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La Java (Prosa)

 
 
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Rheinsberg
Geschlecht:weiblichécrivaine émigrée

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Beiträge: 2251
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Wohnort: Amman
Bronzenes Messer


Beitrag22.05.2011 21:00
La Java (Prosa)
von Rheinsberg
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La Java

In der Dunkelheit glänzte die Gasse, die zum Montmartre hinauf führte, schwarz und nass. Den ganzen Tag hatte Nieselregen die Stadt in schmutziges Grau gehüllt.
Die Frauen, die hier auf Kundschaft warteten, standen heute weniger am Bordstein als möglichst dicht an der jeweiligen Hauswand, um ein wenig vom Schutz der überstehenden Dächer zu profitieren. Auf und ab trippelten sie, die hohen Absätze schlugen ein Stakkato dazu, obwohl sie vor allem versuchten, auf diese Weise die Kälte nicht weiter in die Knochen kriechen zu lassen.

Jeanette sah wieder und wieder auf ihre kleine, goldene Armbanduhr. Ein Geschenk von Maurice. Maurice, dem Akkordeonspieler, der dort an der Ecke in der Bar „La Cigale“ jeden Abend spielte. Java, was sonst. Alle waren sie verrückt danach, wenn er mit seinen schlanken Fingern über die Tasten und Knöpfe glitt, seinen biegsamen Körper in der Hüfte wiegte, aber er sah nur sie. Sie war sein Mädchen.

„Nicht träumen!“ La Rose, die ältere Kollegin, riss Jeanette aus ihrer Versunkenheit.
„Ach, geh, La Rose, es ist doch eh nichts los. Bei diesem Wetter bleiben unsere Herren fein zu Hause am Ofen sitzen. Es ist sinnlos, hier in der Nässe herumzustehen und sich noch die besten Teile zu verkühlen. Noch eine Viertelstunde, dann bin ich weg.“
La Rose schüttelte den Kopf.
„Kleines, wo willst du hin? Verdient hast du heute noch nichts, und in die „Cigale“ brauchst du nicht zu gehen – du weißt doch, dass Maurice fort ist!“

Jeannette zuckte zusammen. Ja, fort. In den Krieg hatten sie ihn geschickt, diesen unsinnigen Krieg, um ein Land, das sie nichts anging, das Maurice nichts anging, ein Land, das anderen gehörte. Und Maurice sollte nun helfen, diesen anderen Menschen das Land wegzunehmen – ausgerechnet er, der jede Spinne vorsichtig einfing und nach draußen setzte, sollte Menschen töten, die nichts anderes taten, als ihre Heimat zu verteidigen. Irre. Als ob sie nicht alle noch als Kinder erlebt hätten, wie es ist, wenn man die Besatzung im Lande hat, wie sehr man sie wieder loswerden will, gingen jetzt die gleichen Leute daran, das einem anderen Land anzutun.

Klack-klack-klack. Klack-klack-klack. Klick-klack-klack. Neun Schritte hin, neun Schritte zurück, im Takt ihrer Erinnerung, im Takt der Java. Unter dem falschen Leopardenfellmantel schauderte Jeannette. Die Netzstrümpfe und das dünne schwarze Seidenkleid waren für dieses Wetter einfach nicht genug, wenn man stundenlang hier auf Kundenfang gehen musste. Musste sie? Maurice war nicht mehr da. Er wartete nicht mehr auf sie, ob mit oder ohne Geld. Nein, er war nie ihr Zuhälter gewesen, aber sie hatte oft besser verdient als er. Der Patron der „Cigale“, so nett er sich gab, ließ ihn dort spielen – aber nicht für ein Gehalt, nur für ein Trinkgeld. Und die Getränke – die für Maurice, und abends, nach elf Uhr, auch für sie. Kein Champagner, nur Rotwein, die Hausmarke. Wenn sie gut verdient hatte oder in der Bar eine spendable Musikliebhaberin war, auch mal einen Pastis oder einen Cognac. So ein Cognac, der würde sie jetzt auch wärmen, der täte gut. Aber – ohne Kunden?

