danke!

LGMT


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Siegfried Lenz
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MT
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Beitrag14.06.2011 18:47

von MT
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3.

Tassen und Teller ließ sie auf dem Esstisch stehen, ebenso den Kuchen und das Kännchen Milch. Sie drehte das Radio lauter, Mozarts Klavierkonzert Nummer eins, und setzte sich aufs Sofa im Wohnzimmer. Der Wind fasste durch die offene Terrassentür und ließ die weißen Leinengardinen aufwallen. Das helle Ledersofa war kalt an ihren Unterarmen. Unter dem Verband war der Ellenbogen noch immer heiß.
Karin hielt die Münze in der Hand, drehte sie, reckte sie empor, als könne sie ihre Echtheit im Licht prüfen. Sie biss darauf und musste im selben Moment über sich lachen.
Was hatte es mit dem Ding auf sich, was verband die alte Krug damit und vor allem: Warum gab sie sie Karin? Morgen, dachte sie, morgen würde Frau Krug es ihr erzählen und bei dem Gedanken daran, schon bald wieder mit der Nachbarin zusammenzusitzen und zu reden, legte sich ein zaghaftes Lächeln auf Karins Lippen.
Karin stand auf, im Durchgang zum Esszimmer drehte sie sich um, sah in den Raum hinein. Weiße Fliesen! Weiße Fliesen in einem Wohnzimmer! Michael hatte sich durchgesetzt damals. Wegen Saubermachen, hatte er gesagt. Als ob das je seine Aufgabe gewesen wäre.
Karin nahm den Verband ab, rollte ihn behutsam auf und legte den Stoff auf die Anrichte neben ihr Hochzeitsphoto. Der Knöchel war rot und geschwollen, Bewegungen taten weh. Dennoch, der Verband war nicht nötig gewesen, die körperlichen Verletzungen zu gering. Er hatte trotzdem gut getan, heute früh.
Sie ging ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Ja, es stimmte wohl, was die Leute sagten, sie sah jünger aus, viel jünger, als sie in Wirklichkeit war. Die langen, blonden Haare glänzten, die Haut war noch immer straff und glatt. Und dann der kleine Leberfleck über dem Mund, wie bei der Monroe, sagte ihre Mutter dazu. Und die blauen Augen leuchteten, tief, wie der Ozean, das waren einmal Michaels Worte, damals, als sich kennen lernten, Anfang der Neunziger.
Karin versank in ihrem Blick, alles um sie herum war still, nichts mehr nahm sie wahr, außer sich selbst. Und in dieser Starre, in dieser Tiefe des Moments begann ihr Herz zu rasen und sie fasste einen Entschluss.
Sie lief zum Telefon und wählte. Tine war selbst am Apparat, sie könne gleich da sein, sagte sie und ob sie alles mitbringen solle.
„Ja“, sagte Karin und ihre Hand zitterte, als sie das Telefon beiseite legte.
Es verging keine halbe Stunde, dann klingelte es. Tine hatte den Koffer mit den Scheren und den Klammern und den Nadeln in der Hand und als sie nur Minuten später im Bad hinter Karin stand, eine Schere in der Hand, und die Frauen sich im Spiegel betrachteten, fragte sie:
„Und das ist wirklich Dein Ernst, ja?“
Karin nickte nur.
„Und wirklich ganz kurz?“
Und Karin nickte wieder und noch immer, oder abermals, spürte sie ihr hämmerndes Herz in der Brust.
„Na dann, alles Gute zum Geburtstag, meine Süße“, sagte Tine und das erste Büschel der blonden Haare fiel zu Boden.
Nach knapp zwei Stunden, mit Waschen und frisieren, waren sie fertig, Karin hatte Lippenstift aufgelegt und die Wimpern getuscht. Jetzt stand sie auf und drehte sich im Licht der hereinfallenden Sonne, betrachtete die neue Frisur im Spiegel und ließ sich durchströmen von der Wärme des Glücks, das sie in diesem Moment empfand. Sie umarmte Tine und Tine sagte:
„Sieht wirklich klasse aus.“
„Ja“, entfuhr es Karin, sie küsste die Freundin auf die Wange und fragte, ob sie noch Zeit hätte für ein Glas Sekt.
„Nur, wenn für heute Abend genug da ist“, sagte Tine, grinste und ging voraus ins Wohnzimmer.
Karin holte Sekt aus dem Keller. In der Küche öffnete sie die Flasche und nahm zwei Gläser aus dem Schrank, die sie füllte. Der Schaum quoll über, das Tischtuch wurde nass und die ganze Zeit über lächelte sie.
Im Wohnzimmer reichte sie der Freundin ein Glas, prostete ihr zu und als würde sie aus einem Traum gerissen, sprach Tine den Koffer im Flur an:
„Wollt Ihr verreisen?“
„Nein“, sagte Karin und ohne zu trinken stellte sie ihr Glas auf den Tisch und ließ sich auf den Lederhocker fallen. Auch Tine setzte sich. Sie trank.
„Hab´ ich was Falsches gesagt?“
Karin schüttelte den Kopf.
„Nein, schon gut. Liegt an mir.“ Jetzt trank auch Karin, trank einen großen Schluck, die Kohlensäure kitzelte im Hals, Karin musste husten und wie zur Entschuldigung lächelte sie dabei und winkte mit der Hand ab. Sie stellte das Glas auf den Tisch zurück, nahm ihre Zigaretten und bot Tine eine an.
Die Frauen rauchten wortlos. Karin spürte den Druck, der in der Luft lag, der Druck einer nicht beantworteten Frage, des nicht gesprochenen Wortes, obschon es ausgesprochen werden musste. Und als ob sie mit einem einzigen Satz das Thema beenden könnte, sagte sie:
„Ist sowieso immer die gleiche Geschichte, egal.“
Jetzt nickte Tine, als sei alles gesagt, was gesagt werden musste. Sie drückte die Kippe im Aschenbecher aus.
„Michael hat vorhin bei Frank angerufen.“
„Und?“, fragte Karin.
„Sie wollen sich auf´n Bier treffen nachher. Michael will mit ihm reden.“
„Michael und reden“, sagte Karin.
„Was ist los, Karin? Komm, sag´s mir?“
Karin stand auf, trat ans Fenster. Sie öffnete die Terrassentür weit. Blauer Himmel, windstill, ein paar Vögel und das Plätschern des Gartenbrunnens der Krugs.
„Heute früh war ich soweit“, sagte Karin, den Kopf in den Garten gewandt. „Hatte alles schon gepackt. Ich kann nicht mehr, Tine. Ich kann einfach nicht mehr.“
Tine stand auf, sie legte eine Hand auf Karins Schulter.
„Und dann?“, fragte Tine.
Karin ließ einen Augenblick verstreichen, hörte dem Plätschern des Brunnens zu. Und irgendwann sagte sie:
„Dann saß plötzlich meine Nachbarin hier am Tisch, die alte Frau Krug.“
Karins Freundin antwortete nicht. Sie stand nur da und streichelte Karins Rücken. Das Plätschern des Brunnens gewann den Wettstreit der Töne von draußen. Herr Krug musste ihn repariert haben in den letzten Tagen, trotz seines gestauchten Knies.
Karin drehte sich um, griff in ihre Hosentasche und hielt Tine die Münze hin.
„Was ist das?“
„Frau Krug hat sie mir geschenkt. Ich soll sie immer bei mir tragen, dann kann mir nichts passieren, hat sie gesagt.“
Beide schmunzelten.
Tine nahm das Metallstück in die Hand, hielt es ebenfalls ins Licht, offenbar suchte auch sie eine Aussage, eine Wahrheit. Und genauso wie Karin zuvor, biss jetzt auch ihre Freundin wie aus einem Reflex darauf und beide lachten.
„Sieht aus wie Bronze“, sagte Tine. „Wahrscheinlich sehr alt. Ein Talisman oder sowas.“
„Oder ein Geldstück“, sagte Karin. „Vielleicht bin ich seit ein paar Stunden steinreich und weiß es noch gar nicht.“
Abermals lachten die Frauen. Sie setzten sich wieder, tranken aus ihren Gläsern. Tine schlug die Stirn in Falten.
„Nee, kein Geldstück. Guck, das sind doch irgendwelche Fische hier an der Seite.“ Tine zeigte auf den Rand des Metalls.
„Delfine“, sagte Karin und weiter: „Was zum Geier soll ich mit Delfinen?“
„Hat die Krug denn nichts dazu gesagt?“
Karin verneinte, erzählte von der Verabredung für morgen. Dann nahm sie den Taler an sich, zuckte die Achseln und warf ihn auf den Tisch.
„Talisman hin oder her. Die alte Frau hat´s jedenfalls geschafft, dass ich meinen Koffer erst einmal wieder auspacke.“
„Sind echt schön geworden, die Haare“, sagte Tine.

