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Stille Nacht (Prosa)

 
 
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag22.05.2011 21:00
Stille Nacht (Prosa)
von femme-fatale233
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„Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht….“ Eine Harmonie schiefer Töne erfüllt das elterliche Wohnzimmer. Mutter trägt zur Feier des Tages eine geblümte Bluse, Vater hat sich eine Krawatte umgebunden, die er mittlerweile schon wieder etwas gelockert hat. Während der letzten Klänge des weihnachtlichen Liedes erscheint – scheinbar unscheinbar – das Hausmädchen im Zimmer, den kleinen Sohn an der Hand haltend, den man extra für diesen Tag frisiert hat. Er ist ein blässliches Kind mit mageren Armen und dünnen Haaren, von eher mangelnder Intelligenz, lediglich sein Name hat Potential den Kleinen für das ganze Leben zu brandmarken: Konrad – benannt nach Konrad Adenauer. Während aus dem Herzen seiner Mutter ernsthafte Frömmigkeit lächelt, als sie dem Kleinen über den Kopf tätschelt, weiß der Zuschauer bereits, dass Konrads Vater Alois vor seiner Karriere bei den Christdemokraten eigentlich mal Blockleiter war – doch dies scheint vergessen, an einem Abend voller Nächstenliebe; schließlich feiert man Jesus Geburtstag nicht alle Tage. Die Tatsache, dass der ein Jude war, ist – wie Onkel Heinz (vormals SS-Soldat) es ausdrückt– sogar irgendwie „chic“ in diesen Zeiten. Nach einer kleinen christlichen Sünde – der gute Sekt, den es für 35 Mark gab – und einem schüchternen christlichen Kuss zwischen den Eltern, folgt ein christliches Gebet. Während Alois bei Gott inständig die Erlösung der Hungernden in der dritten, vierten und fünften Welt erbittet, spricht Konrad heimlich sein eigenes Gebet: Mit seinen sieben Jahren hat er gerade das Schamgefühl entdeckt – oder vielmehr: das Bewusstsein für die Scham, die ihn schon jahrelang innerlich quälte. „Lieber Onkel Gott“, murmelt der Kleine im Geiste, „bitte mach, dass ich heute Abend nicht vorspielen muss. Amen.“ Konrad hat nämlich – weil Kultur ja ganz wichtig ist für die Jugend – angefangen Blockflöte zu spielen. Seit einem halben Jahr geht er zu Herrn Mahlmann in die Übungsstunde – wobei Übung relativ ist, denn Mahlmann weiß beziehungsweise hofft seit der ersten Stunde, dass Konrad über andere Talente verfügt, die der Welt bis jetzt verborgen blieben. Die Mutter verspricht sich viel von dem Unterricht – auch wenn sie in Kauf nehmen muss, dass ein Mann ihren Sohn das Flöte spielen lehrt, der damals Berufsverbot hatte. Kommunist, sagen die Leute manchmal, doch niemand soll ahnen, dass der ältliche, nach Pfefferminzbonbons riechende Flötenlehrer niemals in die DDR gehen wird.

Konrad weiß, dass sich sein Schicksal nach dem Essen und vor der Bescherung entscheiden wird. Der Blick der Mutter lastet auf ihm. Wie gerne würde sie ihn doch spielen hören. Hausmusik ist ja so erquickend.
 
Die Köchin hat ihren Auftritt: Eine grobgliedrige Frau mit fleischigem Gesicht betritt die Bildfläche, einen Rollwagen vor sich her schiebend. Es gibt Fisch mit Pellkartoffeln. Die Erwachsenen – Onkel Heinz schon leicht beschwipst – begeben sich zu Tisch, der kleine Konrad folgt unruhig. Nachdem der Vater sich den eigenen Teller vollgeschaufelt hat, beginnt das Schweigeseminar. Nur ab und zu wirft Alois ein paar Worte in die Runde – Mutter lacht dann wie eine Aufziehpuppe und Heinz nutzt die Gelegenheit, um ein wenig näher an das Hausmädchen heranzurücken. Man sagt, sie sei keine Jungfrau mehr. Glück für sie, dass sie ein Haushalt gefunden hat, der sie anstellt. Schweigend isst man weiter, während Konrad fieberhaft überlegt, wie er das Flöten-Desaster abwenden könnte. In den letzten Tagen hat er viele Szenarien durchgespielt: Der Kleine übt so lange und heftig, bis die Flöte kaputt geht – leider tut sie es nicht, schließlich hat der Vater auf gute Deutsche Maßarbeit bestanden. Auch hat er sie heimlich einmal in den Müll geworfen, nur damit das Hausmädchen sie ihm zwei Stunden später wieder bringt, ihn schimpfend, wie unordentlich er mit seinen Sachen sei. Weinend hat Konrad sie angefleht, dem Vater nichts zu sagen und – weil Weihnachten vor der Tür steht – zeigt das Mädchen Mitleid. Selbst in Brand wollte er sie stecken, doch die Zündhölzer hält die Köchin unter Verschluss – eine Frau von der die Jungs aus der Nachbarschaft sagen, sie hätte früher kleine Kinder getötet. Wie Recht sie damit haben, soll auch niemand ahnen.