Hin und wieder schlich ein Wagen durch die schmale Straße, der Fahrer rechts und links das Angebot durch die leicht beschlagenen Scheiben musternd. La Rose stand im Eingang eines der Häuser. Neben ihr ein Mann mit einer Schiebermütze, die Hosen noch weiß bestäubt, ein Maler wohl, oder ein Putzer. La Rose nickte, sie waren sich wohl über den Preis einig geworden. Tja, andere Kunden sahen sie meist nicht mehr an, die Härten der Jahre hatten zu deutliche Spuren im Gesicht der früher so schönen Rose hinterlassen.

Wieder fröstelte Jeannette, aber diesmal nicht wegen der Kälte. La Rose zu sehen, jeden Tag, wie sie sich abmühte, genug Geld für Miete und Essen zusammenzukratzen, mit jedem Freier mitgehen musste, ließ sie schaudern – sollte das auch ihre Zukunft sein? Pläne hatte sie geschmiedet, mit Maurice – sie wollten beide sparen, bis sie sich ein Haus mieten konnten – Zimmer zur Stundenvermietung, sie würde die Mädchen beaufsichtigen, er die Kasse führen. Träume – alle nun begraben unter einem Sandhaufen in einer fernen Wüste.

Ein Soldat war gekommen, vor zwei Wochen. Sie hatte ihn stehen sehen, vor der Bar, in der Uniform. Auf ihn zugelaufen war sie – bis sie bemerkt hatte, dass es nicht Maurice war. Zögernd war er ihr entgegengekommen, hatte sie angesprochen. Ein Freund von Maurice, der ihr Gesicht von einem Photo kannte, und ihr jetzt das Bild und ein paar Kleinigkeiten brachte. Sie hatten ihren Maurice dort begraben – das, was von ihm übrig war.

Sie weitete ihre Strecke jetzt aus – zwanzig Schritt hin, zwanzig zurück, Roses Revier einbeziehend. Das brachte sie näher an den Eingang der Bar. Ein Pärchen verließ es, Arm in Arm, sie hatte ihren Kopf auf die Schulter des Mannes gelegt, himmelte ihn an. Durch die sich langsam hinter ihnen schließende Tür tröpfelten Töne in die Nacht. Eine Java – die Java!

Klack-klack, klack-klack! Ihre Absätze hämmerten auf den Bürgersteig, als sie auf die „Cigale“ zu rannte, so schnell das in diesen Schuhen möglich war. Das waren doch Maurices Noten, sein Akkordeon!

Sie riss die schwere Tür auf, warf den dunklen Vorhang, der die kalte Luft draußen halten sollte, mit einer ungeduldigen Bewegung zur Seite. Da, an der Theke, lehnte er. Das Akkordeon zwischen den Händen, vor der Brust. Kurze, dunkle Locken über einem olivblassen Gesicht. Finger, die über die Tasten tanzten – aber nicht Maurices Finger. Diese hier waren kürzer, breiter. Nein, nicht Maurice.

Jeannette ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss die Augen. Der Dreivierteltakt der Java füllte das Lokal, durchdrang ihren Körper. Wie früher. Wärme breitete sich von ihren Schultern und Hüften durch den Körper aus, ihr Herz pochte.

„Patron, einen Pastis! Und einen für den Akkordeonspieler!“



_________________
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Isa
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 153
Wohnort: München


Beitrag23.05.2011 13:17

von Isa
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Lieber FFF-Teilnehmer,

und ich hätte doch gehofft, dass Maurice zurückgekommen wäre und sich alles als Irrtum herausgestellt hätte,....

Vorgabe erfüllt und kreativ umgesetzt, flüssig zu lesen, was will man mehr?

