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Unter der Laterne (Prosa)

 
 
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag22.05.2011 21:00
Unter der Laterne (Prosa)
von Nordlicht
eBook pdf-Datei Antworten mit Zitat

Der Schein der Gaslaterne, vom Nieselregen zu einem diffusen Licht verwischt, glänzte auf den nassen Pflastersteinen. Rote hochhackige Schuhe schritten darüber, die Netzstrümpfe mit Klümpchen Erde bespritzt. Die junge Frau strich mit kalten Händen über ihr fadenscheiniges Kleid und lehnte sich an den Laternenpfahl. Sie hustete und steckte eine Haarsträhne zurück unter ihren Hut. Im Wächterhäuschen neben dem Kasernentor war schemenhaft die Gestalt des wachhabenden Soldaten auszumachen. Sie zog den kurzen Mantel enger um ihre Schultern und stöckerte betont lässig (hoffte sie) auf das Häuschen zu.
„Verzieh dich, ich bin im Dienst.“ Seine Augen sagten allerdings etwas anderes.
Sie schob ihre Unterlippe vor, die oft gebissene, da an Lippenstift kaum leichter heranzukommen war als an Zigaretten. „Dann gib mir was zu Rauchen.“
Er starrte auf ihren nassen Mantel, dort, wo er über ihrer Brust nicht ganz schloss. Sein Blick rutschte ihre Beine entlang, prallte am Boden ab und verweilte kurz auf ihrem blassen Gesicht. „Was zu Rauchen.“ Er lachte kurz. „Na. Vielleicht in dreieinhalb Stunden, wenn ich abgelöst werde. Bezahlst in Naturalien, oder?“ Sein Mund verzog sich lasziv.
Sie zuckte die Schultern und drehte sich -

Als die Musik verklang war es, als sei die Gaslaterne erloschen und als habe der Nieselregen alles verwischt. Frau Wagner, die bis eben noch ihren Fuß im orthopädischen Birkenstockschuh im Takt gewippt und die Lippen bewegt hatte, saß wieder gleichgültig in ihrem Stuhl. Ein silberglänzender Speichelfaden spann sich aus ihrem linken Mundwinkel in Richtung Schulter.
Dr. Müller-Hahn notierte sich die Reaktion. Inzwischen schallte „La Traviata“ durch den Aufenthaltsraum des Pflegeheim „Zum Sonnenfleck“, doch Frau Wagner zupfte mit glasigem Blick an einem losen Faden ihrer rosa Hausjacke – eindeutig nicht im Takt.
Schwester Sonja flüsterte der Ärztin zu: „Nur Marlene Dietrich für Frau Wagner, was? Sonst reagiert sie auf nichts.“
„Wenn wir die anderen Patienten auch alle kategorisiert haben, können wir individuelle Musikkataloge zusammenzustellen. Meine Hoffnung ist ja, dass Martin die Internetrecherche dazu übernimmt.“ Dr. Müller-Hahn warf einen Blick auf den Psychologiepraktikanten, der ein wahres Faible für die Demenz- und Alzheimerkranken entwickelt hatte. Wie ein begnadeter Dirigent schüttelte er gerade seine Ärmel und warf den Kopf zurück. Seine Arme zuckten spastisch durch die Luft, gar nicht so ungleich der Bewegungen, die manche Patienten an den Tag legten. Im Moment war der Kreis ergrauter Rollstuhlfahrer und Bettlägriger allerdings in eigene Welten versunken, die anscheinend weit entfernt vom „Sonnenfleck“ lagen. „La Traviata“ ließ die Alten ungerührt.
„Meinen Sie“, fragte Schwester Sonja, „dass es Erinnerungen sind, die dabei wach werden? Oder dass die Musikstücke wirklich eine Art Brücke zum Hier und Jetzt sind?“
„Das scheint unterschiedlich zu sein. Vielleicht rührt es auch nur starke Gefühle an; obwohl – warum dann nur bestimmte Stücke?“