Der Teller des Vaters wird langsam leerer. Vier, vielleicht fünf Bissen sind es noch, bis das weihnachtliche Abendessen sein Ende findet. Konrad schwitzt. Ihm ist sogar so warm, dass sein sonst so aschfahles Gesicht eine Regung zeigt, die man als Farbe interpretieren könnte. „Na, freust Du dich?“, fragt die Mutter, die die Röte der kindlichen Wangen als Zeichen der Euphorie deutet. Wäre Konrad bereits erwachsen, würde in seinem Kopf vermutlich ein zynisches „Unheimlich“ umhergeistern, so jedoch verschluckt er sich an seinem Fisch und stottert ein „Ja, Mama“ in die Runde, woraufhin die Mutter ihm über den Kopf streichelt.

Alois legt seine Gabel final auf den Teller. Die Speisung ist vorbei. Nach einem genussvollen Stöhnen – das für Kinder wie Konrad, die Fisch nicht mögen, völlig unverständlich ist – steht er auf, um sich einen Schnaps zu genehmigen, den seine Frau nicht gutheißt. Rasch springt auch die Mutter auf, Heinz, der dieses Jahr sein Priesterseminar begonnen hat, verliert seinen Blick wie zufällig im Ausschnitt des Mädchens, das errötet aufschreckt, um der Köchin beim Abräumen zu helfen. Konrad weiß, dass der Moment der Entscheidung gekommen ist. Aufgeregt trippelt er auf seinen Füßen hin und her. Er kann das nicht. „Denk an die armen Kinder in Hinterpommern, die haben nicht die Chance ein Instrument zu lernen“, hallt die Stimme seiner Mutter durch den Kinderkopf. Konrad hat in einem Atlas des Vaters nachgeschlagen – POLEN stand da groß – und plötzlich wünscht sich ein christlich erzogenes, deutsches Kind nach Hinterpommern.

Der Junge muss lachen: Er erinnert sich an ein Lied mit einer lustigen Melodie, das die Köchin manchmal singt, wenn sie glaubt, sie sei allein: „Das schöne Spiel mit Schuss und Gas, macht in Polen noch mehr Spaß…“ Konrad, dessen verzweifelte Flucht in die Musik man als Galgenhumor bezeichnen könnte, weiß nicht, was die Worte bedeuten, die die Köchin beim Fleischklopfen summt, er pfeift einfach leise vor sich hin.

Sein Pfeifen soll ihn verraten: Die Mutter blickt auf, sieht das Schmunzeln des Kleinen, flötet: „Konrad, hol doch mal deine Flöte, der Vater möchte so gerne hören, wie du ein Weihnachtslied spielst.“ Der Vater, der sich mittlerweile zum dritten Mal seinen Schnaps nachgefüllt hat, möchte eigentlich nur eines: die zarten, spitzen Brüste des blonden Hausmädchens, das gerade erscheint, um die Geschenke hereinzutragen.
 
Die Schritte, die Konrad tut, um das Instrument zu holen, sollen ihm wie gelähmt erscheinen, blind greift er nach der kleinen Blockflöte, die ihm ein sadistisches Grinsen zuzuwerfen scheint. Er kann nicht. Konrad ist sich sicher, zu sterben, als er ins Wohnzimmer zurückkehrt.

Heinz, Alois, die Mutter und das Mädchen haben indes Platz genommen, um dem Konzert in voller Gänze lauschen zu können. Im Blick der Mutter liegt die Erwartung einer erdrückenden Liebe, wie nur Frauen sie ihren Kindern entgegen bringen können. Mit zitternden Händen zerfieselt Konrad das Notenbuch auf der Suche nach der richtigen Seite. Schließlich ist er so weit.

Ein erster Ton von „Ihr Kinderlein kommet“ entweicht in den Raum. Schon jetzt klatscht die Mutter begeistert in die zarten Händchen. Wundervoll. Das ist ihr Sohn. Voller Stolz sucht sie den Blick des Vaters, als das Spiel plötzlich verstummt. Es wird einige Sekunden dauern, bis das Publikum den unvorbereiteten Abbruch des Konzertes versteht. Ein kleiner Junge krümmt sich auf dem Boden, das Gesicht plötzlich hochrot, röchelt erst, hustete dann dramatisch, einen Höhepunkt der Verengung in der weihnachtlichen Stimmung. Und während das sonst so stille Hausmädchen auf einmal markerweichend schreit, sieht ein geschocktes Elternpaar fassungslos zu, wie der einzige Sohn an einer Flöte erstickt.