4.
(...)

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Siegfried Lenz
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MT
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Beitrag15.06.2011 12:52

von MT
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4.

Die Landungsbrücken waren menschverstopft, die Luft erfüllt von Abgasen, die aus den Schornsteinen der Elbdampfer tuckerten, während die Dampfer, an den Pontons festgemacht wie gezähmte Ausflugselefanten, auf die Gäste warteten. Frittierfett für die tausenden Currywürste und Fischfilets und Pommes, die heute schon über die Ladentische und Kiosktresen gegangen waren und noch gehen würden, mischte sich darunter. Dazu eine weiße Sonne, die jetzt, am frühen Nachmittig, in einem nur mäßig bewölkten Himmel steckte, und die Michael die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Da wurde geschubst und gedrängelt und gelacht und geschrieen, dass man meinen konnte, alle um einen herum kennten sich und bildeten eine fröhliche Feiergemeinschaft, nur man selbst stehe am Rande des Geschehens und werde wie beiläufig mitgezogen, wie eine am Ufer schwappende alte Holzplanke, die zum Spielball der Strömung wird.
Als sich die Gelegenheit bot, scherte Michael aus. Er stellte sich unter einen Sonnenschirm mit roter Bierwerbung und bestellte am Kiosk hinter sich eine Flasche Astra. Die Flasche war beschlagen, das Bier eiskalt, Michael trank mit geschlossenen Augen. Dann setzte er sich auf einen freiwerdenden Hocker, im Schatten neben dem Kiosk, und atmete durch. Er dachte an damals, an ihren ersten gemeinsamen Urlaub, die Hochzeitsreise nach Rügen. Eine Woche lang hatte es nur geregnet, der August hatte sich als vorgezogener Herbst entpuppt. Doch das hatte ihnen nichts anhaben können, seiner Sonne und ihm. Sie gingen täglich an der Küste spazieren, stundenlang manchmal, und sahen hinaus auf das graue Meer. Wenn sie zurück waren, zurück im Hotel, zogen sie ihre nassen Sache aus, bis sie beide nackt waren. Dann verkrochen sie sich unter dem Deckbett und liebten sich. So ging es tagelang und die Tage wollten und wollten nicht enden. Die Abendessen bei Kerzenschein, das Lachen, frei und unbeschwert. Die Welt lag ihnen zu Füßen, das Leben stand ihnen offen. Sie hatten nicht viel damals und doch hatten sie alles, alles, was sie brauchten. Sie waren frei, frei für ihre Gemeinsamkeit und Michael war der glücklichste Mann der Welt, es hätte nie enden sollen und dann sprach Karin von Kindern; einen sehnlichen Wunsch nannte sie es, ein Lebensziel. Wie schnell plötzlich alles vor seinem geistigen Auge zerbrochen war, eingefallen zu einem Haufen Schutt. Das Lebenshaus, das er für sie beide entworfen hatte, seine Karriere als Wissenschaftler, die Reisen bis ans Ende der Welt – alles war mit einem Schlag davon, weggeblasen wie Staub auf einem Möbelstück.
Sie brachen vorzeitig auf, damals, beendeten den Urlaub zwei Tage früher als geplant und Karin sprach kein Wort mehr. Es war ihr erster Streit, der erste richtige, noch nie zuvor hatte es eine Auseinandersetzung mit wütenden Stimmen und langem Schweigen gegeben. Michael konnte damit nicht umgehen und als sie zu Hause waren, fuhr er zu Frank, seinem Studienkollegen, seinem besten Freund. Er sei dafür noch nicht reif, sagte er Frank, er sei doch selbst noch ein Kind und Frank sagte, irgendwann werde er bestimmt reif sein, die Zeit werde die Antwort geben. Mehr als zwölf Jahre war das jetzt her, und ungefähr eine Million Gespräche mit seiner Frau. Ja, vielleicht wollte er tatsächlich nie Kinder. Aber war er deshalb ein schlechter Mensch?
Als sein Vater vor ein paar Jahren starb, nahm er Michael beiseite, in den letzten Minuten am Sterbebett nahm er ihn beiseite und flüsterte, er wäre bestimmt ein guter Großvater gewesen. Da hatte Michael zu Karin rüber gesehen und sie war in Tränen ausgebrochen.
Er trank die Flasche aus, blieb aber noch sitzen. Er setzte seine Sonnenbrille auf und ließ seinen Blick durch die Menschen wandern, bis er an einem Jungen festmachte. Der kleine Kerl mochte sechs oder sieben Jahre alt sein, er trug ein Basecap, ein T-Shirt mit einem Piratenkopf, schwarze Shorts dazu und Sandalen mit Socken. Er nestelte in den Auslagen des Ramschladens nebenan und zog verschiedene Gegenstände empor, die er für einen Moment hochhielt, sie offenbar auf Gefallen prüfte, dann aber wieder zurücklegte. Das Objekt seiner Begierde schien nicht zu Angebot zu gehören. Doch mit einem Mal wurden die Augen des Jungen groß, er grinste über das ganze Gesicht, er hielt jetzt eine in Kunststoff eingeschweißte Pistole in der Hand, eine Pistole mit drei Saugnapfpfeilen. Sofort rief er nach seiner Mutter, sah sie um nach links, nach rechts, ließ die Packung nicht mehr los und wurde ganz hektisch, als niemand auf ihn reagierte. Abermals rief er nach der Mutter, und jetzt verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, seine Stimme überschlug sich, er trat auf der Stelle. Michael stand auf und ging zu ihm.
„Hey, junger Mann, alles klar?“
„Mama ist weg, meine Mama ist nicht mehr da.“
„Wie sieht sie denn aus, Deine Mama.“
„Weiß nicht. N´ bisschen dick, mit braunen Haaren. M-a-m-a!“
Michael legte dem Kleinen eine Hand auf die Schulter und ging in die Hocke.
„Wir werden Deinen Mama schon wieder finden, keine Angst. Ich helf´ Dir auch beim Suchen, wenn Du magst.“
Der Junge beruhigte sich ein wenig und nickte.
„Wie heißt Du eigentlich?“
„Tim“, sagte der Kleine.
„Tim“, wiederholte Michael. „Schöner Name. Und was hast Du Dir hier ausgesucht?“
Der kleine Tim fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und zog Rotz hoch.
„´Ne Pistole. Mit Pfeilen. So eine hab´ ich noch nicht.“
„Mit Pfeilen“, sagte Michael und begutachtete das Spielzeug. „Was soll sie denn kosten?“
„Acht nur“, sagte Tim und Michael nickte wie zur Anerkennung.
„Hm“, machte er dann und sagte:
„Ob Du´s glaubst oder nicht, aber ich habe gerade im Lotte gewonnen, da hab´ ich noch acht Euro über. Ich könnte Dir die Pistole ja schenken. Was meinste?“
„Echt?“, machte Tim und seine Augen strahlten wieder.
„Klar“, sagte Michael. „Und dann warten wir auf Deine Mama.“
Wieder nickte der Junge. Michael nahm ihn bei der Hand und gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Ladens zu, als plötzlich eine schrille Stimme Michael anrief.
(…)