Martin saß sechs Stunden später, als die Patienten längst in ihren abgedunkelten Zimmern in nächtliche Träume versunken waren, noch am Computer im Stationszimmer. War es Marlene Dietrich selbst, die Frau Wagner gern hörte? Oder war es eher die bestimmte Tonsequenz des Liedes? Oder gar der Text? Er rieb sich über die Augen und registrierte wieder sein Magenknurren. Eine Pestopizza und ein Gläschen Rotwein wären jetzt etwas Feines. Zeit, nach Hause zu fahren. Während er seine Tasche aus dem Spind holte und seinen Laptop und Notizblock darin verstaute, tönte aus dem Computer noch leise Hans Albers' „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Martin überlegte kurz, ob eine Schocktherapie mit Trance oder Hiphop nicht ungeahnte Ergebnisse bringen könnte, als ein Schatten am Sicherheitsglas des Stationszimmers vorbeizuckte.

Frau Wagner, ihr dünnes graues Haar bereits auf einer Seite vom Kopfkissen plattgedrückt, bekleidet nur mit ihrem Flanellnachthemd, walzte durch den schummerigen Gang.
„Äh -“ Martin räusperte sich, unsicher, was zu tun sei. Es tappte öfter einmal einer der Alten nachts aus den Zimmern und normalerweise wurden sie freundlich, aber bestimmt wieder in ihre Betten verfrachtet. Aber Walzer tanzend? Noch dazu Frau Wagner, deren normaler Bewegungsmodus ein schneckengleiches Schlurfen war?
Martin stellte den Ton am Computer etwas lauter. Hoffentlich war die Nachtschwester noch eine Weile im Zimmer von Frau Erfurt beschäftigt „ … ob du ein Mädel hast oder auch keins ...“ sang Hans Albers, während Frau Wagner schwungvoll auf die offene Tür des Stationszimmers, auf Martin zu walzte.
Er schluckte. Da hatten die papiertrockenen, faltigen Hände schon die seinen ergriffen und in der Babypuderwolke, die Frau Wagner und nun auch ihn einhüllte, ging es im Walzerschritt durch das enge Stationszimmer und dann hinaus in den Gang. Unbeholfen zuerst, schließlich mit Hingabe, tanzte er mit der alten Frau durch das nächtliche Pflegeheim. Das seeliges Lächeln, das zuerst nur auf ihrem Gesicht lag, fand fand seinen Weg bald auch auf seins.

Draußen hatte ein feiner Nieselregen eingesetzt.



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Isa
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 153
Wohnort: München


Beitrag23.05.2011 15:03

von Isa
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Lieber FFF-Teilnehmer,

ist wirklich beachtlich, was du in der kurzen Zeit konstruiert hast. Alleine dafür würde ich eine Feder zusätzlich geben.
Ein komplizierter Handlungsstrang, stimmig, und er schließt alle Vorgaben mit ein.
Ich glaub das sofort, dass ein bestimmtes Lied  Erinnrungen wachrufen kann, auch bei eher schwierigen Fälllen. Martin ist mir richtig sympathisch, gerne gelesen.

LG, Isa
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag23.05.2011 16:09

von adelbo
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Hallo,

es fällt mir etwas schwer, die Verbindung zwischen der jungen Frau im ersten Abschnitt und der tanzenden demenzkranken alten Frau herzustellen. Erst habe ich nach dem verbindenden Glied, der Musik gesucht.
Dann tauchte irgendwo Marlene Dietrich auf. So ist die Verbindung wohl das Lied  "unter der Laterne".  Embarassed
Es sind also zwei Bilder. Die Hure, (vielleicht gezwungenermaßen) unter der Laterne und die alte demenzkranke Frau, die den jungen Mann dazu bringt, glücklich zu tanzen.
Die Bilder sind für mich schön beschrieben.  Das Thema Musik wird behandelt.  In zwei Stunden ist ein netter und beachtenswert langer Text entstanden.
adelbo


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Aliah
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 60
Wohnort: Kaff der Welt


Beitrag24.05.2011 07:50

von Aliah
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Huhu smile

Ich weiß, dass ich grad total in Schmuselaune bin, doch auch ohne diese Laune hätte mir diese Geschichte ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.
Erst hatten mich die ganzen Perspektivwechsel verwirrt, doch am Ende fand ich es sehr gut.
Auch diese Idee, spitze. Wirklich beeindruckend. Und auch ergreifend.
Ich mags und kann mir grad so richtig eine Happy Omi vorstellen die so richtig im Walzer aufgeht und lächelt. Wundervoll. Danke für so eine schöne Geschichte.