LG, Isa
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Aliah
Geschlecht:weiblichWortedrechsler

Alter: 29
Beiträge: 60
Wohnort: Kaff der Welt


Beitrag23.05.2011 18:17

von Aliah
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Hallo,

Ich finde die Geschichte ganz ok, auch wenn sie traurig ist. Das Ende verstehe ich nicht ganz, aber es scheint sich eine Wendung hervorgebracht zu haben, du die Java.
Schöner Stil und gute Gefühlsüberbringung.

LG
Aliah


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Amaryllis
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Alter: 38
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Das goldene Stundenglas Das Silberne Pfand


Beitrag23.05.2011 21:22

von Amaryllis
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Liebe/r Inko,

Auch wieder ein sehr schöner Text. Ich  mag die Art, wie du es subtil schaffst, anzudeuten, in welcher Zeit deine Geschichte spielt. Ich finde auch, dass du das Thema sehr schön auf zwei Ebenen umgesetzt hast, einerseits die Spielereien mit ihren Absätzen, andererseits die Liebe zu dem Akkordeonspieler und seiner Musik. Hier hab ich wirklich nicht viel auszusetzen, auch die lokalen Einschläge mit den Namen und auch dem Alkohol finde ich sehr gut gelungen.

Liebe Grüße,
Ama


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Hoody
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Beiträge: 2273
Wohnort: Alpen


Beitrag24.05.2011 13:20

von Hoody
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Hallo Maskenmann.

Eine interessante Geschichte. Aber sie konnte mich nicht fesseln. Mir fehlte die Spannung und der Stil war doch manchmal etwas holprig. Besonders die Einschübe waren kleine Stolpersteine. Die Geschichte an sich finde ich auch nicht sehr neu oder kreativ, aber du hast es mit Musik verbunden - auch wenn es andere Geschichten besser hinbekommen hatten. Es ist auch nicht traurig am Ende und hat mich nicht berührt. Du könntest da viel mehr draußmachen. Aber der Text ist recht lang und vielleicht hattest du keine Zeit mehr. Vier oder fünf Federn? Schwierig. Es wirkt ein bisschen aufgesetzt. Besonders die eine Stelle, in der der Leser vom Krieg erfährt etc. Bisschen überzogen.
Vier Federn.

lg Hubi


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Gast







Beitrag24.05.2011 19:28

von Gast
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Lieber FFF-Teilnehmer,

so viel zu bewerten, so wenig Zeit ... Deshalb mach’ ich’s knapp. Ich bewerte nach folgenden Kriterien:

Sprache: Gut, gefällt mir!

Idee und Umsetzung: Die Idee finde ich klasse, allerdings stört mich, dass dem Leser so lange vorenthalten wird, dass Maurice tot ist. Kommt mir ein bisschen so vor, als hätte sich der Autor gedacht: "Och Mensch, das ist jetzt noch nicht genug Tränendrüse - da setz ich noch schnell eins drauf!" wink Dabei hätte es das gar nicht gebraucht, finde ich. Ansonsten ist die Geschichte klar, schlüssig, und gefällt ohne weitere Einschränkung! Daumen hoch Für mich einer der stärksten Texte bis jetzt in diesem Wettbewerb.

Berücksichtigung der Vorgabe, Atmosphäre: Ich habe keine Ahnung, wie die Java klingt. Trotzdem ist hier etwas Tolles passiert, als ich den Text gelesen habe - er hat sich einfach angefühlt wie Paris in den 20er Jahren! (Erst danach habe ich herausgefunden, dass die Java zu dieser Zeit ein Modetanz war ...) Klasse, Atmosphäre also ganz wunderbar eingefangen! Und Vorgaben erfüllt, natürlich.

Bonus: Montmarte. love Eine Extra-Feder!

LG,

Sonja
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Mardii
Stiefmütterle

Alter: 64
Beiträge: 1774



Beitrag26.05.2011 21:06

von Mardii
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Hallo,

gefällt mir, diese Musik und jetzt weiß ich endlich, wie man sie nennt.