 Gottes Gnade ist mit allen.

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Isa
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 153
Wohnort: München


Beitrag23.05.2011 14:44

von Isa
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Hallo FFF-Teilnehmer,

gewollt überzeichnetes Bild, um die verlogene Idylle einer kleinbürgerlichen Familie hervorzuheben.
Vorgaben sind erfüllt, ich würde auf jeden Fall 1 Feder zusätzlich für Kreativität hinzufügen.
Was mir nicht ganz klar ist, der Junge ist nicht an der Flöte erstickt, sondern vermutlich an einer Fischgräte, die im Halse steckte, oder? Hat das der Junge gar provoziert?

LG, Isa
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Aliah
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 60
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Beitrag23.05.2011 19:17

von Aliah
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Hallo,

Das Ende war echt hart, doch der Spanungsaufbau war gut. An sich ist die Idee auch nachvollziehbar (ich musst früher auch immer vorspielen, weil ich das in der 5. 6. Klasse als Pflichtinstrument in der Schule hatte.. schrecklcih!)

Da Ende war seltsam. Wie kann man an einer Flöäte ersticken? Warum tun die Eltern nichts?

Ansonsten hatte ich auch noch nicht ganz begriffen wer wer war, aber es war trotzdem eine gute Geschichte.

LG
Aliah


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Amaryllis
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Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag24.05.2011 12:26

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

Die scheinheilige Weihnachtsstimmung im gehobenen Bürgertum hast du wirklich sehr gut vermittelt. Auch die Angst des Kindes vor dem Vorspielen ist gut nachvollziehbar. Das Ende kam für mich sehr überraschend. Ich halte es doch für unwahrscheinlich, dass man tatsächlich an einer Flöte ersticken kann und dass dann niemand etwas tut um es aufzuhalten. Nun gut, du begründest es damit, dass das Gottes Antwort auf das Gebet sei, von dem her ist es dann schon wieder schlüssig, aber begeistert hat mich das nicht.
Auch der Sarkasmus bzw. den Spott, den ich oft glaube, zwischen den Zeilen zu lesen, hat mich nicht vollkommen überzeugt. Handwerklich allerdings ein Text, an dem es nicht viel auszusetzen gibt.

Liebe Grüße,
Ama


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Hoody
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Wohnort: Alpen


Beitrag24.05.2011 13:36

von Hoody
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Hallo Maskenmann.

Ein brutaler Text. Es sind ein paar Seitenhiebe vorhanden und das Ende hat mich erschreckt. Drei handelnde Personen sind vorhanden, die Musik kommt auch vor bzw die Angst. Aber mir fehlt die Spannung, manchmal musste ich mich überwinden die Sätze zu lesen. Mir will der Text nicht richtig gut gefallen. Er gefällt mir, aber nicht richtig gut. Ich habe andere Texte gelesen, die mir mehr Spaß bereitet haben. Der Stil ist hier sehr schön, bis auf ein paar Sätze, die etwas holperten. Der erste Satz ist aber sehr schön. Hat mir gefallen. Was soll ich für eine Bewertung geben? Ich schwanke zwischen sechs und sieben. Ich werde dir eine sieben geben, auch wenn es haarscharf an der sechs vorbei schlittert.

lg Hubi


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Probber
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Beitrag24.05.2011 16:20

von Probber
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Moin Guy,
den Geist der Nachkriegszeit hast du ziemlich gut hinbekommen, glaube ich (ich war zum Glück nicht dabei, um es besser zu wissen). Die strenge Erziehung, Vorurteile und die schwammige Ausrede, was Jesus als Juden betrifft.
Das Ende kapiere ich allerdings nicht - wie kann man an einer Flöte ersticken und wie können so viele Erwachsene dabei zusehen?
Das klingt nicht sonderlich plausibel.