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Siegfried Lenz
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Beitrag15.06.2011 18:56

von Gast
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Hallo Markus,

habe den dritten und vierten Teil jetzt hintereinander gelesen. Schön!
Ich verstehe Karin – sie lässt sich die Haare schneiden. Das machen Frauen gerne, wenn sie ihr Leben ändern wollen. Also für mich durchaus nachvollziehbar. Mir persönlich gefallen auch die Wortwiederholungen als Stilmittel sehr gut – sie machen den Text so eindringlich.
Viel zur Textarbeit kann ich nicht sagen, ich spiele ja noch nicht in deiner Liga – aber das, worüber ich gestolpert bin, will ich dir natürlich nicht vorenthalten.

Im dritten Teil nur eine Kleinigkeit:
MT hat Folgendes geschrieben:
„Na dann, alles Gute zum Geburtstag, meine Süße“, sagte Tine und das das ? erste Büschel der blonden Haare fiel zu Boden.


Ich hoffe, du hältst mich nicht für kleinlich – aber ich bin auch immer froh, wenn mich jemand draufstupst.

Im vierten etwas mehr:

MT hat Folgendes geschrieben:
4.

Die Landungsbrücken waren menschverstopft, die Luft erfüllt von Abgasen, die aus den Schornsteinen der Elbdampfer tuckerten, während die Dampfer, an den Pontons festgemacht wie gezähmte Ausflugselefanten, auf die Gäste warteten. Frittierfett für die tausenden Currywürste und Fischfilets und Pommes, die heute schon über die Ladentische und Kiosktresen gegangen waren und noch gehen würden, mischte sich darunter. ( Ist schon klar was du meinst, aber das Frittierfett hat sich nicht drunter gemischt – oder?) Dazu eine weiße Sonne, die jetzt, am frühen Nachmittig, in einem nur mäßig bewölkten Himmel steckte, und die Michael die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Da wurde geschubst und gedrängelt und gelacht und geschrieen, dass man meinen konnte, alle um einen herum kennten sich und bildeten eine fröhliche Feiergemeinschaft, nur man selbst stehe am Rande des Geschehens und werde wie beiläufig mitgezogen, wie eine am Ufer schwappende alte Holzplanke, die zum Spielball der Strömung wird.
Als sich die Gelegenheit bot, scherte Michael aus. Er stellte sich unter einen Sonnenschirm mit roter Bierwerbung und bestellte am Kiosk hinter sich eine Flasche Astra. Die Flasche war beschlagen, das Bier eiskalt, Michael trank mit geschlossenen Augen. Dann setzte er sich auf einen freiwerdenden Hocker, im Schatten neben dem Kiosk, und atmete durch. Er dachte an damals, an ihren ersten gemeinsamen Urlaub, die Hochzeitsreise nach Rügen. Eine Woche lang hatte es nur geregnet, der August hatte sich als vorgezogener Herbst entpuppt. Doch das hatte ihnen nichts anhaben können, seiner Sonne und ihm. Sie gingen täglich an der Küste spazieren, stundenlang manchmal, und sahen hinaus auf das graue Meer. Wenn sie zurück waren, zurück im Hotel, zogen sie ihre nassen Sache aus, bis sie beide nackt waren. Dann verkrochen sie sich unter dem Deckbett und liebten sich. So ging es tagelang und die Tage wollten und wollten nicht enden. (Eigentlich geht gute Zeit immer viel zu schnell vorbei) Die Abendessen bei Kerzenschein, das Lachen, frei und unbeschwert. Die Welt lag ihnen zu Füßen, das Leben stand ihnen offen. Sie hatten nicht viel damals und doch hatten sie alles, alles, was sie brauchten. Sie waren frei, frei für ihre Gemeinsamkeit und Michael war der glücklichste Mann der Welt, es hätte nie enden sollen und dann sprach Karin von Kindern; einen sehnlichen Wunsch nannte sie es, ein Lebensziel. Wie schnell plötzlich alles vor seinem geistigen Auge zerbrochen war, eingefallen zu einem Haufen Schutt. Das Lebenshaus, das er für sie beide entworfen hatte, seine Karriere als Wissenschaftler, die Reisen bis ans Ende der Welt – alles war mit einem Schlag davon, weggeblasen wie Staub auf einem Möbelstück.
Sie brachen vorzeitig auf, damals, beendeten den Urlaub zwei Tage früher als geplant und Karin sprach kein Wort mehr. Es war ihr erster Streit, der erste richtige, noch nie zuvor hatte es eine Auseinandersetzung mit wütenden Stimmen und langem Schweigen gegeben. Michael konnte damit nicht umgehen und als sie zu Hause waren, fuhr er zu Frank, seinem Studienkollegen, seinem besten Freund. Er sei dafür noch nicht reif, sagte er Frank, er sei doch selbst noch ein Kind und Frank sagte, irgendwann werde er bestimmt reif sein, die Zeit werde die Antwort geben. Mehr als zwölf Jahre war das jetzt her, und ungefähr eine Million Gespräche mit seiner Frau. Ja, vielleicht wollte er tatsächlich nie Kinder. Aber war er deshalb ein schlechter Mensch?
Als sein Vater vor ein paar Jahren starb, nahm er Michael beiseite, in den letzten Minuten am Sterbebett nahm er ihn beiseite und flüsterte, er wäre bestimmt ein guter Großvater gewesen. Da hatte Michael zu Karin rüber gesehen und sie war in Tränen ausgebrochen.