Gut geschrieben ist dein Text, runde Geschichte und alles, was dazu gehört. Die Musik zieht sich durch, drei Personen, Vorgabe, erfüllt. Ich finde es etwas grenzwertig, wie du dieses dicke Klischee von der Hure und dem Musiker, der in den Krieg zog, verarbeitet hast. Der gesellschaftskritische Bezug hat für mich etwas alibihaftes.  Na ich denke, ich gebe mal so sieben Federn.

Grüße von Mardii


_________________
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Ridickully
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Leene
Eselsohr


Beiträge: 448



Beitrag27.05.2011 20:24

von Leene
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Sehr einfühlsam und liebevoll erzählte Geschichte. Und obwohl ich noch keine Java gehört habe, meine ich, sie gespürt zu haben. Sehr gerne gelesen. Mehr brauche ich eigentlich nicht sagen. smile
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Akiragirl
Geschlecht:weiblichDünnhäuterin

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Beitrag28.05.2011 12:09

von Akiragirl
Antworten mit Zitat

Liebe/r FFF Autor/in,

Bevor ich mit meiner Kritik beginne, möchte ich mich schon einmal im Voraus entschuldigen, falls ich jemandes Gefühle verletzen sollte. Ich versuche, meine Meinung immer sachlich und möglichst konstruktiv darzulegen. Dennoch spielt bei jeder Kritik auch die subjektive Wahrnehmung eine große Rolle – also bitte nehmt nichts, von dem was ich schreibe, persönlich smile

Diese Geschichte gefiel mir insgesamt gut, insbesondere das Ende war emotional berührend, weil du es geschafft hast in der Kürze von Zeit und Geschichte einen „Kreis“ zu schließen zwischen dem, worüber Jeanette am Anfang nachgedacht hat und dem Schluss + letzten Satz. Dadurch wirkt die Geschichte in sich schön rund.

Das Trippeln der Absätze im Rhythmus des Java – schöne Idee! Auch schreibst du sehr bildlich und gefühlvoll. Ich habe Jeanette und Rose regelrecht vor mir gesehen, genauso wie Maurice mit seinem Akkordeon.  

Dennoch habe ich auch bisschen was zu meckern. Du verwendest wirklich extrem viele Gedankenstriche. Im ersten Teil der Geschichte fiel es mir ja noch nicht ganz so auf, aber später häuft es sich dermaßen, dass es mich regelrecht gestört hat. Sieh dir mal alleine diesen kleinen Abschnitt an:
Zitat:

Wieder fröstelte Jeannette, aber diesmal nicht wegen der Kälte. La Rose zu sehen, jeden Tag, wie sie sich abmühte, genug Geld für Miete und Essen zusammenzukratzen, mit jedem Freier mitgehen musste, ließ sie schaudern sollte das auch ihre Zukunft sein? Pläne hatte sie geschmiedet, mit Maurice sie wollten beide sparen, bis sie sich ein Haus mieten konnten Zimmer zur Stundenvermietung, sie würde die Mädchen beaufsichtigen, er die Kasse führen. Träume alle nun begraben unter einem Sandhaufen in einer fernen Wüste.

Ein Soldat war gekommen, vor zwei Wochen. Sie hatte ihn stehen sehen, vor der Bar, in der Uniform. Auf ihn zugelaufen war sie bis sie bemerkt hatte, dass es nicht Maurice war. Zögernd war er ihr entgegengekommen, hatte sie angesprochen. Ein Freund von Maurice, der ihr Gesicht von einem Photo kannte, und ihr jetzt das Bild und ein paar Kleinigkeiten brachte. Sie hatten ihren Maurice dort begraben das, was von ihm übrig war.

Insgesamt habe ich 14 Gedankenstriche in deiner kurzen Geschichte gezählt. Ich habe nichts gegen Gedankenstriche, aber in dieser Häufung stören sie die Geschichte.

Dann hast du zu Anfang einen Tempusfehler gemacht, der dazu geführt hat, dass ich zwischenzeitlich verwirrt war und aus der Geschichte geschmissen wurde:
Zitat:
Maurice, dem Akkordeonspieler, der dort an der Ecke in der Bar „La Cigale“ jeden Abend spielte. Java, was sonst. Alle waren sie verrückt danach, wenn er mit seinen schlanken Fingern über die Tasten und Knöpfe glitt, seinen biegsamen Körper in der Hüfte wiegte, aber er sah nur sie. Sie war sein Mädchen.