LG
Aliah


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Amaryllis
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Alter: 38
Beiträge: 1380

Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag24.05.2011 12:58

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

mir gefällt sehr gut, dass du deinen Text mit einer Erinnerung eingeleitet hast. Für mich macht sie die Besonderheit deiner Geschichte aus, die auch sicher gut funktioniert hätte, hättest du erst mit dem zweiten Absatz begonnen. Die Charaktere finde ich ebenfalls sehr gut herausgearbeitet für die kurze Zeitspanne. Auch das Ende finde ich sehr schön, traurig schön, aber schön. Leider sind dir im letzten Satz zwei Tipper reingerutscht, aber ich nehme an, da warst du schon im Stress Wink
Und noch eine Kleinigkeit: Gibt es das Wort „stöckern“ wirklich oder sollte das eh „stöckeln“ heißen?

Liebe Grüße,
Ama


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Nihil
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Beiträge: 6039



Beitrag24.05.2011 12:59

von Nihil
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Das ist ein Text mit einer interessanten Grundidee, aber meiner Meinung nach einigen Schwächen bei der Umsetzung. Zunächst stört mich, dass hier der Eindruck einer wissenschaftlichen Vorangehensweise erzeugt werden soll, die dann aber doch nicht befolgt wird. Etwa wird stark pauschalisiert („La Traviata ließ die Patienten ungerührt“) und Musik wird zu sehr als Allheilmittel dargestellt. Wenn Frau Wagner eine besondere Erinnerung mit dem Chanson verbindet, trifft das für sie zu, aber nicht automatisch auch für Herrn Müller, auch wenn er die gleiche Generation war und im 2. Weltkrieg gekämpft hat. Außerdem ist es auch fraglich, ob Frau Wagner wirklich damit geholfen ist, dass sie einmal Walzer tanzt. Man kann natürlich argumentieren, dass das immer noch besser ist, als vor sich hin in die Leere zu starren, aber solche „Rückstöße“ ins alte Leben sind meines Wissens nach auch ohne Trigger normal. Aber das ist meinerseits auch ein etwas hoher Anspruch an einen zwei-Stunden-Text. Aber vielleicht hilft dir das ja auch über den Wettbewerb hinaus. :)

Außerdem: Die Idee des Vorspanns gefällt mir gut, vielleicht ist dir ja auch erst nach dem Absatz die Idee mit den musikalischen Experimenten gekommen? Auch das Aufgreifen des Nieselregens gefällt mir gut. Erstens, weil das für narrative Geschlossenheit sorgt, zweitens, weil du damit noch einmal verdeutlichst, dass das Lied tatsächlich in die Gegenwart hineinreicht, die Patienten wieder in die Gegenwart holt, wie ja im Text schon vermutet. Als Idee finde ich das, wie schon gesagt, irgendwie süß, aber für eine richtig hohe Wertung fehlt mir das gewisse Etwas. Vor allem mehr Persönlichkeit der Charaktere, mehr eigene Erinnerungen. Warum reagiert Frau Wagner so stark darauf? Nur weil es ein Lied aus ihrer Jugend ist? Mehr Einzelheiten und Details hätte ich hier, auch wegen der Atmosphäre, die etwas trocken scheint, schon gewünscht. Positiv ist aber natürlich zu sagen, dass Musik zwar nicht erfahrbar gemacht wurde, aber dafür im Mittelpunkt deiner Geschichte steht.

Eine Wertung vergebe ich erst nach dem Vergleich mit allen anderen Texten. Möglicherweise entsteht dadurch auch eine bessere/schlechtere Note, als man nach der Kritik erwartet hätte. Die entsteht nämlich größtenteils spontan.
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Hoody
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Wohnort: Alpen


Beitrag24.05.2011 13:26

von Hoody
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Hallo Maskenmann.