Auch was die Aufgabenstellung angeht - Emotionen, die durch Musik hervorgerufen wird, textlich zu verarbeiten, sehe ich nicht als gegeben, auch wenn ausschnittsweise drei Lieder aufgeführt werden.
Was Konrad zu schaffen macht ist nicht die Musik, sondern die Situation, Flöte zu spielen.
Muss ich leider bei der Bewertung berücksichtigen.
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Nihil
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Moderator
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Beiträge: 6039



Beitrag24.05.2011 20:51

von Nihil
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Junge, bin ich froh, dass hieraus jetzt doch keine Nazi-Geschichte geworden ist. Ich bin mit dem Thema (was Kunst angeht), so übersättigt, dass ich das sicher nicht mehr objektiv hätte bewerten können. All die Einschübe zu Personen und was sie im 2. Weltkrieg getan haben, fand ich zunächst auch unnötig, aber sie ergeben doch einen Sinn. Von der strengen Erziehung in den 50ern weiß man, auch wenn es da schon nicht mehr ganz so schlimm war wie vor dem 1. Weltkrieg etwa. Vor dem Hintergrund wird der Selbstmord Konrads aber nachvollziehbarer – das hatte mich beim ersten Lesen ziemlich gestört, Angst vor dem Auftritt hin oder her. Dennoch hätte man die strenge Erziehung, die höchstens suggeriert wird (wenn der Vater schon Blockleiter war), auch in ein, zwei Beispielen noch beschreiben können. Denn auch wenn der Sohn fürchtet, ausgelacht zu werden oder gar geprügelt zu werden, reicht das, wie schon gesagt, nicht ganz aus. Wenn er zudem Jude und Waisenkind gewesen wäre und von diesen Eltern, mit dem Hintergrund, adoptiert worden wäre, hätte die Sache ganz anders ausgesehen. Da hätte man die Fremdheit, den Verlust usw. nicht weiter beschreiben müssen. Dennoch halte ich dir das Ende zugute, denn hier wird Musik auf eine ganz eigene, pervertierte Weise „spürbar“, die mir sehr gut gefällt. Den Nachsatz mit Gottes Gnade hättest du dir aber sparen können. Das klingt, als wäre Konrad einfach zu dumm gewesen, in die Flöte zu pusten, und das wäre dümmer als es real ist und würde viel verschenken. Ne, so will ich das nicht lesen.

Stilistisch ist das auch sehr sauber geschrieben. Die Spannung wird gut aufgebaut, von den verschiedenen Szenarien bis zum langsam leerer werdenden Teller des Vaters. Gefühle wurden auch anschaulich verarbeitet, was bei einigen anderen Geschichten ein größeres Manko war. Gefällt mir insgesamt ziemlich gut.

Eine Wertung vergebe ich erst nach dem Vergleich mit allen anderen Texten. Möglicherweise entsteht dadurch auch eine bessere/schlechtere Note, als man nach der Kritik erwartet hätte. Die entsteht nämlich größtenteils spontan.
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Gast







Beitrag25.05.2011 20:04

von Gast
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Lieber FFF-Teilnehmer,

so viel zu bewerten, so wenig Zeit ... Deshalb mach’ ich’s knapp. Ich bewerte nach folgenden Kriterien:

Sprache: Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ich angesichts der Länge des Textes und der Zeitbegrenzung nicht dramatisch finde, ist das sehr gut geschrieben.

Idee und Umsetzung: Uah. Also, so ein ganz persönliches "Uah" meine ich. Der Text enthält ziemlich viel - die Verzweiflung Konrads, die gruslige und scheinheilige Spießbürgerlichkeit, dann auch noch ein bisschen Politik mit reingepackt - das ist gut gemacht, man sieht das wie einen Film ablaufen. Problem: Ich würd' mir diesen Film einfach nicht freiwillig anschauen. Mich macht sowas unruhig, und die natürlich moralisch nicht einwandfreien Männer und diese treudoofe, einfach gestrickte Opfer-Mutter, das ist ein Bild, das ich nicht mehr sehen mag. Confused Und: Mich lenkt das total von Konrad ab, der ja eigentlich im Fokus stehen sollte. Allerdings ist das der erste Text, den man - damit meine ich den Schluss - sinnvoll interpretieren könnte, was ich wiederum ziemlich gut finde.

Berücksichtigung der Vorgabe, Atmosphäre: Die Musik, ihr Klang (!), wird ja nur angeschnitten. Aber gut, sie ist da, also keine Abzüge. Die Atmosphäre ist greifbar unangenehm, wenngleich das auch nichts mit der Musik zu tun hat. Einer der stärksten Texte im Wettbewerb, auch wenn ich ihn persönlich einfach nicht so mag. Confused

LG,

Sonja
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag27.05.2011 04:48

von Nordlicht
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Hallo flinke Feder,

ich bin nach folgendem Bewertungsschema vorgegangen:

-Wie stark ist das Thema Musik im Text ausgedrückt, verwertet und verwirklicht worden?
-Wie gut ist der Text sprachlich gelungen (Rechtschreibung, Grammatik, originelle Verwendung von Wörtern, Flüssigkeit, Vermittlung von Bildern)?
-Wie originell ist die Textidee?