Er trank die Flasche aus, blieb aber noch sitzen. Er setzte seine Sonnenbrille auf und ließ seinen Blick durch die Menschen (Menschenmengen?)wandern, bis er ihn an einem Jungen festmachte. Der kleine Kerl mochte sechs oder sieben Jahre alt sein, er trug ein Basecap, ein T-Shirt mit einem Piratenkopf, schwarze Shorts dazu und Sandalen mit Socken. Er nestelte in den Auslagen des Ramschladens nebenan und zog verschiedene Gegenstände empor, die er für einen Moment hochhielt, sie offenbar auf Gefallen prüfte, dann aber wieder zurücklegte. Das Objekt seiner Begierde (Sorry, O. d. B – finde ich persönlich ganz schrecklich, ist aber sicher Geschmacksache) schien nicht zum Angebot zu gehören. Doch mit einem Mal wurden die Augen des Jungen groß, er grinste über das ganze Gesicht, er hielt jetzt eine in Kunststoff eingeschweißte Pistole in der Hand, eine Pistole mit drei Saugnapfpfeilen. Sofort rief er nach seiner Mutter, sah siech um nach links, nach rechts, ließ die Packung nicht mehr los und wurde ganz hektisch, als niemand auf ihn reagierte. Abermals rief er nach der Mutter, und jetzt verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, seine Stimme überschlug sich, er trat auf der Stelle. Michael stand auf und ging zu ihm.
„Hey, junger Mann, alles klar?“
„Mama ist weg, meine Mama ist nicht mehr da.“
„Wie sieht sie denn aus, Deine Mama.“
„Weiß nicht. N´ bisschen dick, mit braunen Haaren. M-a-m-a!“
Michael legte dem Kleinen eine Hand auf die Schulter und ging in die Hocke.
„Wir werden Deinen Mama schon wieder finden, keine Angst. Ich helf´ Dir auch beim Suchen, wenn Du magst.“
Der Junge beruhigte sich ein wenig und nickte.
„Wie heißt Du eigentlich?“
„Tim“, sagte der Kleine.
„Tim“, wiederholte Michael. „Schöner Name. Und was hast Du Dir hier ausgesucht?“
Der kleine Tim fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang und zog Rotz hoch.
„´Ne Pistole. Mit Pfeilen. So eine hab´ ich noch nicht.“
„Mit Pfeilen“, sagte Michael und begutachtete das Spielzeug. „Was soll sie denn kosten?“
„Acht nur“, sagte Tim und Michael nickte wie zur Anerkennung.
„Hm“, machte er dann und sagte:
„Ob Du´s glaubst oder nicht, aber ich habe gerade im Lotte gewonnen, da hab´ ich noch acht Euro über. Ich könnte Dir die Pistole ja schenken. Was meinste?“
„Echt?“, machte Tim und seine Augen strahlten wieder.
„Klar“, sagte Michael. „Und dann warten wir auf Deine Mama.“
Wieder nickte der Junge. Michael nahm ihn bei der Hand und gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Ladens zu, als plötzlich eine schrille Stimme Michael anrief (anrief klingt nach Telefon. (…)


Bin gespannt, wie es weitergeht.

Liebe Grüße
Monika
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Beitrag15.06.2011 20:11

von Ruth
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N'Abend MT,

wieder sehr gerne gelesen!
Eigentlich habe ich nichts, bis auf das "anrufen", was Paloma auch aufgefallen ist (meine Assoziation war der heilige Geist Laughing).
wollten und wollten nicht enden fand ich sehr schön, weil es so einen norddeutschen Klang hat (im Süden habe ich das jedenfalls noch nie gehört).

Sein Entsetzen über ihren Kinderwunsch hat mich etwas gewundert, weil sie doch geheiratet hatten und heute ist es in den meisten Fällen so, dass die Leute erst heiraten, wenn sie Kinder planen, oder? Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass die beiden heiraten ohne darüber je gesprochen zu haben.
Ich habe dann überlegt, in welchem Jahrzehnt die Geschichte spielt, habe aber beim Überfliegen der ersten Teile keine direkten Hinweise gefunden. Bis in die 70er könnte ich mir vorstellen, dass man vielleicht noch geheiratet hat, um "ordentlich" zusammen leben zu können - zumindest auf dem Land.
Aber ich weiß auch nicht, wessen Idee die Hochzeit war. Vielleicht wird das später noch deutlich?

LG,
Ruth

Edit: Oh, doch - das Rauchverbot - die Geschichte spielt eindeutig im 21. Jahrhundert!
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Beitrag16.06.2011 09:21

von MT
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Moin, Monika,

Zitat:
habe den dritten und vierten Teil jetzt hintereinander gelesen. Schön!
Ich verstehe Karin – sie lässt sich die Haare schneiden. Das machen Frauen gerne, wenn sie ihr Leben ändern wollen. Also für mich durchaus nachvollziehbar. Mir persönlich gefallen auch die Wortwiederholungen als Stilmittel sehr gut – sie machen den Text so eindringlich.


Toll, dass Du "dran" bleibst und die "Stilversuche" magst. das darf man sicher nicht übertreiben, aber hier scheint´s ganz gut zu funktionieren.

Klar: Das Fett selbst mischt sich nicht unter. Aber gerade weil das so selbstverständlich ist, wäre es aus meiner Sicht allzu gewollt, wenn man von Frittierfettwolke, oder -durft oder so etwas schriebe. Ich meine, das geht so, wie es steht.

Das zweite "das" ist natürlich nonsens, ein Tippfehler. Sorry.

Ja, gute Zeit verrinnt immer viel zu schnell. Doch in Phasen des Glücks vergisst man die Zeit, man fliegt, man genießt, man ist außerhalb von Zeit und Raum... Darauf wollte ich hinaus.