Später erst erfährt man, dass Maurice im Krieg umgekommen ist. Demnach müsste dieser Absatz im Plusquamperfekt stehen. Ansonsten kommt es auf den Leser so rüber, als wäre Maurice noch da. Bei so was aufpassen.

Diese Formulierung hier finde ich auch grausig:
Zitat:
Hin und wieder schlich ein Wagen durch die schmale Straße, der Fahrer rechts und links das Angebot durch die leicht beschlagenen Scheiben musternd.

Bitte mit Partizip-Konstruktionen sparsam umgehen, schon gar nicht in dieser Länge, das liest sich echt anstrengend.

Dennoch – das sind alles eher Kleinigkeiten, die für mich nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.
Du hast das Thema gut verarbeitet und eine bildhafte, in sich stimmige Geschichte erzählt.

Dafür gibt es von mir 6 Federn.
Mein Bewertungsdurchschnitt lag in diesem Wettbewerb bei 4,96 (also rund 5) Federn.

Liebe Grüße
Anne


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"Man bereut nicht, was man getan hat, sondern das, was man nicht getan hat." (Mark Aurel)
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EdgarAllanPoe
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Bronzene Harfe Die Goldene Bushaltestelle
Goldene Feder Lyrik


Die Tauben
Beitrag28.05.2011 19:32

von EdgarAllanPoe
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Mir fielen zunächst die unangenehmen Klischees auf. Der Montmartre, Paris, Maurice ... Dennoch ist deine Erzählung sehr angenehm zu lesen, auch wenn sie nur leicht über den Durchschnitt herausragt. Du verzichtest auf ein allzu unrealistisches glückliches Ende, was gut so ist. Sprachlich ist der Text einwandfrei.
Sechs Federn.


_________________
(...) Das Gedicht will zu einem Andern, es braucht dieses Andere, es braucht ein Gegenüber. Paul Celan

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- JOHN LENNON, "Beautiful Boy"

Uns gefällt Ihr Sound nicht. Gitarrengruppen sind von gestern. (Aus der Begründung der Plattenfirma Decca, die 1962 die Beatles ablehnte.)
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Nordlicht
Geschlecht:weiblichWaldschrätin


Beiträge: 3761



Beitrag29.05.2011 01:19

von Nordlicht
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Hallo flinke Feder,

ich bin nach folgendem Bewertungsschema vorgegangen:

-Wie stark ist das Thema Musik im Text ausgedrückt, verwertet und verwirklicht worden?
-Wie gut ist der Text sprachlich gelungen (Rechtschreibung, Grammatik, originelle Verwendung von Wörtern, Flüssigkeit, Vermittlung von Bildern)?
-Wie originell ist die Textidee?

Hier habe ich eher den Eindruck, dass das Thema Krieg und Liebe ist, da Musik doch eher nebenbei eingeflochten ist. Dein Text ist flüssig geschrieben, wenn auch sprachlich noch etwas mehr rauszuholen wäre - mehr Atmosphäre hätte mir gefallen.
4 Federn.


_________________
If I waited for perfection, I would never write a word - Margaret Atwood
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Gast







Beitrag29.05.2011 10:40

von Gast
Antworten mit Zitat

Hallo!