In zwei Stunden hast Du ja wirklich viel geschafft! Aber für mich ist hier das Thema Musik eher die Nebenbegleitung zur Familiengeschichte. Das rettet für mich auch das unerwartete Ende nicht, zumal ich (als Kind auch Blockflötengeschädigt) mir nicht vorstellen kann, wie das mit dem Ersticken funktionieren soll - und metaphorisch gemeint passt es mir nicht so recht zum Ton des Textes.
Insgesamt bleibt Spannung auf der Strecke, finde ich, und als Leserin ist es mir doch wichtig, dass ein Text irgendwie mein Interesse weckt.
4 Federn


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If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag27.05.2011 20:37

von Leene
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Uff, was perfide! Hat mich sehr unterhalten. Wahnsinn. Wollte eigentlich den zweiten Satz („Harmonie schiefer Töne …") als besonders eindrucksvoll zitieren. Kamen dann aber so viele andere tolle Sätze; mag nicht den gesamten Text zitieren. lol Sehr gerne gelesen.
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
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Beitrag28.05.2011 12:16

von Akiragirl
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Liebe/r FFF Autor/in,

Bevor ich mit meiner Kritik beginne, möchte ich mich schon einmal im Voraus entschuldigen, falls ich jemandes Gefühle verletzen sollte. Ich versuche, meine Meinung immer sachlich und möglichst konstruktiv darzulegen. Dennoch spielt bei jeder Kritik auch die subjektive Wahrnehmung eine große Rolle – also bitte nehmt nichts, von dem was ich schreibe, persönlich smile

Eine interessante Verbindung zwischen augenscheinlichem Weihnachtskitsch und Nächstenliebe mit politisch-historischen Motiven ist dir da gelungen. So interessant ich die Idee und die Ansätze fand, so problematisch die Umsetzung, was ich gleich näher begründen werde.

Trotzdem habe ich den Text mit Interesse gelesen und war auf das Ende gespannt. Wie Figur des Konrad funktioniert in meinen Augen gut, denn er ist nicht zu dumm, trotzdem ausreichend hilflos und aufgeregt.
Vom Schreibstil her ist der Text ebenfalls nicht schlecht gemacht. Ein wenig gestört hat mich die auktoriale Erzählperspektive; ich hätte hier eher Konrads Sicht der Dinge gewählt, aber vielleicht hast du es wegen dem Ende so gemacht …?

Zudem verwendest du extrem viele Gedankenstriche. Sieh deinen Text mal genau durch und achte darauf, es ist wie eine Seuche. 23 Stück habe ich insgesamt gezählt, im ersten Absatz ist es am schlimmsten. Ich habe nichts gegen Gedankenstriche, finde aber, du solltest die sorgsamer einsetzen, und nur an Stellen, wo sie wirklich notwendig sind. Z.T. können sie durch Kommata ersetzt werden:
Zitat:
Die Tatsache, dass der ein Jude war, ist, wie Onkel Heinz (vormals SS-Soldat) es ausdrückt, sogar irgendwie „chic“ in diesen Zeiten.

Oder auch einfach durch einen Punkt:
Zitat:
(…) dass Konrads Vater Alois vor seiner Karriere bei den Christdemokraten eigentlich mal Blockleiter war. Doch dies scheint vergessen, an einem Abend voller Nächstenliebe; (…)

Dadurch kannst du auch recht einfach die z.T. sehr lang geratenen Sätze etwas übersichtlicher gestalten.

Nun zur inhaltlichen Kritik: Mir ist schon klar, dass du durch die Gegenüberstellung des Weihnachtsthemas und den heftigen politischen Themen einen Kontrast herstellen wolltest, doch an einer Stelle bist du für mein Empfinden darüber hinaus geschossen:
Zitat:
Der Junge muss lachen: Er erinnert sich an ein Lied mit einer lustigen Melodie, das die Köchin manchmal singt, wenn sie glaubt, sie sei allein: „Das schöne Spiel mit Schuss und Gas, macht in Polen noch mehr Spaß…“ Konrad, dessen verzweifelte Flucht in die Musik man als Galgenhumor bezeichnen könnte, weiß nicht, was die Worte bedeuten, die die Köchin beim Fleischklopfen summt, er pfeift einfach leise vor sich hin.

Da geht jede Subtilität flöten und selbst der letzter Leser merkt, was du dadurch für ein Gefühl erreichen willst. Dadurch wirkt es plump. Etwas weniger dick auftragen, gerade bei solchen Themen.