Ich kann mich nicht entscheiden. Wirklich. Habe ihn schon gestern gelesen und wollte ihn schon gestern bewerten, aber ich kriege es nicht richtig hin. Es ist ein schöner Text und der Anfang gefällt mir sehr. Der plötzlich einsetzende Mittelteil hat mich kurz rausgeworfen, aber habe mich schnell wieder gefangen. Auch denke ich heute wieder, dass der Autor entweder Nihil oder Moses ist --> wenn einer von den Beiden mitgeschrieben hat. Ich weiß nicht, aber mein Bauch sagt es mir. Auch wenns falsch ist.
Der Text gefällt mir, die Personen sind eingebaut und das Thema Musik wurde hier schön umgesetzt.
Sieben Federn von mir. Ich habe andere Texte hier gelesen, die mir viel besser gefallen haben, aber auch schon schlechtere. Mit sieben Federn habe ich glaube ich eine faire Bewertung abgegeben. Ein schöner Text, aber für mich kein Highlight.
Sorry.

lg Hubi


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Probber
Geschlecht:männlichBlütenprinzessin


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Beitrag24.05.2011 15:33

von Probber
Antworten mit Zitat

Moin Guy,

erst habe ich mich gefragt, was denn der erste Absatz bedeuten sollte, dann hab' ich's kapiert. Diese Art von "Zeitfenster" ist eine ziemlich geile Idee, mit der Thematik umzugehen. Dass Musik psychologische Wirkung zeigt, ist ja schon längst erwiesen.

Stutzig aus ganz anderem Grund wurde ich hier:
Zitat:
Frau Wagner, ihr dünnes graues Haar bereits auf einer Seite vom Kopfkissen plattgedrückt, bekleidet nur mit ihrem Flanellnachthemd, walzte durch den schummerigen Gang.

Mit dem Verb "walzen" assoziiere ich im Sinne der Fortbewegung eher was Rustikales. Z.B. ein Footballspieler, der alles plattwalzt. Als dann später von Walzer die Schreibe war, war ich doch etwas erstaunt und kurz aus dem Konzept gerissen.
Ich habe keine Ahnung, ob es für "Walzer tanzen" ein geeignetes Verb gibt, aber keine Angst vor Wortschöpfungen, die man sich leicht herleitern kann, aber ich würde für diese Stelle (und noch eine weiter unten im Text) "walzern" vorschlagen.

Gern gelesen und darüber nachgedacht!
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Gast







Beitrag25.05.2011 20:32

von Gast
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Lieber FFF-Teilnehmer,

so viel zu bewerten, so wenig Zeit ... Deshalb mach’ ich’s knapp. Ich bewerte nach folgenden Kriterien:

Sprache: Ich hab' mir nur die Vertipperlein am Schluss gemerkt, also - gut, würde ich sagen.

Idee und Umsetzung: Die Idee finde ich ein bisschen befremdlich. Erst (nehme ich an) Frau Wagner als junge Frau, die sich für eine Kippe prostituieren muss, dann die wachgerufene Erinnerung, als wär' das damals was Schönes gewesen, und zuguterletzt ein junger Praktikant, der selig lächelt, wenn er mit einer alten Frau Walzer tanzt ... Question (Gut, den letzten Punkt könnte man auch so sehen, dass er sich so über seinen Behandlungserfolg freut ... aber für mich hat Paartanz in Kombination mit seligem Lächeln wenigstens den Hauch einer erotischen oder Liebes-Komponente, insofern ... empfinde ich das einfach als schräg.) Die für mich befremdliche Idee wurde aber immerhin sehr gut umgesetzt! Laughing

Berücksichtigung der Vorgabe, Atmosphäre: Gut, keine Einwände.