Das ist eine gut erzählte, runde Geschichte. Eigentlich alles drin ... die Traurigkeit der Jeanette, die nicht übertrieben dargestellt wird, sondern sich die Waage hält mit ihrem (zum Beruf passenden) Pragmatismus, ich finde das hier sehr gelungen, wirklich. Du zeichnest dieses Bild der fünfziger Jahre, unromantisch und doch ... Maurice, dessen Platz nicht leer bleibt, Jeanette, die sich arrangieren wird, und la Rose, deren weiteres Schicksal Jeanettes eigenes schon ankündigt, ja, ich finde, du hast in zwei Stunden eine fertige Geschichte gezaubert, ich wüsste nicht, was du daran verbessern müsstest.
Sehr gern gelesen,
Lorraine
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Jocelyn
Bernsteinzimmer

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Beitrag29.05.2011 10:54

von Jocelyn
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Irgendwie hast du sehr viel bekanntes Drama in einen kurzen Text gepackt. Zu viel Déjà-Vu. Schlecht ist der Text nicht, aber auch nicht so gut.
Mittlere Wertung.


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If you dig it, do it. If you really dig it, do it twice.
(Jim Croce)

Die beständigen Dinge vergeuden sich nicht, sie brauchen nichts als eine einzige, ewig gleiche Beziehung zur Welt.
(Aus: Atemschaukel von Herta Müller, Carl Hanser Verlag, München 2009, Seite 198)

"Si Dieu n'existait pas, il faudrait l'inventer."
(Voltaire)
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Gast







Beitrag29.05.2011 11:08

von Gast
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Hallo Federschwinger/in,

diesmal kann ich aufgrund der relativ geringen Teilnahme jeden Text etwas ausführlicher kommentieren. Die Themenvorgabe war ja sehr offen, also reicht es mir, wenn es irgendwie um Musik geht. Wenn ich Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler erwähne, dann um sie dir zu zeigen – bewertet habe ich sie, aufgrund des Zeitdrucks, nicht.
Meinen Geschmack habe ich, so weit es ging, außer Acht gelassen und versucht mich auf die handwerkliche, logische und kreative Ausarbeitung zu beschränken.

Ja ... was soll ich sagen? Flüssig gelesen, Musik, Einsamkeit und Trauer gespürt, Kopfkino in Gang. Finde, auch nach mehrmaligen Lesen nix zu meckern.
Also: Klasse  - mein Favo!

Liebe Grüße
Monika
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Bananenfischin
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Moderatorin

Beiträge: 5338
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Goldene Feder Prosa Pokapro IV & Lezepo II
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Beitrag29.05.2011 20:13

von Bananenfischin
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Thema umgesetzt, klasse erzählt. Bisher ein Favorit.

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Schriftstellerin, Lektorin, Hundebespaßerin – gern auch in umgekehrter Reihenfolge

Aktuelles Buch: Geliebte Orlando. Virginia Woolf und Vita Sackville-West: Eine Leidenschaft

I assure you, all my novels were first rate before they were written. (Virginia Woolf)
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Probber
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Beiträge: 6717
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Beitrag30.05.2011 16:38

von Probber
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Moin Guy,
leider nicht so ganz mein Stil.
Beispielhaft sei dieser Satz dahingestellt:

Zitat:
Als ob sie nicht alle noch als Kinder erlebt hätten, wie es ist, wenn man die Besatzung im Lande hat, wie sehr man sie wieder loswerden will, gingen jetzt die gleichen Leute daran, das einem anderen Land anzutun.

Für meinen Geschmack etwas zu umständlich. Mir ist klar, dass du damit eine bestimmte Wirkung erzielen willst, kommt aber bei mir nicht an. Ist eine Geschmackssache.
Die Thematik an sich und die Perspektive der Bordsteinschwalbe finde ich aber durchaus interessant.
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Dienstwerk
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Wohnort: Gera/Markkleeberg
DSFo-Sponsor Goldene Harfe


Beitrag30.05.2011 23:44

von Dienstwerk
Antworten mit Zitat

Flüssig zu lesen, gefällt mir gut. Themenvorgabe erfüllt.

Diese Geschichte bekommt von mir überdurchschnittliche 6 Federn.