Schlussendlich hatte ich mit dem Ende große Probleme. Ich meine: Wie zum Henker kann man an einer Blockflöte ersticken? Dafür müsste man sie sich selbst in den Hals rammen oder halb herunterschlucken; ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.
Oder ist dieses „Ersticken“ keine Metapher für das Ersticken der Lebenslust und Kreativität unter repressiver Erziehung? Dann hättest du das in meinen Augen irgendwie deutlicher machen müssen. So wirkt das Ende ziemlich absurd und unpassend zum Rest des Textes.

Auch war ich nicht sicher, ob der Tod Konrads jetzt quasi eine „Strafe“ für die verkommene Familie darstellen sollte. Wenn ja, wäre das auch nicht ganz stimmig, dass er als Kind, das ja nichts von alldem überhaupt versteht, jetzt büßen soll (???)

Wie gesagt, durch das Ende wurde mir die Geschichte etwas verleidet. Ansonsten ist sie nicht schlecht, auch das Thema hast du gut verarbeitet.

Daher von mir 5 Federn.
Mein Bewertungsdurchschnitt lag in diesem Wettbewerb bei 4,96 (also rund 5) Federn.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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Gast







Beitrag29.05.2011 11:26

von Gast
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Hallo Federschwinger/in,

diesmal kann ich aufgrund der relativ geringen Teilnahme jeden Text etwas ausführlicher kommentieren. Die Themenvorgabe war ja sehr offen, also reicht es mir, wenn es irgendwie um Musik geht. Wenn ich Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler erwähne, dann um sie dir zu zeigen – bewertet habe ich sie, aufgrund des Zeitdrucks, nicht.
Meinen Geschmack habe ich, so weit es ging, außer Acht gelassen und versucht mich auf die handwerkliche, logische und kreative Ausarbeitung zu beschränken.

„Eine Harmonie schiefer Töne“ ist sicherlich als Stilmittel gedacht (Oxymoron?) passt für mein Empfinden aber nicht an diese Stelle. Meiner Meinung nach gehören an den Anfang eines Textes andere Dinge. Solche Feinheiten kann man erst einbauen, wenn der Leser weiß, in welche Richtung der Text eigentlich gehen soll. Erst denk ich mal = Quatsch!
Einerseits wirkt dein Text auf mich wie eine Bühneninszenierung (soll er wohl auch?) anderseits wird aber der auktoriale Erzähler bemüht. Ich meine, da müsste man sich entscheiden.

Zitat:
Der Kleine übt so lange und heftig, bis die Flöte kaputt geht – leider tut sie es nicht, schließlich hat der Vater auf gute Deutsche Maßarbeit bestanden.


Ich denke, du meinst: gute deutsche Wertarbeit – oder hat er in der Tat eine maßgefertigte Flöte bekommen?

Zitat:
Konrad schwitzt. Ihm ist sogar so warm, dass sein sonst so aschfahles Gesicht eine Regung zeigt, die man als Farbe interpretieren könnte.


Hier würde mir besser „Reaktion“ gefallen – eine Regung bewegt etwas, sie wandelt nicht in Farbe um.

 
Zitat:
„Na, freust Du dich?“, fragt die Mutter, die die Röte der kindlichen Wangen als Zeichen der Euphorie deutet.


Die die ... gefällt mir im Satzbau nicht – das kannst du sicher besser lösen. Kommt später im Text nochmals vor.

Zitat:
Aufgeregt trippelt er auf seinen Füßen hin und her.


Sorry, nicht böse sein – aber worauf sonst?

Zitat:
Die Schritte, die Konrad tut, um das Instrument zu holen, sollen ihm wie gelähmt erscheinen ...


Wem „ihm“? Konrad selbst? Er wird es sich nicht wünschen. Gelähmt ist sicher auch nicht so ganz richtig – Lahme laufen nicht, vielleicht eher schwer, schwerfällig oder so?

Zitat:
Mit zitternden Händen zerfieselt Konrad das Notenbuch auf der Suche nach der richtigen Seite.


Dann dürfte es jetzt hin sein.
So wie Konrad am Schluss. Die Möglichkeit an einer Blockflöte zu ersticken halte ich doch für sehr, sehr gering. Aber nun gut. Meinem Empfinden nach klingt (da wären wir sogar bei der Musik) dein Text zu sehr bemüht und an manchen Stellen zu wenig durchdacht.

Liebe Grüße
Monika
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Gast







Beitrag29.05.2011 11:55

von Gast
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Hallo!