"Objekt der Begierde" ist vermutlich zu abgedroschen, ich geb Dir Recht. Mal sehen, was ich da mache. Und das "anrufen" gefällt mir auch noch nicht so...

Tausend Dank.

LGMT


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Beitrag16.06.2011 09:27

von MT
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Ruth hat Folgendes geschrieben:
N'Abend MT,

wieder sehr gerne gelesen!
Eigentlich habe ich nichts, bis auf das "anrufen", was Paloma auch aufgefallen ist (meine Assoziation war der heilige Geist Laughing).
wollten und wollten nicht enden fand ich sehr schön, weil es so einen norddeutschen Klang hat (im Süden habe ich das jedenfalls noch nie gehört).

Sein Entsetzen über ihren Kinderwunsch hat mich etwas gewundert, weil sie doch geheiratet hatten und heute ist es in den meisten Fällen so, dass die Leute erst heiraten, wenn sie Kinder planen, oder? Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass die beiden heiraten ohne darüber je gesprochen zu haben.
Ich habe dann überlegt, in welchem Jahrzehnt die Geschichte spielt, habe aber beim Überfliegen der ersten Teile keine direkten Hinweise gefunden. Bis in die 70er könnte ich mir vorstellen, dass man vielleicht noch geheiratet hat, um "ordentlich" zusammen leben zu können - zumindest auf dem Land.
Aber ich weiß auch nicht, wessen Idee die Hochzeit war. Vielleicht wird das später noch deutlich?

LG,
Ruth

Edit: Oh, doch - das Rauchverbot - die Geschichte spielt eindeutig im 21. Jahrhundert!

Hi, Ruth,

auch Dir vielen Dank!! Freut mich riesig, wenn´s Dir noch immer gefällt.

Zum "anrufen" s.o. (Monika). Werde ich wohl ändern.

Und dann das Entsetzen über den Kinderwunsch. Ich glaube, Michaels Verhalten ist - leider - viel zu häufig bittere Realität. Selbst im eigenen Freundeskreis kenne ich das.
Sie (vor der Hochzeit): Und irgendwann möchte ich Kinder haben.
Er: Klar. Mal sehen, was kommt.
Sie: Ich liebe Dich.
Er: Ich Dich auch.
Die beiden heiraten. Sie hat gehört, was sie hören wollte, er hat gesagt, was er sagen wollte. Und beide liegen weit, weit auseinander mit ihren Vorstellungen von der Zukunft. Irgendwann macht sie dann Ernst, nimmt ihn quasi "bei seinem Wort"; das jedoch hat er - aus seiner Sicht - nie gegeben...

LGMT


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Beitrag17.06.2011 14:50

von MT
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Und weiter geht´s (für die, die mögen  Buch ):

(...)
Wieder nickte der Junge. Michael nahm ihn bei der Hand und gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Ladens zu, als plötzlich eine Frau hinter Michael schrie:
„Hey! Stehenbleiben! Tim! Hier ist Mama!“
Sofort ließ Michael die Hand des Jungen los und drehte sich um. Eine Frau mit rotem Gesicht, in dem die Augen zu zittern schienen, griff nach Tim und zog ihn an sich. Ihre Stimme war laut, überschlug sich fast.
„Was soll das? Soll ich die Polizei rufen, oder was? Das ist mein Sohn!“ Dann biss sie die Zähne zusammen und zischte leise: „Arschloch!“. Sie drehte sich um, wollte weggehen, doch Michael hielt sie am Oberarm zurück.
„Ich bitte Sie! Hören Sie mir einen Augenblick zu! Es ist nicht das, was Sie vielleicht denken.“
Die Frau nahm den Jungen auf den Arm, sie schien sich ein wenig zu beruhigen, küsste dem Kind die Wange, blieb zu Michael aber auf Distanz.
„Ich hab´ Dich überall gesucht. Darfst doch nicht einfach weglaufen“, sagte sie zu Tim.
„Bin ich gar nicht“, sagte Tim.
„Es ist so: Ich…, ich bin Lehrer. Ich habe täglich mit Kindern zu tun.“
„Was soll´n das heißen?“, frage sie.
„Nichts, gar nichts. Vergessen Sie´s. Ich wollte nur…, also ich meine… Tim hatte ziemliche Angst, weil sie nicht da waren. Da dachte ich, ich… Naja, ist nicht so wichtig.
„Du wolltest mir aber eine Pistole kaufen“, sagte der Junge.
Michael versuchte zu lächeln. Er nickte. „Ja, klar, wollt´ ich. Ich weiß nur nicht, was Deine Mutter dazu sagt.“
Beide, Michael und der Kleine, sahen die Frau an. Sie zog die Augenbrauen hoch und Michael meinte, auf ihren Lippen lege sich ein zaghaftes Lächeln.
„Was soll sie denn kosten?“, fragte sie.
„Acht“, schoss es gleichzeitig aus den Jungs heraus.
Sie nickte.
„Ich kauf´ sie Dir“, sagte sie und ließ Tim wieder vom Arm. „Geh schon vor, ich komm gleich rein.“
Der Junge verschwand im Laden.
„Tut mir leid, wenn ich da was falsch gemacht habe“, sagte Michael.
„Sie haben keine eigenen Kinder, nicht?“
Michael schüttelte den Kopf.
„Hmhm“, machte sie und sagte: „´tschuldigung wegen eben.“ Dann ging sie dem Jungen nach. Ohne ein weiteres Wort.

5.

Inzwischen hatte sie den Sekt aus der Küche geholt. Erneut schenkte sie Tine und sich nach, die Flasche war gleich leer.
Ein leichter Schwindel breitete sich in Karins Kopf aus, ein warmes Gefühl von Bedeutungslosigkeit in ihrem Körper. Und doch ließen sie die Ereignisse von heute früh nicht los. Immer wieder überlagerte das Bild im Schlafzimmer ihre Gedanken, immer wieder sah sie auf ihren rechten Ellenbogen. Die Schwellungen waren zu erkennen, die Bewegungen schmerzten nach wie vor.
Die Frauen rauchten und tranken. Regen hatte es bisher keinen gegeben. Es war mittlerweile sogar sonnig geworden und Karin hatte beide Flügel der Terrassentür geöffnet. Vögel waren kaum zu hören, auch sie wurden offenbar über Mittag ruhiger.
Karin räusperte sich.
„Du, hör mal“, sagte sie. „Ich…, ich will heute abend nicht feiern. Mir ist nicht nach feiern zumute. Schlimm?“
Tine streichelt ihrer Freundin über den Oberschenkel, lächelte und schüttelte den Kopf. Sie sagte: „Ich ruf´ die anderen an, mach Dir keinen Kopf. Wir werden noch oft genug feiern.“
Die Frauen nahmen sich in den Arm, Karin drückte fest zu. Sie schluckte. Und bedankte sich leise.