LG,

Sonja
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag27.05.2011 04:40

von Nordlicht
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Na ja. Nicht das Originellste, der Anfang zu lang, das Ende zu kurz und ein Abschluss mit dem hereinfallenden Licht der Laterne hätte besser als der Nieselregen gepasst. Und das mit der Gaslaterne war wohl eh ein Fehlgriff, meine Liebe  Razz

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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag27.05.2011 20:39

von Leene
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Ist das eine liebe Geschichte! Mit einer Prise Humor und Einfühlungsvermögen. Sehr gerne gelesen! smile
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Gast







Beitrag27.05.2011 22:47

von Gast
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Hallo!
Eine schöne Idee zum Thema, und flüssig geschrieben. Vielleicht ist ja Musik wirklich das, was bis zum Schluss bleibt ...?

Gern gelesen, Grüsse von
Lorraine
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

Alter: 33
Beiträge: 3632
Wohnort: Leipzig
Der goldene Spiegel - Prosa DSFo-Sponsor


Beitrag28.05.2011 12:18

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Liebe/r FFF Autor/in,

Bevor ich mit meiner Kritik beginne, möchte ich mich schon einmal im Voraus entschuldigen, falls ich jemandes Gefühle verletzen sollte. Ich versuche, meine Meinung immer sachlich und möglichst konstruktiv darzulegen. Dennoch spielt bei jeder Kritik auch die subjektive Wahrnehmung eine große Rolle – also bitte nehmt nichts, von dem was ich schreibe, persönlich smile

Die Idee zu dieser Geschichte gefällt mir wirklich sehr gut. Du beginnst mit einer Szene, wahrscheinlich aus der Jugend von Frau Wagner, die du richtig bildlich beschreibst. Man steht mit ihr dort im Regen, kann das Kleid und die Strümpfe fast berühren. Dann überraschst du den Leser mit der Blende in die Gegenwart. Frau Wagner leidet unter Demenz, die Erinnerung wurde von einem Musikstück hervorgerufen (finde ich eine echt tolle Interpretation des Themas!)

Später gibt sie sich dieser Musik und der Erinnerung voll und ganz hin, sodass man am Ende das Gefühl hat, ein kleines Stück der jungen Frau vom Anfang wiederzuerkennen. Der letzte Satz schließt sehr schön den Kreis zum Anfang, was die Geschichte rund wirken lässt.

Geschrieben ist die Geschichte sicher und schnörkellos. Ich wusste immer was los ist und konnte dem Geschehen gut folgen.

Der einzige Teil, der mich ein bisschen gestört hat, war der Dialog in der Mitte. Hier hatte ich nicht das Gefühl, dass echte Ärzte miteinander reden, sondern dass mir als Leser durch den Dialog etwas erklärt werden soll. Sowas z.B.:
Zitat:
„Meinen Sie“, fragte Schwester Sonja, „dass es Erinnerungen sind, die dabei wach werden? Oder dass die Musikstücke wirklich eine Art Brücke zum Hier und Jetzt sind?“
„Das scheint unterschiedlich zu sein. Vielleicht rührt es auch nur starke Gefühle an; obwohl – warum dann nur bestimmte Stücke?“

Ich gehe ja davon aus, dass sie diese Art Therapie schon länger durchführen und nicht gerade erst damit anfangen (immerhin wird ja darauf hingewiesen, dass Frau Wagner nur auf Marlene Dietrich reagiert, also können sie mit der Musiktherapie nicht ganz am Anfang stehen).
Dass Schwester und Ärztin dann einen solchen Dialog führen, kommt mir unwahrscheinlich vor. Sie wissen längst, was sie zu erreichen versuchen.

Eine Möglichkeit, dem Leser das Geschehen auf glaubhaftere Weise zu erklären wäre z.B. einen Angehörigen mit ins Zimmer zu setzen (vielleicht der Sohn von Frau Wagner), der skeptisch ist und sich die Art der Therapie das erste Mal ansieht. Dann könnte die Ärztin ihm das erklären.