Welche(r) passionierte Seitenhiebausteiler(in) war hier wohl am Werke smile extra?
Wer oder was bleibt in dieser Weihnachtsmusikgeschichte eigentlich verschont? Nicht mal das Kind! Einzig: das An-der-Blockflöte-ersticken funktioniert nicht, meines Erachtens, und damit "verdirbst" du ein bisschen das Ende, oder aber du nimmst dich selbst und deinen Übereifer auf die Schippe, das wär fast zu genial  Cool
Ich habe dieses Familienweihnachten genossen, man freut sich einfach, dass man nicht dabei sein musste!!
Grüsse,
Lorraine
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EdgarAllanPoe
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Die Tauben
Beitrag29.05.2011 16:48

von EdgarAllanPoe
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Wie Konrad an der Flöte ersticken kann, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist das nur Ironie, wie der Rest der Erzählung auch.
Dieser scharfe Blick, der die bürgerliche Weihnachtsheuchelei entlarvt, hat mich sehr amüsiert. Diese Satire versteht zu unterhalten - trotz einiger kleiner Fehler und der Textblöcke.
Die Vorgaben sind gut umgesetzt.
Sieben Federn.


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(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Dienstwerk
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Beitrag30.05.2011 12:58

von Dienstwerk
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Ohje, das Ende mag mir gar nicht gefallen, kommt wie ein Hammerschlag - ist aber Geschmackssache.
Ansonsten spritzig erzählter, fehlerfreier Text, teilweise etwas hölzern, Vorgaben gut umgesetzt. Du hast viele Personen sorgfältig charakterisiert - vielleicht etwas zu viele für eine Kurzgeschichte? Denn so bleibt jeder Person nur ein winziger Augenblick.
Die Nöte des Jungen kann ich nachempfinden, das ist Dir prima gelungen.

Ich tippe auf Heinz.

Hierfür habe ich gute 5 Federn mühsam aus meinem literarischen Daunenkissen gezupft.

Meine Punktevergabe im Überblick:
0x1, 1x2, 3x3, 5x4, 6x5, 6x6, 1x7, 1x8, 1x9

LG, Ana
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag30.05.2011 18:05

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo
Ja, mit dem Text tue ich mich schwer. Zunächst einmal eine tiefe Verbeugung.  Es ist schon erstaunlich was hier in zwei Stunden zustande gebracht wurde. Soviel Details, die ja eigentlich um dem Thema gerecht zu werden, vollkommen unnötig wären.
Wie diese Passage
Zitat:
Er ist ein blässliches Kind mit mageren Armen und dünnen Haaren, von eher mangelnder Intelligenz, lediglich sein Name hat Potential den Kleinen für das ganze Leben zu brandmarken: Konrad – benannt nach Konrad Adenauer. Während aus dem Herzen seiner Mutter ernsthafte Frömmigkeit lächelt, als sie dem Kleinen über den Kopf tätschelt, weiß der Zuschauer bereits, dass Konrads Vater Alois vor seiner Karriere bei den Christdemokraten eigentlich mal Blockleiter war – doch dies scheint vergessen, an einem Abend voller Nächstenliebe; schließlich feiert man Jesus Geburtstag nicht alle Tage. Die Tatsache, dass der ein Jude war, ist – wie Onkel Heinz (vormals SS-Soldat) es ausdrückt– sogar irgendwie „chic“ in diesen Zeiten. Nach einer kleinen christlichen Sünde – der gute Sekt, den es für 35 Mark gab – und einem schüchternen christlichen Kuss zwischen den Eltern, folgt ein christliches Gebet. Während Alois bei Gott inständig die Erlösung der Hungernden in der dritten, vierten und fünften Welt erbittet, spricht Konrad heimlich sein eigenes Gebet: Mit seinen sieben Jahren hat er gerade das Schamgefühl entdeckt – oder vielmehr: das Bewusstsein für die Scham, die ihn schon jahrelang innerlich quälte. „Lieber Onkel Gott“, murmelt der Kleine im Geiste, „bitte mach, dass ich heute Abend nicht vorspielen muss. Amen.“ Konrad hat nämlich – weil Kultur ja ganz wichtig ist für die Jugend – angefangen Blockflöte zu spielen. Seit einem halben Jahr geht er zu Herrn Mahlmann in die Übungsstunde – wobei Übung relativ ist, denn Mahlmann weiß beziehungsweise hofft seit der ersten Stunde, dass Konrad über andere Talente verfügt, die der Welt bis jetzt verborgen blieben. Die Mutter verspricht sich viel von dem Unterricht – auch wenn sie in Kauf nehmen muss, dass ein Mann ihren Sohn das Flöte spielen lehrt, der damals Berufsverbot hatte. Kommunist, sagen die Leute manchmal, doch niemand soll ahnen, dass der ältliche, nach Pfefferminzbonbons riechende Flötenlehrer niemals in die DDR gehen wird.

Da kann ich nur sagen, hier verfügt jemand über wahnsinnig viel Phantasie und enorm schnelle Finger. Hut ab.