Als Tine gegangen war, kehrte Karin ins Wohnzimmer zurück. Sie räumte Gläser und Flasche in die Küche, gab dem Wellensittich Futter und sah ihm eine Weile beim Fressen zu. Sie dachte an die täglichen Abendessen mit Michael, daran, wie sehr sie es zur Gewohnheit hatten werden lassen, die Mahlzeit vor dem Fernseher einzunehmen. Wortlos. Berührungslos. Der Nachrichtensprecher mit der immer gleichen Frisur und dem Einstecktuch in der Sakkotasche servierte Kriege aus Nahost, Hungerkatastrophen aus Äthiopien oder schlechte Umfragewerte für die Regierung aus dem eigenen Land mit formaler Gleichgültigkeit. Karin verstand jedes Wort, sah jedes Bild, biss nebenbei von ihrem Brot ab oder schob sich einen Löffel Suppe in den Mund, und wenn man sie am darauf folgenden Tag nach dem Inhalt der Sendung gefragt hätte, dann hätte sie keine Antwort gewusst. Michael neben ihr, er saß auf dem anderen Sofa, der Dreier-Couch, schaufelte sein Essen, ohne nur ein einziges Mal auf den Teller vor sich zu sehen. Wie schnell er essen konnte. Und mit welchem Gleichmut. Ob Karin etwas Besonderes gekocht hatte, einen Lachsauflauf oder ein Roastbeef gar, machte für ihn zu den sonstigen Tagen keinen Unterschied. Er aß, sah zum Fernseher, und wenn sie fragte, ob es ihm geschmeckt habe, antwortete er, ‚ja’, und manchmal sagte er auch noch ‚danke’.   
Das Telefon klingelte. Ihre Mutter war am Apparat. Ob Karin denn einen schönen Tag habe. Ja. Und ob denn heute noch ein paar Gäste bekäme. Ja. Und dann erzählte die Mutter von ihren Hüften, sie sagte, das könne so nicht weitergehen, und überhaupt, die im Krankenhaus würden doch sowie nur operieren wollen. Wieder antwortete Karin mit einem ‚Ja’ und kurz darauf war das Telefonat beendet.
Karin ging ins Schlafzimmer. Die Tür, an der sie sich heute früh gestoßen hatte, stand noch immer offen. Sie nahm eine Jeans und eine Tunika mit weißen und grünen Blumen heraus und zog sich beides an. Aus dem Schuhschrank holte sie die offenen Sandalen, mit den hellgrauen Riemchen vorne und schlüpfte hinein. Dann legte sie im Bad noch ihr Lieblingsparfum auf, betrachtete sich im Spiegel und nickt sich zu.
An der Garderobe kontrollierte sie den Inhalt ihrer Handtasche, packte ihr Portemonnaie ein holte das Handy hervor.
Denke an Dich. Sehe Dich immerzu am Meer, Deine Haare im Wind, Dein Lachen.
Langsam glitt sie mit dem Rücken an der Wand hinunter und setzte sich auf den Boden. Rügen, dachte sie, Sommer sechsundneunzig, es hatte nur geregnet. Und an einem Tag, als der Regen eine Pause gemacht hatte, waren sie am Strand spazieren gegangen, da war das Photo entstanden, Michael hatte im nassen Sand gelegen, sie die Arme in den aufgerissenen Himmel gestreckt und getanzt und gelacht. Danach hatten sie in einem kleinen hölzernen Fischrestaurant in den Dünen Hummer gegessen, Hummer mit Knoblauchöl und viel Weißwein dazu.
Sie las die Worte auf dem Display wieder und wieder und als die Automatik das Display abschaltete, stellte sie es erneut an. Ihre Kehle verengte sich, hinter den Augen drückte es. Karin biss sich auf die Zähne, schluckte, atmete durch. Und traute sich ein Lächeln.
Dann tippte sie.
Hätte Lust auf Hummer und Wein. Heute? 20.00 Uhr? Im ‚Charlys’ am Hafen?

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Siegfried Lenz
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Beitrag17.06.2011 15:16

von Gast
Antworten mit Zitat

MT hat Folgendes geschrieben:
Und weiter geht´s (für die, die mögen  Buch ):

Hallo Markus,
ich mag noch - sehr gerne ...


(...)
Wieder nickte der Junge. Michael nahm ihn bei der Hand und gemeinsam gingen sie auf den Eingang des Ladens zu, als plötzlich eine Frau hinter Michael schrie:
„Hey! Stehenbleiben! Tim! Hier ist Mama!“
Sofort ließ Michael die Hand des Jungen los und drehte sich um. Eine Frau mit rotem Gesicht, in dem die Augen zu zittern schienen, griff nach Tim und zog ihn an sich. Ihre Stimme war laut, überschlug sich fast.
„Was soll das? Soll ich die Polizei rufen, oder was? Das ist mein Sohn!“ Dann biss sie die Zähne zusammen und zischte leise: „Arschloch!“. Sie drehte sich um, wollte weggehen, doch Michael hielt sie am Oberarm zurück.
„Ich bitte Sie! Hören Sie mir einen Augenblick zu! Es ist nicht das, was Sie vielleicht denken.“
Die Frau nahm den Jungen auf den Arm, sie schien sich ein wenig zu beruhigen, küsste dem Kind die Wange, blieb zu Michael aber auf Distanz.
„Ich hab´ Dich überall gesucht. Darfst doch nicht einfach weglaufen“, sagte sie zu ihm.
„Bin ich gar nicht“, sagte Tim.
„Es ist so: Ich…, ich bin Lehrer. Ich habe täglich mit Kindern zu tun.“
„Was soll´n das heißen?“, frage sie.
„Nichts, gar nichts. Vergessen Sie´s. Ich wollte nur…, also ich meine… Tim hatte ziemliche Angst, weil sie nicht da waren. Da dachte ich, ich… Naja, ist nicht so wichtig.
„Du wolltest mir aber eine Pistole kaufen“, sagte der Junge.
Michael versuchte zu lächeln. Er nickte. „Ja, klar, wollt´ ich. Ich weiß nur nicht, was Deine Mutter dazu sagt.“
Beide, Michael und der Kleine, sahen die Frau an. Sie zog die Augenbrauen hoch und Michael meinte, auf ihren Lippen lege sich ein zaghaftes Lächeln.
„Was soll sie denn kosten?“, fragte sie.
„Acht“, schoss es gleichzeitig aus den Jungs heraus.
Sie nickte.
„Ich kauf´ sie Dir“, sagte sie und ließ Tim wieder vom Arm. „Geh schon vor, ich komm gleich rein.“
Der Junge verschwand im Laden.
„Tut mir leid, wenn ich da was falsch gemacht habe“, sagte Michael.
„Sie haben keine eigenen Kinder, nicht?“
Michael schüttelte den Kopf.
„Hmhm“, machte sie und sagte: „´tschuldigung wegen eben.“ Dann ging sie dem Jungen nach. Ohne ein weiteres Wort.