Trotz allem was das für mich eine der stärksten Geschichten m Wettbewerb und ich vergebe 7 Federn.
Mein Bewertungsdurchschnitt lag in diesem Wettbewerb bei 4,96 (also rund 5) Federn.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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Gast







Beitrag29.05.2011 11:31

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo Federschwinger/in,

diesmal kann ich aufgrund der relativ geringen Teilnahme jeden Text etwas ausführlicher kommentieren. Die Themenvorgabe war ja sehr offen, also reicht es mir, wenn es irgendwie um Musik geht. Wenn ich Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler erwähne, dann um sie dir zu zeigen – bewertet habe ich sie, aufgrund des Zeitdrucks, nicht.
Meinen Geschmack habe ich, so weit es ging, außer Acht gelassen und versucht mich auf die handwerkliche, logische und kreative Ausarbeitung zu beschränken.

Die Idee, alte Menschen mit Musik zu therapieren gefällt mir sehr gut. Sprachlich überzeugt mich deine Geschichte nicht so sehr und es haben sich leider ne Menge Fehler eingeschlichen.

Zitat:
Inzwischen schallte „La Traviata“ durch den Aufenthaltsraum des Pflegeheims „Zum Sonnenfleck“, doch Frau Wagner zupfte mit glasigem Blick an einem losen Faden ihrer rosa Hausjacke – eindeutig nicht im Takt.


„La Traviata“ ist mir an dieser Stelle zu ungenau – da müsste, meine ich, das gespielte Lied aus der Oper hin.

Zitat:
Frau Wagner, ihr dünnes graues Haar bereits auf einer Seite vom Kopfkissen plattgedrückt, bekleidet nur mit ihrem Flanellnachthemd, walzte durch den schummerigen Gang.


Hier hat jemand Röntgenaugen – oder woher weiß Martin, dass Frau Wagner unter dem Flanellnachthemd (normalerweise nicht durchsichtig) nichts anhat?
Später im Text habe ich erfahren, dass du mit „walzt“ wirklich Walzer tanzen meinst. Hier klingt es eher, als wäre Frau W. so dick, dass sie über den Flur walzt. Ein „tanzt“ wäre, meiner Meinung nach, an dieser Stelle treffender.

Zitat:
Martin stellte den Ton am Computer etwas lauter. Hoffentlich war die Nachtschwester noch eine Weile im Zimmer von Frau Erfurt beschäftigt „ … ob du ein Mädel hast oder auch keins ...“ sang Hans Albers, während Frau Wagner schwungvoll auf die offene Tür des Stationszimmers, auf Martin zu walzte.


Martin ist erst unschlüssig was zu tun ist, was für mich schon unlogisch ist, weil er diese Situation schon öfter erlebt hat, dann stellt er aber das Radio lauter und hofft auch noch, dass die Schwester noch eine Weile beschäftigt ist. Das klingt für mich, als wollte er mit der Patienten tanzen!

Zitat:
Das seeliges Lächeln, das zuerst nur auf ihrem Gesicht lag, fand fand seinen Weg bald auch auf seins.


Das ist – von den Tippfehlern abgesehen – wirklich schön. Den danach folgenden letzten Satz würde ich ganz streichen.

Liebe Grüße
Monika
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femme-fatale233
Geschlecht:weiblichFüßchen

Alter: 31
Beiträge: 1913
Wohnort: München
Das Bronzene Pfand


Beitrag29.05.2011 14:17

von femme-fatale233
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Lieber Autor,
dieser Text ist wirklich gut. Die Idee gefällt mir (besonders die Musiktherapie), aber auch das kurze Stück, das vor der eigentlichen Handlung steht - anfangs wirkt es noch ein bisschen geheimnisvoll, je weiter man liest, umso besser fügt es sich in die Handlung des Textes ein. Endlich kann ich auch mal sagen, dass mir der Titel gefällt - bei den meisten anderen Texten war mir der nämlich irgendwie zu langweilig.

Einige kleine Flüchtigkeitsfehler sind drin, aber da kann man drüber hinwegsehen.
Fazit: 7 bis 8 Federn.