Zurück zur Geschichte. Die Musik ist angedacht. Ein Junge erstickt an seiner Flöte. Vielleicht ist es das, was mich stört.  Was soll der Sinn der Geschichte sein.  Die heile Welt zu Weihnachten in Frage zu stellen. Und das hat meines Erachtens nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun. Wenn ich auch der Geschichte an sich einiges abgewinnen kann.

adelbo


_________________
„Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Russell
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag30.05.2011 18:59

von Hardy-Kern
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Großartige Idee, aber mangelhaft umgesetzt. Ist mir etwas zu holperig, zu eng, zu begrenzt, trotzdem es Einblicke zu Genüge gibt. Das ist keine Kurzgeschichte, weil diese Thema viel mehr zu bieten hat.

Es ist neuere deutsche Geschichte, welche man bearbeiten und auswerten muss. Der Autor macht es sich zu leicht, wenn er den Tod des Jungen mit CDU Politikern, polnischen Haushaltssklavinnen und einem ehemaligen SS-Banditen und einem angeblichen kommunistischem Blockflötenlehrer in Verbindung bringt. Dann noch DDR, auch nicht richtig formuliert, das kann nicht klappen, weil zu oberflächlich.

Das ist nicht stimmig, weil zuviel Thema; das reicht nicht aus.
Dieser Stoff könnte für einen Roman ausreichend sein, aber das bedarf dann harter Arbeit, weil sicherlich auch eine Menge Recherchen notwendig werden.

Da du dich an dieses schwere, unangenehme Thema gewagt hast, honoriere ich trotzdem mit 8 Federn.

Ich hoffe du machst noch mehr draus.Daumen hoch

Hardy
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag30.05.2011 21:33

von Mardii
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Hallo,

eigentlich gefällt mir deine makabere Geschichte. Es gibt aber ein paar Sachen, die mich irritieren.
Zum Beispiel:

Zitat:
Eine Harmonie schiefer Töne erfüllt das elterliche Wohnzimmer.


Das beißt sich arg.

Manchmal komme ich ins Rätseln wie der Bezug gemeint ist. An der Stelle über Polen und Hinterpommern kann heute kaum jemand wissen was gemeint ist. Das Lied der Köchin ist auch so eine Sache, die etwas fern liegt.

Wahrscheinlich von mir fünf oder sechs Federn.

Grüße von Mardii


_________________
`bin ein herzen´s gutes stück blech was halt gerne ein edelmetall wäre´
Ridickully
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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag31.05.2011 15:32

von Nicki
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LiebeR AutorIn
leider habe ich wegen meines Urlaubs nicht die Zeit, zu jedem Text einen ausführlichen Kommentar zu schreiben. Ich habe jedoch alle gelesen und werde deshalb auch mein Hühnchen rupfen und die Federn verteilen. Gegebenenfalls werde ich später gerne einen ausführlichen Kommentar posten.
MfG
Nicki
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag31.05.2011 19:34

von Jocelyn
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Schöne, böse Satire. Gut gemacht, gut Federn.

_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

Moderatorin

Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
Silberne Harfe



Beitrag31.05.2011 20:45

von Bananenfischin
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Uff. Uff, uff. Dieser Text bringt mich in eine Zwickmühle. Sehr gut geschrieben, viele schöne Details  - aber ich störe mich unheimlich an der antiquiert wirkenden und vor allem an der auktorialen Erzählweise. An einigen Stellen hat's mich diesbezüglich regelrecht gegruselt - was der Autor nicht verdient hat, es geht um meinen persönlichen Geschmack.
Dem trage ich Rechnung, auch wenn klar ist, dass ich diese Geschichte trotzdem unbedingt überdurchschnittlich bewerten werde.


_________________
Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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MadameMimm
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 50
Beiträge: 575
Wohnort: Schwabenland


Beitrag02.06.2011 16:45

von MadameMimm
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Hallo,

obwohl ich mir technisch nicht vorstellen kann, wie man an einer Flöte ersticken kann, bin ich begeistert von deiner Idee und der Umsetzung des Themas. Es ist wohl doch zuweilen sinnvoll, über seine Gebete nachzudenken, sie könnten sich ja erfüllen ...
Deine Sprache passt perfekt in die Zeit, in der du die Geschichte spielen lässt, sie hat so etwas altmodisch aristokratisches.
Der feinsinnig leicht schwarz angehauchte Humor, der an einigen Stellen durchschimmert ist wohl plaziert und kommt bei mir als Leser gut an. Ein wenig Zynismus, ein wenig Immoralität, fein dosiert.
Außerdem, ein sauberer Spannungsbogen und erfrischend klar dargestellte Charaktere. Was will man mehr?
9 Federn? Aber sicher, bitteschön!


_________________
Hexliche Grüße von Tanja
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