5.

Inzwischen hatte sie den Sekt aus der Küche geholt. Erneut schenkte sie Tine und sich nach, die Flasche war gleich leer.
Ein leichter Schwindel breitete sich in Karins Kopf aus, ein warmes Gefühl von Bedeutungslosigkeit in ihrem Körper. (warmes Gefühl gefällt mir im Zusammenhang mit Bedeutlungslosigkeit nicht wirklich - warm fühlt sich für mich gut an)Und doch ließen sie die Ereignisse von heute früh nicht los. Immer wieder überlagerte das Bild im Schlafzimmer ihre Gedanken, immer wieder sah sie auf ihren rechten Ellenbogen. Die Schwellungen waren zu erkennen, die Bewegungen schmerzten nach wie vor.
Die Frauen rauchten und tranken. Regen hatte es bisher keinen gegeben. Es war mittlerweile sogar sonnig geworden und Karin hatte beide Flügel der Terrassentür geöffnet. Vögel waren kaum zu hören, auch sie wurden offenbar über Mittag ruhiger.
Karin räusperte sich.
„Du, hör mal“, sagte sie. „Ich…, ich will heute abend nicht feiern. Mir ist nicht nach feiern zumute. Schlimm?“
Tine streichelt ihrer Freundin über den Oberschenkel, lächelte und schüttelte den Kopf. Sie sagte: „Ich ruf´ die anderen an, mach Dir keinen Kopf. Wir werden noch oft genug feiern.“
Die Frauen nahmen sich in den Arm, Karin drückte fest zu. Sie schluckte. Und bedankte sich leise.

Als Tine gegangen war, kehrte Karin ins Wohnzimmer zurück. Sie räumte Gläser und Flasche in die Küche, gab dem Wellensittich Futter und sah ihm eine Weile beim Fressen zu. Sie dachte an die täglichen Abendessen mit Michael, daran, wie sehr sie es zur Gewohnheit hatten werden lassen, die Mahlzeit vor dem Fernseher einzunehmen. Wortlos. Berührungslos. Der Nachrichtensprecher mit der immer gleichen Frisur und dem Einstecktuch in der Sakkotasche servierte Kriege aus Nahost, Hungerkatastrophen aus Äthiopien oder schlechte Umfragewerte für die Regierung aus dem eigenen Land mit formaler Gleichgültigkeit. Karin verstand jedes Wort, sah jedes Bild, biss nebenbei von ihrem Brot ab oder schob sich einen Löffel Suppe in den Mund, und wenn man sie am darauf folgenden Tag nach dem Inhalt der Sendung gefragt hätte, dann hätte sie keine Antwort gewusst. Michael neben ihr, er saß auf dem anderen Sofa, der Dreier-Couch, schaufelte sein Essen, ohne nur ein einziges Mal auf den Teller vor sich zu sehen. Wie schnell er essen konnte. Und mit welchem Gleichmut. Ob Karin etwas Besonderes gekocht hatte, einen Lachsauflauf oder ein Roastbeef gar, machte für ihn zu den sonstigen Tagen keinen Unterschied. Er aß, sah zum Fernseher, und wenn sie fragte, ob es ihm geschmeckt habe, antwortete er, ‚ja’, und manchmal sagte er auch noch ‚danke’.   
Das Telefon klingelte. Ihre Mutter war am Apparat. Ob Karin denn einen schönen Tag habe. Ja. Und ob denn heute noch ein paar Gäste bekäme. Ja. Und dann erzählte die Mutter von ihren Hüften, sie sagte, das könne so nicht weitergehen, und überhaupt, die im Krankenhaus würden doch sowie nur operieren wollen. Wieder antwortete Karin mit einem ‚Ja’ und kurz darauf war das Telefonat beendet.
Karin ging ins Schlafzimmer. Die Tür, an der sie sich heute früh gestoßen hatte, stand noch immer offen. Sie nahm eine Jeans und eine Tunika mit weißen und grünen Blumen heraus und zog sich (das sich stört mich, warum auf immer) beides an. Aus dem Schuhschrank holte sie die offenen Sandalen, mit den hellgrauen Riemchen vorne und schlüpfte hinein. Dann legte sie im Bad noch ihr Lieblingsparfum auf, betrachtete sich im Spiegel und nickt sich zu.
An der Garderobe kontrollierte sie den Inhalt ihrer Handtasche, packte ihr Portemonnaie ein holte das Handy hervor.
Denke an Dich. Sehe Dich immerzu am Meer, Deine Haare im Wind, Dein Lachen.
Langsam glitt sie mit dem Rücken an der Wand hinunter und setzte sich auf den Boden. Rügen, dachte sie, Sommer sechsundneunzig, es hatte nur geregnet. Und an einem Tag, als der Regen eine Pause gemacht hatte, waren sie am Strand spazieren gegangen, da war das Photo entstanden, Michael hatte im nassen Sand gelegen, sie die Arme in den aufgerissenen Himmel gestreckt und getanzt und gelacht. Danach hatten sie in einem kleinen hölzernen Fischrestaurant in den Dünen Hummer gegessen, Hummer mit Knoblauchöl und viel Weißwein dazu.
Sie las die Worte auf dem Display wieder und wieder und als die Automatik das Display abschaltete, stellte sie es erneut an. Ihre Kehle verengte sich, hinter den Augen drückte es. Karin biss sich auf die Zähne, schluckte, atmete durch. Und traute sich ein Lächeln.
Dann tippte sie.
Hätte Lust auf Hummer und Wein. Heute? 20.00 Uhr? Im ‚Charlys’ am Hafen?


seufz *schön  love
Ich steh zwar nicht auf Liebesgeschichten - aber bis jetzt gefällt es mir.

Liebe Grüße
Monika
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Beitrag17.06.2011 18:05

von The Brain
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Huhu,

Schön, dass es weitergeht. Habe ja bisher nix gesagt - weil alles was ich zu "meckern" gehabt hätte, wurde bereits gesagt, oder es ist schlicht eine Geschmacksfrage. Ein paar wenige Rechtschreibfehler und zwei Mal puckert? - was ich übrigens auch nicht kenne.
Bin schon mal gespannt wie es weitergeht! Im Moment liest es sich nach Happy End?

Feine Geschichte!

Liebe Grüße

Brain


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Beitrag18.06.2011 12:36

von Gast
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Hallo Markus,

ich lese weiter mit, natürlich. Mir ist nicht klar, worauf es hinauslaufen wird, und das ist eigentlich gut.