Liebe Grüße,
Caro
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EdgarAllanPoe
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Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag29.05.2011 19:28

von EdgarAllanPoe
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Was genau hat der erste Absatz mit dem Rest der Erzählung zu tun? Ein Fragment, das abgebrochen worden ist? Der Traum eines Patienten?
Ansonsten kann ich nur die beiden Paragraphen bewerten, die nachfolgen: Sie könnten eine eigene Geschichte sein. Der Schreibstil ist passabel, mehrere kleine Fehler, flotte Dialoge, glaubhafte Atmosphäre.
Wegen des nicht dazu passenden ersten Abschnitts muss ich allerdings Abzüge machen.
Sechs Federn.


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

Life is what happens while you are busy making other plans.
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Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Dienstwerk
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DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag30.05.2011 23:48

von Dienstwerk
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Liebevoll erzählt, flüssig zu lesen, gefällt mir gut.
Schön, wie die Musik anfangs in Szene gesetzt wird, wie ein Filmausschnitt.
Themenvorgabe erfüllt.

Diese Geschichte bekommt von mir überdurchschnittliche 6 Federn.

Meine Punktevergabe im Überblick:
0x1, 1x2, 3x3, 5x4, 6x5, 6x6, 1x7, 1x8, 1x9

LG, Ana
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Nicki
Geschlecht:weiblichBücherwurm

Alter: 68
Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag31.05.2011 15:34

von Nicki
Antworten mit Zitat

LiebeR AutorIn
leider habe ich wegen meines Urlaubs nicht die Zeit, zu jedem Text einen ausführlichen Kommentar zu schreiben. Ich habe jedoch alle gelesen und werde deshalb auch mein Hühnchen rupfen und die Federn verteilen. Gegebenenfalls werde ich später gerne einen ausführlichen Kommentar posten.
MfG
Nicki
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Hardy-Kern
Kopfloser

Alter: 74
Beiträge: 4841
Wohnort: Deutschland


Beitrag31.05.2011 17:26

von Hardy-Kern
Antworten mit Zitat

Uff, das musste ich zweimal lesen und verdauen, gefällt mir.
Etwas eigenartig geschrieben, nicht leicht zu verstehen, merkte erst später, dass es ein Zeitblick war. Doch plötzlich war ich im Heim, konnte mich hinein denken, in die lieben alten Schicksale. Klasse, wirklich gut!

9 Federn,

Hardy
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

Alter: 59
Beiträge: 2251
Wohnort: Königstein im Taunus
Das Silberne Fahrrad Ei 1



Beitrag31.05.2011 19:47

von Jocelyn
Antworten mit Zitat

Den Zusammenhang zum ersten Absatz habe ich nicht verstanden. Der Text lässt mich etwas ratlos zurück. Eher wenige Federn.

_________________
If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Bananenfischin
Geschlecht:weiblichShow-don't-Tellefant

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Beiträge: 5339
Wohnort: NRW
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Silberne Harfe



Beitrag31.05.2011 21:24

von Bananenfischin
Antworten mit Zitat

Bei diesem Text bin ich auch ein wenig im Zwiespalt. Die erste Hälfte mag ich - gut geschrieben der Einstieg und auch eine schöne Idee, den Inhalt des Liedes in einer Szene umzusetzen.
Die Versuche mit den Musikstücken haben mich an etwas erinnert, das ich mal in einem Bericht über Demenzerkrankte gesehen habe. Bestimmte Schlüsselwörter aus der persönlichen Vergangenheit der Menschen schaffen es tatsächlich, den Vorhang ein wenig zu öffnen und auch Emotionen zu wecken.
Die zweite Hälfte dann aber ist mir zu viel, zu drastisch, zu - leider - unglaubwürdig. Das hat meinen positiven Eindruck letztlich geschmälert.


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OceanChild
Geschlecht:weiblichEselsohr

Alter: 36
Beiträge: 272
Wohnort: Köln


Beitrag03.06.2011 10:43

von OceanChild
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Hallöchen!

Nette Idee! smile Hätte für meinen Geschmack noch etwas mehr beschrieben werden können, was die Musik denn nun mit Frau Wagner macht, was sie beim Waltzer fühlt. Aber war auch nur wenig Zeit zum Schreiben.

7 Federn.


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Kleine Meise, großes Herz.
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