Meine Punktevergabe im Überblick:
0x1, 1x2, 3x3, 5x4, 6x5, 6x6, 1x7, 1x8, 1x9

LG, Ana
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Nicki
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Beiträge: 3613
Wohnort: Mönchengladbach
Ei 10


Beitrag31.05.2011 15:28

von Nicki
Antworten mit Zitat

LiebeR AutorIn
leider habe ich wegen meines Urlaubs nicht die Zeit, zu jedem Text einen ausführlichen Kommentar zu schreiben. Ich habe jedoch alle gelesen und werde deshalb auch mein Hühnchen rupfen und die Federn verteilen. Gegebenenfalls werde ich später gerne einen ausführlichen Kommentar posten.
MfG
Nicki
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adelbo
Geschlecht:weiblichReißwolf


Beiträge: 1830
Wohnort: Im heiligen Hafen


Beitrag31.05.2011 21:23

von adelbo
Antworten mit Zitat

Hallo

eine nette, leise Geschichte, in der das Thema Musik eine andeutungsweise  begleitende Rolle spielt.  Ein Einblick in das Leben einer Protestuierten, die ihren Freund, Zuhälter im Krieg verloren hat.
Es gibt ein paar Sätze, die nicht ganz passen.
Zitat:
Kleines, wo willst du hin? Verdient hast du heute noch nichts, und in die „Cigale“ brauchst du nicht zu gehen – du weißt doch, dass Maurice fort ist!“

Maurice ist nicht fort, Maurice ist tot. Das wissen beide Frauen.
Zitat:
Es ist sinnlos, hier in der Nässe herumzustehen und sich noch die besten Teile zu verkühlen

Hier musste ich etwas schmunzeln. Ich nehme an, das war der Versuch etwas Milieu rüber zu bringen.
Es scheinen einigermaßen gebildete Liebesdienerinnen gewesen zu sein, nach den Dialogen zu urteilen.  Zumindest was man so im Fernsehen an Sprache sonst serviert bekommt.
Zitat:
La Rose stand im Eingang eines der Häuser. Neben ihr ein Mann mit einer Schiebermütze, die Hosen noch weiß bestäubt, ein Maler wohl, oder ein Putzer.

Wird hier nicht ein klassisches Klischee bedient?
adelbo


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Bertrand Russell
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Scritoressa
Geschlecht:weiblichGraue Hexe

Alter: 29
Beiträge: 686



Beitrag01.06.2011 17:32

von Scritoressa
Antworten mit Zitat

Hi Guy!

Nur ein Kommentar, um bewerten zu koennen. Bin unter Zeitdruck.

lg Scrito


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ney
Geschlecht:weiblichLeseratte


Beiträge: 187
Wohnort: Leipzig


Beitrag01.06.2011 19:08

von ney
Antworten mit Zitat

hallo,

angelockt durch den Titel, hab ich die Geschichte angeklickt und bis zum Schluss gern gelesen.
stilistisch habe ich nichts zu bekritteln, und auch inhaltlich finde ich die Verknüpfung mehrerer Ebenen sowie den Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen gelungen. 8 Federn dafür von mir! smile

liebe Grüße

ney


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MadameMimm
Geschlecht:weiblichKlammeraffe

Alter: 50
Beiträge: 575
Wohnort: Schwabenland


Beitrag01.06.2011 19:17

von MadameMimm
Antworten mit Zitat

Hallo,

ich musste erst einmal googeln, um herauszufinden, was eine "Java" ist. Das war dann auch mein Problem mit dem Text. Ich konnte mich gar nicht so befreit dem Inhalt widmen, wie ich es gerne getan hätte, weil mir ständig die Frage "was ist eine Java?" im Kopf herum geisterte. Eine etwas ausführlichere Erklärung als du sie in deinem Text gebracht hast, hätte ich mir gewünscht.
Davon abgesehen hast du einen sehr anschaulichen Text verfasst, der mich als Leser mitnimmt in die dunkeln, verregneten Straßen und ins "La Cigale". Du spielst mit drei Zeitebenen, aber es klingt nicht verworren. Dieser Spagat ist dir sehr gut gelückt. Deine Idee gefällt mir auch.
Sprachlich kann ich nicht meckern - solide und schnörkellos aber aussagekräftig.


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Hexliche Grüße von Tanja
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