MT hat Folgendes geschrieben:
Sie dachte an die täglichen Abendessen mit Michael, daran, wie sehr sie es zur Gewohnheit hatten werden lassen, die Mahlzeit vor dem Fernseher einzunehmen. Wortlos. Berührungslos. Der Nachrichtensprecher mit der immer gleichen Frisur und dem Einstecktuch in der Sakkotasche servierte Kriege aus Nahost, Hungerkatastrophen aus Äthiopien oder schlechte Umfragewerte für die Regierung aus dem eigenen Land mit formaler Gleichgültigkeit. Karin verstand jedes Wort, sah jedes Bild, biss nebenbei von ihrem Brot ab oder schob sich einen Löffel Suppe in den Mund, und wenn man sie am darauf folgenden Tag nach dem Inhalt der Sendung gefragt hätte, dann hätte sie keine Antwort gewusst. Michael neben ihr, er saß auf dem anderen Sofa, der Dreier-Couch, schaufelte sein Essen, ohne nur ein einziges Mal auf den Teller vor sich zu sehen. Wie schnell er essen konnte. Und mit welchem Gleichmut. Ob Karin etwas Besonderes gekocht hatte, einen Lachsauflauf oder ein Roastbeef gar, machte für ihn zu den sonstigen Tagen keinen Unterschied. Er aß, sah zum Fernseher, und wenn sie fragte, ob es ihm geschmeckt habe, antwortete er, ‚ja’, und manchmal sagte er auch noch ‚danke’.


All das denkt sie und dann kommt diese Nachricht:

MT hat Folgendes geschrieben:
Denke an Dich. Sehe Dich immerzu am Meer, Deine Haare im Wind, Dein Lachen.


Der Verdrängungsmodus setzt ein? Oder fällt sie auf das herein, was Michael vielleicht nur aus einem schlechtem Gewissen heraus eingetippt hat?

Du zeigst ihn uns, wie er einige Zeit allein verbringt, die Frage ist, ob er das Alleinsein zu zweit nicht wieder vorziehen wird, weil ihm nichts Besseres einfallen wird, oder kommt es zu einer zufälligen Begegnung oder Beobachtung? Da ich weiss, dass du selbst nicht genau weisst, was nun aus Karin und Michael wird, bin ich schon gespannt, wie es weiter geht, aber ein Happy End seh ich da eigentlich nicht, und wenn, dann eines, das nicht weit über das Ende deiner Geschichte hinausgehen wird ...

LG
Anja
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Beitrag19.06.2011 10:21

von Merlin*
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Hallo MT,

auch ich bin noch voll mit dabei und lese mit großem Interesse,

klar frage ich mich auch, wie wird es weiter gehen ... keine leichte Entscheidung, wenn Du es selbst noch nicht weißt, wie ich in einem Kommi las,
ich habs ... und sags Dir ...

sie trennen sich und bleiben Freunde wäre aus meiner Sicht die beste Lösung, denn wer so, wie Du beschrieben hast, gemeinsam sein Abendbrot isst vor dem Fernseher, der kann es kaum wieder abstellen, denke ich ...

eine Stelle hat mir besonders gefallen:

Zitat:
alles war mit einem Schlag davon, weggeblasen wie Staub auf einem Möbelstück.
fein!

ich überlege gerade, ob Du nach weggeblasen ein Komma setzen solltest als gedankliche Pause, naja, nicht so wichtig, die Stelle ist schön
lieben Gruß
Merlin


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Beitrag20.06.2011 14:43

von MT
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Paloma hat Folgendes geschrieben:
seufz *schön love
Ich steh zwar nicht auf Liebesgeschichten - aber bis jetzt gefällt es mir.

 Shocked Eine Liebesgeschichte? Die müssen ja irgendwie immer ein Happy end haben, oder nicht? Und ich fürchte, da werde ich möglicherweise nicht hinkommen. Möglicherweise.

Schön, wenn´s Dir gefällt.


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Beitrag20.06.2011 14:46

von MT
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Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Hallo Markus,

ich lese weiter mit, natürlich. Mir ist nicht klar, worauf es hinauslaufen wird, und das ist eigentlich gut.

Hi Anja, dass Du dran bleibst, finde ich ganz super. Warst Du es doch, der der Text zu Beginn (wohl) zu gleichtönig erschien...  wink

Lorraine hat Folgendes geschrieben:
Der Verdrängungsmodus setzt ein? Oder fällt sie auf das herein, was Michael vielleicht nur aus einem schlechtem Gewissen heraus eingetippt hat?

Du zeigst ihn uns, wie er einige Zeit allein verbringt, die Frage ist, ob er das Alleinsein zu zweit nicht wieder vorziehen wird, weil ihm nichts Besseres einfallen wird, oder kommt es zu einer zufälligen Begegnung oder Beobachtung? Da ich weiss, dass du selbst nicht genau weisst, was nun aus Karin und Michael wird, bin ich schon gespannt, wie es weiter geht, aber ein Happy End seh ich da eigentlich nicht, und wenn, dann eines, das nicht weit über das Ende deiner Geschichte hinausgehen wird ...

Ich bin auch gespannt auf das Ende, ganz ehrlich. Ich habe da zwar eine
vage Idee, mehr aber auch nicht...


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Siegfried Lenz
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Beitrag20.06.2011 14:49

von MT
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The Brain hat Folgendes geschrieben:
Huhu,

Schön, dass es weitergeht. Habe ja bisher nix gesagt - weil alles was ich zu "meckern" gehabt hätte, wurde bereits gesagt, oder es ist schlicht eine Geschmacksfrage. Ein paar wenige Rechtschreibfehler und zwei Mal puckert? - was ich übrigens auch nicht kenne.
Bin schon mal gespannt wie es weitergeht! Im Moment liest es sich nach Happy End?

Feine Geschichte!

Liebe Grüße

Brain
Danke, Brain! Happy end... schwierig. Glaube eher nicht. Bin aber auch noch nicht festgelegt.

Toll, dass Du ebenfalls mit dran bleibst.


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Siegfried Lenz
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Beitrag20.06.2011 14:51

von MT
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Zitat:
sie trennen sich und bleiben Freunde wäre aus meiner Sicht die beste Lösung, denn wer so, wie Du beschrieben hast, gemeinsam sein Abendbrot isst vor dem Fernseher, der kann es kaum wieder abstellen, denke ich ...

Hi, Merlin,

auch an Dich ein herzliches Dankeschön.

Trennen, nicht trennen? Freunde bleiben oder nicht? Ich finde auch, das ist momentan offen, alles ist denkbar. Und das macht für mich den Reiz des Textes aus - die Möglichkeit für den Leser, eigene Gedanken/Ideen zu entwickeln.

Mal sehen.

LGMT


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Siegfried Lenz
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